AUSWÄRTIGES AMT
Bürgerservice
Sehr geehrter Herr Hasenmüller,
haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage an das Auswärtige Amt
zu der Einstufung Ägyptens als Hochinzidenzgebiet.
Wie erfolgt die Einstufung als Risikogebiet? Die
ausführliche Erklärung dazu können Sie auf der Webseite des
Robert-Koch-Institut
www.rki.de/risikogebiete nachlesen. Wir
haben die wichtigsten Punkte für Sie zusammengefasst:
1. Schritt: Nach gemeinsamer Analyse und Entscheidung durch
das Bundesministerium für Gesundheit, das Auswärtige Amt und
das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat werden
Staaten/Regionen definiert, deren Inzidenz in den letzten
sieben Tagen über 50 pro 100.000 Einwohner liegen.
2. Schritt: Das Auswärtige Amt liefert auf der Grundlage der
Berichterstattung der deutschen Auslandsvertretungen sowie
ggf. das Bundesministerium für Gesundheit sowie das
Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat qualitative
Berichte zur Lage vor Ort, die auch die jeweils getroffenen
Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beleuchten.
Maßgeblich für die Bewertung sind insbesondere:
- Infektionszahlen und Art des Ausbruchs (lokal begrenzt
oder flächendeckend)
- Testkapazitäten sowie durchgeführte Tests pro Einwohner
- Zustand des Gesundheitssystems wie insbesondere die
Verfügbarkeit von Intensivbetten
- Sterblichkeitsrate sowie
- in den Staaten ergriffene Maßnahmen zur Eindämmung des
Infektionsgeschehens (Hygienebestimmungen,
Kontaktnachverfolgung etc.).
Ebenso wird berücksichtigt, wenn keine verlässlichen
Informationen für bestimmte Staaten vorliegen. Dies ist
weiterhin für eine große Zahl von Drittstaaten der Fall, so
dass auch offensichtlich niedrigere Infektionszahlen gerade
in Anbetracht der weltweiten Entwicklung im Zweifel einen
weiterhin restriktiven Ansatz insbesondere bei Drittstaaten
erfordern.
Die regelmäßigen Berichte zu der Lage vor Ort durch die
deutschen Auslandsvertretungen, also der zweite Schritt,
sind im Fall von Ägypten ausschlaggebend.
Die Maßnahmen zur Eindämmung und deren Einhaltung, sowie
Ausstattung der Krankenhäuser (nicht zuletzt auch in Bezug
auf die Verfügbarkeit von Intensivbetten) und die allgemeine
medizinische Infrastruktur im Land liegen weit unter den
durchschnittlichen Standards in Europa. Es liegen zudem
Hinweise auf Überlastung der vorhandenen Strukturen im
ägyptischen Gesundheitssystem vor. Es gibt nur wenige
staatliche Vorgaben und kaum Kontrollen für die Bekämpfung
von COVID-19.
Für Ägypten liegt von offizieller Seite nur eine sehr dünne,
nicht von dritter Seite zu verifizierende Datenbasis
insbesondere zu Testrate und Positivanteil, sowie
Sterblichkeitsrate vor. Aufgrund des Pandemieverlaufs in
anderen vergleichbaren Ländern und unter Bezugnahme auf
Berichte vor Ort lässt sich aber anhand der vorliegenden
Informationen eine Risikobewertung vornehmen, die nicht
zuletzt wegen der Intransparenz der Datenbasis restriktiv
ausfällt. Während beispielsweise in Deutschland in den
vergangenen sieben Tagen durchschnittlich 200.000 Tests pro
Tag gemacht wurden, muss aufgrund der offiziell nicht
veröffentlichten Testzahlen seitens der ägyptischen Seite
davon ausgegangen werden, dass die zur Verfügung stehenden
Testkapazitäten und die durchgeführten Tests in Bezug auf
die Einwohnerzahl Ägyptens erheblich niedriger sind. Gerade
am Anrainerstaat Jordanien, welcher ebenfalls als
Hochinzidenzgebiet eingestuft ist und aktuell eine
7-Tages-Inzidenz von 413 hat, ist die Dynamik des
pandemischen Geschehens in der Region zu erkennen.
Die Bundesregierung prüft fortlaufend, inwieweit Gebiete als
(Hoch-)Risikogebiete einzustufen sind. Dabei wird die
aktuelle Lage vor Ort stets auch zeitnah durch die deutsche
Auslandsvertretung in Kairo evaluiert.
Mit freundlichen Grüßen