14012020_Lektionsheft_Teil_I

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Material "Kleine Klimaschula"

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1. Emissionen, Sektoren und Klimaschutz
Das gibt es hier zu erfahren Acht an Veröffentlichung freigegeben!
Vorbetrachtung: Studien und Nachrichten zum Klimaschutz

Die Bedeutung von Emissionen und CO2

Die Rolle der Sektoren

Klimaschutz in Deutschland und auf der Welt

Ausblick

Der erste Beitrag der Kleinen Klimaschule widmet sich einführenden Betrachtungen, um die notwendige Basis
zum Verständnis der Folgebeiträge zur Energiewende und zu Klimaschutzmaßnahmen in Deutschland zu
schaffen. Er stellt insbesondere den Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Emissionen dar. Bei den
Emissionen (der Begriff Emissionen wird im 2. Abschnitt des Beitrags genau ausgeführt) werden wir uns auf das
Spurengas CO» konzentrieren, das im Zentrum der Debatte um den Klimaschutz steht. Wir schauen uns an, in
welchen Bereichen es eine besondere Rolle spielt. Schließlich versuchen wir, Klimaschutz sowohl bezogen auf
Deutschland als auch bezogen auf die weltweiten Bemühungen zeitlich und strukturell einzuordnen. Wir folgen
dabei den in der Einführung dargestellten Grundlagen der Kleinen Klimaschule und dem Bemühen um
Ausgewogenheit. Es werden verschiedene Sichtweisen ergänzt, die uns von Nutzern im Kommentar am Ende des
Beitrags zugeschickt werden können, um eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema zu unterstützen.
Einleitende Bemerkungen sollen anhand von Fallbeispielen verdeutlichen, warum das Hinterfragen vorliegender
Informationen oder die Diskussion unterschiedlicher Positionen für einen Erkenntnisgewinn sinnvoll sein können.

1. Vorab: Hinterfragen von Studien und Nachrichten

Das Internet eröffnet heute die Möglichkeit, sich bei fast allen Themen einen Überblick zu unterschiedlichen
Positionen und Meinungen zu verschaffen. Wer rund um den Klimaschutz recherchiert, kann allerdings schnell
verzweifeln. Es istschwer, als Laie die Fülle des Informationsangebots zu bewerten und die richtigen Erkenntnisse
zu gewinnen. Wer sich ein eigenes Bild von der Welt machen möchte, sollte den Versuch dennoch unternehmen.
Wichtig ist es dabei allerdings, den Gehalt entsprechender Quellen richtig zu bewerten.

Wir beschäftigen uns in der Kleinen Klimaschule zur Unterstützung des Verständnisses mit deutschsprachigen
Quellen und Angeboten. Ausgangspunkte für die überwiegende Mehrheit der Informationsangebote, die den
Klimaschutz als vordringliche gesellschaftliche Herausforderung darstellen, können z.B. Seiten aus dem Bereich
der Wissenschaft wie die Webseiten des Deutschen Klima Konsortiums unter www.deutsches-klima-
konsortium.de, der Klima Allianz Deutschland unter www.klima-allianz.de und des Potsdam Institute for Climate
Impact Research (PIK) e. V. unter www.pik-potsdam.de oder private Angebote wie die Plattform .
www.klimafakten.de sein. Diese Informationsangebote verweisen auf wissenschaftliche Erkenntnisse zu den
Themen Klimaschutz, Folgen des Klimawandels und damit verbundenen Fragestellungen oder interpretieren
diese. All diese Angebote sind vom grundlegenden Ansatz des menschgemachten (anthropogenen)
Klimawandels als Ursache der Veränderungen im Klima der letzten rund 150 Jahre gekennzeichnet.
Ausgangspunkte für konträre Argumente, die eine skeptische Position zum menschgemachten Klimawandel
einnehmen, können die Angebote des Europäischen Instituts für Klima & Energie (EIKE) unter www.eike-klima-
energie.eu oder private Angebote wie der Blog www.klimanotizen.de sein.

° Es hilft beim Erkenntnisgewinn, sich alle Positionen anzuschauen und die Informationsangebote bezüglich
erwiesener Fakten und wissenschaftlichem Hintergrund zu hinterfragen. Gleichzeitig kann man dabei lernen,
durch einen Abgleich von Informationen und Darstellungen unterschiedliche Quellen auf Seriosität und Gehalt
zu überprüfen.

Eine solche, gründliche Betrachtung kann bei der Bewertung aktueller Veröffentlichungen in den Medien helfen,
etwa zu Studien. So findet man nicht selten zu einem Thema Studien mit gegenteiligen Ergebnissen. Das ist nicht
selten vom Auftraggeber abhängig, der hinter der Studie steht. Insofern lohnt es immer, die Unabhängigkeit
solcher wissenschaftlichen Arbeiten zu hinterfragen. So kann eine Studie zur selben Fragestellung z.B. rund um
fossile Energieträger zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommen — je nachdem, ob sie von einem
Umweltverband oder der betroffenen Industrie in Auftrag gegeben wurde. Fragestellungen und Auswertungen
können Studienergebnisse stark beeinflussen. Drei Fallbeispiele sollen zeigen, dass es nicht immer so
offensichtlich sein muss.

 

e Fallbeispiel 1: So wurde im Frühjahr 2019 durch das renommierte DLR-Institut für Technische
Thermodynamik in Stuttgart eine Studie veröffentlicht, die sich mit dem Einfluss von Windparks in
Deutschland auf die Insektenpopulation und das Insektensterben befasste. Sie kam zum Ergebnis, dass
die jährlich an den Rotorblättern deutscher Windräder getötete Anzahl von Fluginsekten relevant für
1

Nicht zur Veröffentlichung freigegeben!

die Stabilität der Fluginsektenpopulation sein und damit den Artenschutz und die Nahrungskette
beeinflussen könnte. Die ‚Studie ermittelte rund 1.200 Milliarden getötete Insekten pro Jahr an
Ip deutschen" Wirdpanld® und. berücksichtigte dabei nur Tiere, die sichtbare Rückstände auf den
Rotorblättern hinterlassen. Die Studie blieb in den Medien weitgehend unbeachtet, obwohl es sich um
eine unabhängige Studie eines seriösen Forschungsinstituts handelt. Der maßgebliche Wissenschaftler
hinter dieser Studie, Dr. Franz Trieb, beschäftigt sich vorwiegend mit solarthermischen Kraftwerken.
Solaranlagen stehen in Deutschland derzeit deutlich weniger im Fokus als Windkraftanlagen. Hier gibt
es auch innerhalb der Forschung und Wirtschaft rund um Erneuerbare Energien den Wettbewerb um
finanzielle Mittel. Ein Argument gegen Windräder kann zu einem Argument für Solarenergie werden.
Das macht die Studie und deren weitere Erkenntnisse mit Blick auf Artenschutz und Insektensterben
nicht weniger wichtig, liefert aber Einblicke in die Motivation des oder der Macher. So könnte in diesem
Fall eine Problematik bei der Windkraft zu einer besseren Berücksichtigung und Förderung von
Solarkraftwerken in Deutschland führen, was wiederum mit einer stärkeren Förderung entsprechender
Wissenschaftseinrichtungen einhergehen könnte - wie z.B. dem Stuttgarter DLR-Institut, das sich
intensiv mit dem Potenzial großer solarthermischer Anlagen in Wüstenregionen auseinandergesetzt
hat. Aktuell wird ein einstiges Megaprojekt im Bereich der Solarenergie wieder stärker diskutiert, zu
dem genau dieses Institut forschte: eine Internetsuche nach „Desertec“ liefert spannende Einblicke. '
Fallbeispiel 2: Ein zweites Fallbeispiel macht deutlich, dass von Medien verbreitete Informationen nicht
immer den Fakten entsprechen. So veröffentlichte der Deutsche Wetterdienst Ende April 2019 im
Rahmen einer Meldung, dass es einen Dürresommer geben könnte, wenn es weiterhin nicht regnet. Es
ist allgemein bekannt, dass Wetter ein chaotisches System ist und nur über einen kurzen Zeitraum
“ relativ sichere Vorhersagen möglich sind. Für längere Zeiträume werden deshalb verschiedene
Szenarien durchgespielt, wie in diesem Fall. Dass es nach dem trockenen April bei weiterem Ausbleiben
von Regen zur Dürre kommen könnte, ist ein solches Szenario: Die Nachrichtenagentur dpa, die die
deutsche Medienbranche mit Presseinformationen zu aktuellen Themen versorgt, machte aus dem
möglichen Szenario eine reale Warnung des Deutschen Wetterdienstes vor einem Dürresommer 2019.
Der Deutsche Wetterdienst wies auf diesen Fehler hin. Kurz darauf korrigierte die Nachrichtenagentur
ihre Meldung und informierte die Medien entsprechend. Dennoch hielt sich das Thema 48 Stunden lang
als eine zentrale Botschaft in den deutschen Medien, bis’ hin zur ARD-Tagesschau, die auch nach der
Richtigstellung vermeldete „Wetterdienst warnt vor Dürresommer“. Die Bild titelte „Metereologen
sicher! Sahara-Sommer mit Mega-Dürre droht.” Viele Tageszeitungen und Funkmedien griffen das
Thema prominent auf. Die Korrektur wurde ignoriert und auch im Nachgang wurde die falsche
Interpretation durch die Medien nicht richtiggestellt. Dieses Beispiel zeigt, wie eine Nachricht ohne
wissenschaftliche Substanz sich allein durch die damit verbundene Aufmerksamkeit beim Nutzer in den
Medien halten kann. Schlagzeilen sorgen für Quote. Im folgenden Sommer kam es in vielen Regionen
Deutschlands dann tatsächlich zum Dürresommer mit Rekordtemperaturen. Der falsche Umgang mit
Informationen und der Einfluss der Medien auf die Meinungsbildung wird durch dieses Fallbeispiel
dennoch deutlich. :
Fallbeispiel 3: Ein weiteres Beispiel macht deutlich, dass Einflüsse und Interessen hinter einer Nachricht
manchmal nur schwer zu erkennen sind. Vor den Bundestagswahlen 2019 machte ein YouTube-Video
von Rezo zur „Zerstörung der CDU“ Furore. Im Video äußert sich Rezo auch zum Klimaschutz und rechnet
ab 5:28 Minuten Laufzeit des Videos mit der Klimapolitik der etablierten Parteien, vor allem mit der
“ CDU, ab. Dabei verweist er auf viele wissenschaftliche Quellen. Wer diese Quellen tatsächlich prüft, wird
schnell feststellen, dass sie einseitig ausgewählt wurden und nur eine Meinung zum Thema
widerspiegeln. In anderen Themenbereichen ist das ebenso. Letztendlich 16,5 Millionen Klicks (Stand
Ende 2019) haben 1,2 Mio. Nutzer einen Daumen hoch gegeben. Das bedeutet, fast jeder zehnte Nutzer
hat den Argumenten zugestimmt — das zeigt, wie schnell eine Nachricht Meinung machen kann, ohne
dass sie auf ausgewogenen Quellen und Fakten beruhen muss. So sind einige Äußerungen leicht und
schnell zu widerlegen. Es war auch das erste politische Video des YouTubers zu diesen Themen und
taktisch klug vor dem Wahlwochenende zu Europa- und Kommunalwahlen platziert. Das
Geschäftsmodell hinter dem YouTube-Kanal von Rezo läuft über ein Unternehmen der Ströer Media,
ein international agierendes Unternehmen im Bereich der Online- und Außenwerbung, das u.a. den
Webvideopreis veranstaltet, zu dessen Preisträgern 2018 auch Rezo zählte. Inwieweit ein
Unternehmen, das mit Video- und Außenwerbung für diverse andere Unternehmen und auch politische
Institutionen sein Geld verdient, ein Interesse an der „Zerstörung der CDU” haben kann, bleibt sicher
spekulativ. Dass die Aufmerksamkeit einem Unternehmen für Video- und Onlinewerbung für Aufträge
aus der Politik und der Wirtschaft geholfen hat, steht sicher außer Frage. Hier lohnt es sich, den
Absender eine Botschaft oder einer Meinung genau zu recherchieren - viele Influencer arbeiten
inzwischen für Unternehmen der Social Media-Branche, die mit dem Transport von Meinungen und
Botschaften im Sinne ihrer Auftraggeber aus Wirtschaft oder Politik ihr Geld verdienen.
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Nicht zur Veröffentlichun

Die Fallbeispiele sollen verdeutlichen, dass es sich immer lohnt, einen Blick hinter die jeweilige Nachricht’o
transportierte Meinung zu werfen. In den Bereichen Klimaschutz und Energiewende können sie beispielsweise
durch Auftraggeber aus dem Lobbybereich etwa von der Industrie über die Bergbaugewerkschaft bis hin zu NGOs
wie Greenpeace beeinflusst sein, zum anderen sollte man gerade bei wissenschaftlichen Untersuchungen die
Motivation der Macher oder deren Auftraggeber hinterfragen. Einrichtungen in der Wissenschaft sind in der
Regel stark abhängig von finanziellen Mitteln zu bestimmten Forschungsthemen entweder für öffentliche
Auftraggeber oder für die Wirtschaft. Ein Wissenschaftler, der Themen rund um Erneuerbare Energien
bearbeitet, wird ganz sicher andere Erkenntnisse propagieren als ein Wissenschaftler, der sich mit fossilen
Kraftwerken auseinandersetzt. Noch wichtiger ist die Prüfung der Quellen auf Seriosität, in dem man z.B. zu
weiteren Veröffentlichungen oder Meinungen zu diesen Quellen sucht, seien es nun Wissenschaftler, Institute
oder Webseiten.

In wichtigen Fällen holt man sich, wie bei Krankheiten beim Arzt, eine zweite Meinung ein — beim Klimaschutz
hilft es der Meinungsbildung sicher ebenso, einen genauen Blick auf die meist “elläjtigen Argumentationen zu
werfen.

Zur DLR-Studie: https://www.dir.de/dir/desktopdefault.aspx/tabid-1020>2/334 read-32941/#/gallery/33841
Zur Falschmeldung Dürresommer: https://meedia.de/.019/04/26/kachelmann-ueber-duerre-warnungen-der-
medien-ueber-90-prozent-aller-geschichten-zu-wetter-und-klima-sind-falsch-oder-erfunden

 

Zum Rezo-Video: https://www.youtube.com/watch ?v=4Y1l2QsyuS

Zu einer Reaktion auf das Rezo-Video: https://www.youtube.com/watch?v=GX3 Hier

2. Die Bedeutung von Emissionen und CO;

Das Thema Klimaschutz ist eng mit dem Begriff Emissionen verwoben. In diesem Abschnitt klären wir, was
Emissionen sind und warum wir beim Klimaschutz vor allem über CO2-Emissionen sprechen.

Emissionen: Emission stammt vom lateinischen Wort emittere und bedeutet so viel wie herausschicken oder
heraussenden. Im Deutschen bezeichnet es den Austrag oder Ausstoß von Teilchen, Stoffen, (Schall)Wellen oder
Strahlung in die Umwelt. Das Spektrum an möglichen Emissionen ist also sehr breit, angefangen von natürlichen
Prozessen wie beim Sumpfgas über Musik per Schallwellen aus einem Lautsprecher oder Funkwellen für
Smartphone & Co. bis zu Abgasen im Verkehr oder in Gewässer eingeleitete Schadstoffe. Dabei wird
grundsätzlich zwischen natürlichen und menschlich verursachten Emissionen unterschieden.

e Natürliche Emissionen: Pflanzen emittieren Pollen, Vulkane verschiedene Gase wie Schwefeldioxid
(SO2), Sümpfe sondern ebenso wie Kühe und andere Pflanzenfresser Methan (CH.) ab, manche Gesteine
geben Radioaktivität in die Umwelt ab. Dies sind nur einige Beispiele für natürliche Emissionen.

e  Menschlich verursachte Emissionen: Diese Emissionen werden auch als anthropogen (vom Menschen
verursacht) bezeichnet. Seit Jahrzehnten kommt ihnen eine zunehmende Bedeutung : beim
Umweltschutz zu. Dabei kann es sich um vielfältige Emissionen handeln, wie sie zur Verschmutzung und
Versauerung der Meere oder zum Plastikmüll in den Ozeanen führen. Im Klimaschutz werden vor allem
CO»-Emissionen diskutiert, die durch Verbrennung fossiler Stoffe entstehen - z.B. in Kohlekraftwerken,
in Verbrennungsmotoren im Verkehr oder in Öl- bzw. Gasheizungen in Privathaushalten. Es ist ein
wesentliches Ziel des Umweltschutzes, menschlich verursachte Emissionen zu reduzieren aller gänzlich
abzustellen.

Der Treibhauseffekt und CO»: Beim Klimaschutz wird vor allem vom Treibhauseffekt und der notwendigen
Reduktion des Spurengases CO: in der Atmosphäre gesprochen. Wir schauen uns genauer an, was CO; ist und
welche Rolle es beim Treibhauseffekt spielt.

9 freig egeben!
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Nicht zur Veröffentlichung freigegeben}

‚CO, als Ausgangsstoff für die Photosynthese

H,O co

2

Stärke Wi

Das Spurengas CO: CO; ist ein sogenanntes Spurengas. Es ist unsichtbar, geruchlos, ungiftig und kommt
in unserer Atmosphäre in sehr geringen Anteilen vor. Sein Anteil wird in „parts per million“ (ppm)
gemessen. Das beschreibt also, wie viele Anteile CO>2 auf eine Million Anteile aller Stoffe in der
Atmosphäre kommen. Aktuell hat CO2 einen Anteil von ca. 400 ppm, auf eine Million Teile in der
‚ Atmosphäre kommen also rund 400 Teile CO2. Anders geschrieben, beträgt der Anteil von CO; in der
Atmosphäre 0,04 %. Der Anteil an CO> hat seit.dem Jahr 1750 von 280 ppm auf aktuell ca. 400 ppm
zugenommen. Für diese Zunahme wird in den überwiegenden Darstellungen wissenschaftlicher
Arbeiten der Einfluss des Menschen als Ursache gesehen. Man geht heute davon aus, dass die
menschlich verursachten CO2-Emissionen ca. 3% der gesamten CO»-Emissionen im Jahresverlauf
betragen, die natürlichen liegen bei ca. 97 %. Wie genau der menschlich verursachte Anteil die Zunahme
des CO.-Anteils in der Atmosphäre beeinflusst, ist heute Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung.
CO; ist ein Grundstoff der Photosynthese, bei der Pflanzen CO» und Wasserstoff mit Hilfe der Energie
aus dem Sonnenlicht in Sauerstoff und Stärke umwandeln. Das passiert sowohl bei Pflanzen und
Bäumen auf dem Festland als auch bei Algen in den Weltmeeren und Binnengewässern. Die
Photosynthese ist der grundlegende Prozess für alles Leben auf der Erde. Nur durch die Photosynthese
kann die Energie des Sonnenlichts in chemisch gebundene Energie, also Nährstoffe für Pflanzen
umgewandelt werden. Die Photosynthese produziert die energiereichen Stoffe sowohl für den
Stoffwechsel der Pflanzen selbst und stellt gleichzeitig den Sauerstoff für die Atmosphäre bereit. COa
zählt allerdings ebenso zu den Treibhausgasen, die sich in der Atmosphäre anreichern und für den
Treibhauseffekt sorgen.

Der Treibhauseffekt: Der Treibhauseffekt soll an dieser Stelle vereinfacht und verständlich erklärt
werden. Der natürliche Treibhauseffekt ist ebenso eine wichtige Grundlage für das Leben auf der Erde.
Die durchschnittliche Temperatur auf der Erdoberfläche liegt heute bei +15°C, ohne den Treibhauseffekt
würde sie bei -18°C liegen. Der Treibhauseffekt funktioniert wie folgt: Die Sonnenstrahlen treffen als
kurzwellige Strahlen auf die Erde und dringend fast ungehindert durch die Erdatmosphäre. Wenn die
kurzwelligen Strahlen auf die Erde treffen, wird ein Teil aufgenommen (absorbiert) und ein Teil wieder
an die Atmosphäre zurückgegeben (reflektiert). Die reflektierten Sonnenstrahlen werden dabei in
langwellige Wärmestrahlen umgewandelt, die in der Atmosphäre zum Teil gebunden werden. Teilweise
werden sie durch Wolken und Nebel auf die Erde zurückgelenkt, wobei die Erdoberfläche zusätzlich
erwärmt wird, teils wird ihre Energie in den Spurengasen der Atmosphäre gebunden und später durch
diese freigegeben — auch das sorgt für eine Erwärmung der Erdoberfläche. Ein Teil der Strahlen wird
auch wieder aus der Atmosphäre ins Weltall zurückgegeben. Für unsere Betrachtung sind insbesondere
4

2 u. Nicht Zur Veröffeng|;
die Spurengase in der Erdatmosphäre interessant. Sie lassen die kurzwelligen Strahlh HurcHbrs Ayeltalho,
relativ ungehindert Richtung ‘Erde passieren, binden aber einen Teil der Energie der von der !
Erdoberfläche reflektierten langwelligen Strahlung und setzen diese als Wärmeenergie wieder frei.
Wasserstoff macht gut zwei Drittel der gesamten Erdatmosphäre aus und hat von allen Treibhausgasen
„die stärkste Wirkung. Da Wasserstoff rein natürlicher Ursache ist, lässt sich sein Gehalt kaum
on" beeinflussen. Weitere Spurengase sind vergleichsweise wirksamer und deshalb auch bei geringerer
Konzentration ‚von Bedeutung für den Treibhauseffekt. Zu ihnen zählen CO» (Kohlendioxid), CHa
(Methan) und N2O (Stickstoffoxid, auch als Lachgas bezeichnet), die allesamt dürch technische
Entwicklungen der Menschheit und die Zunahme der Weltbevölkerung vermehrt in die Atmosphäre
abgegeben werden. Man . bezeichnet dies auch als zusätzlichen anthropogenen (menschlich
verursachten) Treibhauseffekt. Die Zunahme dieser als klimarelevant eingestuften Spurengase
gestaltet sich wie folgt:

2016 ' um Zunahme
1750 2015-2016

Gas Quellen Senken

CO, Verbrennung und Zersetzung Aufnahme durch die 403,3 278 3,3 ppm

organischer Substanz, ... Vegetationunddie ° +0,1 ppm
Ozeane ppm
CH, Sümpfe, Reisanbau, Lecks bei Reaktion mit OH 1853,0 -722 9,0 ppb
der Gasförderung, +1 ppb ppb
. Verbrennung, ...
N.O Kunstdüngereinsatz, Photolyse in der 328,9 -270 0,8 ppb
Verbrennung, ... Stratosphäre +0,1ppb ppb

 

Datenquelle: WMO Greenhouse Gas Bulletin

e In der Wissenschaft herrscht weitgehende Einigkeit darüber, dass eine stärkere Konzentration von

Spurengasen wie CO» eine Erwärmung der Erdoberfläche nach sich zieht. In der Übersicht ist zu sehen,
dass CO; (angegeben in parts per million) deutlich stärker als die anderen zwei Spurengase (angegeben
in parts per billion) vorkommt und deshalb beim Treibhauseffekt auch als am stärksten klimarelevant
betrachtet wird. Dennoch werden die weiteren Treibhausgase immer mit betrachtet und in CO:-
Äquivalente umgerechnet. Wenn in Statistiken von Emissionen oder CO»-Emissionen gesprochen wird,
sind demnach auch Methan und Lachgas in einer Umrechnung mit berücksichtigt. Zur Vereinfachung
sprechen wir deshalb auch in der Kleinen Klimaschule von Emissionen oder CO2-Emissionen.
Seinen Namen hat der Effekt tatsächlich in Anlehnung an Treibhäuser erhalten. Forscher gingen einst
davon aus, dass sich das Spurengas CO; in einer Höhe von etwa sechs Kilometern über der Erdoberfläche
in der Atmosphäre ansammelt und eine Schicht bildet, die ähnlich der Glaskuppel eines Treibhauses den
Temperaturaustausch unterbindet. Heute weiß man, dass sich CO2 auch aufgrund seines Gewichts in-
der unteren Atmosphäre anders verteilt, der Erwärmungseffekt komplexere Ursachen hat und mit
weiteren Spurengasen interagiert. Ein einfacher Beleg für den Treibhauseffekt ist das Besteigen eines
Berges, wobei mit zunehmender Höhe die Lufttemperatur abnimmt. Für den Erwärmungseffekt in
Treibhäusern ist hingegen vor allem die Unterbindung des Wärmeaustauschs der Innenluft mit der
Umwelt durch die Glashülle verantwortlich - weshalb man dabei inzwischen vom Glashauseffekt
spricht.
5

Niche Zur
Der natürliche Treibhauseffekt er,

\ / Sonne

Weltraum

Treibhauseffekt f

 
   

 

Atmosphäre

CO>-Emissionen: Die menschlich verursachten CO>-Emissionen machen etwa 3 % der gesamten CO>-

Emissionen auf der Welt aus, 97 % sind natürlichen Ursprungs. Sie werden durch die Weltmeere,

Vulkane und diverse andere natürliche Vorgänge freigesetzt. Weltweite Statistiken findet man vor allem
zu energiebedingten, menschgemachten CO>-Emissionen. Eine aktuelle Statistik weist eine Zunahme
der weltweiten menschgemachten CO>-Emissionen von ca. 21 Milliarden Tonnen im Jahr 1990 auf ca.
36,6 Milliarden Tonnen im Jahr 2018 aus (Global Carbon Project, Dezember 2019,
globalcarbonatlas.org). Seit 2010 hat sich der jährliche Anstieg der Emissionen weltweit zwar etwas
verringert, dennoch wird derzeit eine Zunahme der weltweiten Emissionen bis zum Jahr 2050 auf bis zu
43,1 Milliarde Tonnen prognostiziert. Die CO2-Emissionen Deutschlands haben sich dagegen von ca. 1
Milliarde Tonnen im Jahr 1990 auf derzeit unter 800 Millionen Tonnen verringert.

Bei skeptischen Betrachtungen zum menschgemachten Klimawandel wird oft der geringfügige Anteil
menschlich verursachter CO2-Emissionen in der Erdatmosphäre benannt. Ausgehend von der CO2-
Konzentration in der Erdatmosphäre von 0,04 % ergibt sich bei einer vereinfachten Rechnung für die
menschlich verursachten Emissionen bei deren Anteil von rund 3% an den Gesamtemissionen eine
Konzentration von nur 0,0012 %. Dieser geringe Anteil wird von Skeptikern des menschgemachten
Klimawandels als effektlos bezeichnet. In vielen wissenschaftlichen Arbeiten u.a. des Weltklimarats IPCC
wird hingegen der kumulative Effekt dargestellt - das heißt, dass sich menschgemachte CO»-Emissionen

über Jahrzehnte hinweg in der Erdatmosphäre ansammeln und die Konzentration so beständig .

zunimmt. Hierbei gilt CO2 aufgrund seiner langen Verweildauer in der Atmosphäre als besonders
klimawirksam. Die Verweildauer wird von rund 1.000 Jahren (Quelle: Umweltbundesamt) bis zu
mehreren tausend Jahren angegeben. Während die 97% der natürlichen Emissionen in einem
natürlichen Gleichgewicht stehen, der als globaler Kohlenstoffkreislauf bezeichnet wird (IPCC Report
AR4 Climate Change 2007: The Physical Science Basis), sammeln sich die zusätzlichen ' menschlich
verursachten Emissionen in der Atmosphäre an. Der heutige CO2-Gehalt in der Atmosphäre ist laut
Reports des Weltklimarats der höchste der letzten 800.000 Jahre. Noch nie in der Erdgeschichte sind sie
derart schnell angestiegen, lautet eine weitere Erkenntnis des Weltklimarats. Prognosen verschiedener
wissenschaftlicher Institutionen schätzen Entwicklungen der Erdtemperatur in Abhängigkeit der
Zunahme der CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre ab. So hat beispielsweise das PIK Potsdam
(www.pik-potsdam.de) Prognosen für ein globales Emissionsbudget abgeschätzt, wenn die globale
Erwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um 1,5 oder 2 Grad beschränkt werden soll.
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Weltweiter CO2-Ausstoß in den Jahren 1960 bis 2018 (in Millionen Tonnen)” No 2,
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Quelle Weitere Informationen:
Global Carbon Project Weltweit
© Stalista 2019

Der weltweite Ausstoß von Kohlenstoffdioxid nimmt seit 1960 kontinuierlich zu und erreichte im Jahr 2018
seinen bisherigen Höchstwert von rund 36,6 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid. Bis zum Jahr 2050 wird ein
Anstieg der jährlichen CO>-Emissionen auf bis zu 43,1 Milliarden Tonnen prognostiziert.

The Global Carbon Cycle

PFTLT.

Fossil Fuel Vegetation entre
Burning + te
Land Use

 

Der globale Kohlenstoffkreislauf. Die Zahlen Stehan für den Fluss von Katlendiaad in Gigatonnen (Quelle:
Abbildung 7.3,, IPCC AR4).

3. Das globale Budget für Treibhausgasemissionen

Die Klimaforschung ‚untersucht u.a. in Prognosen, wie sich. künftige Treibhausgasemissionen auf den
Temperaturanstieg auf der Erde auswirken. Für Deutschland ist in diesem Forschungsbereich das PIK Potsdam
aktiv. Es hat globale Emissionsbudgets abgeschätzt, die der Menschheit noch zur Verfügung stehen, wenn die
Erderwärmung auf bestimmte Ziele beschränkt werden soll. Die Budgets besagen, wie viele Emissionen die
Menschheit sich ab ca. Jahresende 2019 insgesamt noch leisten kann, um bestimmte Temperatur- und damit
Klimaziele zu erreichen:
7

e 1.100 Gigatonnen CO; für eine Zunahme von rund 2° Ni
° 400 Gigatonnen CO; für eine Zunahme von rund 1,5° m,
IR
Als einen realistischen Zielwert sieht das PIK Potsdam dabei eine Begrenzung künftiger CO.-EnM ionen auf rund
800 Gigatonnen an, womit die Erderwärmung unter 2 Grad gehalten werden könnte. Derzeit ve fgacht die
Menschheit jährlich etwa 36 Gigatonnen CO>-Emissionen mit leicht steigender Tendenz. Würde man die h@ltjgen
Emissionen fortschreiben, wäre in gut 11 Jahren eine Erderwärmung um rund 1,5 Grad und in gut 30 Jahren eih&;
Erderwärmung um rund 2 Grad das mögliche Ergebnis. Die aktuell bekannten Emissionswerte, würde man
weltweit alle verfügbaren fossilen Ressourcen (Kohle, Gas, Erdöl) fördern und verbrauchen, liegen derzeit bei
15.000 Gigatonnen CO;, darin sind Neuentdeckungen wie ein Ende 2019 im Iran entdecktes, riesiges Ölfeld mit
einem geschätzten Volumen von 8.500 Milliarden Litern noch nicht enthalten.
Ein beschränktes Budget an möglichen Emissionen zur Beschränkung der Erderwärmung steht also einem
Vielfachen dieses Budgets an verfügbaren Ressourcen gegenüber. Seit dem Jahr 2000 steigen die menschlich
verursachten CO>-Emissionen weltweit trotz aller Bemühungen beständig an, aktuell wachsen sie jährlich um 2-
3 %. Das betrifft Emissionen aus allen fossilen Ressourcen. Während Emissionen aus Gas und Öl moderat
anstiegen, haben seit den 2000er Jahren vor allem Emissionen aus Kohlenutzung global deutlich zugenommen,
auch 2018 und 2019 sind diese weiter angestiegen. Laut Prof. Ottmar Edenhofer, Direktor und Chefökonom des
PIK Potsdam, erleben wir heute die weltweit größte Kohlerenaissance der Menschheit. Ursache war in den
vergangenen Jahren vor allem das enorme Wachstums China, das die Entwicklung von Europas Industrieländern
in einem kurzen Zeitraum wiederholt hat. Weitere Länder, vor allem in Asien und Afrika, errichten derzeit eine
Energieinfrastruktur, die ebenso stark auf fossile Energieträger ausgerichtet ist: Derzeit gehen
Wirtschaftswachstum, Bevölkerungswachstum und Emissionswachstum global gesehen Hand in Hand.

Eine Berechnung des PIK Potsdam macht die globale Herausforderung deutlich, um die Erderwärmung nach
Schätzungen der Klimaforscher unter 2 Grad halten zu können. Demnach müssten die CO>-Emissionen im Jahr
2020 ihren Höhepunkt erreichen und dann jährlich um 4-6 % zurückgehen, zur Jahrhundertmitte müssten dann
mittels neuer Technologien sogar negative Emissionen realisiert werden, indem CO; aus der Atmosphäre in dem
Umfang reduziert wird, in dem es von Menschen in verschiedenen nicht vermeidbaren Prozessen erzeugt wird.
Dem natürlichen Gleichgewicht müsste dann auch ein Gleichgewicht der menschlich verursachten
Emissionssteigerungen und -minderungen zur Seite stehen. Ohne Technologien, die das Entweichen von CO>-
Emissionen bei Nutzung der Rohstoffe verhindern, müssten von den heute verfügbaren Rohstoffen erhebliche
Mengen im Boden verbleiben:

Ressource notwendiger Verbleib in %
Kohle 89
öl 63
Gas 64

Aktuell nehmen CO>-Emissionen in Europa bereits ab. Weltweit zeigt der Trend in eine andere Richtung.
Investitionsentscheidungen in Energieinfrastruktur beispielsweise in Indonesien, den Philippinen, Japan,
Bangladesch, China und entlang der Seidenstraße setzen verstärkt auf Kohlekapazitäten. Auch Afrika kommt im
Falle eines wirtschaftlichen Aufschwungs künftig eine wichtige Rolle zu. Aus diesem Grund wird die Kohlefrage
nicht nur vom PIK Potsdam ins Zentrum der Klimaschutzdiskussion gerückt: Es geht darum, zum einen Emissionen
aus der Kohle, aber auch aus Gas und Öl zu vermeiden bzw. zu verringern, zum anderen darum, erfolgreiche
Wege für Wirtschaftswachstum mit klimafreundlichen und emissionsarmen oder emissionsfreien Technologien
aufzuzeigen.
Die Kleine Klimaschule wird in weiteren Ausführungen Möglichkeiten und Technologien diskutieren. Zur
Einführung soll aber erst einmal betrachtet werden, wo Deutschland im Bereich Emissionen und Klimaschutz
steht.

Das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin betreibt eine Webseite,
auf der das globale Emissionsbudg&t in Form eines ablaufenden Countdowns zum 1,5 und zum 2 Grad-Ziel
visualisiert wird. Den jederzeit aktuellen Stand des globalen Budgets kann man auf dieser Webseite einsehen:

https://www.mec-berlin.net/forschung/co2-budget.html,

4. Emissionen und Sektoren in Deutschland

e
98
6, a
8

ni Eli . i . . 1.9
Klimaschutz und die Eindämmung der Erderwärmung sind demnach gleichzusetzen mit der Vermeidung/gon
Treibhausgasemissionen. Deutschlands Anteil an den weltweiten Emissionen von 36,6 Milliarden Tonnen

"beträgt mit rund 800 Millionen Tonnen CO2 etwa 2,2 %. CO>2-Emissionen erfolgen dabei in verschiedenen %

Bereichen verstärkt. Diskutiert wird in der deutschen Öffentlichkeit meist der CO>-Ausstoß der Energiewirtschaft, 8;

vornehmlich der Kohlekraftwerke. Grundsätzlich gibt es fünf verschiedene Bereiche in der deutschen So
Volkswirtschaft, die maßgeblich CO2 emittieren. Sie werden meist als Sektoren bezeichnet und hier kurz x
dargestellt. Dr

Treibhausgasemission nach Sektoren in der Abgrenzung des Klimaschutzplans
in Mio.t CO,-Äquivalente

1.252

400

200

 

weltgehende
Treibhausgas-
neutralität

1990 2000 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Ziele Ziele Ziele Ziele
2020 2030 2040 2050

® Zidle Sonstige Il Landwirtschaft 7 Verkehr = Gebäude ©) Industie I Energiewirtschaft IM davon Co, stainkchle = davonco, Braunkohle

 

Quelle: Umweltbundesamt *

Energiewirtschaft: Die Energiewirtschaft sorgt heute für etwas mehr als ein Drittel der CO»-Emissionen in
Deutschland. CO2 wird hier bei der Wandlung fossiler Ausgangsstoffe in Energie freigesetzt, also beim
Verbrennen von Kohle, Gas, Flüssigbrennstoffen oder Biomasse. Die Verbrennung von Festbrennstoffen macht
ca. 75 % der CO>-Emissionen in der Energiewirtschaft aus. Flüssigbrennstoffe machen etwas über 5 % und Gase
etwas über 10 % aus. (Quelle Umweltbundesamt). Weitere Emissionen werden bei der sonstigen
Energiegewinnung wie z.B. bei der Müllverbrennung verursacht. Insgesamt werden für das Jahr 2017 rund 330
Millionen Tonnen CO>-Emissionen für die deutsche Energiewirtschaft geschätzt.

Industrie: Industrieprozesse sorgten 2017 in Deutschland für rund 193 Millionen Tonnen CO;-Emissionen. Sie
entstehen vorwiegend bei Prozessen mit Wärme wie in Stahlwerken, der chemischen Industrie, der
Zementindustrie. In den vergangenen 20 Jahren haben sich die Emissionen nur um wenige Prozent im einstelligen
Bereich verringert, zuletzt haben sie im Sektor Industrie wieder zugenommen.

Verkehr: Der Verkehr hat in den vergangenen Jahren unter allen Sektoren die vergleichsweise stärkste Zunahme
an CO»-Emissionen zu verzeichnen. Sie liegen in diesem Sektor heute sogar über den Werten von 1990 und haben
in den letzten acht Jahren um ca. 10 % zugenommen. Der Verkehr sorgt heute für ca. 169 Millionen Tonnen an
CO»-Emissionen. Dieser Trend spiegelt einerseits die Zunahme des Güterverkehrs — zumeist auf. der Straße —
wider, der seit Mitte der 1990er-Jahre um gut 50 % zugenommen hat. Die Verlagerung des (Güter)Verkehrs auf
die Schiene ist bislang nicht umgesetzt worden. Zum anderen werden im Bereich der PKWs vor allem schwere
Modelle (hinsichtlich Gewicht bzw. Motorleistung der Fahrzeuge) mit vergleichsweise höherem Anteil an CO>-
Emissionen verkauft. 2018 wurden in Deutschland erstmals 933.504 Geländewagen und SUV zugelassen, 2019
waren es bereits mit dem November über 1 Mio. Neuzulassungen in diesem Fahrzeugsegment. Der Anteil der
meist schweren und verbrauchsstarken Gefährte war noch nie so hoch und wächst nach wie vor. Modelle mit
Hybridantrieb machten 2018 noch 3,8 % der Neuwagen aus, sie wuchsen in 2019 immerhin auf einen Anteil von
gut 8%, Elektroautos haben sich von 1% der Neuzulassungen in 2018 auf aktuell ca. 1,6% gesteigert. Aktuell soll
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die Umstellung auf Elektroautos forciert werden und diesen Trend deutlich verstärken. In den Kot äusern wird
allerdings noch immer der Verkauf von SUVs vorangetrieben, weil das der Nachfrage durc ©dig.Kunden
entspricht. %

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Landwirtschaft: In der Landwirtschaft sind die Treibhausgas-Emissionen seit vierzehn Jahren stabil bei Koh
Millionen Tonnen pro Jahr. Sie entstehen vor allem bei der Bewirtschaftung der Böden, beim Düngen, der 9

Kalkung oder dem Ausbringen von Gülle. Vor allem die Viehhaltung ist für einen Großteil der Treibhausgase SG

verantwortlich, hier emittieren insbesondere Kühe bei der Verdauung große Mengen Methan. Die Treibhausgase
werden auch in diesem Sektor in CO2-Äquivalente umgerechnet, sodass die Gesamtemissionen von 70 Millionen
Tonnen pro Jahr auch Methan und Stickoxide enthalten, durch die Umrechnung auf CO; aber den Vergleich mit
anderen Sektoren gewährleisten.

Gebäude und Wärme: In diesem Sektor werden Emissionen erfasst, die bei der Bereitstellung von Warmwasser
und Raumwärme vorwiegend in privaten Haushalten freigesetzt werden. Maßnahmen zur Minderung der
Emissionen sind z.B. die Dämmung von Gebäuden, die Umrüstung auf moderne Heizanlagen oder die
Verminderung des Energieverbrauchs durch ergänzende Nutzung von Anlagen für erneuerbare Energieträger. In
diesem Bereich sind die Emissionen der Treibhausgase seit 1990 von ca. 210 Millionen Tonnen pro Jahr um ca.
30 % auf heute rund 131 Millionen Tonnen pro Jahr zurückgegangen. Allerdings haben die Emissionen auch hier
in den letzten Jahren wieder leicht zugenommen. Ebenso ist es eine besondere Herausforderung, die große
Anzahl der Bestandsimmobilien mit Wärmedämmung bzw. Anlagen für erneuerbare Energien nachzurüsten.
Meist geschieht dies im Zusammenhang mit einem Eigentümerwechsel und der entsprechenden
Immobilienveränderung.

Treibhausgase und CO2-Emissionen fallen auch in weiteren Bereichen an, die allerdings im Vergleich zu den fünf
hier dargestellten Sektoren nur einen geringen Einfluss haben. Wie sich die Sektoren im Rahmen der deutschen
Energiewende entwickelt haben und welchen Beitrag sie zum Klimaschutz leisten (könnten), betrachten wir in
Beitrag 3 der Kleinen Klimaschule.

4. Klimaschutz und Klimaskeptiker

Die abschließenden Betrachtungen zur Historie des Klimaschutzes sollen lediglich einen kurzen Überblick zur
zeitlichen und strukturellen Einordnung geben. Klimaschutzmaßnahmen werden erst nach den Grundlagen zum
Energiesystem und zur Energiewende genauer betrachtet, um zuvor ein Verständnis für unterschiedliche
Positionen in der Diskussion und damit auch die Grundlagen für eine eigene Meinungsbildung zu schaffen. Zudem
grenzen wir Argumente von Akteuren ab, die dem menschgemachten Klimawandel skeptisch gegenüberstehen.

Kleine Chronologie zum Klimaschutz: Klimapolitik und Klimaschutz haben im internationalen Maßstab eine sehr
Junge Geschichte. Wir betrachten sie getrennt von bereits seit Langem existierenden individuellen Maßnahmen
zum Umweltschutz. US-Präsident Richard Nixon begann 1969 erstmals, umweltpolitische Maßnahmen auf
internationaler Ebene zu koordinieren. Themen waren der saure Regen und zu dieser Zeit auch schon menschlich
verursachte Klimaeinflüsse, die Bemühungen wurden allerdings schnell auf Eis gelegt. Der Treibhauseffekt wurde
erstmals 1972 auf einer Konferenz der Vereinten Nationen im internationalen Maßstab behandelt. Es dauerte
noch 20 Jahre, bis 1992 auf einer weiteren Konferenz die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen
(UNFCCC) beschlossen wurde. Sie wurde von 154 Staaten unterschrieben und hatte bereits das Ziel, die
Erderwärmung einzudämmen. Bis heute haben 197 Staaten das Abkommen unterzeichnet. Seitdem treffen sich
die Staaten jährlich zu UN-Klimakonferenzen, in denen die Klimarahmenkonvention fortgeschrieben und um
neue Vereinbarungen ergänzt wird. Die bekanntesten Treffen spielen in Berichterstattungen oft eine Rolle:

e 1997 Kyoto / Japan, die 3. Konferenz mit Verabschiedung des sogenannten Kyoto-Protokolls, das
Industriestaaten zu Treibhausgas-Minderungszielen verpflichtete und den Internationalen
Emissionshandel einführte

e 2009 Kopenhagen / Dänemark, die 15. Konferenz, die eigentlich zu einem Nachfolgeabkommen zum
Kyoto-Protokoll führen sollte, mit einer nicht rechtsverbindlichen Erklärung zum Klimaschutz aber im
Grunde scheiterte und negativ in die Geschichte internationaler Klimaschutzbemühungen einging

e 2015 Paris / Frankreich, die 21. Konferenz endete mit dem Beschluss des Pariser Abkommens, das
erstmals alle Staaten zu Minderungszielen verpflichten soll, die von den einzelnen Staaten aber noch
verbindlich festzulegen und dann auch einzuhalten sind

Aller fünf Jahre sollen die Ziele nun mit dem Stand der Wissenschaft verglichen und entsprechend angepasst
werden. Somit wäre in diesem Jahr 2020 abermals ein zähes Ringen um die Zielstellungen zu erwarten. Der Sitz

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