Sehr geehrte Frau Hellmanns,
vielen Dank für Ihre Nachricht vom 24.09.2021 an das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU).
Wir können Ihnen versichern, dass sowohl der Bundesregierung als auch dem Umweltbundesamt (UBA) keine Hinweise über die Existenz sog. "Chemtrails" (angeblich künstlich, d. h. mittels Eintrag chemischer Stoffe aus "Sprühflugzeugen" erzeugte Kondensstreifen) vorliegen.
Wir haben im Folgenden Informationen bzw. weiterführende Informationsquellen für Sie zusammengetragen, die Ihnen Auskunft über die zentralen Sachverhalte geben.
Der Deutsche Wetterdienst schreibt hierzu in seinem Wetterlexikon:
"Fakt ist, dass bei bestimmten Wetterlagen die Luft in großen Höhen manchmal recht feucht, aber nicht feucht genug ist, um dort Wolken entstehen zu lassen. Fliegt jedoch ein Flugzeug in der besagten Höhe, genügt der zusätzlich freigesetzte Wasserdampf in Kombination mit den Aerosolen (u.a. Ruß) der Triebwerksabgase, um zunächst kleine Tröpfchen zu bilden, die bei den in diesen Höhen herrschenden Temperaturen um -50°C sofort gefrieren und somit als Wolken (Eiswolken = "Cirren", Feder- oder Schleierwolken) sichtbar werden. Diese Cirren können in Abhängigkeit vom Sättigungsgrad der Luft mit Wasserdampf, von der Durchmischung der Luft und der Art der Vertikalbewegung über Stunden hinweg bestehen. Oft breiten sie sich mit dem Wind aus, so dass am Himmel aus den häufig zunächst regelmäßigen Streifen (durch die Flugkorridore bedingt) chaotische Muster entstehen."
Wir möchten Sie auch auf einen Sachstandsbericht hinweisen, den das UBA aufgrund zahlreicher Anfragen besorgter Bürgerinnen und Bürger zu diesem Thema erstellt hat. Dieser ist unter dem Link
https://www.umweltbundesamt.de/publik... abrufbar.
In diesem Hintergrundpapier finden Sie auch Informationen zur Bildung von Kondensstreifen. Langlebige Kondensstreifen bilden sich bei bestimmten Temperatur- und Feuchteverhältnissen der umgebenden Luft. Kondensationskerne sind in der Regel in ausreichender Zahl in der Atmosphäre vorhanden. Das Aussehen von Kondensstreifen ist stark durch den Wind in den betreffenden atmosphärischen Schichten geprägt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Bedeckung des Himmels mit Kondensstreifen oder sich daraus entwickelnden Zirruswolken zunimmt, weil
a) der Flugverkehr zunimmt
b) durch die Klimaerwärmung im Zusammenhang mit der Zunahme treibhauswirksamer Gase in der Atmosphäre die Stratosphäre kühler wird und somit unter Umständen langfristig bessere Bedingungen für die Bildung von Kondensstreifen in den Reiseflugniveaus entstehen.
Über giftige Stoffe in der Umwelt, die durch den militärischen Flugverkehr verursacht sein sollen, sowie dadurch hervorgerufene Krankheiten liegen uns keine Erkenntnisse vor. Wenn Sie an Ihrem Wohnort giftige oder schädigende Substanzen vermuten, wenden Sie sich bitte an das dafür zuständige Landesumweltamt. Die Zusammensetzung militärischer Flugturbinenkraftstoffe können Sie beim Bundesministerium für Verteidigung erfragen.
Zweifellos sind aber die Auswirkungen des Flugverkehrs auf das Klima von Bedeutung. Das UBA befasst sich seit vielen Jahren mit den Emissionen des Flugverkehrs und deren Auswirkungen auf die Atmosphäre. Der Flugverkehr verursacht folgende Emissionen und atmosphärische Prozesse, die klimawirksam sind:
- Emissionen von Kohlenstoffdioxid (CO 2 , erwärmender Effekt)
- Bildung des treibhauswirksamen Gases Ozon infolge von Stickstoffoxiden (NOx-Emissionen, erwärmender Effekt)
- Minderung der atmosphärischen Konzentrationen des treibhauswirksamen Gases Methan (CH4), auch infolge der NOx-Emissionen (abkühlender Effekt)
- Emission des treibhauswirksamen Gases Wasserdampf (H 2 O, erwärmender Effekt)
- Reflektion der Sonnenstrahlung durch die emittierten Sulfataerosole (abkühlender Effekt)
- Absorption der Sonnenstrahlung durch die emittierten Rußpartikel (erwärmender Effekt)
- Bildung von Kondensstreifen (erwärmender Effekt)
- Bildung zusätzlicher Cirruswolken (hohe, aus Eispartikeln bestehende Wolken) (erwärmender Effekt).
In der Tat ist der Flugverkehr in den vergangenen Jahren durch hohe Steigerungsraten gekennzeichnet. Das Bundesumweltministerium wird diese Entwicklung weiterhin verfolgen und sich dafür einsetzen, dass die Emissionen auch des Luftverkehrs in die internationalen Verhandlungen zur Reduktion der Treibhausgase einbezogen werden. Informationen hierzu finden Sie auf der Website der Deutschen Emissionshandelsstelle:
https://www.dehst.de .
Darüber hinaus möchten wir Sie auf das BMU-Bürgerforum unter
https://www.bmu.de/service/buergerforum/ aufmerksam machen. Dort finden Sie u. a. Antworten auf häufig gestellte Fragen, die vielleicht auch für Sie von Interesse sind.
Wir hoffen, Ihnen damit weitergeholfen und Ihre Fragen ausreichend beantwortet zu haben.
Mit freundlichen Grüßen