Bonn_Klimaschutzkonzept

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Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht Das vorliegende integrierte Klimaschutzkonzept ist in sechs Teile gegliedert: A) Methodische Anpassungen der gesamtstädtischen Energie- und CO2-Bilanz B) Sektorspezifische Ermittlung der wirtschaftlichen Energieeinsparpotenziale bzw. Szenarienentwicklung bis 2020 C) Initiierung eines Beteiligungsprozesses zur Maßnahmenentwicklung D) Erstellung eines Maßnahmenprogramms E) Umsetzungskonzept für Öffentlichkeitsarbeit Die fortschreibbare CO2-Bilanz gibt einen differenzierten Einblick in die gesamtstädti- sche Emissionssituation. Darauf aufbauend wurden die wirtschaftlichen Energieeinspar- potenziale für die verschiedenen Sektoren berechnet, die wichtige Hinweise auf prioritä- re Handlungsfelder geben, und mit den Szenarien 2020 die unterschiedlichen Entwick- lungsmöglichkeiten in Bonn abgebildet. Bei der Entwicklung des Maßnahmenprogramms für das Klimaschutzkonzept, die über einen Beteiligungsprozess mit Akteursgesprächen und Workshops erfolgte, stand die Initiierung dauerhafter Prozesse unter Beteiligung von Multiplikatoren und konkreter Einzelvorhaben mit Beispielcharakter sowie der Aufbau der hierfür erforderlichen Infra- struktur im Vordergrund. Die Maßnahmen wurden dabei nach unterschiedlichen Kriterien wie Klimaschutzeffekt, der regionalen Wertschöpfung, Kooperationsaufwand, dem Kosten- und Personalauf- wand bewertet; Umsetzungszeitraum und Kostenkalkulation werden in einem Zeit- und Kostenplan dargestellt. Mit den Ausführungen zur Öffentlichkeitsarbeit werden Vorschläge geliefert, die der erfolgreichen Sensibilisierung von relevanten Zielgruppen in Bonn dienen. Außerdem werden bisherige Aktivitäten (Klimakampagne) aufgegriffen. Mit diesem Ansatz bietet das Klimaschutzkonzept eine gute Basis für den weiteren Kli- maschutzprozess in Bonn. macintosh hd:users:andreashuebner:desktop:diese woche:iksk bonn:endbericht_iksk_bonn_2013_12_10.docx 11 Stand: 10.12.2013 08:30
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Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht 2 Gesamtstädtische Energie- und CO2-Bilanz Die Ermittlung des Status-quo bezüglich der Energieverbräuche und CO2-Emissionen stellt einen wichtigen Arbeitsbaustein dar, um Rückschlüsse zur Erreichbarkeit der poli- tischen Zielsetzungen in Bonn ziehen zu können. Das Klima-Bündnis europäischer Städte hat zusammen mit der europaweit agierenden Firma Ecospeed (www.ecospeed.ch) ein Energie- und CO2-Bilanzierungstool für Kom- munen entwickeln lassen (EcoRegion smart DE), welches die vergleichsweise einfache Erarbeitung standardisierter Energiebilanzen ermöglicht. Das Tool erlaubt die Erstellung gesamtstädtischer primär- und endenergiebezogener Energie- und CO2-Bilanzen. 1                                     2 Das Tool bietet den Vorteil, dass durch jährliche Ergänzungen eine umfangreiche konti- nuierliche Energie- und CO2-Bilanz erstellt werden kann. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass durch die Nutzung eines einheitlichen Tools ein interkommunaler Vergleich möglich ist. Die Stadt Bonn hat bereits in den 1990er Jahren mit der Erfassung der gesamtstädti- schen Energieverbräuche und CO2-Emissionen begonnen. Die verschiedenen Energiebi- lanzierungen wurden im Rahmen des integrierten Klimaschutzkonzeptes nun durch ge- ringfügige Anpassungen aufeinander abgestimmt und die Ergebnisse in das aktuelle Bilanzierungstool EcoRegion eingepflegt. Die Energiebilanz der Stadt Bonn wurde durch die Leitstelle Klimaschutz der Stadt Bonn bis zum Bilanzjahr 2010 aktualisiert. Die Zeitreihendarstellung von 1990 bis 2010 stellt sich demnach wie folgt dar: 1 Primärenergieträger sind Energieträger, die keiner vom Menschen verursachten Energieumwandlung unterworfen wurden. Dies sind z. B. Stein- und Braunkohle, Erdöl, Erdgas, Holz, Stauseewasser etc. 2 Endenergieträger sind die Energieträger, die von den Verbrauchern vor der letzten Umwandlung eingesetzt werden. Dies können sowohl Primärenergieträger (z. B. Steinkohle, Erdgas) als auch Sekundärenergieträger (z. B. Heizöl, Koks) sein. 12
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Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht Kommunaler Endenergieverbrauch GWh 10.000                                                                                                                                                             Steinkohle 9.000                                                                                                                                                            Braunkohle 8.000                                                                                                                                                            Flüssiggas 7.000                                                                                                                                                            Erneuerbare Energien* Fernwärme 6.000 Erdgas 5.000 Kerosin 4.000 Diesel 3.000                                                                                                                                                            Benzin 2.000                                                                                                                                                            Heizöl EL 1.000                                                                                                                                                            Strom 0                                                                                                                                                        * Abfall, Biogas, Sonnenkollektoren, 1990   1991   1992   1993   1994   1995   1996   1997   1998   1999   2000   2001   2002   2003   2004   2005   2006   2007   2008   2009   2010   Umweltwärme, Holz Jahre Bild 2:                    Kommunaler Endenergieverbrauch Stadt Bonn von 1990 bis 2010 Mittels der spezifischen Emissionsfaktoren für Bonn wurde der Endenergieverbrauch in CO2-Emissionsmengen umgerechnet. Danach ergibt sich folgende Darstellung: Gesamtstädtischer CO2-Ausstoß Tsd. Tonnen Steinkohle 3.500 Braunkohle 3.000                                                                                                                                                                  Flüssiggas Erneuerbare Energien* 2.500 Fernwärme 2.000                                                                                                                                                                  Erdgas Kerosin 1.500 Diesel 1.000                                                                                                                                                                  Benzin Heizöl EL 500 Strom 0 * Abfall, Biogas, 1990   1991   1992   1993   1994   1995   1996   1997   1998   1999   2000   2001   2002   2003   2004   2005   2006   2007   2008   2009   2010         Sonnenkollektoren, Umweltwärme, Holz Jahre Bild 3:                    Gesamtstädtischer CO2-Ausstoß von 1990 bis 2010 Die beiden vorangegangenen Abbildungen verdeutlichen, dass endenergieseitig seit 1990 bis 2010 eine leicht steigende Verbrauchsentwicklung zu verfolgen ist, die unter anderem auf eine steigende Einwohnerentwicklung zurückzuführen ist. Emissionsseitig macintosh hd:users:andreashuebner:desktop:diese woche:iksk bonn:endbericht_iksk_bonn_2013_12_10.docx                                                                                           13 Stand: 10.12.2013 08:30
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Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht sind die absoluten CO2-Mengen jedoch leicht rückläufig. Dies ist u.a. auf Energieträ- gerumstellungen (z.B. von Heizöl auf Erdgas bzw. Fernwärme) zurückzuführen. Eine Darstellung der Pro-Kopf-Endenergieverbräuche und -Emissionen verdeutlicht diese Entwicklung. CO2-Ausstoß und Energieverbrauch je Einwohner Tonnen                                                                                                                                                     MWh                Steinkohle 10                                                                                                                                                        29,00              Braunkohle 9                                                                                                                                                                         Flüssiggas 27,00 Erneuerbare 8                                                                                                                                                                         Energien* Fernwärme 7                                                                                                                                                      25,00 Erdgas 6 23,00              Kerosin 5 Diesel 21,00 4 Benzin 3                                                                                                                                                      19,00              Heizöl EL 2                                                                                                                                                                         Strom 17,00 1                                                                                                                                                                         Energieverbrauch pro EW 0                                                                                                                                                      15,00 * Abfall, Biogas, 1990   1991   1992   1993   1994   1995   1996   1997   1998   1999   2000   2001   2002   2003   2004   2005   2006   2007   2008   2009   2010                 Sonnenkollektoren, Umweltwärme, Holz Jahre Bild 4:                 CO2-Ausstoß und Endenergieverbrauch je Einwohner von 1990 bis 2010 Unter Berücksichtigung der Einwohnerentwicklungen wird deutlich, dass der Ausstoß von CO2-Emissionen pro Einwohner seit 1990 von 9,3 Tonnen auf 8 Tonnen im Jahr 2010 abgenommen hat. Dies entspricht einer Reduktion von etwa 14 Prozent. Eine Betrachtung der CO2-Emissionen im Bilanzjahr 2010 aufgeteilt nach Sektoren zeigt folgende Darstellung: Verteilung der gesamtstädtischen CO2-Emissionen 2010 Mobilität 758 Tsd. t                                                                                                                                              Private Haushalte 856 Tsd. t 29,8% 33,6% kommunale 3,1% Liegenschaften 79 Tsd. t                                                                     20,2%                                         13,3% Wirtschaft Sektoren I + II Wirtschaft                                                                                                                           338 Tsd. t Sektor III 514 Tsd. t Bild 5:                 Verteilung der gesamtstädtischen CO2-Emissionen aufgeteilt nach Sektoren 14
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Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht Die Verteilung der Emissionen verhält sich in Bonn ähnlich zu anderen Städten und ent- spricht in etwa dem Bundesdurchschnitt. Demnach entfallen rund ein Drittel aller Emis- sionen auf die Haushalte, die Wirtschaftssektoren I+II und III sowie auf den Mobilitäts- 3 bereich. Die kommunalen Liegenschaften (ohne Bundes- und Landesbauten) haben ei- nen Anteil von etwa drei Prozent. 3 Die Wirtschaftssektoren I+II beinhalten die Land-, Forstwirtschaft und das produzierende Gewerbe. Der Wirtschaftssektor III beinhaltet die Sektoren Gewerbe, Handel und Dienstleistung. macintosh hd:users:andreashuebner:desktop:diese woche:iksk bonn:endbericht_iksk_bonn_2013_12_10.docx      15 Stand: 10.12.2013 08:30
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Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht 3      Energie- und CO2-Szenarien 2020 unter Berücksichtigung der Energieeinsparpotenziale 3.1 Umsetzung der Klimaschutzverpflichtungen der Stadt Bonn Die Stadt Bonn strebt im Rahmen des Masterplans Energiewende und Klimaschutz eine Reduzierung der lokalen CO2-Emissionen um 40 Prozent bis 2020 gegenüber dem Refe- renzjahr 1990 je Einwohner an. Bis 2050 sollen 95 Prozent weniger CO2 pro Einwohner gegenüber 1990 ausgestoßen werden. Neben dem „-40 Prozent-Ziel“ strebt die Stadt Bonn zudem an, die Verpflichtungen des Covenant of Mayors („Bürgermeisterkonvent“) zu erfüllen, welche eine 20 Prozent Re- duzierung je Einwohner gegenüber dem Referenzjahr 1990 vorsieht. Im Weiteren erfolgt eine Gegenüberstellung des Status-quo und den oben genannten politischen Zielsetzungen je Einwohner: Status Quo und Zielwerte der Emissionsminderung in Bonn je Einwohner Tonnen CO2/EW 10,00     9,28                                 9,28 9,00               7,99                               7,99                         Ist 1990 8,00                                                          7,43 Ist 2010 7,00 5,57                                                     Ziel 2020 6,00 5,00                                                                                 2050 4,00 3,00 2,00 0,46 1,00                      -40%                                     -100% -14%           -95%               -14%  -20% 0,00 Emissionsminderungsziel              Emissionsminderungsziel  laut Ziel der Stadt Bonn           laut Covenant of Mayors Bild 6:     Gegenüberstellung des Status-quo und der städtischen Zielsetzungen Die Stadt Bonn hat nach vorliegenden Bilanzergebnissen die CO2-Emissionen im Zeit- raum von 1990 bis 2010 einwohnerspezifisch bereits um 14 Prozent reduziert. Für die Erreichung des Mindestziels gemäß dem Covenant of Mayors ist somit bereits mehr als Zweidrittel der Minderungsmenge realisiert worden. Um die Mindestforderung des Bür- germeisterkonvents bis 2020 umzusetzen, müssen die gesamtstädtischen CO2- Emissionen je Einwohner damit um weitere rund 0,6 Tonnen reduziert werden. Für das „-40 Prozent-Ziel“ der Stadt Bonn müssten die Emissionen je Einwohner um weitere 2,4 Tonnen je Einwohner bis 2020 gesenkt werden. Welche Möglichkeiten der Stadt zur Verfügung stehen, um die weiteren Reduktions- mengen gemäß den verschiedenen politischen Zielsetzungen zu realisieren, wird im Folgenden näher betrachtet. 16
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Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht Aufbauend auf der gesamtstädtischen Energie- und CO2-Bilanz wird dazu ein Trendsze- nario bis zum Jahr 2020 entwickelt. Dieses Szenario soll der Stadt Bonn aufzeigen, in welchem Korridor sich Energieverbrauch und CO2-Emissionen in Bonn voraussichtlich entwickeln werden und wie groß der Effekt weiterer Maßnahmen sein müsste, um die benannten politischen Zielsetzungen zu erreichen. Das Trendszenario berücksichtigt dabei im Wesentlichen die zentralen Entwicklungstrends der letzten zehn Jahre und die absehbaren Entwicklungen und Aktivitäten der nächsten Jahre, so dass darauf aufbau- end überschlägig Endenergieverbrauchsprognosen angefertigt werden und entspre- chende CO2-Emissionsausstöße für das Jahr 2020 bilanziert werden. Neben dem Trendszenario wird zusätzlich ein Klimaschutzszenario skizziert, bei dem weitere Einspareffekte durch die Initiierung eines ergänzenden Maßnahmenprogramms dargestellt werden. Wesentliche Treiber für die CO2-Emissionen sind die Entwicklung von Einwohner- und Erwerbstätigenzahlen, Wohnflächenbedarf und wirtschaftlicher Konjunktur in Bonn. Nach vorliegenden Erkenntnissen wird bei der Einwohnerentwicklung bis 2020 mit einer leichten Zunahme von etwa 12.000 Einwohnern gerechnet , so dass von insgesamt  4 330.000 Einwohnern im Jahr 2020 ausgegangen wird. Insgesamt wird nach Angaben des „Regionalen Handlungskonzept Wohnen 2020“ außerdem ein Zubau von 13.000 bis zu 20.000 neuen Wohnungen bis 2020 erwartet (etwa 75 Prozent Mehrfamilienhäuser und 25 Prozent Ein-/Zweifamilienhäuser). Darüber hinaus wird hinsichtlich der Erwerbs- tätigenzahlen ein weiterer Zuwachs erwartet. Da in den Jahren 2001 bis 2010 bereits ein vergleichbarer Bevölkerungszuwachs zu ver- zeichnen war, wird davon ausgegangen, dass durch die Fortschreibung von bisherigen Verbrauchsentwicklungen (z.B. beim Energieträger Strom) diesem Aspekt Rechnung getragen wird. Hier ist jedoch zu benennen, dass gerade beim Neubau durch gesetzli- che Rahmenbedingungen und Verpflichtungen wie der Verschärfung der geltenden Energieeinsparverordnung, dem Erneuerbare-Energie-Wärme-Gesetz und technischen Weiterentwicklungen die Energieeffizienz (je Quadratmeter Wohnfläche) gegenüber den Vorjahren deutlich höher ausfällt. Im Folgenden werden die wesentlichen zu erwartenden Entwicklungen im Bereich der Energie- und CO2-Einsparungen durch Veränderung von Energieversorgungsstrukturen, dem Ausbau erneuerbarer Energien, durch Energieeffizienzmaßnahmen und Mobilitäts- verhalten in einem Trendszenario zusammengefasst. 3.2 Trendszenario („Business as usual“) Im Folgenden werden die wesentlichen Annahmen und Entwicklungen zur Prognose eines Endenergieverbrauchs und eines CO2-Emissionsausstoßes für das Jahr 2020 skiz- ziert. 3.2.1 Ausbau effizienter Energieversorgungstrukturen Durch den Ausbau energieeffizienter Versorgungsstrukturen kann bei der Energiebereit- stellung bereits ein hohes Einsparpotenzial realisiert werden, das in hohem Maße zu den Klimaschutzzielen der Stadt Bonn beitragen kann.     Ausbau Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) 4 In den vorliegenden Betrachtungen wurde die Korrektur der Bewohnerzahlen gemäß den aktuellen Zensus- Erhebungen hier noch nicht berücksichtigt. macintosh hd:users:andreashuebner:desktop:diese woche:iksk bonn:endbericht_iksk_bonn_2013_12_10.docx     17 Stand: 10.12.2013 08:30
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Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht Durch den Ausbau des Heizkraftwerks Nord der Stadtwerke Bonn zu einer Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD-Anlage) erhöht sich die Eigenstromerzeugung von 230.000 MWh auf 575.000 MWh. Der Anteil der Fernwärmeerzeugung bleibt konstant bei 565.000 MWh. Durch den höheren Wirkungsgrad der GuD-Anlage gegenüber der Altanlage wird sich der CO2-Ausstoß für die Fernwärmeproduktion nach vollständiger Inbetriebnahme um zirka 10.600 Tonnen jährlich reduzieren. Stromseitig hängt der Effekt vom CO 2-Faktor des Stroms ab, der durch die hinzugekommene Kapazität der Strommengen im GuD Kraftwerk (345.000 MWh) verdrängt wird. Die Berechnung des CO 2 Faktors für den ver- drängten Strom kompliziert sich durch die Änderung im Energiewirtschaftsgesetz ab 2011, die zu einer veränderten Berechnung der Stromkennzeichnung führt. Aufgrund der komplexen Anforderungen und Abhängigkeiten bei der Berechnung der CO 2- Emissionen durch die erhöhte Stromproduktion des GuD Kraftwerks kann die Menge je nach gewählter Bewertungsmethodik variieren. Im Rahmen der Konzeptbearbeitung wird für die zusätzliche Stromproduktion mit einem Emissionsfaktor von 0,265 t/MWh gegenüber einem Verdrängungs-Strommix von 0,576 t/MWh gerechnet, so dass eine CO2-Einsparung von etwa 107.300 Tonnen jährlich daraus resultiert.    Ausbau (Mini-)Blockheizkraftwerk (BHKW) Neben dem zentralen Fernwärmeausbau im Heizkraftwerk Nord ist eine stärkere An- wendung von dezentralen Blockheizkraftwerken in Form von Nahwärmeinseln bzw. Ein- zelanlagen ebenfalls zu erwarten. In der Studie „Erstellung einer mittel- bis langfristigen Energieplanung für die Bundesstadt Bonn“ der EST Gesellschaft für Energiesystem- technik mbH (im Weiteren nur kurz „EST-Studie“) wurde auf eine Einsparermittlung aufgrund mangelnder Angaben verzichtet. An dieser Stelle wird auf Basis der Förderda- ten des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) jedoch ein Ausbau prognostiziert. Demnach zeigte sich in den Jahren von 2007 bis 2012 ein jährlicher Aus- bautrend von etwa 8 Prozent der Gesamtleistung der geförderten BAFA-Anlagen in Bonn. Bei einer Fortschreibung dieses Trends bis 2020 könnte demnach zusätzlich eine elektrische Leistung von rund 2,6 MW zugebaut werden. Dies würde nach eigenen Be- rechnungen eine CO2-Einsparung von etwa 3.700 Tonnen bis 2020 bedeuten.    Fernwärmeausbau Laut EST-Studie besteht auf Basis von Verdichtungs- und ergänzenden Anschlussmaß- nahmen in Versorgungsgebieten ein Wärmepotenzial von bis zu 180.000 MWh/a. Es wird in der EST-Studie jedoch davon ausgegangen, dass der zu erwartende Fernwärme- absatz an Endkunden bis 2020 um lediglich 20.000 MWh/a gesteigert wird. Dieser Ent- wicklungstrend wird in der weiteren Betrachtung übernommen. Nach eigenen Berech- nungen könnten damit knapp 3.100 Tonnen CO2 eingespart werden.    Umstellung von Heizöl auf Erdgas Laut EST-Studie könnten auf Basis der bisherigen Umstellungen und bei Fortschreibung des Trends bis 2020 Heizölanlagen mit einer Leistung von rund 180 MW durch Erdgas- kessel ausgetauscht werden. Nach eigenen Berechnungen würde die Energieträgerum- stellung eine CO2-Einsparung von etwa 3.000 Tonnen bis 2020 bedeuten. 18
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Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht             Tsd. Tonnen 150,0 100,0 118,0 50,0 3,7              3,1                3,0 0,0 GuD/Heizkraftwerk Dez. Klein-BHKW Fernwärmeausbau Austausch Öl-Gas Bild 7:          CO2-Vermeidungspotenzial durch energieeffiziente Versorgung 3.2.2 Ausbau erneuerbarer Energien Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist in Bonn, ähnlich wie in anderen Großstädten, durch die räumlichen Gegebenheiten stark eingeschränkt. Aufgrund der dichten Bebau- ung und Flächennutzungen ist beispielsweise ein großflächiger Windkraftausbau nicht möglich, so dass damit bereits ein großes erneuerbares Stromerzeugungspotenzial wegfällt.     Biomasse In der Zeit von 2002 bis 2009 wurden etwa 91 Biomasseanlagen durch die BAFA mit einer thermischen Leistung von 1,7 MW zugebaut. Es wird an dieser Stelle davon aus- gegangen, dass im betrachteten Zeitraum bis 2020 eine ähnliche Steigerungsrate er- folgt. Demnach könnten zusätzlich rund 1.000 Tonnen CO2 bis 2020 eingespart werden.     Biogas Ein Bau landwirtschaftlicher Biogasanlagen wird in Bonn nicht erwartet. Im Bereich der Grün- und Bioabfälle wird bis 2020 ebenfalls kein realisierbares Ausbaupotenzial inner- halb des Stadtgebiets erwartet. Eine Vergärungsanlage ist in der Regel nur an beste- henden Kompostierungsanlagen sinnvoll. Da in Bonn keine entsprechenden Anlagen vorhanden sind und die Entsorgung bis Ende 2015 ohnehin noch durch die Kompostie- rungsanlage Köln-Niehl (KVK) erfolgt, ist bis 2020 eine Vergärungsanlage in Bonn nicht zu erwarten.     Klärgas Zurzeit werden in zwei von vier der Kläranlagen in Bonn die Klärgasmengen verstromt. Für die Kläranlage Salierweg wurde aktuell ein Klimaschutz-Teilkonzept erstellt bei dem weitere mögliche Maßnahmen zur Reduzierung der CO 2-Emissionen ermittelt wurden. Ein konkretes Einsparpotenzial wird nach Prüfung und Abstimmung zur Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen noch ermittelt. macintosh hd:users:andreashuebner:desktop:diese woche:iksk bonn:endbericht_iksk_bonn_2013_12_10.docx 19 Stand: 10.12.2013 08:30
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Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht     Wasserkraft Im Stadtgebiet werden nach derzeitigem Kenntnisstand keine Wasserkraftwerke betrie- ben. Es gibt jedoch erste Vorplanungen für ein Modellprojekt zur Wasserkraftnutzung am Rhein. Eine konkrete Aussage zu einem möglichen Ausbau ist an dieser Stelle nicht möglich.     Photovoltaik Die Potenziale für die Photovoltaik sind hinsichtlich der geeigneten Dachflächen enorm. Demnach könnten gemäß den Ergebnissen des Solardachkatasters für Bonn etwa 2,37 km Modulfläche mit einer Gesamtstromerzeugung von zusätzlich etwa 300.000 MWh/a 2 erzeugen. Dies würde rund 150.000 Tonnen CO2-Einsparung entsprechen. Da der Aus- bau in starkem Maße von privaten Investitionsentscheidungen abhängt, kann davon ausgegangen werden, dass der zu erwartende Ausbau bis 2020 deutlich geringer aus- fällt. Es wird anhand der Fortschreibung des bisherigen Trends in Bonn eine Abschätzung zum Ausbau bis 2020 an dieser Stelle durchgeführt. Der Ausbautrend wird in Anlehnung an die EST-Studie auf durchschnittlich zehn Prozent festgelegt. Demnach würde eine elektrische Leistungssteigerung um rund 11,5 MW und eine Stromerzeugung von rund 7.200 MWh/a realisiert werden. Dies entspricht einer CO2-Einsparung von knapp 5.000 Tonnen bis 2020.     Solarthermie Laut Solardachkataster könnten auf rund 71.000 Gebäuden Solarthermieanlagen mit einer Dachfläche von etwa 3,9 km (alternativ zur Photovoltaik) installiert werden (ca. 60 2 Prozent aller Gebäude). Es ist analog zur Photovoltaik davon auszugehen, dass der tat- sächliche Ausbau deutlich geringer ausfällt. Gemäß dem Ausbautrend laut EST-Studie wird an dieser Stelle von einem durchschnitt- lichen Zubau von etwa sieben Prozent jährlich ausgegangen. Demnach könnten zusätz- lich rund 13.000 m Kollektorfläche aufgestellt werden. Dies würde eine CO 2-Einsparung 2 von rund 1.200 Tonnen bis 2020 bedeuten.     Bodennahe Geothermie Das Ausbaupotenzial für den Einsatz geothermischer Techniken ist in der Praxis vorwie- gend nur in Kombination mit Wärmepumpen zu Heizzwecken im Neubau und in energe- tisch hochwertig sanierten Bestandsgebäuden zu sehen. Laut EST-Studie könnte der Einsatz von Geothermie im Neubau einen Wärmebedarf von bis zu 3.000 MWh/a decken und dadurch beispielsweise den Energieträger Erdgas sub- stituieren. Im Gebäudebestand ist davon auszugehen, dass eine Anwendung nur selten stattfindet. Laut Datensatz der vorliegenden EcoRegion-Bilanz hat sich der Einsatz von Geothermie (Umweltwärme) im Zeitraum von 2001 bis 2010 von etwa 6.800 MWh auf 20.400 MWh verdreifacht. Es wird angenommen, dass bis 2020 die gleiche Zubaumen- ge erfolgt, so dass zusätzlich bis zu 14.000 MWh durch den Einsatz von Geothermie gedeckt würde. Dies entspräche nach eigenen Berechnungen einer CO 2-Reduktion von etwa 1.500 Tonnen bis 2020. Die CO2-Einsparpotenziale durch den Ausbau der erneuerbaren Energieträger werden im Folgenden zusammengefasst. 20
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