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Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „BG Abiturklausuren 2013-2019 SH

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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 Themenkorridor 1 Epochenwandel und Epochenkontraste – Individuum und Gesellschaft im 18./19. Jh. - unter besonderer Berücksichtigung der Dramen „Faust I“ von J.W. Goethe und „Woyzeck“ von G. Büchner Aufgabenart: Sachtext - erörternd gA Informationen zum Autor: Bertolt Brecht (1898 -1956) ist ein bekannter deutscher Lyriker und Dramatiker. Seine Werke werden weltweit aufgeführt. Er ist der Begründer des epischen Theaters. Im epischen Theater soll der Zuschauer zum nüchtern-analytischen Betrachter eines Geschehens werden, während sich der Zuschauer im aristotelischen Drama mit den Figuren identifizieren und mit ihnen mitfühlen soll. Aristoteles (384 – 322 vor Christus) geht davon aus, dass das Theater Wirklichkeit nachahmt. Bertolt Brecht Über die Darstellbarkeit der Welt auf dem Theater (1955) Mit Interesse höre 10 Friedrich Dürrenmatt (1921-1990), Schweizer Schriftsteller, Dramatiker („Die Physiker“, „Der Besuch der alten Dame“) und Maler 2 konstatieren: feststellen, bemerken 1 Seite 1 von 8 Text
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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 3 Dramaturgie: Struktur eines Dramas; Lehre von der äußeren Bauform und den Gesetzmäßigkeiten der inneren Struktur des Dramas 4 Plinius der Ältere (23/24 - 79 nach Christus): römischer Gelehrter Seite 2 von 8 Text
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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 als veränderbar aufgefaßt wird. (599 Wörter) Seite 3 von 8 Text
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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 Textvorlage Bertolt Brecht: Über die Darstellbarkeit der Welt auf dem Theater. In: Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe Band 23, gesammelte Werke 1989, Schriften 3, S.240 f. Die Rechtschreibung folgt der Textvorlage. Erlaubte Hilfsmittel: Rechtschreiblexikon Auswahl- und Lesezeit: 20 Minuten Arbeitszeit: 4 Zeitstunden Aufgabenstellung 1. Fassen Sie die wesentlichen Aussagen des Textes zusammen. 2. Erläutern Sie die Kernaussagen des Textes unter Berücksichtigung Ihrer Kenntnisse dramatischer Texte. 3. „Für heutige Menschen sind Fragen wertvoll der Antworten wegen. Heutige Menschen interessieren sich für Zustände und Vor- kommnisse, denen gegenüber sie etwas tun können.“ (Z. 27 ff.). Beurteilen Sie dieses Zitat aus heutiger Sicht. Berücksichtigen Sie bei der Begründung Ihrer Position außerdem ein Drama, das Sie aus dem Unterricht kennen. Seite 4 von 8 Aufgabenstellung
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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 Unterrichtliche Voraussetzungen In der 11. Jahrgangsstufe bildet die untersuchende Analyse pragmatischer Texte einen thematischen Schwerpunkt. In den folgenden Kurshalbjahren ist das untersuchende Erschließen dieser Texte wiederkehrender Unterrichtsgegenstand. Vor diesem Hintergrund sind die Lernenden vertraut im Umgang mit Sachtexten, wissen um das Zusammenspiel von rhetorischer Gestaltung, Struktur, Intention und Wirkung und vermögen die Regeln der indirekten Rede zur Wiedergabe fremden Gedankenguts sachgerecht anzuwenden. Im Rahmen des Kernbereichs 3 „Epochenwandel und Epochenkontraste – Individuum und Gesellschaft“ haben die Schülerinnen und Schüler am Beispiel der Dramen „Faust I“ von J.W. Goethe und „Woyzeck“ von G. Büchner Texte im Zusammenhang von Entstehungszeit, Aussageabsicht, Wirkung und Gegenwartsbezug verglichen und beurteilt (vgl. Lehrplan Deutsch, Berufliches Gymnasium, S. 28). Lehrplan- und EPA-Bezug – erwartete Schülerleistung – Anforderungsbereiche Bei der Erschließung von pragmatischen Texten weisen die Prüflinge ihre Fähigkeit nach, Intention, Argumentationsstrategie und -struktur, die Funktion der sprachlichen Mittel und die Wirkung der Texte mittels geeigneter Verfahren analysieren und beurteilen zu können. Kriterien für die Auswahl von pragmatischen Texten sind: Komplexität im Hinblick auf Problemgehalt, Thematik und Struktur; exemplarischer Charakter hinsichtlich der betreffenden Textsorte; Bezug zu aktuellen Problemen; gesellschaftliche Relevanz; historisch-politische Bedeutung. Aufgabe 1: Fassen Sie die wesentlichen Aussagen des Textes zusammen. Es wird erwartet, dass die Schülerinnen und Schüler entsprechend den formalen Regeln einer Textwiedergabe die Aussagen des Autors sinnvoll und angemessen zusammenfassend wiedergeben. Brechts Ansicht nach interessieren sich die Menschen für Zustände und Vorkommnisse, denen gegenüber sie etwas tun könnten, da die heutige Welt eine Änderung Seite 5 von 8 Erwartungshorizont
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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 bräuchte. Seiner Ansicht nach sei die Beschreibbarkeit der Welt eine gesellschaftliche Frage und könne demnach auf dem Theater wiedergegeben werden, allerdings nur, wenn sie als veränderbar beschrieben und auch aufgefasst werde. Anforderungsbereich I Aufgabe 2: Erläutern Sie die Kernaussagen des Textes unter Berücksichtigung Ihrer Kenntnisse dramatischer Texte. Die Aufgabe verlangt eine kritische Auseinandersetzung mit dem vorliegenden Text. Es wird erwartet, dass die Schülerinnen und Schüler die Gedankenführung und den Inhalt des Textes erfassen. Sie sollen die Textaussagen differenziert darstellen und anhand von Beispielen anschaulich verdeutlichen. Hierbei sollte besonders die Frage nach der Darstellbarkeit der Welt bezogen auf den Wahrheitsgehalt des Erlebten sowie den Erwartungen der Zuschauer im Fokus der Betrachtung stehen. Die Stellung des Menschen als Opfer und die damit verbundene Rolle sollte ebenfalls Eingang in die Überlegungen finden. Exemplarisch können die Schüler auf Goethe, Faust I und/oder Büchner, Woyzeck zugreifen. Auch andere Dramen sind denkbar. Dabei sollte z.B. die Opferrolle Gretchens oder Woyzecks hinterfragt werden. Außerdem könnte die Verantwortung des Wissenschaftlers für die Welt thematisiert werden. Dem modernen Typus bei Brecht könnte der Gelehrte Faust, der rastlos strebt, differenziert gegenübergestellt werden. Als Karikatur kann der Doktor im Woyzeck berücksichtigt und reflektiert werden. Insgesamt sollte Brechts Abgrenzung von der Tradition deutlich werden. Besondere Kenntnisse über das epische Theater werden nicht vorausgesetzt, die einleitende Information sollte jedoch beachtet werden. Anforderungsbereich II Seite 6 von 8 Erwartungshorizont
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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 Aufgabe 3: Beurteilen Sie dieses Zitat aus heutiger Sicht. Berücksichtigen Sie bei der Begründung Ihrer Position außerdem ein Drama, das Sie aus dem Unterricht kennen. Die Schülerinnen und Schüler greifen auf die ihnen bekannte Unterrichtslektüre zurück und setzen sich eigenständig mit den dargestellten Themen auseinander. Sie zeigen beispielhaft auf, inwiefern sich gesellschaftlich relevante Themen im Heute wiederfinden. Hier könnten beispielhaft Themen wie die Existenzkrise sowie gesellschaftliche Normen und Zwänge Eingang in die Ausarbeitung finden. Wird auf Faust I Bezug genommen, könnte die Rolle Gretchens mit den sich daraus ergebenden Fragen, wie der Passivität und der Aktivität in dem Umgang mit ihren Schicksal auch unter Berücksichtigung der Schuldfrage Fausts Eingang in die Ausarbeitung finden. Büchners soziales Drama Woyzeck bietet mehrere Möglichkeiten, sich kritisch mit der Frage auseinanderzusetzen, inwiefern sich der Zuschauer zum Handeln aufgefordert fühlen kann (s. Pauperismus, medizinische Experimente, grundsätzlich jede Art von Ausbeutung). Andere im Unterricht behandelte Werke können ebenso berücksichtigt werden. Grundsätzlich sollte die von Brecht behauptete aktivistische Haltung der Zuschauer erkannt und reflektiert werden. Aktuell zeigt der Boom der Musical/Musiktheater eher eine Konsumentenhaltung des Zuschauers als ein Bedürfnis, Gegenwart zu verändern. Auch wenn den Schülerinnen und Schülern dieser Trend nicht bewusst sein sollte, sollten sie beurteilen können, ob ein zeitgenössischer Theaterbesucher zu aktivem Handeln aufgefordert werden will. Ein aktuelles Beispiel aktiven Handelns in der Kunst ist die Band Pussy Riot. Anforderungsbereich III Seite 7 von 8 Erwartungshorizont
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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 Bewertungskriterien für die Noten „gut“ und „ausreichend“ Die Note „gut“ verlangt – bei Schwerpunktsetzungen – die differenzierte und kompetente Erfüllung des Erwartungshorizontes, ohne jedoch auf einer Vollständigkeit der angesprochenen Aspekte zu beharren. Insbesondere die Aufgabe drei gewährt den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit einer eigenständigen Schwerpunktsetzung, der bei der Beurteilung Rechnung zu tragen ist. Die sprachlich-stilistische Gestaltung der Arbeit muss flüssig, korrekt sowie verständlich und der Aufbau klar gegliedert, die Gedankenführung stringent sein. Für die Note „ausreichend“ genügt es, wenn unter Anwendung grundlegender Verfahren, Begriffe und Argumentationstechniken die Fragestellungen und Sachverhalte im Ansatz treffend bearbeitet werden, also Inhalt und Struktur des Textes von Brecht grundlegend und richtig erfasst und wiedergegeben werden. Die Gedankengänge sollten nachvollziehbar entwickelt und verständlich formuliert sein. Der Aufbau muss erkennbar geordnet, der Stil verständlich und die sprachliche Gestaltung weitgehend fehlerfrei sein. Seite 8 von 8 Erwartungshorizont
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