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Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Unterlagen zur Hospitalisierungsinzidenz beim Chef des Bundeskanzleramts

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Klein, Nicole
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Von: Ayguel.Oezkan@zia-deutschland.de

Gesendet: Mittwoch, 21. Juli 2021 16:18

An: Braun, Helge

Betreff: ZIA-Strategiepapier im Falle einer 4. Welle der Covid19-Pandemie
Anlagen: 20210720_ZIA_Strategiepapier_4.Welle_final.pdf

ZIA-Strategiepapier im Falle einer 4. Welle der Covid19-Pandemie

Sehr geehrter Herr Bundesminister,

die Corona-Krise stellt uns alle vor nie dagewesene Herausforderungen. Der Schutz der Gesundheit hat
dabei höchste Priorität -— besonders vor dem Hinblick aktuell wieder steigender Inzidenzen. Pauschale
Eindämmungsmaßnahmen gefährden jedoch die wirtschaftliche Erholung — vor allem die besonders
betroffenen Branchen Handel, Hotel und Gastronomie. In Zukunft sollten verhältnismäßigere Maßnahmen
getroffen werden, um sowohl die Gesundheits- als auch die Wirtschaftskrise zu bewältigen.

Angesichts der wachsenden Gefahr einer vierten Covid19-Infektionswelle möchte der ZIA Zentraler
Immobilien Ausschuss e.V. die Diskussion um mehr evidenzbasierte Maßnahmen fördern und bringt deshalb
im beigefügten „Strategiepapier für einen abgestimmten und faktenbasierten Umgang im Falle einer 4. Welle
der Covid19-Pandemie“ entsprechende Vorschläge ein.

Wir würden uns freuen, wenn Sie diese Vorschläge bei Ihrer weiteren Arbeit berücksichtigen würden und
stehen für einen Dialog dazu gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Andreas Mattner 4
Präsident 2)

    

  
 
  

Oliver Wittke
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Tel: +49 30 2021 585 - 62 h) | )
Fax: +49 30 2021 585 - 29

Internet: www.zia-deutschland.de

E-Mail: Ayquel.Oezkan@zia-deutschland.de we
2

Europabüro

3 rue du Luxembourg

B-1000 Brüssel
Belgien | Belgium
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Tel: +32 2550 1614 .
Fax: +32 2 550 161

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Über den ZtA | Themen } Positionen | ZIA-Newsletter.| Marktdaten | Publik ationen | Termine:} Presse_| ZIA-Akademie

Präsident: Dr. Andreas Mattner .
Vorstand: Jochen Schenk (Schatzmeister), Rolf Buch, Jan-Hendrik Goldbeck, Dr, Jochen Keysberg, Annette Kröger, Iris Schöber!
Geschäftsführung: Oliver Wittke (Hauptgeschäftsführer), Gero Gosslar, Aygül Özkan

Rechtsform: eingetragener Verein "

Vereinsregister: Amtsgericht Berlin-Charlottenburg, VR-25863 B

EU-Transparenzregisternummer: 34880145791-74

 

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is strictiy forbidden

ei Bitte denken Sie an die Umwelt, bevor Sie die E-Mail ausdrucken.
2

Die Immobilienwirtschaft

 

Stand: 20.07.2021
3

Kernpunkte
® Unterschied zu bisherigen Pandemie-Wellen: Steigende Zahl an geimpften
Personen
®» Pläne für Maßnahmen bei einer 4. Welie fehlen
» Behörden dürfen nicht in Automatismus verfallen
» Endlich nicht nur auf Inzidenz- und Infektionszahlen abstellen
:. Forderung nach einem unabhängigen Expertenrat und einem Stufenplan
» Erkenntnisgewinne durch Studien erhöhen
» Handelsimmobilien sind nach wie vor „Safe Places“
» Prüfung weiterer möglicher Schutzmaßnahmen
® Bessere Nutzung der digitalen Möglichkeiten

* Flexibilisierung der Öffnungszeiten bei Sonntagsöffnungen

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Zusammenfassung

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Dem Schutz der Gesundheit gebührt größte Priorität. Doch pauschale
Eindämmungsmaßnahmen gefährden die wirtschaftliche Erholung und setzen insbesondere
die besonders betroffenen Branchen Handel, Hotel und Gastronomie unter Druck. Angesichts
einer hohen Impfrate und einer geringen Hospitalisierung sind in Zukunft verhältnismäßigere
Maßnahmen zu, treffen, um die Gesundheits- und Wirtschaftskrise gleichermaßen zu
bewältigen. Angesichts der wachsenden Gefahr einer vierten Covid1 9-Infektionswelle, möchte
der ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss, Spitzenverband der Immobilienwirtschaft, die
Diskussion um mehr evidenzbasierte Maßnahmen fördern und bringt. entsprechende
Vorschläge ein.

Hintergrund

Die Corona-Krise stellt alle vor nie dagewesene Herausforderungen. Die eilig getroffenen
politischen Maßnahmen haben geholfen, die Pandemie einzudämmen. Der damit verbundene
gesellschaftliche Stillstand brachte die Wirtschaft allerdings an den Rand der Tragfähigkeit.
Gerade die Branchen, die stationär operieren und vom Publikumsverkehr abhängen, wie
Handel, Hotel und Gastronomie, haben durch den Shutdown einen Großteil ihrer Reserven
aufgebraucht oder stehen sogar schon vor der Insolvenz. Die vielfach dramatischen
. Umsatzeinbußen können nicht nachgeholt werden. Umso schwerer würden erneute, generelle
-Schließungsmaßnahmen wirken, die angesichts der Gefahr einer vierten Infektionswelle wie
ein Damoklesschwert über der sich langsam erholenden Wirtschaft schweben. Lockdowns
zum Schutze der Bevölkerung sind angesichts einer hohen Impfrate und dem
flächendeckenden freiwilligen Impfangebot nicht mehr zu rechtfertigen. Wenn das
Impfangebot vollständig ist, besteht die eigenverantwortliche Entscheidungsmöglichkeit, sich
impfen zu lassen oder eben nicht. Eine Einschränkung der Freiheitsrechte der Impfwilligen
lässt sich vor den Anforderungen des Grundgesetzes nicht mehr rechtfertigen. Zudem wirken
die im Handel getroffenen Maßnahmen (wie Maskenpflicht, Abstandregeln,
Hygienemaßnahmen und Lüftungsoptimierung) seit geraumer Zeit. Der ZIA Zentraler
Immobilien Ausschuss, Spitzenverband der Immobilienwirtschaft, möchte daher die
Diskussion um evidenzbasierte und abgestimmte Maßnahmen voranbringen und mahnt die
Erhebung und Auswertung von entsprechenden Daten an.

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Begründung

Unterschied zu bisherigen Pandemie-Wellen: Steigende Zahl an geimpften
Personen

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensiv- und
Notfallmedizin (DGIIN), Christian Karagiannidis, rechnet in einer möglichen vierten
: Corona-Welle mit weniger Patienten auf den Intensivstationen. Wenn es im Herbst zu
einem Wiederanstieg der Infektionszahlen kommt, müsse man sehr genau auf die
Neuaufnahmen auf den Intensivstationen schauen. Wenn die vulnerablen Gruppen bis
dahin sehr gut geimpft sind, Könnte es auch bei höheren Inzidenzen viel weniger
schwere Verläufe geben, so sein Fazit. Bisher seien die Intensiv-Neuaufnahmen
weitestgehend parallel zu den Inzidenzen verlaufen. Wenn die vulnerablen Gruppen
sehr gut geimpft seien, könne es im Sommer erstmals zu einem abweichenden
Verhalten kommen. Die Inzidenzen würden dann stärker steigen als die Intensiv-
Aufnahmen, weil die potenziellen Patienten durch Impfung besser geschützt seien.'

Und genau diese Annahme wird auch durch Prof. Dr. Klaus Stöhr gestützt.? Da mehr
als 99 Prozent der Todesfälle und schweren Erkrankungen bei Personen über 50
Jahren aufgetreten sind, sollten sich seiner Einschätzung nach im Herbst und Winter
die schweren Erkrankungen in diesen Altersgruppen bei hoher Impfquote signifikant
reduzieren.

Nach aktuellem Stand (12. Juli 2021, 09:40 Uhr, https://impfdashboard.de/) haben 58,5
Prozent der Bundesbürger bereits eine erste Impfdosis erhalten. 42,6 Prozent der
Gesamtbevölkerung sind mittlerweile vollständig geimpft. Besonders auffällig ist die
Dynamik der Impfungen, die mit der zunehmend besseren Verfügbarkeit von
Impfstoffen und der Impfbereitschaft zusammenhängt: Dauerte es zu Beginn der
Impfkampagne noch mehr als vier Monate, bis 10 Prozent der Bevölkerung vollständig
geimpft waren, vergingen bis zum Erreichen der 20 Prozent-Marke nur drei Wochen.
Angesicht dieser Zahlen und Experten-Prognosen dürfen bei zukünftigen
Infektionsschutzmaßnahmen nicht automatisch die gleichen Mechanismen wie bei
vergangenen Infektionswellen greifen.

Pläne für Maßnahmen bei einer 4. Welle fehlen

 

Es muss jetzt durch Bund und Länder eine effektive Präventions-Strategie entwickelt
werden. In enger Abstimmung mit der Wirtschaft müssen Planungen gegen einen
erneuten Lockdown erarbeitet werden, in den die Lehren und Erkenntnisse aus dem
bisherigen Pandemiemanagement einfließen. Die Immobilienwirtschaft und die

! https://rp-online.de/panorama/coronavirus/corona-im-sommer-warum-die-inzidenzwerte-weiterhin-

wichtig-bleiben_aid-59836107

2 hitps://www.dfb.de/news/detail/virologe-stoehr-fussball-stellt-neberhaupt-kein-risiko-dar-226989/

 

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Unternehmen aus Handel, Gastronomie und Hotellerie können mit ihrer praktischen
Expertise einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Krisenfallkonzepte leisten.
Neue Erkenntnisse müssen berücksichtigt werden, damit über sinnvolle und wirklich
notwendige Maßnahmen entschieden wird. Ein eventuell erneuter wochenlanger
Lockdown muss zum Schutz des Handels, der Gastronomie und Hotellerie und der
gesamten Wirtschaft auf jeden Fall verhindert werden, um nicht die
Geschäftsgrundlage der.Betriebe zu zerstören.

Behörden dürfen nicht in Automatismus verfallen

Angesichts sinkender Corona-Fallzahlen hat der Bonner Virologe Hendrik Streeck vor
Nachlässigkeit im Kampf gegen die Pandemie gewarnt: "Wir versäumen es, aus der
Pandemie maximal zu lernen und uns auf Herbst und Winter vorzubereiten ."3

Dass die Fallzahlen derzeit zurückgehen, ist aus Streecks Sicht kein Erfolg der
Corona-Politik in Bund und Ländern. "Die Bundesnotbremse mit den Ausgangssperren
hat wahrscheinlich wenig dazu beigetragen, dass die Zahlen jetzt sinken", sagte der
Virologe. Vielmehr hätten die zunehmenden Corona-Impfungen und andere Faktoren
dazu beigetragen. Die CODAG (COVID-19 Data Analysis Group) Gruppe der LMU
München um Prof. Dr. Kauermann bestätigt diese Einschätzung, der Rückgang der R-
Werte sei auch schon vor der „Bundesnotbremse“ erkennbar.*

Es dürfe zudem nicht die "Saisonalität der Corona-Viren" unterschätzt werden. Die
Behörden dürfen nicht "in den Automatismus verfallen, Konsequenzen für die
Gesamtbevölkerung zu ziehen, wenn Kinder und Jugendliche vermehrt positiv getestet
werden".3

Endlich nicht nur auf Inzidenz- und Infektionszahlen abstellen

‚Streeck sprach sich auch für passgenaue Infektionsschutzmaßnahmen aus. Die
Pandemie dürfe nicht mehr nur an den Infektionszahlen gemessen werden. Auch der
Epidemiologe Stöhr fordert, sich auf keinen Fall auf die Meldeinzidenz im Herbst als
alleinigen Indikator für Interventionsmaßnahmen zu verlassen, da sich zum Beispiel
jetzt schon die Inzidenz fast komplett von der Krankheitslast (Hospitalisierungsrate,
Intensivstation-Belegung, Sterbefälle) abgekoppelt hat. Üblich ist in anderen Staaten
die Steuerung über eine Corona-Ampel: Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner;

   

3 https://www.focus.de/gesundheit/news/bonner-virologe-streeck-kritisiert-corona-

zahlen-kein-erfolg-der-politik_id_13414341.html
4 https:/www.covid19.statistik.uni-muenchen.de/pdfs/codag bericht 1 6.pdf

5 httos://www.focus.de/gesundheit/news/bonner-virologe-streeck-kritisiert-corona-

zahlen-kein-erfolg-der-politik_id. 13414341.html

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Infektionsrate (R-Wert); Anteil der positiv Getesteten; Anteil der vollständig Geimpften;
Belegungsrate der Intensivbetten; Qualität der Gesundheitsversorgung.

Und selbst wenn es wieder zu Inzidenzwerten im dreistelligen Bereich kommt und eine
erhöhte Hospitalisierungsrate auftritt, muss in den Bereichen vorrangig eingegriffen
werden, die laut Toolbox des RKI-Stufenkonzepts ControlCOVID$ die größten
Infektionsrisiken darstellen: private Zusammenkünfte in Innenräumen sowie Alten- und
Pflegeheime. Einige Studienergebnisse — unter anderem vom RKI — würden darauf
hinweisen, so Stöhr in einer Stellungnahme gegenüber dem ZIA, dass die
Hauptinfektionsquellen in der Winterwelle 2020/21 in den Haushalten, der Familie, im
Freundeskreis und auf der Arbeit zu finden waren.

mn DIMENSION | Infektionsrisika Anteil am gesamten „Direkter PH-Einfluss : Nicht-COVID-Effekte bei
{ (ndlvidunııim Sening) Transmissionsgeschehen  Hfchwere Krankheitsverlaufe und Beschränkung

     
 

 
 

SETTING. i . Todesfätle) ai sone, pryehslogieche, öhen Efkta}
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3. Bars / Clubs

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. 7. Weiterführende und Berufsschulen & ;
; 8. Personverkehr ÖPNV =. moderat 0.
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"16. ‚Heels
a. Parks und Spielplätze

Abb. 1 Toolbox zum Stufenkonzept des RKI7

Forderung nach einem unabhängi gen Expertenrat und einem Stufenplan

Stöhr fordert weiter, dass die Bundesregierung schnellstens einen unabhängigen
Expertenrat für eine rationale und evidenzbasierte Entscheidung über eventuell
notwendige Maßnahmen im Herbst einberufen sollte.® Dieser Rat sollte nach einer
strukturierten Risikobewertung - alternative Konzepte für die politische
Entscheidungsfindung vorschlagen. Auch Streeck warb dafür, dass in einem
nterdisziplinären Pandemierat "schon jetzt vorwärts gedacht" werde. Dieser müsse in
Planspielen durchspielen, "was im Herbst bei welchem Szenario zu tun ist".? Der ZIA

6 https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges Coronavirus/Downloads/Stufenplan.him!
7 https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges Coronavirus/Downloads/Stufenplan.htmi
8 https://twitter.com/stohr_klaus/status/1406549590279659520, sowie in einer Stellungnahme

gegenüber dem ZIA
° httos://www.focus.de/gesundheit/news/bonner-virologe-streeck-kritisiert-corona-

Zahlen-kein-erfolg-der-politik_id_13414341.htmil

 

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fordert bereits seit Langem einen solchen Expertenrat, der dann nicht nur mit
kompetenten Virologen, sondern auch mit Branchen-Vertretern besetzt sein sollte, die
von möglichen Schließungen betroffen sind.

Außerdem fehlt nach wie vor ein Stufenplan, der sich in Abhängigkeit von
Erfolgskriterien mit seinen Maßnahmen elastisch an die entsprechende
epidemiologische Situation anpasst. Ohne einen klaren Plan, der die
Pandemiesituation und Erfolgskriterien verlinkt mit Bekämpfungsmaßnahmen, wird es
wieder keine differenzierte und regional angepasste Strategie im Herbst geben.

- Folgende Szenarien sind denkbar:

- Hohes Inzidenzgeschehen, keine wesentliche verschlechterung der.
Bettenauslastung, Sterberate = Corona-Ampel bleibt grün:
In diesem Fall gibt es überhaupt keinen Rechtfertigungsgrund, Branchenteile,
die nach Einschätzung des RKI bzw. eines Expertenrates für. das
Infektionögeschehen irrelevant sind, zu schließen.

- Hohe Inzidenz, Verschlechterung der Bettenauslastung und Sterberate =
Corona-Ampel wird orange:
In dem Fall gebietet es u.a. der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, zuvorderst
die Bereiche einzuschränken, die nach der RKI-Ampel relevant sind und bei
denen Aussicht auf Erfolg besteht, dass eine Einschränkung überhaupt Effekte
zeigt, vgl. unten.

Erkenntnisgewinne durch Studien erhöhen

Die bisherige Informations- und Datenbasis zum Corona-Virus kann nur als
unzureichend bezeichnet werden. Auch Stöhr bemängelt es gegenüber dem ZIA, dass
es seit Beginn der Pandemie keine Begleitstudien gab, die die Wirksamkeit der
einzelnen Interventionsmaßnahmen evaluiert haben. Deswegen sei ihre Wirksamkeit
retrospektiv nicht zuverlässig einzuschätzen.

Die Versäumnisse der Vergangenheit müssen durch die Veranlassung neuer Studien
aufgeholt werden, damit es endlich ein umfassenderes Bild der Infektionslage gibt.
Eine wissenschaftliche Begleitung von Interventionen und Studien zur Wirkung von
Maßnahmen wird auch von der CODAG Gruppe der LMU München um Prof. Dr.
Kauermann gefordert. Nur so sei es möglich, .evidenzbasierte Entscheidungen
abzuleiten. Ebenso werden Verbesserungen bei der Datenqualität zur
Inzidenzmessung und Todeszahlen beim RKI angemahnt. '?

10 https://www.covid19.statistik.uni-muenchen.de/pdfs/codag bericht 18.pdf -

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Dabei ist die Bundesrepublik bislang nicht Ihrer Fürsorgepflicht nachgekommen,
analysieren zu lassen, welche Maßnahmen das Infektionsgeschehen tatsächlich
eindämmen. Dabei sind Erkenntnisgewinne aus dem In- und Ausland möglich. Nach 1
% Jahren Pandemie bedarf dieser Mangel einer dringenden Behebung.

Mit Blick auf die RKI-Matrix steht der private Bereich als Haupt-Spreader fest. Daher
_ istes unverständlich, dass die Verordnungsgeber in Deutschland die Ausgangsperre
so spät wie kaum ein anderes Land als Maßnahme entdeckten. Ländervergleiche
werden zeigen, dass mit diesem Mittel eine Dämmung effektiv erfolgen konnte, aber
auch, dass mit Aufhebung der Maßnahme vierzehn Tage später die Inzidenzen wieder
exponentiell wuchsen. Ebenso hilfreich war die Maskenpflicht mit Verlassen des
privaten Gebäudes.

Von daher bleibt es unverständlich, Safe-Places, in denen die Menschen kontrolliert
auf Hygiene achten, zu schließen und die Hauptrisikofelder unbetrachtet zu lassen.

Handelsimmobilien sind nach wie vor „Safe Places“

Eine wichtige Ausnahme der fehlenden, wissenschaftlichen Begleitung bildet das
Forschungspröjekt RESTART-19, in dem das von Veranstaltungen in Hallen
ausgehende COVID-19-Infektionsrisiko unter unterschiedliichen Bedingungen
untersucht wurde.!! Deren Erkenntnisse gelten auch für der Handelsimmobilien:

- Das Risiko von langen kritischen Kontakten kann durch Hygiene-Konzepte
erheblich reduziert werden. |

-  Förderlich ist Belüftungstechnik, die eine gute Belüftung und einen
regelmäßigen Raumluftaustausch mit frischer Luft ermöglicht.

- Von Vorteil sind zudem mehrere Eingänge, um Besucherströme zu lenken.

- All dies ist insbesondere auch in Handelsimmobilien gegeben.

Darüber hinaus bestätigt auch das RKI, dass Handel und Hotellerie keine Orte
erhöhten Infektionsgeschehens waren (s. 0.9. Toolbox). Dem muss bei allen weiteren
Entscheidungen endlich Rechnung getragen werden.

Auch internationale Studien zeigen, dass Geschäftsschließungen gegenüber den
weiteren Maßnahmen nur relativ wenig zur Eindämmung des Infektionsgeschehens
beigetragen haben.

Eine Studie vom 19.2.2021, publiziert im renommierten Science Journal, zeigt in einem
Vergleich von 41 Länder zwischen Januar und Ende Mai 2020, dass die Schließung
sowohl von Schulen als auch von Universitäten durchweg sehr effektiv bei der

11 https://restart19.de/wp-content/uploads/2020/10/20201029 Ergebnisse _RESTART19.pdf

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