Neue Kampagne „Verschlusssache Prüfung“Stoppt das Klausurheberrecht!

Um sich ordentlich auf Abschlussprüfungen vorzubereiten, sind Übungen mit Vorjahresaufgaben unabdingbar. Schüler:innen können sie jedoch nur selten öffentlich einsehen, sondern müssen sie von Verlagen als Übungsheft kaufen – obwohl die Aufgaben mit Steuergeldern erstellt wurden.

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Bereits 2019 haben wir mit „FragSieAbi“ gemeinsam mit Wikimedia Deutschland Druck auf die Bildungspolitik ausgeübt. Per Informationsfreiheitsanfragen konnten wir viele Abiturprüfungen der Vorjahre befreien. Mit „Verschlusssache Prüfung“ starten wir die Kampagne erneut, dieses Mal mit allen zentralen Abschlussprüfungen – denn Prüfungsaufgaben müssen endlich öffentlich sein!

Her mit den Aufgaben!

Trotz langjähriger Forderung von Schüler:innen herrscht in Baden-Württemberg, Saarland und Hessen weiter Stillstand. Hamburg hat sogar das Transparenzgesetz geändert – Prüfungen können jetzt nicht mehr angefragt werden. Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es bisher keine Anzeichen, Aufgaben veröffentlichen zu wollen.

Dabei ist es gerade jetzt wichtig, dass alle Zugang zu den Prüfungsaufgaben haben. Vorjahresprüfungen sind zur Vorbereitung quasi Voraussetzung, in vielen Bundesländern aber nur käuflich von privaten Unternehmen erhältlich. Wie die PISA-Studien zeigen, gibt es kaum einen vergleichbaren Industriestaat, in dem Bildungserfolg so stark mit dem Einkommen der Eltern zusammenhängen (Quelle). Durch Homeschooling wird die Lage zusätzlich verschärft. Es ist zwar in einigen Ländern möglich, über das Schulsekretariat an die Aufgaben zu kommen – das war aber schon vor Corona mit Aufwand für Schüler:innen und Schulen verbunden, und kaum jemand kannte oder nutzte diese Möglichkeit. Für Schüler:innen gibt es also keine einfache Möglichkeit, an die Aufgaben heranzukommen, ohne unter Umständen tief in die Tasche zu greifen.

Es gibt Licht am Ende des Tunnels

Durch die Ankündigung der Kampagne konnten wir Niedersachsen dazu bewegen, auch Prüfungsaufgaben der Haupt- und Realschulabschlüsse zu veröffentlichen – damit bleiben sie klarer Vorreiter. Auch Bremen und Schleswig-Holstein richten aktuell ein Portal ein, über das Schüler:innen die Vorjahresprüfungen herunterladen können. In Bayern gibt es über Mebis auch die Möglichkeit, an die Aufgaben zu kommen – jedoch wird bis jetzt nur eine geringe Anzahl an Fächern bereit gestellt.

Berlin/Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen streben auch eine Veröffentlichung an, haben jedoch Bedenken aufgrund des Urheberrechts. Oftmals werden Rechte für Grafiken oder Textquellen nicht zu Veröffentlichungszwecken gekauft, gemeinfreie Inhalte finden nur selten Verwendung. Als Zwischenlösung werden diese Aufgaben vielleicht geschwärzt veröffentlicht. Langfristig braucht es aber eine Öffnung des Urheberrechts, die eine Ausnahme für Lernzwecke erlaubt.

Daher brauchen wir jetzt erst Recht eure Hilfe: fragt Aufgaben an, damit diese endlich öffentlich werden!

zur Kampagne

Hintergründe bei netzpolitik.org

Vorheriger Artikel: 21.06.2019 – Die Bilanz

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