H-3-ST-u-eA-Grass-erinnere-Lehrer_geschwrzt

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Zentrale Abiturprüfungen im Beruflichen Gymnasium

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Berufliches Gymnasium                                 Zentralabitur Deutsch eA 2020 Themenkorridor 3 Vergangenheit und Gegenwart im Kontext von Literatur und Medien - Günter Grass „Im Krebsgang“ Aufgabenart: Sachtext - untersuchend (eA) Günter Grass (1927 – 2015) Ich erinnere mich… (2000) Anläßlich der litauisch-deutsch-polnischen Gespräche über die Zukunft der Erinnerung Ich erinnere mich oder 5 10 15 20 25 Seite 1 von 9               Sachtext – untersuchend (eA)                        Text
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Berufliches Gymnasium                                     Zentralabitur Deutsch eA 2020 30 35 40 45 50 55 60 65 1 Umstritten war das Holocaust-Mahnmal in Form von Stehlen in Berlin. Seite 2 von 9                   Sachtext – untersuchend (eA)                        Text
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Berufliches Gymnasium                                       Zentralabitur Deutsch eA 2020 70 75 80 85 90 Das Vergessen jedoch besiegelt den Tod. (898 Wörter) 2 Die Kriege im ehemaligen Jugoslawien in den 1990er Jahren 3 Die Kriege in Tschetschenien und in Georgien in den späten 1990er Jahren Seite 3 von 9                   Sachtext – untersuchend (eA)                          Text
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Berufliches Gymnasium                                 Zentralabitur Deutsch eA 2020 Textvorlage Günter Grass: Steine wälzen. Essays und Reden 1997 – 2007. Göttingen: Steidl 2007, S. 86 – 90. Die Rechtschreibung folgt der Textvorlage. Erlaubte Hilfsmittel: Rechtschreiblexikon, Günter Grass: Im Krebsgang Auswahl- und Lesezeit: 20 Minuten Arbeitszeit: 5 Zeitstunden Aufgabenstellung 1. Analysieren Sie den Text auf Inhalt, Argumentationsstruktur und Sprache. 2. Überprüfen Sie, inwieweit zentrale Aussagen des Textes auf die Novelle Im Krebsgang von Günter Grass zutreffen. Seite 4 von 9               Sachtext – untersuchend (eA)            Aufgabenstellung
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Berufliches Gymnasium                                   Zentralabitur Deutsch eA 2020 Unterrichtliche Voraussetzungen Die Schülerinnen und Schüler befassen sich während der gesamten Oberstufe mit der Analyse von Sachtexten. Ebenfalls haben sie sich im Laufe der drei Jahre mit den Unterschieden der verschiedenen Sachtextarten auseinandergesetzt und die Fähigkeit zur analytischen wie auch kreativen Bearbeitung von Essays erworben. Das Beziehen von Sachtextaussagen auf literarische Texte ist mehrfach Gegenstand des Deutschunterrichts in den literarischen Themenkorridoren. Im Rahmen des Korridors „Vergangenheit und Gegenwart im Kontext von Literatur und Medien - Günter Grass ‚Im Krebsgang‘“ ist die Bedeutung der Erinnerung für die Identitätsentwicklung eines Menschen ein zentraler Analyseaspekt bei der Untersuchung der Novelle. Bezug zu den Bildungsstandards – erwartete Schülerleistung - Anforderungsbereiche Aufgabe 1: Analysieren Sie den Text auf Inhalt, Argumentationsstruktur und Sprache. Die Schülerinnen und Schüler können die in argumentativen Texten enthaltenen Argumentationsstrukturen theoriegestützt analysieren (Bildungsstandards 2.4.2). Die Schülerinnen und Schüler leiten sinnvoll die Textuntersuchung ein: - Nennen der Textdaten (Autor, Titel, Textsorte, Erscheinungsjahr) - Formulieren des Themas des Essays, z. B. das Spannungsfeld zwischen individueller und kollektiver Erinnerung Die Schülerinnen und Schüler stellen die zentrale Aussage des Textes vor, z. B. … - Die Fähigkeit des Menschen zur Erinnerung ist „Gnade und Fluch zugleich“, da der Mensch einerseits – selbst wenn er es will – das Erinnern nicht verhindern kann, andererseits dadurch seine Bedeutung über den Tod hinaus erhalten werden kann. Die Schülerinnen und Schüler formulieren eine Orientierung bietende Überleitung, in der sie die Untersuchungsaspekte vorstellen, z. B. … - die Unterscheidung zwischen individueller und kollektiver Erinnerung - das spezifisch deutsche Verständnis der kollektiven Erinnerung als „Erinnerungsarbeit“ Seite 5 von 9                 Sachtext – untersuchend (eA)         Erwartungshorizont
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Berufliches Gymnasium                                     Zentralabitur Deutsch eA 2020 -   das Ungleichgewicht zwischen der kollektiven Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer Verbrechen und an die deutschen Opfer im Zweiten Weltkrieg -   die essayistische Entwicklung des Gedankengangs -   die sprachliche Gestaltung der Verknüpfung der menschlichen Eigenart des Erinnerns mit der gesteuerten kollektiven Erinnerung -   und andere sinnvolle Lösungen Die Schülerinnen und Schüler fassen den Gedankengang strukturiert in eigenen Worten zusammen, z. B. … - Darstellung des Erinnerns als individueller Akt, der sich ungeplant, unsystematisch und stark emotional gefärbt vollzieht - Unterscheidung zwischen dem scheinbar korrekten Gedächtnis und der subjektiv geprägten, den Bedürfnissen des Individuums angepassten Erinnerung - Hervorhebung, der Schriftsteller arbeite zielgerichtet mit tatsächlichen und fiktionalen Erinnerungen, die er als hauptsächlichen Rohstoff für seinen literarischen Arbeitsprozess verwerte - Abgrenzung des kollektiven Gedächtnisses von dem professionellen schriftstellerischen Zugriff auf Erinnerungen - Vorgabe an das kollektive Erinnern der Deutschen, das Schuldeingeständnis für die nationalsozialistischen Gräueltaten generationsübergreifend zu erarbeiten - Aufzählung der Opfergruppen des Nationalsozialismus, verbunden mit dem Hinweis auf die Routine der Erinnerungsarbeit einerseits und ihrer Hilflosigkeit in der Darstellung andererseits - Bewertung der kollektiven Erinnerung an die deutschen Opfer des Bombenkrieges und der Vertreibung als zu verhalten - Begründung für diese zögerliche Erinnerungsarbeit mit der dominierenden Notwendigkeit des Schuldeingeständnisses der Deutschen einerseits und mit der berechtigten Verweigerung der Kriegsgeneration andererseits, sich mit den schrecklichen Erlebnissen erneut auseinanderzusetzen - Die unausgesprochenen Erinnerungen bleiben jedoch wirkungsmächtig, sie prägen die Zukunft ebenso wie die manifestierte kollektive Erinnerung. - Schlussfolgerung: Der Zwang des Menschen, sich erinnern zu müssen, ermöglicht ihm aber auch sein Fortbestehen über den Tod hinaus, wenn die nächste Generation sich seiner erinnert. - und andere sinnvolle Lösungen Die Schülerinnen und Schüler erfassen den essayistischen Charakter der Gedankenführung, z. B. … - den Wechsel zwischen individueller Erinnerung, literarischer Erinnerung, kollektiver Erinnerung und anthropologischer Sichtweise Seite 6 von 9                   Sachtext – untersuchend (eA)         Erwartungshorizont
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Berufliches Gymnasium                                     Zentralabitur Deutsch eA 2020 -   das Nebeneinander von beschreibenden, einordnenden und kritisierenden Elementen -   die Abfolge der Betrachtungen unterschiedlicher Aspekte wie schriftstellerische Tätigkeit, gesellschaftliche Erinnerungsformen, Generationscharakteristika und aktueller politischer Bezüge, die durch das Thema „Erinnerung“ miteinander verbunden sind -   und andere sinnvolle Lösungen Die Schülerinnen und Schüler verknüpfen Aussagen mit der Analyse der sprachlichen Merkmale, z. B.: - Häufung von Sprachbildern veranschaulicht die Aussagen in literarischer Form - Hypotaktischer Satzbau verweist auf den gedanklichen Zusammenhang der Aussagen - Personifikationen (z. B. „Gegenstände … stoßen uns an“, „die Literatur (ist) ein Vielfraß“): Durch die erzeugten Bilder wird der Leser bzw. die Leserin auf der rationalen und zugleich auf der Ebene der Vorstellungskraft angesprochen. - Wörtliche Rede als Unterbrechung der indirekten Rede, wodurch die in Anführungszeichen gesetzten Aussagen in ihrer Relevanz hervorgehoben werden - Eloquenter Wortschatz verweist auf die schriftstellerische Qualität des Verfassers und den gehobenen Bildungsstand der Adressaten und Adressatinnen - Numerale („der Tod Hunderttausender Zivilisten“, „zwölf Millionen Ostdeutsche(n)“) sowie Verweise auf zeitgenössische Ereignisse („die Gegenwart auf dem Balkan und im Kaukasus“) als überprüfbare Belege in den informierenden Teilen des Essays - Paradoxon („Das Schweigen der Opfer ist dennoch unüberhörbar.“) fordert die Bezugnahme auf die zu gering ausgeprägte kollektive Erinnerung des Vertriebenenleidens im Zweiten Weltkrieg und auf die Leiden der aktuellen und zukünftigen Kriegsflüchtlinge - und andere sinnvolle Lösungen Die Schülerinnen und Schüler ziehen ein Fazit aus ihrer Textarbeit: - Resümee ihrer Untersuchungsergebnisse - Überprüfen der zentralen Aussage aus der Einleitung - Hinführung zur zweiten Aufgabe, indem sie festhalten, welche Untersuchungsaspekte der folgenden Überprüfung der Novelle Im Krebsgang zugrunde liegen werden Anforderungsbereiche I - III Seite 7 von 9                   Sachtext – untersuchend (eA)         Erwartungshorizont
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Berufliches Gymnasium                                    Zentralabitur Deutsch eA 2020 Aufgabe 2: Überprüfen Sie, inwieweit zentrale Aussagen des Textes auf die Novelle Im Krebsgang von Günter Grass zutreffen. Die Schülerinnen und Schüler können Kenntnisse wissenschaftlicher Sekundärtexte, philosophischer Schriften und historischer Abhandlungen in die Kontextualisierung literarischer Werke einbeziehen (Bildungsstandards 2.4.2). Die Schülerinnen und Schüler leiten Orientierung stiftend die vergleichende Untersuchung ein. - Vorstellen der Textdaten des Romans „Im Krebsgang“ von Günter Grass - Vorstellen der Aufgabe „Überprüfung der verschiedenen Formen des Erinnerns“ und Konkretisierung der gewählten Aspekte für die folgende Untersuchung, z. B. … o Die Bedeutung der Erinnerung als literarisches Material beim „Alten“ o Die Bedeutung der Erinnerung als „Fluch“ bei Tulla o Die Notwendigkeit der kollektiven Erinnerung als Schreibauftrag des Alten o Die zweifache „Erinnerungsarbeit“ bei Paul in historischer und persönlicher Hinsicht o Die Konkretisierung der Auswirkungen einer mangelhaft ausgeprägten kollektiven Erinnerung bei Konrad o und andere sinnvolle Lösungen Die Schülerinnen und Schüler überprüfen aspektorientiert anhand passender Textstellen die Bedeutung von Erinnerung für die Figuren in der Novelle, z. B. - Den möglichen Zusammenhang von Pauls Weigerung, über den Schiffsuntergang und das Fluchtelend von 1945 zu schreiben, mit der Berechtigung der Kriegsgeneration, das Erlittene zu verdrängen - Die Vermischung von historischen Fakten und fiktiven Biografien in der Novelle als Umsetzung der Feststellung im Essay, der Autor bediene sich während des Schreibprozesses sowohl historisch verbürgter als auch ausgedachter Erinnerungen als literarisches Material - Die Bedeutung der Erinnerung als literarisches Material beim „Alten“ - Die Bedeutung der Erinnerung als „Fluch“ bei Tulla - Die Notwendigkeit der kollektiven Erinnerung als Schreibauftrag des Alten - „Erinnerungsarbeit“ bei Paul in zweierlei Hinsicht: einerseits als akribische historische Recherche („das auf Genauigkeit zu schulende Seite 8 von 9                  Sachtext – untersuchend (eA)         Erwartungshorizont
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Berufliches Gymnasium                                   Zentralabitur Deutsch eA 2020 Gedächtnis“), andererseits als Auseinandersetzung mit seinen Versäumnissen gegenüber seinem Sohn Konrad -   Die Konkretisierung der Auswirkungen einer mangelhaft ausgeprägten kollektiven Erinnerung bei Konrad -> Manipulation durch Tulla, übersteigerte Identifikation mit Wilhelm Gustloff aufgrund der verweigerten Nähe seines Vaters -   und andere sinnvolle Lösungen Die Schülerinnen und Schüler ziehen ein Fazit aus ihrer Überprüfung - Resümee ihrer Ergebnisse, z. B. … o Grundlegende Gemeinsamkeiten o Grundlegende Unterschiede - Einordnung der Untersuchung in einen größeren Zusammenhang, z. B. eigene Haltung formulieren, welche Bedeutung eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Erlebten für die Bewusstwerdung der eigenen Identität hat. Anforderungsbereiche II und III Bewertungskriterien für die Noten „gut“ und „ausreichend“ Die Note „gut“ verlangt - bei Schwerpunktsetzungen - die differenzierte und kompetente Erfüllung des Erwartungshorizontes, ohne jedoch auf Vollständigkeit im Detail zu drängen. Die sprachlich-stilistische Gestaltung der Arbeit muss flüssig, korrekt sowie verständlich und der Aufbau klar gegliedert sein. Für die Note „ausreichend“ genügt es, wenn unter Anwendung grundlegender Verfahren, Begriffe und Argumentationstechniken die Fragestellungen und Sachverhalte im Ansatz treffend bearbeitet werden. Die Gedankengänge sollten nachvollziehbar entwickelt und verständlich formuliert sein. Der Aufbau muss erkennbar geordnet, der Stil verständlich und die sprachliche Gestaltung weitgehend fehlerfrei sein. Seite 9 von 9                 Sachtext – untersuchend (eA)         Erwartungshorizont
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