B 2020/0170 Vorlage

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Kommunaler Klimaschutz: Datenbasis der kommunalen THG-/CO2-Bilanzierung

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Bis 2019 waren auf 19 städtischen Gebäuden PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 305 kWp installiert. Derzeit in Planung bzw. Umsetzung befinden sich 14 weitere Anlagen mit in Summe nochmals etwa 460 kWp. Darüber hinaus werden im Laufe dieses Jahres weitere städtische Liegenschaften auf den Einsatz von PV-Anlagen hin überprüft, um zukünftig einen kontinuierlichen Ausbau zu ermöglichen. Mit der Solar-Check Kampagne bietet die Wolfsburger Energieagentur in Kooperation mit der Niedersächsischen Klima- und Energieagentur eine kostenlose Beratung an, um die Nutzung von Solarenergie in Privathaushalten zu fördern (s. 2.1.3). 2.5 Handlungsfeld Gewerbe, Handel, Dienstleistung (GHD) Der Sektor Gewerbe und Industrie (ohne VW) verursacht über 26 % der in Wolfsburg entstehenden CO2-Emissionen. Die LSW berät Unternehmen in ihrem Versorgungsgebiet. Die Regionale EnergieAgentur (REA) bietet seit 2016 ein unabhängiges Beratungsangebot für Gewerbetreibende an, um deren Energieeffizienz zu steigern. 2.5.1 Beratungsangebot für Unternehmen zum Thema Material- und Energieeffizienz Die LSW biete für lokale Unternehmen und Firmen eine allgemeine Energieberatung an, um die Energieeffizienz von Betrieben zu verbessern. Die REA bietet in Kooperation mit der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen kostenfreie und unabhängige Impulsberatungen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) im Raum Braunschweig- Wolfsburg zum Thema Material- und Energieeffizienz an. Ziel der Beratungen ist es, Potenziale und Maßnahmen zu identifizieren, mit denen Energiekosten und CO2-Emissionen im Unternehmen eingespart werden können. Bisher war die Resonanz der Betriebe jedoch eher verhalten. Das Beratungsangebot der REA soll 2020 zu geänderten Konditionen neu aufgelegt werden. 2.5.2 Beratungsangebot für Unternehmen zum Thema Solarenergie Die LSW berät Unternehmen in ihrem Versorgungsgebiet zum Einsatz von PV- und Solarthermie-Anlagen. Bei neu errichteten und bestehenden Anlagen werden zudem Energieaudits durchgeführt, bei denen die Einstellungen der Anlagen im Hinblick auf deren Energiegewinne und -verluste optimiert werden. Seit 2017 bietet auch die REA in Kooperation mit der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen unabhängige Impulsberatungen zum Thema Solarenergie für KMU im Raum Braunschweig-Wolfsburg an. Durch speziell geschulte Solarfachberater können die Potenziale für die Nutzung von Solarstrom und -wärme in Unternehmen identifiziert und wirtschaftlich umsetzbare Maßnahmen aufgezeigt werden. Vorlage B 2020/0170                                                              Seite: 11/14
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3. Ausblick Aufgrund des positiven Wanderungssaldos von Wolfsburg und der Schaffung von neuem Wohnraum (Wohnungsbauoffensive “Wohnen + Bauen Masterplan 2020”) wird die Anzahl der Haushalte in den kommenden Jahren steigen. Prinzipiell ist nicht mit einer Verminderung der Wohnansprüche und der Anzahl der elektrischen Geräte in den Haushalten zu rechnen. Es ist also zu erwarten, dass der Strom- und Fernwärmebedarf in Wolfsburg steigt. Der CO2-Emissionsfaktor für die Fernwärme wird durch die Umstellung des VW- Kohlekraftwerkes auf Gas sinken (s. 3.3.). Dies wird sich positiv auf die CO2 Bilanz auswirken und wird den steigenden Fernwärmebedarf durch die wachsende Zahl der Haushalte ausgleichen oder sogar übertreffen. Um der CO2 Emission durch den steigenden Strombedarf entgegen zu wirken, muss der Emissionsfaktor durch einen deutlichen Zuwachs an erneuerbaren Energien in Wolfsburg verbessert werden. Die Stadt Wolfsburg nutzt ihre kommunalen Einflussmöglichkeiten, um den Klimaschutz weiter voran zu bringen. Für die kommenden Jahre werden weitere Möglichkeiten zur Energieeinsparung, Effizienzsteigerung und zum Ausbau der erneuerbaren Energien untersucht. 3.1 Verdichtung der Fernwärmeanschlussquote Seit 2000 wurden bereits 1.416 Ölfeuerungsanlagen durch Umstellung auf Fernwärme ersetzt. Es befinden sich noch etwa 1.000 Ölfeuerungsanlagen im Einzugsgebiet des Fernwärmenetzes. Durch eine Umstellung dieser Heizsysteme auf Fernwärme können die CO2-Emissionen weiter reduziert werden. Die LSW konnte durch ein Angebot zum 80 jährigen Jubiläum der Wolfsburger Fernwärme die Umstellungsquote in 2019 gegenüber den Vorjahren fast verdoppeln. Mit einer Verlängerung dieses Angebotes könnte weiterhin einen erhöhter Anreiz geschaffen werden. Die      Stadt      Wolfsburg wird    mit   der   LSW     zusammenarbeiten,       um        die Fernwärmeanschlussquote weiter zu erhöhen. 3.2 Wohnungsbaugesellschaften Die hiesigen Wohnungsbaugesellschaften haben bereits umfangreiche Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen in ihren Gebäudebeständen durchgeführt und werden auch in den kommenden Jahren in die Modernisierung ihrer Bestände investieren. Zudem werden für Neubauvorhaben zukunftsweisende, energieeffiziente Gebäude geplant, deren Energie- verbräuche deutlich unter den gesetzlichen Vorgaben der EnEV liegen (z. B. Quartier Hellwinkel Terrassen). 3.3 Umstellung Volkswagen Kraftwerk auf Erdgas Volkswagen Kraftwerk stellt zukünftig die Energieversorgung von Steinkohle auf Erdgas um. Ab 2021/2022 sollen Gas- und Dampfturbinenanlagen in Betrieb gehen und die bisherigen Steinkohlekessel ersetzen. Laut einer Pressemitteilung des VW-Konzerns vom März 2018 sollen die jährlichen CO2-Emissionen für die Energieversorgung damit um etwa 60 % reduziert werden. Das wird sich auch positiv auf die städtische CO2-Bilanz auswirken und unterstreicht die Bedeutung des Fernwärmenetzes für den kommunalen Klimaschutz in Wolfsburg. Die Entscheidungen zum Schutz und Ausbau des Fernwärmenetzes waren zielführend. 3.4 Photovoltaik-Programm Die Stadtverwaltung plant eine Photovoltaik Kampagne in Zusammenarbeit mit der ERW, der WEA, der LSW und der Wolfsburg Wirtschaft und Marketing GmbH umzusetzen. Ziel ist es, möglichst viele Privathaushalte zur Anschaffung einer PV-Anlage auf dem Dach des Eigenheims zu bewegen. Es wird bereits anhand neuer PV-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden (z.B. Ratsgymnasium Wolfsburg) aktiv für Photovoltaik geworben. Auch die Beratungsmöglichkeiten der WEA und der LSW sollen mit beworben werden, damit durch die Nutzung der Fördermittel von Land und Bund möglichst viele PV-Anlagen auf Wolfsburger Ein- und Zwei-Familienhäusern umgesetzt werden. Vorlage B 2020/0170                                                                 Seite: 12/14
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Neben der Nutzung von grünem Strom in den Haushalten mit PV-Anlagen würde die Einspeisung des überschüssigen Stromes in das öffentliche Netz auch den CO2-Faktor des Stromes in Wolfsburg verbessern. 3.5 Energiesparen an Schulen Weiterhin ist die Umsetzung eines Energiespar-Modells an Schulen geplant. Dabei werden Schüler dazu aufgefordert, energiesparende Aktivitäten zum Klimaschutz zu entwickeln und durchzuführen. Damit sollen Kenntnisse und das Bewusstsein für Klimaschutz geschärft werden. Im Gegenzug erhalten die Schulen dafür eine Prämie, die sich nach der Anzahl der Schüler und der umgesetzten Aktivitäten richtet. Im Gegensatz zur Prämierung der erreichten Einsparungen (in kWh) erspart sich die Stadt so den hohen Arbeitsaufwand für die Berechnungen. Es ist vorgesehen, in einem ersten Schritt die Wolfsburger Gymnasien dazu aufzufordern, Ideen zum Energie Sparen zu entwickeln und an ihrer Schule umzusetzen. Wenn Interesse besteht, wäre eine Erweiterung des Modells auch an Grund- und anderen weiterführenden Schulen sinnvoll. 3.6 Klimaneutrale Stadtverwaltung Die städtische Verwaltung sollte als Vorbild beim Klimaschutz möglichst schnell auf eine Klimaneutralität hinarbeiten. Bei der Beschaffung des Stromes steht bereits seit einigen Jahren die Null-Emission im Vordergrund. Jedoch sollten auch die übrigen Beschaffungen klimaneutral erfolgen. Hierzu sind Schulungen für die dafür zuständigen Mitarbeiter geplant. Die klimaneutrale Beschaffung muss in der Folge aber auch genehmigungsfähig sein. Sobald eine Klimaneutralität erreicht wird, sollte dies der Bevölkerung kommuniziert werden. Im Rahmen der weiteren Klimaschutzplanungen ist der Zeitpunkt festzulegen, bis wann die Stadtverwaltung klimaneutral ist. Vorlage B 2020/0170                                                                  Seite: 13/14
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4. Fortsetzung des Klimaschutzes Das erste Wolfsburger Klimaschutzkonzept wurde vom Rat der Stadt am 06.05.2009 einstimmig beschlossen. Der Beschluss war mit der Zielsetzung einer Minderung der CO2- Emissionen um 20 % bis zum Jahr 2020 verbunden bezogen auf die Emissionen im Basisjahr 2000. Mithilfe der bereits zahl- und umfangreich durchgeführten sowie weiteren geplanten Klimaschutzmaßnahmen wird das Klimaschutzziel bis 2020 erreicht. Der Rat der Stadt Wolfsburg möchte mit dem Beitritt in das Klima-Bündnis die C02- Emissionen bis zum Jahr 2030 um weitere 20 % reduzieren. Die Stadtverwaltung plant daher eine Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes. Hierzu wird auch der Masterplan 100 % Klimaschutz für den Großraum Braunschweig eingebunden. Außerdem wird sich die Stadt Wolfsburg auch der Klimafolgenanpassung widmen. Es ist vorgesehen, mit einer Förderung durch die Kommunalrichtlinie ein erstes Klimafolgenanpassungskonzept für Wolfsburg erstellen zu lassen. Die Stadt Wolfsburg wird die Emission von Treibhausgasen weiterhin kontinuierlich erfassen und im Abstand von zwei Jahren bilanzieren. Der Bilanzierungsprozess erfolgt mit Unterstützung verschiedener Sachbearbeiter*innen ohne methodische Brüche, so dass eine Vergleichbarkeit der Zahlen gewährleistet ist. Der kommende Bericht zum Stand in 2020 stellt den Endbericht zum ersten Wolfsburger Klimaschutzkonzept dar. Organisationseinheit:                                               Datum Geschäftsbereich Bürgerdienste - Umweltamt                          12.10.2020 Bearbeitung: Herr Baumgardt, 28-1866, Geschäftsbereich Bürgerdienste - Umweltamt Andreas Bauer Keine Anlage/n Vorlage B 2020/0170                                                               Seite: 14/14
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