REB2014

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Übersicht der Waffenexporte und Exportländer der letzten 10 Jahre

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Rüstungsexportbericht 2014 Bericht der Bundesregierung über ihre Exportpolitik für konventionelle Rüstungsgüter im Jahre 2014
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Impressum Herausgeber                                            Das Bundesministerium für Wirtschaft und Bundesministerium für Wirtschaft                       Energie ist mit dem audit berufundfamilie® für und Energie (BMWi)                                     seine familienfreundliche Personalpolitik Öffentlichkeitsarbeit                                  ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von 11019 Berlin                                           der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative der www.bmwi.de                                            Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. Text und Redaktion Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) Öffentlichkeitsarbeit 11019 Berlin www.bmwi.de Gestaltung und Produktion PRpetuum GmbH, München Stand Mai 2015 Druck BMWi                                                   Diese und weitere Broschüren erhalten Sie bei: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Referat Öffentlichkeitsarbeit Bundes­ministeriums für Wirtschaft und Energie.        E-Mail: publikationen@bundesregierung.de Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum         www.bmwi.de Verkauf bestimmt. Nicht zulässig ist die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informationsständen     Zentraler Bestellservice: der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder       Telefon: 030 182722721 Aufkleben von Informationen oder Werbemitteln.         Bestellfax: 030 18102722721
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Rüstungsexportbericht 2014 Bericht der Bundesregierung über ihre Exportpolitik für konventionelle Rüstungsgüter im Jahre 2014
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2 Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung...................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................4 I. Zum deutschen Exportkontrollsystem für Rüstungsgüter........................................................................................................................................................................................................................................................................................8 1. Deutsches Exportkontrollsystem....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................8 2. Leitlinien für die Genehmigung von Rüstungsexporten....................................................................................................................................................................................................................................................................................................9 II. Deutsche Rüstungsexportpolitik im internationalen Rahmen............................................................................................................................................................................................................................................................. 12 1. Abrüstungsvereinbarungen.........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................12 2. Waffenembargos..............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................12 3. Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU.................................................................................................................................................................................................................................................................................................................12 4. EU-Richtlinie zur innergemeinschaftlichen Verbringung von Verteidigungsgütern.......................................................................................................................................................13 5. 	Rahmenabkommen über Maßnahmen der Erleichterung der Umstrukturierung und Tätigkeit der europäischen Rüstungsindustrie..............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................13 6. Wassenaar-Arrangement......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................13 7. VN-Waffenregister..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................14 8. Internationale Diskussion über Kleinwaffen und leichte Waffen....................................................................................................................................................................................................................................................15 9. Vertrag über den Waffenhandel – „Arms Trade Treaty“....................................................................................................................................................................................................................................................................................................16 10. Outreach-Aktivitäten.......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................17 III. Genehmigungen zur Ausfuhr von Rüstungsgütern sowie Kriegswaffenausfuhren............................................................................................................................................................... 19 1. Genehmigungen zur Ausfuhr von Rüstungsgütern (Kriegswaffen und sonstige Rüstungsgüter)...........................................................................................19 a) Einzelgenehmigungen................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................20 b) Sammelausfuhrgenehmigungen.................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................22 c) 		Abgelehnte Ausfuhranträge.......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................23 d) Wichtigste Bestimmungsländer....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................23 e)		 Verteilung der Einzelgenehmigungen auf Ausfuhrlisten (AL)-Positionen....................................................................................................................................................................................................23 f)		 Ausfuhrgenehmigungen in den Jahren 2004 bis 2014...............................................................................................................................................................................................................................................................................................25 g) Anteil der Genehmigungswerte für Kriegswaffen 2014.........................................................................................................................................................................................................................................................................................26 h) Kleinwaffengenehmigungen 2004 bis 2014..............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................26 i) 		 Genehmigungen für Vermittlungsgeschäfte 2014.................................................................................................................................................................................................................................................................................................................32 2. Ausfuhr von Kriegswaffen................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................33 a)		 Kriegswaffenausfuhren im Berichtsjahr 2014....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................33 (1) Bundeswehrausfuhren.................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................33 (2) Kommerzielle Ausfuhren.......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................33 b)		 Kriegswaffenausfuhren in den Jahren 2004 bis 2014...................................................................................................................................................................................................................................................................................................34 3. Deutscher Rüstungsexport im internationalen Vergleich.........................................................................................................................................................................................................................................................................................35
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I N H A LT S V E R Z E I C H N I S                                                                                                                          3 Anlagen 1a	Politische Grundsätze der Bundesregierung für den Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern.........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................36 1b Grundsätze der Bundesregierung für die Ausfuhrgenehmigungspolitik bei der Lieferung von Kleinen und Leichten Waffen, dazugehöriger Munition und entsprechender Herstellungs­ausrüstung in Drittländer............................40 2 Gemeinsamer Standpunkt der EU.........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................42 3 Vertrag über den Waffenhandel (Arms Trade Treaty – ATT)................................................................................................................................................................................................................................................................................48 4 Ausfuhrliste Teil I...........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................58 5 Kriegswaffenliste.............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................81 6 Waffenembargos im Jahr 2014............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................83 7 Wichtigste Bestimmungsländer im Jahr 2014..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................84 8 Ausfuhrgenehmigungen nach Ländergruppen und Ländern im Jahr 2014....................................................................................................................................................................................................90 9 Sammelausfuhrgenehmigungen (SAG) im Jahr 2014..........................................................................................................................................................................................................................................................................................................119 10 Vermittlungsgeschäfte nach Ländern im Jahr 2014.................................................................................................................................................................................................................................................................................................................120 11 Gemeldete Exporte von Kleinwaffen und leichten Waffen an das VN-Waffenregister im Jahr 2014.......................................................................121 12 Liste des Entwicklungsausschusses der OECD über Entwicklungsländer und -gebiete....................................................................................................................................123
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4 Zusammenfassung Der Rüstungsexportbericht der Bundesregierung gibt dem       systematischen Menschrechtsverletzungen missbraucht Deutschen Bundestag und der Öffentlichkeit ein umfassen-     werden“, wird eine Genehmigung grundsätzlich nicht er- des Bild über die deutsche Rüstungsexportpolitik – auch im   teilt. Dabei wird auch das Verhalten des Landes in der Ver- internationalen Rahmen – und informiert über die erteilten   gangenheit im Zusammenhang mit der Verwendung von Genehmigungen zur Ausfuhr von Rüstungsgütern und             Rüstungsgütern berücksichtigt. Besteht kein hinreichender die tatsächlichen Ausfuhren von Kriegswaffen im zurück-      Verdacht einer missbräuchlichen Verwendung, prüft die liegenden Berichtsjahr. Zum zweiten Mal legt die Bundes­     Bundesregierung den Fall unter Abwägung aller Umstände, regierung hiermit den Rüstungsexportbericht bereits vor      einschließlich der außen- und sicherheitspolitischen Inter- der Sommerpause vor.                                         essen Deutschlands, in dem betreffenden Land und der Re- gion. Derartige Abwägungen sind auch in anderen EU- und Mehr Transparenz                                             NATO-Ländern üblich. Zur Verbesserung der Transparenz bei Rüstungsexporten        Am 24.12.2014 ist der Vertrag über den Waffenhandel wurde am 15. Oktober 2014 erstmals ein Zwischenbericht       („Arms Trade Treaty“) in Kraft getreten Die Bundesregie- zur Genehmigung von Rüstungsexporten im ersten Halb-         rung hatte bereits am 02. April 2014 bei den Vereinten jahr 2014 vorgelegt. Damit entspricht die Bundesregierung    Nationen die Ratifikationsurkunde hinterlegt. Mit diesem den Wünschen von Parlament und Öffentlichkeit nach           Vertrag werden erstmals international verbindliche Regeln mehr Transparenz in diesem Politikbereich. Nach den von      für den Export von Rüstungsgütern festgelegt. Die Bundes- der Koalition beschlossenen neuen Transparenzregeln wer-     regierung beteiligt sich auch an Outreach-Maßnahmen den in Übereinstimmung mit dem Urteil des Bundesverfas-      der Europäischen Union im Kontext des Vertrags über den sungsgerichts vom 21. Oktober 2014 (2 BvE 5/11) außerdem     Waffenhandel sowie des Wassenaar Arrangements, um die abschließenden Genehmigungsentscheidungen des            Drittstaaten die Standards und Verfahren näher zu bringen. Bundessicherheitsrates (BSR) gegenüber dem Parlament of- fengelegt. Das Parlament ist bereits mehrfach über abschlie- Verstärkte Regulierung bei Kleinwaffen ßende Genehmigungsentscheidungen des BSR unterrichtet worden. Die Bundesregierung hat jeweils die wesent­lichen    In internen und grenzüberschreitenden Konflikten führen Gründe für die getroffenen Entscheidungen im Ausschuss       der Einsatz von Kleinwaffen und leichten Waffen zu den für Wirtschaft und Energie des Deutschen Bundestages er-     weitaus meisten Opfern. Der Großteil der Kleinwaffenopfer läutert. Ferner hat die Bundesregierung im Jahr 2014 auf     wird allerdings durch kriminelle Gewaltverbrechen verur- parlamentarische Anfragen eine Vielzahl von Aspekten der     sacht. Besonders anfällig sind dafür Entwicklungsländer Rüstungsexportpolitik näher erläutert. Auch dadurch wur-     und Gesellschaften mit einem hohen Gewaltniveau, in de- de die Transparenz in diesem sensiblen Politikbereich deut-  nen Kleinwaffen häufig von korrupten staatlichen Akteuren lich verbessert.                                             und durch international operierende Waffenvermittler bil- lig illegal beschafft werden können. Nationale Kontrollme- Zurückhaltende Rüstungsexportpolitik                         chanismen sind in diesen Staaten zumeist wenig entwickelt. Oft behindert die missbräuchliche Verwendung von Klein- Die Bundesregierung verfolgt eine zurückhaltende Rüs-        waffen die wirtschaftliche und soziale Entwicklung und tungsexportpolitik. Die Politischen Grundsätze der Bundes-   trägt vielfach zu einer gewaltsamen Eskalation von Konflik- regierung aus dem Jahr 2000, der Gemeinsame Standpunkt       ten bei. Die Bundesregierung legt deshalb besonders stren- der EU aus dem Jahr 2008 sowie der Vertrag über den Waf-     ge Maßstäbe an die Genehmigungserteilung für Exporte fenhandel geben den Rahmen für die Genehmigungspraxis        von Kleinwaffen in Drittstaaten, insbesondere Entwick- der Bundesregierung vor. Die Beachtung der Menschen-         lungsländer, an, um solche missbräuchlichen Verwendun- rechte im Empfängerland spielt bei der Entscheidungsfin-     gen deutscher Kleinwaffen zu verhindern. dung eine hervorgehobene Rolle. Die Politischen Grundsät- ze machen hier klare Vorgaben: Wenn „hinreichender Ver-      Zur Verbesserung der Kontrolle von Kleinwaffen hat die dacht“ besteht, dass die zu liefernden Rüstungsgüter „zur    Bundesregierung am 18. März 2015 die sog. Kleinwaffen- internen Repression oder zu sonstigen fortdauernden und      grundsätze beschlossen (Grundsätze für die Erteilung von
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Z U S A M M E N FA S S U N G 5 Genehmigungen für die Ausfuhr von Kleinen und Leichten                    der Sachverhalt geklärt und die Gefahr erneuter ungeneh- Waffen, dazugehöriger Munition und entsprechender Her-                    migter Reexporte ausgeräumt ist. So hat die Bundesregie- stellungsausrüstung in Drittländer). Dadurch soll das Risiko              rung im vergangenen Jahr Genehmigungen für Klein- und der Weiterverbreitung von Kleinwaffen deutlich gesenkt                    Leichtwaffen für bestimmte Länder ausgesetzt und be- werden. In den Kleinwaffengrundsätzen ist festgehalten,                   stimmte Unternehmen einer Zuverlässigkeitsprüfung un- dass bei der Ausfuhr von Technologie und Herstellungsaus-                 terzogen. rüstung grundsätzlich keine Genehmigungen im Zusam- menhang mit der Eröffnung neuer Herstellungslinien für                    Die Bundesregierung sucht gleichwohl nach Möglichkeiten, Kleinwaffen und Munition in Drittländern erteilt werden.                  das gegenwärtige System der Endverbleibskontrolle weiter Zudem findet für die Ausfuhr von Kleinwaffen in Drittlän-                 zu verbessern. Die ressortübergreifenden Beratungen dazu der der Grundsatz „Neu für Alt“ oder, in Fällen wo dies nicht             sind aufgenommen und im Gange. anwendbar ist, „Neu, Vernichtung bei Aussonderung“ An- wendung, wo immer dies möglich ist. Danach sollen Liefer-                 Genehmigungszahlen 2014 verträge so ausgestaltet werden, dass der Empfänger Klein- waffen, die er aufgrund der Neulieferung aussondert, ver-                 Der Inhalt des 16. Rüstungsexportberichts für das Jahr 2014 nichtet, um ihre Weiterverbreitung zu verhindern. Dieser                  lässt sich wie folgt zusammenfassen:1 Grundsatz kann fallweise auch auf andere Rüstungsgüter angewandt werden.                                                         Im Jahr 2014 ging der Gesamtwert der Genehmigungen für die Ausfuhr von Rüstungsgütern erheblich zurück. Dies galt Zu den weiteren wesentlichen Neuregelungen in den Klein-                  auch für Genehmigungen für Entwicklungsländer und bei waffengrundsätzen gehört das Erfordernis, über die schon                  Kleinwaffen. Ein Großteil der Einzelausfuhrgenehmigun- jetzt übliche Reexportklausel hinaus in der Endverbleibs­                 gen entfällt auf Schiffe und U-Boote, die zur Küstenvertei- erklärung die ausdrückliche Zusage zu machen, die Waffen                  digung und zur Bekämpfung der Piraterie eingesetzt wer- weder an andere Länder noch innerhalb des Empfänger­                      den. Eine Verletzung von Menschenrechten oder die Gefahr landes an andere als die genehmigten Empfänger ohne Zu-                   von Repressionen ist damit erkennbar nicht verbunden. stimmung der Bundesregierung weiterzugeben. Im Jahr 2014 wurden für Rüstungsgüter Einzelausfuhrge- Endverbleibskontrolle                                                     nehmigungen im Wert von insgesamt 3,974 Mrd. € erteilt (2013: 5,846 Mrd. €). Der Gesamtwert ist gegenüber dem Neben dieser Neuerung in den Kleinwaffengrundsätzen                       Vorjahr somit um rd. 1,8 Mrd. € zurückgegangen. Ein Anteil beinhaltet das deutsche System der Exportkontrolle für                    von rd. 39,5 % des Wertes der Einzelausfuhrgenehmigungen Rüstungsgüter eine sorgfältige Prüfung des Endverbleibs                   entfiel auf EU-, NATO- und NATO-gleichgestellte Länder der exportierten Rüstungsgüter. Dadurch soll sichergestellt               (2013: rd. 38 %), rd. 60,5 % auf Drittländer (2013: rd. 62 %). werden, dass Rüstungsgüter nicht an Empfänger geliefert                   Der hohe Anteil der Ausfuhrgenehmigungen in Drittländer werden, bei denen die Gefahr besteht, dass die Güter umge-                ergibt sich aus umfangreichen Genehmigungen nach Israel, leitet werden. Der Empfänger verpflichtet sich, durch die                 Singapur, in die Republik Korea und nach Saudi-Arabien. Abgabe von Endverbleibserklärungen den Verbleib der ex- portierten Rüstungsgüter sicherzustellen. Wenn Zweifel am                 Der Genehmigungswert in Höhe von 3,974 Mrd. € bezieht gesicherten Endverbleib beim Empfänger bestehen, werden                   sich auf Güter des Teils I Abschnitt A der Ausfuhrliste, also Ausfuhranträge abgelehnt. Soweit in wenigen Einzelfällen                  auf alle Rüstungsgüter, einschließlich der Kriegswaffen. eine Umleitung bekannt geworden ist, verfolgt die Bundes- regierung entsprechende Hinweise mit Nachdruck. Bei er-                   Einzelgenehmigungen für die Ausfuhr von Kriegswaffen wiesenen Verstößen gegen Endverbleibszusicherungen                        belaufen sich auf einen Gesamtwert von insgesamt 1,486 wird die Erteilung von Ausfuhrgenehmigungen für den be-                   Mrd. €, also ca. 37 % des Gesamtwertes der Einzelgenehmi- treffenden Empfänger grundsätzlich so lange ausgesetzt, bis               gungen (2013: 757,2 Mio. €). Größtes Empfänger-Drittland 1    Die bisherigen Rüstungsexportberichte wurden als Bundestags-Drucksachen veröffentlicht und sind im Internet abrufbar unter: http://www.bmwi.bund.de.
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6            Z U S A M M E N FA S S U N G und hauptursächlich für den Anstieg war dabei Israel (u. a.                       Neben den Werten der erteilten Ausfuhrgenehmigungen Genehmigung eines U-Bootes).                                                      werden bei Kriegswaffen auch die tatsächlichen Ausfuhren erfasst (2014: 1,823 Mrd. €, 2013: 957 Mio. €4). Der Gesamt- Der Umfang der Ausfuhrgenehmigungen für Kleinwaffen                               wert ist damit gegenüber dem Vorjahr um 866 Mio. € ge- lag 2014 bei 47,43 Mio.€ und hat sich damit im Vergleich                          stiegen. Die Steigerung ist im Wesentlichen auf die Liefe- zum Vorjahr (82,63 Mio. €) fast halbiert. Allerdings schwankt                     rung eines bereits im Jahr 2003 zugesagten U-Bootes nach auch hier die Höhe der Genehmigungswerte von Jahr zu                              Israel zurückzuführen. Über diese Genehmigung wurde in Jahr. Der Genehmigungswert für Kleinwaffen in Drittländer                         der Vergangenheit bereits mehrfach berichtet. betrug im Jahr 2014 21,63 Mio. € (Vorjahr 42,23 Mio. €). Der größte Posten fiel dabei durch die Gewährung von Ausstat-                         Da die erteilten Genehmigungen nicht unbedingt im selben tungshilfe der Bundesregierung an die kurdische Regional-                         Jahr für eine Ausfuhr ausgenutzt werden, fallen Genehmi- regierung auf den Irak (15,27 Mio. €).                                            gungs- und Ausfuhrzahlen in der Regel auseinander. Der Anteil der Ausfuhren in EU-, NATO- und NATO-gleich- Auf Entwicklungsländer2 entfielen im Berichtsjahr 5,5 % des                       gestellte Länder belief sich im Berichtsjahr auf rd. 23 % Gesamtwerts aller Einzelgenehmigungen (2013: 9,6 %) . Der             3 (2013: rd. 35 %), der Anteil der Ausfuhren in Drittländer auf Wert der erteilten Sammelausfuhrgenehmigungen für Aus-                            rd. 77 % (2013: rd. 65 %). Auf die Länder Israel, Republik Ko- fuhren im Rahmen wehrtechnischer Kooperationen zwi-                               rea, Vereinigte Arabische Emirate und Brunei Darussalam schen EU- und NATO-Partnern belief sich im Berichtsjahr                           entfielen rd. 70 % des Gesamtvolumens der kommerziellen auf 2,545 Mrd. € (2013: 2,494 Mrd. €).                                            Kriegswaffenausfuhren an Drittländer. Im Jahre 2014 wurden 100 Anträge (Vorjahr 71) für die                             Einzelheiten zur deutschen Rüstungsexportpolitik im inter- Genehmigung der Ausfuhr von Rüstungsgütern abgelehnt.                             nationalen Rahmen ergeben sich aus Kapitel II und Kapitel Der Gesamtwert der abgelehnten Anträge belief sich auf                            III Nr. 3. Die gesamten Genehmigungen des Jahres 2014 sind 9,72 Mio. € (Vorjahr 10,04 Mio. €).                                               nach Ländern geordnet in der Anlage 8 beschrieben. Grundsätzlich gilt, dass die Summe der Genehmigungswer- te eines Berichtszeitraums allein kein tauglicher Gradmes- ser für eine bestimmte Rüstungsexportpolitik ist. Vielmehr sind – gerade auch bei Exporten in Drittländer – insbeson- dere das jeweilige Empfängerland, die Art der Güter und der jeweilige Verwendungszweck bei der Bewertung zu berück- sichtigen. Dies gilt beispielsweise auch für Geländewagen mit Sonderschutz für internationale Organisationen und Minenräumgeräte für Hilfsorganisationen, die in das Ge- samtexportvolumen einfließen. Die Bundesregierung wird auch künftig nach einer strengen Prüfung des jeweiligen Einzelfalls über Exportgenehmigungen entscheiden. 2    Entwicklungsländer und -gebiete entsprechend der Liste des Entwicklungsausschusses (Development Assistance Committee = DAC) der OECD ohne die Länder der mittleren Einkommensgruppe, oberer Bereich (vierte Spalte der genannten Liste), zu denen auch der NATO-Partner Türkei sowie u. a. Brasilien, Malaysia und Südafrika zählen. Die Liste ist als Anlage 12 des Rüstungsexportberichts beigefügt. 3    Einzelheiten hierzu siehe unter III. 1. a). 4    Aufgrund nachträglicher Meldungen an das Statistische Bundesamt zu Ausfuhren nach Italien war der Gesamtwert der tatsächlichen Ausfuhren im Jahr 2013 um 23,6 Mio. € nach oben zu korrigieren.
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8 I. Zum deutschen Exportkontrollsystem für Rüstungsgüter 1. Deutsches Exportkontrollsystem                                               Abschnitt A der AL enthalten. Für die Ausfuhr dieser Waffen ist zunächst eine Genehmigung nach dem KrWaffKontrG Der deutsche Rüstungsexport wird durch das Grundgesetz                          („Beförderungsgenehmigung zum Zweck der Ausfuhr”), (GG), das Gesetz über die Kontrolle von Kriegswaffen                            dann eine Ausfuhrgenehmigung nach AWG/AWV erforder- (KrWaffKontrG)5 und das Außenwirtschaftsgesetz (AWG)6                           lich. Die Ausfuhr der in Teil I Abschnitt A der AL aufgeführ- i.V.m. der Außenwirtschaftsverordnung (AWV) geregelt.     7 ten Rüstungsgüter, die keine Kriegswaffen sind (sog. sons- Die Leitlinien für die Genehmigungsbehörden bilden die                          tige Rüstungsgüter), setzt hingegen lediglich eine „Politischen Grundsätze der Bundesregierung für den                             Genehmigung nach AWG/AWV voraus. Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern” vom 19. Januar 2000 8 (im Folgenden: „Politische Grund-                         Das KrWaffKontrG bestimmt, dass der gesamte Umgang sätze“), der Gemeinsame Standpunkt der EU betreffend                            mit Kriegswaffen (Herstellung, Erwerb und Überlassung gemeinsame Regeln für die Kontrolle der Ausfuhr von Mili-                       der tatsächlichen Gewalt, jede Art der Beförderung sowie tärtechnologie und Militärgütern vom 8. Dezember 20089                          Vermittlungsgeschäfte) einer vorherigen Genehmigung der (im Folgenden: „Gemeinsamer Standpunkt der EU“) sowie                           Bundesregierung bedarf (vgl. §§ 2 - 4a KrWaffKontrG). Für der Vertrag über den Waffenhandel („Arms Trade Treaty“).                10 kommerzielle Geschäfte ist das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) die Genehmigungsbehörde; Nach dem AWG und der AWV ist die Ausfuhr aller Rüs-                             die anderen Ministerien (Bundesministerium der Finanzen, tungsgüter genehmigungspflichtig. Die Rüstungsgüter                             Bundesministerium des Innern und Bundesministerium sind in Teil I Abschnitt A der Ausfuhrliste (AL, Anlage zur                     der Verteidigung), die in ihrem Geschäftsbereich mit Kriegs­ AWV)11 abschließend aufgeführt. Sie erstrecken sich auf 22                      waffen umgehen, sind jeweils für die Genehmigungen in Positionen (Nr. 0001 bis Nr. 0022), die weiter untergliedert                    ihrem Geschäftsbereich verantwortlich. sind. Diese Positionen lehnen sich, ebenso wie die Militär- güterliste der EU (Common Military List), eng an die ent-                       Nach § 6 KrWaffKontrG besteht kein Anspruch auf Ertei- sprechende Liste des Wassenaar Arrangements (Munitions                          lung einer Genehmigung für die Ausfuhr von Kriegswaffen. List) an, welche die Bundesregierung in Erfüllung ihrer                         Diese ist zwingend zu versagen, wenn die Gefahr besteht, politischen Verpflichtungen in nationales Recht überführt                       dass die Kriegswaffen bei einer friedensstörenden Hand- hat (nähere Erläuterungen zum Wassenaar Arrangement                             lung verwendet, völkerrechtliche Verpflichtungen der Bun- unter Abschnitt II. 6., zur EU unter Abschnitt II. 3. und 4.).                  desrepublik Deutschland beeinträchtigt werden oder aber der Antragsteller nicht die für die Handlung erforderliche Einige Rüstungsgüter im Sinne der AL sind zugleich                              Zuverlässigkeit besitzt. Kriegs­waffen im Sinne von Art. 26 Abs. 2 GG sowie des KrWaffKontrG. Kriegswaffen sind entsprechend §1 Abs. 2                          In allen übrigen Fällen entscheidet die Bundesregierung KrWaffKontrG Gegenstände, Stoffe oder Organismen, die                           über die Erteilung von Exportgenehmigungen nach pflicht- geeignet sind, allein, in Verbindung miteinander oder mit                       gemäßem Ermessen unter Beachtung des Gemeinsamen anderen Gegenständen, Stoffen oder Organismen Zerstö-                           Standpunkts der EU, der Politischen Grundsätze und des rungen oder Schäden an Personen oder Sachen zu verursa-                         Vertrags über den Waffenhandel. chen und als Mittel der Gewaltanwendung bei bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Staaten zu dienen. Sie sind                       Die Ausfuhr der sog. sonstigen Rüstungsgüter richtet sich in den 62 Postionen der Kriegswaffenliste (Anlage zum                           nach den Ausfuhrvorschriften von AWG/AWV. Nach dem KrWaffKontrG)12 aufgeführt und auch vollständig in Teil I                       der Systematik des AWG zugrunde liegenden Grundsatz der 5    Ausführungsgesetz zu Art. 26 Abs. 2 des Grundgesetzes (Gesetz über die Kontrolle von Kriegswaffen) in der Fassung der Bekanntmachung vom 22. November 1990 (BGBl. I S. 2506), zuletzt geändert durch Artikel 4 des Gesetzes vom 27. Juli 2011, BGBl. I S. 1595. 6    Neugefasst durch das Gesetz zur Modernisierung des Außenwirtschaftsrechts vom 6. Juni 2013, BGBl. I S. 1482. 7    AWV in der Fassung vom 2. August 2013 (BGBl. I S. 2865). 8    Siehe Anlage 1a. 9    Siehe Anlage 2. 10   Siehe Anlage 3. 11   Siehe Anlage 4. 12   Siehe Anlage 5.
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