AnlagezuBescheidZ14O40100279099ReiseberichtEinzeldienstreiseKekeritz
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Kahuzi-Biega-Nationalpark“
Deutscher Bundestag Ausschuss f. Wirtschaft!. Zusammenarbeit u. Entwicklung Ausschussdrucksache 19(19)113 TO 17. Oktober TOP 2 16. Oktober 2018 Reisebericht EINZELDIENSTREISE IN DIE DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO VOM 26.08.2018 BIS 06.09.2018 UWE KEKERITZ MDB
Inhalt I. Politische Lage........................................................................................................................................... -4- II. Besuch des Palmöl-Plantagenstandort der Firma Feronia-PHC........................................................ - 5 - III. Rohstoffe..................................................................................................................................................... -6- IV. Kahuzi-Biega Nationalpark....................................................................................................................... - 7 - - 1-
1. Politische Lage Die politische Lage in der DR Kongo ist insbesondere vor dem Hintergrund der bereits mehrfach verschleppten Präsidentschaftswahlen und des angekündigten Wahltermins am 23.12.2018 im ganzen Land derzeit spürbar angespannt. Die Bilanz nach 17 Jahren Präsidentschaft Kabilas ist verheerend: Fehlende Rechtsstaatlichkeit und die Verfolgung politischer Gegner wurden von zahlreichen Gesprächspartnern bestätigt. Die Korruption ist im ganzen Land sichtbar. Trotz der enormen Rohstoffvorkommen gibt es grassierende Armut, insbesondere die hohen Inflationsraten von bis zu 41 Prozent (2017) machen der Bevölkerung zusätzlich zu schaffen. Auch der neu eingeführte Mindestlohn konnte die wirtschaftliche Notlage von Millionen von Kongolesen bislang kaum verbessern. Schätzungen zufolge seien vier bis fünf Millionen Menschen im Land Mangelernährt, so Thomas Wülfing, Ständiger Vertreter der Deutschen Botschaft in Kinshasa. Abbildung 1: Treffen mit Thomas Wülfing Die Machtclique um Kabila hat derweil ein weitverzweigtes Wirtschaftsimperium aufgebaut (Rohstoffe, Hotels, Fluggesellschaften, u.a.) und finanziert so ihr politisches Fortbestehen. Da Präsident Kabila Teilen seines eigenen Militärs misstraut, ist die Präsidentengarde auch mit ausländischen Söldnern besetzt. In Gesprächen mit Oppositionsvertretern in Kinshasa, der katholischen Bischofskonferenz und Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft ließ sich erkennen, dass Präsident Kabila derzeit aktiv daran arbeitet, den Einfluss seiner Machtclique auch über das Ende seiner Amtszeit hinaus zu sichern. Dies ließ sich an einer Reihe von Beispielen während der Gespräche festmachen: 1. Die Ernennung seines Vertrauten Shadary als Präsidentschaftskandidaten der Regierungspartei PPRD folgt der Logik eines Wladimir Putin nach dem Modell Medwedew: Shadary wird von weiten Teilen der Opposition als schwacher Kandidat angesehen, der sich vollständig den Vorgaben Kabilas unterordnen könnte. 2. In Kinshasa war der Machtanspruch Kabilas auch auf den Straßen bereits greifbar: Wahlplakate setzen ihn in Szene als „Vater der kongolesischen Demokratie" und Beschützer der kongolesischen Verfassung. 3. Die Durchführung freier Wahlen wird an mehreren Stellen bereits vorab torpediert: Kandidaten wurden entweder nicht zugelassen oder bereits an der Landesgrenze an der Einreise gehindert. - 2-
Der geplante Einsatz von Wahlcomputern wurde ebenfalls als Einfallstor für mögliche Wahlmanipulationen gewertet. Darüber hinaus wurde die Registrierung von sechs Millionen zusätzlichen Wählern im Wahlverzeichnis kritisiert. Diese seien ohne biometrische Daten erfasst worden und bildeten möglicherweise eine Rücklage für zusätzliche Stimmmanipulationen. 4. Auch die logistische Durchführbarkeit der Wahlen wurde von vielen Gesprächspartnern in Frage gestellt: Das Angebot der logistischen und finanziellen Wahlunterstützung durch die Vereinten Nationen und der MONUSCO sei bislang von der Regierung konsequent abgelehnt worden, so David Gressley, Sonderbeauftragter der Vereinten Nationen für die DR Kongo. Vertreter aus Zivilgesellschaft, Kirchen und Opposition zeigten sich in Gesprächen entschlossen, den politischen Wandel einzufordern. Die katholische Kirche wirkt derzeit als bedeutendes Korrektiv gegenüber den Verwerfungen der amtierenden Regierung. Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz des Kongo (CENCO), Erzbischof Marcel Utembi Tapa beschrieb die Bemühungen der katholischen Kirche, freie Wahlen im Land zu erwirken. Bereits 2016 habe man sich im Rahmen des Silvesterabkommens mit der Regierung auf einen neuen Wahltermin für 2017 geeinigt und damit eine politische Eskalation verhindert. Im Falle einer erneuten Verschiebung des Wahltermins oder bei möglichen Manipulationen der Wahlergebnisse sei mit landesweiten Protesten der Bevölkerung zu rechnen. Auch Vertreter der evangelischen Kirchenvereinigung des Kongo (L'Eglise du Christ au Congo, ECC) unterstrichen im Gespräch die Forderung nach baldigen und freien Wahlen. Im Gegensatz zu 2016 sei man dazu bereit, gemeinsam mit der katholischen Kirche den Druck auf die Regierung zu erhöhen und habe gemeinsame Positionen erarbeitet. Man befinde sich ebenfalls im Kontakt mit der Wahlkomission (CENI), um dort auf einen freien und inklusiven Wahlprozess hinzuwirken. Abbildung 2: Treffen mit Oppositionsvertretern in Kinshasa Zahlreiche Gesprächspartner forderten die Bundesregierung und die internationale Gemeinschaft dazu auf, den Druck auf die amtierende Regierung zu erhöhen um freie Wahlen zu ermöglichen. Der Verzicht Kabilas auf eine erneute Kandidatur sei auch auf den Druck der internationalen Gemeinschaft zurückzuführen. Von Seiten der Bevölkerung seien Sanktionen gegen das Regime stets mit großer Unterstützung registriert worden, so beispielsweise Jean-Claude Katende, Vorsitzender der Menschenrechtsorganisation ASADHO. Diese Fortschritte gälte es zu verstärken. - 3-
2. Besuch des Palmöl-Plantagenstandort der Firma Feronia-PHC in Lokutu I. Hintergrund und Ziel des Besuchs Feronia Inc. ist ein am kanadischen Aktienmarkt gelistetes Unternehmen, welches über das Sub- Unternehmen Plantations et Huileries du Congo („PHC") in der Demokratischen Republik Kongo an drei Standorten (Lokutu, Yaligimba und Boteka) Palmöl für den kongolesischen Markt produziert. Feronia übernahm die Plantagen 2009 von der Firma Unilever, welche diese seit 1911 betrieben hatte. Das Unternehmen befindet sich laut eigenen Angaben derzeit mehrheitlich im Besitz europäischer Entwicklungsbanken. Diese halten durch Schuldumschreibungen 57 Prozent der Unternehmensanteile. Zusätzlich haben mehrere europäische Entwicklungsfinanzierer unter Leitung der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) dem Subunternehmen PHC im Dezember 2015 langfristige Kredite in Höhe von insgesamt 49 Mio. US-Dollar (DEG-Anteil: 16,5 Mio. US-Dollar) zur Verfügung gestellt. Der entwicklungspolitische Nutzen der Feronia-Finanzierung wird seit längerer Zeit diskutiert. Zahlreiche Nichtregierungsorganisationen (GRAIN, FIAN u.a.) haben in kritischen Berichten1 und öffentlichen Stellungnahmen immer wieder auf Probleme der DEG-Finanzierung verwiesen. Die Vorwürfe wurden parlamentarisch in mehreren Kleinen Anfragen (Bundestagsdrucksache 18/9290, 18/10413 und 18/10801) und in zahlreichen Hintergrundgesprächen gegenüber der DEG und KfW thematisiert. Die Bundesregierung und DEG haben die Vorwürfe dabei wiederholt zurückgewiesen. Angesichts der fortwährenden Kritik an der DEG-Investition entschloss ich mich im Frühjahr 2018 gemeinsam mit meiner Kollegin Eva-Maria Schreiber (Fraktion DIE LINKE), mir ein eigenes Bild von der Situation vor Ort zu machen. Dabei ging es im Kern um die Frage, ob die DEG im Falle Feronias ihren im Gesellschaftsvertrag festgelegten, gemeinnützigen Zweck erfüllt und ihrer bestehenden Sorgfaltsplicht nachkommt. In Vorbereitung der Kongo-Reise flog ich am 19.07.2018 nach London, um im dortigen Feronia-Büro die Landnutzungsverträge einzusehen. Bereits in London ergaben sich erste Hinweise auf Regelverstöße gegenüber kongolesischem Landrecht. In der Demokratischen Republik Kongo sollten beim Besuch des mit Abstand größten Plantagenstandorts Lokutu (Konzession über 65.000 Hektar) folgende Punkte schwerpunktmäßig erörtert werden: a) Landfrage: Feronia erhebt Anspruch auf gut 107.000 Hektar Land in der DR Kongo, von denen 25.000 Hektar bewirtschaftet werden. In einigen Berichten wurde kritisiert, dass die ansässigen Gemeinden nur kaum Landflächen zur eignen Nutzung zur Verfügung hätten. Die bestehenden Pachtverträge seien z.T. unrechtmäßig erneuert worden und würden auf Landbesitzverhältnissen aus der Kolonialzeit beruhen. Im Rahmen der Reise sollten daher Informationen zur Legalität der bestehenden Pachtverträge eingeholt werden und in 1 https://brotfueralle.ch/content/uploads/2016/09/Z-Feronia-report-DE.pdf 4- -
Erfahrung gebracht werden, inwiefern die bestehenden Anbauflächen den anliegenden Gemeinden ausreichend Subsistenznutzung ermöglichen. b) Arbeitsbedingungen und Löhne: Die Bundesregierung begründet das DEG-Engagement u.a. damit, dass durch die Investition rund 9.000 Arbeitsplätze in einer besonders strukturschwachen Region gesichert würden. Demgegenüber stehen andere Berichte, wonach niedrige Löhne gezahlt würden und es einen hohen Anteil an Tagelöhnern gäbe. c) Inhalt und Umsetzung des Sozialplans: Ein Teil der DEG-Finanzierung soll nach eigenen Angaben in die Umsetzung des Sozialplans zwischen Feronia und den Gemeinden fließen. Die DEG unterstrich bereits mehrfach, Feronia habe den gemeinsam vereinbarten Sozialplan bereits erfüllt. Auch die Bundesregierung bekräftigt, es würden insgesamt 57.000 Menschen in der Region von Feronia profitieren, u.a. über umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen wie den Bau von Schulen oder Gesundheitseinrichtungen. Einige Nichtregierungsorganisationen haben hingegen wiederholt kritisiert, dass die vereinbarten Maßnahmen bislang nur unzureichend umgesetzt wurden. d) Verhältnis zwischen Feronia und den Gemeinden: Immer wieder haben Nichtregierungsorganisationen in der Vergangenheit über die angespannte Situation vor Ort und fehlenden Konfliktlösungsmechanismen zwischen Feronia und den Gemeinden berichtet. Demgegenüber haben Bundesregierung und DEG darauf verwiesen, dass es seit November 2017 gültige Abkommen (Cahier des Charges) zwischen den Gemeinden und Feronia gäbe, welche die Umsetzung des Sozialplans regeln würde. II. Programmübersicht Datum Ort Programmpunkt Do, 30.08.2018 Kisangani Treffen mit dem Chef des Katasteramts Kisangani Fr, 31.08.2018 Kisangani-Lokutu Bootstransfer Lokutu Präsentation und Austausch mit Xavier de Carniere, CEO & Executive Director, Feronia Inc. (Programmpart Feronia) Lokutu Besuch des örtlichen Krankenhauses von Lokutu und Austausch mit medizinischem Personal (Programmpart Feronia) Bolesa Besichtigung von zwei Baustellen zur Errichtung eines Gesundheitspostens in Yambienene und einer Grundschule in Loeke/Yaoselo (Programmpart Feronia) -5-
Lokutu / Plantage Besichtigung einer Ölmühlenruine und einer angrenzenden Baumschule (Programmpart Feronia) Sa, 01.09.2018 Lokutu Austausch mit Gemeindevertretern in der örtlichen Schule von Lokutu Bolesa / Plantage Austausch mit Anwohnern von Bolesa und Plantagenarbeitern Bolesa / Plantage Austausch mit Dorfvorstehern von Bolesa Lokutu Besuch einer örtlichen Schreinerei Lokutu Austausch mit Gewerkschaftsvorsteher Pascal Likutu Lioso-Ambeko Lokutu Besichtigung der Ölmühle Lokutu Gespräch mit Xavier de Carniere So, 02.09.2018 Lokutu-Kisangani Bootstransfer nach Kisangani III. Delegationsteilnehmer: 1. Uwe Kekeritz, Mitglied des Deutschen Bundestags 2. Dominik Paris, Senior Manager E&S, DEG 3. Paul Klieme, Büro Uwe Kekeritz MdB 4. Andreas Grünewald, Büro Eva-Maria Schreiber MdB 5. Claudia Simons, Heinrich Böll Stiftung 6. Freya Roth, Deutsche Botschaft Kinshasa 7. Benjamin Seidel, Deutsche Botschaft Kinshasa 8. Claire Labigne, Dolmetscherin Deutsch-Französisch Anmerkung: Nach gemeinsamer Reisevorbereitung musste Eva-Maria Schreiber aufgrund persönlicher Gründe ihre Teilnahme kurzfristig absagen. Ihr Mitarbeiter Andreas Grünewald nahm an der Reise Teil und war an der Aufarbeitung beteiligt. -6-
IV. Protokoll Donnerstag, 30.08.2018, Kisangani Der Leiter des Katasteramts der Provinzhauptstadt Kisangani erläuterte die rechtliche Grundlage für die Vergabe und Erneuerung von Landkonzessionen nach dem nationalen Landgesetz. Dabei ging es vor allem um die Frage, welche administrative Ebene Konzessionen vergeben und auch Parzellierungen vornehmen darf. 2015 und 2016 ließ Feronia veraltete Landtitel erneuern bzw. große Landtitel in kleine Parzellen umwandeln. Bei einer kurzen Durchsicht einiger neuer Landtitel wies der Mitarbeiter auf fachmännische Mängel und Fehler bei der Ausstellung hin. Zudem betonte er, dass es zwischen Feronia und der lokalen Bevölkerung große Spannungen gäbe. Die Landvergabe sei deswegen nicht nur eine rechtliche, sondern auch eine politische und soziale Frage. Er habe das Gefühl, dass die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung bei den neuen Landkonzessionen nicht berücksichtigt worden seien. Der Mitarbeiter des Katasteramts von Isangi, der laut eigener Aussage selbst Landvermessungen in Lokutu vorgenommen hat, bekräftigte hingegen, die von ihm vermessenen Konzessionen seien rechtmäßig. Die Parzellierung sei vorgenommen worden, um zukünftige Abläufe zu erleichtern. Ob die Parzellierung von den laut Gesetz zuständigen Stellen genehmigt worden seien, konnte er nicht bestätigen. Freitag, 31.08.2018, Lokutu ln seiner einführenden Präsentation im Gästehaus Feronias in Lokutu verwies Xavier de Carniere (CEO Feronia) auf den hohen entwicklungspolitischen Nutzen von Palmöl, welches aufgrund der hohen Arbeitsintensität in der Produktion im Vergleich zu anderen Agrarprodukten wie Soja besonders viele Arbeitsplätze schaffe. Er betonte zugleich die schwierige wirtschaftliche Lage von Feronia, die insbesondere vier Faktoren geschuldet sei: (i) niedriger Weltmarktpreis für Palmöl; (ii) veraltete Plantagen, die seit der Übernahme schrittweise erneuert würden; (iii) schwieriges politisches Umfeld; (iv) negative Berichterstattung über das Unternehmen durch Nichtregierungsorganisationen. Aufgrund dieser Schwierigkeiten habe das Unternehmen trotz der Investition von insgesamt 183 Mio. US-Dollar bisher keine Gewinne erwirtschaften können. De Carniere zeigte sich aber zuversichtlich, in diesem Jahr erstmals eine ausgeglichene Bilanz und ab 2019 Gewinne zu erwirtschaften. BALLPARK FINANCIALS SINCE 2009 Approx S183 millions spent, for 25,000ha in production ■ Equipment. S55 million» (Mill». boilers agflc equipment vehicles ) - Salaries »na pensions W RDC S76 millions - Ali Ta'ts S27 millions - Oman (Fuels outsouxed transport! fertliaen social projects ate) $25 mu ions Equals to $7,320/Tia Industry b*nchmar*.s (own es!) • Sa SOT S'3.000 na - N>gena U 00C na • Ghana S9.000.na - Ma ays a S9.500na • Indonesia S7.E00na ^FERONIA Abbildung 3: Auszug Präsentation Feronias -7-
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten seien auch der Grund für Verzögerungen bei Umsetzung des Sozialplans, der für den Standort Lokutu u.a. den Bau von Schulen, Gesundheitszentren, Wasserstellen und Märkten vorsehe.2 Insgesamt wolle Feronia am Standort Lokutu 808.440 USD für den Sozialplan ausgeben, davon 137.380 USD in diesem Jahr. Grundlage für den Sozialplan seien Vereinbarungen, die im November 2017 auf Initiative des Provinzgouverneurs zwischen den Gemeinden und Feronia geschlossen worden seien. Dort sei auch festgelegt worden, dass die Gemeinden unbezahlte Arbeitsleistungen für die vereinbarten Bauprojekte erbringen würden (z.B. Ziegelproduktion). Allerdings würden sich die Gemeinden an diese Vereinbarungen nicht halten. Durch die schwierige gesamtwirtschaftliche Lage sei auch die Umsetzung des Sozialplans ins Stocken geraten. Insgesamt seien die Erwartungen der lokalen Bevölkerung an das Unternehmen sehr hoch und - auch aufgrund des rasanten Bevölkerungswachstums - oftmals nicht zu erfüllen. Xavier De Carniere unterstrich den Anspruch des Unternehmens der bestehenden Kritik offensiv entgegen treten zu wollen. In der Vergangenheit sei viel über das Unternehmen geschrieben worden, viele Kritiker hätten sich aber selbst nie ein Bild von der Situation vor Ort gemacht. Vor diesem Hintergrund begrüße man die Initiative des Besuchs ausdrücklich. Man wolle allen Teilnehmern ermöglichen, einen vollständigen Einblick in die Unternehmensaktivitäten vor Ort zu gewinnen. Abbildung 4: Baustelle Gesundheitsposten Bei dem anschließenden Besuch zweier Baustellen (Gesundheitsposten und Schule, beide im Rohbau und ohne Dachkonstruktion)3 erfuhren wir, dass sich der Bau verzögert habe, vor kurzem aber die Finanzmittel für die Fertigstellung freigegeben worden seien. Als wir am nächsten Tag ohne Begleitung durch Feronia zufällig noch einmal an der Baustelle vorbei kamen, hörten wird die Beschwerde, dass Feronia die Kosten für die im Sozialplan fixierten Bauten zu niedrig kalkuliert habe, was die Fertigstellung der Projekte gefährde. 2 ln der Präsentation wurden genauere Details zum Sozialplan und zu Verzögerungen bei der Umsetzung aufgelistet. Bedauerlicherweise wurde die Präsentation von der DEG trotz mehrmaliger Nachfrage für den vorliegenden Bericht nicht zu Verfügung gestellt, obwohl Xavier de Carniere zugesichert hatte, die Präsentation nachträglich zuzusenden. 3 Einige Wochen nach der Reise schickte Herr De Carniere Fotos von der mittlerweile beinahe fertigen Schule. -8-
In Lokutu besuchten wir das örtliche Krankenhaus, welches ursprünglich von Unilever errichtet und inzwischen von Feronia betrieben wird. Festangestellte von Feronia und deren Familien werden dort kostenlos versorgt. Tagelöhner werden im Falle von Arbeitsunfällen umsonst behandelt. Andere Anwohner können sich gegen Bezahlung behandeln lassen. Laut ärztlichem Leiter träten Arbeitsunfälle z.B. in Form von Schnittverletzungen auf, wobei fehlende Schutzkleidung eine Rolle spiele. Vereinzelt gäbe es auch Hautausschläge aufgrund des Einsatzes von Herbiziden und Pestiziden auf den Plantagen. De Carniere erklärte auf Nachfrage, Schutzkleidung würde nur an Festangestellte ausgegeben, rechtfertigte dies aber auch mit den Hinweis auf „kulturelle Eigenheiten" der lokalen Bevölkerung: Diese würde sich weigern, Arbeitskleidung mit anderen Arbeitern zu teilen. Bei der Besichtigung der Ölmühlenruine, die im kommenden Jahr wieder aufgebaut werden solle und der angrenzenden Baumschule kam das Gespräch auf die Landkonflikte mit den lokalen Gemeinden und die Konzessionen im Umfang von 75.000 Hektar, die Feronia hält, die jedoch nicht für die Palmölproduktion vorgesehen sind. De Carniere erklärte, dass er diese Konzessionen gerne zurückgeben und auch den Gemeinden zu Verfügung stellen würde, dass die Regularien des Roundtable of Sustainable Palmoil (RSPO) allerdings eine solche Rückgabe untersagen würden da ungenutzte Waldflächen als Kompensationsfläche benötigt würden. Abbildung 5: Verladung von Palmfrüchten Samstag, 01.09.2018, Lokutu Den zweiten Besuchstag bestritten wir auf eigenen Wunsch ohne Begleitung des Feronia- Managements. Feronia stellte uns zwei Geländewagen mit Fahrern und Sicherheitspersonal zur Verfügung. Die DEG entschloss sich uns am zweiten Tag nicht zu begleiten, da man nicht abschätzen könne, inwiefern gegenüber mutmaßlich wütenden Anwohnern die eigene Sicherheit vor Ort gewährleistet sei. Auf Anraten des lokalen Priesters Abbe Sylvain Likula, der sich dankenswerter Weise den gesamten Tag als unser Begleiter und Übersetzer zu Verfügung stellte, besuchten wir zu Beginn -9-