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Nur für den internen Gebrauch Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Projektgruppe LÜKEX Auswertungsbericht der dritten länderübergreifenden Krisenmanagementübung „LÜKEX 2007“ der Projektgruppe LÜKEX Stand: 15.04.2008    Keine Weitergabe an Dritte  Seite 1 von 53
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Nur für den internen Gebrauch Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Projektgruppe LÜKEX Gliederung A.    BESCHREIBUNG DER ÜBUNG (ZIEL, INHALT, TEILNEHMER)      4 B.    VORGEHENSWEISE DER AUSWERTUNG, UNTERSUCHUNGSRAHMEN                                    5 1. Feststellungen zu Methodik und Limitationen             5 2. Empfehlungen                                            6 C.    KONZEPT, ANLAGE, VORBEREITUNG, DURCHFÜHRUNG DER ÜBUNG UND ÜBUNGSSTEUERUNGSSOFTWARE DENIS ÜSA II                                                     7 1. Feststellungen                                          7 Konzept und Anlage der Übung                      7 Vorbereitung                                      9 Durchführung und Steuerung                       10 2. Empfehlungen                                           13 D.    INHALTLICHE AUSWERTUNG / FESTSTELLUNGEN BEI DEN ÜBENDEN STÄBEN                                        17 1. Landesebene                                            17 1.1 Feststellungen auf Landesebene                       17 1.2 Empfehlungen an die Länder                           19 2. Bundesebene                                            21 2.1 Feststellungen auf Bundesebene                       21 2.2 Empfehlungen an den Bund                             23 3. Bund-Länderzusammenarbeit                              24 3.1 Feststellungen zur Bund-Länderzusammenarbeit         24 3.2 Empfehlungen an Koordinierungsgremien / Bund- Länderzusammenarbeit                                     26 Stand: 15.04.2008        Keine Weitergabe an Dritte     Seite 2 von 53
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Nur für den internen Gebrauch Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Projektgruppe LÜKEX 4. Presse und Öffentlichkeitsarbeit (Übung), psychosoziale Aspekte                                                               28 4.1 Feststellungen zur Presse- und Informationsarbeit (Übung)        28 4.2 Empfehlungen zur Presse- und Informationsarbeit (Übung)          30 4.3 Feststellungen zu psychosozialen Aspekten                        31 4.4 Empfehlungen zu psychosozialen Aspekten                          32 4.5 Reale Presse- und Öffentlichkeitsarbeit                          33 5. Public Private Partnership                                         33 5.1 Feststellungen zur Public Private Partnership                    33 5.2 Empfehlungen zur Puplic Private Partnership                      37 6. Zivilmilitärische Zusammenarbeit; Feststellungen und Empfehlungen                                                          40 7. Internationale Beteiligung                                         41 8. Szenariobezogene Auswertung und Folgerungen                        42 8.1 Medizinische Aspekte                                             42 Modellierung                                                   42 Ressourcenmanagement                                           43 Sicherstellung der pharmazeutischen Versorgung/Bevorratung von Arzneimitteln und Medizinprodukten                         44 Persönliche Schutzausrüstung (PSA) / Schutzmasken              45 Impfstrategie                                                  46 8.2 Nichtmedizinische Aspekte                                        47 9. Allgemeine Feststellungen und Folgerungen                          50 E.    ZUSAMMENFASSUNG                                                   51 F.    ANLAGEN:                                                          53 1. Handlungsbedarf in tabellarischer Form 2. Übungsbeteiligung 3. Gesamtkosten der Übung 4. Abkürzungsverzeichnis Stand: 15.04.2008       Keine Weitergabe an Dritte                  Seite 3 von 53
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Nur für den internen Gebrauch Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Projektgruppe LÜKEX A.      Beschreibung der Übung (Ziel, Inhalt, Teilnehmer) Bei der Übungsreihe LÜKEX handelt es sich um eine strategische Bund- Länder- und bereichsübergreifende Stabsrahmenübung auf politischer und ad- ministrativer Ebene. Sie soll die Fähigkeiten vor allem im Bereich des öffentli- 5 chen Krisenmanagements optimieren, dazu gehört auch die Sensibilisierung der Entscheidungsträger sowie die Zivil-militärische Zusammenarbeit (ZMZ) und die Einbindung privater Unternehmen / Organisationen zum effektiven Schutz der Bevölkerung. Sie dient damit auch der Umsetzung und Überprüfung der Wirksamkeit der durch die Innenministerkonferenz (IMK) beschlossenen 10 „Neuen Strategie zum Schutz der Bevölkerung“ (IMK-Beschluss vom 16.12.2002). Grundlegende Übungsannahme für LÜKEX 2007 war eine Influenzapandemie mit schwerwiegenden gesamtgesellschaftlichen / gesamtstaatlichen Auswirkun- gen vor dem Hintergrund der aktuellen Gefahrenlage in Deutschland. 15 Schwerpunkte der Übung waren u.a. die gesamtstaatliche Lagebeurteilung, abgestimmte Notfallplanungen und Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge, die Aufrechterhaltung lebensnotwendiger Funktionen bei krankheitsbedingtem Aus- fall des Personals, die bundesweite Koordinierung knapper Ressourcen und ei- ne breit angelegte, abgestimmte aktive Öffentlichkeitsarbeit zur situationsge- 20 rechten Information der Bevölkerung und der Einsatzkräfte. Vorrangig sollte die ressortübergreifende Koordination und Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern geübt werden. Im Mittelpunkt der Übung stand deshalb das Be- üben der ressortübergreifenden Krisen- / Verwaltungsstäbe des Bundes und der Länder sowie der länderübergreifenden Koordinierungsgremien auf der 25 Grundlage des Influenza-Pandemieplanes und des Infektionsschutzgesetzes. Zusätzlich hatte auch die Einbeziehung des Krisenmanagements von Wirt- schaftsunternehmen als private Betreiber kritischer Infrastrukturen in das staat- liche Krisenmanagement einen besonderen Stellenwert. Die Übung LÜKEX 2007 wurde 18 Monate intensiv mit allen Beteiligten vorbe- 30 reitet und am 07. und 08.11.2007 mit sieben Bundesländern (Kernübungslän- der), Bundesbehörden, Unternehmen, Verbänden und Organisationen durch- geführt. An der Übung waren bundesweit ungefähr 3.000 Personen beteiligt. Neben den hochrangig besetzten Stäben der Bundes- und Landesressorts und zahlrei- 35 chen Behörden und Hilfsorganisationen nahmen ca. 50 Unternehmen und Or- ganisationen der Wirtschaft teil. Das hohe Medieninteresse (Fernsehen, Hör- funk, überregionale und regionale Presse) belegt die Relevanz der Themen Pandemie und gesamtgesellschaftliche Krisenvorsorge. Nahezu 100 internati- onale und nationale Beobachter, die während der Übungsdurchführung bei 40 der zentralen Übungssteuerung oder bei den Steuerungsstäben der Länder Stand: 15.04.2008        Keine Weitergabe an Dritte                        Seite 4 von 53
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Nur für den internen Gebrauch Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Projektgruppe LÜKEX anwesend waren, unterstreichen die Bedeutung des Übungsvorhabens und das Interesse an einer Pandemievorsorge. In die Vorbereitung und Beobachtung der Übung waren Vertreter der Schutz- kommission beim Bundesminister des Innern eingebunden ÜSA 45 Die neu entwickelte Übungsteuerungssoftware deNIS II            wurde erstmalig zur Steuerung und Dokumentation der gesamten Übung eingesetzt. B.      Vorgehensweise der Auswertung, Untersuchungs- rahmen 1. Feststellungen zu Methodik und Limitationen 50 Der Bericht der Projektgruppe basiert auf den Erfahrungen und Eindrücken al- ler Projektgruppen, der Auswertung der Veranstaltungen während der Vor- bereitungszeit (Workshops, Expertengespräche, Planbesprechungen, etc.), den Ergebnissen der Übungsdurchführung, den Zulieferungen der beteilig- ten Länder, des Bundes und Organisationen, den Ergebnissen der Fragebögen 55 sowie der Kommentierung und Dokumentation in der Übungssteuerungssoft- ware. Die Erkenntnisse wurden – soweit möglich – im Rahmen eines zentralen Auswerteworkshops mit allen Beteiligten im Februar 2008 abgestimmt. Zur Evaluation der Übung wurden somit folgende Quellen herangezogen: !   Ergebnisse der Workshops, Seminare, Expertengespräche, Planbespre- 60        chungen; ÜSA !   tatsächlicher Drehbuchverlauf mit den Kommentaren in deNIS II        der Steuerung, der Rahmenleitungsgruppen und Beobachter; !   Auswertung der Kurz- und Langfragebögen, einschließlich der Kommen- tare; 65    !   Ergebnisprotokoll der Sitzungen des Gemeinsamen Krisenstabes des Bundesministerium des Innern und des Bundesministerium für Gesund- heit (BMI/BMG) am 07. und 08.11.2008; !   Protokoll der Sitzung der Interministeriellen Koordinierungsgruppe vom 08.11.2008; 70    !   Auswertungsberichte der Bundesressorts, Bundesbehörden, Länder, Un- ternehmen, Hilfsorganisationen und Verbände; !   Übungsnachbesprechungen von Bund und Ländern; !   abschließender Auswertungsworkshop am 14. und 15.02.08; !   soweit zugänglich, die Dokumentation der übenden Stäbe; 75    !   Beobachtungsbericht der Schutzkommission beim Bundesminister des Innern. Stand: 15.04.2008        Keine Weitergabe an Dritte                        Seite 5 von 53
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Nur für den internen Gebrauch Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Projektgruppe LÜKEX Eine umfassende qualitative Analyse der einzelnen Übungsthemen war dabei nur in begrenztem Umfang möglich, da derzeit für die einlagenbezogene Evalu- ation kein Bewertungssystem zur Verfügung steht und ein spezifischer Hand- 80 lungsbedarf den Fragebögen meist nicht zu entnehmen war. Die Beobachtung und Auswertung der Übung im Rahmen des übergeordne- ten Konzeptes und des föderalen Krisenmanagementprozesses erfolgten daher wie in den Vorjahren in einer offenen Vorgehensweise. Die Feststellungen und Handlungsempfehlungen aus Vorbereitung und Durchführung der Übung 85 wurden im Rahmen einer iterativen Vorgehensweise abgeleitet. Im Rahmen der Befragung mittels Fragebogen wurden übende Stäbe und die Steuerungsorganisation getrennt voneinander zweimal unmittelbar nach der Übung und mit zeitlichem Abstand zu den Erkenntnissen und einer Selbstein- schätzung der Erfahrungswerte befragt. 90    2. Empfehlungen Durch Weiterentwicklung der Übungssteuerungssoftware im Bereich der Dokumentation und der einlagenbezogenen Evaluation sowie einer entspre- chenden Schulung der Nutzer ist zukünftig sicherzustellen, dass der Übungs- verlauf möglichst lückenlos nachvollzogen werden kann. 95 Ebenso sollte auf eine möglichst vollständige Auswertung der in den Übungs- stäben angelegten Dokumentation Wert gelegt werden. Die Fragebögen für Übende und Steuernde sollten weiter überarbeitet, der halboffene Charakter der Fragen überdacht werden. Es wird angeregt, die Be- fragung gegebenenfalls mit einer Online-Maske durchzuführen, um den Auf- 100 wand bei der Auswertung zu verringern. Es ist zwingend notwendig, vorab den zu befragenden Personenkreis eindeutig festzulegen, um belastbarere Ergeb- nisse aus der Befragung auch für einzelne Übungsthemen ziehen zu können. Die Objektivität der Auswertung könnte durch den Einsatz „neutraler Übungs- beobachter“ gesteigert werden. Denkbar wären zum Beispiel der Einsatz von 105 Landesbeamten im Krisenstab des Bundes sowie die Beobachtung der Lan- deskrisenstäbe durch Vertreter anderer Bundesländer. Stand: 15.04.2008       Keine Weitergabe an Dritte                      Seite 6 von 53
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Nur für den internen Gebrauch Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Projektgruppe LÜKEX C.      Konzept, Anlage, Vorbereitung, Durchführung der ÜSA Übung und Übungssteuerungssoftware deNIS II 1. Feststellungen 110       Konzept und Anlage der Übung Die Übungsplanung mit einheitlichem Grundszenario und dezentraler Ausarbei- tung der Einzelszenarien sowie zentralen Abstimmungs- und Einweisungsver- anstaltungen hat sich trotz des hohen Aufwandes uneingeschränkt bewährt und ist auch zukünftig unabdingbar. Die aus der Projektgruppe des Bundesamt für 115 Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) / Robert Koch Institut (RKI) und den Projektgruppen der übenden Länder (Kernübungsländer) gebildete Ar- beitsgruppe (AG) LÜKEX war als länderübergreifendes Koordinationsgremium besonders geeignet. Die Abbildung der nicht unmittelbar beteiligten Länder in der Neunländergruppe hat sich nur bedingt bewährt, da die entsandten Vertre- 120 ter auf Grund mangelnder Kenntnisse der Übungsvorbereitung und begrenzter Entscheidungsbefugnis nicht ausreichend am Übungsgeschehen teilnehmen konnten. Das gewählte mittelschwere Pandemieszenario wurde von den Übungsbetei- ligten als besonders geeignet angesehen, um die gesamtgesellschaftlichen 125 Auswirkungen einer Krise darzustellen und ein bereichs- und länderübergrei- fendes Krisenmanagement herbeizuführen. Lediglich die Vertreter der Schutz- kommission hielten das Szenario für zu gemäßigt. Anders als bei Naturkatast- rophen oder Terroranschlägen sind die Gefahren einer Pandemie bereits im Vorfeld erkennbar, wobei die Vorwarnzeit zwischen wenigen Tagen und mehre- 130 ren Wochen schwanken kann. Für die Übung wurde eine Vorwarnzeit von fast 2 Monaten bis zum Beginn der Phase 6 (Phaseneinteilung der World Health Or- ganization, WHO) angenommen, so dass noch umfangreiche Vorsorgemaß- nahmen möglich waren. Das Vorschalten von Planbesprechungen sollte die- sen fiktiven Vorlauf abbilden, in dem die relevanten Probleme und 135 Entscheidungen bis zum ersten Übungstag (dem Höhepunkt der Krise) als Ü- bungsthemen ausgewählt wurden. Dieses Ziel wurde von den übenden Stäben nur teilweise realisiert und erreicht, da die verfügbaren Informationen strategi- sche Entscheidungen nur begrenzt zuließen und diese sich daher überwiegend nur auf den fiktiven Besprechungstag (04. bzw. 07.09.07) bezogen. Eine prog- 140 nostische Lagebeurteilung und vorausschauende strategische Entschei- dungen durch die übenden Krisenstäbe fehlten weitgehend oder wurden vom Bund und den Ländern uneinheitlich getroffen (bspw. Schulschließungen). Dies traf größtenteils auch auf den ersten Übungstag zu, obwohl zu diesem Zeit- punkt die weitere Entwicklung bekannt und der Höhepunkt der 1. Pandemiewel- 145 le noch nicht vollständig erreicht waren. Darin lag aus Sicht der zentralen Übungssteuerung eine Schwachstelle bei den übenden Stäben. Stand: 15.04.2008         Keine Weitergabe an Dritte                         Seite 7 von 53
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Nur für den internen Gebrauch Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Projektgruppe LÜKEX Das Übungskonzept, das eine bereichs- und länderübergreifende Zusammen- arbeit im Krisenmanagement auf strategischer Ebene bewirken sollte, hat sich erneut bewährt. 150 Die in dieser Übung besonders gut gelungene „Einbindung“ der politischen Führung bei Bund und Ländern in die Vorbereitung und Durchführung der Übung (z.B. Kabinettsbeschlüsse, Teilnahme von Ministern und Staatssekretä- ren an der Übung) war besonders wichtig, um eine angemessene Übungsbetei- ligung und die Nachhaltigkeit bei der Umsetzung der Übungsergebnisse sicher- 155 zustellen. Kritisch ist anzumerken, dass es nicht im beabsichtigten Umfang gelungen ist, die länderübergreifende Koordination und Abstimmung der erfor- derlichen Maßnahmen zu erreichen. Es wurde deutlich, dass die Einbindung von Schlüsselunternehmen privater Betreiber kritischer Infrastrukturen zwingend notwendig ist. Eine entsprechende Einbindung erfolgte zum Teil erst 160 spät und nicht in allen Bereichen lageangepasst und durchgängig. Die Viel- schichtigkeit und Komplexität des Themas erforderte aus organisatorischen Gründen eine Reduktion/ Konzentration auf Schwerpunktbereiche, dennoch ist z.B. die Nichtteilnahme der Versicherungswirtschaft kritisch zu bewerten. Im medizinischen Bereich gelang es leider nicht, die Deutsche Krankenhausgesell- 165 schaft (DKG) als Bundesverband in die Übung einzubinden. Kritisch bleibt auch anzumerken, dass kein Bundesverband der Sozialdienste und Pflegeberufe in die Übungsvorbereitungen einbezogen wurde, so dass die Übungsanteile zur Sicherstellung der Pflege im ambulanten wie stationären Bereich alleine auf der Fachkompetenz der Bundes- und Länderärztekammern basierten. Dagegen 170 brachten sich die einbezogenen Institutionen im Bereich der pharmazeutischen Versorgung mit großem Engagement insbesondere in die Vorbereitung der Übung ein, was teilweise dazu führte, dass diese Problematik im Verhältnis zur Sicherstellung der ambulanten und stationären Versorgung über einen ange- messenen Stellenwert hinaus in der Übungsdurchführung dominierte. 175 Die Beteiligung und der Übungsverlauf waren themenbedingt stark auf die Be- reiche „Gesundheit“ und „Inneres“ fokussiert, hätten jedoch auch hinsicht- lich der gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen von anderen Ressorts noch stärker aufgegriffen werden können. In der Übungsdurchführung hat sich ge- zeigt, dass auf einige Bundes- und Landesressorts, deren Beteiligung aus un- 180 terschiedlichen Gründen nicht eingeplant worden war, kaum verzichtet werden konnte (z.B. Bundesministerium der Justiz (BMJ), Bundesministerium der Fi- nanzen (BMF) außerhalb Zoll oder Kultusministerien der Länder). Als Folge da- von waren die Beurteilung der gesamtstaatlichen Lage und die Maßnah- men zur Lagebewältigung von medizinischen Versorgungsfragen dominiert. 185 Dies greift zur Bewältigung einer Pandemiesituation zu kurz. Durch eine gut eingewiesene und vorbereitete Rahmenleitungsgruppe „Länder“ könnte der strategische Ansatz noch besser zur Geltung gebracht werden. Nach Beteiligung aller 16 Länder in den bisherigen drei Übungen sind für die nächste Übung die Voraussetzungen für eine – nach Intensität in der Vorberei- 190 tung abgestufte – Beteiligung aller Länder geschaffen. Stand: 15.04.2008         Keine Weitergabe an Dritte                      Seite 8 von 53
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Nur für den internen Gebrauch Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Projektgruppe LÜKEX Es hat sich erneut gezeigt, dass es in verschiedenen Bereichen der Übungsbe- teiligung (Länder, Wirtschaft) zeitliche, organisatorische und personelle Überschneidungen mit anderen Übungsvorhaben und Projekten gab, die hö- her priorisiert wurden oder bereits langfristiger geplant waren. Eine übergreifen- 195 de und langfristige Koordination und Abstimmung entsprechender bereichs- übergreifender Großprojekte/Großübungen wird empfohlen. Vorbereitung Die sich über fast zwei Jahre erstreckende Übungsvorbereitung hat sich als besonders erfolgreiche Methode erwiesen, um schon im Vorfeld der Übung 200 konzeptionelle und organisatorische Verbesserungen des Krisenmanagements zu erreichen. In den zahlreichen Workshops konnten Einzelbereiche der Kri- senvorsorge und der Pandemieplanung aufgegriffen und Anstöße zur Beübung von Schwachstellen gegeben werden. Beklagt wurde erneut aus dem Kreise der Kernübungsländer, dass ein mehr als 205 12-monatiger Übungsvorlauf in den Ländern organisatorisch und personell nur sehr schwer durchzuhalten ist. Die intensive und professionelle fachliche Vorbereitung der Übungsszenarien sowie die Erarbeitung von Grundlagen zur Entscheidungsfindung durch das RKI haben wesentlich zum Gelingen der Übung beigetragen. 210 In eigens eingerichteten thematischen Arbeitskreisen (Medizinische Versor- gung, Innere Sicherheit/Bevölkerungsschutz, Grundversorgung, IT/Kommunikation, Verkehr/Logistik, Geldversorgung) wurden die für das Übungsthema relevanten Institutionen mit dem Ziel zusammengeführt, dass Vertreter aller hauptsächlich betroffenen Bereiche sich mit ihrer Expertise in die 215 Drehbucherstellung einbringen und darüber hinaus als aktiv Übende oder Fachberater an der Übung teilnehmen konnten. Die durch die Projektgruppe organisierten, durchgeführten oder begleiteten Workshops wurden, abgesehen von einigen Schwachstellen (insbesondere auch durch die hohe Fluktuation des Personals in den Projektgruppen der Län- 220 der) in der konsequenten Themenabarbeitung, der Erreichbarkeit der Tagungs- orte und der großen Teilnehmerzahl als außergewöhnlicher Gewinn angese- hen. Sie dienten der Klärung von Fachfragen und schufen die Voraussetzung für die sachgerechte Erstellung von Drehbuchbausteinen und Einzeleinlagen. Der hierzu getätigte Aufwand erscheint insofern voll gerechtfertigt. Dennoch 225 wird auch hier Verbesserungspotenzial gesehen. Die zentralen Vorbereitungs- veranstaltungen sollten neu strukturiert und hinsichtlich der personellen Zu- sammensetzung gestrafft und durchgängig durch das gleiche Personal be- schickt werden. Hierdurch könnten inhaltliche Redundanzen vermieden und die Aufwand/Nutzen –Relation verbessert werden. Stand: 15.04.2008       Keine Weitergabe an Dritte                          Seite 9 von 53
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Nur für den internen Gebrauch Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Projektgruppe LÜKEX 230 Durch die anerkannt neutrale Position der Projektgruppe (PG) LÜKEX (BBK und RKI) und deren breit gefächerte Fach- und Übungskompetenz konnten eine breite Teilnehmerzusammensetzung erreicht und auch kontrovers besetzte Themen aktiv behandelt und übungsrelevant über Grenzen und Zuständigkeiten hinweg diskutiert werden. Im Rahmen der Übungsvorbereitung lernten sich so 235 Vertreter der unterschiedlichen Institutionen und Behörden neu kennen bzw. bereits bestehende Kontakte konnten intensiviert werden. Neben einem be- reichsübergreifenden, fachlichen Erfahrungs- und Informationsaustausch wur- den Netzwerke „kurzer Drähte“ geknüpft, die über die Übung hinaus bei der weiteren Krisenbewältigung und Pandemieplanung sicherlich erfolgreich zum 240 Tragen kommen werden. Die Unterlagen für die Übenden zur raschen Erfassung der Übungslage für die Übungstage sollten in Zukunft kürzer und prägnanter gefasst werden und die Stäbe schneller zu den Kernproblemen der Übung hinführen. Auf die Darstel- lung der realen Lagen hätte verzichtet werden können. Die sehr realistischen, 245 originalgetreuen Anhänge des Paul Ehrlich-Instituts (PEI) mit fiktiver Fachin- formation und Packungsbeilagen zu den fiktiven Impfstoffen waren zwar um- fangreich, aber für die medizinischen Fachkreise interessant und Erkenntnis bringend. Die Bedeutung der fachspezifischen Formulierungen insbesondere in Hinblick auf die Zulassung des Impfstoffes für Kinder ist dadurch einem größe- 250 ren Kreis verständlich geworden. Die Vorbereitungszeit und der Arbeitsaufwand müssen mit Blick auf die allge- mein hohe Arbeitsbelastung der Beteiligten weiter gestrafft und ggf. reduziert werden. Die Drehbucheinlagen müssen durch Verdichtung so gestaltet wer- den, dass sie im Übungsverlauf die strategische Ebene erreichen. Um den ho- 255 hen Beteiligungsgrad der Verbände und Unternehmen zu erhalten, muss noch mehr Sorge dafür getragen werden, dass auch deren übende Stäbe durchgän- gig und angemessen eingebunden und gefordert werden. Die Vorbereitung auf dem Gebiet der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (PrÖA) – v.a. Einweisungen bei Workshops, individuelle Coachings und Beratungen, 260 Presseseminar, Presse-Übungsmaterial – waren zielführend, auf Grund häufi- ger Personalfluktuation in den Stabsstellen PrÖA aber auch notwendig. Insbe- sondere das der Übung vorangestellte Seminar „Strategische Presse- und Öf- fentlichkeitsarbeit“ des BBK hat sich als sehr nützlich zur Übungsvorbereitung erwiesen; es könnte als Grundbaustein für den Auf- und Ausbau von Ausbil- 265 dungseinheiten für strategische Krisenkommunikation dienen. Durchführung und Steuerung Die bereits in zwei vorangegangenen Lükex-Übungen erprobte Grundstruktur der Übungssteuerung mit einem zentralen Steuerungsstab in Ahrweiler, de- zentralen Steuerungsstäben bei allen übenden Stäben (Bund, Länder, Wirt- 270 schaft) und Rahmenleitungsgruppen zur Simulation der Krisenereignisse hat sich erneut bewährt. Es gelang jedoch auch in dieser Übung nicht optimal, die Stand: 15.04.2008        Keine Weitergabe an Dritte                      Seite 10 von 53
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