PsychiatrischeKrankheitsbilder_psychom.Erkrankung_depress.Episode_Burnout

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Berlin-Brandenburg e.V.

 

Fortbildungen für Mitarbeiter/-innen der Gesetzlichen Kranken- und
Sozialen Pflegeversicherung am 25.03.2014

Stationäre Behandlung ausgewählter psychiatrischer
Krankheitsbilder

Psychosomatische Erkrankungen

Depressive Störungen

Burn out-Syndrom

Charlotten Carröe
i. V, Dr. Klaus Müller-Siegel
Dipl.-Wied. Evelyn Heinrich

Referentin Psychiatrie

   

 

Psychosomatische Erkrankungen

= Wie entwickelte sich die psychosomatische Medizin?
= Welche Begriffe sind in der psychosomatische Medizin wichtig?
= Was sind Somatisierungsstörungen?

S3 Leitlinie „nichtspezifische, funktionelle und somatoforme
Körperbeschwerden“

= Klinische Erscheinungsbilder der Somatisierungsstörungen
= Diagnostisches Vorgehen
Therapeutisches Vorgehen

» Stationäre psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung
(Arbeitshilfe für Krankenkassenmitarbeiter — somatoforme Störungen)

 

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Geschichte der psychosomatischen Medizin

Bedeutung der Psyche bei der Entstehung von Krankheiten bereits in
der Antike bekannt

1787: Wiliam Cullen (schottischer Arzt) — Neurose als organisch nicht
erklärbare Nervenkrankheit

Beginn des 19. Jahrhunderts - Hypnose als Therapie (Janet, Charcot)

1818: Ausdruck „psychosomatisch“ erstmals von J. Heimroth
verwendet |

Ende des 19. Jahrhunderts: Freud — Neurosen als umweltbedingte
psychogen entstandene Krankheiten, die zur Störung von

‘psychischen und/oder körperlichen Funktionen und/oder

Persönlichkeitsstrukturen führen

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März 2014 \ MDK Berlin-Brandenburg e.V. Seite 3

     

 

Geschichte der psychosomatischen Medizin
= 1950: F. Alexander - 2 psychodynamische Grundmuster, die Ursache

für körperliche Erkrankungen sein können:

e Konversionssymptome
-> körperliche Symptome, die unbewusst als symbolischer
Ausdruck chronischer unerträglicher emotionaler Konflikte
entstehen

e Organneurose (Symptome einer vegetativen Neurose)
-> körperliche Symptome als funktionelle Begleiterscheinungen
von. chronisch unterdrückter emotionaler Spannung

 

März 2014 MDK Berlin-Brandenburg e.V, Seite 4
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|

   

« in den letzten Jahren Änderungen in den Begrifflichkeiten

300.1 Hysterische Neurose !
- mit Konversionssymptomen > F44  dissoziative Störungen
(Konversionsstörung)
- mit hysterischen Dämmerzuständen ==> F44.1 dissoziative Fugue

306 Körperliche Funktionsstörungen una F45 _ somatoforme Störung
psychischen Ursprungs :

493 Asthma ==> JA5 Asthma + F54 psychische
Faktoren und Verhaltens-
weisen bei anderenorts
klassifizierten Krankheiten
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März 2014 . MDK Berlin-Brandenburg e.V. Seite 5

 

 

|

   

Heute

= keine strenge Unterscheidung mehr von psychosomatischen
Erkrankungen und somatischen Erkrankungen

= multifaktorielle Genese von Erkrankungen wird berücksichtigt:
organische, psychische und soziale Faktoren haben in
unterschiedlicher Gewichtung Einfluss auf die Entstehung, den
Verlauf und die Therapie von Erkrankungen

= bio-psycho-soziales Entstehungsmodell

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März 2014 MDK Berlin-Brandenburg ev, Seite 6
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Gemeinsamkeiten somatoformer Störungen

» multiple, organbezogene Symptomkomplexe

» keine ausreichende medizinische Erklärung

a häufig chronischer Verlauf

= Schmerzen in verschiedensten körperlichen Bereichen

» viele Ärztekontakte mit mannigfaltigen diagnostischen Prozeduren
‚und internistischen und/oder chirurgischen Therapien

kaum überschaubarer Gebrauch von Medikamenten

 

März 2014 MDK Berlin-Brandenburg e.V. Seite 7

 

Welche Begriffe sind in der psychosomatischen

   

Krankheitsverständnis:

= Krankheit kann als Belastung, Kränkung oder Herausforderung erlebt
werden mit Auswirkungen auf:

« die seelische Verfassung (Ängste, Sorgen, Misstrauen, -
Hoffnungen)

° das Verhalten (Krankheitsverhalten, Beziehungsgestaltung,
Bewältigungsprozesse)

° die soziale Situation (Arbeitsunfähigkeit, drohende Berentung,
Belastung für Angehörige)

> weitere Krankheitssymptome, wie z. B. depressive Verstimmung,
Schlafstörungen, Suizidalität können zusätzlich entstehen

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März 2014 MDK Berlin-Brandenburg e.V. Seite 8
4

Welche ae sindi in der psychosomatischen

    

Krankheitsverhalten:

Patient gerät in eine neue soziale Rolle (Abhängigkeit von
Medikamenten, anderen Personen, Hilfe bei der Bewältigung des
Alltages)
> kann zur Änderung des Verhaltens führen
> unterschiedliches Krankheitsverhalten, z. B. hilflos,
anklammernd, wollen niemandem zur Last fallen, tun als sei
nichts geschehen
> verschiedenes Bewältigungsverhalten (Copingstrategien)

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März 2014 MDK Bertin-Brandenburg e.V. Seite 9

 

Welche Begriffe sind in der psychosomatischen

   

Bewältigungsmechanismen!:

= können aktiv oder passiv sein

u

können auf der kognitiven, emotionalen oder handlungsorientierten
Ebene ablaufen

" sind abhängig von:
° krankheitsbedingten Problemen
° Beeinträchtigungen
° der erlebten Bedrohlichkeit

° der subjektiven Krankheitstheorie
° individuellen Ressourcen

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März 2014 MDK Berlin-Brandenburg e.V. Seite 10
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Welche Begriffe sind in der psychosomatischen

   

Subjektive Krankheitstheorie

= Kranke entwickeln oft unabhängig vom rationalen Wissen eine mehr
oder weniger bewusste subjektive Krankheitstheorie

Diese wird beeinflusst durch:
= Vorstellungen und Fantasien über Krankheitsursachen
u Vorstellungen über Möglichkeiten der Beeinflussung der Erkrankung

= sozialkulturelle Bedeutung von Krankheit (Selbstbestrafung,
Auflehnung, Entlastung, Bedrohung)

= Lebensentwicklung des Patienten

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März 2014 MDK Berlin-Brandenburg e.V. Seite 11

 

   

» 39-jährige Frau — Vorstellung über Notdienst in chirurgischer Klinik
wegen heftiger Unterbauchbeschwerden

s» leide bereits seit 4 Jahren daran
Lokalisation wechselnd, abends besonders starke Beschwerden

» Hausarzt sei nicht zum Hausbesuch erschienen, da er die
Beschwerden kenne und umfangreiche Diagnostik erfolglos sei

a neben der Beschwerdesymptomatik bestehen Atemnot,
Schlafstörungen, Herzschmerzen, Verspannungen

>> Vorstellung in psychiatrischer Ambulanz wird abgelehnt, bisher keine
Psychotherapie

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März 2014 MODK Berlin-Brandenburg eV. . Seite 12
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25-jähriger Student

= medikamentös nicht ausreichend beherrschbare Colitis ulcerosa, seit
7 Jahren bekannt, seit 4 Wochen wieder akut

= vor Ostern intensiv für Prüfungen gelernt, dann ausreichend Zeit um
die Mutter zu besuchen, nicht möglich da Colitis-Schub

hat auch Freundin, mit der er verreisen wollte
> Konfliktsituation |

= im Leben schon öfter zwischen 2 Stühle geraten (Scheidung der
Eltern, Mutter/neuer Lebensgefährte der Mutter, Mutter/F reundin)

® Konflikt zwischen Autonomie und Abhängigkeit, Versorgung und
Selbständigkeit

 

März 2014 MDK Berlin-Brandenburg e.V. Seite 13

 

   

" wiederholtes Auftreten körperlicher Symptome ohne ausreichende
medizinische Erklärung

= häufige und hartnäckige Forderungen nach medizinischen
Untersuchungen trotz wiederholter negativer Ergebnisse

= häufiger Beginn und Fortdauer der Symptome im Zusammenhang mit
unangenehmen Lebensereignissen oder Konflikten

häufig Probleme psychische Ursache zu diskutieren
= Neigung zur Chronifizierung

 

März 2014 MDK Berlin-Brandenburg e.V. Seite 14
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"= bei mindestens 1 von 5 Patienten, die wegen Beschwerden einen Arzt
ambulant aufsuchen, wird keine spezifische organische Ursache
gefunden (Bridges und Mitarbeiter 1991)

= ca. 80 % der Bevölkerung erlebt mindestens 1x pro Woche
somatische Symptome, denen keine umschriebene körperliche
Erkrankung zugrunde liegt (Hoedemann 2010)

a die Prävalenz (funktioneller) psychosomatischer Erkrankungen in
Hausarztpraxen und stationären Fachabteilungen 20 - 40 %
(Simeon und Korff 1991), in Spezialambulanzen bis zu 50 %

Häufigkeit der Somatisierungsstörung:

° Jeichte Formen 1 %
« multiple somatoforme Symptome bei ca. 5 — 8 % der Bevölkerung

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März 2014 MDK Berlin-Brandenburg e.V. Seite 15

 
 

 

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März 2014 MDK Berlin-Brandenburg e.V. Seite 16
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Verlauf

diagnostische Bedeutung körperlicher Beschwerden nimmt zu, wenn
diese ca. % Jahr bestehen

° nach % Jahr Chronifizierung erreicht, Spontanremission eher
selten

» aber auch hier noch Möglichkeit der Rückbildung

==> Regel: mit steigender Symptomzahl steigt die Chronifizierungsrate,
umgekehrt nimmt die Wahrscheinlichkeit einer Remission ab

 

März 2014 MDK Berlin-Brandenburg e.V. Seite 17

    

Verlauf

Wechsel der Symptome häufig

= typisches Alter für den Krankheitsbeginn: 16-30 Jahre
= gehäuft Frauen

u» häufig sozial schwache Schichten

häufig Migranten

" abhängig vom Verhalten der Hausärzte (einseitig organmedizinisches
Erklärungsmodell — einseitig psychologisches Erklärungsmodell)

 

März 2014 MDK Berlin-Brandenburg e.V. Seite 18
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F 45 somatoforme Störungen

» F45.0 Somatisierungsstörung

» F45.1 undifferenzierte Somatisierungsstörung

» F45.2 hypochondrische Störung

a .F45.3 somatoforme autonome Funktionsstörung

» F45.4 anhaltende somatoforme Schmerzstörung

» F45.8 sonstige somatoforme Störung

F45.9 nicht näher bezeichnete somatoforme Störung

März 20i4 MDK Berlin-Brandenburg e.V. Seite 19

 

   

s seit mind. 2 Jahren bestehende multiple körperliche Symptome
=» betreffen unterschiedliche Organsysteme

s» eine somatische Erklärung wird trotz umfangreicher Diagnostik nicht
gefunden

= der Verlauf ist chronisch

März 2014 MDBK Bertin-Brandenburg e.V. Seite 20
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