Güterverkehrskonzept Hessen 2035

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8 | GÜTERVERKEHRSKONZEPT 2035 FÜR HESSEN INHALTE VORWORT	                                                                                                                                                              02 MANAGEMENT SUMMARY                                                                                                                                                    04 WELCHE TRENDS PRÄGEN DIE ENTWICKLUNG DES GÜTERVERKEHRS?..................................................04 WIE BEWERTEN HESSISCHE EXPERTEN DIE SITUATION? .........................................................................04 WIE WIRD DER GÜTERVERKEHR IM JAHR 2035 AUSSEHEN?.....................................................................05 BESONDERS RELEVANTE THEMEN.............................................................................................................06 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN....................................................................................................................07 1.     EINLEITUNG	                                                                                                                                                           12 1.1 ZIELE DER STUDIE.................................................................................................................................12 1.2 AUFBAU UND VORGEHENSWEISE.........................................................................................................13 2.     STATUS QUO UND PROGNOSTIZIERTE GÜTERVERKEHRSENTWICKLUNG	                                                                                                              14 3.     GLOBALE UND LOKALE TRENDS IN GESELLSCHAFT UND LOGISTIK	                                                                                                               20 3.1 KONSUM UND KONSUMENTEN 2035....................................................................................................22 MULTI-CHANNEL....................................................................................................................................................22 URBANISIERUNG...................................................................................................................................................22 NEARSHORING.......................................................................................................................................................22 FRESH LOGISTICS..................................................................................................................................................22 NEO-ÖKOLOGIE.....................................................................................................................................................22 FAIR & RESPONSIBLE LOGISTICS........................................................................................................................23 GREEN ENERGY......................................................................................................................................................23 INDIVIDUALISIERUNG...........................................................................................................................................23 BATCH SIZE ONE....................................................................................................................................................24 SERVITIZATION......................................................................................................................................................24 GLOBALISIERUNG..................................................................................................................................................24 SUPER GRID LOGISTICS........................................................................................................................................24 MULTIMODAL..........................................................................................................................................................25 3.2 TECHNOLOGISCHER WANDEL..............................................................................................................25 AUTONOMES FAHREN..........................................................................................................................................25 INTERNET DER DINGE...........................................................................................................................................25 SMARTE CONTAINER.............................................................................................................................................25
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INHALT | 9 3.     CLOUD LOGISTICS.................................................................................................................................................25 KÜNSTLICHE INTELLIGENZ.................................................................................................................................26 3D DRUCKER..........................................................................................................................................................26 BIONICS..................................................................................................................................................................26 ROBOTICS.............................................................................................................................................................. 26 DROHNEN...............................................................................................................................................................27 WISSENSKULTUR...................................................................................................................................................27 DIVERSITY................................................................................................................................................................28 GENDER SHIFT.......................................................................................................................................................28 SILVER SOCIETY......................................................................................................................................................28 NEW WORK.............................................................................................................................................................28 DIGITAL WORK.......................................................................................................................................................28 3.3 ZUSAMMENFASSUNG............................................................................................................................30 4. BEFRAGUNG VON LOGISTIKEXPERTEN: INTERVIEWS UND ONLINE-UMFRAGE	                                                                                                               32 4.1 EXPERTENINTERVIEWS: HINTERGRUND............................................................................................. 33 4.2 EXPERTENINTERVIEWS: ERGEBNISSE NACH THEMENKOMPLEXEN...................................................34 STATUS QUO UND ERWARTETES WACHSTUM.................................................................................................34 VERKEHR UND VERKEHRSINFRASTRUKTUR.....................................................................................................34 FLÄCHEN................................................................................................................................................................35 ARBEITSMARKT......................................................................................................................................................35 DIGITALISIERUNG UND NEUE TECHNOLOGIEN...............................................................................................36 NACHHALTIGKEIT..................................................................................................................................................36 4.3 EXPERTENINTERVIEWS: LISTE DER BEFRAGTEN UNTERNEHMEN UND VERBÄNDE..........................38 4.4 ONLINE-UMFRAGE: HINTERGRUND......................................................................................................40 4.5 ONLINE-UMFRAGE: ERGEBNISSE NACH THEMENKOMPLEXEN...........................................................40 SCHIENE..................................................................................................................................................................42 STRASSE .................................................................................................................................................................43 NACHHALTIGKEIT...................................................................................................................................................45 FACHKRÄFTEMANGEL...........................................................................................................................................45 POLITIK...................................................................................................................................................................46 FORSCHUNG..........................................................................................................................................................47 4.6 ZUSAMMENFASSUNG............................................................................................................................48
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10 | GÜTERVERKEHRSKONZEPT 2035 FÜR HESSEN INHALTE 5.      GÜTERVERKEHR IN HESSEN 2035	                                                                                                                                               50 5.1 STRUKTURIERUNG DER UNTERSUCHUNG...........................................................................................51 5.2 DER URBANE RAUM...............................................................................................................................53 ALLGEMEINE ENTWICKLUNG DES GÜTERVERKEHRS..................................................................................... 53 LOGISTIKKONZEPTE.............................................................................................................................................53 FLÄCHEN UND IMMOBILIEN................................................................................................................................54 5.3 DER LÄNDLICHE RAUM..........................................................................................................................54 LÄNDLICHER RAUM ENTLANG DER VERKEHRSACHSEN.................................................................................54 LÄNDLICHER RAUM ABSEITS DER VERKEHRSACHSEN....................................................................................55 5.4 ÜBERREGIONALE VERKEHRE: DIE GLOBALE KREUZUNG HESSEN......................................................56 HINTERGRUND......................................................................................................................................................56 STRASSENVERKEHR..............................................................................................................................................56 SCHIENE..................................................................................................................................................................57 BINNENSCHIFFFAHRT...........................................................................................................................................57 LUFTVERKEHR.......................................................................................................................................................58 EXKURS NACHHALTIGKEIT..........................................................................................................................59 5.5 ZUSAMMENFASSUNG............................................................................................................................62
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INHALT | 11 6. HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN	                                                                                                                        64 EXKURS HESSENSTRATEGIE MOBILITÄT 2035...........................................................................................65 6.1 POLITISCHE GESTALTUNGSMÖGLICHKEITEN......................................................................................68 6.2 UNTERNEHMERISCHE GESTALTUNGSMÖGLICHKEITEN......................................................................72 EXKURS FACHKRÄFTEMANGEL...................................................................................................................73 6.3 WISSENSCHAFTLICHE GESTALTUNGSMÖGLICHKEITEN......................................................................74 6.4 ZUSAMMENFASSUNG ...........................................................................................................................76 QUELLENVERZEICHNIS	                                                                                                                           78 IMPRESSUM	                                                                                                                                    82
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12 | GÜTERVERKEHRSKONZEPT 2035 FÜR HESSEN 1.      EINLEITUNG Der Güterverkehr in Deutschland wandelt sich beständig und mit zunehmender Geschwindigkeit: Einerseits wirken gesamtgesellschaftliche Trends direkt auf den Güterverkehr in Hessen und Deutschland, andererseits treiben Innovationen inner- halb derselben den Wandel der Gesellschaft voran. 1.1 ZIELE DER STUDIE Die Studie „Güterverkehrskonzept 2035“ soll einen Überblick über aktuelle Ent- wicklungen und künftige Trends geben und beschreiben, wie Güter im Jahr 2035 in Hessen und darüber hinaus bewegt werden. Insbesondere werden aufgrund einer Zustands- und Trendanalyse künftige Entwicklungen antizipiert und entsprechen- de Handlungsempfehlungen vorgeschlagen. Diese dienen als Denkanstoß und Dis- kussionsgrundlage, um die Zukunft des Güterverkehrs in Hessen proaktiv zu gestal- ten. Die Ergebnisse der Studie ermöglichen es Akteuren aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft gleichermaßen, heute notwendige Maßnahmen einzuleiten, um den Güterverkehr von Morgen in Hessen zukunftssicher auszubauen.
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EINLEITUNG | 13 1.2 AUFBAU UND VORGEHENSWEISE Zunächst wird der Status Quo des hessischen Güterverkehrs, getrennt nach Ver- kehrsträgern, beleuchtet. Anschließend folgt eine Erörterung gesamtgesellschaft- licher und logistischer Trends und deren Auswirkungen auf den Güterverkehr. Auf Basis dieser Analyse werden Thesen formuliert, wie sich der Güterverkehr zukünftig entwickeln wird. Die Thesen fließen anschließend in einen Interviewleitfaden ein. Auf dieser Grund- lage werden Experten aus dem urbanen und ländlichen Raum und aus den un- terschiedlichsten Branchen befragt. Schlussendlich werden die Einschätzungen dieser Experten mittels einer breit angelegten Online-Umfrage validiert und die Ergebnisse bisheriger Studien und bereits stattfindende und sich abzeichnende Trends zusammengeführt, um ein Bild des Güterverkehrs in Hessen im Jahr 2035 zu zeichnen. Daraus folgt die Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen für die verschiedenen Akteure.
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14 | GÜTERVERKEHRSKONZEPT 2035 FÜR HESSEN 2.      STATUS QUO UND PROGNOSTIZIERTE GÜTERVERKEHRSENTWICKLUNG
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STATUS QUO UND PROGNOSTIZIERTE GÜTERVERKEHRSENTWICKLUNG | 15 Der geografische Mittelpunkt des größten Wirtschaftsraumes der Welt, der Europä- ischen Union, liegt in Westerngrund, 40 Kilometer östlich von Frankfurt am Main.             3,4 Die Region Rhein-Main liegt ferner im Zentrum der „blauen Banane“, der weltweit größten Konzentration von Menschen, Industrie sowie Finanz- und Wirtschafts- kraft, die sich von Manchester bis Mailand erstreckt.5 Durch diese zentrale Lage entstanden im Großraum Frankfurt der größte Frachtflughafen Europas6, der zweit- größte Bahnhof Deutschlands sowie zahlreiche Binnenschifffahrts- und Straßen- 7 verkehrsdrehkreuze des deutschen und europäischen Gütertransports. Insgesamt arbeiten mehr als 14 Prozent der hessischen Beschäftigten im Sektor Verkehr und Logistik.    8 Prognosen sehen einen deutlichen Anstieg des Verkehrsaufkommens sowohl bei Personen- als auch bei Güterverkehren. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur rechnet mit einem Anstieg des Güterverkehrs um 38 Prozent und des Personenverkehrs um 13 Prozent bis zum Jahr 2030.                 9 ANSTIEG GÜTER- UND PERSONENVERKEHR BIS 2030 Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2014), S. 2 3 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2017) 4 Gemeinde Westerngrund (o.J.) 5 Jacobs (2014) 6 Airports Council International (2019) 7 Statista (2018) 8 Hessisches Statistisches Landesamt (2018), S. 11 9 Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2014), S. 2
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16 | GÜTERVERKEHRSKONZEPT 2035 FÜR HESSEN 2.      STATUS QUO UND PROGNOSTIZIERTE GÜTERVERKEHRSENTWICKLUNG Derzeit gibt es in Hessen rund 16.200 Kilometer asphaltierte Straßen. Diese gliedern sich in 1.000 Kilometer Autobahn, 3.000 Kilometer Bundesstraße, 7.200 Kilometer Landes- und 5.000 Kilometer Kreisstraßen. Insgesamt befinden sich (Stand 2014) 7,9 Prozent aller Verkehrsflächen Deutschlands in Hessen10, obwohl die Fläche Hessens weniger als sechs Prozent der Bundesrepublik ausmacht. Im Jahres-Mit- telwert fahren innerhalb von 24 Stunden nahezu 8.500 Schwerverkehre über hessi- sche Autobahnen. Nur die Autobahnen in Hamburg (10.500), Baden-Württemberg (8.700) und Sachsen-Anhalt (8.875) werden ähnlich stark beansprucht.11 Trotz ge- zielter Gegenmaßnahmen, wie zum Beispiel der Freigabe des Seitenstreifens auf 100 Kilometern des hessischen Autobahnnetzes12, haben die Stauzeiten und -län- gen zugenommen. Gemäß ADAC nahmen die Staukilometer zuletzt innerhalb eines Jahres um 2,5 Prozent zu, während die Stauzeit um zehn Prozent sank.13 Laut dem Verkehrsmanagement-Unternehmen INRIX14 ist Frankfurt am Main heute weltweit eine der hundert am meisten von Staus betroffenen Städte der Welt. So beträgt die durchschnittliche Geschwindigkeit innerhalb Frankfurts aktuell nur noch etwa 17 km/h, und der durchschnittliche Frankfurter steht insgesamt 107 Stunden im Jahr im Stau. Aufgrund der prognostizierten weiteren Zuspitzung der Lage ist das hes- sische Autobahnnetz schon jetzt an seiner Kapazitätsgrenze. Da kein signifikanter Ausbau geplant ist, ist auch in den nächsten Jahren mit vielen Staus zu rechnen. Für den urbanen Raum, insbesondere im Rhein-Main-Gebiet, warnen Experten vor einem „Verkehrsinfarkt“ und untersuchen Alternativen wie Seilbahnen.15 Durch seine zentrale Lage in Deutschland und Europa ist Hessen auch für den Schienengüterverkehr sowohl ein bedeutendes Transitland als auch ein wichtiger Knotenpunkt. Auf den 1.630 Schienenkilometern in Hessen finden sowohl Güter- als auch Personenverkehre statt. In der Region Rhein-Main liegen hierbei mehr Strecken mit 200 oder mehr Zügen pro Tag als in jedem anderen Teil der Bundes- republik.16 Insbesondere die Kapazität auf der Rheintalstrecke, die künftig Teil des europäischen Korridors Genua-Rotterdam wird, wird nach einem erfolgreichen Ausbau des schweizerischen Gotthardtunnels weiter erhöht. Auch die zweite           17 Nord-Süd-Achse (Hamburg-Fulda-Würzburg) wird mit bis zu 250 Güterzügen pro Tag weit überdurchschnittlich beansprucht. Als einer von sechs deutschen Haupt- knotenpunkten des Schienengüterverkehrs soll der Frankfurter Umschlagbahnhof weiter ausgebaut werden.18 Ein weiterer wichtiger Nord-Südkorridor durch Deutschland und Europa ist der Rhein selbst. Auch für den Güterverkehr in Hessen ist der Rhein, der dort auf ei- ner Strecke von mehr als 100 Kilometern die Grenze zu Rheinland-Pfalz markiert, von besonderer Bedeutung. Was nämlich auf dieser Wasserstraße passiert, hat oft 10 Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (2016), S. 150 11 Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (2016), S. 160 12 Hessen Mobil (2019) 13 Allgemeiner Deutscher Automobil-Club (2018), S. 1 14 INRIX (2019) 15 Hessischer Rundfunk (2019) 16 Regierungspräsidium Darmstadt et al (2012), S. 28ff 17 Regierungspräsidium Darmstadt et al (2012), S. 28ff 18 Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2017), S. 13
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STATUS QUO UND PROGNOSTIZIERTE GÜTERVERKEHRSENTWICKLUNG | 17 unmittelbare Auswirkungen auf den Verkehr auf anderen hessischen Flüssen: Der Main etwa wird überwiegend über den Rhein erreicht. So hegen die Bundesländer entlang des Rheins die Hoffnung, dass die Binnenschifffahrt entlang dieser zentra- len Achse einen Teil des steigenden Verkehrsaufkommens abfangen kann. Bereits           19 heute werden jährlich 330 Millionen Tonnen über den Rhein verschifft, was etwa zwei Drittel des gesamten europäischen Binnenschifffahrtsvolumens ausmacht.20 In Hessen werden insgesamt jährlich etwa zehn Millionen Tonnen umgeschlagen.                  21 Frankfurt am Main ist mit jährlich über vier Millionen Tonnen Volumen der größ- te deutsche Binnenhafen abseits des Rheins.22 Durch den Klimawandel und damit häufiger auftretenden Niedrigwasserszenarien wird der Rhein mittel- bis langfristig sowohl in der Kapazität eingeschränkt als auch in Bezug auf deren Nutzung kosten- intensiver. Die Binnenschifffahrt auf dem Main, die in starker Abhängigkeit zum 23 Rhein steht, wird ebenso von dieser Entwicklung betroffen sein. Die transportierte Menge ging im Jahr 2018 gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent auf 9,846 Millionen Tonnen zurück.         24 Neben der Binnenschifffahrt wird der Güterverkehr auch durch den Luftfrachtver- kehr geprägt. Dabei steht der Frankfurter Flughafen im Mittelpunkt. 19 Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen (2015) 20 Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (2016), S. 2 21 Hessisches Statistisches Landesamt (2019) 22 Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (2016) S. 70ff. 23 Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (2018), S. 24 24 Hessisches Statistisches Landesamt (2019)
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