5129_Waltershausen_Erluterungen.pdf
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Seebachfelsen Friedrichroda Porphyr Kugeln ( Schneekopfkugeln )“
Dteilu ‚ng > Be Erläuterungen“ 0. N 662 zur geologischen Karte von Preußen und benachbarten Bundesstaaten Lieferung 183 Blatt Waltershausen- Friedrichroda Gradabteilung 70 (Breite 51°/50°, Länge 28°/29°), Nr. 8 Geologisch aufgenommen 1891—1894 von R. Scheibe unter Benutzung der Vorarbeiten von E. Weiß Erläutert 1923 von E. Zimmermann unter Benutzung der Vorarbeiten von R. Scheibe BERLIN Im Vertrieb bei der Geologischen Landesanstalt Berlin N. 4, Invalidenstraße 44 1924
BEZIRKSSTELLE FOR Genie" ses Ratos des Barirken D-" “. a gi: 7 Im 4 f Blatt Waltershausen- - Friedrichroda Gradabteilung 70 (Breite 51 °/50°, Länge 28°/29°), Nr. 8 Geologisch aufgenommen 1891—1894 von R. Scheibe unter Benutzung der Vorarbeiten von E. Weiß Erläutert 1923 von E. Zimmermann unter Benutzung der Vorarbeiten von R. Scheibe
Allgemeiner landschaftlicher und geologischer Überblick Das Blatt Friedrichroda gehört in seiner Südhälite dem nordwest- lichen, landschaftlich zu Deutschlands Perlen zählenden Thüringer Wald- gebirge, in der Nordhälfte dem hügeligen ebenfalls noch reizvollen und weiterhin dem flachen ziemlich öden Vorlande an. Die — geologisch noch schärfer als landschaftlich — ausgeprägte Grenze beider Gebiete ver- läuft in etwa 420—475 m Höhe von Westnordwest nach Ostsüdost über die auch als Ausgangspunkte für den Besuch des Gebirges wichtigen Orte Cabarz, Großtabarz, Friedrichroda, Engelsbach, Catterfeld und Georgen- thal. In der Westhälfte des Blattes bleibt das Vorland überall, bis auf Reinhardsberg und Finstere Tanne, unter 475 m; das Gebirge dagegen erreicht hier schon in geringer Entfernung vom Rande rasch 700 m und weiterhin in dem höchsten Berge des Blattes, im Großen Jagdberg, 810 m Höhe. In der östlichen Blatthälfte liegen dagegen weite Gebirgsteile, die Tambacher Mulde bildend, unter 500 m und erheben sich gegen Westen nur allmählich, nach Osten und Südosten etwas rascher, während das nächste Vorland, z. B. im Ziegelbergrücken, erheblich über die Catterfeld- Altenbergener Senke ansteigt, sodaß hier die Rollen von Gebirge und Vor- land beinahe vertauscht erscheinen. Gebirge und Vorland sind in ihrem geologischen Bau grundverschieden; das erstere ist aus Sedimenten und Eruptivgesteinen des Rotliegenden und etwas Granit zusammengesetzt; das Vorland besteht aus Trias und Quartär- ablagerungen. Die Grenzzone bildet ein schmales Band von Schichten der Zechsteinformation. Das Vorland gliedert sich weiterhin in die fast durch- gängig bewaldeten „Vorberge“ (mehr oder minder steilgestellte Buntsand- stein- und Muschelkalkschichten bis zum Unteren Keuper) und in das tiefe und flache Feld- und Wiesengebiet des Hörselgaubeckens, mit Mittlerem Keuper im Untergrunde und einer Decke von Diluvium und Alluvium. Die durch oft schluchtartige Täler vielgegliederten Vorberge bilden also ein Übergangsglied, das dem geologisch ungeschulten Laien z. T. schon als Stück des Gebirges selbst erscheinen mag; durch die weiten flachen Niederungen einiger Haupttäler, bei Friedrichroda, Reinhardsbrunn, Tabarz und Cabarz trägt es aber den Charakter der Beckenlandschaft. Der Gebirgsanteil gliedert sich von Westen nach Osten in drei Teile: Der westliche Teil gehört schon zu dem Gebirgsstock des Insels- bergs (Bl. Ruhla) und ist durchgängig mit Hochwald bedeckt; in ihm erheben sich, von dem 425—490 m hoch gelegenen nördlichen Gebirgs- rande aus, zunächst sehr rasch ansteigend und dann bis nahe zum Süd- rand zwischen 600 und 800 m Höhe verharrend, ansehnliche Berge, teils runde Kuppen, teils breite oder schmale Rücken, die meist durch die zahl- reichen, mächtigen und mannigfaltigen, dem Rotliegenden hier eingelagerten Eruptivgesteine gebildet und in ihrer Längsrichtung von deren Streich- richtung im Wesentlichen bestimmt werden. Gewaltige Felsenburgen und -türme ragen besonders aus den unteren Wandteilen des Laucha- und Un- geheuren Grundes empor, 1*
4 Blatt Waltershausen-Friedrichroda Ohne Rücksicht auf den einzelnen Bau des Gebirges streben die Haupttäler (Laucha, Ungeheurer Grund, Friedrichröder Grund, Kaltes Wasser) möglichst geradlinig dem nördlichen und dem südlichen Gebirgs- rande zu, in tiefen engen, fast stets eines Talbodens entbehrenden Schluchten. Dieser aus Unter- und Mittelrotliegendem um einen Granitkern herum gebildete Gebirgsteil reicht von Westen her bis zu einer bogenförmigen, nach Ost offenen Linie Körnberg— Münchengirn—Birkheide und schließt hier an einem von der unteren Stufe des Oberrotliegenden gebildeten, zusammen- hängenden, nur einmal (von der Kl. Leina) unterbrochenen Bergwall ab. Der mittlere Teil, der mit dem ebengenannten 570—638 m hohen Randwalle beginnt, wird wesentlich aus oberrotliegenden Schichtgesteinen aufgebaut. Wie er landschaftlich ein weites flaches tiefgelegenes Becken, das Tambacher Becken, bildet, so bilden seine Gesteine geologisch eine weite sehr flache Mulde, die Tambacher Mulde, die nur an ihrem Nord- rande, von Engelsbach bis Georgenthal, kleine Störungen durch einige Inseln älteren Gebirges (Porphyre und Porphyrite) erfährt, die aber land- schaftlich nicht hervortreten. Die Berggipfel im Innern des Beckens er- reichen z. T. nur 470 bis 490 m Höhe; die Gipfelflächen selbst sind teils flache Kuppeln oder Rücken, öfter etwas schräg gestellte Plateaus. Die Täler sind in ihren Fußteilen oft schluchtartig, aber niedriger als im Westteile, nicht selten weithin von senkrechten Felsmauern gebildet (Hain- felsen u. a.). Von den umrahmenden Höhen aus, z. B. vom Steinbühl (etwa Punkt 583,4) bei Finsterbergen oder vom Regenbergstein oder vom Steigerhaus (an der alleräußersten Südostecke des Blattes), hat man herr- liche Ausblicke über dieses Becken mit den behaglich darin eingebetteten Orten Finster- und Altenbergen. Der sehr kleine dritte Teil nimmt nur die äußerste Südostecke des Blattes ein. In ihm steigt das Gelände wieder gebirgig (auf unserm Blatte nur erst bis 650 m an der Steigerwand) empor, um sich dann dem Gebirgsstock des mittleren, höchsten Thüringer Waldes bei Oberhof anzuschließen. Zahlreiche und mächtige Quarzporphyre des Mittelrot- liegenden bedingen diese Erhebung, die aber — wenigstens hier — frei von Felsbildungen ist. Der Kamm des Gebirges mit dem Rennsteig durchschneidet den süd- westlichen Teil des Blattes; von Blatt Tambach am Streitgirn in 730 m Höhe übertretend, verläuft er zunächst, dem Zuge des merkwürdigen Hühnberg-Diabases folgend, nordwärts über den Spießberg bis nahe zum Heuberghaus, von diesem aus in Ostwest-Richtung zum Westrande des Blattes am Gr. Jagdberg in 811 m Höhe. Am Kreuz (700 m) und am Heuberghaus (688 m), wo er bedeutende Einsattelungen erleidet, wird er von wichtigen Straßenzügen quer überschritten. Das zwischen Gebirge und Vorbergen ausstreichende Grenzlager von Zechstein bildet in der Regel nur ein sehr schmales, oft nicht 100 m breites Band, welches z.T. unter Schutt verborgen, z. T. von einer schmalen Längs- rinne und einem ebenso schmalen parallelen Längsrücken von unbedeutender Größe gebildet ist und sich oft nur durch seine abweichende Kalkflora verrät. Die Vorberge bedecken einen Landstreifen, der von 4 km Breite im Westen sich nach Osten auf 2 km verschmälert; diese Verschmälerung betrifft in erster Linie den Buntsandstein, während der Muschelkalk sich umgekehrt von Nordwesten nach Südosten in seiner Breite, wesentlich
Allgemeiner landschaftlicher und geologischer Überblick 5 infolge von Lagerungsstörungen, verdoppelt. Die Schichten streichen in der Thüringer Wald-Richtung von Westnordwest nach Ostsüdost und fallen nach Nord bezw. Nordnordost ein. Die Ausstriche der wider- standsfähigsten Gesteine sind zu Längsrücken und selbst schmalen Berg- kämmen, die der weicheren zu Einsenkungen oder Einebnungen, die Land- schaft also zu einer Schichtenkammlandschaft geworden. Eine erste Längseinsenkung bildet am Fuße des Gebirges entlang der untere Teil des Unterbuntsandsteins, eine zweite der Röt; beide Furchen sind in der westlichen Blatthälfte bis Engelsbach + deutlich zu verfolgen; weiter nach Ostsüdost ist die südliche Furche südwärts in den Randstreifen des Oberrotliegenden verlegt, die nördliche ist durch eine Verwerfungszone am Südrande des Muschelkalkes ‚bedingt. Zwischen beiden Furchen bildet der Hauptteil des Buntsandsteins einen meist 430—480 m hohen steitwandigen Rücken (Ziegelberg 518 m), in der Westhälfte des Blattes 2, z. T. 3 ungefähr parallele Hügelzüge (Reinhardsberg—Finstere Tanne (520)— Tabarzer— Töpfersberg, bezw. Steinforst—Hohe Wurzel—Mittelberg, Gemeindekopf—Sommerberg, bezw. Ziegelberg—Eichberg—Strimels Berg). Zwischen Friedrichroda und Engels- bach setzen diese Längsrücken infolge von (im einzelnen schwer nachweis- baren) Lagerungsstörungen aus. Die Buntsandsteinberge ähneln durch ihre dichte Nadelholzbeforstung und ihre engen, steilen Schluchten denen des Gebirges, sind aber frei von Felsbildungen. Im Gegensatz zum Ge- birge haben hier die Haupttäler schon eine erheblichere Breite (bei Tabarz, Cabarz, Reinhardsbrunn und Friedrichroda), die von Feldern, Wiesen und dem Reinhardsbrunner Schloßpark eingenommen wird. Einen zweiten Längsrücken, mit von Südwesten her schrofi auf- steigendem, schmalen Felsenkamm, erzeugt der steilstehende Untere Muschelkalk in der nordwestlichen Blattecke: den Waltershäuser Höhenzug mit dem Ziegen-, Burg- und Geitzenberg, Wachkopf und Hochrück, die Fortsetzung des Großen Hörselberges von Blatt Wutha. — Vom Hoch- rücken verläuft er bei immer steil bleibendem Südwest- bezw. Südabfall, aber flacherer Lagerung mehr ostsüdostwärts über den Dachsberg bis zum Dammberg, er ist hier im Einzelnen schon ziemlich zerstückelt in- folge von Längsstörungen und leichten Querfaltungen und Querstörungen, die von Bachläufen zu den heutigen Quertälern ausgearbeitet worden sind. Wegen ihrer Steilheit und des felsigen Untergrundes sind die Berge meist mit Nadelwald bestanden, Burg- und Ziegenberg tragen Laubwald und reiche Kalkflora. Ein dritter, erst in der Osthälfte des Blattes kräftig entwickelter Längsrücken (Lämmerweide, Geiersberg 436) wird von der Unterstufe des Oberen Muschelkalkes gebildet; einen niedrigen (10—15 m), aber scharf ausgeprägten Steilrand (Ödiand mit Triften oder Wald) kehrt er nach Süden einer in den weichen Gesteinen des Mittleren Muschelkalkes ausgearbeiteten von Feldern und Wiesen eingenommenen Längsfurche zu. Den recht gleichmäßig sanften, von Feldern und Obstgärten bedeckten Nordost-Abhang des Rückens bildet über das ganze Blatt hin die Ober- stufe des Oberen Muschelkalkes. Nach Nordosten schließt sich an die durch den Ausstrich des Unter- keupers bezeichnete Grenzzone der Vorberge das Hörselgaubecken an, eine weite fruchtbare, von Feld und — in ihren tieferen, früher
6 Blatt Waltershausen-Friedrichroda sumpfigen Teilen — von Wiesen eingenommene Niederung, die von 330 m Höhe im Nordwesten nach Osten im Boxberg bis 355 m, im Adolfsrod bis 395 m aufsteigt. Der niedrigste Punkt liegt am Nord- rande des Blattes in einem Teich bei Wahlwinkel in 315 m Höhe. Die Niederung, ein großes fruchtbares Ackerbaugebiet, wird von ganz flach gelagertem Keuper eingenommen, dessen Schichten sich nach Südwesten und Osten und (außerhalb der Blattgrenze) nach Norden äußerst sanft heraus- heben. In diese weichen Gesteine haben die aus dem Gebirge kommenden Flüsse wiederholt in der Diluvialzeit breite Täler eingeschnitten und. in diesen dann wieder mächtige Schotter abgelagert, die nın wiederum in einzelne Hochflächenstücke oder Terrassen zerschnitten sind. Hierbei fällt auf, daß die rechten Talwände in der Regel die höheren und steileren sind und meist den Keuper anstehend zeigen, daß dagegen an den linken flachen Abhängen Lehmdecken den Schotter wie den Keuper überziehen. Zusammenfassend kann man sagen, daß von Westen und Süd- westen nach Nordosten hin Granit, Rotliegendes, Zechstein, Buntsand- stein, Muschelkalk und Keuper in regelrechter Reihenfolge, wenn auch nicht ohne Schichtlücken und Lagerungsstörungen, auf einander folgen, die ältesten Bildungen dabei die höchsten, die jüngsten aber die tiefsten Teile einnehmen. Die allgemeine Senkung nach Nordosten ist in zwei schmalen Nordwest— Südost gerichteten Streifen, in denen jetzt Zechstein einerseits, Muschelkalk andererseits zu Tage streichen, besonders groß. Hier bilden die besonders steil gestellten Schichten je eine gewaltige Kniefalte oder Flexur; die Steilstellung geht streckenweise sogar in Über- kippung über, ist mehrfach von Spaltenbildung ohne oder mit Ver- schiebung der Schollen gegeneinander (Verwerfungen) begleitet, und im Gebirgsteile sind manche dieser Spalten mit Mineral- und Erzgängen wieder ausgefüllt. Im Gebirgsteile selber bilden die 3 Rotliegend-Stufen eine Mulde mit etwa Nordsüd streichender, flach nach Nord ein- fallender Achse, im Vorlandteil die oberen Triasschichten desgleichen eine flache Mulde, mit Nordwest—Südost streichender, sehr flach nach Nordwest einfallender Achse. Alle die genannten jüngeren Schichten haben einstmals über das Rotliegende des Thüringer Waldes hinweg mit den entsprechenden Schichten seines südlichen Vorlandes zusammen- gehangen. Nimmt man als Mindesthöhenlage des jetzt durch Abtragung verschwundenen Zechsteins über dem heutigen Gebirge etwa 1000 m an ‘und zieht in Betracht, daß sein Ausstreichen am Gebirgsrande in 450 m, bei Reinhardsbrunn unter dem Buntsandstein bei + 125 m NN., bei Cum- bach in — 220 mNN. liegt, so ergibt sich, daß das Gebirge sich über die Vorberge mindestens 550 m, über das Hörselgaubecken 1220 m heraus- gehoben hat, bezw. diese Schollen sich vom heutigen Gebirge um die genannten Beträge abgesenkt haben. Andererseits haben ursprünglich noch mindestens 900 m Zechstein und Trias auf dem Gebirge gelegen und sind ebenso wie noch gewaltige Massen des Rotliegenden abgetragen worden. Man nimmt neuerdings an, daß die Herausbildung des Gebirges (die Schollenverschiebung gegeneinander) und damit auch die Abtragung der höheren Schollen schon vor der Tertiärzeit, vielleicht schon am Ende der Jurazeit begonnen hat; aber erst aus der Diluvialzeit sind in den Schotterlagern erkennbare Erzeugnisse der gewaltigen Abtragung erhalten geblieben, die in der Gegenwart noch fortdauert.
Die Gewässer 7 Die Gewässer Das Gebirge ist niederschlags- und bei seinem mannigfaltigen Gesteins- wechsel auch quellenreich; die Quellen entspringen gern auf Gesteins- grenzen, sowohl auf normalen wie auf Verwerfungen, auf der Gebirgs- randspalte z. B. die starke Quelle von Engelsbach. Die vom Kamme nach Süden und Westen abfließenden zahlreichen Bäche gehen durch das Kalte Wasser und die Schmalkalde der Werra zu; auch die am Nord- abhange abfließenden westlichen Bäche, die Laucha, das Badewasser, Schilfwasser und die Kleine Leina, die sich auf dem nördlichen Nachbar- blatte zur Hörsel vereinigen, gehören gegenwärtig dem Werragebiet an. Nur der stärkste, östlichste Fluß, die Apfelstädt, fließt durch die Gera der Unstrut, Saale und schließlich der Elbe zu; ursprünglich, und bis in die Diluvialzeit, ist aber auch die Hörsel mit ihren Nebenilüssen zur Elbe abgeflossen. Die Richtung der genannten Flußläufe geht im Allgemeinen unab- hängig von Gebirgsbau und Gesteinsbeschaffenheit quer zum Gebirgsrande und zu den Bergzügen des Vorlandes, und ebenso im wesentlichen quer zum Streichen der Schichten; geologisch und geograpisch sind die Täler also (mit Ausnahme kurzer Strecken von Schilfwasser und Kleine Leina) Quertäler und zwar der Schichtenneigung folgende konsequente oder Abdachungstäler. Die oben genannten Längstalzüge werden dagegen von einheitlichen größeren Wasserläufen nicht benützt, sind auf lange Strecken sogar wasserfrei. Die erste Anlage der Flußtäler muß also in eine Zeit zurückreichen, in der vom Gebirgskamm aus ein gleichmäßiger Abfall ins Flachland stattfand und Gebirgsrand wie Waltershäuser Höhen- zug aus diesem Abhange noch nicht herausgeschält waren. E. Philippi verlegte diese Zeit in das älteste Tertiär, vielleicht ist sie aber schon in die älteste Kreidezeit zu setzen. Als dann, vermutlich noch in der älteren Tertiärzeit, der Thüringer Wald sich, infolge Neubelebung der schon früher angelegten Lagerungsstörungen, weiter über das Vorland und dieses sich über das Flachland emporhob, mußten sich die Flüsse tiefer einschneiden, ohne daß sie dabei ihre alten Täler verlassen konnten. Im Gebirge, das schon damals, wahrscheinlich im Anschluß an eine tiefgehende Verwitterung, seine Flözgebirgsdecke eingebüßt hatte, erschöpfte sich, in dem nunmehr erreichten sehr festen Felsgefüge, ihre Kraft in der Vertiefung der Täler; zu einer Ausweitung, der Bildung einer Talsohle, reichte sie nicht aus und überall sehen wir die junge Erosion noch heute in lebhafter Tätigkeit. Ihrem Zusammenspiel mit den mannigfaltigen Felsgesteinen und ihrer verschiedenen Lagerung ist in erster Linie die Mannigfaltigkeit in der landschaftlichen Schönheit des Gebirges zu ver- danken. — In den Vorbergen aber mit ihren weicheren Oesteinen konnten
8 Blatt Waltershausen-Friedrichroda die inzwischen an Kraft gewachsenen Flüsse schon eher — und z. T. an- sehnliche — Talerweiterungen erzeugen und hier und da auch schon geringe Aufschüttungen. Aber erst das Beckenland weist — und zwar schon in der Diluvialzeit — weite Flußtäler und darin bedeutende Auf- schüttungen auf. Es wurde dadurch immer mehr zu einer weiten Niederung mit nur geringen Höhenunterschieden und niedrigen Wasser- scheiden. Bei der leichten Zerstörbarkeit ebensowohl der diluvialen wie der Keupergesteine war es hier den Flüssen ein leichtes, ihren Lauf zu ändern, benachbarte Läufe abzuzapfen und sich zu anderen Flußsystemen zu vereinigen. Hierbei ist ein allgemeines Bestreben, den nordöstlich gerichteten Wasserabfluß nach westlichen Richtungen abzulenken, in dem Hörselgaubecken unverkennbar und hat ja auch schon das ganze Hörsel- gebiet der Elbe geraubt und der Weser zugeführt. Bei Georgenthal hat man sogar künstlich (im Leinakanal) ohne besondere Hindernisse noch einen Teil des Apfelstedtwassers über die dortige niedrige Wasserscheide hinweg ins Nesse-, also aus dem EIb- ins Wesergebiet ableiten können. . An stehenden Gewässern besitzt das Blatt zahlreiche, durchweg künstlich angelegte Teiche, darunter die schönen von Schloß Reinhards- brunn. Die durch Auslaugung entstandenen Erdfälle im Bereich des Mittleren Muschelkalkes sind wasserleer. Auch die Siedlungen sind vom geologischen Bau des Gebietes ab- hängig. Das Oberrotliegende mit seiner flachen Lagerung und milden Gesteinsbeschaffenheit und tiefen Lage bietet z. B. in der Tambacher Mulde die Möglichkeit zur Anlage von Dörfern, die in den engen Tal- schluchten und auf den schmalen und hohen Berggipfeln des Mittel- und Unterrotliegenden fehlt. Die Hauptmenge der Siedlungen knüpft an den Oebirgsrand an (von Friedrichroda nach Engelsbach, Catterfeld, Georgenthal einerseits, sowie Reinhardsbrunn, Tabarz und Cabarz andrerseits) und hat sich jetzt hauptsächlich auf den Fremdenverkehr eingerichtet; eine zweite Reihe Siedelungen schließt sich an den Austritt der Gebirgstäler aus dem Waltershäuser Höhenzug in das Hörselgaubecken an (Walters- hausen, Rödichen, Ernstroda, Schönau). Einige Industrie, die aber nicht an den Boden geknüpft ist, findet sich nur in Waltershausen, Friedrich- roda, Tabarz und Georgenthal, im übrigen ist Land- und Forstwirtschaft die Hauptbeschäftigung der Bewohner. Früher war Friedrichroda eine Zeit lang durch seinen Bergbau berühmt.
Geologische Einzelbeschreibung 9 Geologische Einzelbeschreibung I. Granit (Granitit, meist porphyrartig) Grg Granit kommt von seinem größeren Gebiet auf Blatt Ruhla nur an den Lauchaquellen ein wenig auf Blatt Friedrichroda herüber und erhebt sich hier im Kleinen Weissenberg bis 700 m Höhe. Er ist sehr hellgefärbt, weiß bis schwachrosa oder rotfleckig, seltener grau, teils gleichmäßig mittel- körnig, teils porphyrartig durch unscharf begrenzte, bis 2 cm große Orthoklase verschiedener, oft nebeneinander auftretender Färbung. Plagioklas ist spärlich vorhanden, ebenso auch oft der Biotit, dieser ist nicht selten rubellanartig zersetzt, verbogen und verquetscht. Bei der Verwitterung zu Grus zerfallen die glimmerarmen aplitähnlichen Ab- änderungen schwerer als die glimmerreicheren und walten darum vor diesen meist auch unter den Geröllen in den Konglomeraten des Rot- liegenden und in den Diluvialschottern vor. . Große Blöcke und Fels- bildungen machen sich nicht auffällig. ll. Das Rotliegende Das Rotliegende, auf einer in der Carbonzeit durch festländische Abtragung gebildeten unebenen Unterlage auflagernd, besteht aus einer sehr mächtigen Folge von konglomeratischen, Sandstein- und Schiefer- tonschichten, Tufflagern und zahlreichen verschiedenartigen Eruptiv- gesteinen. Wie die Versteinerungen beweisen, ist es auf dem Festland in Strömen und Süßwasserbecken, z. T. wohl auch auf trockenem Boden abgelagert. Seine Einzelglieder sind manchmal auf sehr kleine Flächen und schmale Streifen beschränkt, manchmal auf viele Kilometer ausgedehnt; ebenso schwanken deren Mächtigkeiten erheblich. Die durch örtliche Zer- störungen und Neubildungen immer von neuem erzeugten Unebenheiten des Untergrundes wurden durch die mit den Fruptionen verbundenen vulkanischen Erdbeben und Schollenverschiebungen noch erhöht. Jüngere Bildungen liegen daher oft übergreifend ungleichmäßig auf viel älteren auf. Lebhafte vulkanische Tätigkeit fand einmal bei Beginn des Thüringer Rotliegenden, dann in seiner Mitte statt, in der Zwischenpause ruhte sie, ebenso wie die Schlußperiode eruptionsfrei war. Hiernach und nach einigen faunistischen und floristischen Verhältnissen hat man das Thüringer Rotliegende folgendermaßen gegliedert: l. Unteres Rotliegendes a) Gehrener Stufe (ru 1) mit mächtigen Eruptivlagern, (Manebacher Stufe (ru 2) ohne Eruptivlager, auf Blatt Friedrich- roda fehlend).
10 Blatt Waltershausen-Friedrichroda 2. Mittleres Rotliegendes b) Goldlauterer Stufe (rm 1) meist ohne, auf Blatt Friedrichroda mit‘) einigen Eruptivlagern, c) Oberhöfer Stufe (rm 2) mit zahlreichen Eruptivlagern. 3. Oberes Rotliegendes d) Tambacher Stufe (ro) ohne Eruptivlager. R. Scheibe hat versucht, aus den verschiedenen Einzelprofilen eine ideale Gesamtreihenfolge der Rotliegendbildungen auf Blatt Friedrichroda aufzustellen, sein nachstehendes Ergebnis ist auch der Farbenerklärung der Karte zugrunde gelegt. Unterlage: Granit. I. Gehrener Stufe. 1. Grobe Arkose, graue Sandsteine, graue und schwarze Schiefer- tone mit Steinkohle an der Stollenwand (am Kalten Wasser in der Südwestecke des Blattes), im oberen Lauchagrund, im Weißen Graben und am Gr. Jagdberg (ru I «, abgekürzt «). 2. Kugelig abgesonderter Porphyrittuff an der Stollenwand (£). 3. Porphyrit in verschiedenen Abänderungen, meist Glimmer- porphyrit, an der Stollenwand, Löbesberg, am Heisterbach, Bärenbruch, westlich unter dem Simmetsberg; bei Georgen- thal (9). 4. Quarzporphyr mit großen Einsprenglingen (Typus Meyers- grundporphyr) am Südhang des Gr. Jagdberges (P>e0). 5. Breccien, feintrümmerige Tuffe, Tonsteine und Sandsteine am südlichen Weißenberg, am Südhange des Gr. Jagdberges, west- lich unter dem Simmetsberg, am Bärenbruch (6). 6a.2) Dichter einsprenglingsarmer fluidaler Porphyr (Typus Torstein und Haderholzstein) vom südlichen Weißenberg, Löbesberg, Heisterbach, Gr. Jagdberg, Wilde Wand, Torstein, Bärenbruch, Aschenberg, Simmetsberg, Trief- und Falkenstein (Pe; braunrot mit linksschrägen Schraften). 6b. Glimmerführender porphyritähnlicher Porphyr an der Damen- wiese (Pg). 7. Brockentufie, Tonsteine, Arkosen, Sandsteine; vom Aschen- berge und Aschental (e). 8. Melaphyr; von der Ebertsheide nördlich vom Grauen Stuhl, von der Damenwiese, vom Aschenberg, Übelberg, Lindenberg und Rotenberg (M). In stark abweichender und übergreifender Lagerung folgt hierauf die II. Goldlauterer Stufe, und zwar: 9. Graue, z. T. kalkhaltige Sandsteine, graue und schwarze Schiefertone, z. T. mit Kalkknollen, untergeordnet rötlich- ') Nach der auf der Karte und deren Farbenerklärung zum Ausdruck gebrachten Auffassung, der wir nachstehend zunächst folgen. Vergleiche jedoch hierzu Seite 30. ”) Die als a, b, c, usw. unter derselben Zahl zusammengefaßten Gebilde werden als gleichalterig betrachtet oder bilden eine Gesamtheit, innerhalb deren eine weitere Altersbestimmung nicht möglich ist. Die Reihenfolge der Buchstaben soll also auch nicht etwa eine Altersfolge andeuten,