Konzept
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „fitconnect Artefakte“
Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT- Connect Plattform Zwischenbericht für FIT-Connect Unteruntertitel Version: 1.0 Stand: 10.09.2020
Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage.....................................................................................3 2 Handlungsbedarf................................................................................4 2.1 Herausforderungen für Entwickler:innen in der föderalen IT-Landschaft.....5 2.2 Risiken für die Verwaltungsdigitalisierung...................................................7 3 Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect..............7 3.1 Ziele von FIT-Connect.................................................................................. 7 3.2 Zielgruppen von FIT-Connect.....................................................................10 3.3 Abgrenzung zu anderen Handlungsfeldern der föderalen IT-Architektur...11 4 Offener Plattformansatz von FIT-Connect........................................12 4.1 Wertschöpfungskette und Zusammenspiel der Akteure einer Plattform. . .14 4.2 Organisatorische Merkmale der FIT-Connect Plattform im Vergleich zu anderen Plattformen............................................................................................ 14 5 Grundsätzliche Einordnung der FIT-Connect Plattform in das Produktportfolio des IT-Planungsrats.........................................................16 5.1 Abhängigkeiten und Abstimmungsbedarfe zu bestehenden föderalen Gremien und Arbeitsgruppen innerhalb und außerhalb des IT-Planungsrats.......16 5.2 Initiale Handlungsschwerpunkte von FIT-Connect.....................................17 5.2.1 Föderale Antragsübermittlungsinfrastruktur..............................................17 5.2.2 Föderales Entwicklerportal.........................................................................18 5.2.3 Entwicklung einer abgestimmten Plattformarchitektur für das Antragsmanagement............................................................................................ 19 5.3 Arbeitsprogramm für die Weiterentwicklung der FIT-Connect Plattform....19 Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT-Connect Plattform Stand: 10.09.2020 S. 2 von 20
1 Ausgangslage Die deutsche Verwaltung besteht aus tausenden Ämtern und Behörden auf drei föderalen Ebenen, die ebenfalls tausende, teilweise sehr unterschiedliche Verwaltungsleistungen erbringen. Von der kommunalen Gewerbesteuer bis zur Auskunft aus dem Fahreignungsregister des Kraftfahrt-Bundesamtes sind davon alle Bereiche des Lebens und Wirtschaftens betroffen. In vielen Fällen sind bei den betroffenen Leistungen mehrere Behörden aus unterschiedlichen Ebenen involviert. Aktuell wird die Verknüpfung der betroffenen Behörden oft von den Nutzerinnen und Nutzern übernommen. Ähnlich heterogen und zahlreich wie die Leistungen und Behörden der deutschen Verwaltung sind auch ihre IT-Systeme. Sie sind historisch gewachsen und oft sehr spezifisch auf den entsprechenden Kontext angepasst. Neben den Fachverfahren, die die internen Verwaltungsprozesse abbilden, sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten auch viele IT-Systeme zur Interaktion mit den Nutzerinnen und Nutzern dazu gekommen. Dazu gehören Antragssysteme, Portale, Authentifizierungslösungen und Payment-Dienste. Die Heterogenität und Fragmentierung der bestehenden IT-Systeme stellt die Digitalisierung der Verwaltung im Allgemeinen und die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes im Speziellen vor Herausforderungen. Zum einen sollen im Sinne des Portalprinzips möglichst alle Leistungen über das zentrale Bundesportal und die dezentralen Portale der Länder und Kommunen mit interoperablen Nutzerkonten nutzbar sein. Zum anderen sollen die digitalen Verwaltungsleistungen nutzerfreundliche Prinzipien wie Once-Only berücksichtigen. Für beides ist ein stärkeres Zusammenspiel der IT-Systeme der Verwaltung nötig. Um dieses Zusammenspiel zu ermöglichen und zu verbessern, gibt es bereits mehrere Projekte und Maßnahmen des IT-Planungsrates. Jedoch folgen diese Bemühungen oft engen Strukturen und Regeln und werden von einer vergleichsweise kleinen Gruppe an Menschen betrieben. Viele Projekte und Maßnahmen sind beispielsweise in geschlossenen Arbeitsgruppen organisiert. Für Entwickler:innen ergeben sich daraus besondere Herausforderungen, die ebenfalls eine schnelle und effiziente Verwaltungsdigitalisierung verhindern. Die damit verbundenen Risiken für die OZG-Umsetzung ergeben einen klaren Handlungsbedarf. Eine Lösung hierfür können plattformbasierte Vorgehensmodelle und Strategien sein. Plattformen sind sozio-technische Systeme, die die offene Koordination und Kooperation von dezentralen Akteuren ermöglichen. Dazu schaffen Plattformen eine zentrale Basis mit Grundregeln, innerhalb dessen sich Akteure frei beteiligen können. Plattformen schaffen damit einen Raum für die Entwicklung von Ökosystemen aus kooperativ erarbeiteten Lösungen. Im öffentlichen Sektor Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT-Connect Plattform Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect Stand: 10.09.2020 S. 3 von 20
wurde der Plattform-Ansatz von Tim O’Reilly bereits im Jahre 2010 vorgeschlagen und "Government as a Plattform" getauft. Der Plattformansatz bedient sich dabei Lehren aus dem Umfeld von IT-Konzernen wie Facebook und Google, die durch Öffnung ihrer IT-Systeme einen hohen Grad an Vernetzung und Skalierung erreichen könnten. Der Ansatz findet sich heute in einigen Ländern, auch mit teils unterschiedlichen Zielsetzungen. In Singapur, Großbritannien, USA und Saudi- Arabien findet die Idee erfolgreich praktische Anwendung. FIT-Connect soll ein Projekt des IT-Planungsrates werden, das basierend auf dem Plattform-Ansatz die Vernetzung und Integration der IT-Systeme der deutschen Verwaltung vorantreiben und die Bildung eines entsprechenden Lösungsökosystems fördern soll. FIT-Connect unterstützt damit die Digitalisierung der deutschen Verwaltung durch die Schaffung von Plattformeffekten und der Nutzung kooperativer Ansätze aus der IT. Das folgende Dokument beschreibt den Plattform-Ansatz von FIT-Connect, die Ziele der Plattform, ihren Mehrwert und Umfang sowie initiale Bausteine. 2 Handlungsbedarf Die Umsetzung des OZG stellt die gesamte föderale Verwaltung vor eine historische Aufgabe in der Verwaltungsmodernisierung, deren Dimensionen mit kaum einem anderen Vorhaben der Verwaltung in den letzten Jahren vergleichbar ist. Hierdurch entsteht ein enormer Umsetzungsaufwand für alle Ebenen der Verwaltung, um die flächendeckende Realisierung von Onlineantragsdiensten und deren Anbindung an die digitale Antragsverarbeitung umzusetzen. Die Schwierigkeit der OZG-Umsetzung besteht insbesondere darin, dass der Umsetzungsaufwand in der kurz- bis mittelfristigen Betrachtung die Kapazitäten der jeweiligen Verwaltungsebenen sowie der vorhandenen öffentlichen und privaten IT-Dienstleister individuell übersteigt und nur durch intensive Zusammenarbeit und Arbeitsteilung zu stemmen sein wird. Eine Öffnung der bestehenden Bemühungen für möglichst alle Akteure sowie deren effektive Koordination und Kooperation ist nötig, um die Stärken der föderal organisierten deutschen Verwaltung mit ihren verteilten Ressourcen effizient zu nutzen. Dabei spielen insbesondere die Entwickler:innen eine zentrale Rolle. Sie müssen in die Lage versetzt werden, schnell und effizient nachnutzbare Lösungen zu schaffen. Im Folgenden werden aktuell bestehende Herausforderungen der Entwickler:innen näher skizziert und die damit verbundenen Risiken dargestellt. Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT-Connect Plattform Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect Stand: 10.09.2020 S. 4 von 20
2.1 Herausforderungen für Entwickler:innen in der föderalen IT-Landschaft Die Landschaft der bestehenden Lösungen und IT-System für E-Government in Deutschland ist organisch gewachsen und umfangreich. Sie besteht aus zahlreichen technischen Komponenten, die zur Erbringung von digitalen Verwaltungsleistungen miteinander zusammenarbeiten. Die sich daraus ergebende Anzahl von Schnittstellen ist erheblich und in der folgenden Abbildung dargestellt. Abbildung 1 Schnittstellenlandkarte des Portalverbunds in der Version 0.8 Die Anzahl und insbesondere die Heterogenität der Schnittstellen der existierenden föderalen IT-Landschaft ergeben ein komplexes System aus Abhängigkeiten, das bei der Implementierung von neuen und der Anpassung von alten Lösungen erhebliche Aufwände für Entwickler:innen mit sich bringt. Durch die zahllosen Abhängigkeiten sind die Auswirkungen von solchen Implementierungen nicht immer offensichtlich. Nicht alle Abhängigkeiten sind jeweils bekannt, und deren Reaktion auf Änderungen ist nicht immer transparent. Bei der Implementierung eines neuen Online-Dienstes müssen Entwickler:innen beispielsweise unterschiedliche und heterogene Antragsarchitekturen berücksichtigen, um die medienbruchfreie Übermittlung der Daten sicherzustellen, auf Basiskomponenten unterschiedlicher Verwaltungsebenen und Behörden (bspw. auf Payment- oder Nutzerkontenkomponenten) zuzugreifen. Hierbei lässt sich festhalten, dass die Umsetzung und Schnittstellen je nach Bundesland unterschiedlich sind und auch für Entwickler:innen nicht immer offen zugänglich dokumentiert ist, welche Rahmenbedingungen vorliegen und wo konkrete Spezifikationen und Entwicklungsressourcen zu finden sind. Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT-Connect Plattform Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect Stand: 10.09.2020 S. 5 von 20
Vor allem fehlt aber ein föderal funktionierender und generisch umsetzbarer Ansatz für Entwickler:innen, sodass sie diese Problemstellung je nach Auftragsumfeld unterschiedlich lösen müssen. Zwar existiert mit XFall ein vom IT- Planungsrat verabschiedeter Standard zur Übertragung von Antragsdaten und zudem existiert mit FIM Datenfelder ein Ansatz, um die Fachdaten eines Antrags zu standardisieren, jedoch weisen diese Ansätze im Zusammenspiel und in der föderalen Umsetzung noch Defizite auf. XFall findet bislang vor allem nur landesintern in den jeweiligen technischen Ansätzen zur Antragsübermittlung statt und die dortigen Anforderungen sind ausgeprägt. Auch die Einbindung von FIM basierten Antragsdaten in einem XFall Antrag wird zwar schon in der Praxis genutzt, jedoch ein fehlt ein standardisierter, öffentlich dokumentierter und allgemein anerkannter Ansatz, um dies zu realisieren. Zudem ist noch kein schnell umsetzbarer Lösungsweg festgelegt, mit dem eine föderale Adressierung und Zuständigkeitsfindung für Antragsdienste für alle runde 5000 Leistungen in Deutschland umgesetzt werden kann. Als möglicher Ansatz besteht hier der LeiKa bzw. FIM-Leistungen, der in einigen Ländern für diesen Anwendungskontext erfolgreich genutzt wird, jedoch fehlt auch hier eine föderale Architektur, die diesen Ansatz einfach und standardisiert im ganzen Bundesgebiet nutzbar macht. Zusammenfassend lassen sich folgende zentralen Herausforderungen festhalten: Fehlende Lösungsansätze für zentrale Lösungsanforderungen: Für einige zentrale Lösungsanforderungen im föderalen Antragsumfeld, wie bspw. der föderalen Antragsübermittlung, fehlt es an einem standardisierten und flächendeckend nutzbaren Lösungsansatz. Heterogenität und lückenhafte Verfügbarkeit von Basiskomponenten: Für einige andere querschnittliche Lösungsanforderungen existieren schon Basiskomponenten, jedoch sind diese nicht flächendeckend in allen Ländern verfügbar und weisen heterogene Anbindungskonzepte auf, die durch bundesweite Lösungsanbieter zu adressieren sind. Fehlende Transparenz und Offenheit von Entwicklerinformationen: Für viele verfügbare und zwingend zu nutzende Basiskomponenten fehlt es an offenen und umfassenden Entwicklerinformationen, die es Lösungsentwicklern erlauben ihre Software anzubinden und ihre weitere Softwareentwicklung planbar und wirtschaftlich an die Landschaft verfügbarer Basiskomponenten auszurichten. Fehlende Rahmenvorgaben und Referenzmodelle: Es fehlt vollständig an offenen und verbindlichen Architektur- und Rahmenvorgaben im föderalen Umfeld, die die Einbindung von Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT-Connect Plattform Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect Stand: 10.09.2020 S. 6 von 20
Basiskomponenten, Infrastrukturen und Standards für die jeweiligen Umsetzungsmodelle und Umsetzungskontexte klar zu regeln. Zudem fehlt es an Hilfestellungen, Referenzmodellen und offenen Implementierungsbeispielen, die als Orientierung in der Umsetzung dienen können. 2.2 Risiken für die Verwaltungsdigitalisierung Aus diesen Herausforderungen für Entwickler:innen resultieren zentrale Risiken für die Verwaltungsdigitalisierung: Nichterreichen der OZG-Ziele: Es besteht das Risiko, dass die OZG- Umsetzung nicht annähernd für alle OZG-Leistungen im gesetzlichen vorgegeben Zeitraum flächendeckend realisiert werden kann, obwohl die notwendigen Haushaltsmittel prinzipiell zur Verfügung stehen, da die dafür notwendigen Kapazitäten nicht im ausreichenden Umfang und in der notwendigen Qualität mobilisiert werden können. Geringe Mehrwerte oder negative Effekte bei der Prozessdigitalisierung: Um das OZG schnell umzusetzen, könnten die verantwortlichen Stellen dazu neigen, dass Onlineantragsdienste und die damit verbundenen Prozesse nur in einem sehr geringen Reifegrad und ohne offene Standards realisiert werden. Somit entstehen „Zwischenlösungen“, die letztlich dauerhaft bestehen bleiben könnten. Die Folge können geringe Prozessmehrwerte oder sogar Zusatzbelastungen durch schlecht digitalisierte Prozesse und Abhängigkeiten zu Lösungen bestimmter Anbieter sein. Fehlende Nachhaltigkeit der entstehenden Lösungen über 2022 hinaus: Weiterhin besteht die Gefahr, dass aufgrund fehlender Kooperation und Koordination Mehrfachimplementierungen entstehen, dass nicht kompatible Lösungen und Schnittstellen etablieren sowie dass Implementierung geschaffen werden, die nicht dem Stand der Technik entsprechen. Diese Entwicklungen würden die Weiternutzung und Weiterentwicklung nach 2022 erschweren. Fehlende Kooperation und Koordination erhöhen deshalb das Risiko, dass Teile der OZG-Umsetzung nach 2022 nochmals von Grund auf neu angegangen werden müssen. 3 Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect 3.1 Ziele von FIT-Connect Eine bestehende Strategie der OZG-Umsetzung ist die Fokussierung und Förderung von Nachnutzungsmodellen für Antragslösungen (bspw. als „Einer für Alle“ Dienst oder nachnutzbarer Software), um hiermit die bestehenden Ressourcen und Finanzmittel für zentrale Antragslösungen zu bündeln, anstatt Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT-Connect Plattform Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect Stand: 10.09.2020 S. 7 von 20
Antragslösungen für die gleiche Fachlichkeit mehrfach zu entwickeln und zu pflegen. FIT-Connect versucht diese Nachnutzungsmodelle zu unterstützen, aber gleichzeitig auch die generellen Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Fachlösungen im OZG-Umfeld zu verbessern. Bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Lösungsentwicklung verfolgt FIT-Connect eine Reihe strategischer Zielstellungen, die sich darauf fokussieren, bestehende Umsetzungskapazitäten besser zu nutzen oder die OZG-Umsetzung für neue Umsetzungskapazitäten und Lösungsansätze zu öffnen: Umsetzungsverantwortliche und Lösungsanbieter entlasten: Die Entwicklung von Antragsdiensten erfolgt nicht auf der grünen Wiese, sondern je nach Bundesland und Umsetzungsmodell im Kontext bestehender IT-Landschaften mit unterschiedlichen antragsempfangenden Systemen und Basiskomponenten, die anzubinden sind. Zudem fehlen für bestimmte Lösungsbedarfe, wie die föderale Übermittlung von Antragsdaten, schlicht auch flächendeckende und standardisierte Ansätze. Hierdurch entstehen erhebliche zusätzliche Such-, Abstimmungs- und Integrationsaufwände, da die Gesamtarchitektur und Anbindung der beteiligten Systeme immer wieder projekt- und anbieterspezifisch ermittelt, entwickelt und abgestimmt werden müssen. Diese wiederkehrenden Aufwände müssen durch eine durchgehende föderale Rahmenarchitektur, ergänzende föderale Integrationsinfrastrukturen und gebündelte Informationsangebote für Umsetzungsverantwortliche und Lösungsanbieter reduziert werden. Industrialisierung der Lösungsentwicklung fördern: Die OZG Umsetzung kann nur zum Erfolg werden, wenn Lösungen aus generischen und wiederverwendbaren Lösungsbausteinen und Standardlösungen industriell gefertigt werden können. Dies erfordert jedoch bei den Lieferanten und Entwickler:innen solcher Lösungsbausteine einen modularen und planbaren Entwicklungsrahmen mit offenen Technologie- und Schnittstellenstandards, damit diese ihre Entwicklungsplanung daran ausrichten können. Transparentere und effizientere Vernetzung der föderalen IT- Landschaft: Die föderale IT-Landschaft ist gekennzeichnet von durch existierenden und etablierten Basiskomponenten in Bund und Ländern und bestehenden Antragslösungen, E-Akte Systemen und Fachverfahren in den Behörden. Diese IT-Landschaft ist geprägt von unterschiedlichen Schnittstellen und teils lückenhaften oder nicht vorhandenen Rahmenarchitekturen, die ein interoperables Zusammenspiel der Komponenten regeln. Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT-Connect Plattform Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect Stand: 10.09.2020 S. 8 von 20
Hierdurch entsteht für Lösungsanbieter und Auftraggeber Intransparenzen bei der Definition der Rahmenbedingungen für Entwicklungsarbeiten, sodass viele Lösungsanbieter bei der Umsetzung nicht partizipieren können, teure Anpassungen in der Umsetzung erfolgen oder vorhandene Basiskomponenten nicht eingebunden werden. Öffnung der OZG-Umsetzung für neue Akteure und Lösungsansätze: Die etablierten Dienstleister und Anbieter im öffentlichen Sektor werden nur eingeschränkt in der Lage sein, den Ressourcenbedarf für die OZG-Umsetzung abzudecken. Auch ein Wachstum dieser Anbieter wird nur begrenzt Erfolg versprechen, da der Arbeitsmarkt begrenzt ist und durch zu große Anbieter neue Risiken von Monopolen und fehlenden Innovationsimpulsen entstehen. Daher ist der Zugang zu Basiskomponenten und Entwicklungsressourcen grundsätzlich so weit zu öffnen, damit auch neue externe Entwickler:innen von Lösungen (bspw. KMUs, Startups oder Open Source Akteure) die Möglichkeit bekommen, einsatzfähige Lösungen und Innovationen für die OZG-Umsetzung zu entwickeln und anzubieten. Zu dieser Öffnung gehören neben einer Transparenz des Zugangs auch eine Nutzung von verbreiteten Industriestandards, damit Eintrittsbarrieren gesenkt werden. Öffnung der Antragsstellung für externe Lösungen und Geschäftsmodelle: Für alle Verwaltungsleistungen sollte die Verwaltung in der Pflicht sein, ein hochwertiges Basisangebot bereitzustellen. Dennoch kann eine Öffnung von Basiskomponenten und Schnittstellen für Antragslösungen außerhalb der Verwaltung wichtigen Mehrwert für die Verwaltungsdigitalisierung liefern. Hierunter können betriebliche Systeme der Unternehmen (wie bspw. SAP) fallen, die Anträge und Berichtsmeldungen direkt elektronisch an die Verwaltung schicken, wie bspw. Gewerbeanmeldung oder Hotelabgaben, welche direkt aus den betrieblichen Systemen befüllt und an die zuständige Behörde versendet werden. Auch Drittsoftware für Bürger:innen ist denkbar, die von Lösungsanbietern oder auch der Zivilgesellschaft entwickelt werden, wie bspw. eine durch Studentenwerke bereitgestellte Studien App, die alle behördlichen Anträge von Bafög bis Bildungskredit umsetzt und den Studenten auch bei Fristen und Verlängerungen von Leistungen unterstützt. Die Verwaltung kann hiervon in Form von neuen attraktiven digitalen Zugangskanälen profitieren, die den Anteil digitaler Anträge steigern und neue Innovationsimpulse schafft, von denen auch Verwaltungslösungen profitieren. Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT-Connect Plattform Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect Stand: 10.09.2020 S. 9 von 20
Von diesen strategischen Zielstellungen und Überlegungen soll letztendlich der Staat als Auftraggeber und Verfahrensverantwortlicher durch konkrete Verbesserung der bisherigen Situation profitieren: Höherer Wettbewerb und Kostenvorteile: Durch Öffnung der Lösungsentwicklung und Reduzierung von Eintrittsbarrieren, sowie die zentrale Senkung der Entwicklungskosten bei den Entwickler:innen und Lösungsverantwortlichen soll ein dynamischer und wettbewerbsorientierter Lösungsmarkt geschaffen werden, sodass Kostenvorteile und höhere Umsetzungsgeschwindigkeiten für OZG-Lösungen entstehen. Höhere Lösungsvielfalt und Innovationen: Durch den breiteren Markt an Akteuren wird auch für die Verwaltung eine höhere Lösungsvielfalt entstehen, durch die spezifische Bedürfnisse einzelner Behörden besser adressiert werden können und auch die Möglichkeit eröffnet wird, dass neue Innovationen entstehen. Effizientere Vergabe und Lösungsumsetzung: Letztlich vereinfachen auch klarere Rahmenbedingungen und Architekturen die Vergabe und Steuerung von Umsetzungsprojekten für die Digitalisierung neuer Verwaltungsleistungen, da Auftraggeber:innen auf allgemein bekannte und transparent verfügbare Vorgaben, Testinfrastrukturen und Ressourcen von Entwickler:innen verweisen können, die durch beauftragen Entwickler:innen zu nutzen sind. 3.2 Zielgruppen von FIT-Connect Ausgehend von diesen strategischen Zielstellungen stehen grundsätzlich Entwickler:innen von Fachlösungen als primäre Zielgruppe im Fokus. Diese Zielgruppe lässt sich wie folgt differenzieren: Entwickler:innen und Lösungsanbieter von Antragslösungen und Fachportalen im Auftrag der Verwaltung, aber auch Entwickler:innen in der Wirtschaft und Drittsoftware für Bürger:innen. Entwickler:innen und Lösungsanbieter von Antragsbearbeitungs- systemen (bspw. Fachverfahren, E-Akte Lösungen und Prozessplattformen) in den Behörden und sonstigen Stellen mit hoheitlichen Aufgaben. Entwickler:innen von Softwarebausteinen (Antragsgeneratoren, Validierungssoftware, etc.), Entwicklungswerkzeugen und Bibliotheken, die für die oben genannte Fachsoftware integrierbare Softwarekomponenten und Werkzeuge bereitstellen, damit die Entwicklung von Fachlösungen schneller und wirtschaftlicher realisiert werden kann. Für diese Zielgruppen will FIT-Connect spezifische Lösungsangebote innerhalb der bestehenden föderalen IT-Landschaft bereitstellen. Durch diese Lösungsangebote sollen die unterschiedlichen Herausforderungen adressiert Ziele, Mehrwerte und Umfang der FIT-Connect Plattform Strategische Zielstellung und Zielgruppen von FIT-Connect Stand: 10.09.2020 S. 10 von 20