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Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Gutachten zu Badener Wand / Battert

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Baden-Württemberg
                                             REGIERUNGSPRÄSIDIUM KARLSRUHE
                                               DIE REGIERUNGSPRÄSIDENTIN

Regierungspräsidium Karlsruhe • 76247 Karlsruhe


Herrn                                                                                     Karlsruhe, 31.01.2022
Dieter Porsche
Deutscher Alpenverein
Landesverband Baden-Württemberg
Rotebühlstraße 59A
70178 Stuttgart




       Wanderfalkenschutz an der Badener Wand (Battertfelsen, Baden-Baden)



       Sehr geehrter Herr Porsche,


       haben Sie vielen Dank für Ihr Schreiben, mit welchem Sie Ihr Anliegen unterstreichen,
       zu einer einvernehmlichen sport- und naturverträglichen Lösung für den weiteren
       Wanderfalkenschutz an der Badener Wand der Battertfelsen zu kommen, und darum
       bitten, Ihre Interessenlage mir gegenüber in einem persönlichen Gespräch zu erläu­
       tern. Wirerkennen durchaus an, dass sich der Alpenverein bislang stets engagiert da­
       für eingesetzt hat, die sportliche Leidenschaft mit dem notwendigem Natur- und Ar­
       tenschutz in Einklang zu bringen. Insofern habe ich die Position des Landesverbands,
       wie Sie sie auch durch Schreiben mehrerer Sektionen dargelegt oder durch die öf­
       fentliche Resolution kundgetan haben, interessiert und mit Verständnis gelesen.


       Vorab möchte ich Ihnen gerne noch einmal den Sachstand erläutern:


       Die geologisch und erdgeschichtlich bedeutenden Battertfelsen sind nicht nur eine für
       Kletterer äußerst reizvolle und interessante Felsgruppe und beeindrucken auch viele
       den Naturgenuss und die Erholung suchende Menschen. Als ein herausragendes und
       wunderschönes Stück Natur sind die Battertfelsen aber auch Lebensraum für seltene
       Pflanzen und Tiere am Fels, auf den Blockhalden wie auch inmitten eines wertvollen
       alten Baumbestandes. Aufgrund all dieser Besonderheiten sind die Battertfelsen seit




                               76131 Karlsruhe ■ Schlossplatz 1-3 Telefon 0721 926 2100 • Fax 0721 93340211
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1981 Naturschutzgebiet und damit dem naturschutzrechtlich höchsten Schutzstatus
zugeordnet.


Für den Wanderfalken stellen die Battertfelsen aufgrund ihrer Lage und Formation ei­
nen äußerst günstigen Brutstandort dar. Dieser wurde trotz des bedrohlichen Be­
standsrückgangs aufgrund von Umweltgiften und Aushorstungen durch Falkner seit
den 1950er Jahren noch sehr lange aufgesucht, dann nach Bestandserholung ab
2004 wiederbesiedelt und ist in der Folge ständig besetzt. Der seither aber nur durch­
wachsene Bruterfolg lässt auf beeinträchtigende Rahmenbedingungen während der
Brutzeit schließen. So waren die Bruten nur in 10 von 17 Jahren erfolgreich. Darunter
waren überdurchschnittlich viele Nachbruten nach vorangegangenen Brutverlusten.
Der letztjährige Brutabbruch setzte eine in der vergangenen Dekade merklich nega­
tive Entwicklung fort, in der das Wanderfalkenpaar lediglich in vier Jahren erfolgreich
brüten und Junge aufziehen konnte. Der Bruterfolg am Battert in diesem Zeitraum
liegt im Schnitt bei einem flüggen Jungtier pro Jahr. Dies ist sowohl im Vergleich mit
der umliegenden Region Baden-Baden/Rastatt (1,3) als auch mit dem Regierungsbe­
zirk (1,5) oder mit dem Land insgesamt (1,3) unterdurchschnittlich.


Dies ist der Ausgangspunkt für unsere Überlegungen zur Verbesserung des Wander­
falkenschutzes. Flierzu haben wir einen gesetzlichen Auftrag. Denn der Wanderfalke
gehört zu den streng geschützten Arten und unterliegt mit seiner Lebensstätte hier
ganzjährig einem gesetzlichen Störungsverbot, besonders während der Fortpflan-
zungs-, Aufzucht-, Mauser- und Überwinterungszeit. Es konnten recht oft anthropo­
gene Störungen im Rahmen des Brutmonitorings festgestellt werden, teilweise nach­
weislich im zeitlichen Zusammenhang mit Brutabbrüchen. Dabei gehe ich nicht davon
aus, dass die Mitglieder des Alpenvereins, die auf Einhaltung der Regeln achten, da­
für verantwortlich sind. Aber Sie empfinden es verständlicherweise als ungerecht, die
Leidtragenden für Jene zu sein, die sich der Klettereinrichtungen bedienen und regel­
widrig verhalten. Ganz ähnlich dürfte das bei den Mitgliedern des Schwarzwaldver­
eins im Hinblick auf das Wandern am Battert wahrgenommen werden.


Aus Rücksicht auf die vielen Menschen, die sich am Battert regelkonform verhalten,
würde ich als Alternative sowohl zum Kletterverbot an der Badner Wand als auch zum
Abbau der Felsenbrücke einen Versuch unternehmen wollen, alle Kraft darauf zu ver­
legen, durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit sowie durch intensivere Information, Be­
sucherlenkung und Kontrolle im NSG die Einhaltung der bisherigen Schutzvorkehrun­
gen zur Störungsvermeidung zu erreichen.
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Dies erfordert natürlich einen Schulterschluss und die tatkräftige Zusammenarbeit der
Naturschutz- und Ordnungsverwaltung von Regierungspräsidium und Stadt Baden-
Baden auf der einen und den Ehrenamtlichen aller an der Nutzung der Battertfelsen
beteiligten Vereine auf der anderen Seite. Denn ein Großteil der Störungen erfolgt
weniger während normaler Arbeitszeiten unter der Woche, sondern vielmehr am
Abend bis in die Nacht hinein oder am Wochenende. Ich gehe zuversichtichlich davon
aus, dass ich auf Ihre Mithilfe zählen darf. Ich hoffe sehr, dass unsere gemeinsamen
intensiveren Anstrengungen erfolgreich sein werden. Wenn in der gegenwärtigen und
dann folgenden Brutperiode kein im Vergleich wesentlich besserer Bruterfolg an den
Battertfelsen erzielt werden kann, werden wir allerdings nicht umhinkommen, die avi­
sierten Maßnahmen zur Beruhigung der Wanderfalken-Lebensstätte einzuleiten.


Um dies zu erörtern, die weiteren Schritte festzulegen und mögliche Beiträge zur ver­
einbaren, möchte ich Ihr Angebot zum persönlichen Gespräch gerne aufgreifen. Die­
ses Gespräch würde ich gerne im engen Kreis mit den Spitzen der betroffenen Institu­
tionen führen - mit Ihnen vom Landesverband des Alpenvereins wie auch mit den Kol­
leginnen und Kollegen des Schwarzwaldvereins, der AG Wanderfalkenschutz im
NABU und der Oberbürgermeisterin der Stadt Baden-Baden. Einladen möchte ich
dazu auch die Landtagsabgeordneten des Wahlkreises Baden-Baden. Da es noch ei­
nige Vorbereitungen bedarf, würde ich einen Termin im Mai avisieren, Ihnen die Ein­
ladung zur Terminsicherung aber schon zeitnah zukommen lassen.


Die Zuschriften einzelner Sektionen Ihres Verbandes würden wir mit Übersendung ei­
ner Kopie dieses Schreibens beantworten. Ferner werden wir eine Mehrfertigung die­
ses Schreibens auch dem Schwarzwaldverein zukommen lassen. Ich wäre Ihnen
aber sehr verbunden, wenn die weitere Korrespondenz von Ihnen gebündelt würde.


Ich hoffe sehr auf Ihre Unterstützung.


Mit freundlichen Grüßen




Sylvia M. Feldfer
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