Deutsch_BG_2014_HT_3-LT-u-eA-Gedicht_Zech-Fauser_geschwrzt.pdf

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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 Themenkorridor 3 KB 5 – Literarische Moderne zwischen Tradition und Postmoderne – Die Idee des Neuen – Technik- und Menschenbilder in Lyrik des Expressionismus und der Literatur der Gegenwart Aufgabenart: Literarischer Text – untersuchend eA Hinweise zu den Autoren: Paul Zech, geboren 19. Februar 1881 in Briesen/Westpreußen, gestorben 7. September 1946 in Buenos Aires war ein deutscher Schriftsteller. Jörg Fauser, geboren 16. Juli 1944 in Schwalbach/Taunus, gestorben 17. Juli 1987 bei München war ein deutscher Schriftsteller und Journalist. Paul Zech Die nüchterne Stadt (1914) 1 Straßauf, straßab 5 10 ein Spielwerk scharen. (97 Wörter) Seite 1 von 7 Text
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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 Jörg Fauser Berlin, Paris, New York (1979) 1 Ich habe große 5 10 15 20 25 30 mich begräbt. (152 Wörter) Seite 2 von 7 Text
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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 Textvorlage Paul Zech: Die nüchterne Stadt. Aus: Wolfgang Rothe (Hrsg.): Deutsche Großstadtlyrik vom Naturalismus bis zur Gegenwart, Stuttgart 1981, S. 133. Jörg Fauser: Berlin, Paris, New York. Aus: Johannes Diekhans (Hrsg.): Die Stadt – Erfahrungen und Reflexionen vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart, Schoeningh Verlag, Paderborn 2007, S. 160. Erlaubte Hilfsmittel: Rechtschreiblexikon Auswahl- und Lesezeit: 20 Minuten Arbeitszeit: 5 Zeitstunden Aufgabenstellung 1. Formulieren Sie einleitend das beide Gedichte verbindende Thema. 2. Untersuchen Sie das Gedicht „Die nüchterne Stadt“ von Paul Zech unter Beachtung Ihrer literaturgeschichtlichen Kenntnisse und ordnen Sie es begründend in eine Epoche ein. 3. Setzen Sie sich abschließend mit den Erfahrungen beider lyrischer Ichs mit Blick auf die Großstadt auseinander. Aufgabenstellung
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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 Unterrichtliche Voraussetzungen Die Interpretation literarischer Texte begleitet die Schülerinnen und Schüler durch alle Kurshalbjahre hindurch. Im Rahmen des Kernbereichs 5 „Literarische Moderne zwischen Tradition und Postmoderne – Die Idee des Neuen – Technik- und Menschenbilder in Lyrik des Expressionismus und der Literatur der Gegenwart“ sind lyrische Texte Basis der unterrichtlichen Auseinandersetzung. Hier steht das expressionistische Gedicht im Vordergrund. Zudem wird das Wissen um die geistige Haltung zur Zeit des Expressionismus ebenso vorausgesetzt wie der Vergleich mit der Moderne. Lehrplan- und EPA-Bezug – erwartete Schülerleistung – Anforderungsbereiche Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, Texte im Zusammenhang von Entstehungszeit, Aussageabsicht, Wirkung und Gegenwartsbezug zu vergleichen und zu beurteilen (Lehrplan Deutsch, Berufliches Gymnasium, S. 28). Aufgabe 1: Formulieren Sie einleitend das beide Gedichte verbindende Thema. Es wird erwartet, dass einleitend das Thema „Erfahrungswelt Großstadt“ benannt wird. Anforderungsbereich I Aufgabe 2: Untersuchen Sie das Gedicht „Die nüchterne Stadt“ von Paul Zech unter Beachtung Ihrer literaturgeschichtlichen Kenntnisse und ordnen Sie es begründend in eine Epoche ein. Im Expressionismus tritt die Großstadtthematik in den Vordergrund, so auch in dem Gedicht „Die nüchterne Stadt“ von Paul Zech. Die Atmosphäre der modernen Großstadt, die einerseits lebendige Abwechslung bietet, andererseits jedoch bedrohlich, gefährlich wirkt und in der der Mensch keine Geborgenheit findet, steht hier im Mittelpunkt. Seite 4 von 7 Erwartungshorizont
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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 Es wird erwartet, dass die Schülerinnen und Schüler das Gedicht interpretieren, indem sie eine Deutung von Form, Inhalt und Sprache vornehmen. Sie erkennen das Sonett als die für den Expressionismus typische Gedichtform, stellen das umarmende Reimschema sowie die im ganzen Gedicht entsprechend dem Reimschema abwechselnd männlichen und weiblichen Kadenzen, in den Terzetten herrschen die stumpfen Kadenzen vor, als Ausdruck der Schwere und der Eintönigkeit des Lebens in der Stadt dar. Die vier Strophen enthalten unterschiedliche Aspekte des Lebens in der Großstadt. Im ersten Quartett wird die bedrohliche und deprimierende Atmosphäre der Stadt (zermürbte Brücken (vgl. Z. 2), verlumpte Bettler (Z. 3)), durch die das lyrische Ich ziellos irrt, dargestellt. Die Beschreibung der Ambivalenz der Eindrücke, die Gleichzeitigkeit von Alltag und Vergnügen (Wirtshäuser (vgl. Z. 5), Singspielhallen (Z. 6)) , Bedrohung und Gefahr (Fremdenhass und Lästerfluch (Z. 8)) stehen im zweiten Quartett im Mittelpunkt. Im ersten Terzett wechselt der Inhalt zu den Geräuschen der Großstadt, die den Menschen jede Ruhe und Besinnung rauben (Geheul von Schiffsfanfaren (Z. 9), Bahngeräusch (Z. 10)). Die Zerstörung der Natur (verkrüppelte Linden (vgl. Z. 12)), die Außerkraftsetzung des tradierten Wertesystems (verstimmte Glocken (Z. 13)) sowie die mangelnde Zukunftsperspektive (keine spielenden Kinder (vgl. Z. 14)) werden im zweiten Terzett beschrieben. Die Schülerinnen und Schüler analysieren die Sprache und erkennen, dass die rhetorischen Mittel und die Wortwahl die Aussage unterstützen. Hierzu können z. B. folgende sprachliche und formale Mittel gehören: - Sprache der Zerstörung (zermürbt, verlumpt, wuchern, vgl. Z. 2, 3, 11) - Neologismus (überwimmern, Z. 13) - - Alliteration (Straßauf, straßab durchstreifen wir die Stadt, Z. 1) - - Correctio und Klimax (die Stadt, die graue Stadt, die Stadt zermürbter Brücken, Z. 1 f.) Personifikation (Bahngeräusch, Glocken, Z. 10, 13) Metapher (Riemen fester schnallen, Z. 7) Seite 5 von 7 Erwartungshorizont
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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 - Antithese (Lust und Qual, Z. 13) - Hyperbel (riesengroß, Z. 11) - Metonymie/Bild („Kinder“ als Bild der Unschuld und der Hoffnung, vgl. Z. 14) Die Schülerinnen und Schüler erkennen in dem Gedicht ein typisches Thema des Expressionismus: die negative Wahrnehmung und Bewertung der Stadt, die als Gegensatz zur Natur wahrgenommen wird. Der Fluch der modernen Zeit, die Einsamkeit und Verlorenheit des modernen Menschen in der Stadt der Moderne werden durch die ausdrucksstarke Bildsprache verdeutlicht, die Stadt gibt keine Geborgenheit. Die typisch expressionistischen Stilmittel vermitteln in ihrer Häufung und Anordnung ein Gefühl der Bedrohung durch die moderne Entwicklung, Resignation und Angst herrschen vor. Anforderungsbereich II und III Aufgabe 3: Setzen Sie sich abschließend mit den Erfahrungen beider lyrischer Ichs mit Blick auf die Großstadt auseinander. Es wird erwartet, dass die Schülerinnen und Schüler die Erfahrungen des lyrischen Ichs in beiden Gedichten analysieren und die Unterschiede in der Betrachtungsweise der Großstadt erarbeiten. Hierbei sollen vor allem ihre Aussagen zum Gedicht „Berlin, Paris, New York“ genauer ausgeführt bzw. belegt werden. Während in Paul Zechs Gedicht eine apokalyptische Vorstellung der Stadt vorherrscht, das lyrische Ich die Stadt primär als Ort der Zerstörung ohne Zukunftsperspektive sieht (siehe Aufgabe 2), erlebt das lyrische Ich in dem Gedicht von Jörg Fauser „große Städte“ (Z.1) als positiv prägende Kraft für das Individuum. Das lyrische Ich zählt in den ersten drei Strophen auf, was ihm in den Großstädten widerfuhr, und betont seine umfassende Formung durch die Stadt, welche das Glück und das Elend einschließt (vgl. Z. 26 f.). Die Bedeutung der Stadt für das lyrische Ich gipfelt in der Zuschreibung ihrer Rolle als „Mutter aus Stein“ (Z. 28) und als letzte Ruhestätte (vgl. Z. 30 ff.). Seine Liebe zur Großstadt wird mehrmals betont (vgl. Z. 2, 18,19), wobei auch die Schattenseiten Seite 6 von 7 Erwartungshorizont
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Berufliches Gymnasium Zentralabitur Deutsch 2014 benannt werden (vgl. Z. 15 f., 20). Die Einschränkung des Einzelnen erfolgt nicht durch das Leben in der Großstadt an sich, sondern durch die zerstörende Gewalt der Gesetze (vgl. Strophe 5). Somit wird im Gegensatz zu Zechs Gedicht eine andere Ursache für die Zerstörung benannt. Die unterschiedliche Akzentsetzung soll von den Schülerinnen und Schülern unter Beachtung der Entstehungszeiten (Anfang und Ende des 20. Jahrhunderts) erklärt werden. Die Chancen der Großstädte für die Entwicklung des Einzelnen in der heutigen Zeit (z. B. Kultur, vielfältige Lebensformen, Arbeitsplätze) und die negativen Seiten des Stadtlebens (z. B. Anonymität, Gewalt, Verschmutzung, Armut) können thematisiert werden. Anforderungsbereiche II und III Bewertungskriterien für die Noten „gut“ und „ausreichend“ Die Note „gut“ verlangt – bei Schwerpunktsetzungen – die differenzierte und kompetente Erfüllung des Erwartungshorizonts, ohne jedoch auf Vollständigkeit im Detail zu drängen. Die Analyse des Gedichtes von Zech und der Vergleich beider Texte enthalten viele Einzelheiten einer inhaltlich und formal nachvollziehbaren Interpretation, die literaturgeschichtliches Wissen fundiert mit einbezieht. Die sprachlich-stilistische Gestaltung der Arbeit muss flüssig, korrekt sowie verständlich und der Aufbau klar gegliedert sein. Für die Note „ausreichend“ genügt es, wenn die Textaussage im Wesentlichen treffend erarbeitet und im Vergleich die unterschiedlichen Akzentsetzungen sichtbar gemacht werden. Die Gedankengänge sollen nachvollziehbar entwickelt und verständlich formuliert sein. Der Aufbau muss erkennbar geordnet, der Stil verständlich und die sprachliche Gestaltung muss weitgehend fehlerfrei sein. Seite 7 von 7 Erwartungshorizont
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