Sehr <Information-entfernt>
haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht an das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Wir freuen uns über Ihre Anfrage zur strukturbildenden Übergangshilfe und Ihr Interesse an diesem Thema.
Krisenbewältigung ist eine zentrale Herausforderung für die internationale Gemeinschaft. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit setzt sich deshalb dafür ein, bestehende Krisen wie gewaltsame Konflikte und Naturkatastrophen zu überwinden, Menschen und Strukturen gegenüber neuen Krisen widerstandsfähiger zu machen und langfristigen Frieden zu unterstützen.
Mit der strukturbildenden Übergangshilfe verfügt das Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung über ein bewährtes Instrument, das schnell und flexibel während und nach Krisen in viele Richtungen »Brücken baut« und so nachhaltige Strukturen bildet. Aus diesem Grund gibt es inhaltliche Berührungspunkte mit anderen Instrumenten des BMZ und des Auswärtigen Amtes, wobei diese Instrumente nicht nacheinander zum Einsatz kommen, sondern – je nach Kontext – in verschiedenen Kombinationen und oft auch gleichzeitig.
Das wesentliche Alleinstellungsmerkmal der strukturbildenden Übergangshilfe des BMZ ist ihre Ausrichtung auf die Stärkung der Widerstandsfähigkeit (Resilienz) von Krisen betroffener Menschen und lokaler Institutionen. Projekte der BMZ-Übergangshilfe werden daher an den Bedürfnissen, Potentialen und Kenntnissen besonders betroffener Bevölkerungsgruppen ausgerichtet. Auf institutioneller Ebene stärkt sie die Funktionsfähigkeit lokaler Institutionen – dies können zivilgesellschaftliche, privatwirtschaftliche und auch staatliche Institutionen und Strukturen sein.
Ihr strukturbildender Charakter verortet sie daher klar in der Entwicklungszusammenarbeit und unterscheidet sie so von der kurzfristig ausgerichteten Humanitären Hilfe des Auswärtigen Amtes. Während sich die Humanitäre Hilfe der akuten humanitären Bedarfe notleidender Menschen in einer Krise annimmt, konzentriert sich die Krisenbewältigung des BMZ auf die mittel- und langfristig angelegte Stärkung von Resilienz.
Resilienz ist die Fähigkeit, sich an neue Bedingungen und Risiken anzupassen und, wo immer möglich, neue Lebensperspektiven zu entwickeln. Projekte der strukturbildenden Übergangshilfe sind daher in der Regel multisektoral und vier Handlungsfeldern zuzuordnen: der Ernährungssicherung, dem Aufbau von Basisinfrastruktur und -dienstleistungen, dem Katastrophenrisikomanagement und der Stärkung von friedlichem und inklusivem Zusammenleben.
Die Aktivitäten umfassen beispielsweise die Schulung von Kleinbäuerinnen und -bauern in Bewässerungstechniken oder die Verbesserung von Gesundheitsversorgungen für Mütter und Kinder. Auch der Wiederaufbau wichtiger Infrastruktur gemeinsam mit Maßnahmen, die das friedliche und inklusive Zusammenleben in Gemeinschaften fördern, zählen dazu. Diesen Beitrag leistet die Übergangshilfe des BMZ insbesondere durch die Stärkung sozialer Sicherungssysteme, Schulspeisungen sowie Cash-for-Work-Maßnahmen und Bargeld-Transfers. Langfristig werden so akute humanitäre Bedarfe reduziert. Wirkungsuntersuchungen der Weltbank und der Global Facility for Disaster Reduction and Recovery zeigen, dass beispielsweise ein Euro, der in resiliente Infrastruktur investiert wird, langfristig einen Ertrag von circa vier Euro an »vermiedenen« Kosten und Verlusten erbringt.
Die nachhaltige Einkommensförderung ist ebenfalls ein wichtiges Querschnittsthema. Dadurch kann unter anderem der Zugang zu Ernährung sichergestellt werden. Mithilfe beruflicher Qualifizierungsangebote werden qualitative Basisdienstleistungen erbracht und der wirtschaftliche Wiederaufbau unterstützt. Wissenschaftliche Publikationen zu positiven Effekten von Bargeld-Transfer auf die Ernährungssituation von Menschen in Subsahara-Afrika werden beispielsweise vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) regelmäßig zur Verfügung gestellt.
Maßnahmen der Übergangshilfe werden in Übereinstimmung mit internationalen Standards und Prinzipien der Entwicklungszusammenarbeit nach Vorgaben des OECD-Entwicklungsausschusses (DAC) geplant und durchgeführt. Dazu gehört neben dem Nachweis von entwicklungspolitischen Wirkungen, Effektivität, Effizienz und Nachhaltigkeit auch die Sicherstellung von Relevanz und Angemessenheit durch Bedarfs- und Interventionsanalyse.
Um gemeinsames Lernen zu verbessern, wird eine Integration von Wirkungs- und Evaluierungsansätzen in Übergangshilfevorhaben immer stärker umgesetzt. Unsere Umsetzungspartner sind zudem angehalten, bestehende Evidenzen bei der Planung ihrer Vorhaben zu nutzen. Daher fördert das BMZ gemeinsam mit der International Initiative for Impact Evaluation (3ie) und dem Deutschen Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) die Entwicklung von Instrumenten zur besseren Nutzung von Evidenzen – ein Beispiel ist Building Peaceful Societies Evidence Gap Map.
Wir bedanken uns für Ihr Interesse an der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und der Übergangshilfe, sowie dafür, dass Sie sich die Zeit genommen und an das Bundesentwicklungsministerium geschrieben haben.
Mit freundlichen Grüßen