06-zmsbwforschungsbericht131ergebnissebevlkerungsumfrage2021

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Beauftragte Meinungsumfragen des Bundes

/ 314
PDF herunterladen
Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Sicherheits- und verteidigungspolitisches Meinungsbild in der Bundesrepublik Deutschland Ergebnisse und Analysen der Bevölkerungsbefragung 2021 Timo Graf Markus Steinbrecher Heiko Biehl Joel Scherzer Forschungsbericht 131 November 2021
1

Impressum Herausgeber: Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Verantwortlich für den Inhalt sind die Autoren Anschrift: Zeppelinstraße 127/128, 14471 Potsdam Tel.: 0331 9714 404 E-Mail: zmsbwmilitaersoziologie@bundeswehr.org www.zmsbw.de © ZMSBw 2021 Projektnummer: 7110-10 ISBN: 978-XXXXXXXXX URN: wird vor Veröffentlichung eingefügt DOI: wird vor Veröffentlichung eingefügt
2

Inhaltsverzeichnis 1      Executive Summary ....................................................................................................... 4 2      Einleitung ....................................................................................................................... 5 3      Methodisches Design der Studie ................................................................................... 8 4      Subjektive Sicherheit und Bedrohungswahrnehmungen ............................................... 14 5      Einstellungen zum außen- und sicherheitspolitischen Engagement Deutschlands ...... 37 6      Wahrnehmungen der bilateralen Beziehungen zu China, Russland und den USA....... 61 7      Einstellungen zur Bündnisverteidigung .......................................................................... 79 8      Einstellungen zur EU-Verteidigungszusammenarbeit ................................................... 101 9      Haltungen der Bürgerinnen und Bürger zur Bundeswehr ............................................. 126 10     Wahrnehmung der Bundeswehr in der Öffentlichkeit .................................................... 156 11     Attraktivität des Arbeitgebers Bundeswehr .................................................................... 171 12     Einstellungen zur Höhe der Verteidigungsausgaben und zum Personalumfang der Bundeswehr .......................................................................... 211 13     Einstellungen zu den Aufgabenbereichen der Bundeswehr ......................................... 228 14     Einstellungen zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr .......................................... 253 Literaturverzeichnis .................................................................................................................. 270 Methodenanhang ..................................................................................................................... 289
3

1 Executive Summary  Abschnitt 3: Die diesjährige ZMSBw-Bevölke-            höchsten Werte. Im Vergleich zum Vorjahr haben rungsbefragung fand vom 26.6.–1.8.2021 statt.          alle staatlichen Institutionen an Vertrauen verlo- Währenddessen zog die Bundeswehr ihre letzten          ren, einzig das Vertrauen in die Bundeswehr ist Kräfte aus Afghanistan ab (29.6.2021) und in           unverändert hoch (85 Prozent). Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ereig-        Abschnitt 10: Im Vergleich zum Vorjahr wird die nete sich die Flutkatastrophe (14.7.2021). Die Ein-    Bundeswehr von den Befragten viel häufiger in nahme der afghanischen Hauptstadt Kabul                den Medien wahrgenommen. Der persönliche durch die Taliban (15.8.2021) und die Evakuie-         Eindruck von der Bundeswehr ist dabei deutlich rungsflüge der Bundeswehr (ab 16.8.2021) fan-          positiver als im Jahr zuvor. Dies gilt insbesondere den nach dem Ende der Befragung statt. Be-             für den wahrgenommenen Tenor der Berichterstat- fragt wurden 2.037 zufällig ausgewählte Bürgerin-      tung in den klassischen Massenmedien. nen und Bürger. Die Stichprobe ist repräsentativ      Abschnitt 11: 60 Prozent der Bürgerinnen und für die in Privathaushalten lebende deutschspra-       Bürger halten die Bundeswehr für einen attrakti- chige Bevölkerung ab 16 Jahren.                        ven Arbeitgeber für junge Leute. Die Arbeitgebe-  Abschnitt 4: Das persönliche Bedrohungsgefühl          rattraktivität ist bei jungen Männern am höchs- in der Bevölkerung durch die Spannungen zwi-           ten. 33 Prozent der Befragten sind bereit, Deutsch- schen dem Westen und Russland ist im Vergleich         land im Fall eines militärischen Angriffs zu vertei- zum Vorjahr gestiegen (+6 Prozentpunkte).              digen. Die Verteidigungsbereitschaft liegt bei  Abschnitt 5: Nur noch die Hälfte der Befragten         Männern deutlich höher als bei Frauen. plädiert für eine aktive Außenpolitik Deutsch-        Abschnitt 12: Für eine Erhöhung der Verteidi- lands. Das Prinzip des Multilateralismus in der        gungsausgaben spricht sich eine relative Mehr- Außenpolitik wird von 74 Prozent befürwortet.          heit von 41 Prozent der Bevölkerung aus. Zudem  Abschnitt 6: In der öffentlichen Wahrnehmung der       plädieren 39 Prozent für eine Erhöhung der Zahl bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland           der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr. und den USA ist ein deutlicher „Biden-Effekt“         Abschnitt 13: In der Landes- und Bündnisverteidi- feststellbar: Eine klare Mehrheit sieht die USA        gung sieht die Bevölkerung die vorrangige Auf- wieder als verlässlichen Bündnispartner. Ein           gabe der Bundeswehr. Eine absolute Mehrheit der wachsender Teil der Bevölkerung nimmt Russ-            Bevölkerung plädiert dafür, dass die Bundeswehr land und China als sicherheitspolitische Bedro-        Waffengewalt als äußerstes Mittel einsetzen hungen wahr.                                           können sollte – und zwar im gesamten Aufgaben-  Abschnitt 7: Die Zustimmung zu Deutschlands            spektrum. Der öffentliche Zuspruch zum Einsatz Engagement und Mitgliedschaft in der NATO              der Bundeswehr innerhalb Deutschlands zur bleibt hoch. Die Beteiligung der Bundeswehr an         Abwehr von Cyberangriffen ist im Vergleich konkreten Maßnahmen zur Sicherung der                  zum Vorjahr deutlich gestiegen. NATO-Ostflanke trifft in der Bevölkerung auf          Abschnitt 14: Die öffentliche Zustimmung zu ein geteiltes Echo.                                    fast allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr  Abschnitt 8: Eine absolute Mehrheit spricht sich für   ist gesunken. Aktuell erhält kein Auslandseinsatz eine Vertiefung der EU-Verteidigungszusammen-          der Bundeswehr die Zustimmung von mindestens arbeit aus, die überwiegend als Stärkung der euro-     der Hälfte der Bevölkerung. Nur 12 Prozent der päischen Säule der NATO verstanden wird.               Bürgerinnen und Bürger fühlen sich gut über  Abschnitt 9: Die seit Jahren positive Grundein-        die Auslandseinsätze der Bundeswehr infor- stellung der Bürgerinnen und Bürger zur Bun-           miert. Die Auswirkungen des Afghanistanein- deswehr erreicht 2021 mit 83 Prozent einen der         satzes werden differenziert beurteilt. 4
4

2 Einleitung Seit Beginn des Jahres 2020 bestimmt die Corona-Pandemie das internationale und nati- onale Geschehen. Ein Großteil der politischen Aufmerksamkeit und Aktivitäten richtet sich seitdem auf die Bekämpfung und Eindämmung der Krankheit. Im Jahr 2021 bestim- men noch immer Hygiene- und Sicherheitsregeln den Alltag der Bürgerinnen und Bürger. Das öffentliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben hat sich jedoch auf vielfache Weise an die andauernde Pandemielage angepasst. Inzwischen sind über 60 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Mit der steigenden Impfquote können die vielfältigen Einschränkungen im öffentlichen Leben zurückgefahren bzw. fle- xibler an das akute Infektionsgeschehen angepasst werden. Diese positive Entwicklung hat auch die Durchführung der jährlichen Bevölkerungsbefragung des Zentrums für Mi- litärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) beeinflusst. Im Ver- gleich zum Vorjahr lag die Ausschöpfungsquote mit 50,3 Prozent weit über dem Vorjah- reswert von 30,8 Prozent, weil deutlich weniger Personen die Teilnahme an den persön- lichen Interviews abgelehnt haben. In der Ablauforganisation der Studie gab es keine Verzögerungen durch die Infektionslage und die damit verbundenen Einschränkungen. Bei der Durchführung der Interviews wurden weitreichende Schutzmaßnahmen ergriffen, um das Infektionsrisiko zu minimieren (vgl. Abschnitt 3). Mit seiner Bevölkerungsbefragung wendet sich das ZMSBw – wie generell mit seiner Forschung – an drei Adressatenkreise. Als Ressortforschungseinrichtung leistet das ZMSBw einen Beitrag zur wissenschaftsbasierten Politikberatung. Studien und Analysen werden dem Bundesministerium der Verteidigung und der Bundeswehr vorgelegt und die militärischen und politischen Verantwortungsträger auf diese Weise mit geschichts- und sozialwissenschaftlich abgesicherten Einsichten, Befunden und Bewertungen konfron- tiert. Der zweite Adressat ist die Wissenschaft: Die Forschung am ZMSBw basiert auf der im Grundgesetz garantierten Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre und verfolgt das Ziel, wissenschaftlich relevante, methodisch fundierte sowie theoretisch am- bitionierte Untersuchungen vorzulegen und die Grundlagenforschung in der Geschichts- wissenschaft wie in den Sozialwissenschaften zu bereichern. Der dritte Adressat der For- schung des ZMSBw ist die interessierte Öffentlichkeit. Hierzu zählen Medien, politische Akteure, gesellschaftliche Vereinigungen und Interessenvertretungen sowie nicht zuletzt die Bürgerinnen und Bürger, die Interesse an militärgeschichtlichen und sozialwissen- schaftlichen Themen haben. 5
5

Die Relevanz – und zuweilen Brisanz – der Bevölkerungsbefragung für Politik und Bun- deswehr ist offensichtlich. Denn die Sicherheits- und Verteidigungspolitik sowie die Streitkräfte sind in der Demokratie auf den Rückhalt der Bürgerinnen und Bürger ange- wiesen. Die Führungskonzeption der Bundeswehr, die Innere Führung, verlangt sogar explizit mit ihrer Integrationsfunktion die Rückbindung der Streitkräfte und des sicher- heitspolitischen Agierens an den Zuspruch der Gesellschaft. Die Bevölkerungsbefragung liefert substanzielle Hinweise zur öffentlichen Unterstützung der Bundeswehr, zur Hal- tung zu politischen Entscheidungen, nicht zuletzt zu den Auslandseinsätzen, sowie zu gesellschaftlichen Präferenzen und Prioritäten. Dabei treten sowohl Übereinstimmungen als auch Diskrepanzen zwischen öffentlichem Meinungsbild, militärischem Agieren und politischen Entscheidungen zutage, was mitunter Anlass für Diskussionen und Kontro- versen bietet – wie es sich für eine lebendige demokratische Öffentlichkeit gehört. Mit der Publikation seiner Studien leistet das ZMSBw damit einen Beitrag zur Transparenz und demokratischen Kontrolle der Streitkräfte. Die Aufbereitung der Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung für die akademische For- schung nimmt naturgemäß mehr Zeit in Anspruch. Wie diverse Zeitschriftenartikel (z.B. Graf 2020a, 2021h, Graf/Kümmel 2021; Steinbrecher/Biehl 2017, 2020a; Steinbrecher/Hö- fig 2017; Steinbrecher/Wanner 2018), vielfältige Aufsätze in Sammelbänden (z.B. Biehl et al. 2017; Graf 2019c, 2020d; Steinbrecher/Biehl 2020b; Steinbrecher et al. 2018a) und mehrere Qualifikationsarbeiten dokumentieren (z.B. Endres 2018; Mader 2017; Rothbart i.V.; Wanner 2019), ist die Bevölkerungsbefragung bestens geeignet, die sozialwissen- schaftliche Grundlagenforschung zu bereichern. Das Interesse externer Kolleginnen und Kollegen am Austausch des Datenmaterials sowie gemeinsame Publikationen sind wei- tere Belege für den wissenschaftlichen Wert und die Qualität der jährlichen Bevölke- rungsbefragung. Dazu gehört etwa die Weitergabe der Daten der Bevölkerungsbefragun- gen an das Datenarchiv von „Gesis – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften“, die dort seit dem Frühjahr 2020 für die interessierte wissenschaftliche Öffentlichkeit zur Verfü- gung stehen. Ein weiteres Beispiel ist der Sammelband „Freiheit oder Sicherheit? Ein Spannungsverhältnis aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger“ (Steinbrecher et al. 2018), der im Herbst 2018 erschienen ist. Anspruch der Forschung des ZMSBw ist dabei stets, entlang der internationalen wissenschaftlichen Standards einen Beitrag zur Fortentwick- lung der sozialwissenschaftlichen Disziplinen zu leisten. Mit diesem Forschungsbericht wendet sich das ZMSBw aber auch an den dritten Adres- satenkreis, die interessierte Öffentlichkeit. Anspruch der vorliegenden Publikation ist es, einen möglichst breiten Kreis von Leserinnen und Lesern über die aktuellen Trends im 6
6

sicherheits- und verteidigungspolitischen Meinungsbild zu informieren sowie die zu- grunde liegenden Einflüsse zu identifizieren. Dass die Ergebnisse der Bevölkerungsbe- fragungen des ZMSBw auch in der sicherheits- und verteidigungspolitischen Öffentlich- keit umfassend rezipiert werden, belegen die im Oktober 2020 veröffentlichte Sonderaus- gabe des Munich Security Report zur deutschen Außen- und Sicherheitspolitik (Bunde et al. 2020) und die im Oktober 2021 publizierte Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zur öffentlichen Meinung über Sicherheits- und Verteidigungspolitik (Pokorny 2021): In bei- den Publikationen wird an zahlreichen Stellen auf die Befunde der in den Vorjahren ver- öffentlichten Forschungsberichte verwiesen. Wie in den Vorjahren vereint der vorlie- gende Bericht deskriptive Darstellungen und weitergehende empirische Analysen, die auf die Bestimmungsgründe und Determinanten blicken, die die Haltungen der deutschen Bevölkerung zur Sicherheitspolitik und zu den Streitkräften beeinflussen. Die jährliche Bevölkerungsbefragung des ZMSBw wird seit 1996 realisiert und stellt da- mit die längste Zeitreihe sicherheits- und verteidigungspolitischer Umfragen in Deutsch- land dar. Zentrale Themenstellungen der Befragung sind das Sicherheitsgefühl und die Bedrohungswahrnehmungen der Bundesbürgerinnen und -bürger sowie deren Einstellun- gen zum außen- und sicherheitspolitischen Engagement Deutschlands. Zudem wird die Haltung der Bevölkerung zur Bundeswehr sowie zu den Auslandseinsätzen analysiert. Die öffentliche Wahrnehmung der Streitkräfte sowie Fragen zur gesellschaftlichen Ak- zeptanz und Integration der Bundeswehr stellen weitere Themenbereiche dar. Darüber hinaus wird die Attraktivität der Bundeswehr als Arbeitgeber untersucht und das Verhält- nis zwischen Streitkräften und Gesellschaft empirisch erfasst (vgl. Tabelle 3.1 für eine ausführliche Themenübersicht). Das Studienkonzept, die Ausschreibungsunterlagen und der Fragebogen wurden – wie in den Vorjahren – am ZMSBw erarbeitet. Die Daten der vorliegenden Befragung wurden im Zeitraum vom 26. Juni bis 1. August 2021 im Rahmen von computergestützten per- sönlichen Interviews (CAPI) durch das Meinungsforschungsinstitut Ipsos erhoben. Be- fragt wurden 2.037 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren, die in Privathaushalten in Deutschland leben (vgl. Abschnitt 3 für weitere Angaben zum me- thodischen Design). Nach Aufbereitung der erhobenen Daten durch Ipsos erhielt das ZMSBw am 9. August 2021 den Datensatz, der Grundlage der nachstehenden Auswer- tungen ist. Der folgende Forschungsbericht umfasst nur die geschlossenen Fragen. 7
7

3 Methodisches Design der Studie In der durch das ZMSBw jährlich durchgeführten Bevölkerungsbefragung werden seit 1 1996 ausgewählte Variablen zu sicherheits- und verteidigungspolitischen Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger in gleicher oder ähnlicher Form erhoben. Dies ermöglicht 2 es, Aussagen über Stabilität und Veränderung der gemessenen Einstellungen zu treffen. In Tabelle 3.1 sind die Themenbereiche und Items der Befragung 2021 aufgelistet. Im Anhang sind umfassende Informationen zur methodischen Vorgehensweise zusam- mengefasst, die sich an Leserinnen und Leser richten, die sich ausführlicher mit Umfra- gedesign und Analysemethoden beschäftigen möchten. Dieser Abschnitt enthält hingegen einige Informationen, die für das grundlegende Verständnis der nachfolgenden Analyse- ergebnisse hilfreich sind. 3.1 Auswahlverfahren Für die Untersuchung wurde die Grundgesamtheit, d.h. alle Personen, die für die Analyse von Interesse sind und über die im Rahmen der Untersuchung Aussagen getroffen werden sollen, definiert als deutschsprachige Bevölkerung ab 16 Jahren in Privathaushalten in Deutschland. Da nicht alle Personen der Grundgesamtheit befragt werden können, wurde eine Stichprobe gezogen. Die Auswahl der Personen in der Stichprobe erfolgte zufällig, sodass jedes Element der Grundgesamtheit die gleiche Chance hatte, in die Stichprobe zu gelangen. Dieses Verfahren ermöglicht es, inferenzstatistische Berechnungen durchzu- führen, d.h. die Messzahlen der Stichprobe auf die Grundgesamtheit zu beziehen und den 3 dabei gemachten Fehler bestimmen zu können. Je größer dieser Fehler ist, desto breiter ist das Vertrauensintervall, das den Wert in der Grundgesamtheit (Parameter) mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit abdeckt (vgl. Tabelle 3.2). Für weitere Ausführungen vgl. die entsprechenden Einträge in Abschnitt 1 des Methodenanhangs. 1 Bis 2012 führte das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr (SOWI) die Befragungen durch. Bei älteren Umfragen wird im Folgenden nicht explizit darauf hingewiesen, dass die Daten vom SOWI stammen. 2 Bei der vorliegenden Untersuchung handelt es sich um eine Querschnittsuntersuchung, d.h. die für die Studie relevanten Merkmale der interessierenden Grundgesamtheit wurden einmalig und zeitgleich ge- messen. Aussagen über Einstellungsänderungen beziehen sich daher auf die Aggregatebene der Ge- samtheit aller Befragten (ähnlich eines Trenddesigns). 3 Gemeint ist hier der Stichprobenfehler, also die Streuung der Stichprobenkennwerte um den Wert in der Grundgesamtheit (Parameter). Der Fehler ist abhängig vom Stichprobenumfang und der Streuung der Werte in der Grundgesamtheit. 8
8

Tabelle 3.1: Themen der Bevölkerungsbefragung 2021 Subjektive Sicherheit •   Subjektives Sicherheitsgefühl (3 Items) •   Sozioökonomische, ökologische, außen- und innenpolitische Bedrohungen (22 Items) Einstellungen zum außen- und sicherheitspolitischen Engagement Deutschlands •   Internationale Verantwortung Deutschlands (2 Items) •   Außen- und sicherheitspolitische Mittel (10 Items) •   Außen- und sicherheitspolitische Grundorientierungen (11 Items) Einstellungen zu Deutschlands Engagement in Bündnissen •   NATO und Bündnisverteidigung (6 Items) •   Deutschlands Engagement in den Vereinten Nationen (3 Items) •   EU-Verteidigungszusammenarbeit (7 Items) Wahrnehmung der bilateralen Beziehungen zu den USA, Russland und China •   Bilaterale Beziehungen zu den USA (8 Items) •   Bilaterale Beziehungen zu Russland (9 Items) •   Bilaterale Beziehungen zu China (6 Items) Haltungen der Bürgerinnen und Bürger zur Bundeswehr •   Persönliche Einstellung und Wichtigkeit (3 Items, davon 1 offen) •   Ansehen der Bundeswehr und Anerkennung des Dienstes der Soldatinnen und Soldaten (4 Items) •   Bekanntheit des Veteranenbegriffs und Einstellung zu Unterstützungsmaßnahmen für Veteranen (11 Items) •   Leistungen, Ausrüstung, Einbindung in die Gesellschaft, öffentliches Auftreten und Ausbildung der Bundeswehr (6 Items) •   Institutionenvertrauen (19 Items) Wahrnehmung der Bundeswehr in der Öffentlichkeit •   Wahrnehmung und Bewertung der Bundeswehr (22 Items) •   Kontakt der Bundeswehr zur Gesellschaft (1 Item) •   Verhältnis von Bundeswehr und Gesellschaft (6 Items) Attraktivität des Arbeitgebers Bundeswehr •   Attraktivität Arbeitgeber Bundeswehr (2 Items) •   Eintrittsbereitschaft in die Bundeswehr (4 Items) Einstellungen zu den Aufgabenbereichen der Bundeswehr •   Aufgabenbereiche der Bundeswehr (14 Items) •   Aufgabenbereiche der Bundeswehr in Deutschland (9 Items) •   Einsatz von Waffengewalt durch die Bundeswehr (8 Items) Einstellungen zur Höhe der Verteidigungsausgaben und zum Personalumfang der Bundeswehr •   Höhe der Verteidigungsausgaben (1 Item) •   Personalumfang der Bundeswehr (1 Item) Einstellungen zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr •   Bekanntheit Auslandseinsätze (12 Items) •   Unterstützung Auslandseinsätze (12 Items) •   Persönliches Informationsniveau Auslandseinsätze (1 Item) •   Evaluation des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan (8 Items) Eigenschaften und allgemeine politische Einstellungen der Befragten •   Soziodemografische Merkmale (14–18 Items) •   Militärische Erfahrungen (11–29 Items) •   Parteipolitische Orientierung (2 Items) •   Militärische Sozialisation bzw. Bindung (5–6 Items) •   Politisches und verteidigungspolitisches Interesse (2 Items) •   Demokratiezufriedenheit (2 Items) •   Bewertung der wirtschaftlichen Lage (1 Item) •   Mediennutzung (5 Items) •   Verbundenheit (5 Items) 9
9

Da es in Deutschland kein öffentliches Verzeichnis von Privathaushalten (Auswahlrah- men) gibt, wurde die Auswahl der Stichprobenelemente in einem mehrstufig geschichte- ten Verfahren getroffen. Dabei wurden im ersten Schritt Sample-Points abgegrenzt (d.h. das Gebiet Deutschlands in etwa 53.000 Flächen unterteilt), daraus anschließend Haus- 4 halte nach dem Random-Route-Prinzip sowie im letzten Schritt die Zielperson im Haus- 5 halt nach dem Geburtstagsschlüssel ausgewählt. Tabelle 3.2: Vertrauensintervall für Stichproben Stichprobenumfang (n) Anteilswert des Merk-         100        250     500       750       1.000     1.250    1.500      1.750    2.000      2.500 mals (p) 5           (5,1)       3,2     2,3       1,8          1,6      1,4      1,3        1,2      1,1       1,0 10            7,0        4,4     3,1       2,5          2,2      2,0      1,8        1,7      1,6       1,4 15            8,3        5,2     3,7       3,0          2,6      2,3      2,1        2,0      1,9       1,7 20            9,3        5,9     4,1       3,4          2,9      2,6      2,4        2,2      2,1       1,9 25           10,0        6,4     4,5       3,7          3,2      2,8      2,6        2,4      2,2       2,0 30           10,6        6,7     4,8       3,9          3,4      3,0      2,7        2,5      2,4       2,1 35           11,1        7,0     4,9       4,0          3,5      3,1      2,9        2,6      2,5       2,2 40           11,4        7,2     5,1       4,1          3,6      3,2      2,9        2,7      2,5       2,3 45           11,5        7,3     5,2       4,2          3,6      3,3      3,0        2,8      2,6       2,3 50           11,6        7,3     5,2       4,2          3,7      3,3      3,0        2,8      2,6       2,3 55           11,5        7,3     5,2       4,2          3,6      3,3      3,0        2,8      2,6       2,3 60           11,4        7,2     5,1       4,1          3,6      3,2      2,9        2,7      2,5       2,3 65           11,1        7,0     4,9       4,0          3,5      3,1      2,9        2,6      2,5       2,2 70           10,6        6,7     4,8       3,9          3,4      3,0      2,7        2,5      2,4       2,1 75           10,0        6,4     4,5       3,7          3,2      2,8      2,6        2,4      2,2       2,0 80            9,3        5,9     4,1       3,4          2,9      2,6      2,4        2,2      2,1       1,9 85            8,3        5,2     3,7       3,0          2,6      2,3      2,1        2,0      1,9       1,7 90            7,0        4,4     3,1       2,5          2,2      2,0      1,8        1,7      1,6       1,4 95           (5,1)       3,2     2,3       1,8          1,6      1,4      1,3        1,2      1,1       1,0 Anmerkungen: Lesebeispiel: Bei einem Stichprobenumfang von 2.000 Fällen und einem Merkmalsanteil von 25 Prozent liegt der wahre Wert in der Grundgesamtheit (mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent) im Bereich von 22,8 (25 - 2,2) bis 27,2 Prozent (25 + 2,2). Weitere Werte lassen sich mit folgender Formel berechnen: p ∗ (1− p) Pi = 1,64∗ 2 ∗ n 4 Von einem zufällig ausgewählten Startpunkt innerhalb des Sample-Points wurde jeder dritte Haushalt ausgewählt (Begehungsregel). 5 Hierbei wurde diejenige im Haushalt lebende und zur Grundgesamtheit gehörende Person befragt, die zuletzt Geburtstag hatte (Verfahren zur Zufallsauswahl). 10
10

Zur nächsten Seite