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D GK HT 1 Seite 1 von 4 Name: _______________________ Abiturprüfung 2019 Deutsch, Grundkurs Aufgabenstellung: 1. Analysieren Sie den vorliegenden Auszug aus Roland Kaehlbrandts „Logbuch Deutsch“ zum Stellenwert des Deutschen als Wissenschaftssprache. Erschließen Sie den gedankli- chen Aufbau des Textes und seine wesentlichen Aussagen. Berücksichtigen Sie dabei die Argumentationsweise, die sprachliche Gestaltung und die Leserlenkung. (45 Punkte) 2. Stellen Sie knapp dar, in welchen weiteren Bereichen die englische Sprache sich zuneh- mend durchsetzt. Prüfen Sie, inwieweit Kaehlbrandts Argumente auch für die Kommu- nikation in Situationen im Alltag oder Berufsleben passend sind, in denen Menschen unterschiedlicher Nationen zusammenkommen und Englisch sprechen. Nehmen Sie zum Schluss abwägend Stellung zu dieser Frage. (27 Punkte) Materialgrundlage: • Roland Kaehlbrandt: Logbuch Deutsch. Wie wir sprechen, wie wir schreiben. Frankfurt am Main: Klostermann 2016, S. 90 – 92, 98 – 101 Zugelassene Hilfsmittel: • Wörterbuch zur deutschen Rechtschreibung Abiturprüfung 2019 – Nur für den Dienstgebrauch!
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D GK HT 1 Seite 2 von 4 Name: _______________________ Roland Kaehlbrandt (*1953, deutscher Sprachwissenschaftler) Logbuch Deutsch. Wie wir sprechen, wie wir schreiben (2016, Textauszug) 5 10 15 20 25 Die Sorgen der Sprachkritik des 19. und 20. Jahrhunderts um Verständlichkeit der deutschen Wissenschaftssprache braucht man sich […] heutzutage kaum mehr zu machen. Gegenwärtig geht es vordringlich um die Frage, bis wann überhaupt noch Wissenschaft in deutscher Sprache betrieben werden wird und ab wann selbst Germanisten überwiegend auf Englisch publizieren. Man kann die Anglisierung der akademischen Fächer in Deutschland so zusammenfassen: Es gibt Fächer, die bereits jetzt vollends auf Englisch als Lehr- und Publikationssprache umge- stellt haben, wie die reinen Naturwissenschaften. Es gibt Fächer, in denen das Englische domi- niert, aber noch nicht exklusiv verwandt wird, wie die Sozialwissenschaften. Und es gibt 1 Fächer, in denen das Deutsche noch verwandt wird, wie die Philologien . Auf dem Rückzug ist aber bereits die Linguistik; beispielsweise wird an der Universität Bamberg ein Studien- gang Sprachwissenschaft ausschließlich auf Englisch angeboten. Der Ausstieg aus der deutschen Sprache vollzieht sich rasch und umfassend, vorangetrieben vor allem vom deutschen Wissenschaftsbetrieb selbst. […] Welche Sprache(n) die Hochschulen in Forschung und Lehre verwenden, ist nicht vorge- schrieben. Die entscheidend neue Situation ist die freiwillige Anglisierung ganzer Studien- gänge in Deutschland. Sie verläuft unter dem Begriff „Internationalisierung der Hochschulen“. 2 Zum einen wird sie angetrieben durch die mit dem Bologna-Prozess angestrebte Vereinheit- lichung des europäischen Hochschulraums. Zum andern besteht die Auffassung, dass Wissen- schaft von einer weltweiten Sprache durch mühelose Kommunikation und Schnelligkeit des Austauschs wissenschaftlicher Erkenntnisse profitierte. […] Die Geisteswissenschaften sind erheblich stärker auf die Sprache der Kultur angewiesen, aus der sie kommen, als die Naturwissenschaften. Letztere bedienen sich infolge ihrer Mathema- tisierung überwiegend einer Kunstsprache in Formeln. Naturwissenschaftliche Versuche oder mathematische Berechnungen sind weniger auf die Allgemeinsprache angewiesen, weil sie sich bereits in ihrer Fachsprache davon entfernt haben. Man kann Mathematik daher weniger sprachbezogen betreiben als Philologie oder Philosophie. Umgekehrt bedürfen die Geistes- wissenschaften des Bezugs zur Allgemeinsprache: „Wissenschaftliche Arbeiten in den soge- nannten Geisteswissenschaften kommen nicht so zustande, dass der Forscher sich zuerst die 1 2 Philologien: Mit Philologie wird die gelehrte Beschäftigung mit Sprache und Texten in der Wissenschaft und im Unter- richt bezeichnet. – Kaehlbrandt verweist hier u. a. auf den folgenden Beitrag von Sabine Skudlik: Die Kinder Babylons. In: Els Oksaar, Sabine Skudlik, Jürgen von Stackelberg (Hrsg.): Gerechtfertigte Vielfalt. Zur Sprache in den Geistes- wissenschaften. Darmstadt: Luchterhand 1988, S. 104. Bologna-Prozess: 1999 in Bologna vereinbarte Reform, die auf die Schaffung eines einheitlichen europäischen Hoch- schulraums abzielt. Dazu gehört die Angleichung von Studiengängen und -abschlüssen an den europäischen Hochschulen wie das zweistufige System in Form von Bachelor und Master. Die Hochschulreform soll die Mobilität und Beschäfti- gungsfähigkeit von Studierenden ermöglichen und zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Hoch- schulen beitragen. Abiturprüfung 2019 – Nur für den Dienstgebrauch!
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D GK HT 1 Seite 3 von 4 Name: _______________________ 30 35 40 45 50 55 60 Ergebnisse denkt und diese dann nur noch bezeichnen und verlautbaren muss. Er schafft mit 3 der Sprache einen völlig aus Sprache bestehenden Gegenstand.“ Die Sprachwissenschaft- lerin Sabine Skudlik hat die Sprachgebundenheit der Geisteswissenschaften so beschrieben: „Gegenstände und Themen der geisteswissenschaftlichen Disziplinen setzen Erfahrungen voraus, die in der natürlichen Sprache ihren Niederschlag gefunden haben. Es sind die Wech- selbeziehungen zwischen Kulturgemeinschaft und Sprachgemeinschaft […], die es unmög- 4 lich machen, dass jegliche ‚Kulturarbeit‘ von sprachlichen Erfahrungen abstrahiert . Die Geis- teswissenschaften, die, ganz allgemein, historische oder gegenwärtige kulturelle Größen zum Gegenstand haben, müssen die sprachliche Gebundenheit dieser kulturellen Größen mit in Betracht ziehen und können dies nur, indem sie sich selbst auf diese sprachliche Bedingtheit einlassen.“ Eine wissenschaftliche Einheitssprache würde in diesem Verständnis sprachlich gefasste Unterschiede und Nuancen einebnen. Auch wenn der Kölner Germanist Karl-Heinz 5 Göttert schreibt: „Ich möchte einmal ein einziges Beispiel vorgeführt bekommen, aus dem hervorgeht, dass ein englischer und ein deutscher Satz (jenseits stilistisch-ästhetischer Gesichts- punkte) etwas anderes bedeuten“, bleibt immer noch ein stilistisch-ästhetischer Unterschied, der in den Geisteswissenschaften eine so wichtige Rolle spielt. Göttert hat insoweit recht, als Wissenschaften in ihren Aussagen rational, überprüfbar, also auch übersetzbar sein müssen. Sich als Wissenschaftler auf die Unübersetzbarkeit von Begriffen zu berufen, würde Erstaunen hervorrufen. Wissenschaftliche Fachsprachen oder fachsprachliche Ausdrücke aus den Geis- teswissenschaften sind also nicht sprachgebunden im Sinne ihrer Unübersetzbarkeit. Sie sind aber mit den jeweiligen Allgemeinsprachen verflochten, deren Gegenstände sie ja behandeln. Sie sind nicht davon abhängig, aber doch darauf bezogen. Und auch dass sie im Prinzip über- setzbar sind, muss und soll nicht bedeuten, dass sie deshalb entbehrlich wären. Wer sich in kulturwissenschaftliche Themen einarbeiten will und dabei nicht nur Originaltexte in anderer Sprache bearbeitet, sondern auch wissenschaftliche Forschung in ebendieser Sprache vorfin- 6 det und sich erschließt, hat überdies einen direkteren, genaueren und nuancierteren Einblick, als wenn er dies nur in einer Einheitssprache unternimmt. Der Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Heinrich Detering, berichtet davon, dass die Konferenzsprache bei Tagungen über den norwegischen Dichter Henrik Ibsen in Norwegen Englisch sei und dass dabei Ibsen selbst auch auf Englisch zitiert 7 werde. Romanisten berichten davon, dass sie angehalten werden, doch auch einige Veran- staltungen in englischer Sprache anzubieten. Da wundert es nicht, wenn ein romanistisches Doktorandenkolloquium an einer deutschen Hochschule auf Englisch abgehalten wird. Sprach- 3 4 5 6 7 Kaehlbrandt zitiert hier Ulrich Greiner: Ist Deutsch noch zu retten? In: DIE ZEIT vom 01.07.2010 (Nr. 27). abstrahiert: hier im Sinne von sich entfernen, ablösen von Karl-Heinz Göttert: Kaehlbrandt bezieht sich hier auf Götterts Beitrag: Rettet das Deutsche vor seinen Rettern. In: Die Welt vom 06.07.2010. nuancierteren: hier im Sinne von differenzierteren Kaehlbrandt verweist hier auf Greiner. Abiturprüfung 2019 – Nur für den Dienstgebrauch!
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D GK HT 1 Seite 4 von 4 Name: _______________________ 65 70 75 80 85 wissenschaftliche Kongresse finden zunehmend auf Englisch statt. Der Fachzeitschriftenmarkt folgt diesem Trend. Vielleicht kann man jeden Gedanken in eine andere Sprache übersetzen, aber nicht jeden Satz und schon gar nicht jedes Wort. Es bleibt eine Übersetzung aus einem anderen sprach- lichen System mit seinen eigenen Feinheiten, mit seinen grammatischen Besonderheiten, sei- nen besonderen Stilebenen. Die wissenschaftliche Behandlung kultureller Gegenstände muss verständlich formuliert, methodisch nachvollziehbar und daher auch übersetzbar sein, aber sie soll doch auch selbst den Ausdrucksreichtum nutzen können, aus dem ihr Gegenstand stammt. […] Denn Gedanken, Empfindungen, Überzeugungen sind vermutlich in jede Sprache zu übersetzen. Wer aber übersetzt, weiß um den Reiz und die Last des ständigen Umdenkens von einer Sprachwelt in die andere. Es sind zwei verschiedene Ausdruckssysteme. Gerade deren Besonderheit ist eines der zentralen Themen der Geisteswissenschaften. „Um von der Sprachen- und Kulturvielfalt wirklich profitieren zu können, muss ich Zugang zu diesen ande- ren Sprach- und Kulturgemeinschaften gewinnen“, schreibt Sabine Skudlik als Antwort auf eine Preisfrage der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, ob eine internationale Gemeinsprache auch in den Geisteswissenschaften möglich und wünschenswert wäre. Und sie fügt treffend hinzu: „Wenn es in den Geisteswissenschaften eine einzige etablierte Gemein- sprache gäbe, so hätte diese bereits alle sprachlich und kulturell bedingten Unterschiede auf- gesogen und in sich nivelliert.“ Nationalsprachlich geprägte Fachsprachen der Geisteswis- senschaften trifft deshalb auch nicht der Vorwurf der Provinzialisierung. Ihre Gegenstände entstammen verschiedenen Kulturräumen, und es kann deshalb die Bereitschaft erwartet wer- den, sich mit ihnen auch sprachlich zu befassen. Die immer wieder beschworene Mehrspra- chigkeit – hier hat sie ihren Sinn. Abiturprüfung 2019 – Nur für den Dienstgebrauch!
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Ministerium für Schule und Bildung NRW D GK HT 1 Seite 1 von 9 Unterlagen für die Lehrkraft Abiturprüfung 2019 Deutsch, Grundkurs 1. Aufgabenart Analyse eines Sachtextes mit weiterführendem Schreibauftrag 2. 1 Aufgabenstellung 1. Analysieren Sie den vorliegenden Auszug aus Roland Kaehlbrandts „Logbuch Deutsch“ zum Stellenwert des Deutschen als Wissenschaftssprache. Erschließen Sie den gedankli- chen Aufbau des Textes und seine wesentlichen Aussagen. Berücksichtigen Sie dabei die Argumentationsweise, die sprachliche Gestaltung und die Leserlenkung. (45 Punkte) 2. Stellen Sie knapp dar, in welchen weiteren Bereichen die englische Sprache sich zuneh- mend durchsetzt. Prüfen Sie, inwieweit Kaehlbrandts Argumente auch für die Kommu- nikation in Situationen im Alltag oder Berufsleben passend sind, in denen Menschen unterschiedlicher Nationen zusammenkommen und Englisch sprechen. Nehmen Sie zum Schluss abwägend Stellung zu dieser Frage. (27 Punkte) 3. Materialgrundlage • Roland Kaehlbrandt: Logbuch Deutsch. Wie wir sprechen, wie wir schreiben. Frankfurt am Main: Klostermann 2016, S. 90 – 92, 98 – 101 4. Bezüge zum Kernlehrplan und zu den Vorgaben 2019 Die Aufgaben weisen vielfältige Bezüge zu den Kompetenzerwartungen und Inhaltsfeldern des Kernlehrplans bzw. zu den in den Vorgaben ausgewiesenen Fokussierungen auf. Im Folgenden wird auf Bezüge von zentraler Bedeutung hingewiesen. 1. Inhaltsfelder und inhaltliche Schwerpunkte Inhaltsfeld Sprache • sprachgeschichtlicher Wandel – Mehrsprachigkeit • Sprachvarietäten und ihre gesellschaftliche Bedeutung Inhaltsfeld Texte • komplexe Sachtexte 1 Die Aufgabenstellung deckt inhaltlich alle drei Anforderungsbereiche ab. Abiturprüfung 2019 – Nur für den Dienstgebrauch!
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Ministerium für Schule und Bildung NRW D GK HT 1 Seite 2 von 9 2. Medien/Materialien • entfällt 5. Zugelassene Hilfsmittel • Wörterbuch zur deutschen Rechtschreibung 6. Vorgaben für die Bewertung der Schülerleistungen Teilleistungen – Kriterien a) inhaltliche Leistung Teilaufgabe 1 Anforderungen Der Prüfling maximal erreichbare Punktzahl 1 verfasst eine aufgabenbezogene Einleitung unter Nennung von Autor, Titel, Publika- tionsort, Erscheinungsdatum und Textsorte (Auszug aus einer wissenschaftlichen Publikation). 3 2 formuliert das Thema des Textauszugs, etwa: • Auseinandersetzung mit dem Bedeutungsverlust der deutschen Sprache in der Wissenschaft und im Wissenschaftsaustausch. 4 3 stellt Kaehlbrandts Position dar, etwa: • Problematisierung der Hinwendung zu englischer Einsprachigkeit im internatio- nalen Wissenschaftsbetrieb, • Bedeutung des Deutschen als Wissenschaftssprache in den Geistes- und Kultur- wissenschaften und Warnung vor einer möglichen Schwächung. 4 4 erschließt den gedanklichen Aufbau des Textes und wesentliche Aussagen, etwa: • Ausgangsfrage nach dem Stellenwert des Deutschen als Wissenschaftssprache, • Beschreibung der zunehmenden Monolingualisierung (Englisch) von akademi- schen Fächern in Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften in Deutschland und des damit einhergehenden Bedeutungsverlusts des Deutschen (sogar in philologi- schen Fächern), • Nennung möglicher Gründe für diese Entwicklung: – erstens: global bedingte Etablierung des Englischen als Lingua franca in der Wissenschaft mit Konsequenz der Marginalisierung von Nationalsprachen, – zweitens: durch europäische Politik beförderte Vereinheitlichung des europäi- schen Hochschulraums, • Infragestellung/Problematisierung dieser Entwicklung insbesondere im Hinblick auf die besondere Bedeutung der (National-)Sprachen für die Geisteswissenschaf- ten, • Erläuterung der zentralen Rolle von Sprache im Erkenntnisprozess: – wissenschaftliche Gegenstände, Denkstrukturen und Erkenntnisse wesentlich durch Sprache geprägt, – daher Förderung eines differenzierten Verständnisses kultureller Phänomene insbesondere dann möglich, wenn diese in der originären Verfasstheit der Spra- che und der dazugehörigen Kultur erschlossen werden, 9 Abiturprüfung 2019 – Nur für den Dienstgebrauch!
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Ministerium für Schule und Bildung NRW D GK HT 1 Seite 3 von 9 • Relativierung der Auffassung (Göttert), Sprachen und Wissenschaftssprachen seien uneingeschränkt ins Englische übersetzbar: – einerseits zwar Annahme der grundsätzlichen Übersetzbarkeit wissenschaft- licher Aussagen, – andererseits gleichwohl Gefahr von Einbußen im Hinblick auf Differenziert- heit und Präzision, insbesondere durch stilistisch-ästhetische Unterschiede, • Gefahr des Verlusts eines „direkteren, genaueren und nuancierteren“ Zugriffs in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit geistes- und kulturwissenschaft- lichen Forschungsgegenständen durch den Gebrauch einer wissenschaftlichen Ein- heitssprache, • Plädoyer für die Stärkung des Deutschen in den Wissenschaften zur Ermöglichung eines vertieften Verständnisses von sprach- und kulturprägenden Phänomenen, • abschließende Verallgemeinerung: Eingehen auf den Vorwurf einer Provinziali- sierung nationalsprachlich geprägter Fachsprachen der Kulturwissenschaften und Widerlegung durch den Gedanken der Mehrsprachigkeit. 5 untersucht die Argumentationsweise, etwa: • argumentativer abwägender Grundgestus, fachwissenschaftlich orientiert, • Aufbau der Argumentation: Problemfrage – Erläuterung von Folgen und mögli- chen Ursachen der Monolingualisierung – Besonderheiten der Geistes- und Kul- turwissenschaften (Übersetzungsproblematik) – Fazit – Plädoyer, • weitgehende Absicherung von Thesen durch Fakten- und Autoritätsargumente zur Bekräftigung der Autorenposition, auch in Form von Zitaten, • auch indirektes Argumentieren zur Akzentuierung der eigenen Position, z. B. durch Hinterfragen von Götterts Auffassung, • beispielbezogenes Argumentieren, insbesondere zur Illustration des Anglisierungs- prozesses. 8 Angestrebt ist hier keine vollständige Darstellung der beispielhaft genannten Aspekte, sondern eine differenzierte Schwerpunktsetzung durch den Prüfling, die allerdings mehrere Gesichtspunkte aufgreift. 6 untersucht die sprachliche Gestaltung, etwa: • sachbezogene und sachliche Ausdrucksweise, teilweise fachwissenschaftliche Terminologie und entsprechender Duktus, • überwiegend klarer, überschaubarer und weitgehend eingängiger Satzbau, • (nur) wenige, eher indirekt abwertende Formulierungen zur Veranschaulichung und Problematisierung des Anglisierungsprozesses. 6 7 erschließt die Leserlenkung, etwa: • Plädoyer für wissenschaftliche Mehrsprachigkeit in den Geistes- und Kulturwis- senschaften aufgrund des Erkenntnispotenzials von Nationalsprachen, • Artikel weitgehend mit meinungsbildender, teils auch appellativer Ausrichtung, • insgesamt adressatengerechte Anlage des Textes: Orientierung der Argumentation und gezielte Ansprache der Zielgruppe der Fachwissenschaftler und interessierten Laien. 7 8 formuliert eine reflektierte Schlussfolgerung, etwa im Hinblick auf: • den Argumentationsansatz, die (National-)Sprachen in ihrer Bedeutung für Erkennt- nis- und Verstehensprozesse hervorzuheben, • die Forderung nach der Bewahrung nationaler Wissenschaftssprachen im Sinne der Mehrsprachigkeit. 4 9 erfüllt ein weiteres aufgabenbezogenes Kriterium. (5) Abiturprüfung 2019 – Nur für den Dienstgebrauch!
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Ministerium für Schule und Bildung NRW D GK HT 1 Seite 4 von 9 Teilaufgabe 2 Anforderungen Der Prüfling maximal erreichbare Punktzahl 1 verfasst eine aufgabenbezogene Überleitung, etwa mit Hinweisen zum Sprachwandel und zur Bedeutung des Englischen als Instrument der weltweiten Kommunikation in privaten wie öffentlichen Bereichen. 3 2 stellt knapp dar, in welchen weiteren Bereichen die englische Sprache sich zunehmend durchsetzt, etwa: • Durchsetzung des Englischen in der Wirtschaft und im Berufsleben innerhalb eines globalisierten Arbeitsmarktes (z. B. Englisch als internationale Arbeitssprache, Englisch als Firmensprache), • Verbreitung des Englischen in Medien und digitalisierten Kommunikationsprozes- sen, • Präsenz des Englischen in Alltagssituationen (z. B. in Bereichen der öffentlichen Verwaltung und der Dienstleistungen), • Englisch als Sprache innerhalb bestimmter gesellschaftlicher Szenen (z. B. Kunst- szene, Musikszene, Marketing). 4 3 prüft, inwieweit Roland Kaehlbrandts Argumente auch für die Kommunikation in Situa- tionen im Alltag oder Berufsleben passend sind, in denen Menschen unterschiedlicher Nationen zusammenkommen und Englisch sprechen, • Kaehlbrandts Argumentation eher unterstützend, etwa im Hinblick auf folgende Aspekte: – Kenntnis von Landessprachen grundsätzlich förderlich für das Verstehen von Kulturen (z. B. Erleichterung von Zugängen zu Lebens- und Arbeitsbereichen) und von landesspezifischen Gegebenheiten (z. B. Wertesysteme, Verhaltens- muster), – Stärkung des Bewusstseins für Kommunikation und die daraus erwachsenden Möglichkeiten und/oder Probleme (z. B. Verstehen von besonderen Kommu- nikationsweisen in alltags- wie berufsbezogenen Situationen); dadurch evtl. Zugewinn an Handlungssicherheit im Umgang mit Menschen unterschiedlicher Nationen, – Verständigung in Landessprachen als Voraussetzung für eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sowie für Integration von Menschen mit Migrations- geschichte (z. B. Kommunikation in Bildungseinrichtungen – Kita und Kinder- garten, Schule, Universität –, an Arbeitsplätzen; Partizipation am sozialen und kulturellen Leben), • Kaehlbrandts Argumentation eher relativierend, etwa: – Nützlichkeit des Englischen als internationale Kommunikationssprache (z. B. bei Auslandsreisen, in medialer Kommunikation, in Geschäftskorrespondenz und auf Geschäftsreisen), – Möglichkeiten der Übersetzung (z. B. Übersetzbarkeit von alltags- und berufs- bezogener Sprache, auch Fachsprache, und von pragmatischen Texten, bei denen stilistisch-ästhetische Besonderheiten eher vernachlässigbar sind), – Möglichkeiten der Sprachmittlung (z. B. mehrsprachige Menschen als Vermitt- ler zwischen verschiedenen Sprachen und Kulturen), – zentrale Bedeutung der kommunikativen Kompetenz und damit einhergehende Priorität des Englischen für die Verständigung in Alltag und Beruf. 9 Angestrebt ist hier keine vollständige Darstellung der beispielhaft genannten Aspekte, sondern eine differenzierte Schwerpunktsetzung durch den Prüfling, die allerdings mehrere Gesichtspunkte aufgreift. Abiturprüfung 2019 – Nur für den Dienstgebrauch!
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Ministerium für Schule und Bildung NRW D GK HT 1 Seite 5 von 9 4 nimmt abwägend Stellung zu der o. g. Frage, eher für das Festhalten an den einzelnen Landessprachen zur Kommunikation im Alltag oder Berufsleben, etwa mit Verweis auf: • die Sensibilisierung für sprach- und kulturgeprägte Wahrnehmungen und Einstel- lungen, • den Nutzen von sprachlichem und kulturellem Wissen in der Gestaltung und Bewäl- tigung von Alltags- und Arbeitssituationen, • den Zugewinn für das eigene Denken und Sprechen (auch) in der Muttersprache beispielsweise durch zusätzliche Bedeutungssphären. 4 5 nimmt abwägend Stellung zu der o. g. Frage, eher skeptisch gegenüber dem Festhal- ten an den einzelnen Landessprachen zur Kommunikation im Alltag oder Berufsleben, etwa mit Verweis auf: • die Etablierung des Englischen als weltweite Verkehrssprache in zwangsläufiger wie unumkehrbarer Folge von gesellschaftlichen, kulturellen und zweckgerichte- ten Entwicklungen und Anforderungen, • den bei aller Bedeutung von Landessprachen (z. B. in ihrer Funktion zur Bewah- rung von Traditionen und Leistungen eines Landes) auch praktischen Wert des globalen Englisch als Kommunikationssprache in der internationalen Begegnung und Zusammenarbeit. 4 6 formuliert abschließend ein Fazit, etwa unter Berücksichtigung • einer persönlichen Gewichtung der zuvor entfalteten Argumente, ggf. auch im Sinne einer Kompromissfindung, • der Entwicklung einer reflektierten Schlussfolgerung, z. B. mit Verweis auf die Nutzung des Potenzials von Sprachen durch das Zusammenwirken von internatio- naler Verständigung einerseits und einem Bewusstsein für Landessprachen ande- rerseits. 3 7 erfüllt ein weiteres aufgabenbezogenes Kriterium. (5) Abiturprüfung 2019 – Nur für den Dienstgebrauch!
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Ministerium für Schule und Bildung NRW D GK HT 1 Seite 6 von 9 b) Darstellungsleistung Anforderungen Der Prüfling maximal erreichbare Punktzahl 1 strukturiert seinen Text kohärent, schlüssig, stringent und gedanklich klar: • angemessene Gewichtung der Teilaufgaben in der Durchführung, • gegliederte und angemessen gewichtete Anlage der Arbeit, • schlüssige Verbindung der einzelnen Arbeitsschritte, • schlüssige gedankliche Verknüpfung von Sätzen. 6 2 formuliert unter Beachtung der fachsprachlichen und fachmethodischen Anforde- rungen: • Trennung von Handlungs- und Metaebene, • begründeter Bezug von beschreibenden, deutenden und wertenden Aussagen, • Verwendung von Fachtermini in sinnvollem Zusammenhang, • Beachtung der Tempora, • korrekte Redewiedergabe (Modalität). 6 3 belegt Aussagen durch angemessenes und korrektes Zitieren: • sinnvoller Gebrauch von vollständigen oder gekürzten Zitaten in begründender Funktion. 3 4 drückt sich allgemeinsprachlich präzise, stilistisch sicher und begrifflich differen- ziert aus: • sachlich-distanzierte Schreibweise, • Schriftsprachlichkeit, • begrifflich abstrakte Ausdrucksfähigkeit. 5 5 formuliert lexikalisch und syntaktisch sicher, variabel und komplex (und zugleich klar). 5 6 schreibt sprachlich richtig. 3 Abiturprüfung 2019 – Nur für den Dienstgebrauch!
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