Klimaschutzkonzept
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Ihre Klimastrategie & Klimabilanz“
KLIMASCHUTZKONZEPT der Universität Potsdam 23. JANUAR 2020
KLIMASCHUTZKONZEPT DER UNIVERSITÄT POTSDAM Förderprojekt Das Klimaschutzkonzept der Universität Potsdam wird im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert. Auftraggeber Universität Potsdam Vertreten durch den Kanzler, koordiniert durch das Hochschulgebäudemanagement Potsdam Bereich UP, Am Neuen Palais 10 14469 Potsdam Bearbeitung durch Arcadis Germany GmbH (im Folgenden Arcadis genannt) Europaplatz 3 64293 Darmstadt www.arcadis.com St.-Nr. 007 228 04614 USt-Id. DE224434451 Sitz der Gesellschaft: Amtsgericht Darmstadt, HRB 98096 Geschäftsführer: Marcus Herrmann (CEO) Ansprechpartner SWANTJE LIEBE Projektleiterin Division Lifecycle Management M +49 (0) 173 / 23 64 299 Arcadis Germany GmbH E swantje.liebe@arcadis.com Wallstraße 18 09599 Freiberg/Sachsen Deutschland FRANZISKA HASSE Stellv. Projektleiterin Division Lifecycle Management M +49 (0) 173 / 200 4788 E franziska.hasse@arcadis.com Arcadis Germany GmbH Neumarkt 29-31 04109 Leipzig Deutschland Januar 2020 2 von 166
Klimaschutzkonzept der Universität Potsdam INHALT 1 VORWORT 7 2 ZUSAMMENFASSUNG 8 3 EINLEITUNG 11 4 BESCHREIBUNG DES UNTERSUCHUNGSRAUMES 13 5 ENERGIE- UND CO2-BILANZ 19 5.1 Methodik der Bilanzierung und verwendete Daten 19 5.2 Ergebnisse der Energie- und CO2-Bilanz 21 5.2.1 Liegenschaften der Universität 21 5.2.1.1 Strom – Verbrauch und CO2-Emissionen 22 5.2.1.2 Wärme – Verbrauch und CO2-Emissionen 24 5.2.1.3 Gesamtvergleich der Liegenschaften (Energie- und Wasserverbrauch) 27 5.2.1.4 Detailauswertung Campus 3 – Griebnitzsee 33 5.2.2 Mobilität 35 5.2.2.1 Direkte und indirekte CO2-Emissionen aus dem universitätseigenen Fuhrpark 35 5.2.2.2 Indirekte CO2-Emissionen durch Dienstreisen 36 5.2.2.3 CO2-Emissionen aus Pendlerbewegungen und Verkehr zwischen den Standorten im Zusammenhang mit Tätigkeiten an der Universität 38 5.2.3 CO2-Emissionen aus Beschaffung und Entsorgung 44 5.2.3.1 Indirekte Emissionen aus Beschaffung 44 5.2.3.2 Indirekte CO2-Emissionen aus Entsorgung 46 5.3 Zusammenfassung der Ergebnisse 48 5.4 Bilanzierung unter Berücksichtigung des Einflussbereichs der UP 49 5.5 Vergleich der Bilanzierungsergebnisse zu anderen Universitäten 51 6 POTENZIALERMITTLUNG UNTER BETRACHTUNG DER SPEZIFISCHEN HANDLUNGSFELDER 54 6.1 Liegenschaften und Energieeffizienz 54 6.1.1 Auswertung Potenziale des Campus I, II und V 54 6.1.2 Einschätzung Potenziale Liegenschaften Campus III 55 6.1.3 Nahwärmenetze der Liegenschaften 56 6.1.4 Zentrale Leittechnik der Universität 58 6.1.5 Sonstige technische Ausstattung 59 6.1.6 Erneuerbare Energien 59 Januar 2020 3 von 166
Klimaschutzkonzept der Universität Potsdam 6.1.7 Nutzerverhalten 60 6.2 Mobilität 60 6.2.1 Fuhrpark 61 6.2.2 Dienstreisen 61 6.2.3 Pendelverkehr 62 6.3 Lehre 67 6.4 Beschaffung und Entsorgung 67 6.5 Green IT 68 6.6 Ernährung 69 7 ENTWICKLUNG DER EMISSIONEN UNTER ANWENDUNG EINER SZENARIENBETRACHTUNG 73 8 ZIELDEFINITION UND LEITBILD 76 9 MAßNAHMENKATALOG 78 10 KOMMUNIKATIONSSTRATEGIE UND AKTEURSBETEILIGUNG 79 10.1 Akteursanalyse 79 10.2 Ziele der Öffentlichkeitsarbeit 80 10.3 Medien zur Informationsvermittlung 81 10.4 Wege der Akteursbeteiligung 81 10.5 Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit 84 10.6 Ausblick auf öffentlichkeitswirksame Maßnahmen 84 11 CONTROLLING-KONZEPT UND VERSTETIGUNGSSTRATEGIE 87 11.1 Fortschreibung der Energie- und CO2-Bilanz sowie Erfolgskontrolle 87 11.2 Verstetigungsstrategie 88 12 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 89 13 TABELLENVERZEICHNIS 91 14 LITERATURVERZEICHNIS 92 A.1 DATENMATRIX 96 A.2 MAßNAHMENKATALOG 100 A.3 STECKBRIEFE DER LIEGENSCHAFTEN CAMPUS 3 114 A.4 KOMMUNIKATIONSKONZEPT 158 Januar 2020 4 von 166
Klimaschutzkonzept der Universität Potsdam ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS AStA Allgemeiner Studierendenausschuss AWI Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung BAFA Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BBSR Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung BHKW Blockheizkraftwerk BLB Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie BSO Bauverwaltung, Sicherheitswesen, Organisation BTU Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg CO2 Kohlenstoffdioxid D1 Dezernat 1: Planung, Statistik, Forschungsangelegenheiten D2 Dezernat 2: Studienangelegenheiten D3 Dezernat 3: Personal- und Rechtsangelegenheiten D4 Dezernat 4: Haushalt und Beschaffung Difu Deutsches Institut für Urbanistik GFZ Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum GLT Gebäudeleittechnik HGP-UP Hochschulgebäudemanagement Potsdam – Bereich Universität Potsdam IASS Institute for Advanced Sustainability Studies e.V. IT Informationstechnologie ITK Informations- und Kommunikationstechnik KSK Klimaschutzkonzept KSM Klimaschutzmanagement MIV Motorisierter Individualverkehr MWh / kWh Einheiten der Energie (Megawattstunde und Kilowattstunde) NKI Nationale Klimaschutzinitiative Januar 2020 5 von 166
Klimaschutzkonzept der Universität Potsdam ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr PIK Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) e. V. RC BE Recyclingpapier Blauer Engel SiNC Studentische Initiativen für einen Nachhaltigen Campus SK:KK Service- und Kompetenzzentrum: Kommunaler Klimaschutz t / kg Einheiten der Masse (Tonne und Kilogramm) UBA Umweltbundesamt UP Universität Potsdam ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH WBCSD World Business Council for Sustainable Development | Weltwirtschaftsrat für nachhaltige Entwicklung WRI World Resources Institute | Weltinstitut für Ressourcen Abkürzungsverzeichnis Januar 2020 6 von 166
Klimaschutzkonzept der Universität Potsdam VORWORT Liebe Leserinnen, liebe Leser, der Klimawandel gilt als eine der größten und dringlichsten Herausforderungen unserer Zeit. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft sind dazu angehalten, ressourcensparende und nachhaltige Lösungen zu finden, um den Klimaschutz zu befördern und den Klimawandel zu bremsen. Jeder und jede einzelne von uns kann den Klimaschutz durch eigenes Handeln unterstützen. Die Universität Potsdam hat sich Nachhaltigkeitsthemen seit Längerem auf die Agenda gesetzt: Es sei dafür auf das breite Spektrum von Forschung und Lehre zu diesem Themenbereich, das kontinuierlichen Wirken der Umweltkommission oder die regelmäßige Erarbeitung von Umweltberichten zur Auswertung umweltrelevanter Aktivitäten verwiesen. Seit etwa einem Jahr wurde nun das Thema Klimaschutz noch präsenter im Potsdamer Universitätsleben: Es wurden erfolgreich Fördermittel aus der nationalen Klimaschutzinitiative eingeworben zur Erarbeitung eines integrierten Klimaschutzkonzepts, das hiermit vorgelegt wird. Es enthält eine Treibhausgasbilanz der Universität und einen konkreten Maßnahmenkatalog zur Einsparung von klimarelevanten CO2-Emissionen. Bereits in dem Jahr der Erstellung wurden erste Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen initiiert. Bei der Erarbeitung des Konzepts wurde auf die Beteiligung von Studierenden und Universitätsbediensteten gesetzt, die ihre Ideen und Vorschläge eingebracht haben. Im Fokus standen die Handlungsfelder Liegenschaften, Energieeffizienz und Erneuerbare Energien, Lehre, Green IT, Ernährung, Mobilität sowie Beschaffung und Entsorgung. An dieser Stelle möchte ich allen Akteuren für die konstruktive Mitarbeit bei der Identifikation von Einsparpotenzialen von Treibhausgasen und der Erarbeitung von konkreten Maßnahmen in den zumeist ressortübergreifenden Handlungsfeldern recht herzlich danken. Insgesamt haben sich rund 80 Maßnahmenvorschläge herausgeschält, die in diesem Bericht vorgestellt und priorisiert werden. Das Know-how jedes Einzelnen und der überaus hilfreiche Wissensaustausch haben maßgeblich zur Qualität der im Folgenden beschriebenen Analysen und Maßnahmen beigetragen. Nun wird es darauf ankommen, wie konsequent und erfolgreich wir die erarbeiteten Maßnahmen an der Universität umsetzen. Das Klimaschutzteam der Universität freut sich auch dabei über jede Unterstützung! Ihr Karsten Gerlof Kanzler der Universität Potsdam Januar 2020 7 von 166
Klimaschutzkonzept der Universität Potsdam ZUSAMMENFASSUNG Mit dem vorliegenden integrierten Klimaschutzkonzept (KSK), das im Zeitraum zwischen März 2019 und Januar 2020 mit Unterstützung der Arcadis Germany GmbH erstellt wurde, verdeutlicht die Universität Potsdam ihre Ambitionen, nachhaltig den Klimaschutz in alle Belange der Universität zu integrieren. Berücksichtigung finden darin alle großen Standorte der Universität sowie die Themen Liegenschaften, Energieeffizienz und Erneuerbare Energien, Lehre, Green IT, Ernährung, Mobilität sowie Beschaffung und Entsorgung. Hauptteil des KSK ist insbesondere eine Energie- und CO2-Bilanz nach Sektoren sowie Energieträgern: Übersicht der Energie- und CO2-Bilanz sowie der einzelnen Handlungsfelder • Auf Basis der Bewertung aller Verbrauchsdaten beträgt der Stromverbrauch im Bilanzkreis der Universität Potsdam im Jahr 2018 15.200 MWh und der Wärmeverbrauch 25.525 MWh. Daraus ergibt sich ein Gesamtendenergieverbrauch von 40.712 MWh im Jahr 2018. • Die Liegenschaften der Universität sind im Eigentum des Landes Brandenburg. Für den Betrieb und den kleinen Bauunterhalt ist die Universität zuständig, für Neubau, Sanierung und den großen Bauunterhalt ist der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes zuständig. • Bis zum Jahr 2050 ergibt sich ein Reduktionspotenzial der CO2-Emissionen von 6.940t. Dies entspricht einer jährlichen Reduktion von wenigstens 2,9 %. Das bedeutet, dass durch entsprechende Maßnahmen bis 2050 die Gebäude klimaneutral betrieben werden könnten. • Die Liegenschaften werden im Wesentlichen über ein Nahwärmenetz mit Wärme versorgt. Durch Modernisierungsmaßnahmen wie Erneuerung der Kessel und der Einsatz eines Blockheizkraftwerkes könnten folgende Einsparpotenziale erreicht werden: Etwa 1.497 MWh im Camus I, Campus II mit rund 3.880 MWh, 1.120 MWh im Liegenschaften: Campus III und 500 MWh im Campus V. Energieeffizienz • Die Zentrale Gebäudeleittechnik (GLT) der Universität regelt und steuert die und erneuerbare Heizungs- und Lüftungstechnik sowie teilweise die Kältetechnik und Beleuchtung. Energien Durch eine Optimierung der GLT könnten erfahrungsgemäß etwa 5 % des Energieverbrauches an allen Standorten eingespart werden. Dies entspricht etwa 2.239 MWh/a. • Sonstige technische Ausstattung in Laboren und an Arbeitsplätzen macht ca. 37 % des Gesamtenergieverbrauches der Liegenschaften aus. In diesem Bereich ergibt sich durch Modernisierung ein Reduktionspotenzial von 8 %, entsprechend 1.215 MWh/a. • Bei Erweiterung und Ausbau der Erneuerbaren Energien im Bereich Photovoltaik insbesondere am Standort III (bei zwei Drittel Nutzung der Dachfläche) ergibt sich ein realistisches Potenzial von 13.601 MWh, was 70 % des Gesamtstromverbrauches von 2018 (aller Bereiche) entspricht. • Durch das Nutzerverhalten wird der Energieverbrauch massiv beeinflusst. Durch eine Optimierung des Nutzerverhaltens könnten bis zu 15 %; in besonders energieintensiven Standorten wie den Laborgebäuden in Golm nur ca. 8 % des Energie-verbrauchs eingespart werden. Mögliche Maßnahmen sind Energieeinsparberatungen, stärkeres Bewerben des Prämienmodells und Plakat- sowie Awareness-Aktionen. Die Einsparungen durch optimiertes Nutzerverhalten betragen ca. 4.990 MWh/a. • Rund 64 % der gesamten CO2-Emissionen sind dem Verkehrssektor der Universität Potsdam zuzuschreiben. • Im Jahr 2018 wurden rund 3.600 Tonnen CO2 durch Dienstreisen verursacht (knapp Mobilität 15 % der gesamten CO2-Emissionen). Flugreisen tragen hier den größten Anteil mit ca. 99 % bei. • Durch Pendlerverkehr werden jährlich etwa 11.750 Tonnen CO2 (Anteil gesamte CO2- Emissionen 39 %) verursacht. Januar 2020 8 von 166
Klimaschutzkonzept der Universität Potsdam Durch gezielte Maßnahmen im Bereich Mobilität ergibt sich ein Einsparpotenzial von rund 36,7 Tonnen CO2 im Bereich Fuhrpark, 540 Tonnen CO2 für Dienstreisen und 1.750 Tonnen CO2 für Pendlerverkehr, der den Motorisierten Individualverkehr, den ÖPNV sowie den Fahrradverkehr betrachtet. Zusätzlich könnten weitere CO2-Emissionen durch Ausgleichszahlungen in einen Klimaschutzfonds kompensiert werden. • Eine Reihe an Lehrveranstaltungen in verschiedenen Bachelor- und Masterstudiengängen und Initiativen decken Themenbereiche im Zusammenhang mit Klimaschutz ab und fördern so die Bildung in diesem Bereich. Die Sichtbarkeit dieser Veranstaltungen und Anrechenbarkeit für Studierende verschiedener Studiengänge sollte im Sinne der Interdisziplinarität, die bei diesem Thema besonders wichtig ist, verstärkt werden. • Viele Professuren an der Universität, oft in Zusammenarbeit mit Instituten, Lehre beschäftigen sich mit Klimawandel oder Nachhaltigkeit. Auch hier könnte der interdisziplinäre Austausch fokussiert werden. Durch ein eigenes Vorlesungsverzeichnis „Nachhaltigkeit“ und Ringvorlesungen wird das Ziel verfolgt, das Bewusstsein zu fördern und die Themen ständig und selbstverständlich in den Alltag zu integrieren. Die Anrechenbarkeit dieser Veranstaltungen im Studium Oecologicum birgt Potenzial für eine breite Annahme dieser und ähnlicher Veranstaltungen. Dem Sektor Beschaffung und Entsorgung werden ca. 720 t CO 2-Emissionen pro Jahr zugeordnet (etwa 2,4 % der Gesamtemissionen). Damit ist das Reduktionspotenzial in diesem Sektor vergleichsweise gering. Beschaffung und Durch die Umstellung auf Recyclingpapier, die Einführung einer nachhaltigen Entsorgung Beschaffungsstruktur und die Reduktion von Abwasser- und Abfallmengen (Restabfallreduzierung durch bessere Trennung) können etwa 120 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden. Zusätzlich können durch Abfallvermeidung und damit eingesparte Entsorgung CO2-Emissionen und die damit verbundenen Umweltauswirkungen reduziert werden. • Der Bereich Informations- und Kommunikationstechnik bietet eine Vielzahl an Potenzialen zur Einsparung von Energie und Ressourcen über den gesamten Lebenszyklus. • Der jährliche Stromverbrauch im Bereich IT beläuft sich auf rund 30 % des Green IT Stromverbrauches der UP. Mittels einer zentralisierten Rechentechnik könnten jährlich rund 1.140 MWh Energie eingespart werden. Somit ergibt sich ein CO2-Reduktions-Potenzial von ca. 100 Tonnen CO2. • Laut dem Bundeszentrum für Ernährung produziert jeder Mensch aufgrund seiner Ernährung durchschnittlich rund 2 Tonnen CO2 pro Jahr. Hier liegt ein großes Einsparpotenzial, welches durch einen veränderten Speiseplan der Mensa weiter ausgereizt werden kann. Hier werden bereits vegetarische und vegane Gerichte angeboten. Ernährung • Die Mensen gehören der Verwaltung des Studentenwerkes an und unterliegen somit nicht dem direkten Einflussbereich bzw. Bilanzkreis der UP. Durch eine Reduzierung der Menge an Fleisch in Mensagerichten um z.B. 100g pro Gericht Rind- sowie Schweinefleisch an einem Tag in der Woche ergibt sich eine Einsparung von gut 400 Tonnen CO2 im Jahr. In der Gesamtbetrachtung zeigt sich, dass die CO 2-Emissionen der Universität im Wesentlichen durch den Verkehrssektor und die Liegenschaften verursacht werden. Insgesamt sind im Jahr 2018 23.817 t CO2- Äquivalente emittiert worden. Im Bezugsjahr 2013 betrugen die CO2-Emissionen 30.444 t CO2-Äquivalente. Absolut bedeutet dies eine Reduktion von 20,3 %. Bezogen auf die Universitätsangehörigen (Mitarbeiter*innen und Studierende) lagen die spezifischen CO2-Emissionen im Bilanzjahr 2018 bei 1,04 t/Person; 2013 bei 1,35 t/Person (Reduktion um 22,8 %). Januar 2020 9 von 166
Klimaschutzkonzept der Universität Potsdam Es wurde eine detaillierte Potenzialanalyse (Kapitel 6) zur Ermittlung der spezifischen Handlungsfelder sowie deren Effekte auf die Energie- und CO2-Bilanz durchgeführt. Aufbauend auf der Energie- und CO2-Bilanz sowie Potenzialermittlung wurden gemeinsam mit der UP in Workshops und Gesprächen Maßnahmenvorschläge entwickelt. Diese finden sich in Kapitel 9. Aus den ermittelten Potenzialen und Maßnahmen wurde eine Szenarienbetrachtung (Kapitel 7) durchgeführt, um abschätzen zu können, wohin sich im Bereich Klimaschutz die Universität Potsdam entwickeln kann. Es wurden insgesamt vier Szenarien betrachtet: Das Klimaschutzszenario 2050, das Klimaschutzszenario+ 2035 sowie ein Referenzszenario und ein weiteres Klimaschutzszenario medium. Mit dem Klimaschutzszenario 2050 kann die Zielmarke der Bundesregierung, bis 2050 die jährlichen CO2- Emissionen im Vergleich zum Jahr 1990 um 80-95 % zu reduzieren, für die Universität Potsdam erreicht werden. Das Klimaschutzszenario+ 2035 wäre ein Pfad, diese Ziele bereits 2035 zu erreichen, setzt aber voraus, dass alle Maßnahmen sogar beschleunigt bis 2035 wirksam würden. Dies hängt von der engagierten Mitwirkung aller Kooperationspartner und einer Verbesserung weiterer Rahmenbedingungen ab. Dabei besteht in besonderem Maße eine Abhängigkeit von der Umsetzung von Baumaßnahmen durch den landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB). Das Klimaschutzszenario medium dagegen ist insbesondere bei den Liegenschaften und der Reduktion bzw. Kompensation der CO 2-Emissionen bei Flugreisen weniger ambitioniert. Das Referenzszenario schließlich bestätigt, dass ohne aktives Ergreifen von gezielten Maßnahmen des Klimaschutzkonzeptes, keine der Zielvorgaben auf globaler, nationaler oder regionaler Ebene erfüllt werden kann. Zwischen dem Klimaschutzszenario+ 2035 und dem Klimaschutzszenario medium spannt sich ein Möglichkeitsraum auf, den die Universität Potsdam in den nächsten Jahren ausloten muss. Die Universität wird zunächst die prioritären und durch sie selbst umsetzbaren Maßnahmen angehen und zugleich die Einbindung und engagierte Mitwirkung der Kooperationspartner, insbesondere des BLB, in die Klimaschutzziele anstreben, um das Klimaschutzszenario 2050 erreichen zu können. Sie wird in einen Prozess der kontinuierlichen Überprüfung ihrer Klimaschutzziele eintreten, auf die Änderungen der Rahmenbedingungen drängen, und im Falle solcher Änderungen prüfen, ob und wie ein früherer Zeitpunkt der Klimaneutralität bereits vor 2050 erreicht werden kann. Sowohl parallel als auch unterstützend zur Maßnahmenentwicklung wurde eine umfassende Kommunikationsstrategie erarbeitet mit dem Ziel einer erfolgreichen Öffentlichkeitsarbeit in der UP und der weiteren aktiven Akteursbeteiligung. Diese hat sich bereits bei der Erarbeitung des vorliegenden Klimaschutzkonzeptes sehr bewährt. Um die Verstetigung des Klimaschutzes und die Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes mit der Erfassung und Analyse von Energieverbrauch und CO 2-Emissionen zu sichern, werden außerdem Möglichkeiten zum Controlling und zum Verstetigen des Klimaschutzes erläutert. Darunter als Leitmaßnahme: die Einrichtung eines Klimaschutzmanagements an der UP. Januar 2020 10 von 166