Diesen Newsletter abonnieren

Newsletter vom 11. Juni 2023

„Diese zehn Toten sollten etwas ändern“

FragDenStaat-Newsletter

Hallo!
 

Am 19. Februar 2020 erschoss in Hanau ein Mann aus rassistischen Motiven neun Menschen und tötete im Anschluss seine Mutter.

Im Nachhinein gab es viel Kritik am Einsatz der Polizei zu diesem Anschlag. So sei der Notruf lange nicht erreichbar gewesen, Angehörige seien als Gefahr eingestuft worden und es hätte Pannen bei der Tätersuche gegeben. Drei Jahre nach der Tat betont die Führung der Polizei Hessen jedoch immer noch kaum Fehler begannen zu haben. Entgegen dieser Außendarstellung gibt es intern andere Schilderungen von Polizist*innen, die in der Tatnacht vor Ort waren und das Vorgehen anders bewerten. Das zeigt ein Dokument, das uns zugespielt wurde.

Wir veröffentlichen einen lange unbekannten internen Bericht, der weiter zur Aufarbeitung beitragen soll.

 

Initiative 19. Februar Hanau

„Diese zehn Toten sollten etwas ändern“

Der Abschlussbericht einer internen Arbeitsgruppe der Polizei, die mit der Nachbereitung des Anschlags beauftragt war, benennt die Probleme der Einsatzkräfte in der Tatnacht deutlich und übt Kritik: Es seien nicht genug Polizeibeamt*innen , was Prozesse verlangsamt hätte. Es hätte früher eine sogenannte Großgefahrenlage erklärt werden müssen. Die eigentlich vorgeschriebenen Entscheidungen seien aber nicht eingeleitet worden.

Auch die Kommunikation untereinander funktionierte nicht, so dass Polizist*innen teilweise Neuigkeiten über die Sozialen Medien erfuhren. Den leitenden Polizeibeamten zu erreichen, habe für am Einsatz beteiligte Polizist*innen vom Zufall abgehangen. Intern wird der Wunsch nach Konsequenzen für die Struktur der Polizei laut.

Eine informierte Zivilgesellschaft kann aktiv werden

Noch immer ist es nicht die Landesregierung, sondern vornehmlich private Initiativen, die maßgeblich zur Aufarbeitung und Aufklärung beitragen. Die Initiative 19. Februar Hanau kritisiert seit Jahren den Umgang der  Polizei mit den Überlebenden und Angehörigen nach dem Anschlag.

Den von uns jetzt veröffentlichten internen Bericht griff die Initiative, aber auch NSU-Watch Hessen, nun insbesondere im Zusammenhang anstehender Sitzungen des Hanau-Untersuchungs­ausschuss auf.

Eine informierte Zivilgesellschaft kann auf Augenhöhe aktiv werden. Dafür befreien wir Informationen – mit Anfragen, aber auch mit Leaks. Das können wir aber nur durch deine Unterstützung. Starte jetzt Deine Dauerspende für FragDenStaat!

Jetzt Dauerspende starten

Beste Grüße aus Berlin
Judith und das gesamte FragDenStaat-Team