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Newsletter vom 9. Juli 2023

Was wusste der Geheimdienst wirklich

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Alois Brunner organisierte den Holocaust mit und war NS-Täter aus Überzeugung. Später lebte er unbehelligt im Exil. Wir veröffentlichen Akten des Bundesamts für Verfassungsschutz, die zeigen, wie früh Deutschlands Geheimdienst über den Aufenthaltsort des Kriegsverbrechers Bescheid wusste.

Die Geheimdienstakten selbst sind ein Politikum. Über Inhalte der Dokumente berichtete 2020 bereits die Bild-Zeitung. Vorher musste das Boulevard-Medium mehr als acht Jahre vor Gericht für die Akteneinsicht streiten.


Sollten die Akten des Verfassungsschutz zu Alois Brunner herausgegeben werden müssen, werde man „dafür sorgen, dass das Bundesarchivgesetz geändert wird“, sagte der damalige Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen. Das passierte später auch.


Wir haben die Akte jetzt für Euch online gestellt.
 

CC BY-SA 3.0, eigene Bearbeitung

Was der Geheimdienst über Brunner wusste

In der 396 Seiten starken Akte findet man Belege, dass schon im Jahr 1960 Hinweise über den Aufenthalt und die Tarnidentität des Kriegsverbrechers beim deutschen Geheimdienst bekannt waren: Es habe „weitere Erkenntnisse über eine Tätigkeit Brunners in Damaskus“ gegeben, heißt es in einem Schreiben des Bundesverfassungsschutz an die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, die damals gegen Brunner ermittelte. Trotzdem stellte die Bundesregierung erst 1984 ein Auslieferungsersuchen an Syrien.

Die Aktenteile aus den 60er Jahren zeigen auch absurde Details, wie damals mit NS-Verbrechern auf der Flucht umgegangen wurde – und wie gut diese in der Nachkriegszeit in höchste Kreise vernetzt waren: Schon damals gab es Hinweise darauf, dass der damalige CDU-Bundestagsabgeordnete Rudolf Vogel finanzielle Fluchthilfe für NS-Verbrecher Brunner geleistet hat.

Auch Reinhard Gehlen, der erste Präsident des Bundesnachrichtendienstes, steht im Verdacht, bei der Flucht geholfen zu haben. Wir veröffentlichen zusätzlich noch Dokumente des US-amerikanischen Geheimdienstes FBI zu dem Ex-BND-Chef. Die Akten haben wir auf Basis des Freedom of Information Act in den USA bekommen.

Informationsfreiheit für zeitgeschichtliche Dokumente

Mit den Brunner-Akten konnten wir erneut bedeutende zeitgeschichtlicher Dokumente befreien. In unserer Sammlung findest Du bereits Unterlagen zu den Hohenzollern, der Unternehmerfamilie Bahlsen oder Altkanzler Helmut Kohl.

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Judith und das gesamte FragDenStaat-Team