2011-protokoll-nr-494
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Sitzungsprotokolle des Beirats des Bundesministeriums der Finanzen“
wre Vertraulich Niederschrift 4/11 der 494. Tagung des Wissenschaftlichen Beirats
L. Mitteilungen des Vorsitzenden Il. Feststellung der Tagesordnung Il. | Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung IV. Vortrag | a Finanzmarktstabilitat V. Vortrag) zu Kreditrisiken im Zentralbankbereich Vi. Diskussion mit dem Vil. Gutachten/Stellungnahme ,,Institutionen der Eurozone“ VIL. = Kurzvorstellung/Punktation neuer Themen ® Besteuerung des Finanzsektors > Unternehmenshesteucrung: Verlustverrechming + Investitionsbereitschaft ® Rolle der Bankenaufsicht im deutschen Institutionengefiige IX. — Interne Sitzung: Neuwahl Stellv. Vors + Diskussion tiber weitere Zuwahlen as Tagesordnung der ndchsten Sitzung XL. Verschiedenes.
Zusitzlich sollte besprochen werden, ob der Beirat beziiglich der freiwilligen Beteiligung der Banken an der Staatsschuldenkrise einen Brief an / Srichten solle. ia patos rd sollte kurz tiber neue Entwicklungen zum Thema .,Strukturreformen der EU-Finanzen*~ berichten. Das Gutachten ,,Institutionen in der Eurozone* sollte nicht behandelt werden. Ul. _Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzun Das Protokoll der letzten Sitzung wurde mit der Anderung angenommen, dass ls nu ..Fair value accounting and Prozvklizitit vertrat in seinem Vortrag (siche Aniage) die These, dass die Bilanzierung nach dem,»Fair value“ (beizulegender Zeitwert) nicht die Finanzkrise verstirkt habe. Auch wenn altemativ Anschaifungs- und Herstellungskosten (AIIK) bilanziert werden, muss im Verlustfalle nach dem Niederstwertprinzip der beizulegende Zeitwert ausgewiesen werden. Problematisch sei wahrend der Finanzkrise vor allem gewesen, dass zu wenig Informationen tber die Inhalte der Verbriefungen zur Verftigung standen. Aktuelle Vorschlage zur Verbesserung beinhalten den gleichzcitigen Ausweis der AIIK und des beizulegenden Zeitwerts. Die Beiratsmitglieder diskuticrten im Anschluss, was die unterschiedliche Bilanzierung -3-
insbesondere fiir die Bildung stiller Reserven bedeute. V. Vortrag __su_,,Kreditrisiken im Zentralbankbereich“ Eel pee sprach in seinem Vortrag (siche Anlage) Uber das Zahlungssystem der Zentralbanken ,,Target2“ und erlauterte zu den aktuell diskutierten Salden die technischen Hintergriinde. Seit Beginn der Finanzkrise seien die Ausgleichsmechanismen des Zahlungssystems aufer Kraft gesetzt. Die Ursache hierfiir sei der Vertrauensverlust in die Sicherheit bzw. Werthaltigkeit der Papiere, die tiber Liquiditatsprogramme bei den nationalen Zentralbanken und der EZB hinterlegt seien. Die Beiratsmitglieder gingen auf die aktuelle Diskussion tiber die Saldenbildung im Zentralbankbercich ein. __ mit VI.__Diskussion _ bekriftigte die lange Tradition, sich gegenseitig zu besuchen und erlauterte den Sitzungsturnus des Schwesterbeirats. Dariiber hinaus gebe es auch einen Jour fixe mit dem Ministerium. Als ncucs Instrument werden seit einigen Jahren verstarkt Briefe zur Information des Ministers genutzt, wenn kurzfristig zu Politikmainahmen Stellung genommen wird und Entscheidungen des Ministeriums unterstiitzt werden sollen. Der Beirat wiirde dazu auch lange Briefe schreiben, um sein Anlicgen deutlich zu machen. BMF- Beiratsmitglieder wicsen auf dic formalen Unterschiede hin: Ein Gutachten oder eine Stellungnahme sei gem. Satzung in der Regel innerhalb von zwei Monaten nach Ubergabe zu veréffentlichen, diese Pflicht bestehe bei einem Brief nicht. erliuterten die wesentlichen Arbeiten ihres Beirats der letzten eineinhalb Jahre: ® Gutachten ,.Reform von Bankenregulierung und Bankenaufsicht nach der FinanzkriseTM (2010) « Gutachten ,Uberschuldung und Staatsinsolvenz in der Europdischen Union® (2011) e Brief zur Bankenregulierung in der Finanzkrise (2009) e Brief zur Novelle des EEG (2011) e Begonnen: Gutachten ,,Wege zur Nachhaltigkeit in der Klimapolitik* e Begonnen: Gutachten ,,Realwirtschaftliche Grundlagen fiir einen stabilen Euro“ An der Schnittstelle der Themen 6ffentliche Verschuldung und Bankenregulierung ergiben sich médglicherweise Ansatzpunkte ftir cine Kooperation mit dem BMF-Beirat. Denn fiir die Kommunen k6nnte sich in -4-
Folge einer Umsetzung von Basel III die Finanzierung verteuern, wegen der nicht risikogewichteten Eigenkapitalanforderungen. erlduterte mit Blick auf das BMWi-Umweltgutachten, dass der Wissenschattliche Beirat fiir globale Umweltverinderungen abwechselnd dem BMBF oder dem Umweltministerium zugeordnet sei. Argumentiert wiirde auf Basis von Zahlen des Umweltbundesamtes. Der Beirat habe einen groBen Einfluss. , 'stellte fest, dass die Themen des Schwesterbeirats Beriihrungspunkte mit dem BMF-Beirat haben. Eine Zusammenarbeit sei zu begrtiBen und solle weiter verfolgt werden. VIL Diskussion zum Brief ..Freiwillige Beteiligung von Banken in der Finanzkrise“ _ stellte zur Diskussion. ob der Beirat einen Brief zur freiwilligen Beteiligung der Banken an hoch verschuldeten Euro-Landern schreiben solle. Die Beiratsmitglieder diskutierten im Wesentlichen die Haltung der EZB in der Staatsschuldenkrise und die Rolle von Rating-Agenturen, Die in Aussicht gestellte freiwillige Beteiligung der Banken diene hauptsichlich dazu, Zeit zu gewinnen, denn diese Lésung ist mit dem Gewinnerzielungsziel einer Bank nicht vereinbar. Set wies darauf hin, dassggf. zu dieser Thematikin der Septembersitzung BMF-Mitarbeiter aus9 der Europa-Abteilung befragt werden kénnten. Der Beirat beschloss cinstimmig, in der aktuellen Sitzung keinen Brief zu formulieren. . chielt fest, dass die diskutierten Argumente fiir einen Brief noch nicht ausreichten, sie seien jedoch wichtig und sollten mit in das Gutachten Institutionen der Eurozone* aufgenommen werden. VIIL 1. Besteuerung des Finanzsektors . stellte zum Thema cine erste Punktation vor und betonte, dass es bei der Besteuerung des Finanzsektors weniger um die Lastenzurechnung der Krise ginge, als vielmehr um deren Vermeidung. Der Beirat diskutierte die Ursachen fir die Finanzkrise und Begriindungen fiir die Besteuerung des Finanzsektors. Fragen der Finanzierungsneutralitat. die Umsatzsteuerbetreiung des Sektors und die Abgrenzung des Finanzsektors wurden angesprochen. Dass eine Finanzaktivitétsteuer als eine Art Mehrwertsteuerersatz wirken kénne, wurde kritisch gesehen. Diskutiert wurden auch Ausweich- und Lenkungswirkungen, die eine Besteucrung auslésen wiirde: es gebe Anreize, die Fristenstruktur zu andern, Wertpapiere in gréBeren Portefeuilles zu konzentrieren und Assets in verschiedene -5-
steuerpllichtige und stcuerfreie Bestandteile zu splitten. Als — wurden bestimmt, wobei der Vorsitz noch offen blicb. Es soll auch noch ein/e Jurist/in hinzugeworben werden. Das Thema wird in den ersten Sitzungen des Jahres 2012 wieder aufgegriffen werden. VIIL2. Unternehmensbesteucrung: Verlustverrechnung und Investitionsbereitschaft stellten ihre Uberlegungen aus den verschiedenen Perspektiven vor. Auch die Ergebnisse der aktuell tagenden Bund-Lander- Arbeitsgruppe sollen in das Gutachten mit cinbezogen werden. stellte scine theoretischen Uberlegungen zur steverlichen Behandlung von Verlusten im Insolvenzfall und im Falle nicht existenzbedrohender Verluste an. Aus effizienztheoretischer Sicht lieB sich eine Beteiligung des Fiskus nicht zwingend herleiten, da sie zu héherer Risikoneigung der Investoren fiihren wtirde. In der anschlicBenden Diskussion wurde der Zusammenhang zwischen Verlustverrechnung und Risikoncigung nicht so stark gesehen. Viclmchr spiele die rechtsformbedingte Haftungsbeschrankung eine Rolle und ob bei den Entscheidungsprozessen eher besiellte Geschifisfiihrer oder Eigentitmer beteiligt seien. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass steuerliche Verluste viclfaltig sein kénnen und daher auch die Motivationen sehr unterschiedlich seien, Fir dic Refinanzierung eines verlustbringenden Unternchmens spiele die Finanzierungsneutralitaét eine bedeutende Rolle. jedoch haben junge Unternehmen oft keine Wahl zwischen Finanzierungsformen. pradsentierte die Ergebnisse der Untersuchung empirischer Studien: Unternehmen in Verlustsituationen haben weniger Investitionsanreize, z.B. um Steuervergiinstigungen in Anspruch zu nehmen. Die Verlustvortrige haben einen Effekt auf die Liquiditiit und sie stabilisieren. Wichtig sei die Unterscheidung von echten und unechten Verlusten. Korrespondenzliicken und Haftungsbeschrankungen rechtfertigen Beschrinkungen bei der Verlustverrechnung. fiihrte die juristische Perspektive aus und wies auf das Abschnitts- und Lebenseinkommensprinzip hin, was sich darauf auswirkt, zu welchem Zeitpunkt und in welcher [léhe Verluste verrechnet werden kénnen. Daneben miisse beriicksichtigt werden, inwieweit liber das Subjektsteuerprinzip andere Steucrcigner belastet werden kénnen (Gruppenbesteucrung), was tiber vertragliche Gestaltungen der Innenhaftung geregelt wird. Die Kommission — bestchend aus - — wird zur nachsten Sitzung im September 2011 eine Punktation vorlegen. -6-
VIILS. Rolle der Bankenaufsicht im deutschen Institutionenczefiice legte dar, dass die deutsche Finanzaufsicht derzeit neu strukturiert werde und gleichzeitig auf europaischer Ebene eine neue Aufsichtsstruktur entstehe. Wiinschenswert und sinnvoll sei eine unabhangige und proaktive Aufsicht. Dazu miisse allerdings zunachst dic Rolle der Finanzaufsicht in der Finanzkrise aufgearbeitet werden, wie es in den Vercinigten Staaten schon geschehen sei. Ein Spannungsfeld bestehe zwischen ciner unabhingigen Institution und der Ausftihrung von hoheitlichen Akten. Von Bedeutung sei ebenfalls dic Frage, wie sich die deutsche Finanzaufsicht in die curopdische Struktur einbette. Der Beirat stimmte einmiitig ftir den Vorschlag von! . den Gesetzentwurf zu Neuordnung der Finanzaufsicht und die europdische Finanzaufsicht abzuwarten und das Thema in ca. einem Jahr wieder aufzunehmen. IX. Gutachten ,.Strukturreform der EU-Finanzen“ informierte den Beirat, dass die EU-Kommission im Juni 2011 ihren detaillierten Vorschlag zur mittelfristigen Finanzplanung vorgelegt habe. Beachtenswert sei. dass die EU- KOM jetzt eine Finanztransaktionsteuer als eigene EU-Steuer vorschligt. Im Herbst 2011 werde dazu ein Umsctzungsentwurf vorgelegt. Die Mitglieder des Beirats schatzten die Einfiihrung ciner eigenen EU-Steuer kritisch ein. Eine eigene EU-Fiskalkompetenz diirfte an verfassungsrechtliche Grenzen stoBen, dariiber hinaus wiirde sie sicherlich eine stérkere Beteiligung des Europaischen Parlaments und eine eigene Verschuldungskompetenz nach sich ziehen. Merkliche Ausgabensteigerungen seien als Folge zu erwarten. kiindigte eine erste Auswertung in Form einer erweiterten Punktation fiir die Sitzung im November 2011 an. Dazu soll auch ein Vertreter aus der BMI'-Europa-Abteilung eingeladen werden. | sind « iibernimmt.
X. Tagesordnung der niichsten Sitzung am 22./23. September 2011 in Berlin L Mitteilungen des Vorsitzenden II. Feststellung der Tagesordnung Hl. Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung IV, Vortrag | ..Der Beitrag der experimentellen Wirtschaftsforschung zum Verstandnis von Finanzkrisen“ ¥. Gutachten ,.Die Begtinstigung des Unternehmensvermégens in der Erbschafisbesteuerung” Vi. Neues Thema ,,Unternchmensbesteuerung: Verlustverrechnung und Investitionsbercitschaft* VIE. Gutachten/Stellungnahme ,.Fiskalpolitische Institutionen in der Eurozone” VIIL. Interne Sitzung: Zuwahl eines neuen Mitglieds + Diskussion tiber weitere Zuwahlen IX. Tagesordnung der nachsten Sitzung X. Verschiedenes. XL Verschiedenes Keine Anmerkungen. Berlin/ Miinchen, den 22. September 2011 gez. gez.