Hallo Herr Rieger,
die Telekom-Tochter Motionlogic hat eine Datenlieferung an das Robert-Koch-Institut (RKI) übergeben. Ganz wichtig: Diese Daten lassen keinerlei Rückschlüsse auf Einzelpersonen oder individuelle Bewegungsmuster zu. Sie erlauben damit auch kein Tracking von Infizierten. Es handelt es sich NICHT um Handydaten oder Bewegungsprofile einzelner Nutzer. Das wäre auch Unfug, weil sich mit solchen Daten direkte Kontakte zwischen Menschen schwerlich messen lassen. Dazu bräuchte es schon eher GPS-Daten, wie sie etwa Unternehmen wie Google oder Facebook vorliegen. Wir halten es ebenfalls für sinnvoll, dass Daten verwendet werden, die eben dem deutschen Datenschutz entsprechen, und nicht solche, die eventuell andere Unternehmen aus Übersee anbieten, deren Datenschutzniveau eventuell weit weniger streng ist.
Das Tochterunternehmen Motionlogic ist als eigenes, kleines Unternehmen klar abgrenzbar, es ist an der „Peripherie“ der Deutschen Telekom Gruppe zu verorten. Es somit keinen Zugang zu den Kundendaten und originären Mobilfunkdaten. Diese strikte organisatorische Trennung zeigt deutlich, wie hoch die Mauern sind, die die Telekom um ihre Daten zieht. Motionlogic erhält damit keinen Zugriff auf die Ursprungsdaten des Mobilfunknetzes, sondern bekommt ausschließlich Massenstatistiken ausgeliefert. Die Expertise von Motionlogic besteht in der Auswertung und Interpretation dieser Statistiken.
Motionlogic arbeitet ausschließlich mit bereits anonymisierten Signalisierungsdaten. Die personenbezogenen Daten werden strikt von den Geo-Daten getrennt und bereits vor der Auswertung entfernt. Signalisierungsdaten werden regelmäßig durchschnitten und in Gruppen zusammengefasst. Die Signalisierungsdaten werden in Echtzeit anonymisiert, aggregiert, in Massenstatistiken umgewandelt und stehen erst nach Abarbeitung dieser Arbeitsschritte zur Auswertung bereit. Der Ablauf der Anonymisierung wurde in enger Abstimmung mit der früheren Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit (BfDI), Andrea Voßhoff, entwickelt und durch externe Prüfstellen für Datenschutz kontrolliert und zertifiziert. Andrea Voßhoff hat bereits 2015 die Datenschutzkonformität des angewendeten Anonymisierungsverfahrens bestätigt.
Ebenso bestätigt der amtierende Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber, dass beim Vorgehen des RKI und der Telekom die Daten der Handynutzer geschützt sind. Weiterhin haben aktuell mit Peter Schaar und Thilo Weichert zwei bekannte und kritische Datenschützer die Unbedenklichkeit des Vorgehens bescheinigt. Vor diesem Hintergrund halten wir es für ethisch geboten, diese Daten dem Robert-Koch-Institut nicht vorzuenthalten, nur um möglicherweise negative Berichte zu vermeiden.
Denn: Derart anonymisierte Massenstatistiken bietet Motionlogic seit 2015 an. Kunden sind Kommunen und regionale Verkehrsunternehmen. Basierend auf den von Motionlogic analysierten Bewegungsströmen können sie z.B. ihre städtische Mobilität auf CO2-Reduzierung hin optimieren oder bessere Datengrundlagen für die ÖPNV-Planung haben – wichtig für die durch permanenten Zuzug gestresste Verkehrsinfrastruktur in urbanen Räumen. Auch das ist Digitalisierung.
Eine Abflachung der Corona-Infektionskurve steht aktuell im Mittelpunkt aller gesundheitspolitischen Maßnahmen. Nur so lassen sich die Krankenhäuser nach Expertenmeinung entlasten. So können und werden Leben gerettet werden. Und für die Prognose zur Ausbreitung ist auch wichtig: Halten die Menschen wirklich Abstand oder versammeln sie sich weiter? Wenn ja: Wo? Und wie viele Menschen sind noch von A nach B unterwegs? Solche Informationen können helfen, das Corona-Virus besser zu bekämpfen und Maßnahmen, die unseren Alltag einschränken, nicht wahllos zu erlassen, sondern zielgerichtet und wirksam. Solche Daten sind es, die das RKI gerade jetzt braucht und die wir deswegen – im Sinne der Allgemeinheit – für den Kampf gegen Covid-19 gern zur Verfügung stellen.
Freundliche Grüße,