Modellrechnungen zur ambulanten psychotherapeutischen Versorgung
2019 empfahl ein von Ihnen in Auftrag gegebenes Gutachten, bis zu 2400 neue Kassensitze für ambulante Psychotherapie zu schaffen. Geschaffen wurden jedoch nicht einmal ein Drittel. Eine Studie der Psychotherapeutenkammer kommt sogar zu dem Schluss, dass rund 7.000 zusätzliche psychotherapeutische Praxissitze nötig seien, um landesweit für zumutbare Wartezeiten für eine Richtlinientherapie (momentan im Bundesschnitt bei 22 Wochen) zu sorgen.
In einem Beitrag der ZDF Sendung »zoom« vom 07.04.2021 wird eine schriftliche Stellungnahme des G-BA zitiert, nach welcher im Entscheidungsprozess zur Bedarfsplanung auch »eigene Modellrechnungen und weitere Erkenntnisse« berücksichtigt worden seien. Können Sie mir bitte diese »Modellrechnungen und weiteren Erkenntnisse« zusenden, und darüberhinaus Daten, aus denen Sie schlussfolgern, dass es volkswirtschaftlich und/oder versorgungstechnisch nicht sinnvoll ist, weitere Kassensitze einzuführen?
Die Darstellung der BTPK und DPtV kommen diesbezüglich nämlich zu einem völlig anderen Schluss : Für jeden in ambulante Psychotherapie investierten Euro ergibt sich ein gesamtgesellschaftlicher Nutzen von 2 bis 4 €. Dabei ist die Wirksamkeit der in Deutschland anerkannten Verfahren ist vielfach belegt. Ferner deuten zahlreiche Daten darauf hin, dass ein Ausbau der ambulanten Versorgung die volkswirtschaftliche Kosten bei Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit, die hohen Ausgaben für Krankengeld und Psychopharmaka u.v.m. deutlich senken könnte. Den 2,5 Mrd. € an Kosten für ambulante Psychotherapie stehen 12,2 Mrd. € Kosten gegenüber, die durch Produktionsausfälle aufgrund psychischer Erkrankungen jährlich entstehen.
Für ambulante Psychotherapie werden jedoch nur ca. 4 % der direkten Kosten zur Behandlung psychischer Erkrankungen ausgegeben. Selbst für Arzneimittelbehandlungen bei psychischen Erkrankungen wird mit über 3 Mrd. € mehr ausgegeben als für ambulante Psychotherapie. Die stationäre Behandlung psychischer Erkrankungen ist fast 13-mal so teuer wie die ambulante Psychotherapie.
Quellen:
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzoom/zdfzoom-psyche-in-not-102.html#xtor=CS3-162
– https://www.deutschepsychotherapeutenvereinigung.de/informationen/verbandspublikationen/report-psychotherapie/
– https://www.bptk.de/wp-content/uploads/2019/01/20130412_BPtK_Standpunkt_10_Tatsachen_Psychotherapie.pdf
– https://www.bptk.de/wp-content/uploads/2019/01/20180411_bptk_studie_wartezeiten_2018.pdf
Anfrage erfolgreich
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Datum12. August 2021
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14. September 2021
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