Vermerk
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „IFG: Stiftung Klima- und Umweltschutz“
Bearbeiterin: Telefon: 8332 Geschäftszeichen: V11l330a - 663 Datum: 21. März 2022 Vorbereitung des Gesprächs mit der Nord Stream 2 AG - Sachstand seit dem 29. Juni 2018 Zu den Genehmigungsverfahren Die Genehmigung aus Dänemark für das Nord Stream 2-Projekt steht weiterhin noch aus. Aufgrund von Vermessungen, technischen Planungen und Umweltuntersuchun- gen konnte durch die Nord Stream 2 AG eine Alternativroute außerhalb der däni- schen Hoheitsgewässer identifiziert werden. Diese Route verläuft nordwestlich von Bornholm und durchquert lediglich die dänische ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ). Am 10. August 2018 hat Nord Stream 2 einen Bauantrag zusammen mit ei- ner Umweltverträglichkeitsprüfung für diese alternative Route nordwestlich von Born- holm (die sogenannte Nordwest-Route) eingereicht. Die entsprechenden Unterlagen wurden in Deutschland durch das Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie ausgelegt (Espoo-Verfahren). Zur Information Wie bereits im Juni angekündigt, hat der Vorhabenträger die auf den Baggerschiffen verwendeten Schmierstoffe auf biologisch abbaubare Stoffe umgestellt, sodass es keine negativen Auswirkungen während eines Zwischenfalls Anfang August 2018 auf dem Stelzenpontonbagger Helene gab. Das dabei ausgetretene Schmierfett konnte zu einem großen Teil vom Technischen Hilfswerk eingefangen werden. Zum Bau der Pipeline Die seeseitigen Bauarbeiten für den deutschen Abschnitt haben am 15. Mai 2018 be- gonnen. Landseitig entsteht westlich des Hafens Lubmin die Molchempfangsstation, in der das Erdgas aus Russland kommend in Deutschland anlandet. Ein Molch ist ein knapp sieben Meter langes und mehr als sieben Tonnen schweres Inspektions- /Messgerät zur inneren Kontrolle der Pipeline. Es wird mit dem Gasstrom von Russ- land nach Lubmin transportiert. Die Molchempfangsstation verbindet die Nord Stream 2-Pipeline mit der unmittelbar benachbarten Erdgasempfangsanlage des Energieversorgers GASCADE und so mit dem deutschen und europäischen Fernleitungsnetz. Auf dem rund 6 Hektar großen Gelände werden sich alle notwendigen Steuerungs- und Regeleinrichtungen sowie benötigten Gebäude und sonstigen Anlagen befinden, die für einen sicheren Betrieb der zwei EUGAL-Pipelinestränge notwendig sind.

2 Zwei ca. 700 Meter lange Mikrotunnel bilden den Übergang vom Unterwasser- zum Landbauabschnitt. Die in der ersten Jahreshälfte 2018 gebauten Tunnel beginnen in- nerhalb der Molchempfangsstation, unterqueren die nördlich gelegene Infrastruktur (Bahnstrecke, Straße, Lärmschutzwall und Versorgungsleitungen) sowie Küstenwald, Düne und Strand und enden im Flachwasserbereich etwa 350 Meter vor dem Strand. Im Sommer 2018 wurden beide Pipelines vom ca. 1 km vor dem Strand verankerten Verlegeschiff C10 in die Tunnel bis zur Molchempfangsstation eingezogen. Diese Tunnel sind inzwischen wieder verdämmt worden. Zuvor mussten die Gräben für beide Rohrleitungen vorbereitet werden. Insgesamt werden im deutschen Küsten- meer ein 28 Kilometer langer Graben für beide Leitungsstränge sowie zwei parallel verlaufende 21 Kilometer lange Gräben für je einen Leitungsstrang angelegt. Bis Ende September wurden mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der 200.000 Rohre, welche die zwei Stränge der Pipeline bilden werden, in Mukran, Deutschland und Kotka, Finnland ummantelt. Über die Hälfte der Rohre wurde an die vier Logistikzen- tren entlang der Pipelineroute geliefert und die zahlreiche Pipelinesegmente wurden bereits in deutschen und finnischen Gewässern verlegt. Das Pipeline-Verlegeschiff „Castoro 10”, betrieben von der italienischen Firma Saipem SpA, hat mehrere Wochen Rohre im Greifswalder Bodden, nahe der deut- schen Anlandestation verlegt und hat die deutschen Gewässer bereits wieder verlas- sen. Die „Audacia“, von der Schweizer Allseas Group S.A. betrieben, ist das zweite Schiff, welches Rohre entlang der Route im deutschen Zuständigkeitsbereich verlegt. Sie begann am 6. Oktober mit der Verlegung der beiden Pipelinestränge in deut- schen Territorialgewässern bei ca. KP 54,4, zentral im ca. 53 Kilometer langen Rohr- graben. Sie wird etwa 38 Kilometer Pipeline in den tieferen Gewässern der deut- schen Territorialgewässer sowie der deutschen AWZ verlegen. Ziel ist es, die Arbei- ten in der 12 sm-Zone von Deutschland bis Ende 2018 abzuschließen. Die verblei- benden Verlegearbeiten in der deutschen AWZ finden 2019 statt. Details zur Verlegung: Die mit Schwerbeton ummantelten Rohre werden auf dem Schiff zusammenge- schweißt, fortlaufend werden alle Schweißnähte überprüft / ummantelt und zum Schluss wird die Pipeline auf den Meeresboden abgesenkt und die Lage vermessen. Nachdem die Pipeline verlegt ist, werden die Rohrgräben wieder verfüllt. Dafür wer- den u.a. Materialien aus der Ausbaggerung von 50Hertz verwendet, mit dem Ziel, die Materialressourcen der Lagerstätte Tromper Wiek zu schonen. Am Ende wird die oberste Schicht mit dem zuvor abgetragenen Material positionsgenau wiederhergestellt. Dies beschleunigt die Regeneration des vor dem Eingriff nachge- wiesenen Benthos und stellt sicher, dass der Eingriff lokal und zeitlich begrenzt ist, ausgeglichen werden kann und somit so gering wie möglich ausfällt. Alle Arbeiten und Ergebnisse werden durch ein umfangreiches Umwelt- und Regene- rationsmonitoring überwacht. Das stellt sicher, dass die in den Antragsunterlagen dargelegten Auswirkungen zum Beispiel hinsichtlich Wassertrübung und Lärm nicht überschritten werden und erhöht die Prognosesicherheit für künftige Vorhaben im Greifswalder Bodden.
