Sehr geehrter Herr Gheorghiu,
vielen Dank für Ihre Nachricht, die das Bundeswirtschaftsministerium wie folgt beantwortet:
(1) Wieviel LNG hat Deutschland seit Anfang des Jahres über welche Terminals exakt bezogen?
Deutschland hatte vor der Eröffnung des schwimmenden LNG-Terminals in Wilhelmshaven am 17. Dezember 2022 keine Möglichkeit LNG direkt zu beziehen. Jedoch handelt es sich bei dem Erdgas, welches Deutschland in 2022 aus den Niederlanden, Belgien oder Frankreich erreichte u.a. auch um Gas, welches in diesen drei Nachbarstaaten als Flüssigerdgas anlandete. Umgerechnet in Erdgasvolumina bezogen diese drei Länder in 2022 ca. 31,94 (Frankreich), 15,66 (Niederlande) und 10,96 (Belgien) Milliarden Kubikmeter LNG. Deutschlands Gasnettoimporte haben im Jahr 2022 aus den Niederlanden 21,4 und aus Belgien 26,4 Milliarden Kubikmeter betragen. Dagegen war Deutschland für Frankreich über das gesamte Jahr 2022 gerechnet ein Gasnettoexporteur. Die deutschen Gasnettoimporte aus Belgien und den Niederlanden übersteigen die LNG-Volumina, die an den belgischen und niederländischen LNG-Terminals anlanden, da Deutschland von Belgien und den Niederlanden auch Erdgas bezieht, welches diese Staaten aus anderen Ländern nach Deutschland durchleiten (wie Belgien aus dem Vereinigten Königreich oder die Niederlande aus Norwegen) oder selber fördern (wie die Niederlande). Die genauen Daten für Gasimport nach und Gasexporte aus Deutschland veröffentlicht die Bundesnetzagentur. Sie lassen sich unter folgendem Link einsehen und abrufen:
https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Gasversorgung/aktuelle_gasversorgung/start.html;jsessionid=857CC165AC3BC5A5EC2ED87F0D3D0B63 ).
Das Erdgas, welches Deutschland über die Niederlande und Belgien erreicht wird über Pipelines weitergeleitet; unabhängig davon, ob es in den Niederlanden und Belgien als LNG oder Pipelinegas anlandete. Vor diesem Hintergrund lässt sich nicht genau nachvollziehen, wie viel LNG Deutschland über die Terminals der Nachbarstaaten bekommen hat.
Seit dem 21. Dezember bis Jahresende 2022 bezog Deutschland über das neu eröffnete schwimmende LNG-Terminal in Wilhelmshaven 0,07 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Dieses stammte aus Nigeria.
(2) Aus welchen Quellen stammt das LNG und wie hoch ist der Anteil des russischen LNGs?
Interne Berechnungen zeigen, dass unsere Nachbarstaaten in 2022 folgende LNG-Volumina bezogen (in Milliarden Kubikmeter Erdgas).
LNG gesamt
(in Milliarden Kubikmeter Gas)
davon aus Russland
(in Milliarden Kubikmeter Gas)
Belgien
10,96
2,8
Frankreich
31,94
6,9
Niederlande
15,66
2,3
Weitere LNG-Bezugsquellen dieser Staaten sind Ägypten, Algerien, Angola, Katar, Nigeria Norwegen, Peru, Trinidad und Tobago, und die USA.
(3) Wie hoch sind die importierten Emissionen in dem Zusammenhang?
Der Bundesregierung liegen keine Informationen darüber vor, wie hoch die importierten Emissionen des nach Deutschland über die LNG-Terminals der Nachbarstaaten eingeführten Erdgases sind. Grund dafür ist, dass nicht bekannt ist, auf welchen Transportwegen und durch welche Lagerstätten die Lieferungen erfolgen.
(4) Kann das Wirtschaftsministerium einen Import von russischem LNG über die geplanten Terminals in DE ausschließen und falls ja, welche Maßnahmen werden hierfür ergriffen?
Dem BMWK liegen keinerlei Informationen darüber vor, inwieweit russisches LNG ab 2023 indirekt nach Deutschland geliefert wird. Russisches LNG fällt nicht unter die EU-Sanktionen. Grundsätzlich gilt, dass privatwirtschaftliche Gashändler die Gasmengen, die sie vertraglich zur Weiterveräußerung an ihre Kundinnen und Kunden, zur Bewirtschaftung von LNG-Terminals oder zur Einspeicherung zugesichert haben, auf dem Weltmarkt beschaffen müssen, wo auch russisches Flüssigerdgas veräußert wird. Im Falle des bevorstehenden direkten LNG-Imports nach Deutschland ist der Bundesregierung derzeit nicht bekannt, dass sich LNG aus Russland im Portfolio jener Gashändler befindet, die die deutsche LNG-Terminalinfrastruktur beliefern werden.
Bitte bleiben Sie gesund und achten auf sich und andere.
Mit freundlichen Grüßen