Deutsch_BG_2015_3-ST-e-eA-Simanowski_geschwrzt.pdf

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „BG Abiturklausuren 2013-2019 SH

/ 9
PDF herunterladen
Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2015 Themenkorridor 3 KB 4 – Wirklichkeit im Kontext von Sprache, Literatur und Medien – Individuum im Spannungsfeld von Ideal und Wirklichkeit unter besonderer Berücksichtigung von Erzählformen am Beispiel „Medea“ von Christa Wolf Aufgabenart: Sachtext - erörternd eA Roberto Simanowski 1 Wem gefallen gefallende Mythen? Christa Wolfs „Medea“ - eine Stimme Nach der Feuilletonschlacht 1 Dies ist ein Wortspiel (s. Infinitive „fallen“ bzw. „gefallen“) 2 IM: Inoffizieller Mitarbeiter. In der DDR ein Zuarbeiter der Staatssicherheit bei der Bespitzelung der Bürger. 3 indirekt 4 behaupten Seite 1 von 9 Text
1

Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2015 5 Hermeneutik: Auslegung; hermeneutischer Zirkel: Zirkelschluss, der darin besteht, dass jede Erkenntnis, die jemand zu gewinnen sucht, auf bereits vorhandener, aus eigener Erfahrung gewonnener Erkenntnis beruht) 6 lateinisch: Kreuz; hier: Problem 7 ehrlich Seite 2 von 9 Text
2

Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2015 8 Franz Fühmann (1922 - 1984) war ein deutscher Schriftsteller in der DDR. 9 Die Begriffe, Realsozialismus‘ oder, real existierender Sozialismus‘ wurden ausgehend von der DDR Bezeichnung verschiedener Gesellschaftssysteme in Europa, Asien und auf Kuba verwendet. Gemeinsam waren die Vorherrschaft einer Kommunistischen Partei und das Selbstverständnis als sozialistische Gesellschaftsordnung zumeist im sowjetischen Einflussbereich. 10 Jemand, der andere durch leidenschaftliche Reden politisch aufhetzt, aufwiegelt; Volksverführer, Volksaufwiegler 11 gemeint wahrscheinlich: auseinanderdröseln: auseinander rücken, auseinander treiben 12 unerfüllte Wunschvorstellung Seite 3 von 9 Text
3

Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2015 des Seins werden lassen. (909 Wörter) 13 Karl Marx (1818 - 1883) war ein deutscher Philosoph, Ökonom, Gesellschaftstheoretiker, politischer Journalist, Protagonist der Arbeiterbewegung sowie Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft und der Religion. Zusammen mit Friedrich Engels wurde er zum einflussreichsten Theoretiker des Sozialismus und Kommunismus. 14 Ideologie ist die Gesamtheit der Ideen, Vorstellungen und Theorien zur Begründung und Rechtfertigung politischen Handelns. 15 Isolierte Betrachtung von Einzelelementen ohne ihre Verflechtung in einem Ganzen oder von einem Ganzen als einfacher Summe aus Einzelteilen unter Überbetonung der Einzelteile, von denen aus generalisiert wird. 16 Alice Schwarzer (*1942) ist eine deutsche Journalistin und Publizistin und die bekannteste Vertreterin der deutschen Frauenbewegung und versteht sich als Feministin. 17 Postmoderne bedeutet „nach der Moderne“. Die „Moderne“ ist ein Sammelbegriff für zahlreiche künstlerische und literarische Strömungen um 1900. Die „Postmoderne“ grenzt sich in vielen Bereichen von der Moderne ab. Dies äußert sich u.a. darin, dass diese Epoche Bilder und Motive vergangener Epochen zitiert und neu variiert. Dies gilt besonders für mythologische Vorlagen. Seite 4 von 9 Text
4

Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2015 Textvorlage Aus: Roberto Simanowski: Wem gefallen gefallende Mythen? Christa Wolfs „Medea“ - eine Stimme. Zitiert nach: http://www.tabularasa- jena.de/artikel/artikel_60/ (aufgerufen am 17.09.2014) Die Rechtschreibung folgt der Textvorlage. Erlaubte Hilfsmittel: Rechtschreiblexikon Auswahl- und Lesezeit: 20 Minuten Arbeitszeit: 5 Zeitstunden Aufgabenstellung 1. Beschreiben Sie den Gedankengang des Textes. 2. Erörtern Sie ausgewählte Aussagen des Textes vor dem Hintergrund Ihrer Kenntnisse des Romans. 3. Bewerten Sie abschließend, ob der Text dem Roman gerecht wird. Seite 5 von 9 Aufgabenstellung
5

Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2015 Unterrichtliche Voraussetzungen Im Rahmen des Themenkorridors 3 (Lehrplan BG) „Wirklichkeit im Kontext von Sprache, Literatur und Medien – Individuum im Spannungsfeld von Ideal und Wirklichkeit unter besonderer Berücksichtigung von Erzählformen am Beispiel von Christa Wolfs „Medea. Stimmen““ haben die Schülerinnen und Schüler den Roman „Medea. Stimmen“ behandelt. Die Erörterung von Sachtexten ist im Deutschunterricht der Sekundarstufe II immer wieder Unterrichtsgegenstand gewesen. Der Text steht im Zusammenhang mit dem Literaturstreit um Christa Wolf. Es ist nicht notwendig, dass die Schülerinnen und Schüler diese Diskussion kennen, da die Methode der Sachtexterörterung eingeübt ist und der Text für sich erschlossen werden kann. Lehrplan- und Bildungsstandard-Bezug – erwartete Schülerleistung - Anforderungsbereiche Aufgabe 1: Beschreiben Sie den Gedankengang des Textes. Die Schülerinnen und Schüler geben mit eigenen Worten Inhalte von Texten aller Art abstrahierend wieder (Lehrplan Deutsch Berufliches Gymnasium, S. 22). Es wird erwartet, dass die Schülerinnen und Schüler entsprechend den formalen Regeln der Inhaltsangabe den Text zusammenfassend wiedergeben und die Struktur des Textes erfassen. Die Schülerinnen und Schüler können den inhaltlichen Zusammenhang voraussetzungsreicher Texte sichern und diese Texte terminologisch präzise und sachgerecht zusammenfassen (Bildungsstandards, S. 22). Die Schülerinnen und Schüler sollen erfassen, dass Simanowski nach Jahren den „Literaturstreit“ um Christa Wolf erneut zum Anlass nimmt, um Wolf für ihre Gestaltung der Medea-Figur zu kritisieren. Seine Argumente zielen auf die Unvereinbarkeit der Polyphonie mit der Aussageabsicht der Autorin ab. Er wirft Wolf vor, nach der Definition Fühmanns die Mythenfigur in eine Märchengestalt verwandelt zu haben. Seite 6 von 9 Erwartungshorizont
6

Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2015 Bei der Beschreibung der Textgestaltung sollten die Schülerinnen und Schüler die Struktur beachten und die Zitiertechnik erkennen. Diese dient der Legitimation der Argumente durch Autoritäten oder auch der Ironisierung. Anforderungsbereiche I und II Aufgabe 2: Erörtern Sie ausgewählte Aussagen des Textes vor dem Hintergrund Ihrer Kenntnisse des Romans. Die Schülerinnen und Schüler „wählen Informationen zielgerichtet aus, ordnen und verwerten diese“ und sie „erschließen und bewerten Inhalte und Formen von Literatur- Sach- und Gebrauchstexten“ (Lehrplan Deutsch, Berufliches Gymnasium, S. 22). Die Schülerinnen und Schüler können zielgerichtet Zusammenhänge zu weiteren ihnen bekannten Texten herstellen und hierfür passende Wissensbestände aktivieren (Bildungsstandards, S. 22), in ihre Erörterung die in literarischen Werken enthaltenen Herausforderungen und Fremdheitserfahrungen geistes-, kultur- und sozialgeschichtliche Entwicklungen einbeziehen (ebd., S. 21). Simanowski wirft Christa Wolf vor, ihr Roman genüge dem Anspruch der Polyphonie nicht, da die „Stimmen“ letztlich auf die Autorin zurückgehen. Auch sieht er die Figuren als überzeichnet an, sie dienen einzig dazu, Medea in einem guten Licht erscheinen zu lassen. So habe Wolf aus der Mythenfigur eine Märchengestalt gemacht. Dabei sei es nicht gelungen, die Individualität und die Beweggründe der einzelnen Figuren des Romans darzustellen. Er spricht von „Reduktionismus“, ein Begriff, den die Schülerinnen und Schüler auf die Figurengestaltung anwenden sollten. Gleichzeitig wird erwartet, dass sie die Definition Fühmanns, Märchenfiguren seien bestimmt durch ihre reduktionistische Machart, Mythosfiguren dagegen ambivalent, für ihre Argumentation heranziehen. In Christa Wolfs Roman „Medea: Stimmen“ ermordet Medea weder ihren Bruder noch ihre Kinder. Die Tragödie zwischen Jason und Medea wird Seite 7 von 9 Erwartungshorizont
7

Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2015 ausführlich dargestellt, wobei beide Figuren zu Wort kommen. Kreons Tochter Glauke begeht Selbstmord. Die Gesellschaft lastet der schönen, selbstbewussten, unabhängigen Frau die Verbrechen an. Nach Naturkatastrophen und einer Pest-Epidemie wird Medea zum Sündenbock gemacht und für alles Üble angeprangert. In Christa Wolfs Fassung kommen sechs verschiedene Stimmen in elf Kapiteln zu Wort, welche Medeas Geschichte immer aus anderer Sichtweise erzählen und somit dem Leser die gesamte Bandbreite vorlegen, die Handlungsmotive sind psychologisch meist nachvollziehbar. Diese Aspekte sollten die Schülerinnen und Schüler begründet und differenziert erörtern können. Anforderungsbereich II und III Aufgabe 3: Bewerten Sie abschließend, ob der Text dem Roman gerecht wird. Die Schülerinnen und Schüler können „literarische Texte auf der Basis von nachvollziehbaren, sachlich fundierten Kriterien bewerten und dabei auch textexterne Bezüge wie Produktions-, Rezeptions- und Wirkungsbedingungen berücksichtigen“ (Bildungsstandards, S. 21) sowie „ihre literarischen Wertungen differenziert begründen und dabei auf größeres und komplexeres Kontextwissen zurückgreifen“ (ebd.). Simanowski folgt über weite Teile den Kritikern Wolfs des so genannten Literaturstreits, wenn auch weniger aggressiv. Gegen seine Ausführungen könnte dargestellt werden, dass er hier zwei Nebenfiguren darstellt, deren Gestaltung in sein Konzept passen. Andere Figuren, wie Medea, Arkamas, Glauke oder in Teilen auch Jason, sind durchaus ambivalente Charaktere. Ebenso könnte dargelegt werden, dass die Autorin in der Bearbeitung des Mythos Veränderungen der Weltsicht und des Menschenbildes beabsichtigt. Mit Blick auf die Autorin könnte gleichermaßen deren Ausrichtung als feministische Sozialistin bzw. sozialistische Feministin behandelt werden. Aus diesem Blickwinkel kann als Ergebnis auch die Zurückweisung der Darstellung der Medea als Märchenfigur erfolgen. Seite 8 von 9 Erwartungshorizont
8

Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2015 Die Schülerinnen und Schüler sollen abschließend eine eigene Position entwickelt und dargestellt haben. Anforderungsbereich III Bewertungskriterien für die Noten „gut“ und „ausreichend“ Die Note „gut“ verlangt – bei Schwerpunktsetzungen – die differenzierte und kompetente Erfüllung des Erwartungshorizonts, ohne jedoch auf Vollständigkeit im Detail zu drängen. Simanowskis Aussagen und die Struktur des Textes werden erfasst. Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Figuren und der Erzähltechnik werden begründet und differenziert dargelegt. In der Erörterung wird die methodische Kompetenz überzeugend nachgewiesen. Die inhaltliche Umsetzung verliert die Diskussion, ob Medea bei Christa Wolf im Sinne der Argumentation Simanowskis eine Mythos- oder Märchenfigur ist, nicht aus dem Blick. Die sprachlich-stilistische Gestaltung der Arbeit muss flüssig und verständlich und der Aufbau klar gegliedert sein. Für die Note „ausreichend“ genügt es, wenn unter Anwendung grundlegender Arbeitstechniken die Textaussage im Ansatz treffend erarbeitet wird. Die Gedankengänge sollen nachvollziehbar entwickelt und verständlich formuliert sein. Die Auseinandersetzung mit der Fragestellung „Mythos- oder Märchenfigur“ sollte erfolgen. Der Aufbau muss erkennbar geordnet und der Stil verständlich sein. Seite 9 von 9 Erwartungshorizont
9