2001-protokoll-nr-422

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Sitzungsprotokolle des Beirats des Bundesministeriums der Finanzen

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[A2s Mmeye_Beirat
                                                                                      _422/


                                                                            Vertraulich*)



                                        Niederschrift 4/01.


                           b
                           beim Bundesminist
                                             erium der Finanzen
                                                                       ;
                                        am 18/19. Mai 2001

                                 in Dresden im , Hote
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                                                      l Hilton*   AR        Oe
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A. Teilnehmer
                                                                           De. Kadtrop
                                                                  Ae        De




                ch - insbesondere
                                  im Hinblick auf
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Mitteilungen der Vorsitzenden
         Feststellung der Tagesordnung
                                                      g
         Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzun
                                                  ch mit Sofa     iar RRC
         Diskussion Uber aktuelle Probleme, Gespra
Ul.

NV.


                                                 altspolitische   Instrumente zur
         Diskussion der Kommissionsvoriage _Haushanz politik”
         Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Fin Thema
Vi.      Uberlegungen zu einem neuen Gutachten-
Vil.     Tagesordnung der nachsten Sitzung
 Vill.    Verschiedenes
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ih. Feststellung der Tagesordnung



    al¥. Diskussion Ober aktuelle Probleme" entfali
                                                    t. »VI. Uberlegungen zu einem neuen
    Gutachten-Thema* ersetzt Tagungsordnungspunkt IV.



    iil.     _Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzu
                                                          n



Das Protokol! wird chne Anderungen angenommen
                                              .




Als Ergebnis der Erérterungen zu einem neuen
                                             Gutachten-Thema beschlie&t der Beirat:



s          Prifung des Themenvorschlags des BMF
                                                zur Finanzpolitik in Europa zwischen

           Koordinierung und Subsidiaritaét. Der Beirat
                                                        setzt eine Kommission ein mit dem Auftrag
                                                                                                   ,
           die verschiedenen Aspekte des Themas pauszu
                                                           loten’, die Literaturlage zu prifen und
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    Experten auf dem Themengebiet ausfindig zu machen. Geeignete Experten sollen fiir
    Vortrage gewonnen werden. Mitglieder der Kommission sind die |
                                   Das Ministeriun                 bietet an, die Arbeiten der
    Kommission zu unterstiitzen. Die Kommission strebt an, Uber erste Ergebnisse ihrer
    Prifung auf der bevorstehenden Sitzung in Hamburg zu berichten.


e   Abfassung einer Stellungnahme anldsslich des Urteils des BVerfG zur Beriicksichtigung
    von Kindern in der Pflegeversicherung. Die Stellungnahme soll kurzfristig erfolgen,
    gegebenenfalls in der Zeit, die zunachst fur die Vorbereitung und Entscheidungsfindung
    zum Themenvorschlag des BMF bendtigt wird. Das Thema sei sehr bedeutsam.
    Anlasslich des Urteils kénnten politische Entscheidungen getroffen werden, die
    weittragende Folgen auch fur die Berlicksichtigung von Kindern in der Gesetalichen
    Renten- und Krankenversicherung hatten. Insgesamt habe das Thema zwei
    Dimensionen, eine rechtspolitische und eine Skonomische. Der Beirat stimmt uberein,
    dass die Auseinandersetzung mit der politischen Rolle des BVerfG nicht Gegenstand
    der Stellungnahme sein soll. Sie bildet lediglich den Anlass. Einzeine Beiratsmitglieder
    regen an, das Thema unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit anzugehen und es
    hinsichtlich der Rentenversicherung vor dem Hintergrund des Spannungsverhaltnisses
    zwischen Umlage- und Kapitaldeckungsverfahren zu diskutieren. Eine weitere
    Fragestellung sei die Behandlung von Kindern bzw. Familien bei intergenerativen
    Problemen.                                             bilden eine Kommission zur
    Vorbereitung der Stellungnanme.



Daniber hinaus erértert der Beirat folgende Themen als Gegenstand eines neuen
Gutachtens bzw. einer Stellungnahme:


*   Steuern und Transfers bei niedrigen Einkommen. Hierzu liegt eine einfuhrende
    Ausarbeitung von                 vor.

*   Gleichbehandlung freiwillig Versicherter und Pflichtversicherter in der GKV. Die
    thematische Einfihrung erfoigt auf der Basis einer Voriage vor
*   Hochschulfinanzierung. Hierzu bringt               sine schriftliche Vorlage ein.
*   Humankapital. Thema kénnte umfassend unter Skonomischen und
    finanzwissenschaftlichen Gesichtspunkten analysiert werden.
*   Reform der Steuerreform 2000 vor dem Hintergrund des demografischen Wandels.
    Dazu legt             sine einfuhrende Gedankenskizze vor.
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 Der Beirat betrachtet das Thema Steuern und Transfers bei niedrigen Einkommen als
 geeignet fur ein zuktnftiges Gutachten. Die Anreizdynamik im Niedrigeinkommensbereich
 sei verbesserungsbediirftig. Dies zeigen insbesondere aktuelle Studien, die im Auftrag des

 Ministeriums vergeben wurden. Problematisch sei, dass durch mangelnde Anreize zur
 Arbeitsaufnahme der Niedriglohnsektor stark in seiner Entwicklung beschrankt werde. In

 den USA seien in der jngsten Vergangenheit etwa ein Drittel der zusatzlichen
 Beschaftigungsverhdltnisse im Niedrigeinkommensbereich und zwei Drittel im Bereich
 hdherer Einkommen geschaffen worden. Einige Mitglieder des Beirats auRern sich
 gleichwohi kritisch zu dem Thema. Wegen seiner starken sozialpolitischen Komponente sei
 das Thema ,untypisch* fiir den Beirat. Es stelle sich zudem die Frage, inwieweit der Beirat
 einen eigenen Beitrag zur Aufarbeitung des Problems feisten kénne. Die Grundsatzarbeit
 sei bereits geleistet. Die Politik sei nun gefordert, L6sungen anzubieten. Der Beirat
 beschlie&t mehrheitlich, dieses Thema bei der Auswahi eines zukunftigen Gutachtenthemas
weiterhin zu berticksichtigen.



Die Mehrheit der Beiratsmitglieder beurteilt-eine Bearbeitung des Themas
Gleichbehandiung freiwillig Versicherter und Pflichtversicherter in der GKV kritisch. Fur die
meisten Mitglieder ist der Vorschlag thematisch zu eng ausgerichtet. Auch eine etwas
allgemeinere Beschdaftigung mit dem Thema unter dem Gesichtspunkt der Finanzierung
nach dem Aquivalenz- bzw. Leistungsfahigkeitsprinzip wird nicht begrUgt.


Das Thema Hochschulfinanzierung bewertet der Beirat gleichfalls als zu eng. Hinzu komme,
dass das Thema durch ein Gutachten der Monopolkommission vom Jahr 2000 schon
besetzt sei und bereits in der Offentlichkeit breit diskutiert werde. Zu Uberlegen sei
gleichwohl, inwieweit sich der Beirat in allgemeinerer Form mit einem Aspekt des Themas,
und zwar der Humankapitalbildung, beschaftigen solle.



Fur eine breite Mehrheit des Beirats ist das Thema Humankapital geeignet fur ein
Gutachten. Gegenstand eines soichen Gutachtens sollten insbesondere die umfassende
ékonomische Bewertung des Humankapitals (einschlieBlich externer Effekte), die
steuerliche Behandiung des Humankapitals und ausgabeseitige Ma&nahmen zur Forderung
der Humankapitalbildung (Stichwort ,Qualitat der Staatsausgaben*) sein. Bezuglich der
Humankapitalbildung bzw. der Ausgaben fir Kinder seien systematisch drei Kategorien zu
unterscheiden: Die Privatsphare, Umverteilung zu Gunsten / zu Lasten von Familien mit
Kindern und die positiven externen Effekte der Bildung von Humankapital

(Zukunftsvorsorge).
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Das Thema Steuersystem und demographischer Wandel wird von der Mehrzahi der

    Beiratsmitglieder begruBt. Orientierungspunkte fur die inhaltliche Ausrichtung eines solchen

    Gutachtens k6énnten sein: Eine starkere Konsumorientierung in der Besteuerung, die

    Diskriminierung der Human- und Sachkapitalbildung bei der Besteuerung und der aktuell

    unter Leitung von                /orgelegte Karisruher Entwurf zur Reform der

    Einkommensbesteuerung. Ein Beiratsmitglied weist darauf hin, dass bspw. zur Frage der

    steuerlichen Behandlung von Zinsertragen die Beiratsmitglieder unterschiedliche

    Auffassungen vertreten. Er wolle sich dieser Diskussion nicht verschlie@en und werde mit

    ,offenem Visier’ seine Positionen einbringen.



    Der Beirat verstandigt sich abschlieRend darauf, dass die Ergebnisse dieser

    Themendiskussion als Entscheidungsgrundlage herangezogen werden, sobaid wieder ein

    neues Arbeitsthema gefunden werden muss.




V._     Diskussion der Kommissionsvorlage Haushaltspolitische Instrumente zur

       Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Finanzpolitik



Der Beirat beschlieRt, in der bevorstehenden Sitzung in Hamburg das Schlusskapitel in das

Zentrum der Beratungen zu stellen. Die Beiratsmitglieder sind eingeladen, im Vorfeld der

Sitzung ihre Anregungen und Anderungsvorschlage schriftlich der Kommission bzw
           zu Ubersenden.



Fur die Sitzung in Hamburg ist gepiant, dass das Plenum das Gutachten annimmt und eine

Redaktionskommission einsetzt. Die endgtltige Fassung des Gutachtens kénnte somit auf

der Oktober-Sitzung verabschiedet werden. Die Redaktionskommission hatte Gelegenheit

uber den Sommer hinweg den Text sprachlich zu Uberarbeiten. Schlielich kénnten

einzeine Beiratsmitglieder diese Phase noch nutzen, um weitere Anderungsvorschiage

schrifilich an die Redaktionskommission zu Ubermittein.



Der Beirat setzt auf der Basis der iberarbeiteten Kommissionsvoriage vom 30. Marz 2001

seine Beratungen fort. Die wichtigsten Ergebnisse seiner Beratungen sind:




*     S. 12, Fufnote; der Beirat erinnert an seinen Beschluss, fir algebraische Herleitungen

      einen Anhang vorzusehen.
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   Anlasslich der auf S. 12 dargestellten Budgetbedingungen betont ein Beiratsmitglied die

   Relevanz des Wirtschaftswachstums fiir die Spielraume zukinftiger Generationen,

   Schulden (ab) zu tragen. In der anschieRenden Diskussion wird heraus gearbeitet, dass

   die dargesteliten Gleichungen saldenmechanische identitatsgleichungen sind. Der

   Wachstumsrate ist der Zinssatz der Staatsschulden gegenuber zu stellen. Nur far den

   Fall, dass zukUnftig die Wachstumsrate gréRer als der Zinssatz ist, erweitert sich der

  Spielraum zukinftiger Generationen zur Bedienung der Staatsschulden.

  S. 13, Zeile 25: Welche Moglichkeiten zur kurzfristigen Haushaltsentastung

  Verschleierung von Haushaltsdefiziten bestehen, hat sich ...

  S. 21, Zeile 33: Bei einem sehr hohen Schuldenstand kénnte der Druck auf die EZB

  entstehen, ...

  Abschnitt 1.4 Empirische Ergebnisse. Der Antrag eines Beiratsmitglieds auf diesen

  Abschnitt zu verzichten, wird abgelehnt. Angeregt wird, einen zusatzlichen Absatz

  aufzunehmen, der die Bedeutung des Primarsaldos fiir das dargestellte Konzept

  ilustriert. Dabei k6nne die herausgehobene Bedeutung des Primarsaldos anhand der

 unterschiedlichen Verschuldungslagen von Deutschland und Italien dargestellt werden.

 S. 30, Zeile 23: ... Zeitraume im OECD-Ansatz, tellweise 200-Jahre-undmebe,

 untersucht werden.                      ,
 S. 31, Zeilen 25 ff. Ein Beiratsmitglied weist darauf hin, dass die basisjahrbezogene und

 die generationenbezogene Version des Generationenkonzepts Eckpunkte eines

 Kontinuums seien. Die Lastverteilung zwischen den Generationen kénne in einem

 Tilgungsplan vereinbart werden. Auf diese Weise kénne das Verteilungsprobiem

 strukturiert werden. Finanzpolitische Schlussfolgerungen und Empfehlungen sollen

 Gegenstand des Schlusskapitels sein. Der Vorschlag eines Tilgungsplanes kénne dort

 aufgegriffen werden.

S. 34, 3. Absatz. Der Beirat regt eine Neuformulierung des Absatzes an. Der Absatz

kénne im Duktus wie foigt beginnen: ,lm Ubrigen gibt es den Begriff der impliziten

Staatsverschuldung ... Dieses Konzept wird aus folgenden Griinden ... nicht weiter

verfoigt.* Die implizite — auch ,potenzielle* - Staatsverschuldung erfasst die Schulden,

die zuktinftig entstehen, wenn die bestehenden Gesetze fortgelten.

S. 36, Zeile 18. Der Begriff Altersprofil ist naher zu erlautern. Gemeint sei wohl die

altersbezogene formale Inzidenz.

S. 37/38, Zwischenuberschriften. Der Beirat beschlieRt die Zwischentiberschriften durch

zu nummerieren.

S. 38, Zeile 16, ist die Quellenangabe zu erganzen.

S. 39, letzter Absatz: Kindergeldzahlungen sind zu ersetzen durch
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Erziehungsgeldzahlungen.




               der nachsten Sitzung
Vil. Tagesordnung



Die nachste Beiratssitzung findet am 6./7. Juli 2001 in Hamburg statt. Voraussichtliche
Tagesordnung ist:



I.        Mitteilungen der Vorsitzenden

Hh.        Feststellung der Tagesordnung

I.        Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung
IV.        Diskussion aktueller finanzpolitischer Themen mit


V.        Gemeinsame Sitzung mit dem wissenschaftlichen Beirat beim BMWi
Vi.       Diskussion der Kommissionsvoriage ,Haushaltspolitische Instrumente zur
          Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Finanzpolitik"
Vil.      Bericht der Vorbereitungskommission ,,Finanzpolitik in Europa zwischen
          Koordinierung und Subsidiaritat*

Vill.     Tagesordnung der nachsten Sitzung

IX.       Verschiedenes




Berlin / Géttingen, den 31. Mai 2001




gez.                                                   gez.
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