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Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Wirtschaftlichkeitsuntersuchung zu Bundesstraße B247 in Thüringen

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vWU vom 21.08.2019
- streng vertraulich -

Wirtschaftlichkeitsuntersuchung

ÖPP-Betreibermodell im Bundesfernstraßenbau

Verfügbarkeitsmodell Bundesstraße B 247
Mühlhausen bis Bad Langensalza

- vorläufige Wirtschaftlichkeitsuntersuchung (vWU) -

Stand: 21.08.2019

WICHTIGER HINWEIS:

Das der vorläufigen Wirtschaftlichkeitsuntersuchung (vWU) für den Kostenvergleich zugrunde liegende Finanz-
modell wird durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer geprüft. Aus der Prüfung des Finanzmodells bestehende
Ansprüche der Autobahn GmbH des Bundes (ehemals VIFG) gegenüber dem beauftragten Wirtschaftsprüfer
werden vollständig an das BMVI abgetreten. Die VIFG Verkehrsinfrastrukturgesellschaft wurde am 01.08.2019
auf die Autobahngesellschaft des Bundes („Die Autobahn GmbH des Bundes“) verschmolzen.

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Inhaltsverzeichnis
WICHTIGER HINWEIS: 1
I. Ausgangssituation 8
1 Konzeption der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung 8
1.1 Grundlagen 8
1.2 Struktur und Zielsetzung 8
2 Das Projekt B 247 Mühlhausen bis Bad Langensalza 11
Il. Kostenvergleich der Beschaffungsvarianten : 45
1 Grundlagen des Kostenvergleichs 15
2 Ausgangsdaten des Kostenvergleichs 17
2.1  Zeitlicher Rahmen für den Kostenvergleich 17
2.2 Preisentwicklung bis zum Vertragsbeginn und über den Vertragszeitraum 17
2.3 Annahmen zur Wertsicherung der Vergütung 20
2.4  Diskontierungszinssatz 20
3 Ermittlung der PSC-Beschaffungsvariante 21
3.1 Kosten für Bau 22
3.2 Kosten für Erhaltung 23
3.3 Kosten für Betriebsdienst 24
3.4 Kosten für Grunderwerb 26
3.5 Kosten für Planung und Management 26
3.6 Kosten der Finanzierung 30
3.7. Risikokosten 30
3.8  Steuerrückflüsse 34
3.9  Zusammenfassende Übersicht der Kosten der PSC-Beschaffungsvariante 35
4 ÖPP-Beschaffungsvariante 35
4.1 Herleitung der ÖPP-Variante 36
4.2 Prognose der Vergütung 48
4.3 Weitere Kosten des AG in der ÖPP-Beschaffungsvariante 50
4.4 Finanzierung der Abschlagszahlungen für die Bauleistung 53
4.5  Steuerrückflüsse 53
4.6 Zusammenfassende Übersicht der Kosten der ÖPP-Beschaffungsvariante 55
5 Zusammenfassung und Ergebnisse des Kostenvergleichs 57
5.1 Ergebnisse des Basisszenarios 57
5.2 Ergebnisse der Sensitivitätsanalysen 58
6 Anlagen zum Kostenvergleich 63

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Ill. Nutzenvergleich 75
1 Grundlagen 75

1.1 Einführung 75

1.2 Ableitung der Ziele des Maßnahmenträgers 75

1.3 Identifikation von Nutzenkomponenten 76

1.4 Ableitung der Ziele des Maßnahmenträgers 78

2 Quantitativer Teil des Nutzenvergleichs 80

2.1 Grundlagen 80

2.2 Bewertung der quantitativen Nutzenkomponenten 86

2.3 Ergebnis des quantitativen Teils des Nutzenvergleichs 93

3 Qualitativer Teil des Nutzenvergleichs 94

3.1 Einführung 94

3.2 Bewertung der qualitativen Nutzenkomponenten 94

4 Ergebnis der Nutzwertanalyse 101

5 Anlagen zum Nutzenvergleich 104

IV. Zusammenfassung und Empfehlung 114

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung) 1:Phasen der WU ac nenn a ann 9
Abbildung 2 Übersicht Streckenabschnitte B 247 ...........uueeeseanessnensennesennnannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnennennn 14
Abbildung 3 Schematische Darstellung des Kostenvergleichs .............eeeeeeeesnnnnenenennn 15
Abbildung 4 Systematik der Berechnung des Barwertes ...............00422042s00nsnneennnennnnnnnnnnnnnnnnsnnennn nennen 16
Abbildung 5 Historische Entwicklung von relevanten Preisindizes .....................0220000222neeeennnn 19
Abbildung 6 Zinsstrukturkurve mit Stichtag 30.07.2019..............uu022200sssssnnneeessnneensnenennnsnnnnennnnennenennnn 20
Abbildung 7 Vorgehensweise Risikobewertung ..............u2220000020u00sensneennennnennnennnennennnnnnnennnennnnnnennnnnnnn 31
Abbildung 8 Bewertung der Baurisiken ....................2442444240ssnennnnnnnnnnennnnnnnnnennnnnnennnennnennnennn nennen 31
Abbildung 9 Bewertung der Betriebsdienst- und Erhaltungskostenrisiken .......................... nn 32
Abbildung 10 Bewertung der Allgemeinen Risiken ...................24.244424442444200n nn nnnnnennnennnnnnnennnenen nn 32
Abbildung 11 Bewertung der Risiken aus Planung und Management ............u2222ss20nsessneensnesnneennennnnnn 33
Abbildung 12 Aufschläge aufgrund von Planungs- und Managementkosten durch realisierte Risiken

Dissen nennen neeehanuesendenseaeannne 33
Abbildung 13 Bewertung des Risikos aus Höherer Gewalt/Drittgewalt ................022242220022200020neeeeneeenen 34
Abbildung 14 Schematischer Aufbau der ÖPP-Beschaffungsvariante ........uunessessessensennnennnnennenneennnnn 36
Abbildung 15 Übertragungsgrade der Einzelrisiken............uu0u200eenennenenennnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnennnenn 40
Abbildung 16 Bewertung der Einzelrisiken in der ÖPP-Variante .........uunneaeenenennnennn 42
Abbildung 17 Aufschläge aufgrund von Planungs- und Managementkosten durch realisierte Risiken

ee aR ne Bine RR En A RIREEREn-nrnN 43
Abbildung 18 Hierarchisches Bewertungssystem der Nutzwertanalyse ......................ueennn 79
Abbildung 19 Lage der Gesamtmaßnahme gem. Projektdossier B176/B247-G11-TH ...................... 85
Abbildung 20 Verfügbarkeitsprofile der Beschaffungsvarianten ..................22000220042000nssnnennenennenennenenn 88
Abbildung 21 Reisegeschwindigkeiten je Bauabschnitt (mit und ohne Baustelle) .............................. 89
Abbildung 22 Nutzenwerte (real) für die Beschaffungsvarianten .................22002200sssnseenseeensneeneeeenennen 92
Abbildung 23 Ergebnis des quantitativen Teils des Nutzenvergleichs..................2222004022244 nennen 93
Abbildung 24 Ergebnis der Nutzwertanalyse .....................22400222002200000000nnnnennnnennnnennnnennnnennnnnnnnnennnnnnn 101

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Zusammensetzung RQ 10,5, RQ 10,5+, RQ 15,51, RQ 20 ........eneeeeeneeeennnnsennnnnesenneneennnnn 13
Tabelle 2: Entwicklung Baupreisindizes (Jahresdurchschnitt 2015 und 2018 sowie Il. Quartal 2018

und: @Uattall2 019)... er teeeamemmananuc 18
Tabelle 3 Langfristige Entwicklung verschiedener Indizes......................2240042200000snnnnnennnneneennenennnnnen 18
Tabelle 4 Ermittelte Diskontierungsfaktoren....................222404442220042snnnnenesnnenennnnennnnnnnnnnnnnnnennnnnnnnenann 20
Tabellei5'Gesamtkosten Bau arena aan 22
Tabelle 6 Gesamtkosten Erhaltung .........................-24ss44ss0essnnennensnennnennnnnnnennnnnnnennnnnennnnnnennnnnennnennn 23
Tabelle 7.Gesamtkosten Betriebsdienst....u.sn.esuns een een 25
Tabelle 8 Anteile der Planungsphasen..........................2444244s0nsssonnsnnnnnnnnnnnnnnnnonnnnnonnnnonnnnensnnnsnnnannnnnnn 27
Tabelle 9 Herleitung des Ansatzes Planung und Management ....................400nennennnneeneneneennn nen 27
Tabelle 10 Gesamtkosten Planung und Management ....................24442220s00snnnessnnennennnnnenennnennennnnn 29
Tabelle 11 Zusammenfassung der Kosten je Leistungsbereich der PSC-Realisierung ....................- 35
Tabelle 12 Managementkosten der Projektgesellschaft ........................- en une 45
Tabelle 13 Zusammenstellung der Risiken und Effizienzen für die ÖPP-Beschaffung ...................... 46
Tabelle 14 Zusammenfassung Kosten für die Bereiche Bau, Betriebsdienst, Erhaltung und P&M....47
Tabelle 15: Finanzierungsannahmen. =. ee en 48
Tabelle 16 Darstellung der Abschlagszahlungen.....................24444044020sennesnnnnnennenenennenennnennnnnennenn 49
Tabelle17' Darstellung des:gestaffelten'Entgelles. anne nennen 49

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Tabelle 18 Ermittlung zurückbehaltene Risiken .................2244sss02222000888n0nnnnnnnnnnnnnnnnensnnnnnnnnnnnnness nennen 51
Tabelle 19 Überwachungs- und Controllingkosten auf Auftraggeberseite............eeeeeeeeee 52
Tabelle 20 Vergütungsbestandteile des AN ..................22240000s020000000nnnenessnnnnnnnnenenennnnnnnnnnnnenssnensnnnnnnnn 55
Tabelle 21 Zusammenfassung der Kosten der ÖPP-Variante .............eeneennneenennen 56
Tabelle 22 Ergebnisse Barwertvergleich Basisfall ........... Bde a ne er 57
Tabelle 23 Ergebnisse Barwertvergleich (Erhöhung der Baukosten um %).........u.22uu nennen 58
Tabelle 24 Ergebnisse Barwertvergleich (Senkung der Baukosten um %)..........uusneeeneennenn 59
Tabelle 25 Ergebnisse Barwertvergleich (Erhöhung der Effizienzannahmen von %auf %)....60
Tabelle 26 Ergebnisse Barwertvergleich (Senkung der Effizienzannahmen von %auf %)........ 61
Tabelle 27 Ergebnisse Barwertvergleich (Berücksichtigung des Zinsänderungsrisikos).................... 62
Tabelle 28 Zielsystem für Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen im Rahmen der

Bundesfernstraßenfinanzierungkee........esseeseececserennnnnnnsnnneesnsanennaennnaneesaneesnnanennansannessnnesnnuennenerneanee 76
Tabelle 29 Nutzenkomponenten der qualitativen Nutzenbewertung ................2244422442 44H nee snnen een 78
Tabelle 30 Grundlagendaten der Bewertungsmethode des BVWP 2030 ............uu222220222200nesnnnennnnenn 83
Tabelle 31 Zeitenplanung KBV und ÖPP der DEGES .................ueeessaneennnenennennnnnnnnennnnnnnnnnnnnn 83
Tabelle 32 Nutzen der Maßnahme B 247 (Mühlhausen- Bad Langensalza) im Prognosejahr 2030 .86
Tabelle 33 Ermittlung der Nutzenbeiträge im Betrachtungszeitraum — KBV und ÖPP....................... 87
Tabelle 34 Zusammenstellung der entgangenen Nutzen bis zur Fertigstellung ................................- 91

Tabelle 35 Zusammenstellung der Nutzenverluste während der Betriebs- und Erhaltungsphase .....91

Aus rechentechnischen Gründen können in den Tabellen

 

Rundungsdifferenzen in Höhe von +/- einer Einheit (EUR, % usw.) auftreten.

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5

Abkürzungsverzeichnis

AG
A-Modell-Leitfaden

AN

AS

Autobahn GmbH
AV

aWwUu

B

BA

BAB

BHO

BMF
BMF-Arbeitsanleitung

BMS

BMVI

BRH

BVWP
CEF-Maßnahmen

DEGES
Destatis

DTV

DTVw
Erläuterung WU

EZB

FMK
FMK-Leitfaden
HOAI

KBV
Kfz/24h
KLR
KP

L

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Auftraggeber

Leitfaden für Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen für die
Vergabe von Betreibermodellen nach dem A-Modell im Bun-
desautobahnbau

Auftragnehmer

Anschlussstelle

Die Autobahn GmbH des Bundes
Auftragsverwaltung

Abschließende Wirtschaftlichkeitsuntersuchung
Bundesstraße

Bauabschnitt

Bundesautobahn

Bundeshaushaltsordnung

Bundesministerium der Finanzen

Arbeitsanleitung Einführung in die Wirtschaftlichkeitsuntersu-
chungen

Building Management System

Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
Bundesrechnungshof

Bundesverkehrswegeplan

Maßnahmen zur dauerhaften Sicherung der ökologischen
Funktion

Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH
Statistisches Bundesamt

Durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke
Durchschnittliche werktägliche Verkehrsstärke

Erläuterungen zu Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen für die
Vergabe von ÖPP-Betreibermodellen im Bundesfernstraßen-
bau

Europäische Zentralbank
Finanzministerkonferenz
Wirtschaftlichkeitsuntersuchung bei PPP-Projekten

Honorarordnung für Architekten und Ingenieure

Konventionelle Beschaffungsvariante
Kraftfahrzeuge pro Tag

Kosten- und Leistungsrechnung
Knotenpunkt

Landesstraße

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Lph Leistungsphase (HOA])

MA Mitarbeiter

OD Ortsdurchfahrt

ÖPP Öffentlich-Private Partnerschaft

OU Ortsumgehung

PMS Pavement Management System

PPP Public Private Partnership

PSC Public Sector Comparator

RPA Rechnungsprüfungsausschuss des Deutschen Bundestages
RQ Regelquerschnitt

SiGe Sicherheits- und Gesundheitsschutz

SV Schwerverkehr

TLBV Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr

ul Unterhaltung und Instandsetzung

VIFG Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft mbH, Berlin
VKE Verkehrseinheit

vwUu Vorläufige Wirtschaftlichkeitsuntersuchung

WU Wirtschaftlichkeitsuntersuchung

ZEB Zustandserfassung und -bewertung auf Bundesfernstraßen

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Ausgangssituation
1 Konzeption der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung

1.1 Grundlagen

Im Zuge der Vorbereitung und Vergabe eines jeden Vorhabens, das über eine Öffentlich-Private Part-
nerschaft (ÖPP) umgesetzt wird, wird vorab eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung (WU) durchgeführt. '
Die im Einzelnen grundsätzlich bei einer WU zu berücksichtigenden Aspekte sind im Rundschreiben
des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) vom 12.01.2011, geändert durch Rundschreiben
06.05.2019 zur überarbeiteten „Arbeitsanleitung Einführung in die Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen“
(kurz: „BMF-Arbeitsanleitung“) dargestellt. Auf spezifische, für ÖPP relevante Fragestellungen geht
zudem der vom BMF mit Rundschreiben vom 20.08.2007 und im Auftrag der Finanzministerkonferenz
(FMK) eingeführte „Leitfaden für Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bei PPP-Projekten“? ein.

Dieser Leitfaden geht jedoch aufgrund seines sektorenübergreifenden Ansatzes nicht auf die Beson-
derheiten von ÖPP-Vorhaben im Bundesfernstraßenbau ein. Begleitend zu der Durchführung der Pi-
lotvorhaben im Bundesfernstraßenbau, den so genannten A-Modellen, erstellte das Bundesministe-
rium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI, vormals „Bundesministerium für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung“) mit Stand Oktober 2008 den „Leitfaden für Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen für
die Vergabe von Betreibermodellen nach dem A-Modell im Bundesautobahnbau“ (kurz: „A-Modell Leit-
faden“). Dieser Leitfaden wurde insbesondere auf Basis von in bisherigen WUen gesammelten Erfah-
rungen fortgeschrieben und wird als „Erläuterungen zu Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen für die
Vergabe von ÖPP-Betreibermodellen im Bundesfernstraßenbau“ (kurz: „Erläuterung WU“) weiter fort-
geschrieben. Dabei finden die im Zuge dessen mit Stand vom Juli 2016 erarbeiteten Ergänzungen,
Konkretisierungen und daraus folgenden Erkenntnisse Eingang in die nachfolgenden Berechnungen.

Des Weiteren sind die für die Behandlung von ÖPP-Projekten relevanten Beschlüsse des Rechnungs-
prüfungs- sowie des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages in dieser vorläufigen WU
(vWUL) berücksichtigt.

1.2 Struktur und Zielsetzung

Die vWU ist eine Stufe innerhalb des ÖPP-Beschaffungsprozesses. Das Vorgehen orientiert sich an
den oben dargestellten Leitfäden und Erläuterungen. Sie dient durch Berücksichtigung eines ganz-
heitlichen Ansatzes (Lebenszyklusansatz) der transparenten Darstellung der ökonomischen Auswir-
kungen und der Optimierung der Kosten eines Projektes über die Projektlaufzeit/den Lebenszyklus. ?

In diesem Kontext dient die WU*
« der Erfüllung der rechtlichen Anforderungen der Bundeshaushaltsordnung,
« als Entscheidungsinstrument zur Ermittlung der wirtschaftlicheren Beschaffungsvariante und

e als Management- und Steuerungs-/Controlling-Instrument.

Im Rahmen der vWU wird der Begriff „Öffentlich-Private Partnerschaft“ gleichgesetzt mit dem Begriff „Public Private Part-
nership (PPP) verwendet.

? Leitfaden "Wirtschaftlichkeitsuntersuchung bei PPP-Projekten", September 2006 (kurz: „FMK-Leitfaden").

® Vgl. Leitfaden "Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bei PPP-Projekten", 2006, S. 6.

* Vgl. Leitfaden "Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bei PPP-Projekten", 2006, S. 9 f.

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Der ÖPP-Beschaffungsprozess unterliegt dem folgenden, insgesamt vier Hauptphasen umfassenden
Schema:

Phasen des Stufen der PPP-
PPP-Beschaffungsprozesses Wirtschaftlichkeitsuntersuchung

      
  
   
    
      
        

  

Phase I Bedarfsfeststellung, Finanzierbarkeit und

Maßnahmenwirtschaftlichkeit

PPP-Eignungstest

ED Erstellung des konventionellen Vergleichs-
wertes (Public Sector Comparator — PSC)

   

Vorentscheidung für oder
V gegen eine Weiterverfolgung
von PPP-Realisierungsvarianteı

   

  

Vorläufige Wirtschaftlichkeitsuntersuchung Vorentscheidung für oder

gegen eine PPP-Ausschreibung
Festlegung der Obergrenze für die Veran- he ö

schlagung im Haushalt (Etatreife) Veranschlagung im Haushalt
und Ausschreibung

  
  
 

   
   
 

Abschließende Wirtschaftlichkeits-
untersuchung

Projekteontrolling

Abbildung 1 Phasen der WU®

   

Phase III

Endgültige Entscheidung über
"uschlagserteilung und
Vertragsunterzeichnung

     
 

     

Phase IV

Die Auswahl und Festlegung des Projektes erfolgt in Phase | des ÖPP-Beschaffungsprozesses (Be-
darfsfeststellung, Maßnahmenwirtschaftlichkeit und Prüfung der Finanzierbarkeit).

In Phase Il folgt die vWU, in deren Rahmen auf Basis einer detaillierten Quantifizierung der konventi-
onellen öffentlichen Beschaffungsvariante (Public Sector Comparator, kurz: „PSC“) und der ÖPP-
Variante die wirtschaftlichere der beiden Beschaffungsvarianten ermittelt wird. Für die Entscheidungs-
findung ist das Ergebnis der vWU in der Gesamtschau aller untersuchten Teilbereiche einschließlich
der berechneten Sensitivitäten zu würdigen.

Um die beiden Beschaffungsvarianten sachgerecht zu vergleichen, sind bestimmte Annahmen zu tref-
fen und die Kosten- und Nutzenwirkungen der Beschaffungsvarianten zu ermitteln und bewerten. Ge-
mäß FMK-Leitfaden ist kostenseitig für den PSC auf empirische Daten der Verwaltung und Richtwerte,
ggf. auch auf sorgfältig ermittelte Vergleichsgrößen zurückzugreifen.® Als Maßstab dient gemäß FMK-
Leitfaden die jeweilige Beschaffungswirklichkeit: „Dabei dürfen lediglich solche Optimierungsansätze
Berücksichtigung finden, die zu diesem Zeitpunkt vom öffentlichen Projektträger erkannt werden und
deren Realisierung auch bei konventioneller Beschaffung des konkreten Projekts sichergestellt wäre.“7
Für die Abschätzung der Kosten der ÖPP-Variante ist im Rahmen der vWU, sofern keine einzelbe-
tragliche Erfassung der Kosten möglich ist, mit vertretbarem Aufwand eine detaillierte Abschätzung
der prozentualen Zu- und Abschläge für den PSC vorzunehmen.?

Zusammenfassend gibt die VWU einen Überblick über die potenzielle Wirtschaftlichkeit einer Beschaf-
fungsvariante auf Basis des zum Zeitpunkt der Untersuchung erreichten Entwicklungs- und Informati-
onsstandes des Projektes. Dessen im Projektvertragsentwurf vorzunehmende konkrete Ausgestal-
tung, Optimierung und Umsetzung erfolgt im Rahmen der Vorbereitung und Durchführung des Verga-
beverfahrens.

Der abschließenden WU (aWU) in Phase Ill der WU ist sowohl auf PSC- als auch auf ÖPP-Seite die
definitive Projektausgestaltung gemäß — ggf. im Rahmen von Verhandlungen variierter - Vergabeun-
terlagen zugrunde zu legen. Schlussendlich werden in dieser Phase die Marktpreise für die ÖPP-

Vgl. Leitfaden „Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bei PPP-Projekten“, 2006, S. 7.

Vgl. Leitfaden „Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bei PPP-Projekten“, 2006, S728:
Vgl. Leitfaden „Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bei PPP-Projekten“, 2006, S. 23.
Vgl. Leitfaden „Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bei PPP-Projekten“, 2006, S. 28.

onoo

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Beschaffung abgefragt und in der aWU bei der Bewertung der ÖPP-Variante berücksichtigt. Der An-
gebotspreis des obsiegenden Bieters ersetzt insofern bei der aWU die im Rahmen der vwU ggf. unter
Verwendung von Zu- und Abschlägen vorläufig abgeschätzten ÖPP-Kostenannahmen.

Für einen sachgerechten Vergleich der Beschaffungsvarianten im Rahmen der vWU, aWU und des
nachgelagerten Projektcontrollings ist es erforderlich und nach dem Leitfaden geboten?, beiden Be-
schaffungsvarianten eine „einheitliche Projektdefinition“ zugrunde zu legen. Demzufolge werden in
Kapitel II „Kostenvergleich der Beschaffungsvarianten“ in beiden Beschaffungsvarianten die gleiche
Leistungsbeschreibung und gleiche terminliche Vorgaben bzw. Leistungszeiträume unterstellt. Die
PSC-Beschaffungsvariante wird insofern aufgrund der Prämisse der „einheitlichen Projektdefinition“ in
Teilen idealisiert, also insbesondere in zeitlicher Hinsicht unter Umständen abweichend von der Be-
schaffungsrealität dargestellt.

Durch diese Idealisierung werden im Kostenvergleich Auswirkungen der beiden Beschaffungsvarian-
ten insbesondere in volkswirtschaftlicher Hinsicht ausgeblendet. Entsprechende volkswirtschaftliche
Nutzenwirkungen werden daher gemäß Erläuterung WU"? im Rahmen einer Nutzwertanalyse durch-
geführt (vgl. Kapitel III).

Aufgrund der methodischen Unterschiede bei der Ermittlung des Kostenvergleiches und der durchzu-
führenden Nutzwertanalyse sind die Einzelbewertungen abschließend im Rahmen einer verbalen Ab-
wägung zu einem Gesamtergebnis zusammenzuführen (vgl. Kapitel IV).

 

° Vgl. Leitfaden „Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bei PPP-Projekten“, 2006, S. 23 u. 25.

1° Vgl. BMVI, Erläuterungen zu Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen für die Vergabe von ÖPP-Betreibermodellen im Bundes-
fernstraßenbau, Stand Juli 2016. Mit der Entscheidung zur Umsetzung des Nutzenvergleichs in Form einer Nutzwertanalyse
ist noch keine entsprechende Fortschreibung der Erläuterungen WU erfolgt. Hierfür wird ergänzend auf ein entsprechendes
Arbeitspapier von mit Stand 27.02.2017 verwiesen, welches in Abstimmung mit dem BMVI erstellt worden ist.

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