Ploen_Praxisleitfaden_mitVorwort

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzepte

/ 80
PDF herunterladen
EIN VOR- Praxisleitfaden für die klimafreundliche WORT Wärmeplanung für die Kommunen im Kreis Plön UNS DÖRP WARD WARM!
1

IMPRESSUM AUFTRAGGEBER:                         AUFTRAGNEHMER:  wortmann-energie Energie + Klimaschutz - Ingenieurberatungen Dr.-Ing. Manuel Gottschick          im Wissenschaftszentrum Kiel Fraunhoferstr. 13 Kreisverwaltung Plön                  Autor:innen                         24118 Kiel Fachbereich 1 – Klimaschutzmanagement Lena Knoop unter Mitarbeit von David-Willem Poggemann                Stephan Behon, Jana Demuth,         Gertec GmbH Ingenieurgesellschaft Hamburger Straße 17-18                Nora Geiselhart,                    Martin-Kremmer-Str. 12 24306 Plön                            Dr.-Ing. Manuel Gottschick,         45327 Essen Eiko Hinrichs, Katharina Klindworth STAND: MAI 2021                       und Anna-Lena Stauzebach            Motum GmbH Präsentationsdesign und Kommunikationskonzepte Osterstraße 124                     Königstr. 30 20255 Hamburg                       22767 Hamburg
2

INHALT 1 Vorwort – Vörwoord                                     5 Dorf- und Gemeindeentwicklung – ehn besünnern Wech     26 1 Unser Dorf macht Zukunft – Nu man to!                8 Dorfgemeinschaftshaus – Gemeen, Füürwehr un Kinnergorn 28 2 Wie nutze ich den Leitfaden? – Wat mook ich mit den    Ein- und Mehrfamilienhäuser – von Huus to Huus         35 Leitfoden?                                          10 F wie Fördermittel – Wo kümmt dat Geld her?            36 Für wen ist der Leitfaden?                         10 Ferienhaus                                             40 Was leistet der Leitfaden?                         10 Kirchengemeinde – Und wat kann de Paster moken?        44 Wie ist der Leitfaden aufgebaut?                   10 Kläranlage – Schiet und Dreckwoter                     48 3 Wärmewende – sülbst moken!                          12 Nahwärmelösungen – Warms vun nebenan                   50 4 Uns Dörp ward warm – von A bis Z                    16 Neubaugebiet                                           58  3 A wie Anfang – Dor geit dat los                    18 Schule – Schaul                                        66 Campingplatz                                       21 Z wie Zusammenarbeit – Tosommen no vörn kommen         73 CO2-Preis – Hölp för uns Klima                     24 Abkürzungsverzeichnis                                  74
3

VÖR- EIN WOORD VOR- WORT VORWORT Stephanie Ladwig Landrätin Kreis Plön
4

Liebe Leserinnen und Leser, stellen Sie sich vor, es treffen sich zwei Planeten. Wie bei einer Begegnung üblich,     Grundlage für das Konzept waren die Erkenntnisse und Ergebnisse aus dem Wärme- fragt der eine den anderen: „Na, wie geht’s?“ Und bekommt zur Antwort: „Miserabel.       planungskataster Plus (WPK). Das WPK, welches zu 100 % mit Mitteln des Kreises VORWORT Ich habe Homo sapiens.“ Darauf meint dann der erste: „Nimm’s nicht so tragisch,          finanziert und den Kommunen kostenfrei zur Verfügung gestellt wird, erfasst durch hatte ich auch. Das geht wieder vorbei.“ Diesen sarkastischen Witz gibt es, wie ich      die systematische Darstellung der Wärmebedarfe sowie der Wärmequellen und mit Erleichterung feststellen konnte, auch in einer anderen Version. Und die geht        -senken im Kreisgebiet die Ist-Situation. Dafür wurde der Kreis vom Bundesumwelt- so: Wieder treffen sich zwei Planeten, und der eine fragt: „Na, wie geht’s?“ Darauf      ministerium und dem Deutschen Institut für Urbanistik als „Klimaaktive Kommune antwortet der andere jetzt: „Schlecht, ich habe keine Homo sapiens.“                     2019“ ausgezeichnet. Es liegt also an uns Menschen, wie wir mit unserer Erde umgehen und welche Ver-          Das Klimaschutzkonzept mit dem schönen Titel „Uns Dörp ward warm“ geht nun sion dieses Witzes in einigen Jahrzehnten der Realität am nächsten kommt. Alle           einen Schritt weiter und zeigt systematisch Möglichkeiten auf, wie die Kommunen Umweltdaten sprechen dafür, dass wir unser Verhalten gegenüber unserer Umwelt            die Wärme- und Energieversorgung in unterschiedlichsten Handlungsfeldern klima- ändern müssen, um sie und damit unsere Lebensgrundlage zu erhalten. Der wich-            freundlich gestalten und wie sie entsprechende Voraussetzungen schaffen können. tigste Hebel ist dabei der Klimaschutz, mit dem sich dieser Praxisleitfaden im Bereich   Im Klimaschutzkonzept Wärme werden in jedem Amt Gebiete analysiert und Wege Wärmeplanung befasst.                                                                    zum Aufbau einer klimafreundlichen Wärmeversorgung aufgezeigt. Zusätzlich wer- den für bestimmte Konstellationen / Situationen / Anfragen, die sich in vielen Städ- Klimaschutz geht uns alle an und die öffentliche Hand         ten und Gemeinden wiederfinden (z.B. Wärmeversorgung in Schulen und Liegen- sollte hier mit gutem Beispiel vorangehen. Darum hat der      schaften, Möglichkeiten zum Klimaschutz bei Aufstellung von Bauleitplänen, Kreis Plön den Praxisleitfaden für die klimafreundliche       Durchführung von Bürger*innenveranstaltungen, etc.), Hinweise und konkrete Wärmeplanung für die Kommunen in Auftrag gegeben              Umsetzungsvorschläge gegeben. und kann Ihnen diesen nun präsentieren. Anhand von vielen Beispielen hoffen wir, dass sich neue Ideen entwickeln und auch Der Kreis Plön setzt sich seit vielen Jahren aktiv für den    in Ihren Bereichen umgesetzt werden. Kompetente Ansprechpartner sind ebenfalls Klimaschutz ein, zum Beispiel indem er allen Bürgerinnen      direkt benannt. und Bürgern ein kostenfreies Solar- und Gründachpoten- tialkataster zur Verfügung stellt und die eigenen Gebäude     Fühlen Sie sich herzlich eingeladen, den Praxisleitfaden weiter mit Leben zu füllen klimafreundlich baut und saniert. Allerdings möchten wir      und damit für das Klima im Kreis Plön einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung als Kreisverwaltung nicht nur mit gutem Beispiel voran-       zu gehen! gehen, sondern zusätzlich auch die Ämter, Städte und Gemeinden bei ihren Anstrengungen für mehr Klima-                                                                                                        5 schutz unterstützen. Ein Instrument dafür ist das neue Klimaschutzkonzept „Klimafreundliche Wärmeversorgung im Kreis Plön“. Stephanie Ladwig Landrätin Kreis Plön
5

VÖR- EIN WOORD VOR- WORT VORWORT Jan Philipp Albrecht Energiewendeminister des Landes Schleswig-Holstein
6

W ie lässt sich Solarthermie auf Campingplätzen oder in Ferienhäusern               unser Landesziel zu erreichen: den Anteil der Erneuerbaren Energien im Wärmesektor besonders effizient einsetzen? Wie kann man eine gemeinsame Wär-                  bis 2025 auf 22 Prozent zu steigern. Dieser Anteil lag 2019 erst bei knapp 17 Pro- meversorgung auf die Beine stellen? Oder wie lassen sich Sanierungs-              zent. Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung, wie wir sie bis zum maßnahmen grundlegend planen und ganzheitlich denken?                                   Jahr 2050 erreichen möchten, liegen also noch große Anstrengungen vor uns. VORWORT Diese können wir nur gemeinsam und vor allem in den Gemeinden vor Ort errei- Auf dem Weg zu mehr Klimaschutz und somit zu einer lebenswerten Zukunft ist             chen. jeder kleine und auch große Schritt ein richtiger Schritt. Dieser Praxisleitfaden für die klimafreundliche Gestaltung der Gemeinde geht auf diesem Weg voran: Denn er         Die Landesregierung möchte die Kommunen auf diesem Weg begleiten und bietet weist auf viele besonders lohnende große und kleine Maßnahmen hin.                      mit verschiedenen Fördermaßnahmen und auch mit der derzeit laufenden Novelle des Energiewende- und Klimaschutzgesetzes Unterstützung an. Der Praxisleitfaden „Uns Dörp ward warm!“ bietet vielfältige Informationen: nicht nur über die Wärmewende, sondern auch über die zukunftsfähige Ortsentwicklung           Dem Wärmesektor steht ein umfassender Strukturwandel bevor. Dass dieser bisher oder die klimafreundliche Umgestaltung von Dorfgemeinschaftshäusern, Camping-           nur schleppend voranging, hat viele Gründe. So gibt es im Wärmesektor eine Viel- plätzen und Ferienhäusern, Ein- und Mehrfamilienhäusern und weiteren zentralen          zahl einzubindender Akteure – von der Gemeinde über die Energieversorger, Unter- Bereichen einer Gemeinde. Das Ziel ist lobenswert: So soll die zukunftsfähige Ent-      nehmen und Gebäudeeigentümer. Zudem erfolgt ein Heizungsaustausch meist erst wicklung der Gemeinde mit den Herausforderungen des Klimaschutzes verbunden             dann, wenn die alte Anlage defekt ist und schneller Ersatz gefordert ist. Hierbei werden. Damit für die Bürgerinnen und Bürger langfristig ein aktives und attrakti-      werden häufig Alternativen auf Basis Erneuerbarer Energien oder der Aufbau von ves Umfeld geschaffen wird.                                                             Wärmenetzen nicht ausreichend bedacht. Auch eine Kombination mit Sanierungs- maßnahmen wäre wichtig, da durch einen geringeren Wärmeenergiebedarf und Die Energiewende im Stromsektor ist in den vergangenen         niedrigere Systemtemperaturen die benötigte Heizleistung deutlich gesenkt wer- Jahren von großem Fortschritt geprägt. So können schon         den kann. heute Erneuerbare Energien den Stromverbrauch in Schleswig-Holstein rein rechnerisch zu 100 Prozent decken.     Der vorliegende Leitfaden stellt viele Beispiele direkt aus dem Kreis Plön vor. Aber wie sieht es im Wärmesektor aus? Immerhin entfällt        Schauen und staunen Sie, wie viele gute und interessante Lösungen es bereits in beinahe die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs auf          der Nachbarschaft gibt. Zudem werden zu verschiedenen Themen die Ansprechpart- den Wärmesektor. Zudem ist der Energieverbrauch in die-        ner im Kreis oder in Schleswig-Holstein genannt. sem Bereich in Schleswig-Holstein seit Jahren nahezu kon- stant. Obwohl die insgesamt angestiegene Wohnfläche            Ich freue mich über diesen gelungenen Leitfaden und wünsche mir, dass er vielen nicht zu einem Mehrverbrauch im Wärmebereich geführt           Gemeinden eine gute Übersicht liefert und den Einstieg in schwierige und mitunter hat, sind wir dennoch ein gutes Stück davon entfernt,          langwierige Themen erleichtert. 7 Ihr Jan Philipp Albrecht Energiewendeminister des Landes Schleswig-Holstein
7

UNSER 1 DORF MACHT ZUKUNFT NU MAN TO!
8

F rau Hansen ist Bürgermeisterin einer 753 Seelen-Gemeinde im Kreis Plön.           Frau Hansen ist eine fiktive Figur. Sie steht für alle Bürgermeisterinnen und Bür- Wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen hat sie viel zu tun. Als Bürgermeis-     germeister, Gemeindevertreter:innen und Gebäudeeigentümer:innen im Kreis Plön, terin hat sie das Wohl ihrer Gemeinde stets im Blick und lenkt sie gemein-        die am Anfang stehen oder sich auf den Weg gemacht haben, ihre Kommunen fit zu sam mit der Gemeindevertretung in Richtung Zukunft. Ob Gemeindestraßen,                machen für Zukunftsfragen. Kaum ein Thema ist dabei so bedeutend wie der Grundschule, Dorfpraxis oder auch der Wunsch nach einem Dorfladen, – alles             kommunale Klimaschutz und hierbei die Wärmewende. Der private Bestand an sind wichtige Themen der Daseinsvorsorge, die Frau Hansen tagtäglich bewegt.           Wohngebäuden und die öffentlichen Einrichtungen sind hier ein großes Aufgaben- Hinzugekommen sind in den letzten Jahren weitere Themen wie Mobilitäts-                feld. Denn wer es mit der Wärmewende ernst meint, investiert in den Gebäudebe- angebote, die Digitalisierung und die Anpassung der Dorfentwicklung an die             stand und schafft moderne, wirtschaftlich tragfähige Strukturen. Auf diese Weise Folgen des Klimawandels.                                                               wird die Attraktivität von Dörfern und kleinen Städten als Wohnstandorte und Lebensräume bewahrt. Frau Hansen fällt dabei auf, dass der Umgang mit dem Thema Klimaschutz stark mit Unsicherheiten behaftet ist „Welche Maßnahmen sind wirklich notwendig?             Eine gemeinsame Wärmeversorgung, die auf erneuerbaren Energien fußt, ist enkel- Und sind diese überhaupt ausreichend?“ Ihre bisherigen Erfahrungen als Bürgermeis-     tauglich für die Einzeleigentümerin oder den Einzeleigentümer und erhöht die terin und die gewohnten Mechanismen scheinen nicht zu genügen, um der Aufga-           Attraktivität einer Gemeinde, die auf moderne Versorgungsinfrastruktur verweisen benstellung „Klimawandel“ gerecht zu werden.                                           kann. Klassische Erdölheizungen werden Mitte dieses Jahrzehnts vom Gesetzgeber ausgemustert. Entsprechend wird ein ausgebliebener Modernisierungsschub die Frau Hansen hat das früh erkannt und gemeinsam mit ihren Umlandgemeinden               Attraktivität von Bereichen vermindern, die noch wie vor 50 Jahren beheizt werden. einen „Klimastammtisch“ gegründet. Auf den Tisch kommen dort die gleichen              Moderne Wärmenetze in den Händen von Bürger:innen versorgen hingegen ganze kommunalen Themen wie sonst auch, sie werden zum Teil aber aus einem anderen           Gemeindeteile und halten die Wertschöpfung vor Ort. Blickwinkel diskutiert. Wohnraum? – Ja, wird dringend benötigt! Aber in welcher Form, um bedarfsgerecht zu sein und natürliche Ressourcen zu schonen? Für zukünf-      Viele Kommunen stellen sich mit Innenstadt-, Ortskern-, Gemeinde- oder auch Amts- tige Generationen gibt es zwar viele Einfamilienhäuser, aber denen sollte durch        entwicklungskonzepten für die Zukunft auf. Hier bieten sich große Synergiemög- energetische Modernisierung ein zweites Leben eingehaucht werden. Gebraucht            lichkeiten, wenn der Klimaschutz und insbesondere die Wärmewende von Anfang werden zunehmend Wohnformen, in denen Menschen auch nach der Familienphase             an mitgedacht werden. gut und selbstbestimmt leben können. Kommune als Energieversorger? – Energie- genossenschaften können die Wertschöpfung vor Ort halten und die Bürger:innen in       Denken Sie bitte stets daran: Die Herausforderung bei der Sache ist der richtige den Umbau der Energieversorgung einbeziehen. Der Klimastammtisch trifft sich ein-      Zeitpunkt. Der ist dann eingetreten, wenn man sich als Entscheidungsträgerin mal im Quartal und tauscht sich zu den unterschiedlichsten Themen aus. Gute Beispiele  und Entscheidungsträger in einer Gemeindevertretung mit dem Thema aus anderen Städten und Gemeinden werden vorgestellt und diskutiert, genauso wie       vertraut gemacht hat und praktische Schritte gehen kann. Denn man to! die kleineren und größeren Herausforderungen bei der Umsetzung von Projekten. Die Themen Wärmewende und lebenswerte Gemeinde sind ein gemeinsames Hand- Frau Hansen kann ihren Kolleg:innen schon so Manches mit auf den Weg geben.            lungsfeld. Dieser Praxisleitfaden soll Ihnen dabei helfen, die Themen zusammenzu- Mittlerweile hat sie ihre Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt. Den dafür benö-       fügen. Er gibt Ihnen einige grundlegende Hilfsmittel und Bewertungen mit an die tigten Strom erzeugt das Dach des Dorfgemeinschaftshauses mit Solarenergie wei-        Hand. Wir gehen die Themen von A bis Z durch. Auch wenn wir nicht alle Situationen testgehend selbst. Wenn die Sonne scheint und die Straßenlaternen ausgeschaltet        abdecken können, finden Sie im Praxisleitfaden Ansprechpartner:innen, die Sie auf sind, werden die Akkus vom Dörpsmobil und E-Bike der Gemeinde geladen und die          Ihrem Weg begleiten und beraten werden zu Lösungen, Kosten und Fördermitteln.      9 die Kühlschränke des MarktTreffs versorgt. Im Winter werden beim Rundgang mit          Nu man to! der Wärmebildkamera sonst unsichtbare Wärmebrücken für die Gemeindemitglieder sichtbar gemacht. Beim Energieschnack stellt das lokale Handwerk anschließend die passenden Lösungen zur Beseitigung – und mehr – vor. Zu diesen Veranstaltungen lädt sie dann auch noch Vertreter:innen von der Wirtschaftsförderungsagentur Kreis Plön GmbH, der Investitionsbank Schleswig-Holstein oder der Verbraucherzen- trale Kiel ein. Alle drei wissen bestens Bescheid, wenn es um Fördermittel für Privat- leute, Gewerbe und Kommunen geht. Die Krux bei der Sache ist der richtige Zeit- punkt. Frau Hansen weiß das: Der beste Zeitpunkt kommt nicht auf sie zu, sondern wird von ihr bestimmt.
9

WIE NUTZE 2 ICH DEN LEITFADEN? WAT MOOK ICH MIT DEN LEITFODEN?
10

Zur nächsten Seite