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Anhang B Kapitel 5: Schlaf und Lärm

26 Vallet, M.; Gagneux, J. M.; Clairet, J. M.; Laurens, J. F.; Letisserand, D. (1983). Heart rate
reactivity to aircraft noise after a long term exposure. in Noise as a Public Health Problem
2, 965-971

27 Wagner, W. (1988). Der Einfluß von Straßenverkehrsgeräuschen unterschiedlicher Pegel-
und Zeitstruktur auf den Nachtschlaf. TU Berlin (Dissertation), 1-229

28 Wilkinson, R. T.,; Campbell, K. B. (1984). Effects of traffic noise on sleep: Assessment by
EEG, subjective report, or performance the next day. Journal of the Acoustical Society of
America 75(2), 469-475

In allen diesen Studien handelt es sich bei der Lärmquelle um Straßenverkehrs- oder Fluglärm.
Wenn die Studien im folgenden genannt werden, wird jeweils die Studie unter der oben
angegenen Nr. zitiert. Da in einigen Veröffentlichungen die Ergebnisse mehrer Untersuchungen
dargestellt sind, handelt es sich genaugenommen um 35 Primärstudien.

Die Lärmexposition bestand in 3 Untersuchungen aus Straßenverkehrs- und Fluglärm (2, 7,
12), in 4 Untersuchungen nur aus Fluglärm (13, 14, 25, 26) und in den restlichen
28 Untersuchungen aus Straßenverkehrslärm, der, sofern es sich um intermittierenden Lärm
handelte, meist durch vorbeifahrende LKW verursacht war. Die Studien werden in
alphabetischer Reihenfolge der Erstautoren vorgestellt. Sie umfassen sowohl objektiv meßbare
als auch subjektive Reaktionen. Bei der Bearbeitung der Studien wurde zwischen
kontinuierlichem und intermittierendem Lärm unterschieden. Da die Wirkung einer
Lärmexposition nicht nur von den physikalischen Meßgrößen (LAeq, LAmax, Ereignisanzahl)
abhängt, werden die erkennbaren Moderatoren benannt.

1 [Carter 1994a]
A field study on the effects of traffic noise on heart rate and cardiac arrhythmia during sleep.

Arbeitshypothese der Feldstudie:

Straßenverkehrslärm erhöht bei älteren herzkranken Männern die Herzfrequenz und die
Häufigkeit und Schwere von Herzrhythmusstörungen während des Schlafes.

Datenerhebung:

Es wurden 10 normalhörende Männer im Alter von 56 bis 83 Jahren ausgewählt, von denen
4 unter häufigen Herzrhythmusstörungen während des Schlafes litten. Der Schlaf aller
10 Versuchspersonen wurde zu Hause in 3 Nächten mit Hilfe von EEG-, EMG-, EOG- und
EKG- Aufzeichnungen untersucht. Zusätzlich wurden die Atmung und die Sauerstoffsättigung
des Blutes in jeder Untersuchungsnacht kontrolliert. Die erste Nacht diente zur Gewöhnung an
die Untersuchungsbedingungen. Von den folgenden 2 Nächten wurde eine zur Auswertung
herangezogen. Alle Probanden wohnten an einer sehr verkehrsreichen Straße. Der Lärm wurde
außen, an der Fassade und im Schlafraum aufgezeichnet. Mit Hilfe einer Videokamera konnte
die Anzahl der vorbeifahrenden Fahrzeuge in 15-Minuten Intervallen bestimmt werden. Alle
20 Sekunden wurden der LAeq, LAmax, Lpk und die Überschreitungspegel L90, L10 und L1
ermittelt. Zusätzlich wurden Lärmereignisse bestimmt, die draußen 70 dB(A) und innen
50 dB(A) für zwei Sekunden überschritten. Die ge messenen Pegel überschritten alle
international empfohlenen Kriterien für eine angemessene Schlafqualität. So erreichte zum
Beispiel der Leq innen gemittelt über jeweils 15 Minuten zwischen 22:00 und 7:00 Uhr Werte
zwischen 43 und 54 dB(A).

 

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Ergebnisse:

Die wichtigsten Ergebnisse waren, daß die Herzfrequenz und die Häufigkeit von
Herzrhythmusstörungen nicht mit dem LAegq, Lpk oder L1 innen in den Schlafstadien 2, 4 und
REM korrelierte. Bei 2 Versuchspersonen zeigte sich eine signifikante Beziehung zwischen
einzelnen Lärmereignissen und Herzrhythmusstörungen 20 bis 40 Sekunden später.

2 [Carter 1994b]

Environmental noise and sleep - A study of arousals, cardiac arrhythmia and urinary
catecholamines.

Arbeitshypothese der Laborstudie:

Es besteht eine Beziehung zwischen Lärmereignissen, Aufwachreaktionen, Schlafstadien und
ventrikulären vorzeitigen Kontraktionen (VVK). Ferner wurde überprüft, ob die gesamte
nächtliche Ausscheidung von Katecholaminen im Urin durch eine Lärmexposition während des
Schlafes erhöht wird.

Datenerhebung:

9 Versuchspersonen mit Herzrhythmusstörungen, einer 26 Jahre alt, die anderen 8 zwischen
46 und 75 Jahre alt, verbrachten 4 nicht aufeinanderfolgende Nächte in einem Labor im
Krankenhaus. Die erste Nacht war zur Eingewöhnung, die zweite bis vierte Nacht war eine
Ruhe- und 2 Lärmnächte. Die Lärmnächte bestanden aus 50 über zwei Lautsprecher
eingespielte Fluglärm- oder 50 LKW-Lärmereignisse. Die zeitlichen Abstände zwischen den
Ereignissen waren willkürlich gewählt. Der Lmax variierte zwischen 65 und 72 dB(A). Der
nächtliche Hintergrundlärmpegel (22:00-7:00 Uhr) wurde vor Beginn des Experiments im
Schlafraum aufgezeichnet. Der höchste gemessene Kurzzeitmittelungspegel (LAeq1lMin.)
betrug 32 dB(A). Während des Schlafes der Probanden wurden EEG-, EOG-, EMG- und
EKG-Aufzeichnungen gemacht.

Die Katecholamine wurden im Sammelurin bestimmt. Die Probanden wurden gebeten, vor dem
zu Bett gehen die Blase zu leeren. Danach wurde der Urin gesammelt (nachts und am Morgen)
und die Menge an Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin in ihm bestimmt.

Ergebnisse:

Es konnte festgestellt werden, daß der Lärm die Wahrscheinlichkeit für Arousalreaktionen in
gleichem Maße in allen Schlafstadien erhöhte (p < 0,05), daß es in Lärmintervallen signifikant
mehr Schlafstadienwechsel gab als in Ruheintervallen und daß die VVK nicht signifikant mit
Lärmereignissen korrelierten. Die Lärmnächte unterschieden sich von den Ruhenächten nicht in
der Katecholaminausscheidung.

3 [Eberhardt 1987]

The disturbance by road traffic noise on the sleep of young male adults as recorded in the
home.
Arbeitshypothese der Feldstudie:

Bei Straßenverkehrslärm sind Primärreaktionen bei jungen Männern, die mindestens ein Jahr
lang an einer Straße mit hohem nächtlichen Verkehrsaufkommen lebten, zu beobachten.
Datenerhebung: Es wurden 7 allein lebende Männer im Alter von 21-27 Jahren als Probanden

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ausgewählt. Sie waren gute Schläfer und hatten normales Hörvermögen. Durch Anbringen von
Isoliermaterial an die Fenster wurde der Geräuschpegel innen um im Mittel 8 dB(A) abgesenkt.
Der modifizierte LTeq (Beiträge unterhalb 40 dB(A) wurden ausgeschlossen) für die
Lärmbedingung betrug für die Untersuchungsgruppe 36 +- 4 dB(A). Bestimmt wurde ebenfalls
die Anzahl der Fahrzeuge, die einen bestimmten Spitzenlärmpegel überschritten. Die
Lärmpegel innen und außen wurden während der ganzen Nacht gemessen und das zeitliche
Auftreten und die maximale Amplitude der Lärmereignisse registriert. Eine Testserie dauerte in
der Regel 21 Tage und gestaltete sich folgendermaßen: 2 Gewöhnungsnächte, 2 Lärmnächte,
2 Ruhenächte, 7 Ruhenächte ohne Messung, 2 Gewöhnungsnächte, 2 Ruhenächte, 2
Lärmnächte. Während des Schlafes wurde das EEG, EMG und EOG der Probanden
aufgezeichnet und zwar immer für die ersten beiden Nächte mit geänderten Geräuschpegeln.
Zwei kurze Fragebögen mit Fragen zur Müdigkeit, zu Gefühlen der Angespanntheit und zur
Schlafqualität wurden erhoben.

Ergebnisse:

Es konnte gezeigt werden, daß die Probanden sich auch nach einem Jahr nicht vollständig an
den Lärm gewöhnt hatten. Durch die Schallpegelminderung erreichten die Probanden früher die
Tiefschlafphase und diese verlängerte sich auch. Gleichzeitig erhöhte sich die Anzahl der
Körperbewegungen und Schlafstadienwechsel in den Ruhenächten im Vergleich zu den
Lärmnächten. Als geeignetes Lärmmaß zur Beschreibung der Lärmexposition wurde statt des
LAeq der N50 oder N55 (Anzahl der Fahrzeuge pro Nacht mit Spitzenpegeln über 50 oder
55 dB(A)) vorgeschlagen. Lärminduzierte Aufwachreaktionen ereigneten sich nur selten. Die
subjektive Schlafqualität war signifikant mit dem N55 korreliert.

4 [Eberhardt 1990]

The disturbance by road traffic noise of the sleep of prepubertal children as studied in the
home. In dieser Veröffentlichung werden zwei Studien beschrieben.

Arbeitshypothese der Feldstudien:
Straßenverkehrslärm beeinflußt den Schlaf von normalhörenden 6-11 jährigen Kindern.

Datenerhebung:

Es wurden zwei Gruppen von Kindern ausgewählt und unterschiedlichen Lärmbedingungen
exponiert. Gruppe 1 (4.1) bestand aus 8 Kindern, die entlang Straßen ohne nächtlichen
Verkehrslärm lebten. Sie wurden innerhalb von 3 Wochen in 4 oder 5 Nächten drei
unterschiedlichen Lärmsituationen ausgesetzt. Diese bestanden aus aufgenommenen,
willkürlich verteilten, im Mittel 68 LKW-Lärmereignissen pro Nacht mit Maximalpegeln von
45, 55 oder 65 dB(A). Der Hintergrunglärmpegel war für alle Probanden unter 26 dB(A).

Die ersten beiden Nächte dienten der Gewöhnung und 2 Nächte (eine am Anfang, eine am
Ende) als Bezugsnächte (Ruhenächte). Gruppe 2 (4.2) bestand aus 5 Kindern, die entlang
Straßen mit nächtlichem Verkehr lebten. Durch Anbringen von Isoliermaterial an die Fenster in
der zweiten Woche, der insgesamt drei Wochen dauernden Untersuchung, wurde derLärmpegel
innen um 11 dB(A) reduziert. EEG, EMG; EOG und Körperbewegungen wurden für beide
Gruppen in vier Nächten pro Woche (Montag bis Donnerstag) aufgezeichnet. Am Morgen
mußte ein einfacher Fragebogen zur subjektiv empfundenen Schlafqualität beantwortet werden.

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Ergebnisse:

Die wichtigsten Ergebnisse waren für Gruppe 1, daß vorbeifahrende LKW Körperbewegungen
induzieren konnten und daß bei Lmax = 65 dB(A) Probanden erwachten, erhöhte intermittierte
Wachzeiten aufwiesen und sich die subjektive Schlafqualität verschlechterte. Für Gruppe 2
war nach der Isolation der Fenster die Einschlaflatenz signifikant um 7 Minuten verkürzt und
die Menge an REM Schlaf war signifikant erhöht.

5 [Eberhardt 19876]

The influence of continuous and intermittent traffic noise on sleep.

Arbeitshypothese der Laborstudie:
Straßenverkehrslärm verändert den Schlaf von jungen Männern.

Datenerhebung:

Als Probanden wurden 9 junge Männer (20-26 Jahre alt) ausgewählt, die gute Schläfer,
normalhörend und nicht an nächtlichen Verkehrslärm gewöhnt waren. Sie verbrachten zunächst
3 aufeinanderfolgende Nächte unter Ruhebedingungen (Leq = 27 dB(A)) und dann eine unter
Lärmbedingungen im Schlaflabor. Danach kamen sie 6 Wochen lang für jeweils
2 aufeinanderfolgende Nächte ins Schlaflabor. Hierbei diente jeweils die erste Nacht der
Gewöhnung und die zweite der Verkehrslärmexposition. Nach Durchführung und Auswertung
einer Pilotstudie wurden für die Hauptstudie sieben Arten der Lärmexposition ausgewählt. Es
handelte sich um kontinuierlichen und intermittierenden (50 vorbeifahrende

LKW) Verkehrslärm und um eine Kombination beider mit einem Leq zwischen 29 und 46
dB(A) und Lmax zwischen 38 und 56 dB(A). Variiert wurden auch der Beginn und das Ende
der Exposition. Für einen Lärmtyp wurde der Einfluß von Ohrstöpseln untersucht. Während
des Schlafes der Probanden wurden ihr EEG, EMG; EOG, EKG und ihre Atmung
kontinuierlich aufgezeichnet. Fragebögen zur Schlafqualität und Stimmung mußten auch
beantwortet werden.

Ergebnisse:

Es konnte nachgewiesen werden, daß der Verkehrslärm zu Schlafstadienwechseln und
Aufwachraktionen führte. Besonders erwähnenswert ist die Feststellung, daß kontinuierlicher
Verkehrslärm (Leq = 45 dB(A)) den REM Schlaf und intermittierender (Lmax = 45 dB(A)) den
Tiefschlaf verminderte. Nach Nächten mit vermindertem REM Schlaf wurde die subjektive
Schlafqualität niedriger eingeschätzt. Durch die Benutzung der Ohrstöpsel waren die
Probanden weniger empfindlich gegenüber kontinuierlichem Verkehrslärm.

6 [Eberhardt 1987c]
When during the night is traffic noise most disturbing to sleep?

Arbeitshypothese der Feldstudie:

Der Schlafablauf und die subjektive Schlafqualitätt und Stimmung werden durch
Straßenverkehrslärm, der zu unterschiedlichen Zeiten während der Nacht dargeboten wird,
beeinflußt.

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Datenerhebung:

Die 11 normalhörenden Probanden (23-29 Jahre alt), die sich für die Untersuchung zur
Verfügung stellten, waren 5 Ehepaare und ein Mann, dessen Frau mit im Zimmer schlief aber
von der keine Aufzeichnungen gemacht wurden. Sie lebten entlang Straßen ohne nächtlichen
Verkehrslärm. Der Lärm, dem sie für jeweils 2,5 Stunden am Anfang (1), in der Mitte (2) und
am Ende der Nacht (3) ausgesetzt wurden, bestand aus 20 LKW Vorbeifahrten mit einem
Lmax von 55 dB(A). Zwischen den Lärmereignissen, deren zeitlicher Abstand willkürlich
gewählt war, war der Geräuschpegel für alle Versuchspersonen unterhalb von 30 dB(A). Jede
Testserie dauerte 3 Wochen und beinhaltete 12 Aufzeichnungsnächte (4 pro Woche), 5 Lärm-
und 7

Ruhenächte. Die ersten beiden Nächte dienten der Gewöhnung, Nächte 3 und 12 als
Bezugsnächte. Während des Schlafes wurde das EEG, EOG, EMG, EKG und teilweise die
Körperbewegungen mit Beschleunigungsaufnehmern aufgezeichnet. Weiterhin wurden
Fragebögen zur subjektiven Schlafqualität und Stimmung erhoben.

Ergebnisse:

Durch den Verkehrslärm wurde der REM Schlaf vermindert und Körperbewegungen durch
einzelne Lärmereignisse induziert. Bei einer Lärmexposition in der Mitte der Nacht gab es
signifikant mehr Schlafstadienwechsel und Aufwachreaktionen. Bei einer Lärmexposition zu
Beginn und in der Mitte der Nacht war die Summe der intermittierten Wachzeiten erhöht und
die subjektive Schlafqualität verschlechtert.

7 [Ehrenstein 1982] auch [Schuster 1980]

Felduntersuchungen über Wirkungen von Lärm auf schlafende Menschen. In dieser
Veröffentlichung wird von zwei Studien berichtet.

Arbeitshypothese der Feldstudien:

Fluglärm stört den Schlaf von Kindern (7.1) und Straßenverkehrslärm führt bei Erwachsenen
zu einer phasischen Reaktion der Herzfrequenz (7.2).

Datenerhebung:

Untersuchungsteilnehmer waren 3 gesunde Kindern im Alter von 8 bis 10 Jahren, die seit ihrer
Geburt in der Lärmschutzzone 1 des Münchner Flughafens Riem wohnten. Die Studie umfaßte
10 bis 15 Nächte pro Kind. Da alle Kinder in Gegenden lebten, wo es nachts praktisch keinen
Straßenverkehr gab, bestand die Lärmexposition lediglich aus Fluglärm mit Spitzenpegeln im
Schlafraum zwischen 43 und 83 dB(A). Nach 21:30 Uhr gab es kaum noch Flugverkehr, so daß
die Kinder bereits um 20:00 ins Bett gehen mußten, damit der Lärm auf ihren Schlaf einwirken
konnte. Ihr Schlafverlauf wurde mit Hilfe von EEG-, EOG- und EKG- Aufzeichnungen, der
Messung der Körpertemperatur und der Bewegungsrate bestimmt. In einer weiteren Teilstudie
an 4 Erwachsenen im Alter von 25 bis 36 Jahren wurde die phasische Reaktion der
Herzfrequenz auf Lärm von vorbeifahrenden Fahrzeugen untersucht. Es handelte sich hierbei
um 2 Frauen und 2 Männer, die an Straßen mit hohem nächtlichem Verkehrsaufkommen
lebten. Genaue Lärmpegel wurden nicht genannt. Aus einem Histogramm kann jedoch
entnommen werden, daß der energetische Mittelungspegel bei einer Versuchsperson in einer
Nacht während eines Herzschlags zwischen 27-45 dB(A) lag. Ausgewertet wurden EKG-
Aufzeichnungen von drei Mal 10 bzw. ein Mal 12 Nächten.

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Ergebnisse:

Der Fluglärm verursachte bei den Kindern Schlafstadienänderungen aber keine
Aufwachreaktionen. Die Körperbewegungsrate im Stadium 4 und die Pulsfrequenzrate im
Stadium 2 waren unter Fluglärm signifikant erhöht. Die Auswertung der Studie an
Erwachsenen zeigte, daß es bei Versuchspersonen zu einer phasischen Reaktion der
Herzfrequenz auf Vorbeifahrgeräusche kam, sofern der Vorbeifahrpegel den Grundpegel um
7 dB(A) überstieg.

8 [Ehrenstein 1981]

Experimentelle Untersuchungen über Langzeitwirkungen von Lärm auf den schlafenden und
wachen Menschen.

In dieser Veröffentlichung werden zwei Laborstudien beschrieben. Die zweite Studie wird in
dieser Auswertung nicht berücksichtigt, da die Lärmexposition aus einer Mischung aus
Verkehrslärm, Lärm einer Dampframme und Preßlufthammerlärm bestand.

Arbeitshypothese der Laborstudie:

Andauender Lärm beeinflußt die Schlafstadienmuster und des Tagesbefinden junger Menschen,
die über Schlafstörungen klagen.

Datenerhebung:

12 Versuchspersonen (6 Frauen und 6 Männer) im Alter von 22 bis 27 Jahren, die über
Schlafstörungen klagten, schliefen 6 aufeinanderfogende Nächte im Labor. Die erste Nacht war
eine Eingewöhnungsnacht, die zweite eine Kontroll-, die sechste eine Erholungsnacht (Leq =
38 dB(A)) und in der dritten bis fünften Nacht wurde permanenter Straßenlärm mit einem Leq
von 67 dB(A) in den Schlafraum eingespielt. 6 Probanden erhielten in der dritten Nacht, die
übrigen 6 in der vierten Nacht ein Schlafmittel, das Extrakte aus Baldrian und Hopfen enthielt.
Während des Schlafes wurde das EEG, EMG und EOG der Probanden aufgezeichnet. Mit
Selbstbeurteilungstests wurde das Befinden und die Müdigkeit der Probanden erfaßt. Nach
jeder Lärmnacht sollte die Versuchsperson in einem Fragebogen den Lärm beurteilen.

Ergebnisse:

Die Schlafstadien 3 und 4 waren in den Lärmnächten im Vergleich zur ersten Ruhenacht
vermindert und es wurde im Mittel weniger REM Schlaf registriert. In den ersten beiden
Lärmnächten war die Dauer der intermittierten Wachphasen länger und die Einschlaflatenz war
signifikant länger als in der ersten Ruhenacht. Der Lärm verursachte bei allen
Versuchspersonen eine vermehrte des Müdigkeit am Tage.

9 [Griefahn 1986a] auch [Griefahn 1985b]
Grenzwerte nächtlicher Belastbarkeit durch Straßengeräusche.

Arbeitshypothese der Laborstudie:

Komplex strukturierte Verkehrsgeräusche bei hohem Fahrzeugaufkommen beeinflussen nicht
nur die subjektive Beurteilung sondern auch den Schlafablauf und die Leistung. Die
physiologischen und psychomotorischen Parameter sind mit dem L.Aegq korreliert.

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Anhang B Kapitel 5: Schlaf und Lärm

Datenerhebung:

Der Schlaf von 36 klinisch und psychologisch unauffälligen Studenten (18 Frauen, 18 Männer)
im Alter von 21 bis 30 Jahren wurde in 12 aufeinanderfolgenden Nächten untersucht. Die
Probanden schliefen zu zweit im Schlaflabor. Der Schallpegel (LAegq) lag vor Beginn der Studie
zwischen 30 und 34 dB(A). Sie wurden zwischen 23:00 und 7:00 Uhr mit Verkehrslärm mit
vier unterschiedlichen Intensitäten exponiert, wobei die Mittelwerte der Intensitätsbereiche bei
Leq = 40,5; 47,5, 53,8 und 61,5 dB(A) lagen. Hierbei wurde darauf geachtet, daß es zu keiner
kontinuierlichen Intensitäts Zu- oder Abnahme kam. In den ersten 3 und den letzten 3 Nächten
hatte der Lärm die gleiche Intensität, sonst war die Intensität in jeweils 2 aufeinanderfolgenden
Nächten gleich. Während des Schlafes wurde das EEG und EOG der Probanden aufgezeichnet.
Außerdem wurden morgens und abends Fragebögen beantwortet und Reaktionstests
durchgeführt.

Ergebnisse:

Als wichtigstes Ergebnis kann festgehalten werden, daß der REM Schlaf im Vergleich zur
geringsten Intensitätsstufe in den übrigen drei Intensitätsstufen absolut und prozentual
signifikant vermindert war. Auch die Anzahl der REM-Episoden war reduziert und die
subjektive Schlafqualität verschlechterte sich mit zunehmender Schallbelastung. Als Grenzwert
wurde ein Leg von 40 dB(A) vorgeschlagen.

10 [Griefahn 1985a] auch [Griefahn 1883, 1985b, 1986b]
Zur Wirkung von Straßengeräuschen auf den Schlaf.

Arbeitshypothese der Feldstudie:

Menschen, die schon länger an Straßen mit hohem nächtlichen Verkehrslärm leben, reagieren
auf eine Änderung der üblichen Schallbelastung.

Datenerhebung:

Der Schlafverlauf von 10 Ehepaaren im Alter von 25 bis 63 Jahren wurde registriert. Die
Probanden waren gesund, normalhörend und lebten seit mindestens einem Jahr an einer stark
frequentierten Straße. Bei 10 Probanden, die normalerweise bei geschlossenem Fenster
schliefen, wurde der Schallpegel durch Öffnen der Fenster erhöht, bei den anderen 10 wurde
der Schallpegel durch die Benutzung von Ohrstöpseln gesenkt. Der mittlere Unterschied
zwischen den beiden Bedingungen betrug ungefähr 9 dB(A) für den L1 und ungefähr 7 dB(A)
für den Leq. Der Schlaf der Ehepaare wurde 12 aufeinanderfolgende Nächte lang untersucht.
Die Experimentalsituation (Öffnen der Fenster, Benutzung von Ohrstöpseln) wurde in der
sechsten bis zehnten Nacht realisiert. Nächte 3 bis 5 und 11 und 12 dienten als
Kontrollsituation. In diesen Nächten erreichte der Leq im Schlafraum Werte zwischen 35,4 und
48,2 dB(A). Jede Nacht wurde das EEG und EOG der Versuchspersonen und auch der
Schalldruckpegel aufgezeichnet. Morgens und abends füllten die Probanden einen Fragebogen
aus und führten einen Reaktionstest durch.

Ergebnisse:

Die Probanden hatten sich trotz mindestens einjähriger Wohndauer nicht vollständig an den
Lärm gewöhnt. Der Lärm beeinflußte den Schlafablauf negativ (signifikante Verlängerung der
Latenz zum ersten Tiefschlaf, signifikante Verminderung der Schlafzyklen) und führte zu einer
signifikanten Verschlechterung der subjektiven Schlafqualität und Verlängerung der

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Anhang B Kapitel 5: Schlaf und Lärm
m tritt. SPRREBA EEE ie BISALTEL, LIEIER AUBRERTN.

Reaktionszeit. Personale Eigenschaften und Persönlichkeitsmerkmalen hatten einen deutlichen
Einfluß auf den Schlaf.

11 [Hofman 1994a] auch [Kumar 1980, 1983]

An experimental study on the influemce of traffic noise on sleep.

Arbeitshypothese der Feldstudie:

Eine Doppelverglasung vermindert die Belästigung durch Straßenverkehrslärm während des
Schlafes.

Datenerhebung:

Es wurden 6 männliche und 6 weibliche Versuchspersonen ausgewählt, die seit mindestens
2 Jahren nächtlichem Straßenverkehrslärm ausgesetzt waren. Die Probanden waren
normalhörend und hatten keine extreme Einstellung zum Verkehrslärm. 8 Versuchspersonen
waren jünger als 50 Jahre und 4 älter. Insgesamt umfaßte das Experiment 20 Nächte. 10 Nächte
mit dem normalem Geräuschpegel (Leq = 46,9 dB(A)) und 10 Nächte mit um ungefähr
9 dB(A) reduziertem Geräuschpegel durch Installation einer Doppelverglasung. Während des
Schlafes wurden von den Probanden EEG-, EOG-, EMG und EKG- Aufzeichnungen gemacht
und die Atmung kontrolliert. Morgens wurden Fragebögen zur subjektiven Schlafqualität,
Stimmung und Müdigkeit erhoben und ein Reaktionstest durchgeführt.

Ergebnisse:

Es konnte belegt werden, daß durch eine Doppelverglasung die intermittierte Wachzeit
vermindert wird und die Aufwachanzahl abnimmt. Die Herzfrequenz stieg als Folge einzelner
Lärmereignisse an und war insgesamt in Lärmnächten signifikant höher als in Ruhenächten.
Keine signifikanten Veränderungen ergaben sich für die Dauer des Tief- und REM-Schlafes, die
Leistung und die subjektive Schlafqualität.

12 [Kumar 1995] auch [Hofman 1993a, 19936]

Comparative evaluation of sleep disturbance due to noises from airplanes, trains and trucks.

Arbeitshypothese der Laborstudie:

Flug-, Zug- und LKW-Lärm führt bei schlafenden Menschen zu unterschiedlichen
beeinträchtigenden Wirkungen.

Datenerhebung:

7 normalhörende Männer im Alter von 20 bis 30 Jahren nahmen an der insgesamt 9 Wochen
dauernden Untersuchung teil. Jede Versuchsperson verbrachte pro Woche 2 Nächte im
Schlaflabor. Die erste Woche diente ganz der Eingewöhnung, wobei die zweite Nacht eine
Kontrollnacht war (Lmax = 35 dB(A)). In den folgenden 8 Wochen war jeweils die erste Nacht
eine Adaptationsnacht und in der zweiten Nacht wurden die Probanden unterschiedlichen
Lärmquellen exponiert. Für jede Lärmquelle wurden während des Schlafes 50 Reize mit einem
maximalen Schallpegel von 45 dB(A) dargeboten. In weiteren 3 Nächten bestand der Lärm aus
15 Flug-, Zug oder LKW-Lärmereignissen mit einem Lmax von 65 dB(A). In 2 zusätzlichen
Nächten wurden 15 Zug- und 15 Fluglärmreize mit einem Lmax von 75 dB(B) eingespielt. Der
erste Reiz wurde zehn Minuten nach Löschen des Lichtes dargeboten. Die anderen Reize
waren willkürlich über die Nacht verteilt. Im Schlaf wurden das EEG, EMG, EOG und EKG

nn
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der Versuchspersonen registriert Jeden Morgen wurde ein Fragebogen zur subjektiven
Schlafqualität ausgefüllt.

Ergebnisse:

Die Untersuchung zeigt, daß die Lärmexposition im Vergleich zur Ruhebedingung und bei
Berücksichtigung der ersten 6 Nachtstunden zu einer Verminderung des Tiefschlafes in der
ersten Schlafstunde und der Menge an REM-Schlaf pro Stunde führte. Die Herzfrequenz war
in der Zeitspanne nach dem Reiz im Vergleich zu der Zeitspanne vor dem Reiz erhöht. Die
Lärmreize verursachten Aufwachreaktionen und EEG- Arousal. Die subjektive Schlafqualität
war durch den Lärm insgesamt verschlechtert.

13 [Maschke 1992a] auch [Maschke 1992b, 1995b]
Der Einfluß von Nachtfluglärm auf den Schlafverlauf und die Katecholaminausscheidung.

Arbeitshypothese der Laborstudie:

Nachtfluglärm verschlechtert die Schlafqualität, wobei diese Verschlechterung von der
Zeitstruktur abhängt. Der Katecholamingehalt im acht Stunden Sammelurin ist unter Nacht-
fluglärm vermehrt (Teilstudie).

Datenerhebung:

40 normalhörende, gesunde Flughafenanwohner im Alter von 18 bis 40 Jahren verbrachten
jeweils 5 aufeinanderfolgende Nächte (Montag bis Samstag) im Schlaflabor. Es wurden vier
Gruppen zu jeweils 10 Versuchspersonen gebildet und jede Gruppe wurde einer unterschiedli-
chen Anzahl von Überflügen (0, 16, 32 oder 64) mit einem annähernd konstanten Überflugpe-
gel von Lmax = 75 dB(A) ausgesetzt. Hierbei wurden fünf Flugvarianten realisiert: Abendflug,
Morgenflug, Nachtflug, Abend-/Morgenflug, Mitternachtsflug.

Von den 10 Probanden mit 0 Überflügen verbrachten 8 noch eine zweite Woche im Schlaflabor.
Dort wurden in 5 Nächten in der dritten bis sechsten Schlafstunde (Mitternachtsflug)
Fluggeräusche eingespielt. Diese bestanden aus 16, 32 oder 64 Überflügen mit Lmax =
75 dB(A) und 64 Überflügen mit Lmax = 55 oder 65 dB(A). Jeden Morgen, auch in der ersten
unbeschallten Woche, wurde der acht Stunden Sammelurin aufgefangen und die gesamte Aus-
scheidungsmenge an Adrenalin und Noradrenalin und der Magnesiumgehalt bestimmt.

Mit Hilfe von Fragebögen wurden Persönlichkeitsmerkmale, die Tagesbelastung und das
Schlaferleben erhoben.

Analyse:

Die Schlafstadien wurden nach Rechtschaffen und Kales bestimmt. Zur statistischen Überprü-
fung der mittleren Reaktionsunterschiede wurden (Ko-)Varianzanalysen (nach dem ALM)
durchgeführt. Ferner wurden Trendtests und der Scheffe Test eingesetzt.

Ergebnisse:

Es konnte festgestellt werde, daß es durch den Fluglärm zu einer Umverteilung der Schlafsta-
dienzeiten kam. Die Stadien 3+4 und REM wurden zugunsten des Stadium 1, der Wachzeiten
und Movementtime verkürzt. Im Hinblick auf die unterschiedlichen Flugvarianten erwies sich
die Flugvariante Abend-/Morgenflug als besonders schlafstörend. Erwähnenswert ist die Fest-
stellung, daß die mittlere Adrenalinausscheidung durch Fluglärm um 60 % erhöht wurde.

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Anhang B Kapitel 5: Schlaf und Lärm

 

14 [Maschke 1995a] auch [Maschke 1995b]
Nachtfluglärmwirkungen auf Anwohner.

Arbeitshypothese der Feldstudie:

Nachtfluglärm verändert das Schlaferleben, die Streßhormonausscheidung und die Blutwerte.
Es besteht ein Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und dem Schlaferleben und
der Streßhormonausscheidung.

Datenerhebung:

Die Schlafuntersuchung wurde an 28 normalhörenden, gesunden Versuchspersonen im Alter
von 38 bis 65 Jahren, die in einer fluglärmbelasteten Gegend lebten, durchgeführt. Die Unter-
suchung dauerte jeweils 12 aufeinanderfolgende Tage. Während dieser Zeit wurden in zwei mal
4 Nächten (Montag bis Freitag) Daten erhoben. In den ersten 4 Nächten herrschten die
normalen akustischen Bedingungen, die nicht kontrolliert wurden. Danach wurde in jeder fol-
genden Nacht zwischen 0 und 4 Uhr mit einer Beschallungsanlage Fluglärm in den Schlafraum
zu Hause eingespielt. Dieser bestand aus 16 oder 64 Überflügen pro Nacht mit Überflupegeln
(Lmax) von 55 oder 65 dB(A).

Mit einem Abenfragebogen wurde die Tagesbelastung und mit einem Morgenfrabogen das
Schlaferleben der Probanden erfaßt. In jeder der 8 Nächte wurde der Harn gesammelt. Er wurde
dann im Labor unter anderem auf den Gehalt an Adrenalin, Noradrenalin, Dopamine und
Kortisol hin analysiert. Jeder Versuchsperson wurde in der ersten und zweiten Woche jeweils
eine Blutprobe entnommen und der Blutdruck gemessen.

Analyse:

Die statistische Auswertung der erhobenen Daten wurde mittels Varianz- oder Kovarianzana-
lyse mit Meßwiederholung durchgeführt. Zusammenhangshypothesen wurden mit bivariaten
und multiplen Korrelationsanalysen untersucht.

Ergebnisse:

Die wichtigsten Ergebnisse waren eine signifikante relative Erhöhung der Adrenalinausschei-
dung um 17 % und der Kortisolausscheidung um 19 % in den Nächten mit Fluglärm. Die
Thrombozytenzahl nahm um 11% ab und die subjektive Schlafqualität verschlechtere sich um
ca. 30 %.

15 [Maschke 1995b] auch [Maschke 1992b, 1995b]
Nächtlicher Verkehrslärm und Gesundheit: Ergebnisse von Labor- und Feldstudien.

In dieser Veröffentlichung wird auch die Berliner Nachtlärmstudie von 1994 vorgestellt.

Arbeitshypothese der Feldstudie:

Die Erhöhung des Straßenverkehrslärmpegels im Schlafraum führt zu einer erhöhten
Streßhormonausschüttung und zu einem verminderten Schlaferleben.

Datenerhebung:

25 normalhörende Versuchspersonen, zwischen 31 und 47 Jahren alt, die in Gegenden mit
hohem Straßenverkehrslärm lebten, wurden unter anderem im Hinblick auf ihr Schlaferleben
und die Streßhormonausscheidung im Sammelurin untersucht. Die Probanden schliefen bei
nächtlichen Außenpegeln von Leq = 52,8-68,5 dB(A) zwei Nächte mit geschlossenem Fenster
und zwei Nächte mit geöffnetem Fenster, was zu einer Pegeldifferenz von 9 bis 18 dB(A) am

 

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