AntwortschreibenHRK_Nachhaltigkeit_HHUSteinbeck

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Ihre Klimastrategie & Klimabilanz

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Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf 40204 Düsseldorf Rektorin                                                                  Rektorin Per Mail an: Adresszeilen HRK Hochschulrektorenkonferenz Leipziger Platz 11 10117 Berlin Prof. Dr. Anja Steinbeck Telefon 0211/81-10001 Telefax 0211/81-15193 rektorin@hhu.de Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit an der HHU Düsseldorf Düsseldorf, 15.11.2019 Sehr geehrter Herr Professor Alt,                                         Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Universitätsstraße 1 40225 Düsseldorf gern möchte ich Ihrer Bitte entsprechen und die wichtigsten Maßnahmen     Gebäude 16.11 Ebene 01 Raum 53 nennen, die an unserer Hochschule als Beitrag zu einer nachhaltigen www.hhu.de Entwicklung bzw. zur Klimaneutralität vorangetrieben werden. Dabei beziehe ich mich sowohl auf Aktivitäten in Lehre und Forschung als auch auf den Betrieb unserer Hochschule (Infrastrukturen und Res- sourcen) sowie auf den Bereich nachhaltige Campuskultur. Lehre Das Thema Nachhaltigkeit ist an der Heinrich-Heine-Universität Düssel- dorf in einer Vielzahl von Lehrveranstaltungen verankert. Es wird im Rah- men von Vorlesungen und Seminaren fachbezogen integriert und fördert so die Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit im jeweiligen Studiengang. So werden z. B. in den Wirtschaftswissenschaften und Rechtwissen- schaften die Themen Umweltrecht, effizienter Handel mit Rohstoffen, er- neuerbare Energien, Qualitäts-/Biosiegel und ihre Auswirkungen auf Ver- braucherentscheidungen, Energiearmut sowie Corporate Social Respon- sibility und Unternehmensethik behandelt. In der Philosophischen Fakultät werden in Lehrveranstaltungen Themen wie Revitalisierungsprojekte und nachhaltige Tourismusangebote, demo- graphischer Wandel, kulturwissenschaftliche Alter(n)sforschung, Soziale 1
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Kampagnen, Information, Nachhaltigkeit und Gesellschaft, Wirtschafts- ethik und Nachhaltigkeit, zivilgesellschaftliches Engagement von Unter- nehmen und Unternehmern im 19. und 20. Jahrhundert, Klimagerechtig- keit und Umweltethik behandelt. Im Zentrum des Studiengangs European Studies steht die Friedens- und Konfliktforschung sowie die Frage, wie die Europäische Union funktioniert und wie es ihr gelungen ist, durch all- tägliche, praktische Zusammenarbeit einen dauerhaften Frieden im lange Zeit kriegsgeschüttelten Europa zu schaffen. Der Studiengang ist vor al- lem für Studierende aus dem Nahen Osten konzipiert. Die Auseinander- setzung mit der alltäglichen, friedlichen Zusammenarbeit in Europa soll Anregungen für Friedensperspektiven auch im Nahen Osten geben. In der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät stehen in einzel- nen Lehrveranstaltungen die zukünftigen gesellschaftlichen Herausforde- rungen wie Klimawandel (Stichwort „erneuerbare Energien“) und die Ver- sorgung einer wachsenden Weltbevölkerung mit Nahrung im Mittelpunkt. Beispielhaft für Lehrveranstaltungen, die durch das Programm der Bür- geruniversität an der HHU gefördert werden, ist ein sehr bemerkenswer- tes Projekt aus der Biologie zu nennen: „Awareness-to-Go: the effects of plastic pollution on marine and terrestrial ecosystems“. In diesem Projekt haben Wissenschaftler*innen der Biologie mit Biologiestudierenden und Schüler*innen eines Düsseldorfer Gymnasiums 2018 eine Feldstudie auf- gelegt, für die sie auf die Mittelmeerinsel Elba gereist sind. In dieser Stu- die haben sie die Auswirkungen von Plastikmüll auf die marine Umge- bung erforscht. Zudem gibt es in diesem Semester (Wintersemester 2019/20) erstmals eine fächerübergreifende Ringvorlesung zum Thema Klimawandel, die Studierende aller Fakultäten im Rahmen ihres Studium Universale besu- chen und anrechnen lassen können. Forschung und Transfer (Ausgewählte Beispiele) Die Perspektive der Nachhaltigkeit spielt unter anderen in drei For- schungsbereichen an der HHU eine große Rolle. Im Exzellenzcluster CEPLAS erforschen Wissenschaftler*innen de HHU, wie die Ernährung von morgen aussehen könnte. Die Ausgangsthese lau- tet, dass der durch die wachsende Weltbevölkerung steigende Bedarf an 2
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Nahrungsmitteln sowie der anthropogene Klimawandel enorme Heraus- forderungen für die nachhaltige Nahrungsproduktion und den Erhalt der Ökosysteme darstellen. Das wissenschaftliche Ziel des Clusters ist es, durch die Erforschung der Grundlagen und des Zusammenspiels komple- xer Pflanzenmerkmale, die einen Einfluss auf die Anpassung an be- grenzte Ressourcen und den Ertrag haben, die Grundlage für die Ent- wicklung und Züchtung von (Nutz-)Pflanzen zu legen, die vorhersagbar auf künftige Herausforderungen reagieren. An der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät gibt es den Stiftungslehr- stuhl für Sustainability Management (Prof. Dr. Rüdiger Hahn). Dieser be- fasst sich mit der herausgehobenen Querschnittsfunktion des Nachhaltig- keitsmanagements im Rahmen einer modernen Betriebswirtschaftslehre. Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und unternehmerischer Me- gatrends wie Globalisierung, Klimawandel, Migration und Bevölkerungs- entwicklung werden am Lehrstuhl künftige Manager*innen mit einem um- fassenden betriebswirtschaftlichen Know-How und nachhaltigen Lösungs- kompetenz ausgebildet, um unternehmerische Kosten und Risiken zu re- duzieren, Reputation und Legitimität zu steigern, Wettbewerbsvorteile zu generieren und die nachhaltige Entwicklung von Unternehmen und Ge- sellschaft voranzutreiben. An der Juristischen Fakultät beschäftigt sich das Institut für Energierecht, unter der Leitung von Frau Professor Dr. Kreuter-Kirchhoff, mit der Frage, wie die Energiewende gelingen kann und welche rechtlichen Rahmenbe- dingungen es dafür bedarf. Darüber hinaus gibt es weitere Einzelforschungsprojekte, die sich mit As- pekten der Nachhaltigkeit beschäftigen. Mediziner*innen zum Beispiel un- tersuchen biologische und biochemische Mechanismen des Alterns oder erforschen chemoresistente Tumore. Forscher*innen der HHU arbeiten zudem an einem dynamischen System zur Erfassung und Prävention psychischer Belastungen in kleinen und mittleren Unternehmen der In- dustrie oder untersuchen die Rolle kommunaler, lebenslaufbezogener Präventionsnetzwerke für sozial benachteiligte Kinder. Eine interdiszipli- näre Forschungsinitiative "Alter(n) als kulturelle Konzeption und Praxis" erforscht Alter(n) als Gegenstand eines fachübergreifenden Diskurses und als Konzept für die Gesellschaft, analysiert es als Phänomen 3
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kultureller Praxis und entwickelt Strategien für „produktive“ Formen des Alter(n)s. Weitere Forschungsprojekte beschäftigen sich mit einem diffe- renzierten Verständnis des salafistischen Milieus in NRW oder erfor- schen, wie Migranten durch spezielle auf sie zugeschnittene Bildungsan- gebote optimal gefördert werden können. Der Transfer wissenschaftlicher Ergebnisse der Universität, die zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen, zeigt sich auch bei Verkauf oder Li- zenzierung von Universitätspatenten an Unternehmen oder Start-ups. So wurde zum Beispiel aus einem ernährungswissenschaftlichen For- schungsprojekt der HHU heraus die TunaTech GmbH gegründet. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, den beliebten und extrem bedrohten Blauflossen- Thunfisch in Aquakultur zu züchten. Das Biotechnologie Startup NUMAFERM GmBH (2017 gegründet) ist ein Spin-Off des Instituts für Biochemie der Heinrich-Heine-Universität. Es be- fasst sich mit einem patentierten, innovativen Sekretionsverfahren von Peptiden, das nicht mehr durch chemische Synthese, sondern durch in- novative umweltverträgliche biologische Prozesse gekennzeichnet ist. Das Verfahren kann z. B. in der Landwirtschaft, für Aquakulturen, aber auch für Klebstoffe verwendet werden. Die FES Sensor Technology GmbH wurde im Oktober 2016 von Material- wissenschaftlern der HHU gegründet und entwickelt und vermarktet inno- vative Gas-Sensortechnologien zu geringen Herstellungskosten, mit große Temperatureinsatzbereich und sehr niedrigem Energieverbrauch bei der Anwendung. Betrieb (Infrastrukturen und Ressourcen) Bei Neubauten auf dem Campus wie dem oeconomicum, das die Wirt- schaftswissenschaftliche Fakultät beheimatet, berücksichtigen wir an der HHU verstärkt ökologische Faktoren und nutzen neueste Technologien, um den Energieverbrauch auf ein Minimum zu beschränken. Das oecono- micum hat Architekt Ingenhoven konzipiert, der für seine nachhaltigen Ar- chitekturentwürfe international bekannt ist. Durch ein ökologisches Kon- zept konnten die Betriebskosten und der Energieverbrauch auf ein Mini- mum reduziert werden. Das kompakte Gebäude übertrifft aktuelle 4
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energetische Normen durch die Nutzung von Erdwärme, Regenwasser- sammlung und natürliche Belüftung. Die Materialauswahl erfolgte mit Rücksicht auf Recycling- und Energiebilanz sowie maximale Langlebig- keit. Zudem wurden in der Vergangenheit auf dem Campus bereits Kältever- sorgung und Elektroversorgung durch die Errichtung bzw. Modernisierung unserer Technikzentralen verbessert. Darüber hinaus ist aktuell eine neue Photovoltaikanlage auf einem Park- haus in Planung. Nachhaltige Campuskultur Für eine nachhaltige Kultur auf dem Campus setzen sich einige studenti- sche Initiativen der HHU ein wie etwa die Fridays-for-Future-Hochschul- gruppe, die Liste Campus Grün und das Referat für Nachhaltigkeit und Mobilität. Das Referat für Nachhaltigkeit und Mobilität informiert regelmäßig über Hintergründe und aktuelle Entwicklungen zu den Themen Klima, nachhal- tiger Konsum und andere Umweltthemen. Es organisiert u. a. einen vega- nen Brunch, Kleidertauschpartys und Poetry Spams, betreut die GiveBox und die Anlaufstelle für Foodsharing. Das Nachhaltigkeitsreferat setzt sich in Kooperation mit dem Studierendenwerk für gesundes und nach- haltiges Essen zum fairen Preis ein. Und schließlich fördert es die Ver- besserung des ÖPNV zur Universität und initiiert Fahrrad- und Car-Sha- ring-Kooperationen. Im Frühjahr 2019 hat sich zudem eine Fridays-for-Future-Hochschul- gruppe etabliert, die unter anderem eine Ringvorlesung zum Thema Kli- mawandel und unter Beteiligung der Scientists-for-Future-Gruppe ins Le- ben gerufen hat, denen auch Wissenschaftler*innen der HHU angehören. Diese recht neue Gruppe hat sich mir bereits mit einem umfangreichen Forderungskatalog vorgestellt, von dem ich mir vorstellen kann, einige geforderte Maßnahmen auch umzusetzen. Ich befürworte das studenti- sche Engagement rund um Klima- und Umweltschutz und halte es für wichtig, dass sich auch Studierende für das Thema Klimaschutz einset- zen. 5
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Der HHU wurde 2019 aufgrund verschiedener Initiativen des AStA das Fairtrade-Siegel verliehen. Dazu gehören die Aufstellung von Fahrradre- paraturstationen, die Kooperation des AStA mit Nextbike, Vorträge zu ökologischen Themen und das Verteilen von Verbraucherbroschüren und Saisonkalendern. Und schließlich soll noch das Thema Ernährung auf dem Campus ange- sprochen werden. In den Mensen und Cafeterien der HHU werden dank des Engagements des Studierendenwerks überwiegend regionales Obst, Gemüse und Molkereiprodukte verarbeitet und fair gehandelter Kakao und Kaffee vertrieben. Auch beim Fleisch wird auf regionalen Bezug und artgerechte Haltung geachtet. Täglich werden in der Hauptmensa min- destens ein vegetarisches Gericht, Salate und eine vegane Theke ange- boten. Fisch wird aus nachhaltigem Fischfang bezogen, bedrohte Arten wie z. B. Thunfisch sind nicht im Programm. Ausblick und Strukturen Die hier aufgezeigten Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit sind vielfältig und stark abhängig vom Engagement einzelner Mitglieder unserer Uni- versität. Mir ist es ein besonderes Anliegen, an der HHU Strukturen zu schaffen, die das Thema Nachhaltigkeit fest in Forschung und Lehre, aber auch auf dem Campus zu verankern. Vor diesem Hintergrund haben sich einige Mitglieder des Senats vorgenommen, in einer Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit verschiedene Szenarien zu entwerfen, wie wir an der HHU mit dem Thema Nachhaltigkeit umgehen möchten und welche Strukturen und Strategien sich dafür anbieten. Ich gehe davon aus, dass das Thema Nachhaltigkeit im Jahr 2020 über die beschriebenen Einzelmaßnahmen hinaus auch strukturell an der HHU verankert wird. Mit freundlichen Grüßen Prof. Dr. Anja Steinbeck (Rektorin, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) 6
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