B 2020/0170 Vorlage

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Kommunaler Klimaschutz: Datenbasis der kommunalen THG-/CO2-Bilanzierung

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Stadt Wolfsburg Stadtrat Schriftlicher Bericht B 2020/0170 öffentlich 5. Zwischenbericht zum Umsetzungsstand des CO2 - Minderungskonzeptes Beratungsfolge Datum          Gremium                                        Zuständigkeit Ausschuss für Bürgerdienste, Energie und 16.11.2020                                                    Kenntnisnahme Umwelt sowie Feuerwehr 17.12.2020     Klimabeirat                                    Kenntnisnahme Die Verwaltung berichtet Folgendes: Der Rat der Stadt Wolfsburg hat 2009 beschlossen, die CO2-Emissionen im Stadtgebiet bis 2020 um 20 % gegenüber dem Basisjahr 2000 zu reduzieren (Vorlage V 0819/2009). Im Jahr 2000 lag der CO2-Ausstoß bei insgesamt 685.471 t. Die Verwaltung wurde beauftragt, unter Einbindung der Wolfsburger EnergieAgentur, die im kommunalen CO2-Minderungs- konzept genannten Maßnahmen umzusetzen, weitere Maßnahmen zu entwickeln und regelmäßig über den Umsetzungsstand zu berichten. Mit dem vorliegenden Bericht wird die CO2-Bilanz für das Jahr 2018 dargestellt, die Entwicklung der CO2-Emissionen seit dem Jahr 2000 aufgezeigt und die bereits durchgeführten und geplanten Energie- und CO2-Minderungsmaßnahmen seit dem letzten Zwischenbericht (B 2018/0075) beschrieben.
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1. Entwicklung der CO2-Emissionen 2000 – 2018 1.1 CO2-Bilanz 2018 Im Jahr 2018 lagen die CO2-Emissionen im Wolfsburger Stadtgebiet bei insgesamt 560.919 t. Das entspricht einer CO2-Minderung von 124.552 t bzw. 18,2 % gegenüber dem Bezugsjahr 2000. Damit wird das Wolfsburger Klimaziel, die CO2-Emissionen bis 2020 um 20 % zu reduzieren, erreicht werden. In Tabelle 1 sind die einzelnen Energieverbräuche, die zugehörigen CO2-Faktoren und die daraus ermittelten CO2-Emissionen aufgeführt. Tab. 1: Energie- und CO2-Bilanz für das Jahr 2018 (ohne VW) Die in Wolfsburg 2018 angefallenen CO2-Gesamtemissionen entsprechen einem Pro-Kopf- Verbrauch von 4,47 t. Nach Angaben des Umweltbundesamtes ist die Treibhausgas- Emission in Deutschland in 2018 erstmals auf 866 Mio. t zurückgegangen. Der Pro-Kopf Verbrauch liegt 2018 in Deutschland bei 8,6 t CO2. Dieser Wert kann aber nur zur Orientierung dienen, da die Erhebungsmethoden nur bedingt miteinander vergleichbar sind. Eine Aufteilung der Emissionen nach Sektoren (s. Abb. 1) zeigt, dass der Großteil der anfallenden CO2-Emissionen (40,1 %) immer noch auf die privaten Haushalte entfällt. Der Verkehr verursacht 30,5 % der gesamten CO2-Emissionen. Die Wirtschaft hat einen Emissionsanteil von 26,6 %. Die Stadtverwaltung trägt zu 2,7 % zur CO2-Emissionen bei. Vorlage B 2020/0170                                                                Seite: 2/14
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Abb. 1: CO2-Emissionsanteile nach Sektoren für das Jahr 2018 (ohne VW). Aus der Zuordnung nach Energieträgern (s. Abb. 2) wird ersichtlich, dass der Strombedarf rd. 23 % der Gesamtemissionen verursacht. Treibstoffe tragen zu 31 % des CO2-Ausstoßes bei. Auf die Fernwärme entfallen etwas mehr als 30 %. Heizöl trägt zu etwa 10 % und Gas zu 5 % der Emissionen bei. Erneuerbare und sonstige Energieträger verursachen schätzungsweise 1 % des CO2-Ausstoßes. Abb. 2: CO2-Emissionen nach Energieträgern für das Jahr 2018 (ohne VW). Vorlage B 2020/0170                                                              Seite: 3/14
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1.2 Entwicklung der CO2-Emissionen von 2000 bis 2018 Trotz dynamischer Stadtentwicklung in Wolfsburg konnten die CO2-Emissionen seit dem Jahr 2000 um 18,2 % gemindert werden. In der Abbildung 3 ist die Entwicklung der CO2- Emissionen seit dem Jahr 2000 dargestellt. Abb. 3: Entwicklung der CO2-Emissionen in Wolfsburg im Zeitraum von 2000 - 2018 (ohne VW). Seit dem 4. Zwischenbericht zur Entwicklung bis 2016 sind die Energieverbräuche (in t CO2) im Bereich Wirtschaft weiter signifikant gesunken (s. Abb. 3). Im Bereich der Privathaushalte sind die Verbräuche bei etwa gleich gebliebener Einwohnerzahl ebenfalls im Vergleich zu 2016 gesunken. Im Sektor Verkehr und bei der Stadtverwaltung sind die absoluten Verbräuche seit 2016 in etwa gleich geblieben. 1.2.1 Stromverbrauch 2000 – 2018 In Abbildung 4 ist die Entwicklung der Stromverbräuche seit dem Jahr 2000 dargestellt. Der Strombedarf ist im Zeitraum von 2000 - 2010 kontinuierlich gestiegen. Seit 2011 ist allerdings ein positiver Trend erkennbar: trotz Bevölkerungswachstum und vermehrter Ausstattung mit Elektrogeräten in den Haushalten ist der Strombedarf insgesamt rückläufig, wenn auch in 2018 wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen ist. Die Gründe für den insgesamt sinkenden Stromverbrauch liegen vor allem im technologischen Fortschritt (Neuanschaffung von energieeffizienten Geräten), aber auch im energiesparenden Verhalten. Die strombedingten CO2-Emissionen werden über den Stromverbrauch und den Emissionsfaktor ermittelt. Somit wirkt sich insbesondere ein sinkender CO2-Faktor zusätzlich positiv auf die Emissionen aus. Infolge des steigenden Anteils an erneuerbaren Energien am Strommix hat sich der Faktor seit 2012 kontinuierlich verbessert. Vor dem Hintergrund des wachsenden Konsums und den Grenzen technischer Möglichkeiten ist die kontinuierliche Senkung der Treibhausgasemissionen nur durch eine stetige Verbesserung des CO2-Faktors möglich. Daher ist der Ausbau der erneuerbaren Energien eine wichtige und richtige Strategie für die Erreichung der Klimaziele. Vorlage B 2020/0170                                                                     Seite: 4/14
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600.000                                                                                                                         0,700 0,600 500.000                                  477.591        475.243        465.119 464.000                                                     459.408 447.861      449.178 417.592                                                                                                               0,500 400.000 Strom-Verbrauch / Emission CO2-Faktor 0,400 300.000        270.600 231.072                        241.899                                                            0,300 206.513 205.842 200.000 163.090 0,200 131.671      128.914 100.000 0,100 0                                                                                                                          0,000 2000            2008           2010           2012           2014           2016          2017         2018 Verbrauch [MWh]                           CO2-Emissionen [t]                        CO2-Faktor [t/MWh] Abb. 4: Übersicht über die Stromverbräuche, die CO2-Faktoren und die strombedingten CO2- Emissionen im Zeitraum 2000 - 2018. 1.2.2 Fernwärmeverbrauch 2000 – 2018 Die Abbildung 5 zeigt die Entwicklung der Fernwärmeverbräuche in Wolfsburg seit dem Jahr 2000. Insgesamt ist der Fernwärmeverbrauch im Jahr 2018 gegenüber 2000 um 5,3 % gestiegen, was sicherlich mit dem Bevölkerungszuwachs und den höheren Wohnansprüchen (mehr Quadratmeter pro Einwohner) zusammenhängt. 900.000 800.000                                  788.652 694.918                             697.940                       700.104        709.189 685.167 700.000   650.579 Fernwärme Verbrauch / Emission 604.315 600.000 500.000 400.000 300.000 200.000                        174.424        196.374                       150.474      174.326       176.588      170.607 173.787 139.224 100.000 0 2000            2008           2010           2012           2014           2016          2017        2018 Verbrauch [MWh]                              CO2-Emissionen [t] Abb. 5: Übersicht über die Fernwärmeverbräuche und deren CO2-Emissionen im Zeitraum 2000 - 2018. Vorlage B 2020/0170                                                                                                                                              Seite: 5/14
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Nach einem vergleichsweise geringen Anstieg des Fernwärmeverbrauchs im Jahr 2017 im Vergleich zu 2016, ist der Verbrauch im Jahr 2018 um 3,5 % zurückgegangen. Dies ist mit den hohen durchschnittlichen Temperaturen in 2018 zu erklären. Der CO2-Emissionsfaktor der Fernwärme ist im Vergleich zu anderen Energieträgern aufgrund der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) gering. Mit der KWK wird für die kombinierte Erzeugung von Strom und Wärme ein deutlich höherer Wirkungsgrad erreicht und weniger CO2 emittiert als bei der getrennten Erzeugung von Strom und Wärme. Dies verdeutlicht die hohe Bedeutung des Fernwärmenetzes für die Wolfsburger Klimaschutzziele. 1.2.3 Andere Energieträger Untergeordnet werden in Wolfsburg Heizöl und Gas als Energieträger für die Wärmenutzung verwendet. Der Gasverbrauch in Wolfsburg hat sich seit dem Jahr 2000 (rd. 63.000 MWh) auf rd. 126.000 MWh in 2018 verdoppelt. Der Heizölverbrauch sinkt dagegen stetig. Betrug er im Jahr 2000 noch rd. 227.700 MWh, so ist er in 2018 auf rd. 182.600 MWh gesunken. Die regenerativen Energieträger wie Umweltwärme, Sonnenenergie und Biogas tragen weiterhin mit Anteilen von weniger als 1 % zur Wolfsburger Energiebilanz bei. Die Menge an Biogas, das in Wolfsburg zwischen 2016 und 2018 produziert und verbraucht wurde ist um etwa 3.000 MWh auf rd. 20.300 MWh in 2018 gesunken. Die Nutzung von Umweltwärme ist dagegen seit 2017 leicht gestiegen auf rd. 3.800 MWh in 2018. Braunkohle wird nach Auskunft der Schornsteinfeger-Innung nur noch vereinzelt als Heizmittel für Öfen eingesetzt. Vorlage B 2020/0170                                                               Seite: 6/14
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2. Stand der Klimaschutzmaßnahmen in Wolfsburg Im folgenden Kapitel werden die seit dem letzten Zwischenbericht umgesetzten und in Umsetzung befindlichen Maßnahmen zur Reduzierung von Energie- und CO2-Emissionen zusammengefasst. Hierbei erfolgt eine Aufteilung in die Handlungsfelder Privathaushalte, Stadtverwaltung, Verkehr, Erneuerbare Energien und Gewerbe, Handel, Dienstleistung (GHD).ss 2.1 Handlungsfeld Privathaushalte Im Sektor Privathaushalte konnten seit dem Jahr 2000 bereits große Mengen CO2 eingespart werden. Jedoch verursachen die privaten Haushalte mit über 40 % noch immer den größten Teil      der     jährlichen       CO2-Emissionen          im      Stadtgebiet.    Um  die privaten Klimaschutzbemühungen weiterhin anzuregen und zu unterstützen, wird die Stadt die Energieberatungsangebote über die Wolfsburger Energieagentur weiterführen. 2.1.1 Wolfsburger EnergieAgentur Die Wolfsburger EnergieAgentur (WEA) hat sich als unabhängige Beratungsinstanz in Wolfsburg etabliert. Sie führt Beratungen zur energetischen Sanierung von Wohnimmobilien und zur energieeffizienten Bauweise für Neubauten durch. Kern der Beratung ist dabei auch die gezielte Nutzung der Fördermittel von Bund und Land. Seit 2015 berät die Wolfsburger EnergieAgentur im “Solar-Check” Immobilieneigentümer, die mit einer Solarwärmeanlage ihre Heizung entlasten oder mit einer Photovoltaikanlage selbst Strom produzieren möchten. Seit April 2016 bietet die Wolfsburger EnergieAgentur GmbH in Kooperation mit der Wolfsburger Interessengruppe Sozialhilfe e. V. das Projekt „Stromspar-Check Wolfsburg“ an. 2.1.2 Altbausanierung und energieeffiziente Neubauten Von 2012 bis 2016 hat die Stadt Wolfsburg gemeinsam mit der Wolfsburger Energieagentur ein Förderprogramm für die energetische Sanierung von privaten Wohnimmobilien aufgelegt, mit dem insgesamt 143 Haussanierungen gefördert wurden. Seit 2017 werden energetische Sanierungen ausschließlich von Bund und Land gefördert. Die Tabelle 2 zeigt die Anzahl der in Wolfsburg in Anspruch genommenen Fördermittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) seit 2009. Die zwischen 2012 und 2016 durch die Stadt Wolfsburg geförderten Sanierungen sind zumindest teilweise inbegriffen. Tab. 2: Förderungen der KfW im Stadtgebiet von Wolfsburg seit 2009 (Quelle: kfw-Förderreport) Energieeffizient bauen             Energieeffizient sanieren bis zumEffizienzhaus      Einzelmaßnahme Anzahl der                Anzahl der             Anzahl der Jahr      Neubauten          Mio. € Gebäude        Mio. € Gebäude         Mio. € 2009             93           9          23         2             47       1 2010            164           9          10         3             28       1 2011            123           7          11         1             14       0 2012            102           5          19         1             41       2 2013            125         10           30         2             47       2 2014            105         19           24         6             44       2 2015            207         17           18         5             32       1 2016            131         21           18        12             21       1 2017             84         98           17         5             23       1 2018             48       12,2           10       4,7             11    0,4 2019            128       49,9           12       7,9             12    0,5 Summen             1.310      257,1          192     49,6             320   11,9 Vorlage B 2020/0170                                                                        Seite: 7/14
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Im Jahr 2018 hat die KfW den Neubau von 48 energieeffizienten Wohngebäuden in Wolfsburg mit einem finanziellen Volumen von 12,2 Mio. Euro gefördert. Des Weiteren wurden insgesamt 21 Wohnimmobilien im Stadtgebiet mit Fördermitteln der KfW in Höhe von 5,1 Mio. Euro teilweise oder bis zum Effizienzhaus saniert. Insgesamt wurden in Wolfsburg seit 2009 rund 320 Wohngebäude teilweise und 192 Gebäude bis zum Effizienz-Standard saniert. Pro saniertem Gebäude werden jährlich durchschnittlich 12.600 kg CO2 eingespart. Die WEA arbeitet kontinuierlich an einer Fortsetzung der Sanierung von Bestandsgebäuden und der Energieoptimierung von Neubauten. Es werden Beratungskampagnen durchgeführt, bei denen Hausbesitzer über energetische Maßnahmen und deren Förderung informiert werden. 2.1.3 Solar-Check Die Beratung von Wohneigentümern zur Nutzung solarer Energie findet in zeitlich begrenzten Kampagnen im Frühjahr und Herbst statt. Sie wird gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Die Nachfrage an der Beratung ist groß mit steigender Tendenz. In den letzten Jahren wurden jährlich durchschnittlich 45 private Photovoltaik Anlagen auf Wolfsburger Wohnimmobilien gebaut. Im Jahr 2018 gab es im Stadtgebiet insgesamt 875 Anlagen, die eine Strommenge von rd. 7760 MWh/a produzieren. Durch das Beratungsangebot der WEA soll die Anzahl dieser Anlagen weiter erhöht werden. Denn die Einspeisung von privat produziertem Strom ins öffentliche Netz wirkt sich positiv auf den CO2-Faktor des Wolfsburger Stroms aus. 2.1.4 Stromspar-Check Wolfsburg Im Projekt Stromspar-Check werden einkommensschwache Haushalte mit dem Ziel beraten, ihre Energiekosten zu reduzieren. Dazu ermitteln und analysieren sogenannte Stromsparhelfer vor Ort den Energie- und Wasserverbrauch der Haushalte, geben Tipps zur Nutzung sowie zum energieeffizienten Verhalten und bauen kostenlos Energiesparartikel im Wert von ca. 70 € ein, die über Bundesmittel finanziert werden. Außerdem erhalten die Haushalte bei Bedarf 100 € als Zuschuss für ein energieeffizientes Kühlgerät. Im Jahr 2016 wurden mithilfe der WEA 100 Beratungen durchgeführt. In 2017 und 2018 wurden jeweils 135 Haushalte beraten, in 2019 waren es 82 Haushalte. Ein Haushalt spart durchschnittlich durch die Beratung und die eingebauten Soforthilfen jährlich ca. 500 kg CO2 ein. Aktuell wird die Emission durch die seit 2016 in den 452 Haushalten eingesetzten Energiesparartikel um rd. 230 t CO2 pro Jahr reduziert. Hochgerechnet auf die durchschnittliche Lebensdauer der Artikel werden voraussichtlich etwa 1.600 t CO2 eingespart. Auch hier arbeitet die WEA an einer weiteren Steigerung der Anzahl teilnehmender Haushalte. 2.1.5 Öffentlichkeitsarbeit Die Stadt Wolfsburg hat gemeinsam mit der WEA verschiedene Informations- und Beratungsangebote erarbeitet und in die Öffentlichkeitsarbeit eingebettet. Dazu gehören u.a. gedruckte Informationen (Broschüren, Flyer), die Zusammenarbeit mit den Medien (insbesondere lokale Presse) und die Nutzung des Internets als Informationsplattform. Im Rahmen          von   zielgruppenspezifischen    Infoveranstaltungen    wurde    über       die Beratungsangebote aufmerksam gemacht. Die Öffentlichkeitsarbeit im Klimaschutz wird auch weiterhin aktiv durch Beratungsangebote und Aktionen fortgeführt. 2.1.6 Stärkung einer energieeffizienten Bauweise und Energieversorgung Die Stadt Wolfsburg prüft für Neubaugebiete, ob eine möglichst klimaneutrale Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien möglich ist. In Neubaugebieten mit Anschluss-        und   Benutzungszwang      für   die   Fernwärme     werden    einheitliche Befreiungstatbestände definiert, die einen energieeffizienten und klimaschonenden Wohnungsneubau fördern. Prinzipiell soll die Nutzung von Fernwärme gefördert werden, die aufgrund der Kraftwärmekopplung einen günstigen CO2-Faktor aufweist. Eine Befreiung vom Anschlusszwang kann z.B. durch den Bau von Niedrigenergiehäusern (mindestens KfW-40 Vorlage B 2020/0170                                                                  Seite: 8/14
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Standard) gewährt werden. Da sich bauliche und Energieeffizienz-Standards sowie gesetzliche Vorgaben stetig weiterentwickeln, findet hierzu eine fachliche Abstimmung und Lösungsfindung in einer internen Arbeitsgruppe sowie den lokalen Energieversorgern statt. 2.1.7 Sanierungsmanagement Detmerode Mit Fördermitteln der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) wurde 2014/2015 ein integriertes energetisches Quartierskonzept für Detmerode erstellt, um aufzuzeigen, welche technischen und wirtschaftlichen Energieeinsparpotenziale im Quartier bestehen und welche konkreten Maßnahmen zur CO2-Reduzierung ergriffen werden können. Seit April 2017 arbeitet das energetische Sanierungsmanagement, das in Detmerode energieeffiziente Projekte durchführt. Im November 2017 eröffnete die InfoZENTRALE Energie, die ein Beratungs- und Moderationsangebot für die Bewohner durchführt. Insgesamt können im Detmeroder Projekt unter besonderer Berücksichtigung städtebaulicher, denkmalpflegerischer, baukultureller, wohnungswirtschaftlicher und sozialer Belange bis 2050 ca. 37 % der CO2-Emissionen eingespart werden. 2.1.8 Vernetzte Quartiere für den Zukunftsraum Wolfsburg Die Stadtverwaltung hat gemeinsam mit der TU Braunschweig das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte Forschungsprojekt „Zukunftsraum Wolfsburg 2050“ durchgeführt. In dem Projekt wurden die Akteure im Stadtplanungsprozess, Stadtwerke Wolfsburg AG, Wolfsburg AG, Volkswagen Kraftwerk, Volkswagen Immobilien, Neuland sowie Volkswagen Zukunftsforschung zusammengebracht. Bis Juli 2019 wurde auf Basis innovativer, dezentraler Versorgungskonzepte eine ganzheitliche und vernetzte Energieversorgung für die neuen östlichen Wohnquartiere entwickelt. Die Baugebiete Hellwinkel Terrassen und Steimker Gärten befinden sich bereits in der Umsetzung und streben eine möglichst energiearme und ressourcenschonende Gesamtbilanz an. 2.2 Handlungsfeld Stadtverwaltung 2.2.1 Aufbau Energiemanagementsystem Die Stadt hat 2014 ein Energiemanagementsystem (EMS) installiert. Durch das Energiekataster können die Energieverbräuche für den Bestand der Gebäude detailliert analysiert und Effizienzpotenziale ermittelt werden. Somit dient das System der fortlaufenden Kontrolle des effizienten Betriebs und ermöglicht ein Vergleich der Gebäude untereinander. Zudem ermöglicht das Kataster eine wirtschaftliche Bewertung von Sanierungen. 2.2.2 Bezug von Ökostrom für die Stadtverwaltung Die Stadt Wolfsburg bezieht bereits seit dem Jahr 2012 durchgehend Ökostrom. Der Strombezug wurde seitdem mehrfach neu ausgeschrieben, dabei wurden immer ökologische und wirtschaftliche Vorgaben berücksichtigt. Der aktuelle Liefervertrag bedingt ebenfalls die Lieferung von Ökostrom und hat eine Laufzeit vom 01.01.2020 bis Ende 31.12.2021. Es ist im Vertrag festgeschrieben, dass die Stromzahlungen der Stadt Wolfsburg in den weiteren Ausbau regenerativer Energien investiert werden. Soweit die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen es ermöglichen kann der Vertrag optional verlängert werden. 2.3 Handlungsfeld Verkehr Der Sektor Verkehr verursacht etwa 30 % der anfallenden CO2-Emissionen, wobei der größte Anteil auf den motorisierten Individualverkehr (MIV) zurückzuführen ist. Die größten Handlungsmöglichkeiten der Stadt zur Minderung der verkehrsbedingten CO2-Emissionen liegen bei den Voraussetzungen zur Veränderung des Modal-Splits für die zurückgelegten Wege im Stadtgebiet zugunsten des Umweltverbunds. Darüber hinaus bietet die Elektromobilität viele Potenziale, das bestehende Verkehrssystem umweltfreundlicher zu gestalten und die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern. Mit der Wolfsburger Mobilitätsstrategie „Grüner Faden“ werden Ziele für eine               stadt-, umwelt- und sozialverträgliche Mobilitätsentwicklung entwickelt. Vorlage B 2020/0170                                                                    Seite: 9/14
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2.3.1 Elektromobilitätsstrategie Die Stadt Wolfsburg hat 2016 eine Elektromobilitätsstrategie erarbeitet. Sie steckt die Ziele und Maßnahmen der Stadt im Themenfeld Elektromobilität bis 2025 ab. Hierfür wurden zwölf Handlungsfelder identifiziert, die in den kommenden Jahren bearbeitet werden. Zu den strategischen Zielen zählen u.a. die Minderung der verkehrsbedingten Emissionen, die Erhöhung des Anteils von Elektrofahrzeugen am Gesamtverkehr, die Zunahme des Anteils an alternativen Antrieben im ÖPNV sowie die Steigerung des Radverkehrsanteils am Modal-Split. 2.3.2 Aufbau Ladeinfrastruktur Aufgrund der Zielsetzung der Stadt Wolfsburg den Anteil an Elektro- und Hybridfahrzeugen am gesamten Pkw-Zulassungsbestand bis 2025 deutlich zu erhöhen ist es erforderlich, die Ladeinfrastruktur entsprechend auszubauen. Hierzu hat die Stadt 2016 ein Ladeinfrastrukturkonzept erarbeitet. Im Wolfsburger Stadtgebiet sind aktuell ca. 381 Ladestellen öffentlich zugänglich. Es ist geplant, dort ausschließlich regenerativ erzeugten Strom anzubieten. 2.3.3 (Teil-)Elektrifizierung des ÖPNV Durch eine (Teil-)Elektrifizierung des ÖPNV können die Lärm-, CO2- und Feinstaubbelastungen im Stadtgebiet erheblich reduziert werden. Aktuell hat die Wolfsburger Verkehrs GmbH (WVG) 19 Hybridbusse im Einsatz. Der prozentuale Anteil der Hybridbusse am Gesamtbestand beträgt damit mehr als 20 %. Auch zukünftig plant die WVG neue, verbrauchsarme Busse zu beschaffen. Zudem wird aktuell als einjährige Testphase der Einsatz eines Elektrobusses erprobt. 2.3.4 Förderung Radverkehr Der Rat der Stadt Wolfsburg hat 2016 das Leitbild Radverkehr beschlossen, das eine strategische, systematische Handlungsgrundlage für zukünftige Maßnahmen in der Radverkehrsförderung aufzeigt. In dem Leitbild wurden 24 Zielformulierungen festgelegt, die den inhaltlichen Rahmen für ein zukünftiges Radverkehrskonzept bilden. Ziel ist es, den Anteil des Radverkehrs am Modal-Split kontinuierlich zu erhöhen. Für die Kernstadt wird z.B. ein Zielwert von 25 % bis zum Jahr 2025 festgelegt. Dieses Ziel wurde auch in der Mobilitätsstrategie aufgenommen. Als unterstützende Maßnahme werden Lücken im Radwegenetz geschlossen, wie z.B. im vergangenen Jahr in der Stellfelder Str. in Sandkamp oder entlang der Kreisstraße 114 vom Ilkerbruch bis zum Weyhäuserweg. Außerdem wurde im Herbst letzten Jahres der Neubau der Fußgänger- und Radfahrbrücke in der Braunschweiger Str. (Detmerode) beschlossen. In der Kernstadt wurde im September 2018 eine Ost-West verlaufende Radweg-Achse neu angelegt. Sie verläuft von der Pestalozziallee über die Goethe- und Saarstraße bis über die Kanalbrücke der Oststraße und endet am Werkseingang. Die Umsetzung der vom Arbeitskreis Radverkehr definierten Nord-Süd verlaufenden Radweg-Achse wäre ein wichtiger weiterer Schritt. 2.4 Handlungsfeld Erneuerbare Energien 2.4.1 Energiegenossenschaft Region Wolfsburg e.G. und Photovoltaik Die Energiegenossenschaft Region Wolfsburg e.G. (ERW) wurde 2015 aus der Stadt Wolfsburg, den Stadtwerken Wolfsburg AG, der LSW Energie GmbH & Co. KG (LSW), der Fallersleber Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, der Samtgemeinde Brome und der Samtgemeinde Velpke gegründet. Als Grundstock für die Gesellschaft wurden insgesamt 13 Photovoltaikanlagen erworben. Neue Projekte werden ständig geprüft. Aktuell sind drei neue Projekte in der Betrachtung. Ziel der ERW ist es, die Energiewende vor Ort voranzubringen und die Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen. Dabei sind grundsätzlich alle Arten erneuerbarer Energien denkbar. Vorlage B 2020/0170                                                                  Seite: 10/14
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