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Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Protokolle vom Beirat für Globale Umweltveränderungen

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PROTOKOLL -Entwurf- 91. Sitzung des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen Berlin, 13.-14. September 2001 Teilnehmer Beirat, Vorsitzender Beirat, stellv. Vorsitzende Beirat Beirat Beirat Beirat Beirat Beirat Beirat IIASA, Laxenburg DLR, Stuttgart MdB, Vorsitzender der.Enquete­ Kommission „Globalisierung" Geschäftsstelle, Energie-Enquete Generalsekretär Geschäftsstelle Geschäftsstelle Geschäftsstelle Geschäftsstelle Geschäftsstelle Referent 1
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Geschäftsstelle des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen Protokoll 91. Sitzung - Entwurf TOP 1 Berlin 13.-14. September 2001 Geschäftsstelle REGULARIEN begrüßt den Beirat zu seiner 91. Sitzung. Die Tagesordnung Der wird mit einigen Ergänzungen zu TOP 2 „Mitteilungen" verabschiedet. Das IAP 91/21 wird dem TOP 10 „Diskussion des Hauptgutachtens" hinzugefügt. Das Protokoll wird mit einer Ergänzung genehmigt, dass der Beirat Arbeitsgruppen der Referentinnen und Referenten zu den Themen „Syndrome" und „Blockaden" eingerichtet hat. Es wird beschlossen, am Donnerstag um 10.00 Uhr und am Freitag 12.00 für einige Minuten der Opfer der Terroranschläge in den USA zu gedenken. TOP2 MITTEILUNGEN Millennium Assessment der Vereinten Nationen (IAP 91/10) über mögliche Beiträge berichtet von einem Brief von des WBGU zum Millennium Ecosystem Assessment (MA). Soweit noch nicht geschehen, sollen hierzu dem Direktor des MA C ) und · die Gutachten des WBGU zur Verfügung gestellt werden. Es wird angeregt, dem MA mitzuteilen, welche Produkte und Ergebnisse der WBGU sich vom MA erwünscht. bietet sich an, einen entsprechenden Brief an �u entwerfen. gerichtet werden, der Mitglied im MA Board ist. Ebenso soll ein Brief an : wird einen entsprechenden Brief ersteJlen und die Unterstützung des WBGU anbieten. A 91/1 Entwurf eines Antwortbriefs an noch fehlenden WBGU-Gutachten und Zusendung von Erledigung: Termin: sofort A 91/2 Erstellung eines Briefs an WBGU-Gutachten und Zusendung von Erledigung: Termin: sofort Kommentar des WBGU zu einer europäischen Bodenschutzstrategie (IAPs 91/08, 91/07) · berichtet über die Arbeiten der EU-Kommission zur Entwicklung einer europäischen Bodenschutzstrategie. Im Internet ist ein erster Entwurf zur Kommentierung veröffentlicht. hat diesen Entwurf auf Basis der WBGU-Gutachten punktuell kommentiert. Der Beirat bittet, die Prioritäten stärker herauszuarbeiten und das Papier sprachlich zu glätten. Es soJlten insbesondere das 2
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Geschäftsstelle des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen Protokoll 91; Sitzung- Entwurf Berlin 13.-14. September 2001 Geschäftsstelle International Panel on Land and Soils (IPLS), die Erweiterung der UNCCD über Trockengebiete hinaus und Bewertungskriterien für eine Bodenschutzpolitik betont werden. A 91/3 Überarbeitung des Kommentars des Entwurfs für eirye europäische Bodenschutzstrategie Erledigung: sofort Termin: Presseerklärung zur 5. VSK der UNCCD Der Beirat regt an, die Fortschritte der UNCCD anzuführen. Des weiteren sollte der Bezug zum WBGU stärker herausgearbeitet werden, indem die Empfehlungen des WBGU nach einer Einrichtung eines IPLS und einer Erweiterung der UNCCD über Trockengebiete hinaus in die Presseerklärung aufgenommen werden. A 91/4 Überarbeitung der Presseerklärung zur 5. VSK der UNCCD Erledigung: Termin: sofort Arbeiten der Geschäftsstelle berichtet über die Arbeiten der Geschäftsstelle in der sitzungsfreien Leit. Es wurden u. a. die englische Übersetzung des Jahresgutachtens 2000, die Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger mehrerer älterer Gutachten, das Politikpapier und die WBGU-Selbstdarstellung fertig gestellt sowie die WBGU­ Website neu gestaltet. Die Geschäftsstellenmitarbeiter haben darüber hinaus die 1 Sitzungen der Arbeitsgruppen 'Syndrome und 'Blockaden' organisiert. Die Geschäftsstelle wird gebeten, die neu formulierten Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger früherer Gutachten dem Beirat vorzulegen. Es wird angeregt, in die Zusammenfassungen, wichtige Entwicklungen im betreffenden Politik­ feld seit Redaktionsschluss aufzunehmen, beispielsweise in Form eines Kastens. Die Zusammenfassungen werden von der Geschäftsstelle entsprechend überarbeitet und bei der nächsten Sitzung vorgelegt. A 91/5 Überarbeitung und Vorlage der Zusammenfassungen für Entscheidungsträger Erledigung: Geschäftsstelle 11.10.2001 Termin: Mögliche Zusammenarbeit mit dem Ökom-Verlag berichtet von einem Angebot des Ökom-Verlags zm Veröffentlichung 3
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Geschäftsstelle des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen Protokoll 91. Sitzung- Entwurf Berlin 13.-14. September 2001 Geschäftsstelle von Beilagen über das Johannesburg-Papier und zum zehnjährigen Bestehen des WBGU in den Zeitschriften "Politische Ökologie" und "punkt.um" (Auflage 7 .000- 10.000). Der Verlag plant zum WSSD eine Serie von Veröffentlichungen. Der Beirat müsste allerdings eine bestimmte Anzahl von Exemplaren aufkaufen. Die Kosten - würden sich jeweils auf etwa 15.000 DM belaufen. Es bestehen im Beirat Zweifel, ob man mit dem Ökom-Verlag die richtigen Adressaten erreicht, zudem erscheinen die Kosten zu hoch. Der Beirat beschließt, das Angebot des Ökom-Verlags abzulehnen. Presseerklärung zum Welternährungsgipfel berichtet von den Vorbereitungen zum "Welternährungsgipfel plus 5" im November diesen Jahres. Eine neue Dimension ist durch den Einfluss des Zusammenhangs von Klimaänderungen, Wasserverfügbarkeit und Ernährungssicherheit entstanden. Darauf könnte der WBGU hinweisen. Er regt daher an, zu diesem Gipfel eine Presseerklärung zu erstellen. Der Beirat begrüßt diesen Vorschlag und bittet r nächsten Sitzung einen Entwurf vorzulegen. A 91/6 Erstellung eines Entwurfs für eine Presseerklärung zum Welternährungsgipfel Erledigung: 11.10.2001 Termin: Treffen der europäischen Umwelträte in Genf , berichtet von einer Einladung zu einer Tagung der europäischen Umwelträte in Gent. Thema der Veranstaltung sind Indikatoren für eine nachhaltige Entwicklung. Weil diese Tagung zeitgleich zur· November-Sitzung des Beirats oder eines Beiratsmitglieds stattfindet, ist eine Teilnahme von als offizieller Vertreter des nicht möglich. Der Beirat schlägt vor, dass WBGU an diesem Treffen teilnimmt. TOP 3: ÜBERGABE DES P0LITIKPAPIERS AM 18.10.01 Termin und Modalitäten berichtet, dass die Übergabe des WBGU-Politikpapiers zum WSSD am 18.10.2001 um 11.00 Uhr im BMBF erfolgt. Es werden die Bundesminister ' ' anwesend sein. Nach dem Fototermin sei und eventuell noch Zeit für ein Gespräch mit den Ministern. Um 12.30 Uhr ist eine Bundespressekonferenz des WBGU angesetzt. Im Anschluss hieran beginnt die reguläre Sitzung. Bei der Bundespressekonferenz sollen rnf dem Podium siezen. Die WBGU-Sitzung wird und um 10.30 Uhr im BMBF beginnen. Presseerklärung zur Übergabe des Politikpapiers zum WSSD Die Presseerklärung zur Übergabe des Politikpapiers wird intensiv diskutiert. Es 4
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Geschäftsstelle des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen Protokoll 91. Sitzung-Entwurf Berlin 13.-14. September 2001 werden einige Änderungen vorgeschlagen. Die von Fassung wird mit kleinen Änderungen vom Beirat verabschiedet. Geschäftsstelle . vorgelegte zweite TOP 4: FESTLEGUNG DER ORTE UND TERMINE FÜR WBGU-SITZUNGEN IM JAHR 2002 (IAP 91/02) Es wird beschlossen, die Sitzungen am Donnerstag grundsätzlich um 9.00 Uhr zu beginnen und am Freitag um 13.00 Uhr zu beenden. Fallweise kann der Beginn der Sitzung auch auf 13.00 Uhr festgelegt werden. Darüber hinaus wird für 2002 eine zusätzliche Sitzung beschlossen. Es werden für 2002 folgende Termine und Orte vereinbart. 17.-18. Januar 2002: Berlin 21.-22. Februar 2002: Freiburg März-Sitzung Im Verlauf der China-Reise (9.-22. März 2002) 15.-19 April 2002: Ort in der Nähe von Berlin (lntensivwoche) 6.-7. Juni 2002: Heidelberg 4.-5. Juli 2002: Berlin (!MA-Sitzung) 19.-20. September 2002: Zürich 17.-18. Oktober 2002: Berlin 21.-22. November 2002: Berlin Als Tagungsort der Intensivwoche wird die unmittelbare Nähe Berlins bevorzugt, um eine günstige Verkehrsanbindung zu ermöglichen. Bei der Planung künftiger Intensivwochen soll berücksichtigt werden, dass diese nicht während der Vorlesungszeit der Universitäten stattfindet. Die "Mini-Intensivwoche" im November 2001 beginnt am Donnerstag um 9.00 Uhr und endet am Freitag um 17.00 Uhr. Es wird zudem beschlossen, dass Referentinnen und Referenten nur dann an den Sitzungen teilnehmen, wenn dies sachlich gerechtfertigt scheint. Der Vorsitzende entscheidet über die Teilnahme je nach Tagesordnung. A 91/7 Erstellung eines neuen WBGU-Terminkalenders Erledigung: Geschäftsstelle Termin: 11.10.2001 WBGU-Teilnahme am WSSD Der WBGU wird beim WSSD in Johannesburg (2.-11.9.2002) mit einer kleinen Delegation vertreten sein. Auf der nächsten Sitzung wird über ·mögliche Veranstaltungen des WBGU am Rande des Gipfels sowie über die Teilnahme von Beiräten gesprochen werden. Die Geschäftsstelle wird gebeten, entsprechende Kontakte zu den federführenden Ressorts aufzunehmen. s
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Geschäftsstelle des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen Protokoll 91. Sitzung-Entwurf Berlin 13.-14. September 2001 Geschäftsstelle TOP 5: STUDIENREISE NACH CHINA berichtet von einem Gespräch mit dem AA. Die deutsche Botschaft in China kann aufgrund der Kürzungen im Haushalt die logistische Organisation der Reise nicht übernehmen. Sie bietet sich allerdings an, den Beirat bei der Vermittlung 1 von Gesprächs- und Besuchsterminen zu unterstützen. }c-ichtet, die Planung der China-Reise in der Geschäftsstelle übernommen habe. dass Der Beirat kommt einer Bitte von nach, den Termin für die Reise eine Woche nach hinten auf den Zeitraum 8.3J9.3.-22.3.2002 zu verschieben. Durch diese Verschiebung wird die für den März angesetzte Beiratssitzung in China stattfinden. Aufgrund l der hohen Kosten für die Business-Class beschließt der Beirat, Economy­ Class zu f iegen. Sind keine Plätze mehr frei, soll auf einen Business-Class-Flug zurück gegriffen werden. vird die Konditionen abklären und insbesondere auf eine hinreichende Flexibilität im Falle erforderlicher Stornierungen sowie der An- und Rückflughäfen achten. Es wird angeregt, mit einheimischen NGOs Kontakt aufzunehmen, um wertvolle Hinweise über drängende Probleme im Land zu erhalten. Es wird darauf hingewiesen, dass es für die Vereinbarung geeigneter Gesprächstermine wichtig sei, offiziell durch die deutsche Botschaft in China eingeführt zu werden. Für die weitere Planung der China-Reise wird beschlossen, eine "China-Arbeitsgruppe" mit · zu gründen. und · und · Nerden gebeten, sich auf einen fachkundigen Über.setzer für die China-Reise zu einigen. A 91 /8 Reservierung der Flüge und weitere Planung der China-Reise Erledigung: Termin: sofort TOP 6: POTENZIELLES GUTACHTEN ZUR AUSGESTALTUNG INNOVATIVER FINANZIERUNGSMECHANISMEN (IAP 91/04) Die vom BMZ gewünschten Inhalte eines Gutachtens über Nutzungsentgelte werden intensiv diskutiert. Als besonders problematisch wird der enge Zeitrahmen angesehen. erläutert, dass das BMZ gerne auf der Auftaktveranstaltung zur Vorbereitung der WSSD am 13./14. November erste Ergebnisse des Beirats präsentieren würde. Eine Endfassung würde spätestens Mitte Januar benötigt, um das Gutachten in die Vorbereitung der UN-Finanzierungskonferenz einfließen zu lassen, die Mitte März in Monterrey stattfindet. Der Beirat beschließt, ein Sondergutachten zum Thema "Nutzungsentgelte für globale Gemeinschaftsgüter" zu erstellen. Es wird allerdings zu Bedenken gegeben, dass die Termine nur eingehalten werden können, wenn der Beirat die Auswahl der Inhalte flexibel gestalten kann. Die Literatur- und Datenbasis zu- globalen Nutzungsentgelten ist vor allem im Bereich der Meere und Nutzungsverzichtserklärungen sehr klein. Daher wird ein konsekutives Vorgehen beschlossen. Zunächst wird der Luftraum intensiv behandelt. Der weitere Arbeitsprozess wird dann zeigen, in welchem Umfang auch die Meere und Nutzungsverzichtserklärungen untersucht werden können. Es wird 6
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Geschäftsstelle des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen Protokoll 91. Sitzung- Entwurf Berlin 13.-14. September 2001 Geschäftsstelle festgestellt, dass abgesehen von den notwendigen externen Expertisen keine zusätzlichen Mittel für die Studie benötigt werden. Es wird eine Arbeitsgruppe zum Finanzierungsgutachten mit - gegründet. In der Geschäftsstelle ist und - wird die Arbeitsgruppe �uständig, unterstützt von koordinieren und auf der nächsten Sitzung erste Ergebnisse präsentieren. Die Arbeitsgruppe wird das Gespräch mit dem BMZ (Anfang November) über die Struktur des Finanzierungsgutachtens· vorbereiten. wird gebeten, die Zusammenstellung der vorhandenen Literatur zu organisieren und die Vergabe möglicher externer Expertisen an das Ruhr-Forschungsinstitut für Innovations- und Strukturpolitik (Bochum) und an das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (Bremen) vorzubereiten. A 91/9 Vorbereitung möglicher externer Expertisen Erledigung: Terniin: sofort TOP7: SONDERGUTACHTEN "GLOBALER WANDEL UND INFEKTIONSKRANKHEITEN": STAND UND WEITERER ARBEITSPLAN erläutert den Stand der Arbeiten am Sondergutachten. Die Expertise (IAP 91/19) enthält einige neue, überraschende Erkenntnisse, die von einen hohen Forschungsbedarf signalisieren. Die zweite externe Expertise werde auch bald fertig gestellt sein. Es haben Gespräche mit dem PIK statt gefunden, in denen das geplante Vorgehen befürwortet wurde (Durchführen einer Kritikalitätsanalyse und Modellierung zur Identifizierung von hot spots). Bei dem geplanten Vorgehen würde das Gutachten umfangreicher und bedürfe einer längeren Bearbeitungszeit. Der Beirat einigt sich darauf, dass es bei einem Sondergutachten mit 50-80 Seiten bleiben soll. Der Beirat beschließt aufgrund des neuen Sondergutachtens zur Finanzierung eine zeitliche Verschiebung der Fertigstellung auf den Zeitraum zwischen den nächsten beiden Hauptgutachten. Das Gutachten soll zunächst ohne weitere Befassung im Beirat parallel auf Arbeitsebene vorangetrieben werden. TOP 8: VORBEREITUNG DER ANHÖRUNG (IAPS 91/03, 91/05, 91/09, 91/23) stellt mögliche Schwerpunkte für die Anhörung vor (IAP 91/23). Der Beirat ergänzt, dass man insbesondere nach der globalen Perspektive fragen solle. Es soll keine rein technische Diskussion werden, sondern auch soziale Aspekte der Transformation, wie etwa die Fragen nach Lebensstilen, sollen angesprochen werden. TOP9: ANHÖRUNG ZU ENERGIEVISIONEN MIT ANSCHLIEßENDER DISKUSSION Im folgenden werden die Kernaussagen der Experten zusammenfassend dargestellt. 7
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Geschäftsstelle des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen Protokoll 91. Sitzung- Entwurf Berlin 13.-:-14. September 2001 Geschäftsstelle Die wichtigste Herausforderung für nachhaltige Energiesysteme ist die Versorgung der heute 2 Milliarden Menschen ohne Zugang zu modernen Energiedienstleistungen. Dabei gilt es, sowohl urbane Gebiete mit hoher Energiedichte als auch ländliche Gebiete zu versorgen. Somit sind sowohl zentrale als auch dezentrale Systeme notwendig. Nicht die Ressourcenknappheit wird den Strukturwandel antreiben, da die technischen Potenziale sowohl der fossilen als auch der regenerativen Energiequellen sehr groß sind. Wegen der anthropogenen Klimaänderung können wir die fossilen Reserven nicht ausschöpfen, ohne den Kohlenstoff zu extrahieren. Entscheidend für die Transformation von Energiesystemen ist die Technologiedynamik und die Kostensenkung durch Nutzung (Lernkurven). Der Investitionsbedarf ist groß, bevor neue Technologien die Wettbewerbsfähigkeit erreichen. Diese Investitionen sind aber zu vergleichen mit den Kosten eines Verzichts auf eine Transformation. Wegen der Trägheiten im System ist ein Zeitraum von 100 Jahren notwendig für die Umwandlung der Energiesysteme. Man muss bereits jetzt neue Strukturen in Gang setzen, damit in 20 Jahren Erfolge erkennbar werden. Dieser Zeitraum ist notwendig, um die konventionellen Kraftwerke zu ersetzen und Kostensenkungen neuer Technologien zu erreichen. Eine wichtige Brückentechnologie stellt die Kraft-Wärme­ Kopplung dar. In allen Szenarien über die erwartete Entwicklung in den nächsten 100 Jahren (siehe neue "business-as-usual"-Szenarien des IPCC) spielen erneuerbare Energien, insbesondere die Biomasse (verbunden mit neuen Technologien), sowie Brennstoffzellen eine große Rolle, während konventionelle Ölkraftwerke in spätestens 30 Jahren abgelöst werden. Konflikte der Biomassenutzung _ mit der - Nahrungsmittelproduktion können sich insbesondere bei Verbreitung einer fleischintensiven Diät ergeben. In Szenarios mit niedrigerem Energieverbrauch ist der Anteil erneuerbarer Energieträger größer. Die Emissionen pro Energiedienstleistung sind in den Szenarien mit verstärkter Globalisierung niedriger als bei stärkerer Betonung der regionalen Entwicklung, da mehr Kapital umgewälzt wird und mehr in F&E investiert wird. Der Umbau der Energiesysteme bedarf auch einer Änderung von Lebensstilen und Wirtschaftsstrukturen. Besonders wichtig ist hierbei die Infrastruktur (etwa für Mobilität), da diese das Verhalten wesentlich prägt. Heute sind Wirkungsgrade in Industrieländern zwar größer als in Entwicklungsländern, aber trotzdem ist der Energieverbrauch pro Energiedienstleistung in Entwicklungsländern niedriger ("aufgezwungene Bescheidenheit"). Selbst die "business-as-usual"-Pfade des IPCC mit den niedrigsten Emissionsniveaus erreichen noch keine Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen. Dazu ist eine zusätzliche Klimapolitik notwendig. Zum Erreichen der Klimaschutzziele müssen ganz neue Szenarien entwickelt werden, mit enormen Auswirkungen auf den sozioökonomischen Bereich. Ein guter Indikator für nachhaltige Energiesysteme, auch für soziale und ökonomische Nachhaltigkeit, ist die Dekarbonisierung. 8
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Geschäftsstelle des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen Berlin 13.-14. September 2001 Protokoll 91. Sitzung- Entwmf Geschäftsstelle , DLR-Institut für Technische Thermodynamik Am Fallbeispiel Deutschlands kann untersucht werden, wie Industriestaaten ihre Energiesysteme transformieren können. Es zeigt sich, dass ein großes Technikportfolio zur Verfügung steht. Das Problem besteht in der politisch-institutionellen Umsetzung. Nachhaltigkeitsdefizite ergeben sich derzeit aus (1) der Überlastung der Umwelt als Senke, (2) dem Verzehr nichterneuerbarer Ressourcen, (3) der Existenz risikoreicher Energiesysteme (Kernenergie) und (4) dem ausgeprägten Gefälle im Energieverbrauch zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern. Als Ziel lässt sich formulieren: Vom sorglosen Umgang mit fossilen Energien zur effizienten Nutzung natürlicher Energieströme. Als konkretes Ziel für 2050 sollte der heute im weltweiten Mittel erreichte Pro-Kopf­ Verbrauch von 2kW in allen Ländergruppen erreicht werden. Dieser Verbrauch sollte ohne Kernenergie abgedeckt werden. Bis 2050 könne dazu in Deutschland der Energieverbrauch halbiert werden und der Anteil erneuerbarer Energien dabei auf etwa 50% erhöht werden. Damit erreicht man eine Minderung der CO,-Emissionen um 75%. Schon heute müssen Rahmenbedingungen verändert werden, um dieses Ziel für 2050 zu erreichen, da lange Vorlaufzeiten (20-30 Jahre) für die Technologieentwicklung benötigt werden. Dies erfordert eine enorme politische Weitsicht. Es gibt heute einen Konsens hinsichtlich des beträchtlichen Potenzials der technischen Lösungsoptionen "Effizienz" und "erneuerbare Energieträger". Entscheidend ist die Verzahnung dieser beiden Optionen. Selbst bei wachsender Wirtschaft und steigendem Flächenverbrauch pro Kopf kann der Energieverbrauch deutlich reduziert werden, wenn erhebliche Mittel investiert werden. Verhaltensänderungen sind stark verknüpft mit technischen Entwicklungen und der Infrastruktur. Das Problem der erneuerbaren Energieträger sind die derzeit hohen Kosten. Allerdings. bestehen erhebliche Kostensenkungspotenziale. Diese können nur bei hohen Vorleistungen genutzt werden. Je nach Energiepreisentwicklung können Differenzkosten ab etwa 2030-2050 auf Null gesenkt werden. Der "Regenerative­ Energieträger"-Pfad kann auf Dauer sogar kostengünstiger sein als die Pfade, die auf fossile oder nukleare Energie setzen. In Industrieländern kommt es entscheidend auf intelligente ökonomische Instrumente (ökologische Steuerreform, Förderinstrumente) zur Überwindung von Barrieren an. Es müssen dynamische Prozesse zur Überwindung von Blockaden eingeleitet werden ("Saubere Technologien zum Exportschlager machen"). In Entwicklungsländern sind dezentrale Techniken attraktiv, oft sogar kostengünstiger. Bei Entwicklung in Industrieländern sind regenerative Energietechniken ein wichtiges Exportgut in Entwicklungsländer. Wichtig ist die Vorreiterrolle der Industrieländer. Nur hier können die Technologien zur Marktreife gebracht werden. Industrieländer können von wachsenden Exportmärkten für erneuerbare Energieträger profitieren. Wuppertal-Institut Bei der Definition von Nachhaltigkeit muss die ökologische Dimension dominieren. Aus Gerechtigkeitsgründen muss sich die Klimapolitik an Pro-Kopf-Emissionen orientieren. 9
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Geschäftsstelle des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen Protokoll 91. Sitzung - Entwurf Berlin 13.-14. September 2001 Geschäftsstelle Effizienz spielt die schlechthin entscheidende Rolle bei der Transfonnation der Energiesysteme. Die "Schlüsseltechnologie" Effizienzsteigerung (Faktor Vier) ist allerdings schwer sichtbar zu machen. Es geht um eine strategische Neuausrichtung des technischen Fortschritts in Richtung Ressourceneffizienz. Die Kosten für die Transformation der Energiesysteme können marginal sein, wenn Kapital nicht vernichtet wird. Es müssen aber auch die Kosten des Raubbaus thematisiert werden. Die wesentliche Strategie für die Transformation der Energiesysteme ist die Internalisierung externer Kosten. Dieses Grundprinzip wird von niemandem in Frage gestellt. Ziel für Deutschland: Erhöhung der Effizienzsteigerung auf 3% jährlich (von derzeit 1,5% im langfristigen Mittel). Wenn sich die Energiepreise wegen der Internalisierung externer Kosten um jährlich 4% erhöhen, verteuert sich die Energie für Endverbraucher nur um 1%. Auf die Dauer ist Suffizienz neben Effizienz unvermeidlich, weil Effizienzgewinne sonst immer wieder dµrch Mehrverbrauch kompensiert werden. Politik hat Suffizienz nie thematisiert. Entscheidend für die Verhaltensänderung ist die Schaffung von ökonomischen und politischen Anreizstrukturen. Bei einer Steigerung der Energiepreise wird sowohl ein Effizienz- als auch ein Suffizienz-Effekt erzielt. Mit Normen können zwar Effizienzgewinne erreicht werden, diese werden jedoch durch häufigeres Nutzen aufgezehrt. TOP 10: DISKUSSION DES HAUPTGUTACHTENS „TRANSFORMATION DER ENERGIESYSTEME'' Auswertung der Anhörung: Kernbotschaften und Visionen Der Beirat lobt ausdrücklich die Anhörung als eine gelungene Veranstaltung, die zahlreiche Erkenntnisse für die weitere Bearbeitung des Hauptgutachtens gebracht hat. Die Diskussion über Suffizienz, Effizienz und Konsistenz hat gezeigt, wie diese drei Strategien zusammenhängen und integriert behandelt werden müssen. Eine Steigerung der Effizienz hilft auch bei der Änderung von Lebensstilen. Allerdings können Effizienzgewinne durch vermehrte Nutzung kompensiert werden (take-back-Effekte). Es wurde aber auch deutlich, dass Suffizienz weniger über moralische Appelle und . Aufklärung zu erreichen ist. Vielmehr sollten Suffizienzsignale durch ökonomische Anreize, insbesondere über das Preissystem, vermittelt werden. Zentral für die Suffizienzfrage ist auch die Bereitstellung der Infrastruktur durch den Staat, weil diese den Energieverbrauch maßgeblich prägt. Es sind daher weitsichtige politische Entscheidungen erforderlich. Gerade hier zeigen sich besonders relevante Blockaden in der Energiepolitik. Die Anhörung hat zwar die Dichotomie von Industrie- und Entwicklungsländern in der Energiepolitik beleuchtet. Es bestehe aber ein Bedarf, mehr über die Lage in den Entwicklungsländern zu erfahren. Es sei zwar wichtig, über die Gegebenheiten in den Industrieländern in die Thematik einzusteigen, die Südperspektive müsse allerdings noch gestärkt werden. So ist zu untersuchen, welche Anreize im Norden gesetzt werden können, um die Entwicklungsländer bei der Transformation der Energiesysteme zu unterstützen. Die Kostenfrage spielt in den Entwicklungsländern eine noch größere 10
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