14012020_Lektionsheft_Teil_VII
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Material "Kleine Klimaschula"“
Es 5. Klimaschutz und Akzeptanz Die vorausgegangenen Beiträge der Kleinen Klimaschule enthalten verschiedene rund n für ein besseres Verständnis der Thematik rund um Klimaschutz und Energiewende. Mit Beitrag schließen wir den allgemeinen Überblick zu diesen Themenbereichen ab, indem wi Funs den konkreten Maßnahmen Deutschlands für den Klimaschutz zuwenden und gleichzei betrachten, wie es um deren Akzeptanz steht. Wir folgen dabei der bisherigen Struktur und®%, beschreiben beide Aspekte, Klimaschutz und Akzeptanz, für die einzelnen Sektoren, gehen dabei auch auf aktuelle Entwicklungen ein und versuchen uns in einer europäischen bzw. globalen Einordnung der deutschen Maßnahmen. Die Betrachtungen sind um Ausgewogenheit bemüht, aber auch von der Sichtweise der Redaktion geprägt. Stellen, an denen die Sichtweise besonders stark Einfluss nimmt, sind deutlich gekennzeichnet. Da die Klimaschutzmaßnahmen in vielen Bereichen noch ausgestaltet werden und sich im Prozess befinden, können Nutzer der Kleinen Klimaschule sich hier mit ihren Sichtweisen und aktuellen Hinweisen besonders intensiv einbringen. Dieser Beitrag baut auf dem Wissen der vorhergehenden Beiträge auf, setzt die darin vermittelten Zusammenhänge voraus und enthält zum Teil an entsprechenden Stellen passende Verweise. Der Darstellung zu den aktuell diskutierten Klimaschutzmaßnahmen folgen Überlegungen, was Klimaschutz noch umfassen kann und wie globale Lösungen befördert werden könnten. ‚Diese Ideen sind Beiträge der Akteure, die für die Kleine Klimaschule sorgen. Sie können gern durch weitere Anregungen ergänzt werden. Sie sollen als Denkanstöße dienen, aus denen mögliche Forderungen der Gesellschaft an eine veränderte oder weiter ausdifferenzierte Klimaschutzpolitik resultieren können, die über die aktuellen Debatten und Vorschläge der Bundesregierung hinausgehen. Das erfahren Sie hier: Die Klimaschutzmaßnahmen Deutschland Die Klimaschutzmaßnahmen der einzelnen Sektoren CO»-Bepreisung Ideen zu alternativen Kira en Klimaschutz in weiteren Bereichen 1. Die Klimaschutzmaßnahmen Deutschlands Zur Einführung wiederholen wir nochmals die zentrale Erkenntnis zum Thema Klimaschutz: Klimaschutz ist gleichbedeutend mit der Minderung von Treibhausgasen, meist wird dabei von Emissionen gesprochen. Die wichtigsten der menschlich verursachten Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO>), Methan (CH«) und Lachgas (N20) werden in CO2-Äquivalente umgerechnet, wodurch eine einfache Darstellung der Entwicklung der gesamten Treibhausgasemissionen möglich ist. Sämtliche Klimaschutzziele der Bundesregierung beziehen sich auf die Minderung dieser Emissionen. Sie sind in zwei Plänen festgeschrieben, dem Klimaschutzplan 2050 und dem aktuell in der politischen Abstimmung befindlichen Klimaschutzprogramm 2030. Zudem, und darauf kommen wir bei den Klimaschutzmaßnahmen zu den einzelnen Sektoren zurück, sind ®
X7 % Io, i 7 Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit die wichtigen Rahmenbeeingdfgen für Klimaschutzmaßnahmen. 9, s Fb Der Klimaschutzplan 2050 D% Der im November 2016 verabschiedete Klimaschutzplan 2050 regelt die langfristige Strategie zug, Minderung der Emissionen Deutschlands bis zum Jahr 2050. Er stellt die nationale Umsetzung der % - im Pariser Abkommen von den teilnehmenden Ländern geforderten Strategie um. Während laut Pariier Abkommen : in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts weitgehend Treibhausgasneutralität erreicht werden soll, 'hat die Bundesregierung ehrgeizigere Ziele . festgelegt und will dies bereits bis 2050 weitgehend umsetzen. Als Kurzfristziel hält Deutschland am bereits im Klimaschutzplan formulierten nationalen Ziel fest, seine Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2020 um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 zu mindern. Dazu weist der Klimaschutzplan als Mittelfristziel eine Minderung der Treibhausgasemissionen in Deutschland bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 aus. Er beschreibt dazu vielfältige Handlungsfelder in den Bereichen Energieversorgung, im Gebäude- und Verkehrsbereich, in Industrie und Wirtschaft sowie in der Land- und Forstwirtschaft - den fünf Bereichen, denen auch der Aufbau unserer Kleinen Klimaschule folgt. Die Ziele wurden aus einem Katalog mit 97 Maßnahmenvorschlägen ermittelt. Als grober Zielkorridor wurde im November 2016 eine Minderung der Treibhausgasemissionen bis 2050 um 80 bis 95 Prozent beschrieben. Für die einzelnen Sektoren weist der Klimaschutzplan 2050 folgende Ziele aus: Die Sektorziele im Klimaschutzplan 2050 Dargestellt sind die Sektorziele 2030 aus dem Klimaschutzplan 2050 (in Millionen Tonnen CO2-Aquivalenten) ° Energiewirtschaft EEE. 22% 183 507% Industrie ET] 266% 7% Gebäude undWärme ETT] 43,1% 455% Verkehr TT] -'> 209% [32937788] Landwirtschaft 71 -102% RT -:0,7% 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 I 2030 (vorausgesagter Maximahwert) IM 2014 II 1990 © BMU; Quelle: Bundesumweitministerfum (2017). Kimaschutz in Zahlen 2017.
Zieldefinition der einbezogenen Handlungsfelder 1990 2014 (in Millionen Tonnen CO>- (in Millionen Tonnen CO>- (in Millionen Tonnen CO>- (Minderung in Prozent Handlungsfelder Äquivalent) Äquivalent) Äquivalent) gegenüber 1990) Gesamtsumme 1248 902 543 bis 562 56 bis 56% Energie- | : | | | &, wirtschaft | 466 | 358 | 175 bis 183 | 62 bis61 *” Gebäude | ö 209 | 119 | 70 bis 72 | 67 bis 66 Verkehr | 163 | 160 | 95 bis 98 | 42 bis 40 Industrie 283 | 181 140 bis 143 51 bis 49 Landwirtschaft . 88 | 72 58 bis 61 : 34 bis 31 Teilsumme 1209 | 890 | 538 bis 557 56 bis 54 Sonstige 39 | 12 | 5 87 Quelle: Bundesumweltministerium (2016). Klimaschutzplan 2050. Häufige Fragen zum Klimaschutzplan 2050 werden hier beantwortet: httos://www.bmu.de/fags/klimaschutzplan-2050, Den Klimaschutzplan (92 Seiten) gibt es hier zum Herunterladen: https://www.kleine- klimaschule.de/files/Inhalt/Lektionen/Lektion5/PDFs/Klimaschutzplan2050.pdf Das Klimaschutzprogramm 2030 Bereits im Jahr 2014 wurde absehbar, dass Deutschland mit seinem nationalen Ziel der Minderung von Treibhausgasemissionen bis 2020 zu scheitern droht. Deshalb hatte die Bundesregierung damals das Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 verabschiedet, um mit zusätzlichen Maßnahmen die absehbare Lücke in der Zielerreichung zu schließen. Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen und die nach wie vor absehbare Zielverfehlung erklärten die Regierungsparteien CDU/CSU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag vom März 2018 die Absicht, das Ziel für 2020 so bald wie möglich erreichen zu wollen. Dieser Weg soll in einem erneuten Plan, dem Klimaschutzprogramm 2030, geregelt werden. Dazu wurde durch die Bundesregierung ein Vorschlag erarbeitet, der aktuell im Bundestag diskutiert und dann sowohl vom Bundestag als auch vom Bundesrat beschlossen werden soll. Das Klimaschutzprogramm enthält 66 Maßnahmen, mit denen alle Ziele des Klimaschutzplans 2050 erreicht werden sollen, auch das Reduktionsziel bis 2020. Die Maßnahmen reichen von der Einführung einer CO»-Bepreisung über den Neubau von 1 Mio. Ladepunkten für Elektroautos bis 2030 bis hin zum Aufbau einer Batteriezellfertigung in Deutschland. Das Klimaschutzprogramm 2030 sollte bis zum Jahresende 2019 verabschiedet werden. Den ausführlichen Arbeitsplan — das Klimaschutzprogramm 2030 - hat das Kabinett auch am 9. Oktober 2019 beschlossen. Allerdings müssen die einzelnen Maßnahmen nun Schritt für Schritt mit Gesetzen und Förderprogrammen umgesetzt werden. Das kann, wie bei der CO>-Bepreisung zu sehen war, Zeit in Anspruch nehmen. Das Klimaschutzprogramm 2030 finden Sie hier: Neu als Datei zur Verfügung stellen! https://www.bündesregierung.de/resource/blob/975226/1679914/e01d6bd855f09bf05cf7498e06d0a3f f/2019-10-09-klima-massnahmen-data.pdf?download=1
Europa und die Welt er Globale Abkommen sind recht allgemein formuliert. Das von 195 Ländern ratifizierte Päkiser Abkommen umfasst einen globalen Aktionsplan, der die Erderwärmung auf deutlich unter 2% " begrenzen und den Anstieg möglichst auf 1,5 °C begrenzen soll. Wie genau dieses Ziel zu erreichen% ist, wird in einzelnen und unterschiedlich ehrgeizigen Plänen der beigetretenen Länder geregelt. X Die EU und ihre noch 28 Mitgliedstaaten haben sich zu einer Reduktion von sieben wichtigen % Treibhausgasen um 20 Prozent bis 2020 bekannt, als Bezugsjahr wird meist das Jahr 1990 verwendet. Hauptsächliche Ziele auf EU-Ebene sind: e Minderung der Treibhausgas-Emissionen um 20 Prozent bzw. um 30 Prozent, falls andere Industrieländer vergleichbare Ziele vereinbaren e Steigerung der Nutzung erneuerbarer Energien auf 20 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs e Steigerung der Energieeffizienz um 20 Prozent im Vergleich zu einer Entwicklung ohne weitere Effizienzanstrengungen Im Juni 2018 hat sich die EU zudem folgende Zwischenziele für das Jahr 2030 gesetzt: e Minderung der EU-internen Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um mindestens 40 Prozent im Vergleich zu 1990 e Steigerung der Nutzung erneuerbarer Energien auf 30 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs e Steigerung der Energieeffizienz um 32,5 Prozent im Vergleich zu einer Entwicklung ohne weitere Effizienzanstrengungen Eine detaillierte Beschreibung der EU-Klimaziele finden Sie hier: europeans Die Klimaziele auf EU-Ebene waren bis 2020 mit eher überschaubaren Anstrengungen erreichbar. Für die Folgeziele in 2030 und 2050 müssen die Ambitionen allerdings erheblich zunehmen. So müssten bei der Minderung der beabsichtigten Treibhausgasemissionen aktuelle Bemühungen mit dem Faktor drei bis sieben (je nachdem, ob 80 Prozent Minderung oder bis 95 Prozent Minderung erreicht werden sollen) gesteigert werden. Ähnlich sieht es beim Ausbau der Erneuerbaren und bei der Energieeffizienz aus. Weltweit sieht es noch bescheidener aus: laut einer Studie im Vorfeld der UN-Klimakonferenz im Jahr 2018 im polnischen Kattowitz erfüllten nur 16 der 195 damals beigetretenen Länder zu diesem Zeitpunkt ihre Zusagen aus dem Pariser Abkommen tatsächlich. Die 16 Länder sind: Algerien, Äthiopien, Costa Rica, Guatemala, Indonesien, Japan, Kanada, Mazedonien, Malaysia, Montenegro, Norwegen, Papua-Neuguinea, Peru, Samoa, Singapur und Tonga.
Ba] 177 1177 TTT 35% | | | | 4 | ki | | | | | © Ziel: 32% i. BE E A i e “ g .: Ba __® Ziel:-13% _ En TE dur on { Tererennenn 3 # 35% ! een ; | | 45% ! | | ze 2005 2010 2015 2020 — Anteil neuerbare Energien. —— Primirenerglevebrauch ——— Treibhausgas-Emissionen (THG) —-- __ AmellErneuerbareEnerglen +++ ‚Anteil Einzuerbare Enargien . Autean among gegen Zunsdr a tnkhuge Ener Ola m hr 20 make PS Ti gstrkhatan: ururua nl Org uns.) seh da ar A obammnun Dzandr dastztın banıten. Auf EU-Ebene gibt es nach einer guten Entwicklung von 2005 bis 2015 bei Effizienz und Treibhausgasen seit einigen Jahren ebenso Probleme beim Erreichen von Verbesserungen wie in Deutschland, lediglich beim Ausbau der Erneuerbaren ist'man auf einem guten Weg zu den Zielen. Verteilung der energiebedingten CO2-Emissionen weltweit nach Sektor im Jahr 2016 50% | nn nn — = — 0.42% FE 3 | 5 | u | 5 | 30% a 3 24% a Ss 20% = en ER = | € < 10% . 0 a: Elektrizitäts- und Transport Industrie Sonstige Wärmeerzeugung Quelle: IEA® Statista 2019 _ Weltweit verursacht die Energiewirtschaft mit 42 % den größten Anteil der Treibhausgasemissionen.
% Betrachtung Ga, Deutschlands Minderungsziele bei den Treibhausgasemissionen sind im Vergleich zu9den allgemeinen EU-Zielen sehr ehrgeizig formuliert. Die Ziele beruhen zudem auf Annahmen, die de, entscheidende Entwicklungen in der Folge unberücksichtigt ließen, die sich erst nach den 7 Beschlüssen der Emissionsminderungen von 40 Prozent bis 2020 und 55 Prozent bis 2030 einstellten: e Der Atomausstieg und damit der Wegfall von rund 20 Prozent quasi CO»-freier Stromerzeugung e Ein Jahrzehnt ungebremster Hochkonjunktur mit entsprechenden Effekten auf Emissionen in den Sektoren Industrie, Verkehr und Energie e Den unerwarteten Zuwachs der Bevölkerung Deutschlands durch Zuwanderung und geburtenstarke Jahrgänge Im Folgenden betrachten wir nun anhand der einzelnen Sektoren, wie die Bundesregierung ihre Ziele in den Jahren 2020, 2030 und 2050 dennoch erreichen möchte: 1.1. Energiewirtschaft Um die Herausforderung in jedem Sektor zu veranschaulichen, stellen wir in je zwei Infografiken die Angaben des Klimaschutzplans 2050 für die einzelnen Sektoren deren etwas detaillierterer Entwicklung gegenüber. Wie auch sonst beginnen wir mit der Energiewirtschaft, da sie aktuell am stärksten diskutiert wird. _ Angaben zum Sektor Energiewirtschaft im Klimaschutzplan 2050 (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten) 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 o u 2030 (angestrebter Maximalwert) m 2014 m 1990 Entwicklung der Energiewirtschaft im Detail (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten) -171% TE er 7 BERENERTEFSTT 1» 20,8% a TEE] 0. 292% ET 11,6% 507% 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 W 2030 (angestrebter Maximalwert) MM 2017 MM 2010 MI 2000 IM 1990 0 BAU; Quelle Bundesumweltministerkum (2017) Kimaschutz in Zahlen 2017.
Die Einissiöllen der Energiewirtschaft sollen bis 2030 um 61 bis 62 Prozent geg6püber 1990 reduziert werden. Die detaillierte Grafik lässt erkennen, dass die Reduktion vor allerrim ersten Jahrzehnt stattgefunden hat, die Gründe dafür sind im Beitrag zur Energiewende ausführlich „ghreestelk, Die Ziele in diesem Sektor sollen mit folgenden Maßnahmen dennoch erg “werden: % Maßnahmen Die Maßnahmen in der Energiewirtschaft lassen sich grob in drei Bereiche einteilen: Kohleausstieg, Ausbau Erneuerbarer und Ausbau von Netzen und Speichern. Kohleausstieg: Kohle sorgte im Jahr 2017 für rund 235 Mio. Tonnen CO>-Emissionen (Braunkohle = 155 Mio. Tonnen, Steinkohle = 80 Mio. Tonnen), das entspricht rund einem Viertel der Gesamtemissionen aller Sektoren. Mit dem Kohleausstieg lassen sich zügig CO2-Emmissionen reduzieren. Um den Kohleausstieg umsichtig zu gestalten, hat die Bundesregierung von der Kommission : für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung (die . sogenannte Kohlekommission) ein ausführliches Maßnahmenpaket erarbeiten lassen, in dessen Rahmen der Kohleausstieg als gesellschaftlicher Kompromiss auf spätestens das Jahresende 2038 festgelegt wurde. Der Kompromiss legt fest, wie die betroffenen Regionen unterstützt werden sollen und weist ebenso auf die notwendigen Maßnahmen bzw. Anpassungen im Bereich der Energiewende hin. In regelmäßigen Abständen soll vor 2038 überprüft werden, wie sich die betroffenen Regionen entwickelt haben und welche Fortschritte im Energiesystem erreicht wurden, wodurch sich das Ausstiegsdatum verändern kann. Bei Kohle wird zwischen Braun- und Steinkohle unterschieden. Braunkohle besteht aus Kohlenstoff, Pflanzenresten, Wasser und anderen Bestandteilen. Sie ist vor erdgeschichtlich kürzerer Zeit entstanden und kann deshalb in offenen Tagebauen abgebaut werden. Dies geschieht in Deutschland hauptsächlich in drei Revieren, dem Lausitzer, Mitteldeutschen- und Rheinischen Revier. 2017 wurden in Deutschland rund 171,3 Mio. t Braunkohle gefördert. Steinkohle ist im Gegensatz zu Braunkohle älter und kommt dementsprechend in tieferen Schichten der Erde vor. Sie besteht aus Kohlenstoff und Wasser wie Braunkohle, wobei jedoch der Kohlenstoff stärker komprimiert ist und Steinkohle somit einen höheren Wirkungsgrad als Braunkohle hat, sie verursacht in der Bilanz je Einheit auch mehr CO> Emissionen. Steinkohle wird in Deutschland seit Ende 2018 aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr gefördert und heute aus anderen Ländern importiert. Schon 2016 kamen rund 50 Mio. Tonnen Steinkohle aus Kolumbien. Der Kohleausstieg erfolgt bereits seit 2016, insgesamt wurden bis Herbst 2019 Braunkohlekraftwerke bzw. Kraftwerksblöcke mit einer Leistung von 2.900 MW in die sogenannte Sicherheitsreserve geschickt. Ab dem Zeitpunkt des Einstiegs in die Reserve müssen diese Kraftwerke vier Jahre betriebsbereit gehalten werden, um auf evtl. Engpässe im deutschen Stromsystem reagieren zu können. Nach vier Jahren werden sie endgültig stillgelegt. Ab 2022 sollen dann bis 2038 sukzessive alle Kohlekraftwerke vom Netz gehen. Wann genau welche Kraftwerke stillgelegt werden sollen, wird im Rahmen der aktuellen Gesetzgebung in einem Kohleausstiegsgesetz definiert. Ausbau Erneuerbare: Zu den erneuerbaren Energien zählen momentan Biomasse, Geothermie, Wasserkraft, Solarenergie und Windenergie. Deutschland liegt mit einem Anteil der Erneuerbaren Energien an der gesamten Nettostromerzeugung von rund 46% deutlich über dem weltweiten Durchschnitt (nähere Informationen zu Erneuerbaren und ihrer Entwicklungen finden Sie in den
Ye, P> % % Beiträgen 1. und 3.). Der Anteil der einzelnen erneuerbaren Energieträger gestaltet @f£h wie folgt: Wasserkraft mit 3,8%, Biomasse mit 8,6% und Photovoltaik mit 9% haben zusammen’ Un efähr den gleichen Anteil wie Windkraft mit 24,6%. Erneuerbare Energieträger gelten als CO%sfrei, wobei zu deren Herstellung in der Produktion der Anlagen, beim Transport und Aufbau s vüg, dem abschließenden Rückbau samt Entsorgung wie bei allen Industrieanlagen Emissionen, auftreten. Diese Emissionen werden den entsprechenden Sektoren wie Industrie und Verkehr G zugerechnet. Der weitere Ausbau der Erneuerbaren ist parallel zum Kohleausstieg die zweite 2 zentrale Maßnahme der Bundesregierung zur Emissionsminderung im Sektor Energiewirtschaft. Bis 2033 soll der Anteil der Erneuerbaren von aktuell rund 46 auf 65 Prozent am deutschen Strommix gesteigert werden. Ausbau der Netze und Speicher: Einhergehend mit dem Ausbau der Erneuerbaren soll auch der Ausbau der Netze und Speicher erfolgen. So soll einerseits der erneuerbare Strom aus dem windreichen Norden in den industriell starken Süden transportiert werden, andererseits soll überschüssige Erzeugung z.B. aus Wind und Solar gespeichert und so genau dann zur Verfügung gestellt werden, wenn sie benötigt wird. Weitere Maßnahmen: Im Klimaschutzprogramm 2030 werden zudem weitere Maßnahmen formuliert, die z.B. Erneuerbare wirtschaftlicher machen sollen und die Forschung und Entwicklung neuer Technologien z.B. bei Wasserstoff, Sektorkopplung und Energiespeichern voranbringen sollen. Sichtweise des Redaktionsteams Kohleausstieg: Der Kohleausstieg ist für die Bundesregierung ein attraktiver Hebel zum Senken von Treibhausgasemissionen. Im Vergleich zu Sektoren wie Verkehr, Gebäude oder Industrie können hier mit konkreten Einschränkungen, also Abschaltungen bzw. Stilllegungen von Kraftwerken bzw. Kraftwerksblöcken, vergleichsweise viele Emissionen eingespart werden, von denen gleichzeitig vergleichsweise wenige Menschen negativ betroffen sind. Zwei Überlegungen können allerdings auch beim Kohleausstieg zum Nachdenken anregen, wenn wir dem zentralen Ziel des Klimaschutzes folgen, weltweit das Klima zu schützen und Treibhausgasemissionen zu mindern. 1. Kausalkette Kohle und Emissionen: Es geht beim Klimaschutz um die Minderung von Treibhausgasen, vor allem CO2. Es ist richtig, dass CO2 vor allem bei der Kohleverstromung entsteht. Da Klimawandel ein globales Phänomen ist, kann nur ein weltweiter Rückgang der Emissionen zielführend sein. Nimmt man das zusammen mit der Tatsache, dass Kohle nach aktuellen Erkenntnissen (siehe Weltenergiebericht der Internationalen Energie Agentur / IEA, www.iea.org/topics/world-energy-outlook) weltweit und unabhängig von einem Ausstieg Deutschlands zumindest in den nächsten 20 Jahren unvermindert zur Stromerzeugung genutzt wird und noch für ein halbes Jahrhundert eine bedeutende Rolle spielen wird, wird deutlich, dass Klimaschutz mit Blick auf die nächsten Jahrzehnte nur Erfolg haben kann, wenn Emissionen im Prozess der Kohleverstromung vermindert oder vermieden werden. Die Dimension veranschaulichen zwei Zahlen: in Deutschland sind derzeit Kohlekraftwerke mit einer Leistung von ‚rund 40 GW installiert, allein in China werden es 2020 rund 1.100 GW Kohlekraft sein, Tendenz steigend. Eine Technologie, ‘mit der das Treibhausgas CO2 aus der Kohleverstromung herausgefiltert und unterirdisch eingelagert werden kann, wurde in Brandenburg erfolgreich erprobt. Sie wird mit CCS (carbon dioxide capture and storage) bezeichnet. Die Technologie funktioniert, das ist im Feldversuch für den Abscheidungsprozess des CO2 aus der
Ss, . Kohleverstromung im Kraftwerk Schwarze Pumpe und für die unterirdische Einlagerüng des CO> durch: das Deutsche GeoForschungsZentrum Potsdam in der Pilotanlage im brandenbur ischen Ketzin im erfolgreichen Praxisprojekt bestätigt worden. CCS wird in verschiedenen Länderibereits „praktiziert und weiter erforscht. Mit CCU (carbon dioxide capture and usage) geht man inzwiskhen - _-"" einen weiteren Schritt und versucht, das CO2 nach dem Abscheiden nicht mehr einzulagem, "X, . sondern direkt als Rohstoff für andere Prozesse zu nutzen. Ein CCS-Demonstrationskraftwerk sont, im Kraftwerk Schwarze Pumpe in der Lausitz entstehen, für Vorarbeiten hat das Lausitzer Energieunternehmen rund 200 Millionen Euro investiert. Da die Bundesregierung keine politische Regelung zur Einlagerung bzw. unterirdischen Speicherung von CO2 umsetzen konnte, ist CCS in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern nicht möglich. Bei der EU liegen für ein CCS- Referenzprojekt in Deutschland, wie es das Demonstrationskraftwerk in der Lausitz sein sollte, noch immer rund 3,5 Milliarden Euro bereit. Die Anwendung dieser Technologie könnte ad hoc Emissionen aus der Kohleverstromung einsparen, CCS könnte ebenso weltweit in den kommenden Jahrzehnten Emissionen aus der Kohleverstromung vermindern oder vermeiden. Ein weiteres Bündel an Technologien wurde in Deutschland, vornehmlich in der Lausitz, zur Steigerung des Wirkungsgrads der Kohlekraftwerke und zu deren Flexibilisierung gemeinsam durch die Energiewirtschaft mit Hochschulen und Forschungsinstituten entwickelt. Eine Steigerung des Wirkungsgrads ermöglicht mehr Leistung bei gleichen Emissionen, flexiblere Kraftwerke können im Stromnetz schneller Platz für erneuerbaren Strom machen. Auch diese Technologien mindern Treibhausgasemissionen. Gerade in Deutschland sind im Rahmen der Energiewende viele dieser Technologien entstanden, die Lausitz verfügt so über einen der weltweit modernsten Kraftwerksparks mit Lösungen für bessere Wirkungsgrade und mehr Flexibilität. Ernstgemeinter Klimaschutz könnte selbst beim festgelegten Kohleausstieg Deutschlands bis zum Jahresende 2038 noch fast zwei Jahrzehnte diese Technologien weiter fördern und entwickeln und international in Anwendung bringen. Die Emission von Treibhausgasen in die Erdatmosphäre könnte weltweit ad hoc gemindert werden. .2. Kausalkette Kohle und Erdgas: Kohle sorgt heute in Deutschland für rund 30% der deutschen Stromversorgung. Ihr fortlaufender Rückgang erfordert Ersatz durch andere Energieträger. Hier kommen Erneuerbare auf absehbare Zeit nicht in Frage, da sie nicht speicherbar sind oder keinen sicheren Grundlaststrom liefern können (siehe hierzu ausführlich die Beiträge zum Stromsystem und zur Versorgungssicherheit). Da Deutschland bis Ende 2022 auch aus der Kernenergie aussteigt, ist als Ersatz für Kohle derzeit nur der fossile Energieträger Gas geeignet (siehe Beitrag Versorgungssicherheit). Gaskraftwerke bieten den Vorteil, dass sie kostengünstiger gebaut und flexibler betrieben werden können. Im Gegensatz zur Braunkohle muss Gas importiert werden, da Deutschland durch das Verbot des Frackings kaum über eigene Vorkommen verfügt. Als Lieferanten kommen vor allem Erdgas aus Russland oder Fracking Gas aus den USA bzw. weiteren Ländern Infrage. Aktuell durch Deutschland noch in Größenordnungen bezogenes Gas aus Norwegen oder Holland wird künftig aufgrund der Erschöpfung der Vorkommen oder aufgrund fördertechnischer Entscheidungen stark zurückgehen. Um beim Klimaschutz zu bleiben, müssen wir also die Emission von Treibhausgasen bei diesen Energieträgern betrachten. In Deutschlands nationale Emissionsbilanz fließen dabei nur jene Emissionen ein, die beim Wandel eines Energieträgers, also bei seinem Verbrennungsprozess, in unserem Land entstehen. Vergleicht man hier Gas mit Braunkohle, so ist es mit rund zwei Dritteln weniger Emissionen in diesem Prozess deutlich klimafreundlicher. Nicht betrachtet wird bei dieser Rechnung aber die Vorkette. So wird Braunkohle in der Regel gleich neben dem Kraftwerk abgebaut und per Förderband oder Bahn ins
© ”% Pa Kraftwerk transportiert. Bei Gas hingegen entstehen bei Förderung, Transport, Kompriiß jerung und Verlusten (sogenannten Leckagen) in der Vorkette erheblich mehr Emissionen. Zudem Erf6t bei Gas das im Vergleich zu CO etwa 25 Mal klimaschädlichere Treibhausgas Methan aus. Bei aus Russland und den USA ist das Verhältnis der Emissionen im Gesamtprozess inklusive Vorket & im Vergleich zur Braunkohle letztendlich bei ca. 80 zu 100. Betrachtet man nun zusätzliche Effekte 4 des Ausstiegsszenarios, in dem Kohlekraftwerke in ihren Laufzeiten verkürzt werden und sich so notwendige Emissionen zur Errichtung der Kraftwerke auf eine kürzere Laufzeit verteilen und andererseits Gaskraftwerke neu gebaut werden, samt erforderlichen Emissionen für Materialien, Transport, Bau etc. in den kommenden Jahren, schlägt sich das ausgerechnet in dem entscheidenden. Zeitraum der kommenden zwei Jahrzehnte zusätzlich auf die Treibhausgasemissionen nieder. Wenn die kommenden zwei Jahrzehnte für das Weltklima entscheidend sind, scheint ein Ersatz von Braunkohle durch Gas nicht plausibel. Steinkohle wird in. Deutschland nicht mehr gefördert und heute per Schiff aus Asien, Afrika oder Südamerika bezogen. Somit verursacht sie in der Vorkette auch mehr Emissionen, was einen Ersatz der Steinkohle durch Gas plausibler macht. Gas, die klimafreundliche Variante? Lausitzer Braunkohle Steinkohle Importmix Deutschland Pipellne-Gas aus Norwegen Pipeline-Gas aus Russland Schlefergas aus USA -+LNG LNG Import aus Algerlen LA NTeH La TED ee le o 200 400 600 800 1000 1200 Quelle: Daten aus der GEMIS-Datenbank 4.94, Stand: März 2015 mit GWP20 für CH4 und N2O nach dem 5. Sachstandbericht das IPCC von 2013 Der Ersatz von fossiler Kohle durch fossiles Gas bietet keine Lösung für das Weltklima, wenn man die vollständigen Emissionen betrachtet, die mit beiden Energieträgern verbunden sind. In der Grafik grün gekennzeichnet sind die Emissionen, die beim Prozess der Verbrennung entstehen, die zusätzlichen Emissionen der Vorkette sind mit braunen Balken ergänzt. Eine Betrachtung erfolgt ebenso zu den zwei weiteren zentralen Maßnahmen. Abschließend folgen einige allgemeine Anmerkungen zum Sektor Energiewirtschaft. %