Zwischenbericht

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Kommunaler Klimaschutz: Datenbasis der kommunalen THG-/CO2-Bilanzierung

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-1- DER OBERBÜRGERMEISTER                                     Wolfsburg, 26.02.2016 Geschäftsbereich Bürgerdienste                            28-1818/Herr Bursy Umweltabteilung Ausschuss für Energie und Umwelt             21.04.2016 den übrigen Ratsmitgliedern                  zur Kenntnis Schriftlicher Bericht B 0354/2016                                           öffentlich 3. Zwischenbericht zum Umsetzungsstand des CO2-Minderungskonzepts Der Rat der Stadt Wolfsburg hat 2009 beschlossen, die CO2-Emissionen im Stadtgebiet bis 2020 um 20 % gegenüber dem Basisjahr 2000 zu reduzieren (Vorlage V 0819/2009). Im Jahr 2000 lag der CO2-Ausstoß bei insgesamt 685.471 t. Die Verwaltung wurde beauftragt, unter Einbindung der Wolfsburger EnergieAgentur, die im kommunalen CO2-Minderungskonzept genannten Maßnahmen umzusetzen, weitere Maßnahmen zu entwickeln und regelmäßig über den Umsetzungsstand zu berichten. Der erste Zwischenbericht wurde 2011 (B 0322/2011) und der zweite Zwischenbericht 2014 (B 0202/2014) vorgelegt. Im Zwischenbericht 2014 konnte für das Bilanzierungsjahr 2011 eine CO2-Minderung um 0,7 % gegenüber 2000 ermittelt werden. Diese geringe Einsparquote war im Wesentlichen auf die dynamische Stadtentwicklung zurückzuführen. Mit dem vorliegenden Bericht wird die CO2-Bilanz für das Jahr 2014 dargestellt, die Entwicklung der CO2-Emissionen seit dem Jahr 2000 aufgezeigt und die bereits durchgeführten und geplanten Energie- und CO2-Minderungsmaßnahmen beschrieben. 1. Entwicklung der CO2-Emissionen 2000 - 2014 1.1   CO2-Bilanz 2014 Im Jahr 2014 lagen die CO2-Emissionen im Wolfsburger Stadtgebiet bei insgesamt 619.349 t. Das entspricht einer CO2-Minderung um 9,6 % gegenüber dem Bezugsjahr 2000. In Tabelle 1 sind die einzelnen Energieverbräuche, die zugehörigen CO2-Faktoren und die daraus ermittelten CO2-Emissionen aufgeführt. Die in Wolfsburg 2014 angefallenen CO2-Gesamtemissionen entsprechen einem Pro-Kopf- Verbrauch von 4,96 t. Nach Angaben des Umweltbundesamtes lag der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland 2014 bei 11,0 t CO2. Dieser Wert kann aber nur zur Orientierung dienen, da die Erhebungsmethodiken nur bedingt miteinander vergleichbar sind.
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-2- Tab. 1: Energie- und CO2-Bilanz für das Jahr 2014 (ohne VW) CO2-       Anteil an Verbrauch          CO2-Faktor Energieträger                                            Emissionen     Gesamt- [MWh]               [t/MWh] [t CO2]    emissionen Strom                       465.119        *    0,444    =     206.513       33,3 % Fernwärme                   604.315        *    0,249    =     150.474       24,3 % Heizöl                      188.094        *    0,320    =      60.190        9,7 % Erdgas                      105.337        *    0,228    =      23.964        3,9 % Holz                          2.744        *    0,024    =         64         0,0 % Umweltwärme                   8.462        *    0,164    =       1.384        0,2 % Sonnenkollektoren             4.217        *    0,025    =        103         0,0 % *             =                    0,1 % Biogas                       59.962             0,015             869 Braunkohle                    9.442        *    0,438    =       4.131        0,7 % Summe Energieträger          1.446.481                         447.693       72,3% Summe Verkehr                                                  171.656       27,7% Gesamtemission CO2 im Jahr 2014                                619.349 ∟ Emission pro Kopf (124.841 EW)                         4,96 Eine Aufteilung der Emissionen nach Energieträgern (s. Abb. 1) zeigt, dass der Strombedarf ein Drittel der Gesamtemissionen verursacht. Treibstoffe tragen zu knapp 28 % des CO2-Ausstoßes bei. Auf die Fernwärme entfallen etwas mehr als 24 %. Heizöl trägt zu rund 10 % und Gas zu 4 % der Emissionen bei. Erneuerbare und sonstige Energieträger verursachen 1 % des CO2- Ausstoßes. Abb. 1: CO2-Emissionen nach Energieträgern für das Jahr 2014 (ohne VW).
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-3- Aus der sektoralen Zuordnung nach Verbrauchergruppen (s. Abb. 2) wird ersichtlich, dass der Großteil der anfallenden CO2-Emissionen (39 %) auf die privaten Haushalte entfällt. Der Verkehr verursacht knapp 28 % der gesamten CO2-Emissionen. Der Sektor Wirtschaft hat einen Emissionsanteil von über 31 %. Die Stadtverwaltung trägt zu 2 % der CO2-Emissionen bei. Abb. 2: CO2-Emissionsanteile nach Verbraucher für das Jahr 2014 (ohne VW). 1 1.2     Stadtentwicklung 2000 - 2014 In Wolfsburg hat sich seit der letzten Datenerhebung aus dem Jahre 2000 eine sehr dynamische Stadtentwicklung vollzogen, die Auswirkungen auf die Energiebedarfe und CO2- Emissionen hat. Diese ist bei der Bewertung der Vergleichszahlen der Jahre 2000 und 2014 zu berücksichtigen. 1 • Zunahme der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Wolfsburg um 29.491 (+ 33,8 %) 1 • Zunahme Einpendler nach Wolfsburg um 25.100 (+ 50 %) 3 • Zunahme Wohnraum um 4.430 Wohnungen (+ 7,4 %) 4 • Zunahme Bevölkerung um 3.320 EinwohnerInnen (+ 2,6 %) 1                                                                                               2 Quellen: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, 31.12 des Jahres außer bei Einpendler 30.06. des Jahres; Volkswagen AG, je. 3                                                                                                   4 31.12. des Jahres; Landesamt für Statistik Niedersachsen, Gebäude- und Wohnungsfortschreibung zum 31.12. des Jahres; Landesamt für Statistik Niedersachsen, Basis Volkszählung 1987 zum 31.12. des Jahres
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-4- 1.3   Entwicklung der CO2-Emissionen von 2000 bis 2014 Trotz dynamischer Stadtentwicklung und erheblicher Zunahme der Arbeitsplätze in Wolfsburg sowie der damit verbundenen Zunahme an Pendlerströmen konnten die CO2-Emissionen seit dem Jahr 2000 um 9,6 % gemindert werden. Abb. 3: Entwicklung der CO2-Emissionen in Wolfsburg im Zeitraum von 2000 - 2014 (ohne VW). Eine Aufteilung der Emissionen nach Verbrauchergruppen (s. Abb. 3) zeigt, dass die CO2- Emissionen mengenmäßig insbesondere im Sektor Privathaushalte stark zurückgegangen sind. Hier sind die Emissionen 2014 im Vergleich zum Jahr 2000 um 26 % gesunken. Prozentual gesehen liegen die größten CO2-Einsparungen mit 52 % bei der Stadtverwaltung. Die verkehrsbedingten Emissionen haben sich gegenüber 2000 um 7 % verringert. Im Sektor Wirtschaft ist hingegen eine Zunahme der Emissionen um 31 % seit 2000 erkennbar, was aufgrund der starken Zunahme von Arbeitsplätzen plausibel ist. 1.3.1   Stromverbrauch 2000 – 2014 In Abbildung 4 ist die Entwicklung der Stromverbräuche seit dem Jahr 2000 dargestellt. Der Strombedarf ist im Zeitraum von 2000 - 2010 kontinuierlich gestiegen. Seit 2011 ist allerdings ein positiver Trend erkennbar: trotz Bevölkerungswachstum, Zunahme von Haushalten und vermehrter Ausstattung mit Elektrogeräten (insbesondere im Multimediabereich) in den Haushalten ist der Strombedarf insgesamt rückläufig. Gründe dafür liegen u.a. in einem energiesparendem Verhalten und der Neuanschaffung von energieeffizienten Geräten.
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-5- Abb. 4: Übersicht über die Stromverbräuche, die CO2-Faktoren und die strombedingten CO2-Emissionen im Zeitraum 2000 - 2014. Die strombedingten CO2-Emissionen werden über den Stromverbrauch und den CO2- Emissionsfaktor ermittelt. Dieser Faktor ist je nach Zusammensetzung des Strommixes starken Schwankungen unterworfen. Je größer der Anteil an erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung ist, desto niedriger ist der CO2-Faktor. In Abbildung 4 ist der jeweilige CO2-Faktor für Wolfsburg seit 2000 angegeben. Auffällig ist hierbei der hohe CO2-Faktor im Jahr 2011, dieser resultiert aus einem starken Anstieg des Anteils der fossilen Energieträger am Strommix von 46 % auf 58 %. Seit 2012 hat sich der Faktor wieder kontinuierlich verbessert, was auf den steigenden Anteil an erneuerbaren Energien am Strommix zurückzuführen ist. 1.3.2    Fernwärmeverbrauch 2000 – 2014 Abbildung 5 zeigt die Entwicklung der Fernwärmeverbräuche in Wolfsburg seit dem Jahr 2000. Insgesamt ist der Fernwärmeverbrauch im Jahr 2014 gegenüber 2000 um 7,2 % gesunken.
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-6- Abb. 5: Übersicht über die Fernwärmeverbräuche und deren CO2-Emissionen im Zeitraum 2000 - 2014. Der CO2-Emissionsfaktor der Fernwärme ist im Vergleich zu anderen Energieträgern aufgrund der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) sehr gering. Mit der KWK wird für die kombinierte Erzeugung von Strom und Wärme ein deutlich höherer Wirkungsgrad erreicht und weniger CO 2 emittiert als bei der getrennten Erzeugung von Strom und Wärme. Dies verdeutlicht die hohe Bedeutung des Fernwärmenetzes für die Wolfsburger Klimaschutzziele. 1.3.3   Verkehr Das Wuppertal Institut ist mit der Berechnung der verkehrsbedingten CO2 Emissionen für das Jahr 2010 beauftragt worden. Eine Fortschreibung der Verkehrsbilanz ist nach Einschätzung des Instituts gegenwärtig wenig aussagekräftig, da keine aktuelleren Zahlen zur Mobilität vorliegen. Das Institut geht davon aus, dass die zu Grunde gelegte Verkehrsmenge gegenüber der Bilanz für 2010 weitgehend unverändert bleibt. Durch einen stetigen Effizienzgewinn der Antriebe fallen die Emissionen 2014 etwas geringer aus als im Jahr 2010. Im Zuge der manipulierten Stickoxid-Abgaswerte von VW wurden bei einigen Fahrzeug- modellen auch geringe Abweichungen bei den CO2-Angaben festgestellt. Zwischen den beiden Abgasprodukten CO2 und Stickoxid bestehen jedoch keine Korrelationen. Angesichts der noch laufenden Ermittlungen und der Überprüfung möglicher neuer Messmethoden bei den PKW-Abgasen sind die weiteren Ergebnisse abzuwarten. Sofern neue Erkenntnisse vorliegen, werden die verkehrsbedingten CO2-Bilanzen nachträglich angepasst.
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-7- 2. Stand der Klimaschutzmaßnahmen in Wolfsburg Im folgenden Kapitel werden die seit dem letzten Zwischenbericht umgesetzten und in Umsetzung befindlichen Maßnahmen zur Reduzierung von Energie- und CO2-Emissionen zusammengefasst. Hierbei erfolgt eine Aufteilung in die Handlungsfelder Privathaushalte, Stadtverwaltung, Verkehr und Erneuerbare Energien. 2.1    Handlungsfeld Privathaushalte Im Sektor Privathaushalte konnten seit dem Jahr 2000 bereits große Mengen CO2 eingespart werden. Jedoch verursachen die privaten Haushalte mit 39 % noch immer den größten Teil der jährlichen CO2-Emissionen im Stadtgebiet. Um die privaten Klimaschutzbemühungen weiterhin anzuregen und zu unterstützen, wird die Stadt u.a. die Investitionsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger für die Sanierungsaktivitäten fördern und die Energieberatungsangebote ausbauen. 2.1.1   Förderprogramm Altbausanierung Zielsetzung: Etwa 12.800 Ein- und Zweifamilienhäuser sind in Wolfsburg vor 1984 erstellt worden und weisen einen hohen Energiebedarf aus. Durch fachgerechtes Sanieren und moderne Gebäudetechnik können hohe Energie- und CO2-Einsparungen erzielt werden. Die Energieberatungen sowie die Förderung von energetischen Sanierungen sind daher konsequent fortzuführen, um die jährliche Sanierungsrate aufrechtzuerhalten und die hohen Einsparpotenziale auszuschöpfen. Umsetzungsstand: Seit November 2012 hat die Stadt mit dem Förderprogramm Altbausanierung ein attraktives Anreizprogramm für die energetische Sanierung von privaten Wohnimmobilien aufgelegt, wobei vorrangig Förderungen von Bund und Land in Anspruch genommen werden. Seit Förderbeginn wurden bereits knapp 1.700 telefonische Beratungsgespräche durchgeführt. Insgesamt wurden 244 Förderanträge gestellt (Stand: 31.12.2015). Bei über 45 % der Antragsteller werden nach den Sanierungsmaßnahmen Energieeinsparungen von über 70 % erzielt, was zu erheblichen CO2-Reduzierungen führt. Das Förderprogramm Altbausanierung wird sehr gut angenommen. Weitere Antragstellungen für ca. 102 Wohneinheiten sind bereits in Vorbereitung. 2.1.2   Beratung von Bauherren Zielsetzung: Der Beratungsschwerpunkt der Wolfsburger EnergieAgentur (WEA), die sich als unabhängige Beratungsinstanz in Wolfsburg etabliert hat, liegt bisher bei der energetischen Sanierung von Wohnimmobilien. Vor dem Hintergrund der weiteren Wohnraumentwicklung soll das Leistungsangebot der WEA um die Beratung von Bauherren erweitert werden. Umsetzungsstand: Die Verwaltung erarbeitet aktuell gemeinsam mit der WEA und der Verbraucherzentrale ein Konzept zur Beratung von Bauherren, so dass auch im privaten Neubaubereich die Möglichkeiten einer energieeffizienten Bauweise einfließen können.
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-8- 2.1.3    Beratung/Förderung armutsnaher Schichten Zielsetzung: Ein Großteil des Stromverbrauchs in Privathaushalten wird durch den Betrieb von stromintensiven Geräten verursacht. Der Austausch gegen moderne und verbrauchsarme Haushaltsgeräte leistet einen wichtigen Beitrag zur Energieeinsparung und Umweltentlastung und trägt zu Einspareffekten der Haushalte bei. Mit einer Energiesparberatung können die Leistungsempfänger zum sparsamen Umgang mit Energie sensibilisiert werden, um auch beim Kauf und Betrieb anderer Geräte auf den Energieverbrauch zu achten. Einkommensschwache Familien haben häufig jedoch nicht die Möglichkeit, neue und energieeffiziente Geräte zu beschaffen. Umsetzungsstand: Seit 2009 führt der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA) in Kooperation mit der Wolfsburger EnergieAgentur jährlich ca. 180 Beratungsgespräche vor Ort durch, bei dem Haushalte mit geringem Einkommen zum sparsamen Umgang mit Energie beraten werden. Die Stadt unterstützt das Programm durch Bereitstellung von Sachmitteln in Form von Energie- sparlampen, abschaltbaren Steckerleisten, etc. Diese Soforthilfen werden direkt im Haushalt eingebaut und führen zu Energieeinsparungen von ca. 20 bis 30 %. Im September 2015 wurde ein Kooperationsvertrag mit dem bundesweiten „Stromsparcheck Plus“ vom Deutschen Caritasverband e. V. geschlossen. Mit dem Kooperationsvertrag entstand das neue Projekt „Stromsparcheck Wolfsburg“, das eine systematische Erfassung und Auswertung der Verbrauchsdaten ermöglicht. Die Stromsparhelfer erhalten eine intensive Vorbereitung und Schulung. Für jeden Haushalt werden energieeffiziente Soforthilfen im Marktwert von ca. 70 € zur Verfügung gestellt, die über Bundesmittel finanziert werden. Für den Austausch von alten Kühlgeräten, die 10 Jahre und älter sind, besteht die Möglichkeit einen Gutschein in Höhe von 150 € für die Anschaffung eines neuen A+++ Gerätes zur Verfügung zu stellen. 2.1.4    Öffentlichkeitsarbeit Zielsetzung: Klimaschutz als strategische Aufgabe umfasst eine systematische Öffentlichkeitsarbeit und sollte möglichst aus einem Bündel unterschiedlicher Instrumente und Aktionen bestehen, um eine aktive Mitwirkung der Bevölkerung zu erreichen. Ziel ist es, durch intensive Öffentlichkeitsarbeit und Beratung den Einzelnen zum eigenen Handeln zu motivieren und somit die Bewusstseinsbildung zu fördern. Wichtige Kooperationspartner sind die Wolfsburger EnergieAgentur sowie alle Institutionen, die im privaten Umfeld wirken, wie z.B. die Verbraucherzentrale. Umsetzungsstand: Die Stadt Wolfsburg hat bereits verschiedene Informations- und Beratungsangebote erarbeitet und in die Öffentlichkeitsarbeit eingebettet. Dazu gehören u.a. gedruckte Informationen (Broschüren, Flyer), die Zusammenarbeit mit den Medien (insbesondere lokale Presse) und die Nutzung des Internets als Informationsplattform. Zudem bietet das Kundenbüro der Wolfsburger EnergieAgentur eine zentrale Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger und führt Beratungen zum Energiesparen, zu energetischen Modernisierungen und zu Fördermitteln durch. Im Rahmen von zielgruppenspezifischen Infoveranstaltungen wurden über die Beratungsangebote aufmerksam gemacht.
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-9- Die Öffentlichkeitsarbeit im Klimaschutz wird auch weiterhin aktiv durch Beratungsangebote und Aktionen fortgeführt. Mit der regionalen EnergieAgentur (REA) soll die Zielgruppe um den Sektor Gewerbe und Industrie erweitert werden. Hierzu werden gemeinsam mit der REA entsprechende Angebote und Kampagnen entwickelt. 2.1.5   Niedrigenergiehäuser in der Bauleitplanung Zielsetzung: Aufgrund der dynamischen Stadtentwicklung und des wachsenden Wohnungsbestandes im Ein- und Zweifamilienhausbereich ist mit einem Anstieg der Energiebedarfe und CO2- Emissionen zu rechnen. Als Gegenmaßnahme ließen sich z.B. in Grundstücksüberlassungs- verträgen Niedrigenergiestandards vereinbaren. Neben einem hohen Anschlussgrad an die effiziente Fernwärme sind emissionsfreie Energieversorgungsvarianten auf Basis erneuerbarer Energien zu unterstützen. Umsetzungsstand: Als Pilotprojekt wurde im Baugebiet Scharenhop in Barnstorf mit dem KfW-40-Effizienzhaus ein über den gesetzlichen Anforderungen hinausgehender energetischer Standard festgesetzt. Im Baugebiet „Wohnen am Stadtwald“ sowie im Hasenmorgen in Heiligendorf ist in Teilbereichen der Bau von Passivhäusern bzw. Niedrigenergiehäusern vorgesehen. Für zukünftige Neubaugebiete sollen ebenfalls Niedrigenergiestandards definiert werden, so dass diese Baugebiete möglichst klimaneutral sind. Als größte innerstädtische Quartiersergänzung wird gegenwärtig das Baugebiet Hellwinkel mit ca. 50 Wohneinheiten umgesetzt. Entsprechend den klimatischen Zielen der Stadt wird ein emissionsarmes und ressourcenschonendes Gebiet angestrebt. Zur Wärmeversorgung wird das Quartier an das Fernwärmenetz angeschlossen. Darüber hinaus soll der Energiebedarf des Quartiers gegenüber den Vorgaben der Energieeinsparverordnung 2016 erheblich reduziert werden. Der Jahres-Heizwärmebedarf als Bedarfswert für die Raumheizung bestimmt wesentlich den resultierenden Gesamtenergiebedarf und ist für die Gebäude durch die Investoren nachzuweisen. Der Jahres-Heizwärmebedarf darf einen Wert von 40 KWh/(m²a) nicht überschreiten. Die Einhaltung eines Wertes von max. 25 kWh/(m²a) wird für die Planung und Umsetzung der Gebäude angestrebt. Des Weiteren haben die Investoren die Entwürfe der Gebäude im Sinne einer bestmöglichen Ausnutzung solarer Energieeinträge zu entwickeln. Um auch den Verbrauch fossiler Brennstoffe auf Gebäudeebene zu reduzieren, sollen die Investoren bei der Konzeption der Häuser auf die Beachtung der Möglichkeit des natürlichen Luftaustausches in den Wohnungen und den Parkdecks Wert legen. Ferner müssen sie die Gesichtspunkte der Nachhaltigkeit aus ökologischer, ökonomischer, sozialer und kultureller Sicht über den gesamten Lebenszyklus bei der Entwicklung der Gebäude miteinbeziehen. Zur Sicherung der energetischen Qualitäten wird der gesamte Planungsprozess von Experten begleitet. Nach der Umsetzung des Baugebietes werden im Rahmen eines Monitoringverfahrens die Ziele überprüft.
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- 10 - 2.1.6   Integriertes energetisches Quartierskonzept „Detmerode mit Weitblick“ Zielsetzung: Detmerode prägt mit seiner Architektur der 1960er Jahre das Wolfsburger Stadtbild und ist von der Stadt Wolfsburg als schützenswert mit erhaltenswerter Bausubstanz eingestuft worden. Der Baubestand zeigt jedoch 50 Jahre nach seiner Gründung einen erheblichen Sanierungsbedarf auf. Zudem befindet sich Detmerode aktuell im Umbruch und erfährt in seiner Eigentümerstruktur einen Generationswechsel. Ziel ist es, im Rahmen eines integrierten Quartierskonzeptes die energetische Weiterentwicklung der Gebäude und des gesamten Stadtteils unter Wahrung der architektonischen und städtebaulichen Qualitäten des Stadtteils voranzutreiben. Umsetzungsstand: Mit Fördermitteln der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) wurde 2014/2015 ein integriertes energetisches Quartierskonzept für Detmerode erstellt, um aufzuzeigen, welche technischen und wirtschaftlichen Energieeinsparpotenziale im Quartier bestehen und welche konkreten Maßnahmen ergriffen werden können, um kurz-, mittel- und langfristig CO2-Emissionen zu reduzieren. Bei der Konzepterstellung wurden alle relevanten Akteure aktiv eingebunden, um gemeinsam getragene Ansätze zu ermöglichen. Insgesamt können in Detmerode unter besonderer Berücksichtigung städtebaulicher, denkmalpflegerischer, baukultureller, wohnungswirtschaftlicher und sozialer Belange bis 2030 etwa 17 % Primärenergie und 24 % der anfallenden CO2-Emissionen eingespart werden. Bis 2050 sind Primärenergieeinsparungen von bis zu 26 % und eine Verringerung der CO2- Emissionen um 37 % möglich. Anhand der ermittelten Potenziale wurden umsetzungsscharfe Handlungsmaßnahmen entwickelt, die in einem nächsten Schritt kontinuierlich umzusetzen sind. Bei der Umsetzung der Maßnahmen ist auch die Wolfsburger EnergieAgentur als kompetente Beratungsstelle miteinzubeziehen. 2.1.7   Vernetzte Quartiere für den Zukunftsraum Wolfsburg Zielsetzung: Gemäß Wohnbauoffensive sollen bis 2020 ca. 6.000 neue Wohneinheiten innerhalb der Stadtgrenzen geschaffen werden. Im Osten des Stadtgebietes entstehen drei neue Wohnquartiere (Hellwinkel Ost, Steimker Gärten und Nordsteimke/Hehlingen), die einen Lückenschluss zwischen den Bestandsgebieten Hellwinkel, Reislingen und Nordsteimke bilden. Die Stadtverwaltung beabsichtigt im Rahmen des Masterplans 2020 auf verschiedenen Maßstabsebenen (Gebäude, Block, Quartier) zukunftsorientierte Pilotprojekte mit ganzheitlicher Zielsetzung und ambitionierten Ansprüchen im Bereich Klimaschutz zu realisieren. Umsetzungsstand: Die Stadtverwaltung führt gemeinsam mit der TU Braunschweig das Forschungsprojekt „Zukunftsraum Wolfsburg 2050“ durch, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert wird. Auf Basis innovativer, dezentraler Versorgungskonzepte wird die Entwicklung eines übergreifenden Konzepts für die ganzheitliche und vernetzte Energie- versorgung der neuen östlichen Wohnquartiere verfolgt. Das Projekt bringt die Akteure im Stadtplanungsprozess, Stadtwerke Wolfsburg AG, Wolfsburg AG, VOLKSWAGEN Kraftwerk, Volkswagen Immobilien, Neuland sowie VOLKSWAGEN Zukunftsforschung zusammen. Das Konzept soll in Leuchtturmprojekten umgesetzt werden. Projektlaufzeit des Forschungs- vorhabens ist von August 2015 bis Juli 2019.
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