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Newsletter vom 16. April 2023

Mit Informationsfreiheit für Bildungsgerechtigkeit

FragDenStaat-Newsletter

Hallo!
 

Informationsfreiheitsgesetze sind für alle Lebensbereiche einsetzbar. Man kann mit ihnen zum Beispiel auch für Bildungsgerechtigkeit kämpfen! Wie mit der Angst vor den Abschlussprüfungen Geld gemacht wird, zeigt das Update unserer Kampagne "Verschlusssache Prüfung”.

Altklausuren eignen sich super zur Vorbereitung auf das Abitur oder den Mittleren Schulabschluss. An diese heranzukommen ist allerdings vielerorts schwierig. Viele Kultusministerien halten sie unter Verschluss. Wer trotzdem damit lernen will, kann aufbereitete Aufgaben von Verlagen kaufen. 15 Euro pro Fach verlangt der Stark Verlag. Bei mehreren Prüfungsfächern kommen so hohe Summen zusammen, die sich viele nicht leisten können.
 

Auf diesen Missstand machen wir jetzt aufmerksam und zeigen, wie es richtig geht.

 

Kampagne für Bildungsgerechtigkeit

Gemeinsam mit Wikimedia Deutschland haben wir schon 2019 die Kampagne “Verschlusssache Prüfung” ins Leben gerufen, um für mehr Bildungsgerechtigkeit zu kämpfen. Über unsere Plattform können Schüler*innen mit wenigen Klicks die Bildungsbehörden nach den begehrten Altklausuren fragen. Die rechtliche Grundlage dafür sind die Informationsfreiheitsgesetze (IFG) der Länder: Behörden müssen demnach auf Anfrage amtliche Informationen wie Prüfungen an Bürger*innen herausgeben. Theoretisch.
 

Am Dienstag veröffentlichten wir Verträge zwischen Stark Verlag und Bildungsministerien, die nun beispielhaft zeigen, wie die Behörden lieber zum wirtschaftlichen Erfolg der Verlage beitragen, als für gleiche Lernchancen für alle zu sorgen. Der Verlag kauft den Ländern die Nutzungsrechte für die Prüfungsaufgaben für wenig Geld ab und macht damit Millionen Umsatz. Dabei sind die Prüfungsaufgaben mit öffentlichen Steuergeldern erstellt worden und sollten damit auch öffentliches Gut sein. Allein in Deutschland braucht es mehrere Generationen, um aus der Armutsbetroffenheit zu entkommen, gute Bildungschancen sind für viele daher existentiell wichtig und dürfen nicht zugunsten von privaten Gewinnen den Schüler*innen verwehrt werden. Ökonomische Interessen zementieren ein unüberwindbares System der Ungleichheit, in der Leistung durch die Herkunft definiert wird.

Wir sorgen für die Veröffentlichung

Zum Glück zeigen einzelne Bundesländer, wie es richtig geht und veröffentlichen alle Prüfungsaufgaben von sich aus. Woanders gibt es engagierte Lehrkräfte und Schulleitungen, die dafür sorgen, dass die Prüflinge ebenfalls an die Altklausuren kommen.
 

Mit unserem Kooperationspartner Wikimedia wollen wir dafür sorgen, dass dies nicht die Ausnahmen bleiben. So übernahmen wir die Strategie des Stark Verlags und kauften für Baden-Württemberg die Nutzungs- und Veröffentlichungsrechte der Prüfungen. Leider stellte sich heraus, dass dies nicht gleichbedeutend damit ist, die Prüfungen tatsächlich auch zu erhalten. Die Beschaffung der Aufgaben müssten wir selbst übernehmen, hieß es. Womit wir wieder ablehnenden Behörden gegenüberstanden. Darüber, wie der Stark Verlag an die Unterlagen gelangte, konnte niemand Auskunft geben. Kein Witz.
 

Dieser Weg ist damit nun erstmal gescheitert, aber wir bleiben dran. Wir kämpfen weiter für die Veröffentlichung der Prüfungsaufgaben und schaffen Aufmerksamkeit für das Thema. Die Süddeutsche Zeitung sowie Deutschlandfunk haben bereits berichtet. Außerdem bekommen wir weitere Anfragen von TV-Sendern und wer auf Twitter ist, sieht die Lehrerzimmer-Bubble in Aufruhr.
 

Kampagnen in Form von Kooperationen mit NGOs aus verschiedenen Kontexten und Expertisen ermöglichen es uns, relevante Themen zu bearbeiten und Missstände aufzudecken. Unterstütze uns dabei mit Deiner Spende!

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Beste Grüße aus Berlin
Judith und das gesamte FragDenStaat-Team