14012020_Lektionsheft_Teil_IX
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Material "Kleine Klimaschula"“
S % % ED IE. hohen Energiepreisen bauen darf, zu Optimierungen bewegen kann. Andererseits ist Deutschland gerade im Bereich der Prozessautomatisierung und somit in Sachen Effizienz sehr stark entwickelt" Es bleibt also öffen, welche Potenziale in der Industrie tatsächlich zu he sind. Auch hier scheint die Zeit, bezogen auf nur ein Jahrzehnt für die Minderung eines \iertels der Gesamtemissionen in diesem Sektor, die größte Herausforderung. Festgelegt wurde es Ziel bereits im Klimaschutzpaket 2050 Ende 2016, schon zu diesem Zeitpunkt wurde voß, einer Forschungs- und Entwicklungsoffensive gesprochen. Einrichtungen wie ein Institut für CO2-arme Industrieprozesse an der BTU Cottbus-Senftenberg werden jetzt aber erst angekündigt und eingerichtet, sie benötigen drei bis vier Jahre zu ihrem Aufbau, können dann erst Forschung und Entwicklung entfalten, die Ergebnisse kommen oft erst Jahre später zum Tragen. Insofern scheint der Zeithorizont tatsächlich sehr knapp bemessen. Die Besonderheit an der Industrie ist, dass die hier erzeugten Emissionen nicht zu 100% beseitigt werden können, da sie in dem Prozess der Energiebereitstellung entstehen. In diesem Prozess müssen hohe Temperaturen erzeugt werden, um zum Beispiel Metalle zu schmelzen oder chemische Reaktionen zu bewirken. Andere Industrien haben besondere Anforderungen an einen qualitativ gleichmäßigen Stromfluss. All das gewährleisten derzeit nur sichere und genau regelbare fossile Energieträger. Zudem fallen in vielen Industrieprozessen zusätzliche, unvermeidbare CO»-Emissionen an, etwa bei chemischen Prozessen sowie in der Stahl- oder Zementindustrie. Man bezeichnet sie als prozessbedingte Emissionen und sie sind auch durch verbesserte Energieeffizienz nicht zu vermeiden. Insgesamt gibt es vier Wege, um in Industrieprozessen Emissionen zu vermindern: e Steigerung der Energieeffizienz e Recycling e Umstellung auf CO>-arme Prozesse e Abscheiden und Speichern von CO;3 (CCS) bzw. Weiterverwenden des CO; (CCU) Interessant ist, dass für die Industrie auch in den bundespolitischen Maßnahmen CCU als wichtige Maßnahme zur Minderung der Emissionen angesehen wird. Diese Maßnahme könnte ebenso in der Energiewirtschaft zum Klimaschutz beitragen. Hier scheint schwer verständlich, warum man die Potenziale von CCS und CCU auf den Sektor Industrie beschränkt, wo sie Emissionen auch in anderen Bereichen schnell verringern könnten. CCS scheint dabei auch unter Klimaforschern als wichtiges Instrument zur Minderung von Emissionen gesehen zu werden. Schon 2011 wies Hans Joachim Schellnhuber, damaliger Direktor des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Berater der Bundesregierung auf die Bedeutung dieser Technologie für den Klimaschutz hin: „Wissenschaftliche Szenarien zeigen: Wird auf CCS von vornherein verzichtet, so wird es erheblich teurer, gefährlichen Klimawandels zu vermeiden“. Global gelten CCS und CCU heute als zentrale Schlüssel zum Erreichen der Klimaziele. Auch der WWF bezeichnet CCS als einen der zentralen Hebel zur Reduktion von Industrie-Emissionen. Deutschland hat sich 2012 aus dieser Technologie verabschiedet, seinerzeit ging es um die Energiewirtschaft. Um den Kreislauf der Weiterverwendung des CO; erweitert, könnte sie künftig sowohl in der Industrie als auch der Energiewirtschaft schnell große Potenziale zur Minderung von Emissionen ermöglichen. Prozessen entzogenes CO; kann z.B. für Kohlensäure in Mineralwasser, die Herstellung von EE- Gas oder als Dünger für Energiepflanzen wie Algen genutzt werden.
Es bleibt zu hoffen, dass man in diesem wie den anderen Sektoren mit Erfolgdjehrlich umgeht. Seit Jahresbeginn 2019 trübt sich die Konjunktur ein, im Herbst 2019 wurde nadiydem dritten aufeinanderfolgenden Quartal mit Minuswachstum erstmals von einer Rezession in @utschland gesprochen. Einzelne Industrien bekommen Probleme, die Windkraftbranche ist in Deu hl nd eingebrochen. Niemand kann vorhersagen, wie die Automobilbranche die Umstellung auf, erneuerbare Antriebe meistert oder ob bei weiteren Steigerungen der Sktammarhßt Abwanderungstendenzen der energieintensiven Industrie ins Ausland zunehmen. Wenn eine Rezession der Eckpfeiler für eine Reduktion der Emissionen aus dem Sektor Industrie wäre, hätte Deutschland auch für einen nachhaltigen Klimaschutz verloren, da der aus der Industrie resultierende Wohlstand .auch die Grundlage für aktuelle und künftige Investitionen in den Klimaschutz bildet. Insofern kann eine Minderung der Emissionen in diesem Sektor nur bei gleichbleibender Wertschöpfung der Industrie als Erfolg gewertet werden. Akzeptanz Die Akzeptanz in der Industrie hat vor allem zwei Ebenen: Die Inhaber- bzw. Managementebene und die der Beschäftigten. Während die erste Ebene vor allem gewinnorientiert arbeitet, dominiert in der zweiten Ebene die Arbeitsplatzsicherheit. Viele Unternehmen Deutschlands stehen aufgrund ihrer starken Exportorientierung im internationalen Wettbewerb. Der internationale Wettbewerb betrifft aber nicht nur große Unternehmen bzw. Konzerne, sondern auch viele mittelständische Unternehmen, die auch für viele Leistungen in Deutschland im Wettbewerb mit Unternehmen aus Europa und darüber hinaus stehen. Klimaschutzmaßnahmen werden nur dann Akzeptanz auf der Managementebene finden, wenn sie die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen nicht gefährden und sie im internationalen Wettbewerb nicht zu stark benachteiligen. Ressourcen- und Energieeffizienz können zudem Arbeitsplätze beeinträchtigen. Ein Musterbeispiel für den Ausbau Erneuerbarer durch die Industrie samt einhergehender Ressourceneffizienz ist der bereits im Sektor Verkehr beschriebene Umbruch der Automobilbranche hin zum Elektroauto. Hier werden künftig viele Arbeitsschritte entfallen, was bei über 800.000 Beschäftigten in der Automobilbranche, Gewerkschaften und betroffenen Regionen zu deutlich größeren Akzeptanzproblemen als die bereits ‚seit Jahren diskutierte Energiewende in der Energiewirtschaft führen könnte. Insofern ist der Ansatz der Klimaschutzmaßnahmen in der Industrie, über Entwicklung, Forschung und Förderung Verbesserungen zu erreichen, sicher der richtige. Im Ergebnis können die Unternehmen durch bessere Effizienz evtl. Investitionen in den Klimaschutz wirtschaftlich darstellen und Arbeitsplätze durch einen Wettbewerbsvorteil auch im global anstehenden Umbruch generieren. Hierbei ist die globale Einordnung zu beachten. - Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft ist eine wichtige Stellschraube für die Versorgungssicherheit im Rahmen der Energiewende. Während Digitalisierung und Verkehrswende auf einen zunehmenden Bedarf an elektrischer Energie und somit der Stromerzeugung hinweisen, kann der Bedarf durch mehr Effizienz in der Wirtschaft gesenkt werden. Die bessere Nutzung von Abwärme und weiteren Abprodukten aus Industrieprozessen unterstützen sowohl die Versorgungssicherheit als auch die Bezahlbarkeit. Globale Einordnung
c Br % fr % « i © Reduzierungen der globalen CO2-Emissionen in „New Policies Scenario” und „450 Scenäpjo" %, (a) nach Technologie 2, Y 9 New Policies Scenario 8, . IK 5 % u sg c RR BE N 2... hm 2 u a Brennstoffwechsel [v] Kernkraft <cs Andere (b) nach Sektor 1 ER TEgreErBuT- RB ZREr 3 | a ee” CE ECHTE TCLECECEECECEEGEGGEEEEEETZ Bor ee 77777/7777 2040: Verkehr x 450 Scenario 0 ,,0,00 % Zusätzlich im New Policies Scanario | Ce “ CO2-Emissionen in Gigatonnen 5 10 15 Energieffizienz und Erneuerbare Energien sind Klimaziele von zentraler Bedeutung; im „450 Scenario” ist die benötigte Menge an Kohlendioxidreduzierung im Energiesektor am größten Die Internationale Energie Agentur (lEA) präsentierte in ihrem jährlichen Ausblick auf die Weltenergie (World Energy Outlook) die Entwicklung der weltweiten COz>-Emissionen bei Fortführung der aktuellen Klimapolitiken und stellte dies dem 450 Scenario gegenüber, das sie zur Erfüllung des Pariser Abkommens für notwendig hält. Hier ist zu sehen, wie schnell dazu Emissionen gemindert werden müssten und welche Bereiche wesentliche Beiträge leisten könnten. Energieeffizienz wird global eine Schlüsselrolle zum Erreichen der Klimaziele zugeschrieben, Energieeffizienz in Unternehmen könnte laut Angaben der Internationalen Energie Agentur (IEA) mehr als ein Drittel zur Minderung der energiebedingten Treibhausgasemissionen beitragen. Die Grafik zeigt, dass die Steigerung der Energieeffizienz 37% zur Minderung der energiebedingten Treibhausgasemissionen beitragen kann. Damit kommt ihr mehr Potenzial als dem Ausbau der Erneuerbaren Energien mit geschätzt 34% Emissions-Minderungspotenzial zu. Der politische Nachholbedarf ist bei der Energieeffizienz allerdings sehr groß, da das Thema trotz aller Bekenntnisse („Efficiency First“) jahrelang stiefmütterlich behandelt wurde. Ohne ein schnelles und intensives Engagement bei der Energieeffizienz könnte die globale Energienachfrage nach Angaben der IEA bis 2040 durch ein deutliches Bevölkerungswachstum (geschätzt +1,7 Mrd. Menschen) um ein Viertel steigen, Treibhausgasemissionen steigen entsprechend im Verhältnis. Aktuelle Reports der IEA verdeutlichen, dass die bisherigen Bemühungen der Regierungen nicht ausreichen, um einen nachhaltigen Entwicklungspfad bei der Energieeffizienz einzuschlagen. Betrachtet man den Ende 2016 verabschiedeten Klimaschutzplan 2050 Deutschlands, in dem Energieeffizienz mit einer breit angelegten Offensive in Forschung und Entwicklung vorangetrieben werden sollte, so passt eine aktuelle Berechnung der IEA nicht zu diesem
Wi "ee, 4 bundespolitischen Vorhaben: Die USA und China stellten 2018 erstmals mehr Mittel I % und Entwicklung im Energiebereich bereit als Europa. Sinkende Ausgaben in der EU gefä nach Angaben der IEA Klimaziele und -strategien. 2018 sind Europas Forschungsausgaben Wo, Energiesektor erheblich zurückgegangen. Nach Berechnungen der IEA fielen die Ausgaben der oe Gemeinschaft und ihrer Mitgliedsstaaten für Forschung und Entwicklung (F&E) gegenüber 2017 um rund 7 Prozent auf 7,34 Milliarden Dollar. (4 Fazit Energieeffizienz ist in der öffentlichen Debatte ein weniger diskutiertes Thema. Da hier der Hebel zur Minderung von Treibhausgasemissionen und somit zum Erreichen der Klimaziele sogar größer als durch den Ausbau der Erneuerbaren ist, scheint das Thema deutlich mehr Beachtung zu verdienen. Energieeffizienz betrifft neben der Industrie insbesondere den Bereich Gebäude und Wärme und ist über diese beiden Sektoren hinweg zu betrachten. Für den globalen Klimaschutz könnte auch Deutschland dem internationalen Bekenntnis „Effizienz zuerst/Efficiency First“ folgen und den seit Jahren formulierten und im Klimaschutzprogramm 2030 ausgeführten Vorhaben konkret messbare Strategien für mehr Effizienz und Minderung von - Treibhausgasemissionen folgen lassen. 1.4. Gebäude und Wärme Für den Sektor Gebäude und Wärme sind im Verhältnis gesehen die stärksten Emissionsminderungen aller Sektoren geplant. Trotz des um ca. ein Drittel geringeren Ausgangsniveaus im Vergleich zur Industrie sollen hier fast genauso viele Emissionen wie im Industriesektor eingespart werden.
\ a B oO „» Angaben zum Sektor Gebäude und Wärme im Klimaschutzplan 2050 %, (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten) %; Vs N TTEN] Ä 9% EEE] - 21% % 65,6% 9 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 U 2030 (angestrebter Maximalwert) 1 2014 1 1990 Entwicklung der Gebäude und Wärme im Detail (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten) -20,1% MEET] 108% 25,7% [13167387 -37,3% ER 71 450% 65,6% 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 'W 2030 (angestrebterMaximalwert) MI 20177 WM 2010 MM 2000 I 1990 © BAU; Qualle Bundasumweitministerlum (2017). Klimaschutz In Zahlen 2017. Der Gebäudesektor ist für rund 14% der COz-Emissionen in Deutschland unmittelbar verantwortlich, das entspricht rund 120 Mio. Tonnen pro Jahr. Die Emissionen im Sektor Gebäude und Wärme sollen bis 2030 um rund 65 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden. Während man auch hier in der Grafik mit den nur drei Angaben aus dem Klimaschutzprogramm der Bundesregierung vermuten würde, dass Deutschland bei dieser Zielerreichung keine Probleme haben sollte, weist die detaillierte Grafik im Bereich Gebäude und Wärme ebenso auf besondere Herausforderungen hin. Während im ersten Jahrzehnt ein Fünftel der Emissionsreduktionen erfolgte, hat sich der Minderungstrend seit dem Jahr 2000 halbiert. Die Bemühungen müssten in diesem Sektor vervierfacht werden, um das Ziel für das Jahr 2030 zu erreichen. Dazu hat die Bundesregierung folgenden Maßnahmen beschlossen: Maßnahmen Im Bereich der Gebäude soll bis 2050 ein nahezu klimaneutraler Gebäudebestand erreicht werden, dazu dienen Maßnahmen vor allem in drei Bereichen: anspruchsvolle Neubaustandards, langfristige Sanierungsstrategien für den Gebäudebestand sowie die schrittweise Abkehr von fossilen Heizungssystemen. Weitere Maßnahmen werden im Überblick aufgeführt. Sanierung Gebäudebestand: Zentrale Maßnahmen in diesem Sektor sind insbesondere Heizungstausch, aber auch der Einbau neuer Fenster oder die Dämmung von Dächern und Außenwänden. Bestandsgebäude sollen bis zum Jahr 2050 durch Energieeffizienzmaßnahmen und eine verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien derart saniert werden, dass sie dem Anspruch eines nahezu klimaneutralen Gebäudebestands genügen. Eine Förderung für
We "a, „Energetische Stadtsanierung“ verbindet umfassende Maßnahmen zur "Verbesserung der Energieeffizienz der Gebäude (mittelbar) und der Fa (Wärme/Kälte/Wasser/Abwasser) und soll speziell Kommunen unterstützen. © Neubaustandards: Für Neubauten soll der ab 2021 geltende Niedrigstenergiegebäudest4 schrittweise weiterentwickelt werden, um mittelfristig einen nahezu klimaneutr. Neubaustandard zu erreichen. Das betrifft vor allem die Neuinstallation von Heizsystemen, die9e, erneuerbare Energien effizient nutzen. Dazu sollen geeignete Anreize zur Nutzung und Errichtung von Gebäuden geprüft werden, die mehr Energie erzeugen, als für den Betrieb erforderlich ist. Heizungssysteme: Hierbei geht es vor allem um den Austausch von Ölheizungen. Dazu sollen. Wohnungsinhaber durch eine „Austauschprämie“ mit einer attraktiven Förderung motiviert werden. Weitere Maßnahmen: Zudem soll die Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit rund um Energie im Gebäudebereich verbessert werden. Gebäude des Bundes sollen besonders effizient sein und eine Vorbildwirkung entfalten. Betrachtung Laut Klimaschutzprogramm 2050 geht man bei unveränderter Fortführung bestehender Programme bei Gebäuden von einer „sowieso“-Minderung um ein Viertel der aktuellen CO>- Emissionen aus. Das allein würde eine Verdopplung des Trends der letzten zwei Jahrzehnte bedeuten - und das trotz derzeit umfassender Neubauprogramme für Wohnungen bzw. Gebäude in Deutschland. Allein von 2010 bis 2018 haben Wohngebäude in Deutschland von 18,2 Mio. auf 19,1 Mio. um fast 1 Million zugenommen. In Deutschland sind im Jahr 2018 rund 267.000 neue Wohnungen entstanden. Das Soll der Bundesregierung liegt bei 1,5 Millionen neuer Wohnungen in der aktuellen Legislaturperiode, dafür müssten pro Jahr 375.000 Wohnungen neu gebaut werden. Experten fordern angesichts des Wohnungsmangels in den Städten und Ballungsgebieten sogar mindestens 400.000 neue Wohnungen pro Jahr. Zudem werden Wohnflächen durchschnittlich größer. Mehr Wohnungen und mehr Wohnfläche gehen auch mit mehr Bedarf an Heizung und Warmwasser einher — dieser Trend sollte eine wichtige Rahmenbedingung für die Planung der Maßnahmen sein. Es ist erstaunlich, dass die Bundesregierung allein beim Fortgang bestehender Maßnahmen eine Verdopplung des bestehenden Effekts auf Emissionsminderungen ohne aktuell forcierte Maßnahmen unterstellt. Neben der Gebäudesanierung ist die Umrüstung der Heizungssysteme weg vom Öl eine zentrale Maßnahme, um Emissionen zu senken. Knapp ein Viertel der Haushalte heizte die Wohnung 2018 immer noch mit Öl. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, hat sich von 2014 bis 2018 bezüglich des Heizverhaltens wenig geändert: Auch im Jahr 2018 sorgen überwiegend die fossilen _ Energieträger Gas und Öl in deutschen Privathaushalten für Raumwärme und warmes Wasser. In jeder zweiten Wohnung (52 %) wird das Heizsystem mit Erdgas betrieben. Knapp ein Viertel der Privathaushalte in Deutschland nutzen Öl für die Beheizung der Räume. Im Vergleich zum Jahr 2014 ist der Anteil der Ölheizungen um 2,3 Prozentpunkte auf 23,5 % gesunken. Auch für die Warmwasserversorgung kommen noch in 20 % der Wohnungen Ölheizungen zum Einsatz. Die Auswertungen zeigen, dass 2018 bundesweit 8,7 Millionen von 36,9 Millionen Wohnungen mit Öl beheizt wurden. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern und Regierungsbezirken. Die Anteile der mit Öl beheizten Wohnungen an den gesamten bewohnten Wohnungen variieren zwischen weniger als 10 und mehr als 50 %. 9
U; T %, ” U U. % Shitzenreiter ist Niederbayern, hier wird in jeder zweiten Wohnung mit Öl geheizt. Eiitgprechend stark profitiert Niederbayern vom Zuschuss für den Tausch von Ölheizungen. ©, 2 7 Par Wie die Deutschen heizen % © Art der Heizung und zum Heizen genutzte Energieträger in Deutschland 2016 % Art der Heizung* ° Energieträger** auwblok 0206 Emzehum 1,8% Bektro-Wärmepumpen 6,1% Sonstiget*® 2,7% Strom „892% Zaren) j > 13,7% Fernwä me MAR GES 26,3% Heizöl * Nach 2016 genehmigten Wohngebäuden „ tz "* Festbrennstoffe wie Holz, Holzpellets, sonstige Biomasse, Koks/Kohle Qualen: BDEW, Statistisches Bundesamt. "Mehr als ein Dreiviertel der Wohnräume Deutschlands werden aktuell mit fossilen Energieträgern beheizt. Akzeptanz Besonders in Ballungsräungen nehmen Wohnraumprobleme zu. Knapper Wohnraum und steigende Mieten zählen dort zu den größten gesellschaftlichen Herausforderungen. Bei Sanierungen, Neubauten und Investitionen in Heizsysteme ist vor diesem Hintergrund sowohl für Mieter als auch Vermieter der Kostenfaktor und dessen Umlage ein wichtiges Akzeptanzmerkmal. Wenn Mieter oder Vermieter für klimaneutralen Wohnraum zur Kasse gebeten werden, wenn Klimaschutz also konkrete finanzielle Nachteile verursacht, dann schwindet auch die Bereitschaft zu solchen Maßnahmen. In den Ballungsräumen, insbesondere in den Großstädten, ist die Befürwortung für Klimaschutz mit Blick auf Proteste und Wahlergebnisse deutlich stärker ausgeprägt. Im Gegensatz zu den Sektoren Energie, Industrie, Verkehr und Landwirtschaft sind die Großstädter im Sektor Gebäude deutlicher betroffen, in diesem Sektor müssen vor allem die bevölkerungsstarken Ballungsräume liefern. Die Akzeptanz sollte hier stärker ausgeprägt sein. Wenn aktuelle Wohnungsprobleme aber von Kostensteigerungen für den Klimaschutz überlagert werden, kann sich die Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen durch nachhaltige, direkte Betroffenheit verändern. Zudem wird die Förderung neuer Heizsysteme als Ersatz für Ölheizungen gerade im Bereich von Eigenheimen Akzeptanzprobleme aufwerfen. Hier zahlt am Ende der Steuerzahler die Aufwertung privater Immobilien. Insofern werden geringfügige Einkommen genauso belastet wie hohe Einkommen - das ist auch bei allen anderen mit Steuergeld finanzierten Klimaschutzmaßnahmen der Fall. Gerade im Fall der Förderung für private Heizsysteme, die zuerst auch als Abwrackprämie in die Diskussion eingebracht wurde, scheint die Akzeptanz in der breiten Bevölkerung aber zumindest fraglich, wenn sie denn ausreichend informiert würde.
Y %, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit % Neben Öl spielt der fossile Energieträger Gas eine weitere Hauptrolle in der Versorgung der Wohngebäude mit Wärme. So werden parallel auch viele Wohngebäude von Gas auf &lektrische Versorgung umgestellt -sowohl in der Heizung, als auch in der Küche (Elektro- statt Gasherd) und der Warmwasseraufbereitung. Oft werden Öl- und Gassysteme durch moderne Lösungen erset: die elektrische Energie benötigen. Dies weist auch bei der Umsetzung der RR Klimaschutzmaßnahmen in ‚Gebäuden auf einen Mehrbedarf an sicherer und jederzeit verfügbarer elektrischer Energie hin. Auch wenn die Effizienzsteigerung insgesamt zu einer deutlichen Abnahme des Energiebedarfs führen soll, wird dies durch eine teilweise Zunahme des Bedarfs an elektrischer Energie die Versorgungssicherheit insgesamt kaum positiv beeinflussen. Auf Probleme beim Aspekt Bezahlbarkeit haben wir in der Akzeptanz hingewiesen - hier ist die Frage, wer am Ende welche Kosten trägt und wie groß die Bereitschaft zu diesen Maßnahmen ist, die für viele unmittelbar in höheren Ausgaben spürbar werden. Globale Einordnung Gebäude sorgten im Jahr 2016 weltweit für etwa 8% der gesamten COs»-Emissionen. Dabei wird in vielen Regionen der Welt noch mit Kohle geheizt. Inwieweit andere Länder hier bereits über gute Lösungen verfügen und wo Deutschland im internationalen Maßstab steht, ist bei einer ersten Recherche schwer auszumachen. Hier wird gegebenenfalls ergänzt. In jedem Fall scheint klar, dass die „Wärmewende“ im Vergleich zur Energie- und Verkehrswende und im Vergleich zum „Effizienz zuerst“ in der Industrie sowohl national als auch global. eher weniger im Fokus steht. Fazit Der Bereich Gebäude soll trotz verhältnismäßig geringerer Emissionen überdurchschnittlich stark an der Minderung der Emissionen bis 2030 beteiligt werden. Vor dem Hintergrund aktueller Wohnungsbauprogramme und bislang viel zu langsamer Umsetzung der Maßnahmen bei Sanierungen im Bestand und der Modernisierung von Heizungssystemen scheint fraglich, wie aktuell geplante Maßnahmen hier für die notwendige Beschleunigung und Intensität sorgen können. Immerhin soll dieser Bereich seine heutigen jährlichen Treibhausgasemissionen bis 2030 um mehr als 50 Mio. Tonnen mindern - und auch hier gilt, dass andere Sektoren evtl. Fehlbeträge kompensieren müssten. 1.5. Landwirtschaft Die Landwirtschaft soll den vergleichsweise geringsten Beitrag zur Minderung der Emissionen liefern, sowohl anteilig als auch in absoluten Zahlen. Ge W272
& e, .. Angaben zum Sektor Landwirtschaft im Klimaschutzplan 2050 Q ER (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten) , & g W. HERREN - 2 2 E32 % 0 50 ' 100 150 200 250 300 350 400 450 500 9 U 2030 (angestrebter MaxImalwert) I 2014 m 1990 " 2% Entwicklung der Landwirtschaft im Detail (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten) 78 -15,9% 1-68 % -21,6% BEE 71 44,4 % - 18,2 °© EEE] 153% -30,7% 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 I 2030 (angestrebterMaximalwer) I 2017 MM 2010 MM 2000 I 1990 © BMUF; Quelle Bundesumweitministerium (2017). Kiimaschutz In Zahlen 2017. Die Landwirtschaft ist für rund 8 % der CO»-Emissionen in Deutschland unmittelbar verantwortlich, das entspricht derzeit rund 70 Mio. Tonnen. Die Emissionen im Sektor Landwirtschaft sollen bis 2030 um rund 30 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden. Während man auch hier in der Grafik mit den nur drei Angaben aus dem Klimaschutzprogramm der Bundesregierung vermuten würde, dass Deutschland bei dieser Zielerreichung keine Probleme haben sollte, weist die detaillierte Grafik auch in diesem Bereich auf besondere Herausforderungen hin. Im letzten Jahrzehnt haben die Emissionen hier sogar leicht zugenommen, insgesamt:sind sie in den letzten 20 Jahren in etwa stabil geblieben. Um hier die Kehrtwende einzuleiten, hat die Bundesregierung einen Mix verschiedener Maßnahmen beschlossen: Maßnahmen Im Bereich der Landwirtschaft sollen Emissionen vor allem im Bereich der Düngung gemindert werden, ansonsten werden die Potenziale in der Landwirtschaft grundsätzlich als beschränkt angesehen. Düngung und Böden: Durch weitere rechtliche Änderungen sollen Stickstoffüberschüsse sowie Ammoniak- und Lachgasemissionen bei der Düngung weiter gemindert werden. Zudem soll die Ausbringung und Lagerung von Dünger emissionsärmer umgesetzt werden. Dauergrünland soll erhalten und das Potenzial von Ackerland verbessert werden, als CO>-Speicher zu funktionieren. Das betrifft z.B. die Pflanzung von Hecken oder Alleen vor allem an den Feldrändern.
Me, “u ”og, Ausbau Ökolandbau: kslagısch und nachhaltig bewirtschaftete Flächen sollen ebaut und gefördert werden. Tierhaltung: Emissionsminderungen in der Tierhaltung und Tiernahrung sollen durch? 5 am Tierwohl ausgerichtete Haltung ermöglicht werden. Weitere Maßnahmen: Auch in der Landwirtschaft soll die Energieeffizienz erhöht werden. Mole, sollen besonders geschützt werden, da sie bei Entwässerung bedeutende” Treibhausgasemittenten sind. Sie sollen wie Wälder nachhaltig bewirtschaftet und erhalten werden, da sie CO2 speichern und somit als sogenannte CO>-Senken dienen (siehe nachfolgende Bemerkungen in 2.1. zu Alternativem für den Klimaschutz). Auch in der Vermeidung der Lebensmittelverschwendung wird ein Hebel zur Minderung der Emissionen in der Landwirtschaft gesehen. Im Ergebnis sollen in der Landwirtschaft verschiedene kleinere Maßnahmen zum Ziel führen. Zentral stehen dabei die Bereiche Dünger und Tierhaltung, in denen der Großteil der Emissionen entsteht. Betrachtung Die Landwirtschaft ist nach dem Verkehr der Sektor mit den verhältnismäßig wenigstens Einsparungen an CO; seit 1990, mit heute etwa 20% weniger CO»-Emissionen. Es handelt sich hier um Umrechnungen der zum größten Teil tatsächlichen emittierten Gase Lachgas und Methan. Sie entstehen bei der Tierhaltung und der Bearbeitung von Böden, zum Beispiel durch Düngemittel. Allerdings stehen deutsche Agrarbetriebe ebenso wie die Wirtschaft im internationalen Wettbewerb und steigende Produktionskosten durch veränderte Rahmenbedingungen beim Düngen oder der Tierhaltung schlagen sich sofort auf die Wirtschaftlichkeit nieder. Das Eindämmen der Massentierhaltung führt zum Ausstoß von weniger Methan, aber auch zu erhöhten Preisen der Fleischprodukte. Der Fleischkonsum hat sich in Deutschland in den letzten 20 Jahren nur unwesentlich verändert und beträgt relativ stabil ca. 60 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Die Verminderung und Verteuerung der Produktion in Deutschland würde unweigerlich dazu führen, dass Fleisch zu günstigeren Preisen aus dem Ausland eingeführt wird. Dies ließe sich durch internationale Handelsgesetze auch nicht. unterbinden. Insofern benachteiligen nationale Sonderregelungen auch die in Deutschland ansässige Landwirtschaft. Zudem wird in der Landwirtschaft nach wie vor auf die Erzeugung von Biomasse und Biokraftstoffe gesetzt, letztere sollen weiter ausgebaut werden. Ebenso wie der Anbau von Futterpflanzen führen Energiepflanzen zu Monokulturen, die Böden besonders belasten. Auch hier stellt sich die Frage, wie Grünstreifen, Fruchtwechsel, Humusanreicherung der Böden und mehr Ökologie mit der Wirtschaftlichkeit im internationalen Wettbewerb einhergehen können.