2007-protokoll-nr-469
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Sitzungsprotokolle des Beirats des Bundesministeriums der Finanzen“
Vertraulic
B. _Tagesordnung I. Mitteilungen des Vorsitzenden Il, Feststellung der Tagesordnung IH. Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung IV, V. Interne Sitzung: Reform der Beiratsarbeit/evtl Auswirkungen auf die Termine 2008/2009 und Vorbesprechung tiber weitere Zuwahlen Vi Diskussion iber neue Themen VIL Tagesordnung der nachsten Sitzung VIN. = Verschicdenes. I. _ Mitteilungen des Vorsitzenden lL. _ Feststellung der Tagesordnun ee rE cet den Vorsitz der Kommission zur ,,.FamilienbesteuerungTM nieder: das Thema wird in dicser Sitzung von der Tagesordnung genommen. In der niichsten Sitzung
tae soll erneut fiber eine Befassung mit dem Thema diskutiert und ggfs. eine neue Kommission bestimmt werden. Im Laufe der Sitzung wurde der Tagesordnungspunkt ..Diskussion tiber neue Themen“ einge- fiigt. LiL. Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung Das Protokoll wird ohne Anderungen angenommen. IV. Gutachten ,.Existenzsicherung und Erwerbsanreiz“ mit Anhérung von Grundsatzlich wurde betont, dass die Untersuchung des Themas ergebnisoffen gefiihrt werden soll. Fiir die gesamte Analyse sei, neben einer vergleichenden, systematisierenden Darstellung bestehender Vorschlige fiir Deutschland und der zu erwartenden Auswirkungen, auch das Hinzuziehen internationaler Erfahrungen hilfreich. Eine mégliche Empfehlung kénne neben der Entscheidung flr ein bestimmtes Modell auch die Etablierung von regionalen Pilotpro- jekten sein. Inhaltlich wurde eine stirkere Differenzierung zwischen den Konzepten ,,Burgergeld“ und »Kombilohn* vorgeschlagen. Da ein Kombilohn lediglich an Arbeitnehmer mit einem Min- desteinkommen aus cigener Kraft gezahlt werden solle, sei der Zahl der Empfinger mit rd. | Mio. erheblich geringer als beim Bitirgergeld mit 20 Mio. potenziellen Empfingern. Finige Befiirworter des Birgergelds wiirden, vergleichbar mit der Diskussion um eine Alleinsteuer, eine Komplexitatsreduktion des Sozialstaats erwarten. Diese Hoffung sahen mchrere Beirats- mitglieder als unrealistisch an. Bei der Diskussion des ,,.Workfare“-Ansatzes wurde auf die Ahnlichkeit von Transferlcistun- gen mit Sffentlichen Giltern hingewiesen. So kénne bei kostenloser Bereitstellung eine Uberanspruchung analog zur ,,Tragik der Allmende* erwartet werden. Durch die Ftablierung von Kostenelementen bei der Inanspruchnahme von Transfers in Form einer Freizeitreduktion kénne diese Problematik abgemildert werden. Der Ansatz erhShe dabei gleichzeitig die An- reize zur Arbeitssuche und verringere Méglichkeiten zur Aufnahme von Schwarzarbeit. Auch
zeigten einige Studien, dass selbst ein kompensationsloses Arbeitsangebot die Zufriedenheit der Betroffenen erhShen kénne. Demgegentiber wurde kritisiert, dass der Ansatz einen massiven Eingriff in die Persénlichkeitsrechte darstelle. Auch sei der Ansatz gerade nicht geeignet, selbstwertstiftende Arbeit zu vermitteln und Humankapital zu bewahren. In dem Gutachten sollte nach einhelliger Meinung auch die Durchsetzungsproblematik im Hinblick auf Sanktionsmechanismen vertieft analysiert werden. So kénne beispielsweise die Verpflichtung zur Arbeitsaufnahme zu einem Anstieg der testierten Arbeitsunfahigkeit fih- ren. Fir die Wirkung der unterschiedlichen Konzepte sei es daher von Interesse, wie die Durchsetzbarkeit bereits bestehender und méglicher Instrumente erhGht werden kénnte und ob einige Ansatze beispielsweise durch eingebaute Mechanismen eine bessere Durchsetzbar- keit erwarten lieBen. Mehrere Beiratsmitglieder thematisierten mégliche Verdringungseffekte. Es wurde hervorge- hoben, dass der Staat durch sprunghafte, unsystematische Eingriffe und die Bereitstellung 6f fentlicher Beschaftigungsprogramme in Bereichen ohne Marktversagen dauerhafte Verzer- rungen auf den Markten hervorrufen und private Aktivitéten verdrangen kénne. Demgegen- iiber wurde eingewandt, dass diese Effekte von einzelnen Interessengruppen tibertrieben dar- gestellt wiirden und dass hinter dem Argument der Verdringung auch stehen kénne, Arbeits- lose sollten in dieser Situation verharren. Es sei sinnvoll, in dem Gutachten zu analysieren, unter welchen Voraussetzungen Verdrangungseffekte vermieden werden kénnten. Das Thema Mindestlohn sollte nach Ansicht einiger Beiratsmitglieder vertieft erértert werden. Hierbei kénne auch der oft als faktischen Mindestlohn angesehene ALG II-Satz genauer be- trachtet werden. Dieser tiberzeichne wegen der damit verkntipften Bedingungen den tatsdchli- chen Grenzlohn. Der Mindestlohn liege daher unter diesen Satzen. Demgegentiber wurde ar- gumentiert, dass bei Nichtbeschaftigung und Bezug von ALG II auch der Zugewinn an Frei- zeit und die Méglichkeit zur Aufnahme von illegalen Beschaftigungen berticksichtigt werden miissten. Allerdings wurde auch darauf verwiesen, dass eine ausftihrliche Diskussion von Mindestldhnen nicht zielfiihrend sei. Alternativ kénne eine Untersuchung der Vorschlage im Hinblick auf ihre Beziige zu Mindestléhnen erfolgen. Diskutiert wurde die Einbeziehung méglicher Reaktionen der Tarifpartner. Auf der einen Seite wurde eingewandt, eine Befassung hiermit sei zu spekulativ. Demgegentiber wurde er-
widert, dass z.B. unter Beriicksichtigung verhandlungstheoretischer Modelle Aussagen iiber die Auswirkungen der Modelle auf das Verhalten der Tarifparteien abgeleitet werden kénn- ten. Etwaige Riickwirkungen dieser Verhaltensinderungen auf den Arbeitsmarkt sollten mit- bedacht werden. Ein Beiratsmitglied verwies darauf, dass die Thematik der Arbeitsnachfrage starker bertick- sichtigt werden sollte. Demgegeniiber wurde darauf verwiesen, dass in dem Gutachten keine makroékonomische Diskussion erfolgen sollte, sondern allein strukturelle Probleme des Ar- beitsmarkts Gegenstand der Befassung sein sollten. Hierftir kénne auch cine Konzeniration auf einen bestimmten Teilbereich, wie z.B. Geringqualifizierte und Niedriglohnsektor, erfol- gen. Zur vertieften Diskussion einzelner Konzepte hatte der Beirat als Vertreter eines Kombilohn- modells und als Vertreter eines ,.Workfare‘‘-Ansatzes eingeladen. Die Prdsentationen werden den Beiratsmitgliedern als Anlage zum Protokoll beigefiigt. rerichtete aus der Perspektive des BMF iiber den aktuellen Stand der arbeitsmarktpolitischen Diskussion, insbesondere die Arbeit der AG Arbeitsmarkt, der von Seiten der Bundesregierung BK, BMWi, BMAS und BMF sowie Vertreter von Landesregierungen und Koalitionsfraktionen angehérten. Der Abschlussbericht der AG Arbeitsmarkt wurde am 9. Mai 07 dem Kabinett zur Kenntnis gebracht. Der Bericht enthielt einvernehmliche Empfehlungen zur Einfihrung eines ,Job-Bonus fiir langzeitarbeitslose Jugendliche“ sowie die Einrichtung eines .Sozialen Arbeitsmarkts* fiir Langzcitarbcitslose mit ,,multiplen Vermittlungshemmnissen*. Bei den Themen Mindestlohn sowie ,.Bonus fiir Arbeit/Hinzuverdienstregelungen im ALG II* konnte keine einvernehmliche Empfehlung erreicht werden. Die Beratungen hierzu seien innerhalb der Koalition aber noch nicht abgeschlossen. Zum weiteren Vorgehen: Die Kommission wird fiir die Tagung im Juli einen ersten Gutach- und Um die Ergebnisse wahrend der Sommerpause in die Uberarbeitung des Gutachtenentwurfs einflieBen zu lassen, sei eine Ein- ladung fiir die Tagung im Juli wiinschenswert.
V._ Interne Sitzung In der kommenden Tagung im Juli 2007 sollen Zuwahlen vorgenommen werden. VL_ Diskussion iiber neue Themen Ab Herbst soll das Thema ,,Nachgelagerte Besteuerung der Altersvorsorge, Wegzug und fis- kulische Aquivalenz* bearbeitet werden. hatte hierzu bereits cinen ersten Entwurf verteilt. Als weitere mégliche Themen wurden ..Steuerhinterziehung, Steuervollzug und Steuermorul* (gegebenenfalls in Verbindung mit der Diskussion von Mafinahmen zur .,\fisshrauchsvermeidung*). ,.ddumankapitalbildung’ und die Analyse des Parafiskalischen Finanzausgleichs* angeregt. VU. Tagesordnung der nichsten Sitzung I. Mitteilungen des Vorsitzenden I. Feststellung der Tagesordnung I. Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung IV. Gutachten ..Existenzsicherung und Erwerbsanreiz* V. Gutachten .,.Familienbesteuerung* Vi. Interne Sitzung: - Zuwahlen - Reform der Beiratsarbeit mit Auswirkungen auf dic Termine 2008/2009 Vi. Tagesordnung der nachsten Sitzung * VII. = Verschiedenes. VIIL. Verschiedcnes entfallt Berlin/KGln, den 13. Juli 2007 pez. gez.