Anlage_1_2019-06-14-Digitalisierungkonzept-UzL

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Ihre Klimastrategie & Klimabilanz

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Digitalisierungskonzept der Universität zu Lübeck Präsidium der Universität zu Lübeck Stand: 14. Juni 2019 1 Bedarf Die rasch voranschreitende Digitalisierung hat mittlerweile praktisch alle Lebensbereiche unserer heutigen Gesellschaften erfasst. Während in Wirtschaft und Verwaltung vor allem Effizienzgewinn und Kosteneinsparung im Mittelpunkt des Interesses stehen, wird auf der anderen Seite die mas- sive Veränderung der Lebensweise einzelner Menschen, aber auch des menschlichen Miteinanders oftmals kritisch gesehen. Hochschulen kommt bei Steuerung, Begleitung und Ausgestaltung dieses Veränderungsprozesses eine besondere Rolle zu, sollten sie doch alle Bedürfnisse der Gesellschaft abdecken: •   Aus volkswirtschaftlicher Sicht haben sie die Aufgabe, durch die Erforschung neuer Tech- nologien die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes zu sichern. Hier geht es also insbesondere um Technologien, die mit der Digitalisierung im Zusammenhang stehen; im engeren Sin- nen sind dies die reinen Informatiklösungen und in zunehmenden Maße die Künstliche In- telligenz (KI), im weiteren aber vor allem deren Anwendungen in unterschiedlichsten Fach- gebieten wie beispielsweise Medizin, Betriebswirtschaft oder Maschinenbau. •   Ebenfalls von größter volkswirtschaftlicher Bedeutung ist die Bereitstellung von sehr gut ausgebildeten Arbeitskräften. Mit Bezug zur Digitalisierung und KI sind dies vor allem ex- zellente InformatikerInnen, aber genauso auch Fachkräfte aus allen anderen Fachgebieten, die mit der Nutzung von Digitalisierungstechnologien vertraut sind. •   Hochschulen müssen jedoch auch den allgemeinen gesellschaftlichen Diskurs zur Digitali- sierung begleiten bzw. sogar anführen. Hierzu sind Angebote aus den Bereichen Ethik, So- ziologie, Recht oder Psychologie unabdingbar, also die heute als „ELSI“ (ethical, legal and social implications) bezeichneten Aspekte. Nicht zuletzt betrifft die Veränderung durch Digitalisierung natürlich auch die Hochschulen selbst: sie werden nicht daran vorbeikommen, ihre eigenen Arbeitsbereiche – Forschung, Lehre, Transfer und die eigene Verwaltung – auf Verbesserungsmöglichkeiten durch die neuen Technologien hin zu untersuchen. 2 Voraussetzungen an der Universität zu Lübeck An der Universität zu Lübeck gibt es eine voll ausgebaute Informatik, die eine vollständige und sehr breite Kompetenz für alle digitalisierungsrelevanten Felder aufbietet. Speziell gibt es umfangreiche Erfahrung im Umgang mit großen Mengen sensitiver Daten in komplexen Umgebungen aufgrund der langjährigen Forschung in der Medizinischen Informatik. Um eine breite gesellschaftliche Ak- zeptanz für Digitalisierungslösungen zu schaffen, wurde in den letzten Jahren neben der techni- schen Kompetenz in relevanten Bereichen wie Big Data, Smart City, Internet der Dinge, eHealth etc. auch Querschnittsthemen wie IT-Sicherheit und -Zuverlässigkeit sowie Usability im Sinne von ge- brauchstauglicher Mensch-Maschine-Interaktion deutlich ausgebaut, bspw. durch das neue Institut für IT-Sicherheit oder die Professur für sicherheitskritische Mensch-Maschine-Schnittstellen. Im Be- reich der KI gibt es eine Reihe von Instituten, die sich der Grundlagenforschung verschrieben ha- ben, jedoch werden KI-Lösungen auch für wichtige Anwendungsdomänen untersucht.
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Speziell das Thema „Medizin und Informatik“ steht seit Jahrzehnten im Forschungsfokus der Uni- versität, so dass auf dem Weg zu einer digitalisierten Medizin schon viele Schritte getan wurden. Fachlich findet dies seinen Ausdruck in einer engen Zusammenarbeit der beiden Fächer beispiels- weise auf dem Gebiet der medizinischen Bildgebung und -verarbeitung, in den Forschungszentren für Bevölkerungsmedizin- und Versorgungsforschung und COPICOH (Center for Open Innovation in Connected Health) sowie bei den umfassenden Aktivitäten zur Verarbeitung medizinischer Da- ten (Medizininformatikinitiative des Bundes). Sozio-ethisch werden die Arbeiten beispielsweise aus dem Institut für Medizingeschichte heraus begleitet, so dass eine mittlerweile lange Tradition einer engen Verknüpfung zwischen Wissenschaft/Technik und der Betrachtung der ethischen und sozia- len Auswirkungen besteht und dieses auch in entsprechende Studienangebote, wie das Programm „Weiterdenken“ umsetzt. In einem größeren Rahmen ist die Universität in das lokale bzw. regionale Kooperations- und Inno- vationsnetzwerk „BioMedTec Wissenschaftscampus Lübeck“ eingebettet, in dem sie seit mehr als fünf Jahren mit Fachhochschule, Fraunhofer, Forschungszentrum Borstel und verschiedenen In- dustriepartnern erfolgreich zusammenarbeitet, bspw. bei der Einrichtung der EXIST-Gründerhoch- schule. Schließlich ist die Universität zu Lübeck (wie auch die TH Lübeck und die MACH AG) Mitglied des Vereins „The Bay Areas“, über den die gesamte Region Kontakte zur neuen Kieler Partnerstadt San Francisco und zum Silicon Valley aufbaut und damit eine hervorragende Anbindung an eine der innovativsten Regionen der Welt erhält. 3 Felder der strategischen Arbeit Die Universität zu Lübeck wird sich in zwei großen strategischen Stoßrichtungen mit dem Thema Digitalisierung und KI beschäftigen: 1. Digitalisierungsangebot nach außen Auf der Basis der Struktur der Universität und den oben beschriebenen Kompetenzen wird sich die Universität in einigen Bereichen der Digitalisierung engagieren, in denen sie ein interessanter Partner für externe Interessenten sein kann. 2. Interne Digitalisierung Auf der anderen Seite wird die Universität für ihre eigenen Kernbereiche untersuchen, in- wiefern sich Ansätze der Digitalisierung für die Optimierung der Prozesse einsetzen lässt. 4 Digitalisierungsangebot nach außen Die Universität wird sich auf einige wenige Themenbereich konzentrieren, die sie nach außen hin vermarktet und für die sie mit und für externe Partner Lösungen sucht. Aufgrund der Struktur und der Kompetenzen der Universität werden dies zunächst die folgenden drei Themenbereiche bzw. Anwendungsgebiete sein: •   Digitale Verwaltung •   Digitale Stadt •   Digitalisierung in der Medizin Um diese Themen effizient und kompetent nach außen anbieten zu können, ist eine Reihe grundle- gender Funktionalitäten der Digitalisierung als Basis zu verwenden. Diese werden über eine generi- sche Digitalisierungsplattform angeboten, die nicht (nur) als technische Plattform zu verstehen ist, sondern in der verschiedene Arbeitsgebiete wie Technik, Ethik, Recht, Gesellschaft und Politik so etabliert werden, dass einerseits ein umfassendes Angebot für die Unterstützung der Digitalisie- rung entsteht und dieses andererseits in einer Weise aufbereitet ist, dass Digitalisierungslösungen
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für Anwendungen gefunden werden, so dass die Benutzer – Anbieter wie auch Kunden – möglichst wenig digitales Fachverständnis mitbringen müssen, um solche Anwendungen einerseits zu etab- lieren und andererseits zu nutzen. Die grundlegende Struktur des Angebots ist in Abbildung 1 dar- gestellt. Abbildung 1: Struktur des externen Digitalisierungsangebots 4.1 Digitalisierungsplattform 4.1.1 Wissenschaftliche Grundlagen 4.1.2 Ethische, rechtliche und gesellschaftliche Implikationen (ELSI) Im Zusammenhang mit der Digitalisierung werden nicht nur neuartige ethische Fragen aufgewor- fen, sondern es entstehen neue Herausforderungen für die Gesellschaft, die im Sinne einer best practice und gleichzeitig auch philosophisch adressiert werden müssen. Lösungen müssen kon- textsensitiv und mit Bezug auf die gesellschaftlichen Werte und die Grundrechte entwickelt und evaluiert werden. Die Universität kann auf diesem Gebiet eine führende Rolle einnehmen, wenn sie bestehende Kompetenzen ausbaut. Die von der Universität im Rahmen von ELSI zu adressierenden grundlegende praxisbezogene Probleme umfassen z.B. Fragen des Rechtes auf Privatsphäre, die Bedingungen, sowie die Funktion und die Bedeutung von politischer Öffentlichkeit in den digitalen Medien (unter welchen Bedin- gungen wird Demokratie gefördert oder unterlaufen?), Fragen von Inklusion/Teilhabe und digitali- sierter Verwaltung, die Auswirkungen von data sharing und Big Data in Medizin und Forschung auf PatientInnen und Studienteilnehmende, oder um die Handhabung und Distribution von For- schungsdaten und Publikationen. Es bedarf der Einrichtung einer „Technik-reflexiven Professur“ für Transparency & Privacy . Diese schafft die Grundlage für die Etablierung konkreter ELSI-Projekte, auch mit Einbeziehung des Lo- renz von Stein Institutes der CAU. Parallel ist die Weiterentwicklung des bestehenden Studienan- gebotes „Weiterdenken“ an der Universität zu einem Programm in ELSI für die Informatik anzustre- ben. Weiterhin soll gemeinsam mit dem Lorenz-von-Stein-Institut eine Professur für „Recht in digitalen Räumen“ eingerichtet werden.
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Schließlich wurde bereits ein Senior Fellowship zu Digitalpolitik und Technologiefolgenabschät- zung eingerichtet und mit dem ehemaligen Leiter der Staatskanzlei Schleswig-Holstein und „Vater“ der digitalen Agenda des Landes, Staatssekretär a.D. Thomas Losse-Müller eingerichtet. Während dies allgemeine Fragestellungen zur Digitalisierung aus gesellschaftlicher Sicht sind, kommt der KI eine besondere Rolle zu, da ihr ein noch viel größeres disruptives Potential zuerkannt wird. Die Universität zu Lübeck ist sich dieser besonderen Rolle bewusst. Sie wird einen „Ethical In- novation Hub“ einrichten, dessen Ziel die Förderung eines kooperativen und transdisziplinären An- satzes zur Generierung ethisch, juristisch und sozial verträglicher Innovationen durch die Vernet- zung, Bildung und wissenschaftliche Begleitung von interdisziplinären Konsortien aus den Berei- chen der KI-Technologie, deren Anwendungsfeldern, sowie den Geisteswissenschaften ist. Der Hub soll die folgenden Aufgaben erfüllen: •    Vernetzung von Stakeholdern aus den unterschiedlichen Bereichen der Wissenschaft (tech- nische KI-Forschung und Big Data, deren Anwendungsgebiete, sowie Soziologie, Philoso- phie, Ethik, Kultur und Psychologie) der Wirtschaft (Start-Ups, KMUs) und gesellschaftlichen Akteuren (Politik, NGOs) zur transdisziplinären Entwicklung zukunftsrelevanter technologi- scher Neuerungen aus dem Bereich der angewandten künstlichen Intelligenz •    Entwurf und Durchführung von Workshops nach wissenschaftlichen Prinzipien der trans- disziplinären Forschung •    Politikberatung zu Zukunftsthemen, Anfertigungen von Positionspapieren und Analysen mit Hilfe der Technikfolgenabschätzung und Meinungsumfragen gestützt durch den Auf- bau einer inter- und transdisziplinären Expertise auf den relevanten Fachgebieten. •    Begleitung von Technologietransferprojekten mit Lebenszyklusanalysen, Technikfolgenab- schätzungen, Akzeptanzstudien und Rückholbarkeitsplanungen. 4.1.3 Ausbildung der Wissensgesellschaft – Future Skills Der Stifterverband hat 2018 ein bemerkenswertes und sehr treffendes Papier über den drohenden 1 Fachkräftemängel bzgl. der Digitalisierung veröffentlicht . Die fehlenden Kompetenzen werden in drei Kategorien eingeteilt, die in Abbildung 2 dargestellt sind. Abbildung 2: Benötigte Future Skills in Deutschland (aus dem Future-Skills-Papier des Stifterverbands) Die Universität zu Lübeck engagiert sich durch ihre Informatikstudiengänge bereits sehr stark in der Spitze der Pyramide und zum Teil auch bereits jetzt bei den digitalen Schlüsselqualifikationen. 1 https://www.stifterverband.org/medien/future-skills-welche-kompetenzen-in-deutschland-fehlen
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Die nicht-digitalen Schlüsselqualifikationen werden ebenfalls zum Teil abgedeckt, sollen jedoch hier nicht weiter thematisiert werden. Tabelle 1 im Future-Skills-Papier (dort auf Seite 6) listet im Detail die benötigten Fähigkeiten auf. Die beiden folgenden Tabellen greifen diese Fähigkeiten auf und beschrieben, wie sie jetzt und in Zukunft an der Universität zu Lübeck abgedeckt werden. Tabelle 1 geht dabei auf die technologi- schen, Tabelle 2 auf die digitalen Grundfähigkeiten ein. Handlungsbedarf ist zusätzlich gelb hervor- gehoben. Fähigkeit               Beschreibung                           Abdeckung an der UzL Komplexe Da-            Große Datenmengen effizient mit        Wird im Vertiefungsfach „Web and tenanalyse              analytischen Methoden untersuchen,     Data Science“ des Studiengangs In- um Informationen zu gewinnen; dies     formatik vermittelt; es besteht weite- umfasst auch das Entwickeln von        rer Bedarf an einer Professur für „Data Künstlicher Intelligenz (KI)           Science“, um das Programm im nöti- gen Umfang anbieten zu können Smart Hard-             Physische Komponenten für „intelli-    Wird in großem Umfang in den Studi- ware-/Robotik-          gente“ Hardware-Software-Systeme       engängen Informatik sowie Robotik Entwicklung             („Internet of Things“), z.B. Roboter,  und autonome Systeme abgedeckt entwickeln Web-Entwick-            Programmiersprachen zur Back- und      Wird in nahezu allen Informatik-Stu- lung                    Frontend-Entwicklung für Web-Appli-    diengängen umfangreich abgedeckt kationen (insbesondere mobil) be- herrschen Nutzerzentrier-         Produkte so entwerfen, dass sie auf    Wird in großem Umfang im Studien- tes Designen            eine optimierte Funktionalität bei in- gang Medieninformatik und grundle- (UX)                    tuitiver Anwendbarkeit und somit at-   gend in den anderen Informatikstudi- traktive Nutzererfahrung abzielen      engängen abgedeckt Konzeption und          Komplexe IT-Infrastruktur, auch in der Konzeption wird in allen Informatik- Administration          Cloud, mit Schnittstellen zu weiteren  studiengängen abgedeckt, allerdings vernetzter IT-          IT-Systemen aufsetzen sowie kontinu-   wird die Praxis der Administration Systeme                 ierlich verwalten und weiterentwi-     nicht vermittelt. Hier sollte man über- ckeln                                  legen, die bereits begonnene Einrich- tung einer Cisco Networking Academy fortzusetzen und als Zu- satzangebot zu etablieren. Es gibt au- ßerdem bisher keine oder kaum An- gebote zu Cloud Computing. Blockchain-             Dezentrale Datenbanken („Distribu- Technologie-            ted Ledgers“) mit Hilfe der Block- Entwicklung             chain-Technologie aufbauen Tech-Transla-           Zwischen Technologie-Experten und tion                    involvierten Nicht-Fachleuten mode- rieren Tabelle 1: Technologische Fähigkeiten
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Fähigkeit               Beschreibung                            Abdeckung an der UzL Digital Literacy        Grundlegende digitale Skills beherr-    Aufbau eines Moduls zu Digital Lite- schen, z.B. sorgsamer Umgang mit di-    racy, das in den verschiedenen Nicht- gitalen persönlichen Daten, Nutzen      Informatik-Studiengängen eingesetzt gängiger Software, Interagieren mit     werden kann: der Aufbau erfolgt KI                                      durch die oben angesprochene Pro- fessur zu Data Science Digitale Interak-       Bei Interaktion über Online-Kanäle tion                    andere verstehen und sich ihnen ge- genüber angemessen verhalten („Di- gitaler Knigge“) Kollaboration           Unabhängig von räumlicher Nähe und über verschiedene Disziplinen und Kulturen hinweg effektiv und ef- fizient in Projekten zusammenarbei- ten, um als Team bessere Resultate als Einzelpersonen zu erzielen Agiles Arbeiten         In einem für ein Endprodukt verant-     Es liegen dezentral Fähigkeiten in wortlichen Team iterativ („Rapid Pro-   den einzelnen Instituten vor auf- totyping“) genau das erarbeiten, was    grund umfassender eigener Pro- dem Kunden Mehrwert stiftet             jekterfahrungen. Digital Learning        Aus einer Vielzahl digitaler Informati- onen valides Wissen zu ausgewählten Themengebieten aufbauen Digital Ethics          Digitale Informationen sowie Auswir-    Aufbau eines Lehrmoduls zu diesen kungen des eigenen digitalen Han-       Inhalten durch die in Abschnitt 4.1.1 delns kritisch hinterfragen und ent-    beschriebene Ethikprofessur sprechende ethische Entscheidungen treffen Tabelle 2: Digitale Grundfähigkeiten 4.2 Digitale Verwaltung Die Umsetzung für dieses Strategiefeld soll durch eine Strukturbildung auf dem Wissenschaftscam- pus Lübeck erfolgen. Geplant ist die umgehende Formierung eines Zentrums für Digitalisierung in der Verwaltung unter Beteiligung von Instituten, Professuren und Arbeitsgruppen der Campus- partner. Die beiden Software-Unternehmen MACH AG und Plato AG, die mittlerweile Dependancen in der Nähe der Universität habe, sollen ordentliche Mitglieder des Wissenschaftscampus Lübeck werden und eine tragende Rolle bei den Aktivitäten übernehmen. Das neue Zentrum erstellt einen Arbeitsplan, der insbesondere die Arbeitsbeziehungen zum Land und zur Hansestadt Lübeck defi- niert. Dem neuen Bürgermeister von Lübeck soll eine „privilegierte Partnerschaft“ angeboten wer- den; die Erarbeitung, Beantragung und Durchführung großer gemeinsamer Digitalisierungspro- jekte soll entsprechend Priorität haben. Folgende Institutionen sollen Gründungsmitglieder des neuem Zentrums sein: Universität zu Lübeck (Institut für multimediale und interaktive Systeme, Institut für Informationssysteme, Institut für IT-Sicherheit, Institut für Telematik, Institut für
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Softwaretechnik und Programmiersprachen), Technische Hochschule Lübeck, MACH AG, Plato AG, Hansestadt Lübeck, IHK zu Lübeck. Als Kern der ersten Umsetzungsprojekte ist an der Universität zu Lübeck eine gemeinsame eGovernment-Professur mit der MACH AG etabliert worden. Die Professur befindet sich zurzeit in der Besetzung. Unter Federführung der Professur wird eine Weiterbildungsstruktur für die Landesverwaltung unter Beteiligung der Landesverwaltungsfachhochschule, des Lorenz-von-Stein-Instituts der CAU und der TH Lübeck aufgebaut. Das Angebot soll möglichst zügig für den kommunalen Bereich (speziell für die Städte Kiel und Lübeck) ausgebaut werden. Ebenfalls im Zentrum der Aktivitäten liegt die Etablierung eines Joint Innovation Labs für die Er- forschung sozio-ökonomischer und technischer Aspekte einer Digitalisierung der Verwaltung. Hier- bei handelt es sich im Kern um eine Public-Private Partnership in Kooperation mit der MACH AG. Abbildung 3stellt das Gesamtkonzept der PPP dar. Abbildung 3: Struktur des eGovernment PPP 4.3 Digitale Stadt In diesem Strategiefeld ist eine enge Zusammenarbeit mit der Hansestadt Lübeck und den unter- geordneten Einrichtungen der Stadt wie etwa den Stadtwerken, dem Stadtverkehr oder den Mu- seen geplant. Die Universität zu Lübeck wird Anfang 2019 Mitglied im Verein „EnergieCluster Lübeck“, der es sich (trotz des irreführenden Namens) zur Aufgabe gemacht hat, Smart-City-Technologien in der Hansestadt Lübeck zu fördern, um Lübeck zu einer digitalen Stadt zu machen. Die Universität wird sich mit mehreren Initiativen und Projekten an dieser Aufbauarbeit beteiligen. Sie wird einerseits bei Installation und Betrieb der technischen Infrastruktur (Netze, Betriebssoft- ware, Anwendungen im Internet der Dinge) mitwirken und andererseits eigene Lösungen im Rah- men von innovativen Anwendungen evaluieren. Außerdem wird sie durch spezielle Lehrangebote (bspw. Praktika zu Anwendungen in der SmartCity) zur Ausbildung von Experten für die digitale Stadtentwicklung beitragen.
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Zu den herausragenden Eigenschaften der Hansestadt Lübeck zählt das umfangreiche Kulturerbe, welches sich einerseits in der Altstadt selbst und andererseits in den vielfältigen Museen widerspie- gelt. Eine zeitgemäßen Präsentation dieser Kulturgüter beinhaltet mehr und mehr auch den Einsatz von Digitalisierungstechnologien. Beispielsweise könnte man mit Hilfe von Virtual und Aug- mented Reality die Hanse-Vergangenheit noch viel plastischer erlebbar machen als dies heute ge- schieht. Die Universität engagiert sich heute bereits in dieser Thematik und wird dieses Engage- ment weiter ausbauen. 4.4 Digitalisierung in der Medizin In einem ersten Schritt wurden die oben bereits beschriebenen vielfältigen Aktivitäten zunächst erfasst und in einer „Landkarte“ geordnet und visualisiert. Zum Teil sind diese Aktivitäten schon durch Strukturen institutionalisiert (z.B. das oben genannte COPICOH), zum Teil sind sich ähnliche Ansätze aber auch an unterschiedlichen Stellen getrennt voneinander entstanden und nicht syn- chronisiert. Aufgabe in diesem Bereich ist es deshalb, die zueinander passenden Stränge weiter zu bündeln und zu entscheiden, wie eine weitere Förderung aussehen soll. Dabei werden insbesondere fol- gende Maßnahmen in Betracht gezogen: •   Weitere Zentrenbildung bzw. noch stärkere Konzentration auf bestimmte Themengruppen •   Identifikation von Themen mit Verbundantragspotential (SFB etc.) •   Gezielte Förderung ausgewählter Bereiche Es ist zunächst Aufgabe der Vizepräsidenten für Medizin und für Digitalisierung, den Prozess zu or- ganisieren; angedacht ist beispielsweise die Organisation eines initialen Workshops aller Interes- senten. Dabei kann die weitere Entwicklung nicht nur aus interner Sicht betrachtet werden; viel- mehr müssen Partner wie das UKSH frühzeitig eingebunden werden (was zum Teil schon passiert, wie etwa in Diskussionen um eine „Krankenhaus 4.0“). 5 Digitalisierung intern Die Universität hat kürzlich das Thema „Digitalisierung“ auf Präsidiumsebene verankert, indem der Geschäftsbereich des bisherigen Vizepräsidenten für Wissens- und Technologietransfer zu „Trans- fer und Digitalisierung“ modifiziert wurde. Gleichzeitig wurde ein zurzeit achtköpfiger „strategi- scher Beraterkreis Digitalisierung“ eingerichtet, in dem alle Arbeitsgebiete der internen Digitalisie- rung vertreten sind. Ziel ist die Erarbeitung einer internen Digitalisierungsstrategie, die alle Hand- lungsfelder der Universität abdeckt, was neben den im Hochschulgesetz verankerten Aufgaben Forschung, Lehre und Transfer auch die Verwaltung umfasst.
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Abbildung 4: Felder der internen Digitalisierung 5.1 Digitalisierung der Forschung Der Einsatz von digitalen Technologien zur Unterstützung der Forschung ist offensichtlich ein sehr weites Feld. Natürlich setzt jede Disziplin IuK-Technologien ein, um bspw. Daten zu analysieren, Sachverhalte zu visualisieren oder Algorithmen laufen zu lassen. Die Universität zu Lübeck wird sich jedoch in diesem Bereich gezielt mit zwei Themen beschäftigen, die für alle Forscher an der Hochschule gleichsam relevant sind: •   Forschungsdatenmanagement Es muss auch für die MINT-Sektionen ein komfortables und zuverlässiges Forschungsdaten- management eingerichtet werden. Zu diesem Zweck hat die Universität bereits einen Präsi- diumsbeauftragten für Forschungsdatenmanagement ernannt. •   Vernetzung der Forscher Ein zentraler Aspekt ist die mangelnde Vernetzung der Forscherinnen und Forscher unter- einander. Der Austausch über Instituts- oder gar Sektionsgrenzen hinweg funktioniert zwar punktuell sehr gut, dennoch wissen einzelne Personen häufig nicht oder nur sehr rudimen- tär, was die Forschungsschwerpunkte der Kollegen an anderen Instituten sind und wo ge- gebenenfalls Anknüpfungspunkte für gemeinsame Arbeiten und Anträge bestehen oder wo vorhandene Ressourcen sowie Forschungsinfrastruktur gemeinsam genutzt werden können. Dieser Mangel soll durch die Erstellung einer Forschungslandkarte und der Einrich- tung einer Kommunikationsplattform sowie einer Datenbank der Forschungsthemen ent- gegen gewirkt werden. 5.2 Digitalisierung der Lehre Das langfristige Ziel der Universität zu Lübeck im Bereich der Digitalisierung in der Lehre muss sein, den Lernerfolg der Studierenden zu erhöhen – Maßnahmen zur Digitalisierung in der Lehre sind damit kein Selbstzweck und beispielsweise eine zeitliche Entlastung von Dozierenden und Studie- renden lediglich ein möglicher Nebeneffekt. Da die Universität zu Lübeck eine Präsenzuniversität ist und dies bleiben soll und wird, setzt die Strategie zur Digitalisierung auf Maßnahmen, die den Präsenzunterricht unterstützen; sei es durch Hilfsmittel oder Methoden, die Lehrende und
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Lernende im Präsenzunterricht einsetzen können, sei es durch die Ausdehnung der Lehr-Lern- Räume auf digitale Räume. Das erste strategische Handlungsfeld für die Digitalisierung in der Lehre ist die Unterstützung der Lehrenden und der Studierenden während der Präsenzlehre. Hierzu zählt insbesondere ein moderne und vor allem einheitliche, verlässliche Ausstattung aller Lehr-Lern-Räume (was sowohl die Hörsäle wie alle Seminarräume und auch Lehrlabore einschließt) in Bezug sowohl auf die Medi- entechnik, auf die zugehörige Software, sowie auf zentral vorgehaltene Vor-Ort-Services. Vielver- sprechende experimentelle Ideen zur Weiterentwicklung der definierten Standards werden in Pro- jekten erprobt, für die zentral Mittel zur Verfügung gestellt werden können. Ein Teilziel dieses Handlungsfeldes ist die Nutzung der technischen Möglichkeiten, um die Teilnahme an Veranstal- tungen - soweit didaktisch sinnvoll - möglichst unabhängig von konkreten Zeiten und Räumen zu machen und damit den unterschiedlichen realen Situationen Rechnung zu tragen, wann und wo Studierende lernen können. Das zweite strategische Handlungsfeld ist die Ausweitung der Lehre auf digitale Räume. Hierbei ist der zentraler Raum Ort ist das universitäre Moodle, das dauerhaft und professionell durch die Universität zentral betrieben wird. Wird das Moodle schon jetzt als zentraler Ort zur Bereitstellung von kursbezogenen Lehr-Materialien durch Dozierende an Studierende genutzt, soll es langfristig zu einem „Intranet für die Lehre und Studium“ ausgebaut werden und insbesondere die gesamte lehrbezogene Kommunikation von Studierenden untereinander, mit ihren Lehrenden und mit der Verwaltung abwickeln. Digitale didaktische Lehreinheiten sollen, soweit möglich, auch innerhalb des Moodles verwaltet werden und nutzbar sein. Wiederum werden vielversprechende experimen- telle Ideen zu neuen Formen digitaler Lehr-Lern-Räume und deren Nutzung in Projekten erprobt, wofür zentral Mittel zur Verfügung gestellt werden. Das dritte strategische Handlungsfeld betrifft die Fortbildung und Vernetzung der Lehrenden in Bezug auf die Möglichkeiten und Grenzen digitaler Lehre. Hierzu wird einerseits das bestehende Angebot des Dozierenden-Service-Centers der Universität genutzt und dieses kontinuierlich wei- terentwickelt. Andererseits soll die dezentrale Vernetzung von Lehrenden mit geteiltem Interesse an bestimmten (besonders Lehr-)themen in Form gefördert werden, indem geeignete Foren zur Bildung von Special Interest Groups geschaffen werden. Organisatorisch soll die Digitalisierung der Lehre durch das Dozierenden-Service-Center gesteu- ert werden, das hierzu dauerhaft dieses Thema als Aufgabe erhält und hierfür angemessen perso- nell ausgestattet wird. Für die zentrale Anschaffung, Einführung und den Betrieb von Hard- und Software für die Lehre aufgrund der Empfehlungen des DSC ist das IT-Service-Center zuständig. Die Institute und Kliniken können und sollen auch eigene Hard- und Software für digitale Lehre nutzen und erproben, sie sollen dies jedoch dem DSC als Koordinierungsstelle anzeigen. 5.3 Digitalisierung des Transfers Die Aktivitäten in diesem Bereich werden zum Teil von Abschnitt 5.4 mit abgedeckt, da die Stab- stelle Technologietransfer ein Teil der Zentralen Universitätsverwaltung ist. Zum Teil sind sie aber auch Thema in einem größeren Umfeld, dem Wissenschaftscampus Lübeck, der die gemeinsame Transferplattform der Lübecker Hochschulen bildet. Entsprechend werden hier auch gemeinsame Aktivitäten geplant, bspw. im Rahmen größerer Initiativen wie einem Antrag im Bundesprogramm „Innovative Hochschule“ in der nächsten Ausschreibungsrunde. 5.4 Digitalisierung der Verwaltung Die Digitalisierung der Verwaltung wird eine der Kernaufgaben darstellen, deren Lösung zu massi- ven Einsparungen bei der Bearbeitung der Verwaltungsaufgaben bringen wird. Die bereits gestar- teten Aktivitäten beziehen sich auf zwei große Arbeitsbereiche:
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