WD 7 – 290/06 Statistische Daten zu den Gefahren für den Fahrradfahrer
Zivilrecht, Strafrecht
-9- Bezogen auf die Gesamtanzahl der an Unfällen mit Personenschaden Beteiligten sind die Fußgänger im gesamten 5- Jahreszeitraum mit fast konstanten %- Sätzen –zwischen 5,49 % und 5,67 %. -beteiligt. Dies ist Ausdruck dessen, dass sowohl die Anzahl der Beteiligten insgesamt an Unfällen mit Personenschaden als auch –mit ähnlichen Verän- derungssätzen- parallel hierzu- die Anzahl der beteiligten Fußgänger abgenommen hat Daten aus Berlin: Nach Angaben der Berliner Senatsverwaltung waren im Durchschnitt der Jahre 2001- 2003 in 75 % der Radfahrunfälle ein Kraftfahrzeug der Unfallgegner. Die übrigen Radfahrunfälle waren Alleinunfälle oder Unfälle mit anderen Radfahrern oder Fußgän- gern. Bei weniger als 5 % der von Radfahrern verursachten Unfälle waren Fußgänger betei- ligt, auch war die Verletzungsschwere solcher Unfälle gering. Die in der Öffentlichkeit zuweilen diskutierte Gefährdung von Fußgängern durch Radfahrer lässt sich also durch 1 die Unfallstatistik kaum belegen. In dem vorgenannten Papier der Senatsverwaltung wird - für Berlin – festgestellt, dass nach einem zwischenzeitlichen Rückgang die Verkehrsunfälle mit Radfahrbeteiligung in den letzten Jahren wieder leicht- auf 6 100 Unfälle im Jahr 2004, im Jahr 2005 auf 2 6 605- zugenommen haben. Angesichts steigender Anteile des Radverkehrs am ge- samten Verkehrsaufkommen sei jedoch die relative Gefährdung für jeden einzel- nen Radfahrer rückläufig. Da statistische Daten zum Radverkehr- Zahlen über die im Verkehr eingesetzten Fahr- räder-, anders als etwa bei Kraftfahrzeugen nicht existieren, sind exakte Aussagen zur „relativen Gefährdung“ naturgemäß nicht zu treffen Teil 3 1 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Mehr Sicherheit für Radfahrer, http://www.stadtentwicklung.berlin.de/verkehr/radverkehr/sicherhei.... 2 vgl. auch Berlin: Rückgang der tödlichen Fahrradunfälle 2005, in: http:/www.radzeit.de/fahrradunfaelle mit weiteren statistischen Angaben
- 10 - Fahrradfahrer als Hauptverursacher von Unfällen mit Personenscha- den Jahr Hauptverur- Fahrradfah- %-Anteil Fußgän- %-Anteil der sacher in- rer als der Fahr- ger als Fußgänger als sgesamt von Hauptverur- radfahrer Haupt- Hauptverursa- Unfällen mit sacher von als Haupt- verursa- cher Personen- Unfällen mit verursacher cher von schaden Personen- Unfällen schaden mit Per- sonen- schaden 2001 375 345 32 930 8,77 13 340 3,55 2002 362 054 32 199 8,89 12 860 3,55 2003 354 534 34 909 9,85 12 097 3,41 2004 339 310 33 659 9,92 11 313 3,33 2005 336 619 36 189 10,75 11 311 3,36 Der gleichmäßigen Abnahme der Gesamtverursacherzahl steht eine – in ungleichmäßi- gen Sprüngen verlaufende- Zunahme der Radfahrer als Hauptverursacher – von 2001 bis 2005 um 10,12 %- gegenüber. Daraus ergibt sich eine fast gleichmäßig verlaufende Erhöhung des %- Anteils der Fahrradfahrer als Hauptverursacher von 8.77 % im Jahr 2001 auf 10.75 % im Jahr 2005. Demgegenüber verringert sich die absolute Zahl der Fußgänger als Hauptverursacher von 13 340 im Jahr 2001 auf 11 311 im Jahr 2005. Das entspricht einer Verringerung der Verursacherquote bei Fußgängern um 15,21 %. Der Anteil der Fußgänger als Hauptverursacher, bezogen auf alle an Unfällen beteiligten Hauptverursachergruppen sank im Vergleichszeitraum von 3,55 % auf 3,36 %.
- 11 - Teil 4 Radfahrunfälle mit Personenschäden unter Berücksichtigung der an- den Unfällen beteiligten Altersgruppen 2001 Alter Beteiligte beteiligte beteiligte %-Satz %-Satz be- an Stra- Radfahrer Fußgänger beteilig- teiligter ßenver- ter Rad- Fußgänger kehrsun- fahrer an an Unfallbe- fällen Unfallbe- teiligten in- insge- teiligten sgesamt samt insgesamt Unter 27 355 14 707 13 112 53,76 47,93 15 15-18 21 696 6 263 2 165 28,87 9,98 18-21 72 110 3 619 1 790 5,02 2,48 21-25 73 943 4 243 1 803 5,77 2,44 25-30 71 522 4 791 1 958 6,70 2,74 30-35 79 737 5 534 1 912 6,94 2,40 35-40 80 670 5 904 2 146 7,32 2,66 40-45 65 795 5 069 1 928 7,70 2,93 45-50 52 046 4 389 1 698 8,43 3,26
- 12 - 50-55 42.692 3.845 1 655 9,01 3,88 55-60 33 925 3 843 1 617 11,33 4,77 60-65 32 706 5 015 1 855 15,33 5,67 65-70 19 854 3 414 1 602 17,20 8,07 70-75 14 554 2 487 1 521 17,09 10,45 2002
- 13 - Alter Beteiligte an Straßen- beteiligte beteiligte %-Satz beteilig- %-Satzbete verkehrsunfällen insge- Radfahrer Fußgänger ter Radfahrer ligter Fußg samt an Unfallbetei- ger an Unfa ligten insgesamt teiligten ins samt Unter 26 389 14 379 11 862 54,49 44,27 15 15-18 21 573 6 258 2 245 29,01 10,41 18-21 66 613 3 484 1 844 5,23 2,77 21- 70 994 4 149 1 870 5,84 2,63 25 25-30 66 602 4 577 1 810 6,87 2,72 30-35 73 478 5 401 2 018 6,94 2,75 35-40 78 101 5 797 2 129 7,42 2,73 40-45 66 405 5 196 2086 7,82 3,14 45-50 51 720 4 342 1 742 8,40 3,37 50-55 42 722 4 056 1 615 9,49 3,78 55-60 31 916 3.638 1 437 11,40 4,50 60-65 32 249 4 983 1852 15,45 5,74 65-70 21 014 3 407 1 555 16,21 7,40 70-75 14 782 2.604 1626 17,62 11,00 2003
- 14 - Alter Beteiligte an Straßen- beteiligte beteiligte %-Satz beteilig- %-Satz bet verkehrsunfällen insge- Radfahrer Fußgänger ter Radfahrer te Fußgäng samt an Unfallbetei- Unfallbetei ligten insgesamt insgesamt Unter 26 303 14 803 11 065 56,28 42,07 15 15-18 21 944 6.761 2 125 30,81 9,68 18-21 62 674 3 683 1 736 5,88 2,77 21-25 66 437 4 619 1 849 6,95 2,78 25-30 62 829 4 910 1 741 7,81 2,77 30-35 66 086 5.229 1 724 7,91 2,61 35-40 75 147 6 430 1 981 8,56 2,64 40-45 66 838 5 981 1 985 8,95 2,97 45-50 52 068 5 025 1 801 9,65 3,46 50-55 43 133 4 518 1 686 10,47 3,91 55-60 31 690 3 918 1 484 12,34 4,68 60-65 31 142 5 129 1 703 16,47 5,47 65-70 22 489 4 125 1 609 18.34 7,15 70-75 14 713 2.477 1 483 18,67 10,08 2004
- 15 - Alter Beteiligte an Straßen- beteiligte beteiligte %-Satz beteilig- %-Satz bet verkehrsunfällen insge- Radfahrer Fußgänger ter Radfahrer ter Fußgän samt an Unfallbetei- an Unfallbe ligten insgesamt ligten insge Unter 24 544 14 042 10 089 57,21 41,11 15 15-18 22 008 6 694 2 276 30,42 10,34 18-21 58 544 3 676 1 718 6,28 2,93 21-25 63 077 4 523 1 840 7,17 2,92 25-30 59 849 4 999 1 681 8,35 2,81 30-35 59 019 4 772 1 639 8,09 2,78 35-40 69 574 5 959 1 841 8,56 2,65 40-45 67 082 5 894 1 944 8,79 2,90 45-50 51 748 4.981 1 703 9,63 3,29 50-55 42 675 4 593 1 703 10,76 3,99 55-60 30 719 3 583 1 435 11,66 4,67 60-65 29 411 4 601 1 697 15,64 5,77 65-70 23 104 4 176 1 766 18,07 7,64 70-75 14 445 2 660 1 477 18,41 10,22 2005
- 16 - Alter Beteiligte an Straßen- beteiligte beteiligte %-Satz beteilig- %-Satz bet verkehrsunfällen insge- Radfahrer Fußgänger ter Radfahrer ter Fußgän samt an Unfallbetei- an Unfallbe ligten insgesamt ligten insge Unter 24 523 14 407 9 679 58,75 39,47 15 15-18 21 519 7 092 2 224 32,96 10,34 18-21 55 897 4 026 1 774 7,20 3,17 21-25 59 899 4 725 1 899 7,89 3,17 25-30 59 251 5 455 1747 9,21 2,95 30-35 54 543 4 799 1 580 8,80 2,90 35-40 67 487 6 194 1 842 9,18 2,73 40-45 68 340 6 628 2 041 9,70 2,99 45-50 54 494 5 791 1 739 10,63 3,19 50-55 43 148 4 966 1.768 11,51 4,10 55-60 32 567 4 064 1 555 12,48 4,77 60-65 27 560 4 419 1 535 16,03 5,57 65-70 24 463 4 751 1 812 19,42 7,41 70-75 15 331 2 850 1 473 18,59 9,61 Aus den vorstehenden Übersichten abzuleitende Erkenntnisse und Trends:
- 17 - 1. Im jugendlichen Alter- unter 15 bzw. 15- 18-ist die absolute Zahl der an Straßen- verkehrsunfällen beteiligten Radfahrer, verglichen mit späteren Altersgruppen, sehr hoch. Die %- Sätze von über 50 bzw. unter 30 der Radfahrer, bezogen auf die Beteiligten an Straßenverkehrsunfällen insgesamt, sind rechnerischer Ausdruck dessen, dass diese Al- tersgruppen naturgemäß- außer als Fußgänger- kaum bei anderen Verkehrsteilnehmer- gruppen vertreten sind. 2. Im Alter zwischen 18 und 40 steigt die Anzahl der an Straßenverkehrsunfällen betei- ligten Radfahrer gleichmäßig verlaufend an, während in den Altersgruppen von 40 bis 75 die entsprechenden absoluten Zahlen absinken. 3. Als Ausnahme zu 2. ist in der Altersgruppe von 60 bis 65 eine deutlich erhöhte Un- fallbeteiligung festzustellen. 4. Die %- Sätze der beteiligten Radfahrer, bezogen auf alle an Unfällen mit Personen- schaden beteiligten Teilnehmergruppen, steigen- mit geringen Abweichungen – mit zunehmendem Alter an. (Dass die %- Sätze auch in den Altersgruppen 40 bis 75 steigen, obwohl die entspre- chenden absoluten Zahlender der an Unfällen beteiligten Radfahrer sinken, erklärt sich rechnerisch daraus, dass in diesen Altersgruppen die an Unfällen insgesamt Beteiligten, also unter Einschluss etwa der PKW- Fahrer, überproportional absinken.) 5. Die vorstehenden Feststellungen gelten grundsätzlich – mit nur geringfügigen Ab- weichungen- für alle Jahrgänge 2001 bis 2005. 6. Es ist jedoch zu beobachten, dass trotz teilweiser Abweichungen in den einzelnen Jahren sowohl die Entwicklung der absoluten Zahlen der an Unfällen beteiligten Rad- fahrer als auch die %- Sätze, bezogen auf die Gesamtheit der am Unfällen Beteiligten, von 2001 bis 2005 tendenziell nach oben zeigen. 7. Zum Vergleich: Feststellungen zu Fußgängern als Unfallbeteiligte: Wie bei den Radfahrern steigt in den Altersstufen von 18 bis 40 mit zunehmendem Al- ter die absolute Anzahl der an Unfällen beteiligten Fußgänger an. Ab 40 sinken die ab- soluten Zahlen. Wie bei den Radfahrern ist die Altersgruppe 6o- 65, z. T. auch/ oder die Altersgruppe 65bis 70 mit stark erhöhten Beteiligungszahlen ein “statistischer Ausrei- ßer“. Ab dem Alter 21 steigen – ähnlich wie bei den Radfahrern- in den einzelnen Altersstu- fen die %- Sätze der an Unfällen beteiligten Fußgänger- bezogen auf die Gesamtheit aller an Unfällen Beteiligten- gleichmäßig an. Anders als bei den Radfahrern unterliegen in den Jahren 2001 bis 2005 über alle Le- bensaltersgruppen hinweg sowohl die absoluten Beteiligtenzahlen als auch die %- Sätze nur verhältnismäßig geringen Änderungen. 4. Angaben zu Ursachen für Fahrradunfälle
- 18 - In erster Linie ist für die Zunahme der Radfahrunfälle das gestiegene Fahrradauf- 3 kommen verantwortlich. Nach Einschätzung des ADFC sollen im Jahr 2002 bis zu 50 % der 583 getöteten Fahr- radfahrer Opfer des sog. Toten Winkels bei LKW gewesen sein. Von daher kommt die Forderung des ADFC, auch in Deutschland für alle LKW über 3.5 Tonnen einen vierten 4 rechten Außenspiegel für alle LKW über 3,5 Tonnen vorzuschreiben. Weitere Hauptursachen für selbst verursachte Radfahrunfälle im Lande Berlin ist nach Angaben des zuständigen Polizeidirektors im Stabsbereich Verkehr das nicht erlaubte Benutzen von Radwegen in linker Fahrtrichtung oder von Bürgersteigen. Hingegen übersähen Autofahrer Radfahrer vor allem beim Rechts- bzw. Linksabbiegen. Genaue 5 Zahlen sind hier nicht bekannt. Auf einer Tagung der österreichischen Arbeitsgemeinschaft umweltfreundlicher Stadt- verkehr, Wien (ARGUS) wurden 1992 Daten vorgestellt, die belegen, dass Radfahrer auf dem Radweg an Kreuzungen mit einem mehr als dreimal höheren Risiko (als ohne Radwege) rechnen müssen. Hier wurde die Radwegbenutzung deshalb mit „russischem 6 Roulette“ verglichen. 3 vgl. oben Fn. 2 4 STVZO ändern-„Toten Winkel“ an Lkw über 3.5 Tonnen beseitigen, in: http://www.radzeit.de/stvzo 5 vgl. oben Fn. 2 6 ADFC, Russisches Roulette auf Radwegen- Radwege im Zentrum der Kritik, in: Forschungsdienst Fahrrad Nr.173 vom 15.8.92 mit weiteren statistischen Angaben zur Unfallgefahr durch Radwege (Anlage)