2008-protokoll-nr-478
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Sitzungsprotokolle des Beirats des Bundesministeriums der Finanzen“
der478a.mT2gu/nNideosvr:b208nBerli
I. Mitteilungen des Vorsitzenden I. Feststcllung der Tagesordnung Ill. Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung IV. Gespriich mit au Fragen der Finanz-, der Finanzmarkt- sowie der Europapolitik V. Gutachten ,,Zuweisung des Besteuerungsrechts bei internationaler Mobilitét von natiirlichen Personen* VI. Gutachten .,Humankapital“ VIL. Gutachten ,,EU-Klimapolitik* VI. Interne Sitzung: Vorsitzwahlen 2009/2010 IX. | Tagesordnung der nichsten Sitzung
IL, __Feststellung der Tagesordnung Es wurde beschlossen, auf Anregung von zundchst tiber einen Briefentwurf an zu beraten; die anderen Tagesordnungspunkte wiirden je nach der verbleibenden Zeit behandelt. Das Gesprach mit blieb davon unberiihrt. lil, Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung Das Protokoll wird ohne Anderungen angenommen. IV,_Brief an zum fiskalpolitischen Stimulus Brief an zu duBern. Die Diskussionsergebnisse werden an Hand der Struktur des Briefentwurfs zusammengefasst. Die allgemeine Diskussion tiber den zu erwartenden konjunkturellen Einbruch zeichnete kein einheitliches Bild: nicht alle Indikatoren schienen auf einen starken Abschwung hinzuweisen. AusmaB und Lange des zu erwartenden konjunkturellen Abschwungs kénnen noch nicht abgesehen werden. Die Beiratsmitglieder einigten sich, hinsichtlich der GréBenordnungen des Umfangs und der Auswirkungen auf das Bruttosozialprodukts (BSP) und zu den einzelnen vorgeschlagenen MaBnahmen keine Angaben zu machen. In den ersten Teil des Briefs sollten die geschitzten Zahlen der EU-Kommission (EU-KOM) tibernommen werden. Die Mitglieder waren sich einig, dass bei emer weiteren Verschirfung des Abschwungs ein Nachfrageimpuls in den nachsten 6-12 Monaten ndétig sei. Dic Herangehensweise an cine aktive Konjunkturpolitik ahnele der Klimapolitik: da die Wirkung nicht auf eine Volkswirtschaft begrenzt werden kénne, profitierten andere Lander iiber den Import von Waren. Daher sei ein strategisches Verhalten anzuraten: je mehr Deutschland mit aktiver Konjunkturpolitik die Vorreiterrolle tibernchme, je weniger Anreize bestehen fiir andere Lander, ebenfalls aktiv zu werden. Dies spricht dafiir, nur im Rahmen von internationalen Absprachen tatig zu werden. Obwohl der Wissenschaftliche Beirat sich in der Vergangenheit wiederholt gegen aktive Konjunkturpolitik ausgesprochen hatte, hielten die Mitglieder einen konjunkturellen Impuls aed
vor dem Hintergrund des aktuellen, linderiibergreifenden symmetrischen Nachfrageeinbruchs fiir sinnvoll. In der Stellungnahme des Beirats ,,Verstarkte Koordinierung der antizyklischen Finanzpolitik in Europa‘ (August 2002) wurde dieser makrodkonomische Umstand bereits heraus gearbeitet. Die Diskussion um den Ma@nahmenkatalog riickte Kriterien in den Mittelpunkt, die diese MaBnahmen zu erfiilien haben: sie sollten zielgenau, schnell wirkend, befristet sein und dartiber hinaus die Erwartungen stabilisieren bzw. die Zuversicht starken. Hinsichtlich der geitlichen Wirksamkeit konnte keine prazise Prognose erzielt werden. Grundsatzlich erwarteten die Mitglieder eine verzégerte Wirksamkeit von 6ffentlichen Investitionen im ‘Vergleich mit Konsumgutscheinen; die Investitionsneigung der Unternehmen kénne auf Grund der noch bestehenden Unsicherheit tiber die Starke des Abschwungs noch nicht abgeschatzt werden. Offentliche Investitionen wurden einhellig als die wirksamste MaSnahme angesehen, um einen Nachfrageschock aufzufangen bzw. zu stabilisieren. Zu bedenken sei dabei, dass viele éffentliche Investitionsvorhaben einen langen Vorlauf haben (Planfeststellungsverfahren, teilweise EU-weite Ausschreibungen) und erst mit zeitlicher Verzégerung wirksam wiirden. Deshalb seien besonders Investitionsvorhaben anzustreben, deren Planung bereits abgeschlossen sei, jedoch die Haushaltsmittel fehlten (Kommunen). Im Gesprach waren Investitionsgutscheine und Direktzuweisungen des Bundes in die Investitionshaushalte der Kommunen. Als mégliche Projekte wurden diskutiert: Ausbau/Verbesserung der Schieneninfrastruktur, energetische | Gebdudesanierung, Erhaltungsinvestitionen von Universititen, Kinderhorten und Schulen. Die Ausgabe von Konsumgutscheinen léste eine kontroverse Diskussion mit Blick auf die Wirksamkeit aus. Als Adressaten kamen Personen mit einer hohen Ausgabenneigung in Frage (Transfer- und ALG-II-Empfinger, Familien mit Kindern). Neben der Zielgenauigkeit sei auch die einfache Handhabung ohne Einrichtung zusdtzlicher biirokratischer Strukturen ein wichtiges Element; bei den genannten Empfangergruppen bestehen schon Verteilungskandle. Ein Kompromiss konnte gefunden werden, in dem die Konsumgutscheine nur als komplementiire MaBnahme zu den 6ffentlichen Investitionen genannt werden, die zur Uberbriickung der Zeitspanne dienten, bis die éffentlichen Investitionen ihre Wirkung entfalteten. Alternativ dazu wurde eine Einkommensteuersenkung ebenso kontrovers diskutiert. Den Befiirwortern wurde entgegnet, dass eine Steuererstattung erst nach Ablauf des Steuerjahres stattfinde und nur ca. 50% wieder ausgegeben werde; die Erwartungen liber das _4-
Lebenseinkommen Anderten sich nicht. Dariiber hinaus wiirden von einer Steuersenkung Personen profitieren, die das zusatzliche Einkommen eher sparten: so lieBe sich kein wirtschafilicher Impuls begriinden. Eine temporire Senkung der Umsatzsteuer wurde als mit zu vielen Unwagbarkeiten behaftet (Weitergabe im Preis, héheres Sparen, Attentismus) abgelehni. Einhellig wurde die Auffassung vertreten, dass fiir Unternehmen Anreize fiir Investitionen geschaffen werden miissen. Die Abschreibungsanreize miissten starker als vor der letzten Steuerreform sein. Da nur Unternehmen im Gewinnbereich von Abschreibungen profitierten. sei es sinnvoll, zusitzlich Investitionszulagen und Steuergutschriften zu gewdahren. Gleichzeitig sollten Faktoren, die zur Verteuerung der Finanzierung fiihren, befristet ausgesetzt_ werden (Zinsschranke, Beschrénkung des Verlustvortrags, Mantelkauf, gewerbliche Hinzurechnung). Hinsichtlich der Wirkung des Nachfrageimpulses wurde die H&he des Multiplikators diskutiert. Die Offenheit der Volkswirtschaft (Importabhingigkeit) berge ein gewisses Risiko an Sickerverlusten. Hinsichtlich der Haushaltskonsolidierung solle die Bundesregierung ihren Kurs fortsetzen. Daher sei es weiterhin wichtig, den Beschluss zur Schuldenbremse in der Féderalismuskommission II voran zu treiben. Die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats sprachen sich fiir eine Veréffentlichuny des Briefes aus, die im Brief an angeregt werden solle. Es wurde vereinbart, dass en Briefentwurf kurzfristig tiberarbeitet und an dic Mitglieder versendet, der Beschluss werde im Umlaufverfahren erfolgen. V.__Gesprich mit zu_Fragen der Finanz-, der Finanzmarkt- sowie der Europapolitik informierte fiber den Stand der Diskussion zum geplanten Brief des Wissenschaftlichen Beirats an Der Wissenschaftliche Beirat wolle einen eigenen Beitrag zu ciner méglichen Ausgestaltung cines fiskalpolitischen Impulses zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Entwicklung in der ministeriumsinternen Diskussion leisten. skizzierte die angespannte Lage auf dem Interbankenmarkt, die durch riicklaufige Preise, Volumina und Laufzeiten gekennzeichnet sei. Die Einlagefazilitat der EZB erreiche taglich 200 Mrd. Euro. Daher kénne tberlegt werden, ob cine Null- Verzinsung seitens der EZB eine Alternative sei, um den Interbanken-Handel zu starken. -5-
Der vollsténdigen Umsctzung des Rettungspakets fiir Banken stehen derzeit noch die Bedenken der EU-KOM entgegen (Beteiligung Commerzbank) und hindere andere Banken, auch davon zu profitieren. Auf Nachfrage der Beiratsmitglieder stellte die grundsatzliche Einstellung des BMF zu weiteren fiskalpolitischen MaBnahmen und bereits vorhandenen Planen dar. Vor dem Hintergrund, dass das Konjunkturpaket der Bundesregierung noch nicht durch den Bundestag beschlossen sei, miissten die vorgesehen MaBnahmen erst wirken kénnen. bevor neue VorstéRe unternommen wiirden. Das Programm der EU-KOM kénne unterstiitzt. werden; die Bundesregierung Iehne aber cine Anderung der Finanziellen Vorausschau 2007-2013 sowie auch die empfohlenen Steuermafnahmen ab. Gleiches gelte fiir cine Anderung des Stabilitats- und Wachstumspakts. Sollten weitere fiskalpolitische Impulse in Betracht gezogen werden, seien 6ffentliche Investitionen sicher priifenswert. Strukturelle Anderungen des Steuerrechts, wie z.B. die Abschaffung der Zinsschranke, seien kein Diskussionsgegenstand und wiirden abgelehnt. Fir dic Bundesregierung sci wichtig. die Kenntnis der Datenlage zu verbesscrn, um die Auswirkungen auch auf die mittelfristige Finanzplanung abschatzen zu kénnen. VI._Sitzung der _Forschungsunion Wirtschaft_~ Wissenschaft zur steuerlichen Férderung von Forschung und Entwicklung berichtete von der Forschungsunion, in dessen letzter Arbeitsgruppensitzung steuerliche Anreize fiir Forschung und Entwicklung (F+E) zur Erreichung des Lissabon-Ziels (3% des BSP fiir F+E) diskutiert wurden. Die Arbeitsgruppe komme zu dem Ergebnis, dass Steuergutschriften die gréBte Wirkung entfalteten. Bei der Férderung stehen die Volumina im Mittelpunkt, wobei die Regulierung fiber die Férdersatze erfolgen solle. Interne F+E-Aufwendungen und Auftragsforschung mtissten cbenfalls mit einbezogen werden. Um eine Doppelférderung zu vermeiden, solle die Férdersumme auf die Bemessungsgrundlage angerechnet werden, die EU-Férderung jedoch nicht. Die Férdersumme sei zu deklarieren und damit auch Gegenstand der Betriebspriifung. Diese Ergebnisse stellten die Entscheidungsgrundlage fiir die Forschungsunion dar. regte an, Forschung und Entwicklung als eines der nachsten Beirats-Themen aufvzunchmen. Zuniichst seien jedoch die in Arbeit befindlichen Themen abzuarbeiten.
VU. Interne Sitzung: Vorsitzwahlen 2009/2610 In der internen Sitzung wurden fiir zwei weitere Jahre bestitigt. VILL Tagesordnung der nichsten Sitzung verwies auf die ndchste Beiratssitzung am 16./17.01.09, in der als Gaste tur Erbschaftssteuer und zur Klimapolitik referieren werden. Die Fragen der Kommission ,,Klimapolitik“, die schon an iibermittelt wurden, werden an alle Beiratsmitglieder versandt. I. Mitteilungen des Vorsitzenden H. Feststellung der Tagesordnung IH. Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung IV. Gutachten .,Zuweisung des Besteuerungsrechts bei internationaler Mobilitét von natiirlichen Personen“ V. Gutachten ,,Humankapital" VI —-Gutachten ,,EU-Klimapolitik* VIL. Gutachten ,.Fortentwicklung der Erbschafisteuer* VII. Termine und Orte fiir Tagungen 2010/2011 IX. | Tagesordnung der nachsten Sitzung Xx. Verschiedenes. IX. _Verschiedenes Entfallt. Berlin/Oxford, den 16. Januar 2009 gez. 7