Microsoft Outlook - Memoformat

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „E-Mails vom Kreativbeauftragten Dieter Gorny

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, VIA Von:                                       BUERO-VIA5 Gesendet:                                  Donnerstag, 8. Dezember 2016 14:31 An:                                        BUERO-VIA5 Betreff:                                   Studie nicht-technische Innovationen Anlagen:                                   1208 PM Brigitte Zypries „Innovationspolitik stärker über Technik hinaus denken“.pdf; studie-nichttechnische- innovationen,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf; zusammenfassung-bmwi-studie-zu-nichttechnischen- innovationen,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf Sehr geehrte Damen und Herren, heute wurde in Berlin die Studie des BMWi "Ökonomische und verwaltungstechnische Grundlagen einer möglichen öffentlichen Förderung von nicht-technischen Innovationen" vorgestellt. Ein wichtiges Ziel der Studie ist es, die ökonomischen Grundlagen zu erarbeiten, auf denen eine mögliche Förderung von nicht-technischen Innovationen, wie innovativen Dienstleistungen und neuen Geschäftsmodellen in der Kultur- und Kreativwirtschaft, fußen kann. Als Anlage sende ich Ihnen die Studie, eine Kurzfassung sowie eine begleitende PM. Mit freundlichen Grüßen Frank Fischer __________________________ Leiter Referat VIA5 - Kultur- und Kreativwirtschaft Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Scharnhorststr. 34-37, 10115 Berlin E-Mail:              @bmwi.bund.de Internet: http://www.bmwi.bund.de 1
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HAUSANSCHRIFT  Scharnhorststraße 34-37 Pressemitteilung                                               INTERNET 10115 Berlin www.bmwi.de Pressestelle TEL Berlin, 8. Dezember 2016 Seite 1 von 2                                                     E-MAIL             @bmwi.bund.de Brigitte Zypries: „Innovationspolitik stärker über Technik hinaus denken“ BMWi stellt Studie zu nichttechnischen Innovationen vor Brigitte Zypries, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, stellt heute im Berliner Startup-Hub Rainmaiking Loft die Ergebnisse einer Studie zu nichttechnischen Innovationen vor. Die Studie kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass Innovationen, die außerhalb klassischer Forschungslabore entstehen, besser gefördert werden müssen. Brigitte Zypries: „Es gibt eine immense Dynamik bei neuen digitalen Geschäftsmodellen, bei bahnbrechenden Konzepten aus der Kultur- und Kreativwirtschaft und bei weiteren nichttechnischen Innovationen. Sie alle müssen wir noch besser für unsere Wirtschaft nutzen und verstärken. Zwar sind wir bei Forschung und Entwicklung sehr gut. Das allein reicht heute aber nicht mehr: Neue Geschäftsmodelle, neue Dienstleistungen, neue Nutzungskonzepte – moderne Innovationspolitik muss ein vielfältiges Ideen-Spektrum adressieren. Die Studie gibt wertvolle Empfehlungen, wie wir hier noch besser werden können.“ Die im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) erstellte Studie trägt den Titel „Ökonomische und verwaltungstechnische Grundlagen einer möglichen öffentlichen Förderung von nichttechnischen Innovationen“. Zu den nichttechnischen Innovationen zählt die Studie u.a. neue Geschäftsmodelle frisch gegründeter und existierender Unternehmen sowie eine Vielzahl an Produkt- und Dienstleistungsinnovationen, wie z.B. Marketing- und Designkonzepte. Die Autoren ermitteln spezifische Hemmnisse bei der Entwicklung nichttechnischer Innovationen, denen mit darauf zugeschnittenen staatlichen Maßnahmen entgegnet werden könnte. Sie sollen von der Idee zum Markterfolg unterstützen. Neben innovationsfreundlichen
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Seite 2 von 2 Rahmenbedingungen zählen dazu nach Ansicht der Autoren beispielsweise neue Infrastrukturangebote, Vernetzungsinitiativen und Beratungsleistungen. Die Studie sieht gleichzeitig aber auch relativ große administrative Herausforderungen bei der Umsetzung von Unterstützungsmaßnahmen, da mit der Unterstützung nichttechnischer Innovationen teilweise Neuland betreten wird. Das BMWi wird die Ergebnisse deshalb weiteren Detailanalysen unterziehen. Die Nutzung von Erfahrungen aus existierenden Unterstützungsgebieten, etwa der Förderung von Gründungen oder technischen Innovationen, kann dabei helfen, konkrete Umsetzungsmaßnahmen auszuformulieren. Die Studie können Sie hier abrufen, eine Zusammenfassung finden Sie hier.
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Ökonomische und verwaltungs- technische Grundlagen einer möglichen öffentlichen Förderung von nichttechnischen Innovationen Schlussbericht technopolis |group| gemeinsam mit ISIconsult Institut für Sozialinnovation Consulting & VDI/VDE-IT (im Unterauftrag) Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie www.technopolis-group.com
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Ökonomische und verwaltungstechnische Grundlagen einer möglichen öffentlichen Förderung von nichttechnischen Innovationen Schlussbericht technopolis |group| November 2016 , Technopolis Group , Technopolis Group , Technopolis Group , Technopolis Group , Technopolis Group , ISIconsult Institut für Sozialinnovation Consulting , ISIconsult Institut für Sozialinnovation Consulting , VDI/VDE-IT , VDI/VDE-IT , VDI/VDE-IT
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Inhaltsverzeichnis Executive Summary .....................................................................................................................................3 1    Einführung ......................................................................................................................................... 10 2    Projektablauf, Arbeitspakete und Methoden .................................................................................... 12 2.1      Ablauf und Arbeitspakete des Projektes......................................................................................................12 2.2      Eingesetzte Methoden.................................................................................................................................. 13 3 Innovation – Konzepte, Begriffsdifferenzierungen und eine Definition von nichttechnischen Innovationen ............................................................................................................................................. 16 3.1      Zentrale Definitionen des Begriffs „Innovation“ .........................................................................................16 3.1.1      Innovation im Verständnis der OECD ................................................................................................16 3.1.2      Erweiterte Definitionen von Innovationen in der wissenschaftlichen Literatur .............................. 18 3.1.3      Nichttechnische Innovationen – Begriffsoperationalisierungen in Literatur und Praxis .................19 3.1.4      Konsequenzen der Begriffserweiterung für das Verständnis von Innovationsprozessen ................ 23 3.2      Differenzierungsmöglichkeiten zwischen technischen, nichttechnischen und sozialen Innovationen.... 26 3.2.1      Soziale versus nichttechnische Innovationen .................................................................................... 27 3.2.2      Technische versus nichttechnische Innovationen ............................................................................. 29 3.3      Nichttechnische Innovationen – Allgemeine Definition und Abgrenzung zu anderen Innovationsarten38 3.4      Nichttechnische Innovationen – Der Fokus für diese Studie .................................................................... 39 3.5      Ausprägungen von nichttechnischen Innovationen für diese Studie .........................................................41 4    Analyse von Markt- und Systemversagenstatbeständen .................................................................. 47 4.1      Tatbestände von Markt- und Systemversagen ........................................................................................... 47 4.1.1      Tatbestände von Marktversagen ........................................................................................................ 48 4.1.2      Tatbestände von Systemversagen .......................................................................................................61 4.2      Prioritäten bei Markt- und Systemversagenstatbeständen und Innovationsarten ................................... 72 4.2.1      Priorisierung von übergreifenden Ansatzpunkten an Markt-und Systemversagenstatbeständen .. 73 4.2.2      Priorisierung von Arten nichttechnischer Innovationen ................................................................... 75 5    Bestehende Innovationsförderansätze und Implikationen der Ergebnisse für eine Adaption des Förderansatzes mit Blick auf nichttechnische Innovationen ................................................................... 77 5.1      Ansatzpunkte zur Förderung von nichttechnischen Innovationen in einem sequenziellen Innovationsmodell ...................................................................................................................................................77 5.2      Aufarbeitung des Förderspektrums und Implikationen für eine Förderung von nichttechnischen Innovationen ........................................................................................................................................................... 80 5.3      Grundsätzliche Anforderungen an Förderinstrumente: Grundlage einer Fokussierung von Handlungsfeldern zur Förderung von nichttechnischen Innovationen ................................................................ 88 5.4      Phasen, Handlungsfelder und Instrumente – Syntheseansatz.................................................................. 90 6    Empfehlungen .................................................................................................................................... 97 6.1      Vorschlag für ein innovationspolitisches Portfolio zur Förderung nichttechnischer Innovationen ........ 98 6.2      Möglichkeiten einer Bündelung von Maßnahmen bei der Umsetzung der Instrumente ....................... 104 6.3      Querschnittsaspekte einer Förderung von nichttechnischen Innovationen ........................................... 105 Ökonomische und verwaltungs-technische Grundlagen einer möglichen öffentlichen Förderung von                                                                                1 nichttechnischen Innovationen
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7    Verwendete Literatur ....................................................................................................................... 107 Länderfallstudien zur Förderung nichttechnischer Innovationen in Österreich, dem Vereinigten Königreich und Dänemark mit einem Fokus auf die Kultur- und Kreativwirtschaft ........ 116 Tabellen Tabelle 1 Anzahl und Zuordnung der Interviews.........................................................................................................14 Tabelle 2 Exemplarische Darstellung der Erhebung von erwarteten Produktivitätszuwächsen durch nichttechnische Innovationen bei Facebook .............................................................................................................. 36 Tabelle 3 In Anwendung befindliche Förderinstrumente und momentan adressierte primäre Handlungsfelder.. 81 Tabelle 4 Zusammenführung von Innovationsphasen nichttechnischer Innovationen, Handlungsfeldern und Förderinstrumenten aus dem Bereich der technischen Innovation .......................................................................... 90 Tabelle 5 Zusammenführung von Phasen des NTI-Prozesses, Handlungsfeldern und Förderinstrumenten aus dem Bereich der technischen Innovationen unter Berücksichtigung der Relevanzanalyse aus Kap. 5.1 ................. 92 Abbildungen Abbildung 1 Portfolio an Instrumenten zur Förderung nichttechnischer Innovationen in verschiedenen Innovationsphasen ........................................................................................................................................................ 8 Abbildung 2 Überblick über die Arbeitspakete ........................................................................................................... 13 Abbildung 3 Definition des Produktionsprozesses bei Dienstleistungen ................................................................. 35 Abbildung 4 Verhältniss von technischen, nichttechnischen und sozialen Innovationen (mit Beispielen) ............. 39 Abbildung 5 Fokus der Studie in Bezug auf Arten von (nichttechnischen) Innovationen .........................................41 Abbildung 6 Arten von nichttechnischen Innovationen ............................................................................................ 42 Abbildung 7 Schalenmodell der Interventionsräume................................................................................................. 89 Abbildung 8 Portfolio an Instrumenten zur Förderung nichttechnischer Innovationen in verschiedenen Innovationsphasen ...................................................................................................................................................... 98 Abbildung 9 Projektauswahlverfahren für die impulse-Förderungen innerhalb der österreichischen KW-Initiative „evolve“ ....................................................................................................................................................................... 119 Ökonomische und verwaltungs-technische Grundlagen einer möglichen öffentlichen Förderung von                                                                                       2 nichttechnischen Innovationen
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Executive Summary Das Projekt Deutsche Unternehmen gehören zu den weltweit führenden Anbietern von Industriegütern. Die Her- steller beispielsweise deutscher Autos, Maschinen- oder Industrieanlagen oder auch Medizintechnik gehören weltweit zu den wettbewerbsstärksten Anbietern. Sie tragen umfassend zum wirtschaftlichen Wohlstand in Deutschland bei und sind zentrale Träger des deutschen Exporterfolgs. Betrachtet man neue, etwa stark durch die Digitalisierung getriebene Bereiche im Bereich Business-to- Consumer (B2C) (unter anderem z.B. im Bereich der Kreativwirtschaft), dann fällt auf, dass deutsche Unternehmen auf diesen keine äquivalente Rolle wie in den oben benannten Märkten des verarbeiten- den Gewerbes einnehmen. Diese Märkte basieren im Gegensatz zu den oben genannten deutschen Erfolgsbranchen auffallend oft auf Innovationen, bei denen eine technische Komponente nicht primär im Vordergrund steht. Dies zeigt sich an verschiedensten Beispielen. So werden in Bereichen der Kul- tur- und Kreativindustrie wie z.B. in der Musikwirtschaft Innovationen wie Streaming-Services von Unternehmen wie Spotify und Napster getragen, die außerhalb Deutschlands angesiedelt sind. Ähnli- ches ist in der Gaming- oder Filmbranche bei innovativen Entwicklungen wie z.B. Social oder Serious Gaming oder Virtual Reality Applikationen in Filmen zu beobachten. In gleicher Weise wird der der- zeit dynamische Wandel in der Mobilitätswirtschaft vor allem durch amerikanische Unternehmen wie UBER oder auch das israelische Unternehmen Gett getragen. Deutsche Unternehmen wie z.B. Black- lane adressieren diesen Markt zwar auch, fallen jedoch im Vergleich zu den ausländischen Konkurren- ten zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung stark zurück. Vor diesem empirischen Hintergrund hat sich das Projektteam bestehend aus Technopolis Group, ISIconsult und VDI/VDE-IT in dem Projekt „Ökonomische und verwaltungstechnische Grundlagen einer möglichen öffentlichen Förderung von nichttechnischen Innovatio- nen“ für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit der Notwendigkeit und den Möglich- keiten einer öffentlichen Förderung von sog. nichttechnischen Innovationen befasst. Das Projekt wur- de in drei zentralen Arbeitspaketen bearbeitet. •   Zunächst wurde auf Basis einer umfangreichen Literatur- und Quellenanalyse sowie Inter- views mit Unternehmen und Experten aus Intermediären und Verbänden eine Definition des Begriffs „nichttechnische Innovationen“ sowie eine Abgrenzung zu anderen Arten von Innovation vorgenommen. Ziel war es dabei, eine klare konzeptionelle Fassung des Begriffs „nichttechnische Innovation“ zu erreichen. •   Auf Basis dieser Definition sowie weiterer Experteninterviews führte das Projektteam eine ökonomische Analyse zu potenziellen Tatbeständen von Marktversagen durch. Zudem wurde untersucht, ob verschiedene Aspekte des deutschen Innovationssystems die Reali- sierung von nichttechnischen Innovationen in Deutschland hemmen. Die ergebnisoffene Ana- lyse lieferte Hinweise zu verschiedenen Handlungsfeldern, in denen Tatbestände eines Markt- bzw. Innovationssystemversagens eine staatliche Intervention grundsätzlich nötig erscheinen lassen. •   In einem dritten Schritt wurden das bestehende Förderinstrumentarium der Innovations- politik mit Blick auf eine Anwendbarkeit und Übertragbarkeit auf nichttechnische Innovatio- nen sowie auf eine Passgenauigkeit zu den identifizierten Handlungsfeldern untersucht. Dabei wurden Anpassungsbedarfe der Innovationsförderung herausgearbeitet und Hand- lungsempfehlungen zu geeigneten Instrumenten formuliert. Grundsätzlich lag der Fokus des Projektes auf einer breiten, branchenunabhängigen Analyse von nichttechnischen Innovationen. Durch diesen breiten Fokus der Analyse sollte unter anderem eine Übertragbarkeit der Erkenntnisse auf verschiedene Bereich des Wirtschaftslebens erreicht werden. Allerdings wurden auf Wunsch des Auftraggebers einige Branchen vertieft betrachtet. So lagen Ökonomische und verwaltungs-technische Grundlagen einer möglichen öffentlichen Förderung von        3 nichttechnischen Innovationen
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Schwerpunkte der Untersuchung auf der Kreativwirtschaft (z.B. Gamesbranche), der Energiewirt- schaft, der digitalen Gesundheitswirtschaft sowie auf weiteren digital industries. Definition und Beispiele für nichttechnische Innovationen Es hat sich bisher keine etablierte Definition des Begriffs „nichttechnische Innovationen“ im poli- tischen und wissenschaftlichen Umfeld etablieren können. In der wissenschaftlichen Literatur geht das Verständnis von „Innovation“ zwar deutlich über rein technische Innovationen hinaus. Auch in auf die Nutzung durch die Politik abzielende Publikationen wie z.B. das Oslo-Manual der OECD wird auf nichttechnische Innovationsarten wie Marketing- oder Organisationsinnovationen eingegangen. Al- lerdings bleibt die konzeptionelle Grundlage hierfür unklar bzw. greift zu kurz. Zudem werden für diese Innovationsarten verschiedenste unterschiedliche Bezeichnungen (wie z.B. soziale Innovationen, nichttechnische Innovationen, nichttechnologische Innovationen) in unterschiedlichstem Verständnis und Verhältnis zueinander genutzt. Vor diesem Hintergrund wurde im Projekt eine Definition des Begriffs der nichttechnischen Innovation erarbeitet. Diese kann im Folgenden als Grundlage genutzt werden, um Markt- und Sys- temversagen zu identifizieren und mittels innovationspolitischer Instrumente zu adressieren. Diese Definition baut auf der Erkenntnis auf, dass sich nichttechnische in wesentlichen Aspekten von techni- schen Innovationen unterscheiden. Zwei Aspekte können hierbei beispielhaft genannt werden: •    Technische Innovationen sind kurzfristig nicht grundlegend veränderbar, da sie etwa als phy- sisches Artefakt (etwa als Maschine o.ä.) vorliegen. Nichttechnische Innovationen zeichnen sich dagegen oftmals durch einen interaktiven Charakter aus. Dies bedeutet, dass im Gegen- satz zu technischen Innovationen, die nichttechnischen Innovationen auch nach der Marktein- führung einem stetigen, dynamischen Veränderungsprozess unterliegen. Der Nutzer prägt da- bei durch seine Handlungen wesentlich die konkrete Ausprägung einer Innovation. Beispiele hierfür sind etwa Anpassungen an einem innovativen Webdesign oder einem online- gestützten Videospiel, bei dem auf Basis des Nutzerverhaltens gleichsam in Echtzeit Optimie- rungen vorgenommen werden können. •    Während technische Innovationen objektive Produkteigenschaften aufweisen (z.B. ein be- stimmter PKW bremst bei 100 km/h in 40 Metern in den Stand ab) zeichnen sich nichttechni- sche Innovationen oftmals durch das Fehlen dieser von vornherein bestimmbaren, objektivier- ten Produkteigenschaften aus. Dies wird deutlich etwa bei einem neuartigen Produktdesign- ansatz, bei einer organisatorischen Innovation, bei der sich der Nutzen erst durch die zukünf- tige Akzeptanz innerhalb der Organisation entfaltet oder bei einer innovativen Webplattform wie AirBnB, die maßgeblich von nutzergeneriertem Content lebt (bei AirBnB also konkret etwa der Bereitschaft der Nutzer, Wohnraum über die Plattform zu vermieten). Durch das Fehlen von vorab nicht fest definierbaren objektiven Eigenschaften, ist es bei nichttechnischen Inno- vation vielfach nicht möglich, klare Anwendungs- und Nutzenversprechen a priori identifizie- ren und kommunizieren zu können. Unter anderem auf Basis dieser identifizierten Unterschiede von technischer und nichttechnischer Innovation leitet sich unsere Definition von nichttechnischen Innovationen ab. Dabei stellen wir vor allem die Art der Nutzengenerierung für den Kunden in den Vordergrund, also in welcher Wei- se Wertschöpfung durch die Innovation generiert wird: Unter nichttechnischen Innovationen werden neuartige Produkt-, Dienstleis- tungs-, Prozess-, Organisations- und Marketingkonzepte wie auch Geschäftsmo- delle verstanden. Der primäre Wertschöpfungsbeitrag entsteht dabei nicht aus eingesetzten Technologien (z.B. Komponenten, Software), sondern wesentlich aus Veränderungen, die auf bisher nicht bekannte Anwendungskontexte, Nutzungs- möglichkeiten, organisationale Strukturen oder Ertrags- und Wertschöpfungs- mechaniken abzielen. Nichttechnische Innovationen können in marktorientierter und gemeinwohlorientierter Ausprägung, aber auch in Mischformen vorliegen. Ökonomische und verwaltungs-technische Grundlagen einer möglichen öffentlichen Förderung von          4 nichttechnischen Innovationen
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Ein wichtiger Aspekt bei der Definition und Analyse von nichttechnischen Innovationen ist, dass diese durchaus technische Elemente umfassen können. Allerdings ist Technik hierbei eher „Mittel zum Zweck“. Es gibt also Schnittmengen zwischen der technischen und nichttechnischen Ausprägung von Innovationen. Zudem ist bei der Nutzung der Definition zu beachten, dass diese lediglich generell eine Zuordnung einer Innovation zur Gruppe der nichttechnischen Innovationen ermöglichen soll. Selbst wenn diese Definition auf eine Innovation zutrifft, ist damit noch keine Aussage über die Notwendig- keit einer Förderung oder eine Förderwürdigkeit der Innovation gesagt. Die in der öffentlichen Diskussion (u.a. in der „Neuen Hightech-Strategie“) oftmals genannten sog. „sozialen Innovationen“ sind nach unserer Definition eine Untermenge von nichttechnischen und technischen Innovationen. Sie zeichnen sich nach unserem Verständnis durch eine primäre Gemein- wohlorientierung des Innovators und nicht alleinige, gleichwohl aber – gleichsam als „Nebeneffekt“ – mögliche Kommerzialisierung aus. Ein Beispiel für eine soziale Innovation nichttechnischer Art im Sinne dieses Projektes wäre etwa ein innovatives Partizipationskonzept in der Stadtentwicklung. Im vorliegenden Projekt haben wir uns auf nichttechnische Innovationen fokussiert, welche primär einen Fokus auf eine kommerzielle Verwertung der Innovation aufweisen und die damit prinzipiell für eine Förderung durch das BMWi in Frage kommen. Gleichzeitig können jedoch auch nichttechnische Inno- vationen im Sinne dieses Projektes „soziale“ Effekte haben, etwa wenn ein kommerzielles Videospiel wie Cloud Chaser eine Annäherung an die Erfahrungen von Geflüchteten ermöglicht. Ebenso kann auch ein auf die Nutzung älterer Menschen zielendes Produktdesign etwa eines Smartphones zu kom- merziellen Erfolgen führen, aber gleichzeitig auch die digitale Souveränität älterer Menschen im Sinne einer Nutzung von IKT-basierten Produkten verbessern und damit eine „soziale Komponente“ haben. Die Ausprägung nichttechnischer Innovationen lässt sich aus vielfältigen Perspektiven betrachten. Im vorliegenden Projekt wurden nichttechnische Innovationen in folgende Arten von Innovationen einge- teilt: •    Produktinnovationen mit Technikbezug: Innovationen mit Schnittstellen zu technischen oder IT- Komponenten unter weitgehender Nutzung des bestehenden Standes der Technik wie z.B. Digitale Spiele (Gaming), Video- oder Audio Streaming-Angebote, Online-Beratungsangebote im Bereich Banking, Health etc., Konfiguratoren für individuelle Produkte (Mass Customization), neue/andersartige Kommunikationsdienste/Messenger (z.B. Threema im Vergleich zu WhatsApp) •    Produktinnovationen ohne Technikbezug: Konzepte für neue Produkte (meist Dienstleistungen) weitgehend ohne Notwendigkeit einer technischen Komponente (z.B. neuartige Marketingansätze wie Virales Marketing, Designinnovationen oder ein neuartiges Open Innovation-Konzept). •    Geschäftsmodellinnovationen: Neue Ansätze zur Generierung eines Kundennutzens sowie des damit zusammenhängenden Wertschöpfungs- und Ertragsmodells. Geschäftsmodellinnovationen können in neu gegründeten Unternehmen entstehen (Entrepreneurship in Start-ups, etwa bei Air- BnB, Uber, Deliveroo) oder sich innerhalb von etablierten Unternehmen entwickeln (Intrapreneu- rship, etwa neue Geschäftsmodelle in der KKW/Gamingbranche wie Free-to-play oder das geän- derte Geschäftsmodell von ebay von einer Auktionsplattform im Bereich Consumer-to-Consumer zu einer Business-to-Consumer Verkaufsplattform). Die Analyse eines möglichen Markt- oder Innovationssystemversagens Auf Grundlage der Konzepte einer klassischen, mikroökonomisch orientierten Marktversagensana- lyse sowie dem Konzept des Nationalen Innovationssystems wurden in Arbeitspaket 2 umfang- reiche ökonomische Analysen durchgeführt. Hierdurch wurden verschiedene Tatbestände untersucht, die bei Marktversagen bzw. Systemversagen als Hemmnis innerhalb des deutschen Innovationsystems gesehen werden können und somit eine innovationspolitische Intervention nötig machen könnten. Im Ergebnis der Analyse kommen wir zu einer Reihe von Handlungsfeldern, in denen relevante Innovationshemmnisse bei nichttechnischen Innovationen auf individueller (z.B. für potenzielle Gründer/Innovatoren im nichttechnischen Bereich) bzw. auf systemischer Ebene durch den Marktme- Ökonomische und verwaltungs-technische Grundlagen einer möglichen öffentlichen Förderung von         5 nichttechnischen Innovationen
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