Sehr
Antragsteller/in
auf Ihre nachfolgende, als nach dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) bezeichnete Anfrage an das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) vom 24. November 2021, ob das Ministerium nicht für Männer zuständig sei, kann ich Ihnen Folgendes mitteilen:
Nach den Kriterien des IFG (§ 1 Absatz 1 Satz 1 IFG) stellt Ihr Anliegen keinen IFG-Antrag dar, sondern vielmehr eine Sachanfrage.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat eine lange und wechselvolle Geschichte, in der Aufgaben hinzukamen (Senioren und Frauen), andere anders verortet wurden (Gesundheit) und wieder andere, obwohl vorhanden, nie im Namen auftauchten, wie z.B. Zivil- und Bundesfreiwilligendienst.
Entscheidungen über Anzahl, Zuschnitt und Aufgabenverteilungen der einzelnen Bundesministerien (und somit auch der Namensgebung) werden im Zuge der Koalitionsverhandlungen der Regierungsparteien getroffen. Insofern wären die Bundestagsabgeordneten die richtigen Ansprechpersonen.
Selbstverständlich ist das BMFSFJ auch für Jungen, Männer, Väter und Senioren sowie für alle anderen Mitglieder der Familie zuständig. Das lässt sich zum einen aus dem Titel ableiten: in der Zuständigkeit für Jungen, Familienväter und Senioren.
Zum anderen kümmert es sich um die Gleichstellung von Frauen und von Männern. Dies spiegelt sich z.B. darin, dass die ehemalige frauenpolitische Abteilung heute Abteilung „Gleichstellung" heißt. Eine zeitgemäße, partnerschaftliche Gleichstellungspolitik muss eine Politik realistischer Verwirklichungschancen für Frauen und Männer im Lebensverlauf sein. Diese darf nicht alte durch neue Rollenmuster ersetzen. Ihr Anspruch ist es, Frauen und Männern Gestaltungsfreiheit über ihre eigene Lebensentwürfe zu geben, und deshalb hängt ihr Erfolg davon ab, ob es gelingt, Frauen und Männer gleichermaßen einzubeziehen. Dieser Anspruch wird auch in der 2020 beschlossenen nationalen Gleichstellungsstrategie des Bundes deutlich (
www.gleichstellungsstrategie.de).
Männer und Jungen werden seit geraumer Zeit konsequent in den Blick der Gleichstellungspolitik genommen und eine ganze Reihe von Initiativen und Programmen des BMFSFJ richtet sich an sie.
Als Beispiele sollen folgende Maßnahmen dienen:
• Die Arbeit des „Bundesforum Männer – Interessenverband für Jungen, Männer und Väter e. V.“, eines bundesweiten Dachverbandes gleichstellungspolitisch orientierter Organisationen der Männer-, Jungen- und Väterarbeit, wird vom BMFSFJ finanziell unterstützt, so z.B. sein im Februar 2020 begonnenes Projekt „Männer stärker in die Gleichstellungspolitik“, das sich mit geschlechterreflektierender Lebensplanung, Berufsorientierung, sorgender Männlichkeit und Männern als Täter befasst.
• Die Erweiterung des Berufswahlspektrums für junge Männer ist heute eines der wichtigen Anliegen der Gleichstellungspolitik. Mit der „Initiative Klischeefrei“ (
www.klischee-frei.de), dem „Boys‘Day“ (
www.boys-day.de) und dem „Girls’Day“ (
www.girls-day.de) setzt sich die Bundesregierung aktiv für eine Berufswahlorientierung frei von Geschlechterklischees ein.
• Auch gibt es bei Männern einen Bedarf an Beratungsstellen, an die sie sich bei familiären Konflikten, Gewalterfahrungen oder auch nach Trennungen wenden können. Die Erfahrung zeigt aber, dass Männer klassische Familienberatungsstellen eher selten aufsuchen. Für den Auf- und Ausbau sowie für die Unterhaltung dieser Beratungsangebote sind – ebenso wie für die Angebote für Frauen und Familien – die Bundesländer zuständig. Trotzdem fördert das BMFSFJ den Ausbau von Beratungsangeboten für Männer. Dafür hat der Katholische Verband für Soziale Dienste in Deutschland - Bundesverband e.V. (SKM) ein Weiterbildungskonzept erarbeitet, das Fachkräfte unterstützen soll, die Männerthemen in ihren Beratungsalltag integrieren wollen. Sie sollen gleichzeitig als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren fungieren, so dass männerfokussierte Beratung künftig vermehrt angeboten werden kann (
www.skmev.de).
Ausführliche Informationen zu diesen und weiteren gleichstellungspolitischen Maßnahmen finden Sie im Dossier „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer in Deutschland“ (auch in gedruckter Form erhältlich). Dort sind gegenwärtige und künftige Herausforderungen von Jungen und Männern auf Basis aktueller Daten anschaulich dargestellt. Es wird aufgezeigt, wie Jungen und Männer als Akteure und Nutznießer dieser Gleichstellungspolitik bereits heute erreicht und mobilisiert werden.
Mit freundlichen Grüßen