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Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT- Connect Plattform Zwischenbericht für FIT-Connect Unteruntertitel                   Version: 1.0 Stand: 10.09.2020
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Inhaltsverzeichnis 1        Ausgangslage.....................................................................................3 2        Handlungsbedarf................................................................................4 2.1      Herausforderungen für Entwickler:innen in der föderalen IT-Landschaft.....5 2.2      Risiken für die Verwaltungsdigitalisierung...................................................7 3        Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect..............7 3.1      Ziele von FIT-Connect.................................................................................. 7 3.2      Zielgruppen von FIT-Connect.....................................................................10 3.3      Abgrenzung zu anderen Handlungsfeldern der föderalen IT-Architektur...11 4        Offener Plattformansatz von FIT-Connect........................................12 4.1      Wertschöpfungskette und Zusammenspiel der Akteure einer Plattform. . .14 4.2      Organisatorische Merkmale der FIT-Connect Plattform im Vergleich zu anderen Plattformen............................................................................................ 14 5        Grundsätzliche Einordnung der FIT-Connect Plattform in das Produktportfolio des IT-Planungsrats.........................................................16 5.1      Abhängigkeiten und Abstimmungsbedarfe zu bestehenden föderalen Gremien und Arbeitsgruppen innerhalb und außerhalb des IT-Planungsrats.......16 5.2      Initiale Handlungsschwerpunkte von FIT-Connect.....................................17 5.2.1 Föderale Antragsübermittlungsinfrastruktur..............................................17 5.2.2 Föderales Entwicklerportal.........................................................................18 5.2.3 Entwicklung einer abgestimmten Plattformarchitektur für das Antragsmanagement............................................................................................ 19 5.3      Arbeitsprogramm für die Weiterentwicklung der FIT-Connect Plattform....19 Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT-Connect Plattform Stand: 10.09.2020                                                                                       S. 2 von 20
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1    Ausgangslage Die deutsche Verwaltung besteht aus tausenden Ämtern und Behörden auf drei föderalen Ebenen, die ebenfalls tausende, teilweise sehr unterschiedliche Verwaltungsleistungen erbringen. Von der kommunalen Gewerbesteuer bis zur Auskunft aus dem Fahreignungsregister des Kraftfahrt-Bundesamtes sind davon alle Bereiche des Lebens und Wirtschaftens betroffen. In vielen Fällen sind bei den betroffenen Leistungen mehrere Behörden aus unterschiedlichen Ebenen involviert. Aktuell wird die Verknüpfung der betroffenen Behörden oft von den Nutzerinnen und Nutzern übernommen. Ähnlich heterogen und zahlreich wie die Leistungen und Behörden der deutschen Verwaltung sind auch ihre IT-Systeme. Sie sind historisch gewachsen und oft sehr spezifisch auf den entsprechenden Kontext angepasst. Neben den Fachverfahren, die die internen Verwaltungsprozesse abbilden, sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten auch viele IT-Systeme zur Interaktion mit den Nutzerinnen und Nutzern       dazu       gekommen.          Dazu        gehören       Antragssysteme,       Portale, Authentifizierungslösungen und Payment-Dienste. Die Heterogenität und Fragmentierung der bestehenden IT-Systeme stellt die Digitalisierung      der    Verwaltung       im     Allgemeinen       und      die   Umsetzung    des Onlinezugangsgesetzes im Speziellen vor Herausforderungen. Zum einen sollen im Sinne des Portalprinzips möglichst alle Leistungen über das zentrale Bundesportal und die dezentralen Portale der Länder und Kommunen mit interoperablen Nutzerkonten nutzbar sein. Zum anderen sollen die digitalen Verwaltungsleistungen              nutzerfreundliche            Prinzipien         wie    Once-Only berücksichtigen. Für beides ist ein stärkeres Zusammenspiel der IT-Systeme der Verwaltung nötig. Um dieses Zusammenspiel zu ermöglichen und zu verbessern, gibt es bereits mehrere Projekte und Maßnahmen des IT-Planungsrates. Jedoch folgen diese Bemühungen          oft   engen      Strukturen       und    Regeln     und      werden  von    einer vergleichsweise kleinen Gruppe an Menschen betrieben. Viele Projekte und Maßnahmen sind beispielsweise in geschlossenen Arbeitsgruppen organisiert. Für Entwickler:innen        ergeben       sich   daraus       besondere      Herausforderungen,        die ebenfalls eine schnelle und effiziente Verwaltungsdigitalisierung verhindern. Die damit verbundenen Risiken für die OZG-Umsetzung ergeben einen klaren Handlungsbedarf. Eine Lösung hierfür können plattformbasierte Vorgehensmodelle und Strategien sein. Plattformen sind sozio-technische Systeme, die die offene Koordination und Kooperation von dezentralen Akteuren ermöglichen. Dazu schaffen Plattformen eine zentrale Basis mit Grundregeln, innerhalb dessen sich Akteure frei beteiligen können. Plattformen schaffen damit einen Raum für die Entwicklung von Ökosystemen aus kooperativ erarbeiteten Lösungen. Im öffentlichen Sektor Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT-Connect Plattform  Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect Stand: 10.09.2020                                                                           S. 3 von 20
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wurde der Plattform-Ansatz von Tim O’Reilly bereits im Jahre 2010 vorgeschlagen und "Government as a Plattform" getauft. Der Plattformansatz bedient sich dabei Lehren aus dem Umfeld von IT-Konzernen wie Facebook und Google, die durch Öffnung ihrer IT-Systeme einen hohen Grad an Vernetzung und Skalierung erreichen könnten. Der Ansatz findet sich heute in einigen Ländern, auch mit teils unterschiedlichen Zielsetzungen. In Singapur, Großbritannien, USA und Saudi- Arabien findet die Idee erfolgreich praktische Anwendung. FIT-Connect soll ein Projekt des IT-Planungsrates werden, das basierend auf dem Plattform-Ansatz die Vernetzung und Integration der IT-Systeme der deutschen Verwaltung          vorantreiben        und        die      Bildung      eines        entsprechenden Lösungsökosystems fördern soll. FIT-Connect unterstützt damit die Digitalisierung der deutschen Verwaltung durch die Schaffung von Plattformeffekten und der Nutzung kooperativer Ansätze aus der IT. Das folgende Dokument beschreibt den Plattform-Ansatz von FIT-Connect, die Ziele der Plattform, ihren Mehrwert und Umfang sowie initiale Bausteine. 2    Handlungsbedarf Die Umsetzung des OZG stellt die gesamte föderale Verwaltung vor eine historische Aufgabe in der Verwaltungsmodernisierung, deren Dimensionen mit kaum einem anderen Vorhaben der Verwaltung in den letzten Jahren vergleichbar ist. Hierdurch entsteht ein enormer Umsetzungsaufwand für alle Ebenen der Verwaltung, um die flächendeckende Realisierung von Onlineantragsdiensten und deren Anbindung an die digitale Antragsverarbeitung umzusetzen. Die Schwierigkeit       der   OZG-Umsetzung            besteht      insbesondere        darin,   dass     der Umsetzungsaufwand in der kurz- bis mittelfristigen Betrachtung die Kapazitäten der jeweiligen Verwaltungsebenen sowie der vorhandenen öffentlichen und privaten      IT-Dienstleister      individuell      übersteigt     und      nur     durch    intensive Zusammenarbeit und Arbeitsteilung zu stemmen sein wird. Eine Öffnung der bestehenden Bemühungen für möglichst alle Akteure sowie deren effektive Koordination und Kooperation ist nötig, um die Stärken der föderal organisierten deutschen Verwaltung mit ihren verteilten Ressourcen effizient zu nutzen. Dabei spielen insbesondere die Entwickler:innen eine zentrale Rolle. Sie müssen in die Lage versetzt werden, schnell und effizient nachnutzbare Lösungen        zu     schaffen.       Im      Folgenden         werden        aktuell     bestehende Herausforderungen          der     Entwickler:innen         näher     skizziert      und    die   damit verbundenen Risiken dargestellt. Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT-Connect Plattform  Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect Stand: 10.09.2020                                                                               S. 4 von 20
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2.1 Herausforderungen für Entwickler:innen in der föderalen IT-Landschaft Die Landschaft der bestehenden Lösungen und IT-System für E-Government in Deutschland ist organisch gewachsen und umfangreich. Sie besteht aus zahlreichen       technischen      Komponenten,           die   zur   Erbringung       von   digitalen Verwaltungsleistungen           miteinander          zusammenarbeiten.            Die   sich   daraus ergebende Anzahl von Schnittstellen ist erheblich und in der folgenden Abbildung dargestellt. Abbildung 1 Schnittstellenlandkarte des Portalverbunds in der Version 0.8 Die     Anzahl     und    insbesondere        die     Heterogenität       der     Schnittstellen    der existierenden föderalen IT-Landschaft ergeben ein komplexes System aus Abhängigkeiten, das bei der Implementierung von neuen und der Anpassung von alten Lösungen erhebliche Aufwände für Entwickler:innen mit sich bringt. Durch die     zahllosen       Abhängigkeiten          sind      die    Auswirkungen          von    solchen Implementierungen nicht immer offensichtlich. Nicht alle Abhängigkeiten sind jeweils bekannt, und deren Reaktion auf Änderungen ist nicht immer transparent. Bei der Implementierung eines neuen Online-Dienstes müssen Entwickler:innen beispielsweise         unterschiedliche           und       heterogene          Antragsarchitekturen berücksichtigen,         um      die     medienbruchfreie           Übermittlung         der    Daten sicherzustellen, auf Basiskomponenten unterschiedlicher Verwaltungsebenen und Behörden (bspw. auf Payment- oder Nutzerkontenkomponenten) zuzugreifen. Hierbei lässt sich festhalten, dass die Umsetzung und Schnittstellen je nach Bundesland unterschiedlich sind und auch für Entwickler:innen nicht immer offen zugänglich dokumentiert ist, welche Rahmenbedingungen vorliegen und wo konkrete Spezifikationen und Entwicklungsressourcen zu finden sind. Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT-Connect Plattform  Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect Stand: 10.09.2020                                                                             S. 5 von 20
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Vor allem fehlt aber ein föderal funktionierender und generisch umsetzbarer Ansatz      für   Entwickler:innen,        sodass      sie    diese   Problemstellung         je    nach Auftragsumfeld unterschiedlich lösen müssen. Zwar existiert mit XFall ein vom IT- Planungsrat verabschiedeter Standard zur Übertragung von Antragsdaten und zudem existiert mit FIM Datenfelder ein Ansatz, um die Fachdaten eines Antrags zu standardisieren, jedoch weisen diese Ansätze im Zusammenspiel und in der föderalen Umsetzung noch Defizite auf. XFall findet bislang vor allem nur landesintern in den jeweiligen technischen Ansätzen zur Antragsübermittlung statt und die dortigen Anforderungen sind ausgeprägt. Auch die Einbindung von FIM basierten Antragsdaten in einem XFall Antrag      wird    zwar     schon     in   der     Praxis    genutzt,      jedoch     ein  fehlt      ein standardisierter, öffentlich dokumentierter und allgemein anerkannter Ansatz, um dies zu realisieren. Zudem ist noch kein schnell umsetzbarer Lösungsweg festgelegt, mit dem eine föderale Adressierung und Zuständigkeitsfindung für Antragsdienste für alle runde 5000 Leistungen in Deutschland umgesetzt werden kann. Als möglicher Ansatz besteht hier der LeiKa bzw. FIM-Leistungen, der in einigen Ländern für diesen Anwendungskontext erfolgreich genutzt wird, jedoch fehlt auch hier eine föderale Architektur, die diesen Ansatz einfach und standardisiert im ganzen Bundesgebiet nutzbar macht. Zusammenfassend lassen sich folgende zentralen Herausforderungen festhalten:     Fehlende Lösungsansätze für zentrale Lösungsanforderungen: Für einige zentrale Lösungsanforderungen im föderalen Antragsumfeld, wie bspw.      der    föderalen       Antragsübermittlung,            fehlt     es    an     einem standardisierten und flächendeckend nutzbaren Lösungsansatz.     Heterogenität              und          lückenhafte             Verfügbarkeit                von Basiskomponenten:                  Für        einige        andere           querschnittliche Lösungsanforderungen existieren schon Basiskomponenten, jedoch sind diese nicht flächendeckend in allen Ländern verfügbar und weisen heterogene        Anbindungskonzepte               auf,     die       durch      bundesweite Lösungsanbieter zu adressieren sind.     Fehlende Transparenz und Offenheit von Entwicklerinformationen: Für viele verfügbare und zwingend zu nutzende Basiskomponenten fehlt es an     offenen      und      umfassenden           Entwicklerinformationen,           die      es Lösungsentwicklern erlauben ihre Software anzubinden und ihre weitere Softwareentwicklung          planbar       und    wirtschaftlich       an    die  Landschaft verfügbarer Basiskomponenten auszurichten.     Fehlende        Rahmenvorgaben                und      Referenzmodelle:             Es      fehlt vollständig       an      offenen        und       verbindlichen         Architektur-        und Rahmenvorgaben           im     föderalen       Umfeld,     die     die     Einbindung       von Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT-Connect Plattform  Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect Stand: 10.09.2020                                                                               S. 6 von 20
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Basiskomponenten, Infrastrukturen und Standards für die jeweiligen Umsetzungsmodelle und Umsetzungskontexte klar zu regeln. Zudem fehlt es       an       Hilfestellungen,            Referenzmodellen              und      offenen Implementierungsbeispielen, die als Orientierung in der Umsetzung dienen können. 2.2 Risiken für die Verwaltungsdigitalisierung Aus diesen Herausforderungen für Entwickler:innen resultieren zentrale Risiken für die Verwaltungsdigitalisierung:     Nichterreichen der OZG-Ziele: Es besteht das Risiko, dass die OZG- Umsetzung nicht annähernd für alle OZG-Leistungen im gesetzlichen vorgegeben Zeitraum flächendeckend realisiert werden kann, obwohl die notwendigen Haushaltsmittel prinzipiell zur Verfügung stehen, da die dafür notwendigen Kapazitäten nicht im ausreichenden Umfang und in der notwendigen Qualität mobilisiert werden können.     Geringe         Mehrwerte            oder        negative          Effekte       bei       der Prozessdigitalisierung: Um das OZG schnell umzusetzen, könnten die verantwortlichen Stellen dazu neigen, dass Onlineantragsdienste und die damit verbundenen Prozesse nur in einem sehr geringen Reifegrad und ohne offene Standards realisiert werden. Somit entstehen „Zwischenlösungen“, die letztlich dauerhaft bestehen bleiben könnten. Die Folge können geringe Prozessmehrwerte           oder     sogar       Zusatzbelastungen           durch  schlecht digitalisierte Prozesse und Abhängigkeiten zu Lösungen bestimmter Anbieter sein.     Fehlende Nachhaltigkeit der entstehenden Lösungen über 2022 hinaus:      Weiterhin       besteht      die    Gefahr,     dass      aufgrund   fehlender Kooperation und Koordination Mehrfachimplementierungen entstehen, dass nicht kompatible Lösungen und Schnittstellen etablieren sowie dass Implementierung geschaffen werden, die nicht dem Stand der Technik entsprechen.       Diese     Entwicklungen         würden      die     Weiternutzung      und Weiterentwicklung nach 2022 erschweren. Fehlende Kooperation und Koordination erhöhen deshalb das Risiko, dass Teile der OZG-Umsetzung nach 2022 nochmals von Grund auf neu angegangen werden müssen. 3    Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect 3.1 Ziele von FIT-Connect Eine bestehende Strategie der OZG-Umsetzung ist die Fokussierung und Förderung von Nachnutzungsmodellen für Antragslösungen (bspw. als „Einer für Alle“ Dienst oder nachnutzbarer Software), um hiermit die bestehenden Ressourcen und Finanzmittel für zentrale Antragslösungen zu bündeln, anstatt Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT-Connect Plattform  Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect Stand: 10.09.2020                                                                             S. 7 von 20
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Antragslösungen für die gleiche Fachlichkeit mehrfach zu entwickeln und zu pflegen. FIT-Connect        versucht    diese     Nachnutzungsmodelle              zu     unterstützen,     aber gleichzeitig auch die generellen Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Fachlösungen         im OZG-Umfeld          zu     verbessern.      Bei der Verbesserung             der Rahmenbedingungen für die Lösungsentwicklung verfolgt FIT-Connect eine Reihe strategischer        Zielstellungen,      die       sich    darauf     fokussieren,        bestehende Umsetzungskapazitäten besser zu nutzen oder die OZG-Umsetzung für neue Umsetzungskapazitäten und Lösungsansätze zu öffnen:     Umsetzungsverantwortliche und Lösungsanbieter entlasten: Die Entwicklung von Antragsdiensten erfolgt nicht auf der grünen Wiese, sondern      je   nach     Bundesland         und     Umsetzungsmodell           im   Kontext bestehender IT-Landschaften mit unterschiedlichen antragsempfangenden Systemen und Basiskomponenten, die anzubinden sind. Zudem fehlen für bestimmte        Lösungsbedarfe,           wie     die   föderale        Übermittlung       von Antragsdaten, schlicht auch flächendeckende und standardisierte Ansätze. Hierdurch entstehen erhebliche zusätzliche Such-, Abstimmungs- und Integrationsaufwände, da die Gesamtarchitektur und Anbindung der beteiligten     Systeme       immer       wieder     projekt-     und      anbieterspezifisch ermittelt,      entwickelt      und       abgestimmt         werden         müssen.      Diese wiederkehrenden Aufwände müssen durch eine durchgehende föderale Rahmenarchitektur, ergänzende föderale Integrationsinfrastrukturen und gebündelte Informationsangebote für Umsetzungsverantwortliche und Lösungsanbieter reduziert werden.     Industrialisierung          der     Lösungsentwicklung                fördern:      Die    OZG Umsetzung kann nur zum Erfolg werden, wenn Lösungen aus generischen und    wiederverwendbaren            Lösungsbausteinen            und      Standardlösungen industriell gefertigt werden können. Dies erfordert jedoch bei den Lieferanten      und     Entwickler:innen          solcher     Lösungsbausteine          einen modularen und planbaren Entwicklungsrahmen mit offenen Technologie- und Schnittstellenstandards, damit diese ihre Entwicklungsplanung daran ausrichten können.     Transparentere und effizientere Vernetzung der föderalen IT- Landschaft: Die föderale IT-Landschaft ist gekennzeichnet von durch existierenden und etablierten Basiskomponenten in Bund und Ländern und bestehenden Antragslösungen, E-Akte Systemen und Fachverfahren in den Behörden.       Diese     IT-Landschaft        ist   geprägt       von     unterschiedlichen Schnittstellen      und      teils     lückenhaften         oder       nicht    vorhandenen Rahmenarchitekturen,           die     ein     interoperables         Zusammenspiel         der Komponenten regeln. Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT-Connect Plattform  Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect Stand: 10.09.2020                                                                              S. 8 von 20
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Hierdurch entsteht für Lösungsanbieter und Auftraggeber Intransparenzen bei der Definition der Rahmenbedingungen für Entwicklungsarbeiten, sodass viele Lösungsanbieter bei der Umsetzung nicht partizipieren können, teure Anpassungen in der Umsetzung erfolgen oder vorhandene Basiskomponenten nicht eingebunden werden.     Öffnung         der      OZG-Umsetzung                für      neue         Akteure        und Lösungsansätze:            Die    etablierten       Dienstleister       und     Anbieter     im öffentlichen Sektor werden nur eingeschränkt in der Lage sein, den Ressourcenbedarf          für   die     OZG-Umsetzung           abzudecken.         Auch     ein Wachstum dieser Anbieter wird nur begrenzt Erfolg versprechen, da der Arbeitsmarkt begrenzt ist und durch zu große Anbieter neue Risiken von Monopolen und fehlenden Innovationsimpulsen entstehen. Daher ist der Zugang zu Basiskomponenten und Entwicklungsressourcen grundsätzlich so weit zu öffnen, damit auch neue externe Entwickler:innen von Lösungen (bspw. KMUs, Startups oder Open Source Akteure) die Möglichkeit bekommen, einsatzfähige Lösungen und Innovationen für die OZG-Umsetzung zu entwickeln und anzubieten. Zu dieser Öffnung gehören neben einer Transparenz des Zugangs auch eine Nutzung von verbreiteten Industriestandards, damit Eintrittsbarrieren gesenkt werden.     Öffnung        der    Antragsstellung              für    externe          Lösungen        und Geschäftsmodelle: Für alle Verwaltungsleistungen sollte die Verwaltung in der Pflicht sein, ein hochwertiges Basisangebot bereitzustellen. Dennoch kann     eine    Öffnung      von     Basiskomponenten           und      Schnittstellen     für Antragslösungen außerhalb der Verwaltung wichtigen Mehrwert für die Verwaltungsdigitalisierung liefern. Hierunter können betriebliche Systeme der Unternehmen (wie bspw. SAP) fallen, die Anträge und Berichtsmeldungen direkt elektronisch an die Verwaltung schicken, wie bspw. Gewerbeanmeldung oder Hotelabgaben, welche direkt aus den betrieblichen Systemen befüllt und an die zuständige       Behörde       versendet         werden.      Auch        Drittsoftware      für Bürger:innen ist denkbar, die von Lösungsanbietern oder auch der Zivilgesellschaft entwickelt werden, wie bspw. eine durch Studentenwerke bereitgestellte Studien App, die alle behördlichen Anträge von Bafög bis Bildungskredit      umsetzt      und      den    Studenten       auch      bei   Fristen   und Verlängerungen von Leistungen unterstützt. Die Verwaltung kann hiervon in Form von neuen attraktiven digitalen Zugangskanälen profitieren, die den Anteil digitaler Anträge steigern und neue Innovationsimpulse schafft, von denen auch Verwaltungslösungen profitieren. Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT-Connect Plattform  Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect Stand: 10.09.2020                                                                              S. 9 von 20
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Von diesen strategischen Zielstellungen und Überlegungen soll letztendlich der Staat als Auftraggeber und Verfahrensverantwortlicher durch konkrete Verbesserung der bisherigen Situation profitieren:     Höherer       Wettbewerb          und       Kostenvorteile:           Durch    Öffnung     der Lösungsentwicklung und Reduzierung von Eintrittsbarrieren, sowie die zentrale Senkung der Entwicklungskosten bei den Entwickler:innen und Lösungsverantwortlichen soll ein dynamischer und wettbewerbsorientierter Lösungsmarkt geschaffen werden, sodass Kostenvorteile und höhere Umsetzungsgeschwindigkeiten für OZG-Lösungen entstehen.     Höhere Lösungsvielfalt und Innovationen: Durch den breiteren Markt an Akteuren wird auch für die Verwaltung eine höhere Lösungsvielfalt entstehen, durch die spezifische Bedürfnisse einzelner Behörden besser adressiert werden können und auch die Möglichkeit eröffnet wird, dass neue Innovationen entstehen.     Effizientere Vergabe und Lösungsumsetzung: Letztlich vereinfachen auch klarere Rahmenbedingungen und Architekturen die Vergabe und Steuerung      von     Umsetzungsprojekten             für   die     Digitalisierung   neuer Verwaltungsleistungen, da Auftraggeber:innen auf allgemein bekannte und transparent verfügbare Vorgaben, Testinfrastrukturen und Ressourcen von Entwickler:innen          verweisen          können,       die        durch      beauftragen Entwickler:innen zu nutzen sind. 3.2 Zielgruppen von FIT-Connect Ausgehend        von    diesen      strategischen        Zielstellungen       stehen    grundsätzlich Entwickler:innen von Fachlösungen als primäre Zielgruppe im Fokus. Diese Zielgruppe lässt sich wie folgt differenzieren:     Entwickler:innen und Lösungsanbieter von Antragslösungen und Fachportalen im Auftrag der Verwaltung, aber auch Entwickler:innen in der Wirtschaft und Drittsoftware für Bürger:innen.     Entwickler:innen und Lösungsanbieter von Antragsbearbeitungs- systemen           (bspw.        Fachverfahren,            E-Akte          Lösungen       und Prozessplattformen)         in   den       Behörden      und      sonstigen     Stellen    mit hoheitlichen Aufgaben.     Entwickler:innen von Softwarebausteinen (Antragsgeneratoren, Validierungssoftware,                etc.),       Entwicklungswerkzeugen                 und Bibliotheken, die für die oben genannte Fachsoftware integrierbare Softwarekomponenten und Werkzeuge bereitstellen, damit die Entwicklung von Fachlösungen schneller und wirtschaftlicher realisiert werden kann. Für diese Zielgruppen will FIT-Connect spezifische Lösungsangebote innerhalb der      bestehenden         föderalen       IT-Landschaft         bereitstellen.      Durch     diese Lösungsangebote sollen die unterschiedlichen Herausforderungen adressiert Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT-Connect Plattform  Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect Stand: 10.09.2020                                                                                S. 10 von 20
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