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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 Themenkorridor 3 KB 5 – Literarische Moderne zwischen Tradition und Postmoderne – Die Idee des Neuen – Technik- und Menschenbilder in Lyrik des Expressionismus und der Literatur der Gegenwart Aufgabenart: Literarischer Text – untersuchend gA Gerrit Engelke Stadt (1912) Zehntausend starre Hammer dröhnt weiter. (168 Wörter) Text
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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 Textvorlage Gerrit Engelke. Stadt. In: Gerrit Engelke. Rhythmus des neuen Europa. Das Gesamtwerk. Mit einer Einführung herausgegeben von Hermann Blome. Hannover: Postskriptum, 1979. Erlaubte Hilfsmittel: Rechtschreiblexikon Auswahl- und Lesezeit: 20 Minuten Arbeitszeit: 4 Zeitstunden Aufgabenstellung 1. Geben Sie den Inhalt des vorliegenden Gedichts in eigenen Worten wieder. 2. Untersuchen Sie unter inhaltlichen und sprachlichen Gesichtspunkten, wie in dem Gedicht die Stadt und das menschliche Leben zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschrieben werden. 3. Nehmen Sie vor dem Hintergrund des Gedichtes Stellung zu der Frage, inwiefern sich das im Gedicht ausgedrückte Lebensgefühl des Städters auf die heutige Zeit übertragen lässt. Aufgabenstellung
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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 Unterrichtliche Voraussetzungen Die Interpretation literarischer Texte begleitet die Schülerinnen und Schüler durch alle Kurshalbjahre hindurch. Auf diesem Weg lernen Sie die aspektorientierte Herangehensweise kennen. Ein Vertrautsein im Umgang mit expressionistischer Lyrik kann mit Verweis auf den dritten Themenkorridor „Literarische Moderne zwischen Tradition und Postmoderne – Die Idee des Neuen – Technik- und Menschenbilder in Lyrik des Expressionismus und der Literatur der Gegenwart“ vorausgesetzt werden. Lehrplan- und EPA-Bezug – erwartete Schülerleistung – Anforderungsbereiche Das untersuchende Erschließen von literarischen Texten erfordert folgende Operationen bzw. Leistungen der Analyse bzw. Interpretationen: - - - Formulierung der Interpretations- bzw. Analysehypothesen, aspektorientierte Organisation der Textdeutung unter Berücksichtigung des Wechselbezuges von Textstrukturen, Funktionen und Intentionen (durch Erfassen zentraler strukturbildender, genretypischer, syntaktischer, semantischer, stilistisch-rhetorischer Elemente und ihrer Funktion für das Textganze), Kontextualisierung: z.B. Entwicklung von literaturgeschichtlichen, gattungsgeschichtlichen, geistesgeschichtlichen, biografischen, politisch-sozialen Bezügen“ (EPA Deutsch 2002, S.16). In seiner Dreiteilung wird der obige Arbeitsauftrag der vergleichenden über die Werkimmanenz hinausgehenden Interpretation diesen Anforderungen in besonderem Maße gerecht. Auch im Rahmen des dritten Kernbereichs wird auf diese Kompetenzen gezielt, nämlich auf die Fähigkeit, „Texte im Zusammenhang von Entstehungskontext, Aussageabsicht, Wirkung und Gegenwartsbezug“ zu vergleichen und zu beurteilen (Lehrplan Deutsch, Berufliches Gymnasium, S.28). Erwartungshorizont
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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 Aufgabe 1: Geben Sie den Inhalt des vorliegenden Gedichts in eigenen Worten wieder. Es wird erwartetet, dass einleitend das Thema des Gedichts „Erfahrungswelt Stadt“ benannt wird und dass die Schülerinnen und Schüler den Inhalt der jeweiligen Strophen strukturiert wiedergeben. In der ersten Strophe wird das äußere Erscheinungsbild der Stadt beschrieben, bei dem auffällt, dass die Stadt ein Ort der Technik ist. In der zweiten Strophe geht es darum, wie und wo der Mensch sich in der Stadt bewegt und wie er dabei in der Masse untergeht und seine Individualität verliert. In der dritten Strophe wird die Thematik weitergeführt. Es geht nun um die Vergänglichkeit allen Lebens und die Entwertung des menschlichen Lebens. Anforderungsbereich I Aufgabe 2: Untersuchen Sie unter inhaltlichen und sprachlichen Gesichtspunkten, wie in dem Gedicht die Stadt und das menschliche Leben zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschrieben werden. Der Themenkomplex der Stadt gehört zu den die Epoche des Expressionismus kennzeichnenden neuen literarischen Motiven. Im Expressionismus tritt die Großstadtthematik an die Stelle der Naturlyrik. Folgende Aspekte können Gegenstand der Untersuchung sein: Engelke platziert die Stadt in einem „Tal“ (V. 1), was ein Gefühl der Enge erzeugt. Des Weiteren scheint die Masse der „Blöcke“ (V. 1) nicht mehr wie echte Häuser, sondern mehr wie kalte, technische Gebilde bzw. graue „Berge“ (V. 3) auszusehen. In der ersten Strophe sollten die Metapher des „Labyrinths“ (V. 7), die Personifikation „der Netz an Netze spinnt“ (V. 5) und die Wirkung der Aufzählung technischer Details von den Schülerinnen und Schülern erkannt und gedeutet werden. Bei der Beschreibung des menschlichen Lebens ist herauszuarbeiten, dass vom Individuum nie die Rede ist. Vielmehr wird der Mensch als ein anonymes Objekt dargestellt, der in der Masse von „Fünfhunderttausend“ (V. 10) untergeht. Der Mensch bewegt sich fremdbestimmt durch die Erwartungshorizont
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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 Stadt (V. 9) und auch wenn die Örtlichkeiten des städtischen Lebens sich verändern (V. 11 – 15), bleibt das Verhalten der Menschen gleich. In der dritten Strophe wird die Sinnlosigkeit des Strebens der Menschen deutlich, indem der Tod eingeführt wird, der ebenfalls zu einem alltäglichen und bedeutungslosen Ereignis geworden ist (V. 21). Die Bedrohlichkeit des Todes wird durch Verben wie „braust“ (V. 22), „brüllt“ (V. 25) und „dröhnt“ (V. 26) intensiviert. Die Erwähnung einzelner Stadtbewohner ändert an dem bisherigen Eindruck nichts, da sie als Typen und nicht als Individuen erscheinen (V. 23 – 24). Im letzten Vers verdeutlicht Engelke erbarmungslos, dass der Tod eines Menschen für die Stadt keine Bedeutung hat, da seine Funktion von anderen Menschen übernommen werden kann. Neben der Untersuchung der sprachlichen und inhaltlichen Aspekte wird erwartet, dass die Schülerinnen und Schüler Kenntnisse über die Epoche des Expressionismus darlegen und diese mit ihrer Interpretation verbinden. Anforderungsbereich II und III Aufgabe 3: Nehmen Sie vor dem Hintergrund des Gedichtes Stellung zu der Frage, inwiefern sich das im Gedicht ausgedrückte Lebensgefühl des Städters auf die heutige Zeit übertragen lässt Die Schülerinnen und Schüler reflektieren heutige Lebensbedingungen, mit diesen verbundene Definitionen des eigenen Selbst und stoßen auf Entsprechungen oder Abweichungen. Ein möglicher Ansatzpunkt wäre beispielsweise die auch durch die Nutzung sozialer Netzwerke wie Facebook wahrnehmbare Anonymisierung und teilweise gegebene Brutalisierung der modernen Lebenswelt. Anforderungsbereich III Erwartungshorizont
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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 Bewertungskriterien für die Noten „gut“ und „ausreichend“ Die Note „gut“ verlangt – bei Schwerpunktsetzungen – die differenzierte und kompetente Erfüllung des Erwartungshorizonts, ohne jedoch auf Vollständigkeit im Detail zu drängen. Die Ausführungen sollen ein ausgeprägtes, begründetes Urteil über die Qualität des Textes enthalten. Die sprachlich-stilistische Gestaltung der Arbeit muss flüssig, korrekt und verständlich und der Aufbau klar gegliedert sein. Für die Note „ausreichend“ genügt es, dass die Struktur in wesentlichen Zügen erfasst und zentrale Aussagen herausgestellt wurden. Die Sprachuntersuchung soll eine grundsätzliche Fähigkeit zur funktionalen Analyse erkennen lassen. Die Gedankengänge sind nachvollziehbar zu entwickeln und verständlich zu formulieren. Der Aufbau muss erkennbar geordnet, der Stil verständlich und die sprachliche Gestaltung weitgehend fehlerfrei sein. Erwartungshorizont
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