Sehr
<< Antragsteller:in >>
vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir gern beantworten.
Es ist richtig, dass synthetischer Treibstoff bereits in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Rahmen der Kohleverflüssigung entwickelt wurde. In den 30er und 40er Jahren wurden erhebliche Kapazitäten in Deutschland geschaffen, die nach Ende des 2. Weltkriegs aufgegeben wurden, da sie wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig zu erdölbasierten Kraftstoffen waren.
Synthetische Kraftstoffe weisen vergleichbare chemische Eigenschaften wie konventionelle, fossile Kraftstoffe auf. Bei der Herstellung synthetischer Kraftstoffe können je nach Verfahren eine Vielzahl von Rohstoffquellen wie Gas (GtL = Gas-to-Liquid), Kohle (CtL = Coal-to-Liquid), Biomasse (BtL = Biomas-to-Liquid) und Erneuerbare Energien (PtL = Power-to-Liquid) genutzt werden. Die so hergestellten Kraftstoffe können ihre fossilen Äquivalente zum Teil vollständig oder bis zu einem gewissen Anteil substituieren. Ein Vorteil liegt darin, dass so Emissionen im Fahrzeugbestand reduziert und bestehende Tankinfrastrukturen weiter genutzt werden können.
Die Syntheseverfahren ermöglichen es, sowohl Ottokraftstoffe, Dieselkraftstoffe und Flugzeugtreibstoffe (Kerosin) zu erzeugen. Zumeist sind die Eigenschaften des synthetischen Produktes ähnlich oder besser als der erdölbasierten Kraftstoffe, da ein geringerer Schadstoffausstoß bei der Verbrennung erreicht wird, da keine Stickstoff- und Schwefelverbindungen sowie aromatische Kohlenwasserstoffe im Endprodukt enthalten sind.
Für die Zulassung solcher Kraftstoffe im Straßenverkehr müssen deren Eigenschaften im Rahmen der maßgeblichen Kraftstoffnormen für Diesel und Benzin liegen. Für die Zulassung von E-Fuels als Reinkraftstoff in Deutschland bedarf es der Anpassung und Aufnahme der DIN EN 15490 in die 10. Bundes-Immissionsschutzverordnung, so dass Rechtssicherheit für die Markteilnehmer beim freien Verkauf von synthetischen paraffinischen Dieselkraftstoffen geschaffen wird. Anders als in anderen EU-Ländern sind Kraftstoffe nach DIN EN 15940 in Deutschland nicht für den freien Verkauf zugelassen, da befürchtet wird, dass durch eine Zulassung auch verstärkt Kraftstoffe auf Palmöl-Basis (HVO – hydrierte Pflanzenöle vgl. zu BtL) eingesetzt werden könnten.
Die verschiedenen Herstellungsprozesse für synthetische Kraftstoffe (Fischer-Tropsch und Bergius Pier Verfahren) sind energieaufwändig und haben sich in der Vergangenheit nicht am Markt gegen Erdölbasierte Kraftstoffe durchsetzen können. Zudem bestehen auch ökologische Nachteile, da durch die Verarbeitung von bspw. Kohle zu flüssigen Kraftstoffen deutlich höhere Treibhausgas-Emissionen erreicht werden als durch die Nutzung erdölbasierter Kraftstoffe.
Synthetische Kraftstoffe, die bspw. auf grünem Wasserstoff (H2) basieren, haben einen entscheidenden Vorteil: H2 ist in der Natur nahezu unendlich vorhanden und kann klimaneutral hergestellt werden. Per Elektrolyse von Wasser mit erneuerbarem Strom kann Wasserstoff erzeugt werden und anschließend zu "strombasierten Kraftstoffen“ so genannten E-Fuels verarbeitet werden.
Insbesondere in Bereichen, die nicht direkt elektrifiziert werden können, wie beispielsweise die Luft- oder die Schifffahrt, werden synthetische Kraftstoffe eine zentrale Rolle spielen um die THG-Emissionen dieser Sektoren zu reduzieren. Dies bietet mit den zu erwartenden Preisen für erneuerbare Energien neben ökologischen Vorteilen auch ökonomische Vorteile gegenüber anderen klimafreundlichen Kraftstoffalternativen wie Biokraftstoffe der ersten und zweiten Generation. Auf Wasserstoff basierenden E-Fuels bieten deutlich größere Mengenpotentiale als Biokraftstoffe.
Da die Potentiale für die Erzeugung erneuerbaren Stroms in Deutschland nicht ausreichen, verfolgt die Bundesregierung in der Nationalen Wasserstoffstrategie eine Importstrategie für strombasierte Kraftstoffe. Dabei entstehende Märkte bieten auch Chancen für solche Länder, die bislang keine Energie exportiert haben, wodurch sich die Abhängigkeiten Deutschlands von bestimmten Energielieferländern langfristig reduzieren könnten, auch wenn Deutschland weiterhin auf Energieimporte aus Drittstaaten angewiesen sein wird.
Weitere Informationen zu synthetischen und paraffinen Kraftstoffen finden Sie bspw. hier:
https://www.bmuv.de/faqs/alternative-...
Sehr geehrter Herr
<< Antragsteller:in >>, wir hoffen, diese Informationen sind hilfreich für Sie und wünschen Ihnen alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen