160229_Digitale_Gesellschaft_2016_Digitale_Strategie_2025_1.1

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Gutachten zur Bewertung der Digitalen Strategie 2025

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Digitale Gesellschaft 2016 – Digitale Strategie 2025 Technologischer Fortschritt ist der Motor unserer Gesellschaft. Seine Innovationen, seine neuen und fortwährend verbesserten Mittel und Prinzipien sind Grundbausteine unseres heutigen Zusammenlebens, sie formen und gestalten unsere Kommunikation, unser Wirtschaften, unsere Arbeitswelten, unser Miteinander im Großen wie im Kleinen. Deshalb geht mit großen technologischen Sprüngen immer auch eine Veränderung der Welt einher, eine Verbesserung, ein Schritt nach vorn. Wir sind heute Zeugen, Teilhaber und Gestalter eines solchen technologischen Sprunges. Die Digitalisierung ist dabei, schon heute die intelligente, informationsbasierte, hochproduktive und hochvernetzte Welt zu schaffen, die noch vor wenigen Jahren eher ferne Zukunftsvision als realistisches Szenario war. Sie hat in den letzten Jahren den kreativen Wandel in einem bislang nicht gekannten Tempo vorangetrieben. Wo technologische Veränderungsprozesse einst generationsübergreifende Vorgänge waren, deren volles Ausmaß sich erst im späten Rückblick offenbarte, ist die Entwicklung digitaler Technologien und Innovationen vom interessanten, aber noch konfusen Experiment zum marktreifen Massenprodukt oder gar zur Weltmarke heute mitunter die Sache von Jahren oder sogar Monaten. Zentraler Rohstoff dieses digitalen Wandels sind Daten. Der Umgang mit ihnen ist entscheidender Erfolgsfaktor modernen Wirtschaftens. „Big Data“ ist dabei nur ein Schlagwort, ein Sammelbegriff für den nie gekannten Datenreichtum unserer Zeit: Immer mehr, immer feinere Aspekte unseres Alltags lassen sich in Daten ausdrücken; immer häufiger sind sie ausschlaggebender Erfolgsfaktor, ob in der Produktentwicklung mittelständischer Dienstleister oder beim 7:1 in Belo Horizonte. Die Schlüsselkompetenzen erfolgreicher Unternehmen werden auf lange Sicht in der Erfassung, Verarbeitung, Verknüpfung und dem Schutz von Daten liegen – und in der Ableitung konkreter Maßnahmen und Methoden. Das Potenzial des digitalen Wandels ist aber nicht nur Stoff ökonomischer Prophezeiungen und kühner Fußballträume. Vielmehr lässt er sich klar beziffern: Die Wirtschaftsleistung in Deutschland könnte einer aktuellen Analyse zufolge bis zum Jahr 2020 um zusätzliche 82 Milliarden Euro steigen, wenn digitale Technologien und die Fähigkeiten zu ihrer Nutzung von deutschen Unternehmen konsequent vorangetrieben werden. Dem Internet der Dinge, also der intelligenten Vernetzung ubiquitärer Sensoren, wird ein wirtschaftliches Potenzial von bis zu 11 Billionen Dollar zugeschrieben, mit dem größten Anteil im Bereich der industriellen Produktion. Vor allem im Bereich der Dienstleistungen haben digitale Technologien und die durch sie möglichen Methoden schon in den letzten Jahren massive Produktivitätssteigerungen und völlig neue Geschäftsmodelle möglich gemacht. Viele Branchen, darunter Musik- und Unterhaltungsindustrie und Kreativwirtschaft allgemein, aber auch eher konservative Bereiche wie Bankwesen und Tourismus, haben schon mehr als den ersten Schritt getan, haben neue Prozesse und Produkte entwickelt, sind in neue Märkte vorgedrungen, haben neue Partnerschaften geschlossen. Eine rege deutsche Startup-Kultur macht sich digitale Prinzipien zu eigen und schafft technologische und konzeptionelle Innovationen, die den etablierten Unternehmen, die sich auf sie einlassen, entscheidende Vorteile bringen können. Dazu gehören etwa die kundenzentrierte Ausrichtung aller Geschäftsprozesse bei gleichzeitiger bedarfsoptimierter Nutzung von Ressourcen, die schnelle Prototypisierung innovativer Konzepte, mehr finanzieller Spielraum und größere Zeitbudgets für Investitionen.
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Der technologische Fortschritt, den wir heute als Treiber dieser Entwicklungen betrachten, ist weit davon entfernt, ein finales Plateau zu erreichen oder sich auch nur zu verlangsamen. Der heutige Stand bildet die Grundlage für immer neue Konzepte und Methoden, die ganze Wirtschaftsbereiche beeinflussen werden. Umso klarer gilt: Das frühzeitige Erschließen neuer Märkte, das Setzen eigener Standards und die Beantwortung drängender gesellschaftlicher Fragen sind wichtig, um international nicht nur nicht den Anschluss zu verlieren, sondern sich an die Spitze der Bewegung zu setzen. Lassen Sie uns dafür die Voraussetzungen schaffen! Wir brauchen den infrastrukturellen Ausbau, um die Potenziale neuer Vertriebswege, neuer Produkt- und Servicekonzepte und der Industrie 4.0 realisieren zu können. Breitbandige Echtzeitkommunikation im Gigabitbereich ist das Rückgrat der digitalen Gesellschaft und kein Luxusprodukt. Wir brauchen eine breite Qualifizierung und exzellente Kompetenzen in Bewertung, Anwendung und Entwicklung digitaler Lösungen. Wo die Digitalisierung ganze Berufsfelder reformiert und völlig neue Qualifikationen abfragt, sind neue Instrumente insbesondere für ein informelles Lernen in allen Lebensphasen gefragt. Das bedeutet auch dass wir in einer Zeit der fragmentierten Arbeitsstrukturen Lösungen für qualifizierte Beschäftigung, gute Arbeitsbedingungen und Mitbestimmung in allen Arbeitsbereichen brauchen. Die räumliche und zeitliche Flexibilität der Arbeitswelt 4.0 geht mit hoher Volatilität und dem Verschwinden der Grenze zwischen Arbeitswelt und Familienleben einher. Das fordert Positionen, Antworten und Maßnahmen. Aus der übergreifenden Perspektive schließlich brauchen wir einen wirtschaftlichen Ordnungsrahmen für eine ambitionierte, aber ausgewogene digitale Transformation, die Innovationen ermöglicht, Risiken verringert und Vielfalt gewährleistet. Wir brauchen Datensicherheit und Datensouveränität, wir brauchen Unabhängigkeit und Wettbewerb und ein rechtliches und wirtschaftliches Klima, das Innovationskultur belohnt, statt Drohkulissen für mögliche Fehlschläge aufzubauen. Wir brauchen einen digital gut aufgestellten Staat, der einer Wirtschaft im Wandel den Rahmen und die Werkzeuge zur Verfügung stellt, die sie braucht. Mit der Digitalen Strategie 2025 wollen wir aufzeigen, wie das Bundeswirtschaftsministerium in den letzten Jahren Schwerpunkte gesetzt, Kompetenzen entwickelt und neue Werkzeuge zum Einsatz gebracht hat, die ein digitales Deutschland möglich machen. Wir wollen zeigen, wo wir die dringenden nächsten Schritte sehen. Wir möchten mit den vorgeschlagenen Maßnahmen unserer Wirtschaft nicht nur ihre Handlungsfähigkeit bewahren, sondern ihr durch die Verknüpfung traditioneller Wettbewerbsvorteile, modernster Technologien, neuer Methoden und gezielter Förderung langfristig die Qualitäts- und Technologieführerschaft sichern. Vor allem aber wollen wir demonstrieren, dass die Zeit der isolierten Insellösungen zu einem Ende kommen muss. Die Antworten auf die Fragen unserer nächsten Zukunft werden wir nur institutionsübergreifend, vernetzt und konzertiert finden und umsetzen können, als Gesellschaft und Gemeinschaft. Wirtschaft, Wissenschaft, Staat, Verwaltung und eine interessierte Öffentlichkeit entwickeln bereits Ansätze und Maßnahmen für den digitalen Wandel made in Germany. Aber: digitale Infrastruktur, Zukunft der Arbeit, Datensicherheit, eine an Zukunftsbedarfen ausgerichtete Bildung, der gesetzliche Rahmen für all das – es ist deutlich an der Zeit, diesen Themen gemeinsam planvoll zu begegnen. Hier sehen wir den entscheidenden Imperativ der digitalen Gesellschaft – und im Aufbau einer vernetzten, ressortübergreifenden Digitalagentur die logische Konsequenz. Wenn technologischer Fortschritt der Motor unserer Gesellschaft ist, sollten wir für eine kluge, kompetente und langfristig orientierte Steuerung sorgen. Entsprechend und aufbauend auf den erreichten Fortschritten und geplanten Maßnahmen und Initiativen zeigen wir hier Ziele und Handlungsoptionen, die deutlich über die laufende Legislaturperiode hinausgehen – wie der digitale Wandel auch.
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